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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0290
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binet in Petersburg für eine milde Behand- ?
lung der in Polen Compromittirten verwandt
und für die Gewährnng einer Amnestie nach
Beendigung des Aufstandes ausgesprochen.
Kaiser Alerander soll für diese politische Hal»
timg ganz di'Sponkrt sein und Fürst Gortscha-
koff ihr i'n etner sehr freundlichen Erwiederung
der englischen Depeschc zu Gunsten Polens
vom 22. Märj Ausdruck gegeben habe'n. Jch
vernehme sogar von kundiger Seite, daß di'ese
Antwort eine Annäherung Englands u. Ruß-
lands nicht bereitS herbei'geführt, aber doch
einaeleitet hat.

München, 24. März. Heute Vormi'ttags
11 llhr eröffnete derStaatsininister Frhr. v.
Schrenk die 15. Generalzollconferenz im Siz-
zungSsaale des Handelsministeriums. Mit
Ausnahme deS Commiffärs für Frankfurt, der
während seiner Abwesenheit (bis etwa 8. k.
M.) durch den Bevollmächtigten Naffau's wird
vertretcn werden, sind nun sämmtliche Com-
miffäre hier eingctroffen.

Lin-a«, 22. März. Von dem Süden
Jtaliens kommend, trafen heute Mittags ein
Anverwandter uttd Adjutant von Garibaldi
mit andern Reisegefährten in hiesiger Stadt
ein. Dieselben begeben sich nach Pvlen, wo-
hin auch dieser Tage eine Anzahl anderer Po-
len sich begab.

Gotha, 21. März. Gestern ist die Groß-
fürstin Michael von Rußland, Prinzeffin Cä-
cilie vvn Baden, mit ihren Kindern, zum
Besuch am hiesigen Hofe eingetroffen, wo auch
Prinz Wilhelm von Baden mit seiner Ge-
mablin erwartet wird.

Hambnrg, 22. MSrz. An dic große
Volksscier des 18. März schlossen sich am 19.
und 21. zwei Fcste mehr privater Natur.
Am 19. ein vvm CcntralauSschnffe veranstal-
tetes Festeffeii zu Ehren dcr anwesenden frem-
den Gästc, von denen die preußischen Abge-
ordneten Behrend, Hennig-Plonchott, Jvhn
(Labian), v. Saucken-Gerdauen, so wic die
hannoverschen Abgeordnctcn Freudenihal und
Wcber dem Mahle beiwvhnten. Den Trink-
sprnch auf dic Gäste erwiederte Vicepräsidenl
Behrend in einer längercn von stüruzischem
Beifall wicderholt unterbrochenen Rede, in der
er auf die hcrrliche Haltung der hamburgi-
schen Bevölkerung während des Festes, aus
das treue Stehen des preußischen Volkes zu
seinen Abgeordneten hinwics und aus der sich
aller Orten kundgebenden politischen Reifc
deS deutschen Volkes dic Zuverstcht auf den
schließlichen Sieg der freiheitlichen Bewegung
schöpste. Das gestrige Fcst war von dcm
Verein der hanseatischen Kampfgenoffen selbst
veranstaltet, wie alljährlich t'n Erinnerung an
die Stiftung der hanseatischen Legion und an
den 18. October. (Wes.-Z.)'

Wien, 22. März. Ungeachtet dcs Unsterns,
welcher übcr die letzten Operationen dcr pol-
nischen Jnsurgenten gcwaltet hat, soll die
Aussicht auf eine Klärung der diplomatischen
Sachlage in der polnischen Frage eher ab-
als zugenvmmen haben. Man theilt uns in
dieser Beziehung mancherlei beunruhigende
Spmptome aus Paris mit, die in keinersei

Schaaren andcrcr Priester und heiligc Bettler.

Zm Jahre 1858 irkxanktc Baka Baii; fie war
damals etwa achtzig Jahre alt. Sie ließ fünf hci-
lige Kühe »or ihr Bett bringen, verrichtete aller-
let Fcierlichkeiten, sprach Gebcte und schenktc diese
Thiere an eben so oielc Brahminen, welche fie hatte
entbieten laffcn. Jcdcr Brahmine stcllte fich an
den Kopf der ihm zugethcilten Kuh; die Krankc
ließ fich vom Lager cmporrichten, saßte jede Kuh
am Schweif und reichtc mit der andern Hand
über densclben hinübcr jedem Brahminen ein Ge-
schenk von einhundcrt Rupien. Zn diesem Opfer-
geschenke sah Baka Bai einc Art Viaticum zum
Htmmel. AlS fie ihr Endc hcrannahcn sühltc, ließ
fie eine prachtvolle Mahlzeit herrichten und lud da-
zu drcihundert Brahmtnen cin, dir dann alle ein
werthvollcS Geschenk erhielten. Ganz kurz vor ihrem
Lode brachte man eine hcilige Kuh, dte Fürstin
lteß fich vor derselblk auf dic Knie setzen, reichte
ihr gewethtcS Kutter dar und nannte fie Muttcr.
Dabei gab fie, innerlich zufrieden und hochbeseligt,
fhren Geist auf.

Weise durch das conservative und moderirte
Erterieur der Sprache und Haltung der com-
pcteuten französischen RegierungSsphären ab-
geschwächt werden können.

Krankreich.

Paris, 25. März. Der „Monit." schreibi
heute an der Spitze seines Tagesberichts:

Gcwiffe Blätter bestehen hartaäckig auf der Nacheich«
eiaes DurchjUge« rusfischer Truppea du,ch preußische« Ge-
bte», wiewohl dteselbe durch seiidem eingetraffene Depeschea
al« uageaan erklärt worden ist. Dte HH. Gesandten
PreußenS und Rußland« h-ben außerdem dem Ministerium
de» Au«wärtigen besttmmte Mittheilungen gemacht, nu«
denen dir Gruudlofigkeit dieser Nachricht htlvorgeh«.

S ch w e t z.

Bom Rheine, 23. März. Die Polen-
sache hat bereils in allen Gegenden der
Schweiz gezündet. Ueberall sind spmpathe-
tische Aufrufe und Versammlungen an der
Tagksordnung. Schützcn-, Sänger-, Offi-
ziers- und Untcroffiziers- und gesellige Ver-
eine, hie und da zu diesem Zwecke zusammen-
getretcne Männer aus allen Schichtcn dcr
Gesellschaft wctteifern, um Geldsammlungen
zu veranstalten. Nach dem Vorgange von
St. Gallen, Thurgau und andern Kantoilk»
hatte Solothurn, wo Kosciusko seine letzten
LebenSjahre zugebracht hatte, am 19. März
seine zahlreiche Versammlung; in Bern war
auf den 22. MSrz, und auf den folgenden Tag'
in Zürich eine svlche angeordnet. Um dieser
Stimiiiung noch mehr Verbreitung und Ein-
heit zu verleihen, hatte der CentralauSschuß
dcs politischen Bolksvereins „Hclvetia" bic
Jnitiative ergriffen, und auf Svnntag den
22. 'Mär; war eine Bcsprechung vo» Abge-
ortneten und einzelnen Polenfreunden nach
Olten ausgeschrieben. Außer tcn zahlreich
Anwksendcn erklärten viele Vcreine und ein-
zelne Männer schrritlich ihrc Theilnahme. G.
Vogt in Bern führte das Präsidium, Alle--
mann von ebcndaselbst das Sekretariat. Pro-
feffor H. H. Vögeli aus Zürich, Präsibent
des i» Zürich bestehcnde» noch provis. Komi-
tes, war der Hauptredner. Hervorgehobcn wurde
namentlich, daß wenn auch der neueste Schlag,
der die polnische Erhebung gelroffen, ein cnt-
scheidendcr sein soüte, boch den Opfern des
Kainpfcs, Verwundelc», Flüchtlingcn rc.,
Hülfe zu speiidcu ibäre. Es wurde eine Er-
klärung und ern Schreibeu dcr Versammlung
beschlossen, mit der Einladung an dic» auf
den 23. März in Zürich angeordnetc Ver-
sammlung, das Centralkomitc für die ganze
Schwciz zu bestellen.

Ztalien

Der neueste Ministerwechsel ist ohne poli-
tischc Bedkutling. Farini's Gesundheit ist
scit 2 Jahren sehr erschüttert, so daß voraus-
zusehen war, daß er be» Posten eines Mini-
stcrpräsidentkn nicht lange inne haben werde.
Minghetti, der jetzt den Vorsitz übernommen
hat, das Fitianzmini'sterium jedoch beibehält,
war mit Peruzzi schon bisher die Seelc des
Cabinels. Der Gras Pasolini, der gleichfalls
längst anszutreten wünschte, benntzte jetzt die

Literarisches.

^ Der Globus.

Unter den in ncucrcr Zeit crscheinenden perio- ?
dischen Zeitschriftcn nimmt die im Vcrlage des ?
bibliographischcu Znstituts in Hildburghausen cr- i
schctnende, von dem in der literarischen Wclt vor- i
thcilhast bekannten Herrn K. Andree herauSge- ^
gebenc Globns, illustrirtc Zeitschrtft rc., cine dcr ^
ersten Stellen cin. Die vor unS liegenden Hcfte s
bczeugen die große Befähigung dcS HerauSgcberS, ?
dcn Lescr von cincm intcrcffaiitcn Puncte zu dcm ^
andern zu führen, und wir dürfcn drcist behaup- ?
tcn, daß auch dcr kundtgc Leser übcrrascht sein wird
von dcr Fülle ncuer Gegenstände, welche ihm in
jencr Zeitschrist vor Augen gcbracht «crden. Der
Globus zcichnct fich nicht nur durch den Glanz
seincr Ausstattung und dcn Rcickthum scines in-
tercffanten JnhalteS aus, der viclseitige Tert ist
es ebenso sehr, welchcr durch Gcdiegenheit und treff-
liche Darstclluug nicht minder den Leser feffclt, als
die beigcsügtcn schr zahlreichen Zllustrationcn vurch
ihre künstlcrisch gelungene AuSführung, Wahrheit
und Gcnauigkeit. Ss tft uns bis jetzt kein Lhn- ,

Gelegenheii nnd ward durch Visc. "si en^
eincn Mailänder, der im gegcnwartigen ^
binet Generalsecretär im Ministerimn des Aus-
wärtigen war, ersetzt. Die Bermiithung, dak
Lie Ännäherung dcr Partki Ratazzi, odcr jetzt
vielmehr Lafarina, an die gegenwärtige aiiS
Freunden Ricasolis hestehciihe R^st^ng sich
auch in der Zusammensetzung dcs MinistenümS
bald kundgeben werde, hal sich nicht bestätigt.
Die gegenfvärtige Regierung fühlt sich dem-
nach stark genug, um ohne ein Compromiß
den Parteien der Kammer gewachsen zu sein.

Nachrichten über Polen

Der „Breslauer Zeitung" wird aus Kra-
kau vom 21. über dic Motive des UebertrittS
des Dictators auf österreichisches Gebiet fol«
gendes geschrieben: „Dic neuc Wendung der
Diuge ist namentlich aus dem Verhältniß deS
Dictators zum Centralcomite hervorgegangen.
Dieses Cvmite hat sich, wie Sie wiffen, mit
der Dictatur des Generals Langiewicz ein-
verstanden erklärt, und sich ihm untergeord-
net, um auf diese Weise dic Ansprüche deS
von allen vernünftigcn Patriotcn gehaßten
Mieroslawski zu beseitigen. Diese Unkerord-
nung war jedoch keineswegs unbedingt zuge-
sagt. Namentlich erregte dcr Einfluß gewiffer
unbeliebter Persönlichkciten, deren Vcrgangen-
heit keinc segensreichen Garantien bot, ein
gewiffes Mißlrauen. Zudem kam noch der
Umstand, daß zur Aufrechthaltung der Dic-
tatur größere Streitkräste auf einem Puiiktc
zusaniuiengehalteii werben mußten, was den
Grundsätzen eines PartisanenkriegeS, von wel-
chem abzugehcn es noch »icht an dcr Zeit war,
widerstrebte. Es crschienen bahcr Abgeordnete
des Central-Coniite'S im Lager. Es war dies
gcrade am 'Tage deS letzten Sieges. Man
rieth: Laugiewicz möge seine StrfssMqchi m
kleineren Abtheiluiigen zertheilen und pieselben
einzcln nach vcrschiedene,, Seste» aussenden,
zumal anch dkp Unterhglt elnes so großen
CvrpS, dem kcine Magazine zu Gebote stag-
den, mit nicht zu überwältigenden Schwierlg.
keiten verbundkn war. Außerdem wurden
dem Dictator andere, seiue Dictatur betrfffegfip
Verhgltniigen geistacht, sn Folgx deren er Wissig
zurücktrak. Es heißt, kangiewicz hgbe, um
den rrsten Eindruck eiues offene» Rücktritt«
möglichst zu linderu, sich m»

„nd einer kleinfn rruvpeiighjhk,,,,^ ausdem
Lager eniferni, scheinbar üm eine Recognos-
cirung vorzuiiehme»; er habe sich jedoih da-
bei zu weil entfernl und sei abgeschnitten
worden, was ihn zum Uebertritt nach Ga-.
lizien veranlaßt habe» soll.

Tarnotv, 22. März. Man schreibt der
„Preffe": Heute Morgen 3 Uhr wurke Lan-
giewitz iu Bcgleitung scineS Adjutanten per
Eisenbahn unter Bedeckung nach Krakau ge-
bracht. Gestern 9 Uhr Nachts wurden auf
ci'rca 30 Tragen neuerdiiigs Verwundete nnd
Versprengte dcS Langi'ewicz'schcn Jnsurgenten-
corpS hierhergcbracht, im Ganzen etwa 80
Mann. Von ihnen werden dicjenigen, wclche
mit keinen regelmäßigen Päffen verschen sind,

liches deutscheS Organ bekannt, das die Rcsultate
aller »euern Reisen »nd Forschungcn auf gcogra-
phischcm Gebiete in so umfasscnder Weise sammelte.
Keine Bibliothek oer höhcrn Lehcanstalten und keine
gebildrte Fanzilie solltc es cntbchrcn, denn daS von
ihm gebotene belchrendc Material ist nicht bloS er-
staunlich rcichhaltig, sondcrn wtrd auch in derun-
tcrhaltendsten Form gegcbcn.

(Zwtllinge auch im Tode.) I» Ober-Jelen!
(Böhmen) starbcn am 13. MLrz um 8 llhr Mvr-
gcnS dic Zwillingsbrüder Joseph und Anton Se-
quard im 83. Lrbensjahrc. Zhr Vatcr war Re-
vierjäger auf der chcinaligen Ehoccner Hcrrschaft;
auS einer zahlrcichcn Familie, von zwölf Kindern,
waren sie alletn am Lcben gcblicbcn. Beide wid-
metcn fich dem Jägcrstande und wurden Revier-
jäger, dcr eine in dcr Slovakci, der andere aus
der Dvmäne Chocc». Beidc vcrsahen ihr Amt
über 50 Zahrc und lcbten nun in Penfion in Ober-
Jeleni. Wic Beide zugleich in dic Welt getreten,
s» schiedcn fic auch zu gleicher Zeit aus derselben
nnd ruhen nun vereint in etnem und demselben
Grabe.
 
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