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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0207
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G n g l a ii d

London» 27. Febr. OberhauS. Jn der
flestrigen Slßung fragte dcr Marquis von
Normanbp, ob Hr. Odo Russell wirk-
lich das dem Papste gemachte Asplanerbieten
vor kurzem erneuert habe, ob daffelbe aber-
mals abgelehnt worden sei, und ob Kardinal
Anlonelli hierauf dcn osfiziellen Verkehr mit
Hrn. Ooo Ruffell abgebrochen habe. Earl
Russell erklarte diese Gerüchte inSgesammt
für unbegrüudet.

London, 28. Febr. „Dailp News" sagt,
die englischc Regierung fordere von Brasilien
eine Entschädigung von t!. Z2M0, was die
Hälfte der vom Gesandlen in Rio Janeiro
geforderten Summe sei.

Londvn, 28. Febr. ObcrhauS. Jn dcr
gestrigen Sitzung bemerkte Lord Ellenborough,
Hr. v. BiSmarck hab« geleugnet, waS Earl
Russell von vem Grafen Bernstorff in Betreff
der preußisch - rusfischen Convention ersahren
haben wvllte, und bittet um Aufkläpung. Earl
Ruffeü erwiedert, er könne daS auf die Aeuße-
rung des Hrn. v. Bismarck bezügliche Tele-
gramm nicht verstehen. Er habe die Mitihei-
lungen deS russischen und des preußischen Ge»
sandten dem Parlamenke correct mitgetheilt,
und spätere Ereigniffe bewiesen, daß die Con»
vention noch weiter gehe.

Unterhaus. HcnneffK beantragt, cine
Adrcsse für Polen an dic Königin zu richten,
beiont Englands alle vertragsmäßige Pflichlen,
Rußlands Grausamkeiten, Pvlens Verzweif-
lungskampf unter großem Beisall und fordert
EnglandS Znlervcniion, wenn auch keine be-
waffnete, so doch eine gemeinsame eurvpäische.
Evans secundirt, Newdegate fürchtele, obwohl
er Pole» bedauert, einc Zntervention, weil
Conflicte mit Rußland und Preußen und even-
tuell auch mit Oestcrreich drohten. Walter
will die Entschließung der Regierung über-
laffen. Burlon und Formop sprachen sür eine
Adreffe. Stansseld verdamint daö Verhalten
der preußischen Regierung. Palmerston sagt,
er sei von den polenfreundlichen Aeußerungen
deS Parlaments nicht überrascht. Sie enl-
sprächen bem allgemeinen Gefühle; er müsse,
was er oft gesagt, wiederholen, nämlich daß
Nußland die Verträge in Bcireff Polens sp-
stkinaiisch verletzt häbe. Palmerston verdammt
die Convention und spricht unofficiell den
Glauben aus, dieselbe werbe uuratificirt und
unverwirklichtbleiben, im entgegengesctzlenFalle
würde sie Preußen die größie Unehre verur-
sachen. Hoffentlich werbe der mciischenfreunb-
liche russische Kaiser eine Amnestie und dem
Wiener Vertrage gcmäß eine Constitution er-
Iheilen. England besiße das Rechl, aber nicht
dic Verpflichtung zu einer Znterveniion in
Polen. Disraeli räth den Adreßentwurf zu-
rückzuziehen, was geschieht.

I t a l i e n.

Rom, 24. Febr. Ein Kammerherr Anlo-
nelli's, Namens Fausti, ist wcgen Theilnahme
an der Verschwörung Benanzi's vcrhastct
worden. — Die Commiffäre der Deputirten-
kammer waren nahe daran, bei Bari den
Banbitcn in'die Hände zu fallen; ihre Es-
corte ist seilbem verdoppelt wordcn.

TuriN, 26. Fcbr. De p u I i rte»kam-
mer. Forisetziing der Anleihedebatlen. Der
Minister dcS Aeußern anlworlet Hrn. Mor-
bini wegen der scit zwei Monalen nicht statt-
gchablen Veröffentlichung neucr diplomalischcr
Aktcnstücke. Die Politik der Negicrung könne
zu großer Schmicgsainkeit nicht beschuldigt
werden. Man könne nicht einen einzigen Fall
lcststeUeu, in dcm Ztalienö Ehre und Znieresz
sen nichi kräflig gewahrt worden, die Präcc-
dentien des PeierSburger Gesandtcn Pepoli
seien ein Unierpfaud dafür, daß Familienbande
nie seine naiionalen Gefühle bkkinflussen wür-
den. Die freundschaftlichen Beziehungen Zta.
liens zu England hinderten nichl, daß solche
Beziehungen auch zu Frankreich bestehen. DaS
Bündniß ber drei Nalivnen sei für die Frei-
heit und Civilisation noihwendig. Der Mini-
ster erinnert an das Vvtum der Kammer über
dic römijche Frage. Nachdem der Redner die
allgcmeine Theilnahme, deren Gegenstand Po-
len ist, festgkstellt hat, sagie er, wenn baS
Prinzip der Nichtinterventivn durch eine Macht

verletzt werde, so würde dieS eine ernste An.
gelegenheit sein. Die Verletznng dieses Prin-
zips sei denen schäblich, die sie beqchen, wie
denen, dl'e sie annehmen. Zum Schluß resu-
mirt er die äußere Politik Jtaliens. Diese
Rede wird mit Beifall aufgenommen. — Die
Berathung dauert fort.

Der „Giornali di Napoli" meldet mehrere
Verhaftungen ehemaliger bourbonischer Ofsi-
ziere wegen Entdcckung revolutionärer Um-
triebe.

Turin, 27. Febr. Jn der DiScussion über
die Anleihe erklärte der Minister des Znnern,
die Hauptstadt Jtaliens müffe Turin sei», biS
Rom es sein könne.

Turin, 28. Febr. Die Deputirtenkammer
hai mit 204 gegen 32 Stimmen die Anleihe
votirt.

Dänemark

Jtzehoe, 28. Febr. Blome stellt den An-
trag, dic Skänvevcrsammlung wolle beschlie»
ßcn, dic Bundesversammlung anzurufen, der-
selben unter Einsendung der Actenstücke die
Lage darzustellen und die Hvffnung auszuspre-
chev, daß der Bund gceignete Schritte Ihun
werde, um HolsteinS Rechte und Zntereffen
zu schützen.

S p a n t e n.

Madrid, 28. Febr. Die künftigen Mini-
ster sinb: der Marquis del Duero (Marschall
Concha), Präsidenischaft und Krieg; Posada
de Herrera, Aeußeres; Canoval del Castillo,
Jnneres; Hubola, Marine; Lujau, öffentliche
Arbeiten. Nächsten Montag Cortessipung.

Nachrichten über Polen

Eine Warschaucr Correspondenz des „Czas"
meldet unter dem 20. Febr., daß in Chvrzelp
nach dem Abzug der Znsurgenten preußische
Gendarmen crschienen wären und 8 Pcrjonen
nach Preußen gesangen mitgeführt hätlen, von
welchen 4 freigelaffen, 4 aber nach Lomza ab-
gcliesert worden seien.

AuS Beuthen erfährt die „Bresl. Ztg.'t
durch einen Augenzengen über die Vorfällc in
der Stadt Miechow: „Schon zwei Tage
vor dem Angriff der Znsurgcnien verbot der
Stadtkommandant den Bewohnern, ihre Häuser
zu verlaffen; als nun, nachdem die Jnsurgen-
ten herausgeschlagen waren, die Nuffen bie
Stadl anzündetenu.die eingesperrten Einwohner
aus den Häusern dringen wollten, wurden sie
bei jedem solchen Versuch getödtet; zuerst der
Bürgermeistcr, als er den Kommandanten um
Schonung des Orts zu bitten wagte. Zedcr
Verwundete wnrbc gemordet unb dieses furcht-
bare Verfahren auch auf die umliegenden
Dörfer auSgedehnt."

Warschau» 24. Febr. Jn einem Pkl'vat-
schreiben des Wiener „Wanderer" heißt es:
Der Sohn deS bekanntcn russischen Gencrals
Graf Hauke, welcher in Heidelberg studirt
und mit mehreren Collegen nach Polen ge-
kowmen war, um an dem Aufstande Theil zu
nehmen, ist bei Staszvw (Korps des Genc-
rals Langiewicz) gefallen.

Von der polnischen Grenze, 24. Febr.
Dcr „Osts. Zig." schreibi man: Zch bin in
der Lage, Jhnen ciuiges Nähere über die Reise
Mieroslawski's mitzuiheilen. Er reiste
als Oommis voxuAsur einer renom-
mirten Weinhandlung in der Champagne
unter sranzösischem Namen und auf.französi-
schcn Paß und haiie sich durch Abschneiden
scines staeken Bartes unkennllich gemacht. Am
14. passirte er Berlin, wo er nur kurze Zeit
verwcilte. Am 15. war er in Jnowraclaw,
wo er des Abends iu einer heiiern Gesellschaft,
in der sich auch mchrere Offiziere befanden,
sich aus's angenehmste unterhielt und reichlich
mit Champagner traktirte. Am 16. reiste
er, nachdem er noch einige Bestellungen auf
Champagner notirt haite, von Znowraclaw
nach Strzelno, und am 17. um 6 Uhr Morgens
bewirkte er seinen Uebcrgang über die Grenze.
Er begab sich von da, nachdem er sich von
der Znsiirgentenbanve, bie ihn an der Grenze
bcgrüßt, auf kurze Zeit verabschiedet haltc,
zu ei'nem ihm bekannten Guisbesitzer, der ih»
freunblich empfing. üm 13. übernahm cr ten
Oberbefehl über den Aufstand im Plozker
Gouvcrnement.

Peiskretfcham» 25. Febr. Eine gestern
Abend in Gleiwitz eingetroffene telegraphische
Depesche brachte die Nachricht, daß von dcn
preußischen Vorposten, welche zur Sicherung
der Grenze auf diesseitigem Gebiet bei Mps-
lowitz aufgestellt warcn, zwei Mann erschoffen
worden seien. Die näheren Angaben darübcr
fehlen noch.

Lemberg, 27. Febr. Hier angekommene
Fluchtlinge berichten von einem Gefechte, bas
am 24. bei Ruda, vberhalb Swierce und
Chelm (in dem sumpfigen Ostiheile des Gou-
vernemenls Lublin) staitgefunden haben soll,
und iii welchem 2000 Znsurgenten unler Nec-
zag und Bogdanowicz geschlagen und theil-
weise über ben Bug (nach Wolhpnien) ge-
drängt worden wären.

Neueste Nachrtchteu

Berli«, 28. Fcbr. Fortsetzung und Schluß
der Debatie über die polnische Angelegcnheit
im Abgcordnetenhaus. Simon spricht hestig
gegen das Ministeriuin: Wcnn ein wiederher-
gcstelltes Polen eia Ungluck für Preußen seia
soll, was konnte bie preußische Regierung
Schlimmeres thun, als ben Westmächten die
Handhabe bieten zur Erhebung einer euro-
päischen Frage? — Spbel: Graf Bcrnstorss
scheine unvvllkomlnen vom Znhalte der Con»
vention unterrichtet gcwcscn zu sein und bar-
aus sei jene gefährliche Täuschung Europa's
entstanden; niemals sei mil den Zutereffcn
des Landcs ein gcfährlicheres Spiel getricbcn
worden. Der Rebner schließt: Wir wollen
das Land unserem Könige und unsern König
dem Lande retten. — Bei der Abstimmung
wirb die Resolution mit einer klkinen Nevac-
tionöänderung mit 246 gegcn 57 Stimmen
angenommen.

Vermischle Aachrichten.

'Aus Baden. Dtc SchwiNgcrtchlSfitzungcn dcs üntcr»
rhetnkreiseS für daS erste Quartat nehwen am Montag,
den 23. März tnMannhetm thren Anfang. — Bet der
kürzlich stattgehabten Verpachtung Ler Zagd auf der Ge-
martung Neckarau, 432V Morgeu enthaltend, wurde auf
dte Dauer von 6 Jahren ein jährliches Pachtgeld von
1675 fi., gegin frühere 927 fi., erztelt.

Bl uchsal, 27. Febr. So ebcn wurden tn öffentlicher
Sitzung des großh. HofgerichtS folgende Personcn durch
LooSztehung zu Geschworenen für die 1. dieSjährtge
BierteljahrSsitzung bestimmt.

I. Hauptgeschworene: 1) Karl Glaser, Kaufmann
von Karlsruhe. 2) Karl Käser, Beztrksförster von Ding-
ltngen. 3) Gustav Hochstetter, Bürgerm. von Epptngen.
4) Georg Schaüer, Fabrtkant von Lahr. 5) Karl Altfelir,
Maurerm. von Durlach. 6) Karl Trück, Bürgerm. vou
Schwarzach. 7) Jak. Gebhardt, Gcmetnderath von Ep-
ptngen. 8) Lubwig Franzmann, Kaufm. vou Pforzhetm.
9) Mar Wenk, Handelsm. von Offenburg. 10) Georg
Trautvetter, Gemetnder. von Offenburg. 11) Karl Dtl-
lentus, Bijoutertefabrikant von Pforzheim. 12) Hermann
Schweikard, Bierbr. von Lahr. 13) Chrtsttan Braun II.,
Gcmeinderath von Beierthetm. 14) Zoh. Mich. Spengler,
Landw. von Dundenhetm. 15) Theob. Ftscher, GerberM.
von GernSbach. 16) Karl Kusel, Medtctnalrath von KarlS-
ruhe. 17) Friedrich MathtS, Kausmanu vou Karlsruhe.
18) Phtl. Katzenbcrger, Adlerw. von Rastatt. 19) Georg
Dörcnbacher, Gemeinderath von Gengenbach. 20) Wendelin
Ruth, Bürgerm. von Oberwaffer. 21) Karl Vtvell, Ksm.
von Wolfach. 22) Phtl. Gay, Bürgerm. von Äuerbach.
23) Adolph Weiß, Gastwirlh von Baden. 24) Wtlhelm
Lother, Apotheker von Epptngen. 25) Samuel Fingado,
HandelSm. von Lahr. 26) Joh. Georg Schmtdt, Etsenh.
von Durlach. 27) Hetnrich Külp, Apoth. von Bruchsal.
28) Karl Grctf, Fabrikant vou Pforzhetm. 29) Karl
Gctöler, Nothgerber von Bretten. 30) Karl Frtck, Landw.
von Blankenloch. 3l) Wtlh. Gorenfio, Gastw. von Frted-
rtchSthal. 32) Aug. Ungerer, Kaufmann von Pforzhekm.

33) Zoh. WanderSleben, Apotheker von Langenbrücken.

34) Heinrtch Lleuler, Fabrikant von Lichtenau. 35) Fz.

Glückherr, Handelsm. von Bühl. 36) Franz Aler. Klehe,
Hauptmann a. D. in Rhetnbtschofshetm. ,

II. Ersatzgeschworene: 1) Franz MatthauS FuchS,
Gemcinderath. 2) Jakob Beüosa, Eondttor. 3) Friedr.
Barth, Stiftungsverwalter. 4) Gg. Kappelhöfer, Bäcker-
metster. 5) Peter Franz, Gastwirth. 6) Phtl. Anderer,
Maurermetster. 7) Davtd Fleischmann, Buchbinder. 8) Zoh.
Ntk. Becker, Prtvatmann. Sammtlich vou Bruchsal.

Der Anfang dec Sttzung ist auf den 23. März l. I.
festgesctzt, und wtrd dteselbe wohl eine Woche dauern, da
fünf biS sechS Fälle zur Verhandlung kommcn werdeu,
worunter sich vorauSsichtltch auch etne Anklage wegen Mordö
befinden wtrd. ____(K. Z.)

Verloosung.

Fkarlsruhe, 28. Febr. Bei der heute stattgehabten
Sertenztehuog der badtschen 35 fl..Loose find folgende 50
Nummern gezogen worden:

Nr. 64, 136, 272, 565. 601, 872, 1044, 1209, 1392,
1425. 1676, 1829, 1919, 2080, 2131, 2163. 2361,

2660, 2769, 3043, 3261, 3271, 3496. 3600, 3817,

4078, 4122, 4128, 4543, 4557, 4621, 4696, 4729,

4859, 4960. 5379, 5454, 62?3, 6402, 6436, 6577,

6853, 6866, 6947, 6962, 7368, 7583, 7634, 7764,

7896.
 
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