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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0002
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„Hrssische Landeszeitung", die, nach >
den uns vorliegendcn "vrobenummein zu ur- >
theilen, endltch einem langst gefühlten Bedürf.
niffe Abhülfe leisten wtrd. Wir wollen nur
koffen, daß die fretfinnigen MSnner Heffens
durch rege Theilnahme es ermSglichen, anf die
Dauer ein Unternchmcn zu erhalten, das vor-
ausfichtlich mit vielen Widerwärtigkeiten zu
kämpfcn haben wird und daß die „Hessische
LandeSzeitung" uns frische und gesunde Kost
vorsetzt, welche wir in dem bis jetzt hier ge-
reichten literarischen Futtcr nicht zu finden im
Stande waren.

A«s Schwaben, 25. Dez., wird der
„B. A. Z.« gemelvet: Die Weigerung Preu-
ßens, die Weiterführung unscrer Oberne-
ckarthalbahn durch die kleine Strecke des
Thals, welche zwischen Horb und Sulz vas
preußische Gebiet berührt, zu gestatte», macht
um so mehr Aufsehcn,. als man in diesem
Schritt cinc invirecte Pr.ssson auf Würtem-
berg des Handelsvertrags wegcn erblickt.

Kaffel, 27. Dec. Die Kaffeler Zeitung
verkündet eine landesherrliche Berordnung,
kraft welcher die vier Provinzialregierungen
dte ihnen überwtesenen Verwaltungsangelegen-,
heiten collegialisch in ver Weise behandeln,
daß die ordentlichen Mitglieder für sämmt-
liche, die außerordentlichen Mitglieder nur für
die Angelegeiiheiten ihres spectkllen ReferatS
stimmberechtigt sind.

Leipzig, 27. Dec. DaS hier crscheincnde
großdeutschc Blatt „Adler," sonst in freisin.
niger Weisc von dem früheren Rrdacteur der
unterdrückten„VaterlandsblStter," Kramcr, re-
Vigirt, hört wegen Mangel an Abonnenten
vvm 1. Januar an zn erscheinen aus.

Jnnsbruck, 24. Dec. Die bevorstehcnde
Wahl cines Abgeorvneten zum tirolischen Land.
tage an Stellc deS verstorbenen Landeshaupt-
mannes v. Klebelsberg gibt zu der lebhafkestkn
Agitation Anlaß. Die glaubenseinheitliche
Partei hat dcn Notar Dr. Rapp, die ent-
schicdcn liberale dcn Gpmnasial-Lehrer und
Gemeinderath Daum, einen seiner tadellosen
Gesinnungstreue wcgen geachteteu Maiin, und
die Mittclpartei den von Frankfurt her be-
kannten Professvr Tobias Wildauer als
Candidaten aufgestellt. Lr. Wildauer hat in
seiner von den Anhängern des guste wilieu
mit viel Bcifall ausgenommenen Rede sich un-
ter anderm auch für die Glcichberechtigung
der Confessionen ausgesprochen. Seine Gegner
machen ihm zum Vorwurfe, daß er nicht im-
mer s» gcdacht und mit ven Ulkramvntanen
noch zu einer Zeit, vor zwet Jahren wShrend
der Laiidtagswahlen, offcn Hand in Hand ge-
gangen sci, als er bereits anonpm im „Tiroler
Boten" gegen die Glaubcns-Agitation jene
Artikel geschrteben hatte, auf welche AufsStze
er sich in seincr Wahlrede als Bewcise seiner
Gesinnungstüchtigkcit dcrufk. Die Anhänger
Wildauer's erklären dieie Angaben sür Ver-
Icumdung, unv nun vcröffentlichen dic ultra-
montanen Korpphäen Zosef Fischer, k. k. pen-
sionirter Ober-Finanzraih, Otto Vorhauser,
Gpmnasial'lehrer, Josef Greutcr, Gpmnasial-
lehrcr, uttd I. G. Bonbank, Gpmnasiallehrer,
eine Erkiärung, wonach die genannten from-
men MSnner für die Wahrheit der bestrittcnen
Angaben einstehcn. — Das Vorkommniß ist
eigentlich erbauend!

Krankreich.

Paris, 28. Dcc. Die furchtbare Nieder-
lage, welche General Burnside, deu abso-
lutcn Anordnungen des Kabinets von Was-
hington Folge leistend, crlitt, hat nicht nur
auf dic Bevölkerung Ncu-Iorks und Was-
hingtons, sondern auch auf dic Stimmung des
Präsidentcn Lincoln eincn tiefen Einvruck ge-
macht. Die „France" erfährt, daß am Tage
nach Eintreffen der Hiobspost Präsideut Lincoln
den französischen Gesandten, Baron Mcrcier,
zu sehen verlangte, und eine sehr lange Kon-
ferenz mit ihm hatte. Nach den hier ange.
langten Depeschen dieses Diplvmatcn scheint
der gebeugte PrSsident der Vercinigten Staaten
nun weit geneigter zu eincm versvhnlichen
Schritte. Die sranzösischc Vermiltlung wird
neuerdings aiigedoicn nnv diescs Mal viclleicht
anaenommen wcrven.

Paris, 28. Dkk. Cardinal Morlot, Lrz-

bkschof von Paris, ist qestorben; die kaiserliche
Dpnastie verliert an ihm einen ihrer wcnigen
trcuen Anhänger unter der höheren Geistlich-
keit; als soliher war er zum Mitgliev des
Regentschaftsraths im Fall des Eintrikts einer
mi'nvreniien Regierung crnannt worden. Msgn.
Morloi machtc seine kheologischen Studic» im
großen Semiuar von Dijon. Er war dann
der Reihe nach Groß-Bicar von Dijon, Bi-
schof von Orleans (1839) und Erzbischof von
Tours (1842). 1853 zum Cardinal erhoben,
wurde er 1857 Erzbischof von Paris. Er
war außerdem Senator, Groß-Almosenier des
Kaisers und Commandeur dcr Ehrenlegion.
Sowohl mit der römischen Curie als mit dcm
kaiserlichen Hofe stand cr auf gutem Fuß.

S ch w e t z.

/ Aus dem Schweizerland, 29. Dec

Nachdem die Niederlaffungs-, FreundschaftS-
und Handelsverträge mit den Niederlanden u.
Belgicn nach so kurzen Unterhandlungen zum
Abschluß kamen, und in der am 12. Januar
1863 zusammentretcnden Bundesversammlung
zweifelsohnc auch ohne Anstanv gcnehmigl wer-
den dürften, macht doch der beabsichtigte Han-
delsvertrag mit Frankreich unläugbar größere
und weitschweifigere Unterhandlungen nöthig,
in Folge der Ansprüche, welchc Frankreich da-
ran zu knüpfen beabsichtigt. Die den Can-
toncn vorgelegten national-öconomischen Fra-
gen rnthalten auch rein Poliiisches, und der
Bimdesrath wird kaum die Vcrhandlungen
beginncn können, ohne bei der Bnndksver-
sauimlung stch von der Geneigtheit zu über-
zeugen, diescn französischen Anforderungen zu
entsprechen. Der von Frankreich verlangte
Musterschutz und das Patentsystem tn der
Schweiz dürftcii zwar crlangt werden, grö-
ßere Rechte sür Franzosen iu der Schweiz
— als sie bisher schon haben — sind kaum
möglich, hier beruhen die französischen An-
sprüchc auf einem Zrrthum; abcr wegen
der bürgcrlichen Gleichstellung dcr Juden und
anderer Nichtchristen in der ganzen Schweiz,
muß erst ein Bundesgesetz enischeiden. Man
wünschte dasselbe schon lange, auch ohne
Aussicht aus einen französisch - schweizerischen
Handkisvertrag, sicht aber nicht gerne, daß
man uns von PariS dazu drängt. Sie wiffen,
welchen Stnrm das Judencoiaiicipalionsgesetz
im Aargau hervorrief u»d wie es nach der
Annahme vom Großen Rath sogar wieder zu-
rückgczogen wcrden mußte. Wenn nun auch
allc aufgeklärten Schweizer die Glcichsteüung
ver Jnden wünschen, so wird doch die Ab-
ncigung ver uiigebildetcn Maffe, welche sich
so lcicht von ultramontanen Wühlcrn ins
Fcuer sühren läßt, nichk so rasch zu bestegcn
sein. Wahrschkinlich dürfte abcr doch schon
in dieser Seffivn der Biindcsversainnilong we-
gen Vvilage eines vcrartigen Gesetzes inter-
pellirt werden. — Die, Pvlemik gegen die
Stämpfli'sche Brvschnre bczüglich Rückkaus der
schweizcrischen Eisenbahnen durch den Bund
dauert fort. Bis jetzt scheint Sl. noch wenig
Boden gewonnen zu haben, alleiii bereits ist
eine zwcite Auflagc sciner Broschüre uuter der
Preffe, welche einen Anhang mit Nachweisen
gegen die Einwendungen enthalten wird. Es
ist alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß St.,
trotz aller gewichtigen Gegengründc, doch noch
sich die Majorilät des Volkes erringt.

GlaruS. Die Glarner'schc Rcgierungs-
kanzlei, welchc seit dem großen Brande nach
Ennenda übergesiedelt, ist nun wiedcr in ihre
alte Hcimath, nach Glarus zurückgckehrt.

I ta lten

Turin, 28. Dec. Die Conscription hat
selbst in ven von dcm Brigantaggio am meisten
heimgesuchten Provinzen vollständigen Ersolg
gehabt. Die Capitanata hat ihre Rekrutcn
bis auf Ven letzten Mann gestellt.

Portugal

Liffabo», 27. Dec. Ein köin'gl. Decret
ernennt 27 Pairs des Königreichs. Man ver-
sichert, daß sich dic junge Königin in einem
intereffanten Zustandc besindet. — Die Wei-
gerung dcS KönigS Ferdinand, dic griechische
krone anzunehmen, ist

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D änemar k

Kopenhagen, 28. Dec. Dem Mrnister
Vcr auswärtigcn Aiigelcgenheitcn sind von dein
russischen und dem englischen Gcsandten Noten
in Betreff der vänischeu Zrage übergeben wor-
den. Die eiiglische Note ist sehr energisch.

B m e r t ka

New-Hork, 17. Dec. Der „Richmond
Eiaminer" sagt, es sei widersinnig, vvraus-
zusetzen, daß die Conföderirten den in Lin-
coln's Botschaft enthaltcnen Borschlägen Rech-
nung tragen könnten. Das Finanzcomite be-
schäftigt sich mit der Frage über Einführung
dcr Eingangszölle für fremde Waaren, die
nicht durchaus nothwendig sinv. Die Reprä-
sentantenkammer hat Lincoln's Proclamatron
bezüglich Befreiung der Sclaven mit 78 gcgen
51 Stimmen gebilligt.

Ueber General Burnsidc's Laufbahn gi'bt
ei'n ainerikanisches Blatt folgende Skizze:
Dcr Gcneralmajor Ambrvse Everiet Burnside
hat seiue Heimath im Staake Jndiana, von
welchem cr 1843 als Cadett für die Militär-
akavemie von West - Point bestimmt wurde.
Als Premierlicutenant nahm er 1853 seinen
Abschicd, und trat als Caffirer bei bcr Ceu-
tralbahn von Jlllnois ein, bci wclchcr Gen.
M'Clellan Präsident und' Jngenieur en Chcf
war. Bei bem Aufrufc des Präsibeiiteii der
Union eilte er nach der Hauptstakt am 27.
April 1861, wo er binnen 12 Tagen an der
Spitze von 1300 Mann stanv. Üntcr Gen.
M'Dowell war er Oberst in ver Armee von
Nordost-Virginien. Am 6. August 1861 wurde
er zum Brigadegeneral ver Freiwilligen be-
fördert und führtc seine berühmtc und erfolg-
reiche Erpedition in Nordcarolina aus. Wegen
scines glorreichen Sieges bei Noanoke stieg er
zum Gencralmajor. Die Einnahmc von Fort
Macon uud anderen Punkten an der Küstc
von Nordcarolina wird ebcnfalls seiner ge-
schickten AuSführung dcr Plane M'ClellanS
zugeschrieben. Als Commandeur des 9. Ar-
meecorps ward er i'n der Potomac-Armce an-
gesteUi, operirte dann in Maryland u. zeich-
neie sich bei Antielam aus. Am 5. Novbr.
erhielt er als Nachfolger M'CIeUans kas Com-
uiando der Potomacarmee.

Neneste NacHrichieü

Paris, 29. Decbr. Man versichert, daß
der Zusammentritt einer Conscreiiz in London
zur Regelung dcr jonischcn Frage nnn bestimmt
festgcsctzt sei. — Briese aus Mavrid zeigen
einc bevorstehende Veränderung im Ministe-
riuui an.

Meffina, 29. Dec. Ei'nigc Unruhen sind
ansgebrvchkli, kic Nativualgarve hat jekoch so-
sort die Arbcitkt zerstreut, ohne Gebrauch von
den Waffen zu machcn.

Madrid, 29. Dec. O'Donncll erklärte
in der hcutigcn Sitzung des Senaks, daß v.cr
Londoncr Vertrag weder eine Jiiterventioil
noch dcn Sturz von Juarez cinbegriffcn habe.
Die Berbündeten hättcn nur Vera-Cruz und
San Juan d'Ulloa nehmen und dann erwar-
ten soUen, baß man ihnen Gcnugthuung gebe.
Niemals habe Spanien von Zntervention ge-
sprochen. Der Minister findet Frankreichs
Ansprüche maßlos und stellt fest, daß General
Prim nicht die Ursache des BrucheS sei. Di'e
Wiebercinschiffung ver Truppen sei zweckmä-
ßig und unentbehrlich gewesen. Die wahre
Ursache des Bruches sei Almonte, der Frank-
reich betrüge. Nachdem ver Minister eine
Beürtheilung von Juarcz Rcgierung gegeben,
schließt er mit eincm Ausrus zur Vercinigung
allcr Parteien, wenn die Adresse angenour-
men sei.

Madrid, 29. Decbr. Jn der heutigen
Sitzung des Senats ist der Adrcffe-Entwurf
(bie Erwiderung dieser Körperschaft) auf die
Thronrede mit 95 Slimmen gegen 22 ange-
nommen wordcn.

Vermischte Nachrichten.

Zwlschen B-lglen und Ztallen ist vom t. Äannar
18S3 ab jete Paßfvrmalltät abgeschafft und g-nügt fnr
s dlc R-isend-n b-tder Nation-n ln b-sagten ränd-rn ela
> bloße« Zdentitäüzengniß.
 
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