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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0417
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Hanaover, 1. Mai. Großes Aufsehen
»rregt die Entdeckung eines von hochgestellten
conservativcn Beamten begangenen Verbre«
chens, Urkundenfälschung und Unterschlagung
betreffend.

S ch w e i z.

Neuenburg. Laut dem Nattonal wer-
den die deutschen Schützen wenigstenS 2000
Männ stark nach Chaur de Fonds kommen,
und 700—800 stnv aus England, Belgien u.
Frankreich erwartet, ohnc dte Gästc der be-
nachbarten Departemenls des Elsaß, der
Franche-Comte und Burgunb's zu zählen.
Voa den ttalientschen GSsten wetß man noch
nichtS Genaues. Es werden nun außeror-
dentliche Hülfsmittel aufgesucht, um etnem so
gewalttgen Andrangc von Festbesuchern Quar-
Uer zu verschaffen. Locle und Ncuchatel wollen
übrigens dem Gastorte redlich aushelfen.

SPanien

Madrid, 1. Mai. Abgeordnetenkammer.
Herr GonzaleS Bravo gretft die ltberale Par«
tei an. Hcrr Posada Herrera verlheidigt sie.
Herr Sartorius btttet das Mtntstertum, seine
Poltttk klarer auseinander zu setzen. Hcrr
Äahamonde erkiärt, das Ministertum sei ent-
schlossen, den nächstcn Wahle» alle Freihcit
zu laffen.

A m « r t k a.

New-Uork, 17. April. Das seit Wochen
und Monaten mtt der größten Spannung er-
wartete Eretgntß, ber Angriff auf Charleston,
oder vielmehr auf dic Landbatterien u. Forts
bei Charleston hat stattgefunden und — ist
fehlgeschlagen. Dte Vorgänge lassen sich kurz
in Folgcndem zusammenstellen: Unser Geschwa-
der erschien am 5. d. auf der Barre an der
Etnfahrt zum Hafen, gclangte aber crst am
7. tn denselden; am 6. landete cine von Ge«
neral Furp's Brigaden auf Folly-Jsland und
setzte sich von da aus mit bcr Flotte in Ver-
bindung, konnte sich jedoch, durch zu große
Entfernung gehindert, an der Attake später
nicht betheiligen. Am 7. Nachmittags Uhr
segelten scchs Monitors, ein Doppelmonitor
nnv der „Zronsibes" (Panzerfregatte), ohne
sich an dtc Ufcrbatterien und kleineren Hafen-
befestigungen zu kehren, direct auf Fort Sum-
ter zu, in deffen Nähe sic das von allen fetnd-
lichen Forts und Batterien concentrirte Fcuer
auf sich zogen, 'während sie selbst hauptsächlich
Fort Sumtcr cngagirten. Hinter Fort Sumter
war daS Fahrwaffer nach Charleston hinauf
burch Pallisade» dermaßen abgesperrt, daß nur
eine sehr cnge Paffage frei blieb, auf beren
Grunde Höllenmaschinen angebracht waren.
Die Htnderntffe erwiesen sich als uuüberwind-
lich und — dte Flotte mußte nach zweistün-
digem Kampfc 4*/, Uhr Nachmittags umkchren.
Das Bombardcment wird als beispiellos groß-
artig geschtldert; Menschenleben waren unsc«
rerseits wenig dabei vcrloren gegangen, die
Panzerschiffe dagegcn haben bedeutend gelitten,
obwohl die neuesten Nachrichtcn melden, daß
der Schaden bereits wieder ausgebeffert sei.
Nach Rebellenberichten svllen sogar alle unsere
Panzerboote am 12. d. südlich gesegelt sein,
doch wird hinzugefngt, daß man einem erneu-
ten Angriffc derselben bemnächst wteder ent-
gegensehe. _

Nachcichten über Polen

Lemberg, 28. Apr., 11 Uhr Nachts. Jm
Lublinischen ist etn neues starkes Corps Auf-
ständischer ausgetreten, in einer Stärkc von
1000 Mann Fußvolk und 200 Mann Reiteret,
welche Uebersiuß an Waffen und Schießbedarf
mit sich führen. Der Anführer ist der General
Jezioranskt, Unteranführer sind WaligörSkt
und Szechowski. — Lelewels CorpS bestand
etncn verzweifelten Kampf und wurde in zwei
Theile gespalten, doch beibe haben sich gerettet
und bestehen noch wciter. Der Dichier Mier-
zpslaw, RomanowSki und der jüngst aus Lem-
berg geflüchtetc Sendling Wasilewski sollen
gefallen sein. Etnzelne zerspcengte Aufständtsche
Lelcwel's sammeln sich um Jezioranski.

Sattvwltz, 30. April. Aus Warschau
k-men heute vtele Reisende, namentlich Deutsche,
hter durch. Sie erzählten, daß fich, wer tr-

gcnd vermag, zur Abreise anschtckt, da man
etner allgemein befürchteten Catastrophe auS-
wetchen will. Uebereinstimmcnd wird übcr
dte große Spannung und erbitterte Aufregung
berichtet, welche die Gemüther gefangen hält,
und daß man etnen demnächstigen Confltct für
fast unvermeidlich erachtet. Dte Maßnahmen
General Berg'S, die andauernden Verhaftun-
gen, die Truppenanhäufungen und der Ver-
nichtungskampf gegen dte Jnsurgenten läßt die
Einwohner WarschauS das Aergste befürchten.
Sobald der wettere Zuzug der frischen Trup-
pen dem General Berg keinen Wunsch mehr
übrig läßt, soll, wie verjautet, die damit zu
beginnende Operation für den allgemeinen Auf-
stand das Signal srin.

Kraka«, 30. April. AuS Warschau wird
dcr „G. C." geschrieben: „Die Untersuchung
wegen der Verletzung der österreich. Grenze
bei Ulanow wurde vom Obersten Ktrejeff ge-
lettet und tst bereits zu Ende gediehen. ES
hat sich herausgestellt, daß die russischen Grenz-
wächtcr etnen Jnsurgenten, Namens Kiese-
wetter, der sich über die Grenze geflüchtet
hatte, widcrrechtlich und gegen allen Auftrag
auf österreichischem Gebtete verhaftct haben. ^
Jn Folge dcffen wtrd dte Rcgierung sofort
und auf das Bereitwilligstc die erforderliche
Genugthuung letsten, indem ste zunächst den
Gefangenen Kicsewetter freigtbt und an den-
jentgen Punkt der Grenze zurückstellt, wo er
von dc» Gruizwächtern verfolgt wurdc; indem
sie ferner ihre entschiedene Mißbilligung gegen j
den Uebergriff dcs FührerS der Grenzwächter !
ausspricht und »zugleich den österreichischen !
Grenzbehörden ihren Dank für daS von letz- !
teren bei jcnem Vorfalle an den Tag gelegte j
tactvolle, gemäßigte und in jeder Beziehung j
anerkenncnswerthe Benehmen ausdrückt. Mtt
der Untersuchung der anbern Grenzverletzung !
bei Czulice ist Oberst Martynoff beauftragt; >
dieselbe ist noch im Zuge."

Kraka«, 1. Mat. Dte preußischen Telc-
graphcn-Aemtcr vcrweigern nun auch die An- '
nahme und Beförderung von den Ruffen un-
günsttgen Telcgrammen, welche nach London
adressirt sind.

Pofen, 1. Mat. Der nächste Zweck des
hiesigcn Geheimbundes soll der sein: Mann-
schaften zum Zweck für die alte Selbstständig-
keit Polens zu werben und für Geldmittel,
Pferde, Waffen und Kleidungsstücke zu sorgen.
Das Dzialpnski'sche Palais scheint der Mit-
telpunkt dieses Bundes zu sein. JrdenfallS
hängen die in der Provinz vvrgenommenen!
HauSsuchungen mit den am 28. und 29. hicr '
stattgehabten bei den Grafen Dztalpnskt und !
Raczpnski eng zusammen.

Kattvwitz, 2. Mai. Dte Aufständischen !
überrumpeltcn houte in Mrzpglod eine Abthei- !
lung Russen,. welche vollständtg aufgehoben j
wurdcn.

Warschau, 3. Mat. Jn etnem Walde !
in der Gegend von Opoczno, wo eine Cvm- !
pagnie Jnfanterie 45 Mann verloreu- hatte, !
hat man die Körper eineS Officters nnd von !
fünf Soldaten ganz nackt u. rnit einem Stricke
iim den Hals gefunden. Der Ofsicicr u. die
Soldaten, welche verwündet gcfangen genom-
men worden waren, waren von den Aufstän-
dischen gehängt worden. (Jnd. b.)

Jaroslav (in Galizien), 3. Mai. Am
1. d. hat Jezioranskt die Ruffen bei Zamek,
hart an der galizischen Grenze, geschlagen.
20 verwundete Jnsurgenten wurden nach Cies-
zanow (galizischeS Gebiet) gcbracht; der Ver-
lust der Ruffen beträgt 90 Todte und Ver-
wundetc. Eine Rnssenabtheilung soll während
des Gesechtes die galizische Grenze überschrit-
ten haben, um den Jn^'urgenten in den Rücken
zu fallen.

Neueste Nachrichten

New-Aork» 22. Aprtl. Dte Flottenab-
theilung des Admirals Dupont liegt immer
noch vor Charleston. — Dte Schiffe des Ad- j
miralS Porter haben die Batterien von VickS- !
burg passirt. — Die Secesstontsten haben ihre
Stellung vor Washington tn Nord-Carolina
verlaffen. — Die Sache des „Peterhoff" wtrd
ohne Jntcrvention der Regierung gerichtlich i
entschiedeo, ver Prozeß hat bereitS begonnen. i

— Die letzten Nachrkchten aus Merlko sind
vom 1. April: die Franzosen hatten darnach
Pucbla zehn Tage lang bombardtrt; zwet threr
Angriffe waren zurückgeschlagen worden; die
Hauptforts hielten sich immer noch.

Vermischte Uachrichten.

Münche», 28. April. Für d»« hrurige Zahr habm
die hieftgea Braa» s-ig-nd- Mengen S«mm-rbi-r -Inge-
sott-n: Löw-nbräu 133,282, Sp-t-n tis.voo, L-ist 74,000,
Hacker 70,000, Pschorr 83,000, Z-ch-ri 3S,V00, Augu-
stiner 30,000, Singlspt-i-r 1S,4S0, i-d-r-r 15,255,
W-gu-r 15,216, M-d-r 44,118, Mrtzger 12,192, Dirn<

' bräu 11,928, Schl-ibing-r 8307, Zenger 700V, Slirn.
-ck-r 6290, Hirsch 4140, Eb-rt 2378 Eimer, G-s-mmt.
summe 632,574, um 81,900 Eimer mehr, als im »origen
Jahrc._

Aus Bade». Wic »on dcm lutherisch-n Eonjistorium
tn Straßburg wurde auch unter d-n in dcr bapcrischca
Rheinpfalz versammelt gewcscnen G-neralsynodalmitglted-rn
d-r G-danke besprochen, ob -S nichl wünsch-niw-rth wäre,
sür die 10. Psarrkandidat-n der baperischen Psalj den Be<
such d-S PredtgerseminarS zn H-idelberg zu -rmöglichen,
da dic Pfalz zur Einrichlung -iner -ig-n-n Austalt zu kl-in
und dcr G-tst der th-ologisch-n Facultät zu H-idclb-rg so
trefflich s-t.

lü Aus Baden, 3. Mat. Auf Antrag der jkarls.
ruher und Heidelberger Apotheker und unterstützt durch daS
Dtrectortum des südd. ApothekervereinS wird, um dte neu-
gegründete Apothekergenoffenschaft lebenSfähtg zu machen,
eine Landesversammlung der Apotheker auf Dtenstag,
den 12. Mai, Vormittags 11 Uhr, im Gasthauß. zum
Adlcr (Post) in Offenburg abgehalten. Gegenstände der
Besprechung und defintttven Beschlußfaffung find: Festsetzung
der Satzungen; Herabsetzung des jährltchen BettragS zur
VeretnSkasse auf etwa 3 fl., da § 10 der settherigen Saz-
zungen dahtn abgeändert werden soll, daß es jedem Mtt-
gltede frei steht, daS Zahrbuch zu halten oder ntcht; über
dte Stellung der badtschen Apothekergenoffenschaft zum
südd. Apothekerveretn; Wahl der AuSschußmilglieder und
endltch wettere Wünsche und Anltegen, die von Mitgliedern
vorgebracht werden. Allem Vernehmen nach scheint dtese
Versammlung recht zahlreich zu werden; denn über 128
Apotheker, also dte große Mehrzahl der bad. Apotheker
haben thren Beitritt in dte Genoffenschaft erklärt und vtele
davon werden persönltch der genannten Versammlung an-
wohnen, um ihr Zntereffe dafür bekunden zu können. ES
ist dieseS um so erfreultcher, als daS VeretnSleben tn dtesem
geachteten Stande ziemltch zerfallen war und dadurch auch
jedeS genossenschaftltche Streben. da- dte Förderung der
StandeStnteressen bezweckt, zu verschwinden schten. Möge
mit dteser Neubtldung auch etn neueS, erhöhteS Zntereffe
bei den Mitgltedern eines StandeS etntreten, drm rtn so
wtchttger und bedeutungSvoller WtrkungSkreiS im Lcben an-
gewtesen tst! Jn der nächsten Zeit werden fich wahrltch
Fragen von hohrr Bedeutung ergeben, dte ein gemeinsameS
Handeln dteser Fachgenossen wünschenswerth machen.

. Ii. Freiburg, 2. Mat. Vor etntgen Tagen hat fich
dahter ein bedauernSwerther UuglückSfall ereignet. Zn
cinem Hause auf dem Münsterplatz sollte etn ÄrbeitSmann
dte Fcnsterläden auShängen. AuS Unvorfichtigkett lteß er
etnen derselben herabfallen, und eine eben vorübcrgehende
Dtenstmagd wurde vou demselben am Kopfe so bedeutend
verletzt, daß sie noch immer besinnungS- und auch, wie man
hört, hoffnungSloS tm Krankenhause liegt.

O Dom Neckar, 3. Mat. Wte «tr vernehmen,
soll den gegenwärttg tagenden bad. Kammern alsbald von
großh. Regterung etne Vorlage über Trennung der niedern
Ktrchendtenste vom Schuldtenste gemacht wcrden. Die Tren-
nung dteser Dtcnste und der dafür auszuwerfcnde Gehalt»,
thetl soll ganz vollzogcn und dte Ktrchengrmeinde, wo dte
vorhandencn Mtttel nicht retchen, zur Beibrtngung deS
GehalteS der Glöckner und Organisten, dte allgemetnen
ktrchltchen FondS jedoch zu der deS MeßnerS angehalte«
werden. Dem Lehrer soll die Anwartschaft zur Uebernahme
dteser Stellen in erster Reihe ctngeräumt werden, wenn
durch dcren Uebernahme der Schuldtenst ntcht Noth letdet.
Die Lösung dteser Frage wurde längst schon sehnltchst ge-
wünscht und werden durch dte vorgeschlagenen Aenderungen
große Mtßstände zum Wohl der Kirche und Schule beset-
ttgt. Die Schulreform nimmt damit etnen tiefgretfendeu
Anfang und damit auch dte Durchführung deS GesetzeS
vom Jahre 1860, welcheS TrennunH von Ktrche und Staat
sanctionirt. ____—

Z Mannheim, 4. Mat. Zn der Brückenfrage tst etn
ganz neues Project aufgetaucht, welcheS hter dte allgemekne
Zufriedenhett erweckt, tndem eS, waS man so überaus schwer
glaubte, dte oft entgegengesetzten Aufichten verschtedener
Techntker und sachkundiger Männer etnigt, und der Stadt
Mannhetm tn doppelter Beztehung nüßltch zu werden ver-
sprtcht. — Nach diesem Projecte soll die Verbtndung-bahn
von dem LudwtgShafner Bahnhofe tn etner Curve fich um
dtese Stadt ztehen. hinter dem L'chtenbergtschen Besttzthum
in die neu zu errichtende feste Brücke münden, welche letztere
in Gestalt etner sog. Scheerbrücke über den Rhetn führt,
das hetßt dtesclbe zieht fich für dte Sisenbahu und den täg-
ltchen andern Verkehr, zwet Drittel »ber dte Breite deS
Stromes, alsdann thetlt sich dteselbe betm letzten Drittel
angelangt, tn zwet Arme, wovon der riae an dte EiS-
breche und hcr audere rechtS führt; dte Bahn, welche
linkS bet der Stcbreche daS Land berührt, wtrd sich gegen
das Rhetnthor ztehen, an welchem etn Personenbahnhof er-
richtet wtrd, tnveffen an deck Rhetnhafen, an dem die Bahn
gleichfallS vorübcrzieht, etn Güterbahnhof erbaur werden
soll. Dann führt die Bahn auf drr Stelle der früheren
Schletfbahn um Mannhetm hcrum tn den Bahnhof vor
vem Hetdelberger Thor. — Der rechte Ann hiogegen führt
tn directer Rtchtung nach dem alten Bahnhofe. — Möchte
endltch dteser ewtge Strett der Brückenfrage sein glück-
licheS Ende gefundev haben und wtr bald deo für Mann-
heim und LudwtgShafen so viel versprechendcn Bav begon^
nen seheu!
 
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