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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0448
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HWA^ Auf die „Heidelberger

iA ^ Zeitung" kann man sich

^ nvch sür die Mouat c
November und Deeember mit 36 Kreuzern
abonniren bei allcn Postanstalten, den Boteu
uud Trägern, sowie der Expedition (Schiffgasse
Nr. 4).

* Politische Umschau.

Ein Telegramm des „Fr. Z." versichert, daß
Oesterreich in Berlin die Betheiligung an einem
evenkucllen Antrage am Bunde wegen Räu-
mung HolsteinS vou den BunöeStruppen ab-
lehnen werde.

Zum Fricdensvertrage bemerkt die liberale
Correspondenz: „Hätte die reaclionäre Politik
uach der Niederwerfung dcr Revolution von
1848 nicht dic Rechte Deutschlands anf diejc
Provinzcn so leichtfertig preiSgegeben, so würde
Deutjchland diescn Gewinn ohne große An-
strengungeu uud vor Allem ohnc dic großcn
KriegSopfer gcmacht habcn, die eS jetzl dasür
hat briugeu müssen. ES hat eine schwcre Buße
zahlen müssen sür diese reaclionären Sünden,
aber ste ist gezahlt und hvffcntlich wird sie
dencn, welche ste verschuldkt haben, zur War-
nung dienen, nichl wieder so leichtfertig mit
dem Recht uud den Znteressen der Nation um-
zugehen, wie es in den Jahren 18ä0, 1851
und 18ä2 in der schleswig-holsteinischen Sache
geschehen ist.

Der Wiener „Botschastcr" bringt eine iNit-
thcilnng ans Berliu, wclche die Entscheidung
der Erbfolgekrrege in Schleswig als nicht zur
Kompelenz dcS Deutschen Bundes gehörig be-
zeichnet; die Frage jci europäischen CharaktcrS
und werde wahrscheinlich auf einem Congressc
entschiedcn werden.

Verschiedene Blältcr besprechen noch iuiuier
deu iLiinisterwcchsel in Oesterreich, Eui Wicner
Correspondcnt der „Allg.Ztg." äußert: „Wenn
irgend etwvs deu Sturz deS Grasen v. Rech-
berg enlschied, so war eS der mächtige Wieder-
hall der Stimiiic des anßerpreußijchen Dcutsch-
lanbS, die innere Unmöglichkeit der sogenannten
Allianz mit Preußen. ES versteht sich aller-
dingS von seldft, daß von cinem sofortigen
Bruch mit Prcußen ohne Veranlassuiig nicht
dic Rede sein kann, noch joll; abcr eine reser-
«irtcre Haltung, diesem Staat gegenübcr, ist
nach aü dem was vorliegt wohl unverineidlich.

Die eincm hochstehenden Militär zugeschric-
benc Brojchüre ist untcr dcm Litel: „Ein preu-
hischeS Wort", so eben in Berlin erjchiencn;
sie richtet sich namcntlich gegen die mitielstaat-

liche Richtuug, glaubt, daß Preußen in seiner
auswärtigen Politik vielsach auf falschen Ge-
leisen war und sich jetzt wieder zu findell be-
ginnt. Die inneren Fragen behandelt sie in
conservativem Siune.

Die Nachricht, daß Deak nach Wien gcreist
sei, ist eine vollständig unrichtige.

Z»r Lchlesmig-Holsteiii'sche»
Tache.

Berlin, 2. Nov. Der am 30. Octbr. in
Wien vollzogene Friedensvertrag ist am 31.
Octbr. hier überbracht worden. Ueber deu
Znhalt desselben erhalten die „Nordd. Allge-
mcinc Zeilung" und dic „Börscnzeitung" offi-
ciöjc Mittheiluiigen, denen wir FolgcndeS ent-
nehmcn: Der Nertrag enthält 24 Artikcl und
niehrere Zusatzartikel. Der crste Artikel bc-
stimmt die Abtretüng der Herzogthümer an
Preußen und Ocsterreich gemeinschaftlich und
spricht den beiden alliirten MLchten daS Dis-
positionsrccht übcr dieselben zu. Artikel 5 sctzt
die Grenzliuie zwischen den Herzogthnmern und
Däncmark fest. Dieselbe sührt vou der Nord-
spitze des Aiittes Ribe über Hhgum, Bröstrup
Hjerting, Böstrup nach Nordcn, wendet sich
sodann wiederum nach Südcn und führt über
Ocddis; Oftorp, nördlich von Heilskirck der
Küste zu, so daß die Haldinsel Stcnderup noch
zu Dänemark fällt. Das auf diese Weije von
NordjchlcSwig au Dänemark abgetretcne Lan-
dcSgcbiet ist nicht nur deinjenigen gleich, welcheS
DLuemark an dic Herzogthümer abgetreten hat,
sondcrn die letzteren haben sogar noch um cin
Geringes an Terrainumfang gcwoiiiicn. Zn
Betreff derjciiigen GriindbcsiKer, dereu Eigcn-
thum von der Grcnzlinic durchschnitten wird,
cnthält der Artikel 7 des Friedciisiiistriimcntes
dic nöthigen Bcstiinmuiigcn, währcnd die sol-
gcnden Arlikel sich mit den finanzicllen Ange-
legenheitcn bejchästigcu. Wie wir hören, wird
darin bcstimnit, daß die Hcrzogthümer von dcr
dänischen StaatSschnld die Summe von 29 Mill.
RikSthaler als ihren Antheil üdernchmen und
gleichzeitig festgesetzt, in welcher Weisc die Til-
gung dieser Schutdsumme erfolgen soll. Ferner
verpstichtet sich in den Schlußartikeln DLne-
mark, die während der Biokade aufgebrachlen
deutschen Schiffe, deren Verurthcilung durch
das Prisengericht noch nicht erfolgt, oder dcren
Verkauf durch die dänische Regierung noch nicht
bewirkt ist, wiedcr an die deutschen Großmächte
zur Ausliefcrung an ihre Bcsitzer herauszuge-
ben, sür die bereits verkauften Schisse aber Er-
satz zu leisten.

Bcrlin, 5. Nov. Die „Kreuzzeitung er-
fährt, daß die künftige preußische Bcsatzung
SchleSwig-HolsteinS in einer aus Regimentern
verschiedener Armeecorps combinirten Division
bestehen wird. Bestandtheile dieser Division
werden die Linieninfanteric-Regimenter Nr. 11,
51 und 19 uud die Dragoner-Regimcntcr Nr.
2 und 6 seill. Zum Militärgouverncur der
Herzogthümer sei währscheinlich der General
v. Falkenstein bestimmt.

Hamburg, 5. Rov. Laut „Hamb. Nach-
richten" sind bem Friedensvcrtrag zwei Proto-
kolle bcigefugl. Das crstere bestimmt, daß vom
Tage der Ratisication an ein dänischcrseits mit
der Verwaltung Jütlands zu betrauendcr Com-
missär sich ins Hauxtquartier der Alliirten be-
gibt. Das zweite Protokoll bestimmt, daß der
König von DLnemärk cine Proklamation er-
lasse, welche dic Herzogthümer ihrcs Iliiter-
thaneneideS entbindet.

Kiel, 5. Rovbr. Einc Deputation holstci-
nischer Großgrundbesitzer hat in Flensburg dem
Prinzcn Friedrich Karl 10,000 Thlr. als Bei-
trag zum Ziivalidcnfonds der alliirten Armee
überreicht. Die „Eckernförder Zeitung" mcl-
det, daß die in der Umgcgend von Eckcrnförde
gelegenen preußischen Regimenter südwärts ab-
marschirt sind. Nach der „Hadcrsl. Ztg." be-
ginne» die in Hadersleben gclegenen Ziethen-
Hujarcn hcute ihren Abmarsch.

Kopenbagen, 5. Nov. Hcute wurde der
ReichSrath mil Nerlcsung eincr königlichen Bot-
schast eröffnet, in welcher gesagt ist: Die Ein-
berusung des ReichSrathS sci zu dein Zwcck
gejchehen, damit derselbc dem Friedensverlrag
seine gruudgesetzmäßige Sauktion ertheilc, be-
ziehungsweife die durch den Friedensäbschluß
nothwendig gewordcnc Ordiiung dcr Verhäll-
uisse in Angriff uehmc. Die Gcfühlc, mit
wclchcii der König die Sanklioil der Adtrclung
eincs Thcils der Mouarchic fordert, scicn mil
dcn Gcfühlcn deS Volkes identisch. Das Volk
möge dic mannhaftc Sclbstbehcrrschung bewah-
ren, mit der großeS Uuglück gctragen werden
muß, UIN grvßcrem vorzubcugcn. — Das Frie-
denSinstrument wurde vorgelegt. Es enthält
zuuachst die schon bekaiintcn Bestimmuiigen
über die Grenzregulirung. Dann ist im Wcjent-
lichen weitcr darin bestimmt: Die Herzoglhümcr
übernehmcn 29 Millioncu Rigsdalcr der StaatS-
schuld der Monarchie ncbst der Verpflichtung
zum Ersatz dcr KriegSkvsten an die alliirten
Mächte. Sie zahlen alle im Budget der Her-
zogthümer aufgcführten Beamteupensionen ncbst
einer nach der Einwohnerzahl zu berechncnder
Quote anderer existirender Pensionen uud ein-

Prurcß Dciumc-Liümpli.

(Fortsttzung.)

Sitzung vom 28. Oct. Fortsttzung d>S Zeugrn»
vrrbörS. Di- Wärtrrin Hillbrunnkr uud ihre Toch-
ter sageu aus, Frau Trümp» hadc im Monat
Wai furchtbar getittcu, sre habe Augenbltcke gc-
habt, in welchcn sie sich nicht hättc demeisteru
können. Sie hattc bie souderbarsten SinneStäu-
schilngen, sie hörte Stimmen aus allc» Lck-n ihr
zurufe», btc sie manchmal, wic sie sagtc, ärgcrte»,
manchmal sie lachen maihten. AIS Frau Trümpy
den gcstcru angeführten Brief gefchriebeil, sel sie
in der größtrn Auircguug gcwestu. Bei brn Akten
bestndet sich ein Schächleichen mit vurars, dem
Ps-ilgift d-r Wtlden, welcheS schnell uno spurtos
tödtet. Dassclbc dcfand sich in drm Bcsitz Demme's
und man ha! jli stineil Gunsten angeführt, daß
wenn er Trümpy hätte tödtcn wotlen, er cö mit
diesem Mittcl, ohuc Verdacht zu erregen, grkonnt.
D-r Präsibeiit sragt nun Frau Trümpy, waö sie
von jenem Gift wtffc. Frau Trümpy entgrgnete,
Demme habe eine Art Borlesung über vursro in

dics sti kelnc eigentliche Seckcnkrankheit, sondern
nur -in- Scelenstörung gewrstn. Dcr Präsident
sragt wciter, ob dle Ausregung, ln «elchcr sich
Frau Trümpy befunden, als fik jcncn Brcef schricb,
cinc gesuude oder (moralisch) krankhafte gewesen
sci. Die Erpertcn sttmmen in threr Ansickt nicht
ganz übercin. Dr. Ionquierr und Wyffcnbach
glanden, der Zustand sti eln gestmder gewifcn,
Dr. Tribolet spricht dem Bries jedc größcre Be-
deutung ab; ein bcstimmteS llrtheil getraut stch
kciner der Herren zu fällcn. Am Rachmittag wurde ^
zur Vernchmung über die amtltche Seclion der !
Lciche Trümpy'S gesckrltten. Dic Gcrichtsärztc Prof. i
Emmert und Dr. Kupscr, Bczirksprocurator Raas- !
laub und Reglerungsstatthalter Ruder fprecken fich
übcr die Section und Demme's Benehmen brl
derstlben auS, vbne daß dic Handlung wksentlick i
JntereffantlS und WlchtigkS bot. llm s Uhr Schluß
dcr Sitzung.

Sitzung vom 29. Oct. Abhörung der cheipischen
Lrperstn. Bon din Angeklagten ist nur Lemme

erschicnen, Frau Trümpy brstndet sich unwvhl. Der
Profeffor Schwarzenbach nnd Apotheker Dr. Flücki-
ger haben die Eingeweide dcs Verstorbenen chemisch
untersucht. Am dritten Tag hattcn sie IN dem der
Magrnwand anhastenden Sckleim Strychnin gc-
funden; Spurcn von Morphiiim und Chlnin wnr-
den nicht entdeckt; schlicßlick war rö den Che-
mikern gelungen, Strychnin in reinem und krystal-
Usirtcm Zustande barzustcllen. Dr. Schwarzeiibach
fpricht sich dahln aus: Nack der gkelchmäßigen Ver-
theilung dcs Glftcö in dem Magcnsckleim muß
dassctbe in siüssigcm Zustande in den Magen ge»
kommen ftin, dic Quanttläi deffctbcn betrug mtn-
bestcnö 19 Gran. Der durch Strycknin herbeige-
führte Tod erfolgt im Starrkxampfe. Daß das
Gtst nach dem Lode in die Leichc gekommcn sei,
hält dcr Erpertc sir unmöglich. Zn wel»-r Lösung
das Gijt in den Magen gekommcn, darübcr kann
keinr bestimmte AuSkunft gegedcn werden, da un-
tcrlassen wordrn tst, nach der Säure zn fuchcn,
mtt welcher da« Strychnin »t-Ucichl verbunden war.

(Fortsttzung solgt.)

-Y-
 
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