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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0523
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birten. 8. 7. Wer einem auf Grund dieser
Verordnunq erlaffenen, öffentlich oder ihm be-
sonderS bekannt gcmachten Verboie entgegen
eine Zeitung oder Zei'tschrift verkaust, ausstellt
oder sonst gewerbsmäßig oertheilt odcr ver-
breitkt, wird für jede so verkaufte, auSgestellte
oder sonst gewerbSmäßig vertheilte oder ver-
breitete Nummcr, jedeS Hcft oder Stück der-
selben mit Gelbbuße von zehn bis Einhundert
Thalern oder mit Gefängniß von Siner Woche
bis zu Einem Jahre bestraft. Die Anwendung
der durch die Verbreitung von Schriften straf.
baren Jnhalts tznst verwirkten Strafen wird
durch diese Bestimmung nicht ausgeschlossen.
§. 8. Für den Polizeibezirk von Berlin und
Eharlottenburg werden die in dieser Verord-
nung dem Negierungs-Präsidcnten zugewiese-
nen Functionen von dem Poljzei - Prästdenten
,'n Berlin wahrgenommen, und finvet daS Ver-
fahren bei dem Polizei.Präfidium zu Berlin
statt. 8. 9. Auswärtige Blätter können we-
gen fortdauernder, die Wohlfahrt deS preußi-
schen Staates gefährdender Haltung (8. 1)
durch Beschluß des StaaiS-Ministeriums ver-
'boten wcrdcn. 8. 10. Vorstehende Verordnung
tritt mit dem heutigen Tage in Kraft. Ur-
kundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Un-
terschrift und beigedrucktem Königlichen Jn-
siegel. Gegebcn Berlin, den 1. Jimi 1863.
(I-. 8.) Wilhelm. von Bismarck. von Bodel-
schwingh. von Roon. Graf von Jtzenplitz.
von Mühler. Graf zur Lippe. von Selchow.
chras zu Eulenburg.

Krankretch.

Paris» 2. Zuni. Triumph in ganz Paris!
Der Telegraph hat Jhnen längst v»r Ein-
treffen diescr Zeile» den glänzenden Sieg der
Oppofitiori in Paris mitgetheilt. Dieses Resul-
tat und mit so überwiegenden Majoritäten hat
selbst.bie eifrigsten Verfechtcr der liberalen
Candidaturen üderrascht. Auf den ministe-
riellen Druck hat Paris geantwortet. Sein
Votum ist sür Europa maßgebend für die
Stimmung der gebildeten Elaffen FrankreichS,
und der Einfiuß der gestrigen Kundgebung
wird sich auch an ander» Orten geltenv machen.
Es wird slch. balv zcigen, ob Napoleon den
Sinn dcr Pariser Wahle» richtig erfaßt hat
oder ob er gleich seinen Vorgängern die Er-
eigniffe herankommen läßt, ohne ihnen vor-
zubcugen.

Paris, 2. Juni. Das Resultat der Wahlen
hat allc Parteicn übcrrascht. Die Rcgierung
machte sich auf eine solchc Nicderlagr nicht
gefaßt, so wenig, wie die Oppositivn einen
solchen Sicg zu hoffen wagte. Zn PariS na-
mentlich wirkte das Ereigniß wie ein Blitz-
schlag.. Jndeffcn muß man gerecht sejn. Die
Negierung fürchtet weit mehr die Orleanisten
als die Republikaner, und Erstcre haben eine
entschicdene Niederlage erlilten. Thiers kam
in Paris nur mit geringer Mehrheit durch und
siel in Valenciennes und Air durch. Dufaure,
Mvntalembert, Remusat sind ebenfalls durch-
gefallcn. Nur die Demokraten haben ben Sieg
davon getragen.

Paris, 3. Zuni. Der Un^errichtsminister
Rouland hat an die? Erzbischöfe und Bischöfe,
welche daS bekannte Wahlmanifest erlaffen
haben, ein Rundschreiben gerichtet, aus dem
wir solgendc Kraitstellen hcrvorheben: Unsere
Gesetze gestattcn 7 Bischöfcn nicht, die in ihren
beireffeiidea Diöcesen einlaufenben Anfragen
züm Gcgenstand gemeinsamer Beschlußnahmen
zu macheu und auf diese Weise eine Art Privat-
concil zu bilden, das sich das Recht anmaßt,
durch bie Journale dem ganzcn französtslhen
Kaiserreich politische Confultatioiien zu er«
theilen. Die Regierung ist fesl entschioffen,
sortan bie Veröffentlichung einer jedcn Be-
schlußnahme durch die Preffc zu untcrsagen,
die von ohne gesetzliche Ermächtigung versam-
melten Bischöfen ausgeht.

Paris, 3. Juni. Von OppositionScandi-
date» ist ferner gewählt Plichon im Departe-
ment Nord, Grouchp im Loirct, Chambrun
im Lozöre, Pinard unb Martel im Pas de
CalaiS.

K n gla n -

London. Aus New-Iork, 20. Mai, wird
der „Times" gemeldet; „Der Gouverneur von

Pennsplvanie», Herr Curtin, hat sich erbotcn,
in jenem Staate 50,000 Frciwillige zur Ver-
theidigung von Washington aufzubringen.

sr u ß l a n d

Petersburg, 4. Juni. Das „Journal
de St. PeterSbourg" veröffentlicht die Ant-
wort deS Hrn. Seward auf die französische
Aufforderung, sich den Schritten zu Gnnsten
PolenS anzuschließen. Die Antwort ist ab<
lehnend, „da Amerika sein traditionelles Princip
der Nichtintervention nur im Falle augenschein-
licher Nothwendigkeit aufgeben könne."

A mer tka

New-Aork, 20. Mai. Jn Erwiederung
eines Brtesks von Karl Schurz erklärt Gene-
ral Howard, der Commandeur ves 11. Armee-
corpS der Unionstruppen, dic falschen u. bös-
willigen Vcrleumdungen, welche gegen die
Tapferkcit der deulschen Division ausgesprengt
worden scien, hättcn ihn tief geschmerzt. Diesc
Schmähungen entbehrten auch jeben Schattens
einer Begründung. Es sei nicht einmal die
physische Möglichkeit vorhanden gewesen, daß
bie Deutschen zuerst hätten weichen können,
da ihre Stcllnng gar nicht eine solche gewesen,
auf die der Druck des ersten AngriffeS fallen
konnte. Knrz, sie wie ihr Führer hättcn sich
durchaus als tapferc Krieger bewiesen. Gene-
ral Howard gibt in dieser Sache ein auf eigene
Beobachtung gestützteS Zcugniß ab, indem Gene-
ral Schurz ihm zur Scite war und ihn bei
der Bilbung einer neuen Schlachtlinie unter-
stützte. Ein ausführlicher officieller Bericht
des Couimandeurs des 11. Armeecorps wird
demnächst bekannt werben. — Friedrich Hecker
hat nach eincm Ncw-Iorker Bericht der „A. Z."
vom 15. Mai eine starke Fleischwuade im lin-
ken Oberschenkcl erhaltcn, bie an sich nicht be-
denklich wäre, wenn nicht zu befürchten wäre,
daß Erpsipelas (Rothlauf) hinzuträte. Schim-
melpfcnnig ist nach demselben Bericht nicht
todt und Schurz nicht verwundet.

M e x i c o.

Vera-Cruz, 30. April. Von hier wird
der „Hamb. Börs.-Z." geschrieben: Die Lage
der Franzoscn vor Puebla wird jeden Tag
kritischer, und es ist wohl schr zweifelhaft, »b
General Forcp bie Stadt überhaupt mit den
Truppen, die ihm jctzt zu Gebote stehen, neh-
men wird. Die hier eingetroffenen Nachrich-
ten von Puebla reichen bis zum 17. d. M.
Nach densclben halten die Franzosen dic Stadt
seit mehr als acht Tagen dombardirt, später
jedoch aus Mangel an Pulver damit einge-
halten. Gencral Forep hatte versucht, bas
Fort San Zavier zu stürmen, und ward mit
bedeutendcm Verlust dreimal zurückgeschlagen.
Die Franzosen richteten dann ihre ganze Ar-
tillerie darauf und haben dieses Fort sowohl,
wic auch die darauf hinauslaufenden nächsten
Straßen jetzt besetzt, aber nur mit ganz be-
deutendem Verlust. Ein anderer Angriff auf
daS Fort Carmen siel noch unglncklicher für
sie auS. Der Kampf soll 40 Stunden gc-
daueri haben ohne irgcnd welchen Erfolg für
Franzosen, da sich bic Merikaner lapfer verthei-
digtcn. Der Vcrlust der Franzosen an Todien
unb Verwunbeten wird bis jetzt auf 6—7000
Mann veranschlagt, darunter befindet sich eine
bedcutende Anzahl höherer Officiere und auch
der General Vernet bes Lamvrinieres, dem ein
Stück einer Bombe den Kopf zerschmetterte.
Da in Puebla so zu sagen ein jedeS Haus
eine kleine Festung bildet, u. man stch überall
vertheidigt, so findet jetzt ein fortwührender
Straßenkampf statt, der erklärlicher Weise den
Franzosen, als angreifenbem Theile, bedeutend
mehrOpfer kostetalsdcn Merikanern. Aber selbst
nach der totalen Einnahme dcr Stadt, die jc-
doch noch sehr zu dezweifeln ist, wird die Lage
der fraiizöfischen Armee eine sehr unange-
nehme sein, denn man ist hier der Meinung
und auch die Berichte lauten so, daß alsdann
Gcneral Forep mit Juarez unterhaiideln wolle,
aber man fürchtet hier allgemein, daß die
Merikaner dem Kaiser den schlechten Streich
spielen werdeu, entweder gar nicht vder doch
nur unter sehr harten Bedingungen mit ihm
unterhandeln zu wollen, unb etwaS Schlim-
meres könnte den Franzosen allcrdings iiicht

pasfiren. Die Merikancr kenncn ihren Vor«-
theil zu gut, um nicht zu wissen, daß, um
ihnen in die unermeßlichen Districte hinter
Puebla folgen zu könncn, der Kaiser eine Ar-
mee von 80-100,000 Mann hinauSschicken
müßte, und daß er dieß seiner Finanzen und
ganz EuropaS wcgen nicht thun kann.

Nachrichten über Polen
Krakau, 2. Juni. Dcm heutigen „Czas"
zufolge soll Oksinski nach dem stegreichen Ge-
fecht bei Koniecpol abermals am 28. Mai bei
Zanow eine russische Jnfänkerieabtheilung und
40 Dragoner gänzlich geschlagcn haben. Jn
Lithauen soll am 21. Albertpnski unweit
Swiencianp gegen bie Ruffen unter Schuwalow
glücklich gefochtcn haben. Zm Kalischer Gou-
verncment agirt in der Gegend von Lodz und
Lenczpe die Abtheilung Oborski's, Wlodna'S,
Slupka's und die Rciterabtheilung Grabows-
ki'S. Bei Lodz concentriren die Ruffen größere
Streitkräfte. Bei Pcpsern stcht eine neue
Znsurgentenabtheilung. Czachowskibeunruhigt
die Russen im nördlichen Theile des Rabomer
Gouvernemcnts und soll bei Bialobrzec gesiegt
haben. Jn Podolien, in der Gegend von
Chmielnik sollen bedeutende Znsurgentenabthei-
lungen stehen.

Neueste Nachrtchten

New-Aork, 23. Mai. (Per Citp of
Ncw-Nork.) Das Potouiac-Heer soll den Rap-
pahannock verlassen unb scin Lager in Was-
hington beziehen, um die Hauptstadt der Unio»
gegen cincn etwaigen Angriff Lee's zu sichern.
General Grant meldet vfficiell die Einnahme
von Jackson im Staatc Miffiffippi. General
Zohnstone, fügt er hinzu, habe sich nach drci-
stündigem Kampfe nvrdwärls zurückgezogen.
Berichte aus den Südstaaten sprechen von
ciner unentschicdenen Schlacht Grant'S und
Pemberton's bei Edwards Station, dic am 16.
stattgefunden hätte, und von Pemberton'S nächt-
lichem Rückzuge.

Vermischtr Nachrichten.

Aus Baden. Die Abordnang des badtschen Lande«-
schützenvereins, um Se. Kinigl. Hohett im Namen des
Voiorts nnd Centralcomite'«, sowte anch de« Festausschnsse«,
zur Thetlnahme am Feste clnjnladen, wuide dcr vcrbtnd-
lichstc Danl anSgesprochcn snr diese freundltche Etnladung
«nd Höchstdtesclben gaben die Vcrficherung, daß Ste daS
regste Jntercsse an den schinen Bestrebnngcn der Schützen-
»ereinc nehmen, sowtc auch zur Eriffnnng dcs Festc« am
crstcn Lagc nach Mannhetm kommcn rvnrdcn. Dabet
drückte Sc. ltöntgl. Hohett wtedcrholt dte Bitte an», daß
setn Besuch dem Festc k-Incrlei Slirung »ernrsache, tndcm
fich Sc. jtönigl. Hoheit in de» denkwürdtgcn Worten äns-
serte: ,Jch-komm- zn Ähnen, nm nntcr Zhnen zu srtn
nnd an dcm F-ste Th-tl zu nehmen, wie ein Zedcr an-
dcrer." Da beretts vtclc Ehrengaben etngegangen, so be-
abfichtigt Sc. Könissl. Hoheit etnc Sttftung zu machen,
woraus nnbemtltelte Schütz-N mtt Waffcn und Mnntlton
»ersehen werden können. Nach näherer Erörlerung «tcses
erhcbendcn und das Schütz-nwesen roesentlich fördernden
Wcrke», nnd unter Zufichernng schriftltchcc Mtttheitung über
dtcse Stiftnng, wnrde dte Abortnung hnldvollst -ntlaffen.
— Dtc Karlsruher Polytechntker, und tu dereu Nanien
C. Frtedrtch auS Maunhetm, Moritz Emmer aus Wten
und Hermann Kremser aus Stettin, fordern tn ctuem Auf-
rusc znr Srrichtung etnc« Denkmals für Rcdtcnbache: auf
und ladcn dcffen Freunde und Vcrehrer zu Beiträgen ein.
DaS Denkmal soll tn AailSrnhe anfgestellt wcrden. —
AlS Seltcnhcit wurde hente ctne großc Stlbersorclle',
wclchc bct M-ir«burg gesangcn worden, nach Constanz
gebracht, fie wog 19 Pfund, hattc ctne Länge von ca 3'
und ctnc Brcttc von t'. DaS prächttge Tafelstück-wandert
nach Zürtch.

Personalnachrichten. .

Dtc NotartatS-Distrtcl- I. u»d II. des AmtsreotsoratS-
bczirks Ncckargcmünd wurden zu itukni NotariatSdtstrict
(Neckargemnnd) vcreintgt und dteser Dtstrtct dem dts-
hertgen Notar dcs I. Dtstricts — C. Ack-rm-nu — llber-
tragen.

Gottesdienst i« Heidelberg.

Sonntag, ten 7. Junt, VormittagS 3 Uhr, prcdigcns:
tn der Heillggetstktrche: Hr. Stadtpfarrer Sch ellenbcrg;
tn der St. Petcrsktrche: Hr. Dccan Zittel.

NachmittagS L Uhr,

in dcr St. Petcrsktrche (MtsstonSgolteSdieuft): Hr. Vtcar
Röck.

Scminargottesdtenft I» der St. Peterskirche um
lt llbr: Hr. C-ndtdat Purmanu.

Wochrngott-Sdtenste: tn der St. Petersktrche:

Mtttwoch. 8 Uhe: Hr. D-cau Zittel.

Frcttag, 8 llhr: Hr. Candidat Gcbhard.

Deutschkatholische Gemeinde.

Sonntag, den 7. Znni, früb 9 Uhr,
Gottesdienst in unserem Bctsaäle durch Herrn
Dr. Brugger.
 
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