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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0138
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ill der Allbrtllgllllg rlar» iaftschach»« besteheade Verbeffr,
illllg -iaer Borrichtllllg zar Aufbewahwag und Collserviraag
»oa Geiretde.)

II Todersaüe. G-storben fiad: Am 1V. Dccbr. ». 2.
der »ensionirtl OberrechaaagSrath Mar Stromeyer ill Coa<
ßaaz. Äm 1S. Decemder ». I. der kathol. Pfarrer Leo
Leaz ia Mahlberg. Am 24. Zaa. d. I. der Obereiaaehmer
Heyland tll Doa-llesching-ll.

Karlsruhe, S. Februar. (29. öffentliche
Sitzuug ver t. Kammer.) Vorsitz: Fürst Wil-
yelm v. Löwenstcin-Werthelm-Freudenberg. Am
Rcgierungstische: Staatsminister Dr. Stabel
unv Staalsrath Dr. Lamep. DaS Präsidium
bringl die seit letzter Vermgung ersvlgte Ge«
burt ciner großh. Prinzeffin zur Sprache und
lhrtil die Entschuldigungsschreiben mehrerer
ausgebliebenen Mitglieder des Hauses mit,
svwic daß Geh. Raih Domdckan Dr. v. Hir-
scher S. K. H. den Großhcrzog gebeten habe,
ihn des Sitzes in dieser Kammer zu enlheben,
Flhr. v. Türkheim widmet dem unlängst ver-
stordenen Forstmeister, Kammerhcrrn Frhrn.
v. Rottberg ehrenden Nachrus, welchem die
Kammer ihre Zustimmung ertheilt. Staats-
rach Dr. Lamep legt die Acten über die Wahl
bes Abgeordnelen des grundherrlichen Adels,
Frhrn. v. Schilling-Canstatt zur Prüsung vor.
Sodann werben von Staatsminister Dr. Sta-
bel solgende Borlagen gemacht: Gesetzeseut-
wurf 1) über bie Verwaltung der Rcchts-
pvlizei (Notariatsgesetz), 2) über die Rechts«
verhältniffe der Richter und 3) über den Voll-
zug der Arbeitshaussirafc in Einzclhaft; als
Rcgierungscommiffäre sind ernannt zu 1. Mi-
nisterialralh v. Sepsried, zu 2. Ministerial-
ralh Ammann und zu 3. Gch. Rath Dr.
Junghannö.

Karlsruhe, 9. Febr. (69. öffcntl. Sitzung
der 11. Kammer.) Präsident: Hildebranbt.
Am Minisiertische: Staalsminister Dr. Sta-
bcl, Staatsralh Dr. Lamep.

Der Präsibent eröffnet die Sitzung mit dem
Vorschlage, anläßlich der in wenigen Tagen
bevorstehendea Vermählung des Prinzen Wil-
hel« demselben einen schriftlichen Glückwuiisch
der Kammer durch deren Bureau zugehen zu
laffeu unb zuglcich aus demseiben Anlasse dem
Großherzoge und der Großherzogin - Mutter
KK. HH. durch eine Deputation die Beglück-
wünschung darbringen zu laffen. Dle Kammer
nehme an dem Gcschicke unseres großh. Hau-
ses zu großen Antheil, als daß er nicht die
Annahme Les Vorschlageö voraussetzen dürfe.
Sodann gibt der Präsibent noch einige Mit-
theilungen über den geschäftlichen Stanb. Hier-
nach hat die HanbelSvertrags-Commiffion vor-
erst und bis zur weileren Cntwickelung dieser
deutschen Frage ihre Berathungen ausgesetzt
und dic Regierung hat dagegen nichts einge-
wendet. Durch den Austritt mehrerer Mit-
giieder aus der II. Kämmer sind in die ver-
fchiedenen Commiffionen neue Mitglieber, theils
von der Kammer, theils von ben Abtheilunge»
zu erwählen; die Petitions - Cvmmission hat
sür Maps einen Präsidenten zu ernennen.
Das Secretarial zeigt einige eingclangten Pe-
titionen an, darunter aus Gailingen u. Altcn-
burg, die Auflösung benachbarter Schweizer
Klöster betr. Rutschmann erhält aus einige

tn dem Zimmer des Todten kein Glaschcn, kcin
Gesäß gcfundcn, welchcs daS Gift enthalten haben
könnte. Hat fich nun der Gefangene einer so schwar-
zcn That an dem Gastc schuldig gcmacht, dcr fich
seincm Schutze anvcrtraute und ihn um eineii Zu-
fluchtsort bat?

Hter halte ich eincn Augenblick an; es ist meinc
Pfltcht, einc genauc Vorstellung von dcr Lagc des
Angeklagtcn, vvn scincn Zimmern und vvn dcm
Hause zu gebcn, das er bewohnte. Ein Bedicnter
und einc HauShälterin wohnten bei dcm Angcklag-
ten. Dcr Bebicnte schlicf tn einem kleinen Außcn-
gcbäude neben dcn Stiillen. Zohn Smith bcwohnt«
das eine Ende sctnes Hauses, und daS Zimmer der
Wirthschaftcrtn befanb fich an dcm entgcgengcsctzten
Ende. Dcr Zuwclier Thomson wurbe in cin Zim-
mcr in dcr Nähc jenes der Wirthschafterin gesührt.
An dcr Nacht, tn «clcher die That gcschah, ging
cin Mann, deffen Aussage Jhnen vorgelegt wcr-
dcn wird, früh um drei ühr vvr dem Hausc Smiths
vorbei; rr blieb stchcn, weil cr zu so spätcr Stunde
nvch Ltcht darin bemcrkrc, welches aus eincm Ztm-
mcr in das andere ging. Man.bcmerkte dcutlich,
rvik Zhnen der Zeugc sagen «ird, den Schatten

. Tage Urlaub. Prestinark widmet den ver-
storbenen frühern Kammer-Mitgliedern Gch.
Rath Dr. Baader, Oberg.-Adv. Dr. Weller
und O.-H.-G.-R. Dr. Zentner einen ehrenden
Nachruf, an deffen Schluß sich sämmtliche Ab-
georbnete znm Zeichen der Zustimmung von
ihren Sitzen erheben. StaatSrath Dr. La-
mcy legt die Acten über die Neuwahlen der
Hrn. Oberhofgerichtsrath Dr. Roßhirt, Geh.
Hofrath Dr. Beck, Dr. Herth, Dr. Pagen-
stecher und Staatsrath Mathp vor. Staats-
minister Dr. Stabcl legt einen Gesetzesent-
wurf über Ergänzung und Abänderung der
bürgerlichcn Prvzeßordnung und ben Enlwurf
einer Anwaltsordnung vor und sagt demnäch-
stige Mittheillmg über die Beschlüffe der Rc-
gierung bezüglich der Kreisgerichtssitze zn.
Staatsraih Lamey legt einen Gesetzesentwurf
über die Organisation dcr Verwaltung vor
und zeigt an, vaß an Stelle des nunmehrigen
Forstdirectors v. Boekh Staatsrath Dr. Mathp
zum ständigen Rcgierungscommiffär für das
Finanzministerium ernannt sei. Die Kammer
untcrbricht die Sitzung auf eine Stunde, wäh-
rend welcher von den AbtheilungSvorständcn
die Wahlacten geprüft werden.

Nach Wiedererösfnung der Sitzung bcrichten
dte Abg. Prestinari und Rcgen auer über
die Wahlen der Abg. Hcrth, Pagenstecher,
Beck und Mathp; sie werden nach dem Com-
miffionsantrage für unbeanstandct erklärt;
Häusser berichtet über die Wahl Roßhirt's
und theilt mit, daß heute erst eine Beschwerde
von 12 Wahlmännern eingckommen sei, worin
wegen Wahlumtrieben des OberamtsrichterS
Hieb und wegen Fälschung von Wahlzetteln
um Beanstandung der Wahl gebcten wird.
Die Mehrheit der Commiffion findet bcidc
Punkte zur Beanstandung nicht für erheblich
genug; die Minorität aber, wozu Häuffer ge-
hört, wvllen dic Wahl bcanstanden zum Zweck
der Einleitung einer Untersuchung. Achen-
bach will keine Berathung in abgekürzter
Form, sondern nach gewöhnlichem Verfahren
in nächster Sitzung. Die Kammer stimmt die-
sem Antrage bei. Durch das Loos werdcn
tn die Beglückwünschungs - Deputation be»
stimmt: die Abgcordneten Krausmann, Lomep
v. Pf. und v. Runkel. Prestin ari gedcnkt
noch schließlich des verstorbenen eycmaligen
Abg. Proseffor Eisenlohr aus Durlach in einem
Rachrufe. (K. A.)

— Vom Neckar, 9. Febr. Von einer
in Familien-Angelegenheiten unternommenen
Rcise zurückgekehrt, kommt uns heute erst der
gegen unsere in der Heid. Ztg. Nro. 31 nie-
dcrgelegte Kritik der scandalöscn Pvlemik der
Bad. L.-Z. gegen die „Neue Frankfurter" und
gcgen die cingegangene „Volkszeitung für S.-D."
in Rro. 32 der Karlsrnhcr Base erschiencnc
Redaktions-Artikel zu Gesicht, auf den wir
noch Einigcs erwidern müffen, auch auf die
Gefahr hin, daß stch der schale Witz der Karls-
ruherin noch einmal darüber lustig macht, daß
wir „drei volle Tage" dazu gebraucht haben.
Deiin wir sind weit entfernt, es dcr Schlag-
fenigkeit eines aufgebrachten Mittelschulmetsters
gleichthun zu wolien, welcher in seiner bünkel-

cines Manncs odcr ciner Frau, welche daS Licht
hiclt. Dieser Schatten bcgab sich Anfangs von
dem Zimnier Smiths nach dem, wetchcs die Wirth-
schaftcrin bcwohnte. Dann kamen zwei Pcrsonen
auf einmal aus dcm letztern Zimmcr und das Licht
vcrschwand. Einen Augenblick später zeigten sich
die Schatten von Ncucm, und fünf Minutcn da-
rauf war wieder alles finster. Das Zeugntß der
Wtrthschafterin mußtc »on Wichtigkeit sein, aber
die Frau hatte daS Haus Smiths den Tag nach
dcm Vorfalle verlaffen, und es war unmöglich fie
aufzufinden. Um vollständtgerc Nachrichtcn zu er-
haltcn, hat man den crwähntcn Zeugen, wclcher
daS Licht in den Zimmcrn SmithS gesehen haben
will, an Ort und Stclle gcführt, und andere Per-
sonen find im Hause mit cincm Lichtc in dcr Hand
von cincr Stnbe zur andcrn gegangen.

Der Zcuge sagtc aus, er crjnnere sich vollkommcn
des Gangcs und dcr Bewcgüng des Lichtcs in dcr
fraglichcn Nacht, und die Art, wte man daS Licht
vor ihm bewcge, gliche jcner nicht. Oft, sagte er,
stcllte sich ctwaS BrciteS, wie eine Thür oder ein
Sckirm zwischen das Licht und daS Fenstcr, so daß
die Helle zwar nicht ganz verschwand, »ber doch nur

haften Weisheit melnt, daß es in der Welt
nichtS Nothwendigeres zu thun gebe, alS seine
kindischen Holzschwertstreiche zu pariren.

Als wir unsern Artikel in der H. Z. schrie«
ben, hatten wir im Eiiiverständniß mit der
Redaktion die gewiß löblichc Abstcht, den in
jeder Bcziehung unfruchtbaren Streit mit einem
in seine Klatschercien und Salbadercicn ver-
licbten Blatte nicht in dic Länge zu ziehen,
und beschränktcn uns daher aufdie abgenöthigte
Bemerkung, daß die von der L.-Z. angenom-
mene Zdentität des Corresponbentcn der N.
Fr. Z. mit dem der H. Z. eine grundlose
Voraussetzung sei, ausgehcckt in dem Kopfe
eines Redakteurs, welcher in seiner Eitelkcit
glaubt,,daß Alles, was von verschiedenen
Seiten hcr an seinem Krame getadelt wird,
nur das Werk eines einzelnen böswilligen
Menschen sein könne. Heute sehen wir, daß
dic von, uns bezweckte Beseitigung eines Jrr-
thums, bie auf Dank Anspruch hatte, bei bem
durch seine eigenen Schwinbeleicn „gekenn-
zeichneten" Blatte nicht allein vergeblich war,
sondern daß in dem neuesten gegen uns pole-
misirenden Artikel deffelben auch noch der
weiterc Verdacht ausgesprochen wird, wir
hätten uns, ungcachtet unseres Correspondenz-
zeichenS, boch hinter die auf bic Redaktion
der H. Z. hindcutenden Ausdrücke „unserc
KarlSruher Collegin" und „unserc Schwester"
versteckt. Wir können nun zwar die Karls-
ruher Base versichern und die Redaktion der
H. Z. kann es bestätigen, daß die fraglichen
Bezeichnungen nicht von uns, sondern von der
Rebaktion herrühren, welche aus Gründen der
Versöhnlichkeit die von uns gebrauchten weit
stärkeren Aiisdrücke mildern und daburch einc
collegialische Pflicht ausüben wollte; allein
auch diesc gute Absicht der Redaktion wurde
so wenig als die uiisri'ge honorirt, unv wir
müffen uns an der Erfahrung genügen lassen,
baß so ein Katheder-Päpstlein eine sehr ge-
spreizte Person ist und sich für ebenso unfehl-
bar hält wie der pontikox msxiwns tn der
heiligeii Roma. Ueber die edle Bescheidenheit,
womit die Bad. L.-Z. sich sclbst mit einem
„Dozenten ber Heidelberger Universilät" (Gott
bewahre die Ruperto-Carvlina in Gnadcn vor
solchen Doctorenl), die H. Z. aber mit einem
„Profeffor der Magie auf bem Jahrmarkte«,
wo dic Base ihre Studien gemacht zu haben
scheint, vergleicht, hinsichtlich unserer Person
aber es in bie Wahl dcs Publikums steüt, ob
es uns für den von der B. L.-Z. signalisirten
„sauberen Vogel", für bie „bewußte Saat-
krähe" oder sür einen „gemeinen demschen
Spatz" halten wolle, können wir »atürlich
uns nicht weitcr auslaffen, denn der vernünf-
tige und bcsonnene Leser erkcnnt von selbst
daraus, daß auch ein Katheder nicht gegen
Gemeinheiten und ein Professorstitel nicht gegen
Abgeschmacklheiten nnb Albernheiten schutzt.
Dtes unser lctztes Wort in dleser Sache; mit
einem Waschweibe, bem ohnehin das letzte Wort
gebührt, können wir uns nicht in Schimpf-
wörtcrn mesfcn, unb ob dasselde zu seiner iin-
reinen Wäsche Lauge oder Schmierseifc ver-
wende, kaun uns gleichgiltig sein. Weim aber

einen ganz schwachen Theil zu mir gelangen ließ.
Zch gestche, daß es unS unmöglich gcwesen ist, nach-
dem wir die Oertlichkcit besichtigt haben, dic AuS-
sagc dcs Mannes ganz zu »erstehen. Kein Thür-
flügel, kein Schrank konntc bic Wirkung hcrvor-
bringcn, von welchcr ber Zcugc spricht, und tn dem
ganzen Hause gibt es keinen Schirm. Dicsc von
dem Zeugen eidlich bcstärkte Thatsachc ist um so
seltfanier, da das Zimmer, worin Thomson starb,
ganz lccr ist, bts auf ein Bctt, das darin steht,
und nach der AuSsage deS Bedienten ist seit längcr
alS einem Jahre ketn Geräth htneingckommen. Noch
ein Wort, und ich habe meinc Pflicht gethan, und
ich überlaffe der Aury dic ihrigc. Man hat in dem
Hausc Smiths den geschliffenen Stöpsel cines klei-
ncn FläschchenS von ausländischcr Manufactur ge-
fundcn. Kein Geruch, kein Niederschlag daran
laffcn dic Bestimmung erratheu, es ist aber gewiß,
daß fich die deutschcn Chcmiker solchcr Fläschchen
bedicncn, die mit gleichc» Stöpseln geschloffen wer-
dcn, und daß sie darin Effeuzcn :c. aufbewahrcn,
dte sich nicht verflüchtigen sollen."

(Kortsetzung folgt.)
 
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