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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0254
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setzung d-S H-rzogs von Angustenburg eine
unzweifelhaste, festbeschiosscne L-ache sei, und
daß sie in allernächster Leit bevorstehe; und
zwar gejchah diese Aenßernng in Gegenwart
deS Hcrrn v. Bismarck, welcher jchweigend zn-
hörte. Da die fragliche Audienz in Baden-
Baden stattfand, so jcheint die endgiltige (?)
Entjcheidung zwijchen dorl und Gastein erfotgt
zu jein: wenigslenS hat an letzterem Srte Hr.
v. BiSmarck scines Theils noch in einem ganz
andcrn Tone gejprochcn, was er doch wohl kaum
gethan haden wnrde, wenn der Wille seines
Hcrrn schon unwiderruflich festgestanden hätte.

Baden, 9. Scptbr Borgestern kam der
badische Minlsterpräsident Frhr. v. Roggenbach
an und ging gestern wieder nach Karlsruhe
zurück; er übernachteke im Englischen Hofe, wo
auch der preußijche BundeStagsgesandte vo»
Savignp seit gestern Wohnung gcnommen hat.

Baden, 9. Sextbr. Der König von Preu-
ßen beabsichtigt eincn Besuch in Schwalbach.
Räheres soll darüber noch nichts sestgesetzl sein.
Nach den Bestimmungen, dic über diese Reise
getrofjcn werden, dürfte sich auch die Rnckkchr
des Königs nach Berlin richten. Auch Herr
v, Bismarck ist hier noch anwesend. Man
sieht ihn häufig und miluntcr sehr langc mit
hier verweilenden diplomatijchen Notabilitätcn
vcrkchrcn, z. B. mit dcn Herzog v. Mornh.
Jn den letzten Tagen sino der Herzog Adolf
von Nassau nnd der Hcrzog von Mcckleiiburg
hicr angekommen. — Hcute ist die Feier des
Gcburtstages S. K. H. oes Großhcrzogs Fried-
rich. Am gestrigen Äbend ward deßhalb zur
Vorfeier vvr dem Konvcrsationshauje ein glän-
zcndes Fenerwcrk abgebrannt, wozn cine solchc
Menschenineiige von hier und auswärtS znsani-
mengeströmt war, wie noch nie zuvor. Diescm
folgte ein Konzert in den neueu Sälen, in
wclchein vor Allcn Frl. Marie Battu, Dclle.
Sedie und VieurtenipS jehr reiche Lorbeeren
errangeti. — Die Saijon dürjte gegenwärtig
ihren Kulminalionsxuiikt überschritten haben.
Die Gesammtzahl hat bereits nach dem gestrigcn
Fremdendlatl die Höhc von 40,000 crreicht.

Frank^urt, 9. Scxt. Osficiellc Mitthei-
lung über die BnndeStagssitziing vom 8. Sext.
Mittelst Bcrichts voin 0. Sexlembcr lcgten die
Bundes - Civilcommissäre für Holflein und
Laucnburg die Erklärung einer ani 3. Sext.
zu Kiel stattgehabten Versammlung der nicht
znr Ritterschast gehörcnden Gntsbesttzer vor;
dieser Bericht ward an dcn holsteinischen Ans-
schuß abgegcben. Verschiedene durch die Civil-
coinmissioil in Holstein und Lauenburg v>ran-
laßte Kostenbelräge wurden nach stallgehabter
Prüsung bei der Bundeskasse vorschußweise
angewiejcn. Ebenso die dnrch die Schießver-
suche mit gczogcnen Geschützen herbeigesührten
Neisekosten der Artillerieosftzicre. Die Anträge
deS Militärausschnsses hinsichtlich der Feststel-
lung eines Elats für das Canzleixersonal dcr
Militärcommission, sowie in Betresf der Beru-
sung der Liquidationscoiriinission auf den 1k>.
Sktoder wnrden zu Beschlüssen erhoben.

Franksurt, 10. Sextbr. Der König von
Preußen iu Lcgleitung de« Herrn v. Bismarck
und großem Gesolge wird heute Samstag Abend

Qiieis, verwundet über Bord. Da er nicht wleder
auftauchte, nahm man an, daß er ertrunken fei.
Er hatte fich aber, vler volle Stnndeii schwimmend,
übcr Wasser crhalten und war dann von cinem

worden. DleseS Schiff ward von den Dänen auf-
gebracht und Gern als KriegSgefangener nach Nh-
dorg transporlirt. Dort ifi er bis zum 7. August
gewesen. An diesem Tage brach cr mit drel an-
deren Genoffen aus. Sle wurdcn verfolgt, am
Strande kam es zum Kampf. Gern stach jwei
Dänen nieder, und obschon am Kopfe durch einen
Säbelhieb und elnen Bajoniietstich fchwer »erwun-
det, sprang er in etn Boot, setztc alle Seget bei
und schoß ins Mcer htnaus. Lm 12. Augnst wurdc
dteses Boot, in wclchem Gern im Blnte schwim-
mend lag, bei Riigen von einem dort kreuzenden
KriegSdampfer ausgefangen. Jetzt liegt Gern zu
Danzig im Lazareth und seine Eltern haben durch
-in Schreiben von dort ObigeS gemeldet erhalten.
Der inuthlge Matrose hatte als Schlffsjunge die
Erpedilion nach Japan und Chtna mitgemacht.

hier eintreffen und im „Russischen Hof" ab-
steigen. (Fr. I.)

Wiesbaden, 8. Sept. Dem Vernehmen
nach soll Louis Naxoieon angerathen worben
jein, bic Thermcn in WieSbaden gcgen das in
Chalons sich zugezogene Gichtleiden zu benutzen.
Zedenfalls wird der Kaiser seine Gemahlin in
Schwalbach besuchen. So geht daS Gerücht.

Wresbaden, 10. Septbr. Nach dem in
dcr letzten Ccntralvorstandssitzung des Gewerbe-
vereincS vorgctragenen Bcrichte über die Er-
folge dcr neuen nassauischen Gewerbegesetz-
gcbung sprechen stch 13 Localvereine theilweise
dnrchaus, theilweise mit geringen Destderien
sehr günstig über die Resultate der neueren
Gesetzgebung (Gewerbesreiheit) auS, und nur
von 4 Vereinen (Montabaur, Geisenheim,
Weilburg, Wiümar) lauten die Berichtc un-
günstig.

München, 7. Sept. Die Angabe einiger
Blättcr, daß dcr Landlag im Sxälhcrbste ein-
berufen würde, entdehrt nach der „Allg. Ztg."
jeder Begründung.

München, 8. Sept. Gegen d-n Redac-
teur des „Rürnb. Anzcig." war wegen eines
„8ussrsKv universel" übcrschriebenen Arlikels,
welcher dic Anweiiduiig des allgcmeinen Stimm-
rechts bei der Erbfolge in den Elbherzogthü-
mern empfiehlt uud dic Theorie der Abstim-
miing des Votkes bci jcdcsmaiigem Thronwcchsel
auch in anderen Monarchien als die einzig
veriiünstigc BasiS für dic Thronfolge bezeich-
iiet — vom Slaatsanwall cine Anklage er-
hoben. Das Schwnrgericht sprach jedoch den
Angcklaglen frci.

Brrltn, 9. Scpt. Dcr Bcsuch, ben König
Wilhelm der Kaiserin Eugcnie in Schwalbach
auf der Rückreise nach Berlin abftatlet, ist, wie
man hier, und woht mit Recht annimmt, ein
bloßer Höflichteitsakt.

Bonn. Prinz Alfred'von Eugland, der
präjumtive Nachfolger dcs Herzogs von Koburg,
wird im Hcrbjt hicr cinlreffen, um ein Zahr
lang an uiiserer Univcrsitäl zn studiren.

Z r a n k r e i ch

PariS, 8. Scxt. Die Rcije dcr Kaiserin
Engenie nach Schwalbach ist ganz urxlötzlich
beschlossen worden iind hängt jedcnsalls mii dcm
sehnlichsten Wunsch des KaiserS zusairimen, in
irgend einer Weise eclatant auS der Zsolirnng
herauszutrctcn, die jetzt jogar von jeinen An-
hängern kaunr geläugiict werdrn kann. Jch
möchte wohl jetzt einen Blick in gcwissc deutsche
Hoszirkel thun können, llin mich an der Ber-
legenheit der Lente zu weiden. Zngnorircn
kann man nun einmal die rcizende Eugenie
nicht, uud dann fnrchtet man wohl auch, daß
ihr kaiserlicher Gemahl gleichfallS noch die Ge-
legenheit benutzen wird, um einmal wieder an
dcn Rhein zu kommen. (Fr. Z.)

Paris, 8. Scxt. Der Marjchall General
Mac-Mahon, Generalgouverneur von Algerien,
wird stch biniicn Kurzem auf jeinen Pdsten
bcgeben. — Die Kaiserin ist wirklich leidend.
ES hatten sich in dcr letzten Zeit häufig Er-
brechnugcn eingestellt, als Wirkung einer Un-
terleibskrankheit. Die xoliiischen Eommentare,

(Für die Hcrrcn Doctoreu.) Doctor Sarg
ill Berlin schien eine ganz ungewöhnlichc, große
Praris zu haben; denn er suhr srüy Morgens
9 Uhr aus und kam crst um 3 Uhr wieder zurück.
Alle felnc jnngeii Eollegen beneideten ihn; denn
Doclor Sarg war erst 1 Jahr tn Thätigkclt und
batte sckon mehr zu thun, als zwnnzig seiner Al-
teregenvffrn jusammen. Eines MvrgenS, !s waren
gerad! elnige seinrr Rridrr bet ihm, trat ganz un-
crwartet der Wagcnvermicther bri dem viclbcschäf-
tigten jnngcn Arzt ein. „3ck kvmmc," sagte rr,
„nm Zhnen anzuzelgrn, daß ich Jhnen den Wagen
nickt mchr für 4 Thalcr dcn Morgcn ablassen
kann." — „Warum?" sragte Doctor Sarg kühn;
„ich drnke, cs Iväre dirs etne gute Bezahlung." —
„Das meine ick nichl," entgegncte dcr Wagrnvcr-
mirlher rnhig; „fchrn Sie einmal, meine H-rrcn,"
wandtc er sich zn den Lollegen dcs Herrn Doctor,
„so in einem Zng von Morgcns 9 Uhr bis Nach-
mittags 3 llhr in der Sladt herlinljilfahren, ohne
auck nur ein etnzigeS Mal anzuhaltcn, d-S
greift mrine Psrrde zn sehr an." Selt jener Zelt
hat Hr. Doctor Saeg seine Fahrten eingestellt und
wird jetzt von Ntemanden mehr wegen seiner Praris

welche zn ihrer Rcise nach Schwalbach geliefert
«erden cntbehren der Begründung.

Paris, 8. Sept. Die ofsiciöse Prcsse schreibt
dic sxätzcitige Baoereise der Kaiserin lediglich
GesundhcitSrücksichten zu. Dics hindcrt nicht,
daß man den xlötzlich gefaßtcn Beschlüssen dieser
Excurston andere Niotive unlerbrcitct. — Ge-
stern fand bci dem Prinzcn Siaxolcon großcs
Diner zu Ehren des Prinzen Humbert statt;
die ganze, dem Palais royal freundlichc Presse:
Gueroult, Havin, Girardin, waren eingeladen.

PariS, 10. Sept. Gencral Bazaine ist
znm Marschall von Frankreich crnannt. —
Dic Bank erhöhte gestern den Disconto auf
7 Proccnt.

C' » g l a n l>

London, 10. Sext. Kcin Kriegsjchiff der
amerikanischen Kriegführenden wird knnftig in
dcn englischen Häfen zugelassen werden, nm
entwafsiiet oder verkanft zu werden. — Die
„Times" sagt, Preußen werde vielleicht bald
da« Mitleiden anrufen, welcheS cS Dänemark
versagt.

S ch w e t z.

Genf, 7. Sext. Fazy hält sich noch immer
im Gasthof „Zum weißcn Kreuz" in Fcrncy,
und nichl in Divonne, auf, wie die „Patrie"
gcmeldet hattc. — Laut der „Nation" ist auch
gegen eincn Hrn. Chambod von der Partsi der
Jndepcndenten ein Vcrhaftsbefchl erlassen. Fer-
ner stnd von Fazystischcr Seite' nen verhaftet:
Dr. Baucher, Tabakshändler Favre nnd Uhrcn-
machcr Degex Das „Journ." anerkennt bc-
jagten Hrn. Chambod nicht als Jiidexendenten,
er sci gegentheilS in dcr Absicht, aus die Jnde-
xsndenten zu schießen, betrosfen worden. —
Der „Palrie" wird berichlet, Dr. Fontancl
recurrirc an die BundeSversaminlung und ver-
lange, gegrn Caulion in Freihcit gesetzt zu
werdcn. Dem Arsenal des Rathhauses sind
bis dahi» 116 Flinten, dem in Grand-Pre 80
Miilen und 113 Pistvlen noch nicht znrückge-
gebrn.

Z t a l t e n

Turin, 6. Sept. Unsere Zustände werden
mit jedem Tage bedenklicher; es schleicht ein
Geist der LLHmung durch das ganze König-
reich, dcr zerstörend wirkt, und dem selbst daö
sonft so gesundc Piemont nicht länger zu mider-
stehen vermag. Schuld daran trägt hauptsäch-
lich die Unentjchlossenheit der Regierung, welche,
unsähig, vie römische und die venetianische
Frage zur Lösung zu bringen, auch die wich-
ligen Fragen über Kammerauflösung oder Wie-
dereinberufung der bisherigen Kammer und
mögliche Ministermodificationen unerledigl läßt.
Durch diese Zögerung erwuchs eine unsägliche
Unbehaglichkeit, die von den cxtremen Parteien
mit großer Geschicklichkeit zum Nachtheil der
constitutionellen Regierung ausgebeutet wurde.

B e l g i e rt.

Brüfsel, 9. Sept. Auch der Senat hat
heute die 5,575,000 Franken für Vollendung
der Antwerpener Festungsarbeiten mit 27 gegen

beneidet. — Erinnert dtese Anekdote aus dem Leben
nicht viele unserer Leser z. B. an dte letdige Ge-
wohnheit junger wenig bkschäftigter Aerzte, sich
auS Theatern, Gesellschaften rc. rufen zu lassen, um
spazieren zu gehen, nur damit man*glauben soll,
sie hätten eine enorme Praris?

Ein corpulenter junger Mann, dem man das
reichliche gute Essen und Trlnken, das er gewohnt
ist, zu sich zu nehmen, dcutlich ansieht, saß jüngst
in einer Darmstädter Restauration bei dem ge-
wohntcn Frühschoppen, als ein Officier — ermüdet
vom Erercieren — an demselben Tisch Platz nahm.
Setncr Mübigkeit nachgebend, gähnte der Neu--
angekommene mehrmalS. „Mein Gott," rief der
dicke junge Herr, „Sie werden mich doch r?icht auf-
fressen?" — „Haben Ste keine Sorge," war die
Antwort, „dazu fürchte ich viel zu sehr bte Tri-
chinen."
 
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