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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0413
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Aotwortsnote cin friedltcher Gei'st, was auch
die Ansicht der „France" ist, welche ihrerseits
die Hoffnung hegt, daß die guten Absichten
RußlandS zu ei'ner den Jnteressen Polens und
dem Frieden EurpaS förderlichen Lösung der
schwebenven Fraze führen-werde. „Patrie"
zieht'ans der Antwortsnote den Schluß, daß
der Czar Alerander zwar, was die allgemeinen
Zdeen anbelangt, mit dem Kaiser Napoleon
in allen Punkien übereinstimme, daß es sich
jetzt aber um die Erwägung der Mittel zur
praktischen Verwirklichung dieser Zdecn handle.
„Conftitutionnel" will im Stande sein zu ver-
sichern, die Petersburger Antwort sei der Fas-
sung nach versöhnlich und gemäßigt und stclle
der Substanz nach die Lösung der polnischen
Frage im Sinne der drei remonstrirenden
Mächtc in Aussicht. Auch der „Nord" von
Brüffel will wiffen, daß das Tuileriencabinet
iü der mehrerwähnten Antwort den unzwei-
deutigen Beweis finden kvnne, wie sehr der
Czar auf die Freundschaft und die guten Dienste
Napoleons vertraue und für wie wirksam in
Bezug auf ernstliche und friedliche Lösung der
Fragen, welche gcgenwärtig die Ruhe Euro-
pas trüben, er das Einverständniß RußlandS
und FrankrcichS erachte.

I talien

Rom, 21. April. Am Sonnabend, den
18. April begab sich die Königin Marie von
Neapel in Begleitung ihrcs Gemahls in ben
Vatican, um dem heiligen Vater zum ersten-
mal seit ihrer Rückkehr ihre Huldigung dar-
zubringen. Sie war sichtlich ergriffen. Jhre
Gesundheit scheint nicht so blühend, alS sie es
war, ehe sie nach Bapern reiste.

Tukin, 30. April. Der König ist von
seiner Reise nach Toscana zurückgekehrt. Der
Senat ist bis auf Mai prorogirt.

— Abgeorbneten-Kammer. Die Prüfung
des Geseßentwurss wcgen Bewasfnung der
Nationalgarde ist bis zur Vorlage eines neuen
Berichtes der Commission vertagt wordcn.—
Es ist eine Jnterpellation an das Ministerium
gerichtet worden, wegen Verbvts des Meetings
zu Gunsten Polens. Der Minister des Zn-
nern vertheidigt die Autoritäten von Genua,
rveil die polnischen Spmpathien nur den Vor-
wand zu gesährlichen Agitalionen hergegeben
hätlen. Andere zu Gunsten PolenS abgehal-
tene VolkSversammlungen, welche in anbern
Städten des Königrcichs abgehalten worden,
sind Zeuge von der Achtung der Regierung
vor dem Versammlungsrccht. Die Kammer
billigt vas Auslreten deS Ministeriums mit
150 gegen 43 Siimmen.

Turin, 30. April. Der Prinz Rapolcon
ist heute zu Livorno gelandet. Man glaubt,
daß das schlechte Wetter ihn genvthigt hat,
sich zu Porto-Ferrajo (Znsei Elba) auszuhal-
ten. Der Prinz ift um 4 Uhr nach Lurin
abgereist.

Turin» 1 Mai. Dem Vorschlag Paffag-
lia'S, wege» Vereidigung ber Geistlichen, trat
der Zustizminister im Namen der Freiheit ent-
gegen; er hält bic bestehenden Gesetze für ge-
nügend unb die Einheit Jtaliens für stark
genug, uin die Feindschast der Clerikalen nicht
sürchten zu müffen. Paffaglia nahm darauf
seinen Vorschlag zurück.

S ch w e d e n.

Skockholm, 24. April. Ein Telegramui
von hier nach Warberg enthält dic Mittheilung,
daß russische Kreuzer drei nach Malmö be-
stimmte Schiffe, von dene» zwei die norwegische
Flaggc trugen, angehalten baben.

Stockholm, 2. Mai. Zm Reichstag
stehen heutc die polnischen Motionen aus der
TageSordnung. Gras Manderström erklärt,
das Cabinet habe bereits am 2. März und
am 7. April zwei für Polen sich verwendendc
Noten nach Petersburg abgesendet. Dcr Adel-
und der Priesterstand votiren eine motivirte
TageSordnung, in welcher lebhaste spmpa-
thien für Polen und die Zuversicht ausge.
sprochen werden, die Regierung werde mit
Rücksicht auf Erhaltung des Friedens für Polen
wirken, wenn nicht em schwedischcs Jntereffe
Krieg fordere. Der Bürgcrstand verwirft den
Friedensvorbehalt und spricht im Vertrauen,
daß dic Regierung die Gesinnung des Landes

kenne,' lediglich fcinc Spmpathien auS. Auch
der Bauernstand beschränkt sich auf eiu ein-
facheS VertrauenSvotum.

Türkei

Ragusa, 2. Mai. Fünfunvierzig Rädels-
führer bei den Unruhen von Trebigne stnd in
Ketten nach Mostar gcbracht worden; andere
haben die Flucht ergriffcn. Die Christenge-
meinden haben Mohamed Pascha ihrcn Dank
ausgesprochen.

A m e r i k a.

New-Nork, 18. April. Die N. Hdlsz.
von heute schreibl: Zm Lause dieser Wochc
ist man hier einer Fälscherbanbe auf die Spur
gekommen, welche Gr. hessische Grundrentcn-
scheine fabricirte'und zu versilbcrn snchte. Die«
selbc hatte ihren Sih in Philabelphia und ist
es den Bemühungen des hiesigen hessischen
Consuls gelungcn, die betr. Zndivibuen mittelst
hiestgcr Polizisten zur Haft zu bringe». (Die
in Mainz und in Erbenheim bei Wiesbaben
hier zu Lande vorgenommenen Verhaftungen
stehen damit iu Verbindung.)

Nachrichten über Polen

H-bang d» Frequcnz dn Unlverfität zn Heldelbng b,I<
tiagen wird. — Dtc B. L-Z. «rfährt, d-ß mit Stnfüh.
rung de» neuen Fahrtinxlaue«, iuSbisonderc der Eröffnung
dir Coustanzri Linti, Nachtdtcnk auf deu badischen
Bahnin -tngiführt wirdin so«. — Ueber da« b-retts mit.
g-th-ilt- Br°nd«nglück i» Eugilschwand b-richt-t di-
Br. Z. noch »^stchindi Ditatls: Laum hatte fich die
Aufrcgung d-r G-müth-r von d-n B-wohu-rn d-S H°zin>
waldeS bezuglich des jüngst in Srgeten auSgebrochenen
B-aud-S etnig-,maß-n g-l«gt, s° wurde» dt- Sluwohner
N°chbar°rt-N vorg-fi-ru g-g-n
9 Uhr Ab-ndS durch ab-rmaltg-n F-u-rruf ausg-schr-ckt.
Dret Hauscr, d-r-u Dich-r mit Stroh b-d-ckt warcu, fiud
ein Raub der Flamm-n g-word-n; doch damit nicht >u.
frt-d-n, sord-rt- di- Flamm- noch größ-re, man lann sagen
gräßliche Ops-r: aus dem Schntte d-r Brandstatt-wurden
acht Lrtchen, daruutcr etnc Wöchnirin, g-zog-n, wilch' l-tz>
t-r- dcn F-urrtod erlitt, als fi- tn d°S br-nn,nde Hau»
zurückkehrtc, um ihr- Kinder zu r-tt-n. Mutter und Ktuder
wurdin iu d-r Näh- d-s OfenS tn schauirlichrr Gruxxe
zusammrn g-fund-n, so daß b-tm Anbllck dtesir Uuglllck-
llchen j-d-n B-such-r der Brandstätte unwilltürllch -iu G->
sühl d-s Schaudirs -rgr-if-n «nußte. Eiu h-ftig-r Wlnd-
stoß b-günsttgte den Ausbruch d-s F-urrS, das safi gl-ich.
z-itig alle drei Häuser ergriff und mit rasend-r Schnelle
dic Wohuung und s-st all-S, waS fich dartn b-f-nd, z-r>
störte. W-utg-S nur lonntc g-r-tt-t w-rd-n. U-b-r die
Ursach- der Entstehung d-S F-u-rS tst zur Z-tt noch ntcht»
bekaunt. — Zm Wald- b-i Harthetm, Amts Briisach,
uicht w-tt vom Rh-tn -nts-rnt, wurde -ine mänollche L-lch-,
welche durch -inen Schuß in din Kops und durch die be-
reits stark vorg-schritt-ue V-rw-sung ganz unk-untltch ge«
worden war, ausgesundeu. Der Mann war gut g-.kl-idet
und hatt- tn der mlt zwe! Goldriug-n b-s-tzten rcchten Hand
einc Ptstole. Uuzw-iselhast handel« -S fich um -tne»
S-lbstmord.

Aus Znowraclaw berichtet dic Berli'ner
„Nat.-Ztg.": „Heutc, den 27. April, haben
500 Russen mit 15 schwer Verwundeten und
100 Pferden die preußische Grenze überschrit-
ten, nachdem sie Tags zuvor gegen einige
Tausenv Znsurgcnten bei Jerzpce einen heißen
Kampf bestandcn. Sie rvollen den Kampfplatz
nur wegen fehlender Munition aufgegeben ha-
haben. Vom preußischen Mililär wurden fle
mit allen Ehrenbezeigungkn empfangcn. Nach
einem Erlaß des hiesigen Landraths sollen die
Ruffen, wie preußisches Militär, unter Vcr-
pstegung einquartierl werden, bei preußischen
Untevthanen auf preußischem Gebiet. Da ha-
ben wir die Segnungen ber zur Wahrheit ge-
wordenen Seeschlangc.

Krakau, 30. April. DaS Amtsblatt der
Warschauer Regierung bestätigt, daß 500Ruffen
über die presißische Grcnze gedrängt wurden.
Bei Koszpce, an der Weichscl, wurdcn drei
Notten russischer Znsanterie von den Aufstän-
dischen ausgerieben. General Berg verlangt
die Ersetzung aller Civil - Kreisvorsteher in
Polen durch Militärs. Auf Besehl der pol-
iiischen National-Regierung haben alle Beam-
ten in Polen ihre Entlaffung zu verlangen.

Posen, 1. Mai. Der Dziennik schreibt:
Am 20. April wurden die Ruffen bei Peisern
von Taczanvwski und Faucher aufs Haupt
geschlagen. Die Jnsurgenten eroberten meh-
rere Kanonen.

Warschau, 2. Mai. Der Schriststeller
Miniszewski ist heute früh auf der Treppe
seines HauseS ermordet worden. Der Thäter
ist nicht ermittelt.

Vermischte Nachrichten.

Graf Sedlnitzkt, ehemals Fürstbtschof von BreSlau, jetzt
76 Zahre alt, hat fich, wte der „Publtctst" meldet, an
etnem der letzten Sonntage in der Werder'schen Kirche von
dem Consistortalrath Stahl daS Abendmahl nach evangelt-
schem RltuS retchen lasien. Der Lorgang macht begreisttch
Aufsehen.

Paris, 27. April. Dat kürzlich erschienene Zahrbuch
der Armee weist 10 Marschallc, 82 Divtsiontgenerale und
158 Brtgadegenerale, tn der Reserve 77 DivtfionSgtnerale
und 171 Brtgadegeneralc aus. Dcr Armee.Moniteur gibt
bei Besprechung dteset Zahrbucht einen Ueberbltck üver die
Mtlitärmacht Frankreich» vor 50 Zahrcn, tm Zahre 1813,
dte damalt tm Ganzen (ohne dte Garde) 668 Truppen-
corpt mit 900,000 Mann betrug.

Dte Monomante der Brtefmarkensammler gretft immer
wetter um sich; französische Blätter enthalten etne Annonce,
worin 954 Stück von 95 Slaaten für 1500 Franken an-
geboten werden. — Da waren dte Tulpenliebhaber früherer
Zetten doch noch vernünfttger; die Form der Narrhett
wechselt mtt den Zetten, daS Wesen derselben bletbt fich
immer gletch.

Aus Baden. Der Begründer der deutschen Volks-
wirthschastslchre, Geh.-Rath Rau tn Hetdelberg, er-
klärt fich tn etnem längeren Arttkel in der „Südd. Z.^
vom wtffenschaftltchkn Standpunkte auS gegen Lassalle'S
Lehren. — DaS lutherische Consistortum zu Straßbuig hat
bet der Directton deS PredigerseminarS zu Hetdelberg
angefragt. ob den ev. Pfarrcandidaten des ElsaffeS der
Besuch der Anstalt gegen entsprechende Vergütung könne
gestattet werden. Man hofft, daß die Rcgierung etne der
Anfrage günsttge Entschetdung geben, und damit zu wetterer

! 0 Freiburg, 2. Mat. Wte wir mtt ziemltcher Stcher-

! hett vernehmen, würden dte neu aufzusührenden Gebäude
- für dte Stechenanstalt, dte fich zur Zett tn Pforrheim be-
! findet, ntcht nach Freiburg, welHeS für deren Erwerbung
! am metsten Anspruch zu haben glaubte, zu stehen kommen,
dasselbe würde vtelmehr tn daS benachdarte Emmendingen
verlegt und käme dort an dte zur Hochburg führende
Straße. Dte Lage EmmendtngenS tst sehr gesund und
man hält eS für dte Besttmmung dieser Anstalt für geetg-
neter, sie vom Tretben etner größeren Stadt cntfernt zu
halteN. -Für unsere Untverfität tst dt^Nähe dteser Anstalt
dann irymer noch ein großer Gewinn, und da im Spät«
jahr auch der Bau der neuen Entbindungsanstalt begonneu
werden soll, so wtrd dte medtctnische Facultät tn Zukunft
etnen vermehrten Zuwachs an Zuhörern erwarten dürfen.

O Dom Neckar, 3. Mat. Am 29. April fand
tn Hetdelberg etne frete Lehrerconferenz statt, dte Herr
Dtrector vr. Schröder von Mannhetm leitete. Sie war
letder nicht so zahlreich besucht alS dte früheren freteu
Conferenzen und namentlich vermtßten wir vtelc älteren
Lehrer, dte der katholischen Confesfion angehören. Daß
mehrere, darunter von der Stadt, dte freten Conferenzen
metden, haben wtr schon früher bemerkt. Dte Furcht, der
nächsten Behörde zu mißfallen, kann es ntcht an allen
Orten sein; denn wir wissen, daß etnzelne Znspectoren einer
zeitgemäßen Schulreform ntcht abgenetgt sind; eS muß also
Hum Thetl etwas Anderes sein, waS dte Leute von den
freien Conferenzen abhält. Für heute woüen tvtr unS
ntcht weiter darüber aussprechenglauben aber dteS öffent-
ltch sagen zu müffen, da man gewiß keine Lehrer wtll, die
jctzt noch zu einer Partet halten, welche daS nunmehr glück-
ltchc Baden mtt etnem Unhetl bringenden Concordate be-
glücken wollte. Das Publtkum wtll Lehrer, die mtt thm
das Gute wollen, einen zettgemäßen Fortschritt lteben und
sich ntcht zu ColporteurS deS Matnzer BlättchenS und än-
derer reacttonärer Organe hergeben. Jn der EingangS
erwähnten Conferenz wurde über den sehr gutgemetnten
H etzm an n'schen Vortrag über Ehrengerichte verhandelt.
Heizmann hatte selbst das Referat übernommen, wenn thm
auch dte Uebung als Redner abging, so war daS, waS er
sprach, kräftig und kerntg und zetgte unS den tiefen Denker
und wohlwollenden Lehrer, dem eS von Herzen um dte
Hebung der Schule und des LehrerstandeS zu thun tst.
Sein Vortrag war treu und überzeugcnd; trotzdem konnte
sich dte Mehrheit der Anwesenden nicht dafür auösprechen;
uns kam eS vor, alS habe man H. ntcht verstanden und
seine redltche Absicht ntcht erkannt. Zu seiner Beruhigung
mag es dtenen. daß dteS nicht überall der Fall setn wird.
Jn mehreren Conferenzen wurde der Vorschlag mtt Leifall
aufgenommen. Er erlnne-rt auch so recht lebhast an Las,
was Weffenberg beim Volke durch Errtchtung von „Sltten-
gertchten" wollte, dt'e zu allen Zeiten, wenn fie rtchttg an-
gewendet, resp. auSgeführt wurden, gute Früchte brachten.
Der Lörracher Etngabe, die Ermäßigung der VerwaltungS-
kosten des Schullchrer-Wtttwen- und WaisenfondS trat dte
Versammlung ntcht bet und wählte schlteßlich Hrn. S ch ü ck
als VertrauenSmann zur Wahl etnes LchrerauSschuffeS.

s Heidelberg, 2. Mat. Get der heutigen dritten
Zmmatrtculation sind 4 Theologen, ^ ^^EN, 2 Medi-
ctner, 9 Chemiker, 1 Cameralist und 6 Philosophen und
Philologen aüfgenommen worden. Bet der ersten Zmma-
triculatton wurden 96, bet der zwetten 108, bet der drttten
57 inscrtbirt, es sind also neu aufgenommen 261, und
wetter zur Jmmatrtculation vorgemerkt find 9 Studtrende.

* Loeales. s

Bet den vtelen Neubauten und dem Neuanstrtch vteler
Häufer, wodurch unsere Stadt tägltch schöner wird, tst daS.
Bemalen der Häuser mit Kretde, Rothstist oder Kohle, wo-
von man an fast jedem Hause Beispiele tn der verschte-
densten oft sehr unanständigen Wetse sehen kann, etn wirk-
lich abscheultcher Mtßbrauch. Es geschteht dtes meist durch
dte Schuljugend, und eS wäre deßhalb sehr am Platz, wenn
sowohl dte Eltern der betreffenden Jugend, als auch die
Herren Lehrer, sowte die löbltche Poltzetbehörde ernstltch
dagegen etnschrttten.
 
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