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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0040
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Frage von prmcipiell wichtiger Bedeutung an-
geregt worden, die Errichtung eines obersten
Staatsgerichtshoses für Frageu der Versassungs-
maßigkeit der Gesetze rc., Minifterverantwort-
lichkeit.! Zuständigkeit. Es wird die Prefse vor
Zusammentritt des künftigen Landtags ihr volles
Äugenmerkdiefem Gegenstandzuzuwenden haben,
ebenso dem weiteren, mindestens gleich wichti-
gen, der Bildung einer GesetzgebungScommis-
sion mit vielleicht ähnlichen Functionen, wie
der Staatsrath in eUgerer Versammlung nach
dem Enlwurf von 1848. Wir halten dicse
letztere Frage Angesichts mancher Erfahrungen
in der ständischen Debatte sogar sür die prak-
tisch wichtigere. — Die Curie macht neuer-
dings wieder zuweilen Versuche, die Verwen-
dung gewisser Fonds in spccifisch kirchlichem
Sinnc anzustreben, selbst dann, wenn der Zweck
ein entschieden ftaatlicher ist, z. B. ein Schul-
zweck. Jm jetzigen Augcnblick hat sicher der
Staat den wenigsten Aulaß, ein Entgegenkom-
men zur Schau zu tragen, für das er stets nur
Feindscligkeit geerndtet hat. (S. M.)

Vom Neckar, 10. Jan. Die beabsich-
ügte Reise des Prinzcn Friedrich Karl von
Preußen nach Wien (dic angeblich wegen des
Todes der Großherzogin von Toscana anfge-
schoben worden ist) gilt schon seit einiger Zeit
für ein Ereigniß des Tages. Preußischc offi-
ziöse Blätter bemühen sich, der Neise jedeu
politischen Zwcck abzusprcchen. Die Adsicht ift
unvcrkcnnbar: Man bcmüht sich, dic Mcinung
nicht aufkommen zu lassen, daß man gczwungen
sei, zu außerordentlichen Mitteln zu greifen,
um di^ auf der bisher verfolgten Bahn zum
Anschlusie der Herzogthümer au Preußcn neue-
stens vorgefundenen Hindernisie aus dem Wege
zu räumen. Aus zicmlich guter Quelle ist
übrigens in jüngster Zeit berichtet worden, daß '
von Berlin aus nach Wien dic Anfrage ergan-
gen ift, ob ein vom Prinzen Fiedrich Karl be-
absicktigtcr Besuch. wclcher dcn Zweck 'habe,
persönlich für die Verleihung des Maria-The- -
resie-n-Commandeur-Kreuzes seinen Dank abzu-
statten, genehm sei. Diese Anfrage wurde
selbstverständlich in zuvorkonzmender Weise von
Wien aus erledigt. Trotz dieser Version
dürfte sich jedoch bald herausstellen, daß die
Aufgabe, welche der Prinz in Wien zu verfol-
gen haben wird, noch an Bedeutung jcne weit
zurückläßt, welche seinerzeit das Object der
Mission des Generals Manteuffel und kürzlich
des Fürsten von Hohenzollern gcbildet hat. Es
gilt nämlich allem Anschein nach, die in der
letzten Zeit in Wien zur Herrschaft gelangten
Anschaunngen über die alleinige Zulässigkeit
einer bundesmäßigen Lösung der Herzogthümer-
srage durch eine kräftige Wicderbelebung der
Meinung und Hoffnungen bezüglich der großen
Zukunfts-Vortheile einer soliden dauerhaften
Allianz mit Militär - Preußcn 'schachmatt zu
machen. Da nun Prinz Friedrich Karl im
Augenblick dcr glänzendste Repräsentant des
militärischen Preußens ist, so ist es wohl be-
greistich, daß Hr. v. Bismarck die Mission
gerade dieses Prinzcn v eranlaßt hat.

Darmstadt, 10. Jan. Bei Berathung
der Strafproccßordnung in dcr ersten Kammer

Menge harrend, allmälig hoffend, die Zerstörung
an dem herrlichen Bau beklagend. Da und dort
spricht man von der Größe deS Schadens, den
man nock nicht zu schätzen wagen darf, denn —
die Stunde schlug 6 Uhr — und die Gefahr ist
noch nicht vorüber. — Hoffen? Netnl Wir sollten
erfahren, daß es wahr ist: „die Elemente hassen
das Gebild von Menschrnhand". Es war finster
grworden. Der Himmel ist wolkenlos. Der Mond
steigt auf. Klaglich falb steht seine Scheibe über
dem blenbenden Feuermeer, daS wie auS dem
Krater des Bulkans als ein unabsehbarer Strom
von Keuerfunken auS dem Gemäuer deS Thurmes
hervorquiüt, den Himmel weithin röthend, vom
Sturmc batd in die Höhe gejagt, bald hinabge-
drückt in den eigenen Qualm. Mit erneuerter
Wuth hat daS Keuer sein fürchter iches ZerstörungS-
werk begonnen. Tausende strömen neuerdings hrrzu.
Sie harren und möchten vergehen in dem erdrücken-
den Gefühl ihrer gänzlichen MaLtlofigkeit^ So fal-
len Trümmer um Trümmer. Die oberen beiden
Glocken sind theilS gcschmolzen, theils in Scherben
gegangcn. Nur daS eiserne Geripve des scbkanken
DachstuhlS steht noch. Wieber find 4 bange Stun- >

^ erfolgte von 24 anwesenden Mitgliedern ein-
stimmig die Zustimmung zu den Beschlüsien
der Minoritat der zweiten Kammer und zum
Negierungsentwurf, so daß bei der beabstchtig-
teu Stimmendurchzählung die Annahme des
Gesetzes gestchert ist.

Bonn, 5. Jau. Dem Nechte der Facul-
täten, Vorschläge für die Besetzung erledigter
Professuren zu machen, steht das Recht des
Ministeriums, dieselben nicht auszuführen,
gegenüber. Ein Bcispiel hierfür liefert die Er-
uennung des 1)r. Joh. Hanstein in Berlin
zum ordentlichen Professor dcr Botanik hicr-
selbst. Die Facultät hatte eine oer ersten Auto-
ritäten in diesem Fache, Professor Pringsheim
in Jeua, vorgeschlageu, desscn Berufuug un-
zweifelhaft eiu sehr großer Gcwiun für die
hiesige Universität gewesen. Ob die Erwägung,
daß Prof. Pringsheim jüdischer Confession ist,
für die Nichtberufung maßgebend gewesen, ist
uns unbekannt. — Aus guter Qnelle verlautet,
daß das Domcapitel in Köln gegen die voll-
ständige Streichung seiner für den erzbischöf-
lichcn Stuhl präsentirten Candidaten energisch
protestiren wird. (Volksztg.)

Wien, 9. Januar. Die Hieherkunft des
Prinzen Friedrich Karl ist auf den 16. d. M.
festgesetzt; gleichzeitig wird Graf Karolyi hie-
her berufen. — Ministerialrath Lackenbacher
ist zum Vertreter Oesterreichs für die Finanz-
commission Behufs der Durchführung des Frie-
denövertrags ernannt.

F r a n k r e i ch

Paris, 6. Jan Der Erzbischof von Paris
wird in der nächsten Session des Senats die
Gelegenheit ergrcifen, um die Nothwendigkeit
auszuführen, daß Frankreich auf dem Stand-
punkt der gallicanischcn Freiheiten beharr^
Großes Aufsehen mackt cs, daß Montalemberl,
daS Haupt der sog. klerikal-liberalen Partei in
Frankreich, das Verhallen der französiscken Re-
gierung in dem Falle Segur ohne alle Nück-
sicht billigt. — Der gesegncte Hut nnd Degen,
welchen der Papst an Neujahr den um die
Kirche verdientesten Fürsten zuschickt, ist dem
neuen Kaiser von Mexicy zu Theil geworden.
Die Gemahlin desielben wird vom Papst im
Februar die den frömmsten Fürstinnen bestimmte
goldene Rose erhalten, nach dem Memorial
Diplomatique das Symbol des heiligen Duftes,
den die Kirche über das Weltall verbreitet.

E n g l a rr d

London. 9. Jan. Laut einer Depesche der
„Times" aus ^ieuyork, 24. Dec., ist bloß ein
Dcpcschenschiff von Wilmington nach Monroe
zurnckgekehrt. Die Bombardirung der Forts
von Wilmington dauerte fort. "

I t a l i e n

Turin, 9. Jan. Das Journal „Le Alpi"
kündigt die bevorsteheude Veröffentlichung eines
königl. Decrets an, das für die meisten Prä-
fecturcn dcs Königreichs die festen Vcrgütungen
für Repräsentationskostcn abschafft. Die Prä-
fecturen von Dtailand, Turin, Palermo, Nea- ^

den verfiossen seit 6 Uhr. Um 10 Uhr stürzt eS

Druck der Wassersäule, dte htnaufgeführt werden
will; die Mannschaft droben erstarrt vor Kälte,
oder möchte vergehen in der unerträglichen Hitze.

Endlich ist das Keuer heruntergebrannt biS unter
die Wohnung der Thürmer. Da tst'S eher möglich, ^
sich zu rühren; hierher läßt sich Wasser schaffen. !
Und nun arbeitet die Feuerwehrschaft in ungestü- ^
mem Eifer. — Die MitternachtSstunde ist vorüber. >
Wir gehrn zagend vom Platze. Die helle Feuer- >
lohe ist erloschen; die Ruine starrt in unheimlichem
Dunkcl zum Himmel; hier und da leckt tückisch die ^
Flamme aus einer Ritze hervor, dort züngekl fie ^
spöttisch um's morsche Gebälke. Ob sie sich noch ,
einmal zu entfesseln vermag? Wehmüthig bang ^
geht Nürnberg heute schlafen; der Opfermuth wacht
ob ihm. Rürnberg, Deutschland hat eine seiner >
schönsten Zierden aus der Vergangenheit verloren. I

mlt Sckneegestöber durchtoste während der NaLt
die Staot und wüthete besonders um die Kirchr

pel und Genua sind von dieser Maßregel auS-
genommen.

B e l g i e n.

Ju einer Kohlengrube b-i Doux. Provinz
Henuegau. südwestlich von MonS, hat stch eiu
furchtbares Unglück zugetragen. AuS einer
nvch unbekannteu Ursache ersolgte eine Exxlo-
stou in der Grubc St. Catherinc des Cheva-
liereS, wo übcr 100 Arbciter beschäftigt warc».
Nur dem kleineren Theil gclang eS, stch zu
retten. 60 Menschenleben gingen verloren, nnd
noch find nicht alle Leichcn aufgefunden.

D ä n e m a r k

Kvpenhagen, 8. Zan. Hente wurdcu
die -Litzungeu deS Folkethings deS Reichstags
wieder eröffnet. Hausen und 16 andere Mit-
gliedcr der Partei der Bauernfreuude brach en
einc» Antrag ein, wclcher die Aufhebung der
iu der königlichen Kundgebung vom 2. Oclbr.
1800 bekaunt gemachlcn Beschränkungcn deS
GrundgesetzeS vom 0. Zuni 1849, also dic
Wiederherstellung diese« Grundgesetzes, be-
zweckt.

Türkei

Konstantinopel, 24. Dccbr. Das neue
Preßgesetz hat die großherrliche Sanction cr-
halten uud ist veröffentlichl wvrdcn. Jnlauocr
haben die Ermächtigung zur HerauSgade eines
holitischcn Blatlcs bei dem Menisler drs öffent-
ticheu Uuterrichtes, Ausländer beim Minister
dcr auswarligen Augelegeuhciteu nachzllsucheu.
Der verautwvrlliche HerauSgcber muß im Boll-
bcsitz seiner politischen Rechte uud 30 Zahrc
alt sein. Die Berbreitung srcmder, der tür-
kischeu Regierung feindlich gestnulcr Blätter ist
verboten. Aufforderung zum Hochverrath, Be-
leioigung des Sultauö uud der großherrticheu
Famiiie uub auoere Uebertretuucheu des Preß-
gesctzeS werdcu mit Geldstrasen von 100 biS
1000 Frs., Gefängnißstraseu bi« zu 3 Zahreu
und cventuell mit Unterorückung deS BlaltrS
bestrast.

'A m e r t k a.

New-Nork, 24. Dcc. Telegramme aus
Najhvillc und Fraukliu vvm 22. Dec. beschreibcn
den Rückzug der geschlageuon Südarmee als
eine wilde Flucht. Hood befahl scinm Corps-
couimaudeurcn, sich ,»it ihrcu Maunjchaften
auf dem nächstcu Wege auf und davon zu
machen. Zum Wenigsten ein Drittcl des ResteS
der Armce ist oh»e Wafseu oder sonslige Equi-
pirung; AlleS, was drr schlcunigen Fiucht cin
Hinderniß war, wurde weggeworfcn. Von den
40,000 Mauu, mit wetchen Hood stch von
ThomaS vor Nashville hiulocken ließ, hat er
fast di- Hälste eingebüßt; seiu Verlust wird
auf 17,000 Btami, 18 Generalc und 01 Ka-
noncn angegebe», währeud ThomaS in dein
ganzen Felbzuge keine 7000 Manu verloreu
hat. D-n lctzleu Nachrichlen zusolge hatte
ThomaS am 21. sein Hauplquarticr acht Mcileu
südlich vo» Columbia bel Ralherford-Hill. Te-
legraphische V-rbiudung war uach allen Rich-
tungcn hergestelll; d-r Schieueuweg hatte nur

mit jkncr bekanntrn Heftigkeit, die es dort kailin
mägtich macht, am Platz zu ftehe». Um 7 Uhr
früh noch jagt cr dir Funken maffenhaft aus dem
Feuerhcerd auf, dah si- uuhcimlich daS M-rgen-
graueu durchblitzen. Di- Acuerwehrmannschaft ist
in vollrr Thätigkeit. Der praktische und vorsichtige
Sinn der Erbauer des ThurmeS soll rhrcn An-
ftr-ngung-n d-n -ndtich-l, Ersolg gislchcrt haben.
Wi- man unS mittheilt, ift nber dcm Gebälke,
welchrS dlc Gtocken trägt, cinc Schichtc Lehm ein-
gesügt, zur Sicherung für solche Fäll-, und an
ihr drach ftch dir G-walt der Flammr, nachdem
fi, dadurch gehindcrt war, weltcr z» frcffeu un«
dl- HüIfSmallnschaft ihr eher b-ik-mmen konntr.
Bon »olligem Ertöfchen der Gluth wird»vor Ab.
taus mehrerer Stunden kaum di- Rcd, sein kön-
ncn. Eine Dampffcuerspritze hättc, zum großen
Thetl wcnigstenS, vor dem ungchiuien Schadcn
bcwahrt. Warum hat Nürnberg keine solche? Man
wird fte jetzt wahtschetnlich anschaffrn!

(Echluß folgt.)
 
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