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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0281

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Utidtlberger Zeilung.

Krclsverkiiiiüiguiigsblktt fiir den Kreis Hcidclberg und aintliches ^erkiindigungsblatt für üie Amts- nnd Amts-
Gerichtsbezirkc Heidelbcrg und Wicsloch und dcu Amtsgerichtsbezirk Neckargemüud.

Nk ««


Samstag, 18 März


Einladung zum Abannement

Hei-elberger Zeitung

186S. 8». QuarraL «

Mit dem 1. April 1865 beginnt die Heidelberger Zeitung ein neues Qnartal, zu dcffen rechtzeitigcr Bestkitung wir hiermit in näheren nnd

Unterstüyt von tüchtigen und erprobten Mitarbeitern nnd neu gewonnen>'n zuvertäsfigen Correfpondenten in den verschiedencn LandestlHilen, werden
wir vom nationalen Standpunkt aus bei allen Fragen mitwirken, die auf dic Enlwickelung unfcres engeren HeimathlandeS Baden, sowie auf die
Einheit unb Freihcit, auf die M a ch t st e l l u n g, Ehre und Größe unseres deutschen Vaterlandeö Bezug haben; wir werden dabei auf allen
Gebieten des politischen und socialcn Lebens einem vcrnünftigen Forlschritte huldigcn, und der bei uns in'S Leben getrctcnen volksthüm-
! icken Organisation eine besondcre Anfmerksamkeit widmen.

Auch lokale und städtische Angelegenheitcn sollcn wic bisher eine frcimüthige Besprcchung in unserem Blatte finden.

Mit der Zeitung verbunden ist ein breimal wöchentlich erschcinendcS Nnterhaltnngsblatt rn gr. 8°., welches neben dcm täglichen Feuilleton cine
sorgfältige Auswahl von Erzählungen nnd sonsligen unterbaltenden Mittheilungen breten wirv.

Die Heidelbcrger Zcitung als Kreisverkündigungsblatt für ven Kreis Heidelberg und alö Am ts v e rkü II d i g u n gs b la tt
für mehrcre Bezirksämtcr, cnthält außer den obrigkeitlichen Bckauntmachungcn alle auf das öffentliche, commercielle und sociale Leben sich beziehenoen
Ankündigungen. — Die Ansertionögebnhr beträgt 3 kr. fiir die drcispaltigc Pckitzeile. Wir bemerkcn dabei, daß die sür die Zeitung bestimmtkn Anzeigcn
auch noch kine weitere Verbrcitung durch den täglich erscheincnven Straßen - Anzeiger finden, welchcr an allcn öffentlichen Ortcn und dcn Bahnhöfen rc.

Die Hcidelberger Zcitung erscheint täglich — Montags ausgcnommen — in groß Folio und kostet in Heidelberg vierteljährlich 1 fi. 3 kr., wozu
noch der Trägerlohn kommt; durck die Großh. Postanstalten bezogen 1 fl. 24 kr. einschließlich ber Spcditionsgebühr.

Heidelberg, im März 1865.

Adolph Emmerling.

x x Die Jesuiten.

Bon vielen Seiten her vcrnimml man Kla-
gen über das Auftretcn dtr Bäter Jesu, wie
sie sich nennen, von denen aber Jesus nicht
vicl wissen will, da sie sich nicht an seine gött-
Uche Lehre halten, sondcrn an deren Stelle ganz
andere Satzungen gesetzl haben, die nicht zum
Wohle der Menschheit gereichen können. Darnm
mag es uns crlaubt sein, hier nur EinigeS
übcr dcn Zweck und die Sittenlehren der-
selben in Kürze zu ßagen.'

Der Zesuiten-Ordcn trat in's Leben, als die
Neformation im 16. Jahrhundert ihr segens-
reicheS Werk der Besreiung der christlichen Welt
von dem Priesterjoche begann. Die Völker
Europa's wurden mächtig ergriffen von dcm
durch Luther und Calvin angeregten Gedanken
der Geistesfreiheit. Em volligcrUmschwung
im Denken und Glauben wurde bewirkt und
daS Papstthum durch diescn Umschwung in sei-
ncm serneren Bestande auf's Höchste gesährdet.
Damals betraten Völker und Fürsten muthvoll
die Bahn der Entjochung von Rom und ver-
folgten mit AuSdauer das Ziel ilach gcistiger
Freiheit. Was konnte nun bei dem allgemei-
nen Erwachcn der Völker dem damaligen Papste
Paul II!. willkommener sein, als eine Gesell-

Napoleons Vorrede zum Leben Iulius Cäsars.

(Schluß.)

äls zu Zeitcn scineS Lcbens. Cicero, sein Wider-
sacher, siebt sich zum AuSrufe genöthigt: „Allcs,
was Cäsar that, schrieb, sprach, vcrsprach und dachte,
hat nach seincm Tode mehr Gewicht, als wenn er
noch libte." Während Jabrhunderte war es genug,
aller Welt zu sagcn, so oder so sei Cäsar's Wille
geweskn, auf daß alle Welt gehorsam war.

Das Vorhergehende beweist hinrcichend den Zwcck,
den ich vrrsolge, indem ich diese Geschtchte schreibe.
Der Zweck ist, zu bewcisen, daß, wenn die Vor-
sehung Männer erweckt, wie Cäsar, Karl den
Großen und Napoleon, sie den Völkcrn den Wcg,
welchen fie verfolgen müssen, vorzeicknc, mit dem
Siegel ihrcs Genies eine neue Aera drzeichnen und
in wcnigkn Jabrcn dte Arbcit mchrerer Aahrhun-
derte vollenden will. Glücklich dic Völker, welche
fie verstehen und ihnen folgen! Unglücklich die,

schaft, die wohl gegliedert, aus dcr Grundlage
des blinden Gehorsams gegen dcn Papst nnd
ihren Gcnerai erbaut, stch dic Ausrottung
aller Ketzer und die Bekehrung der
Heiden zum allein seligma chenden
Glaubcn, gleichvtel durch welche Mittel, zum
Zwecke gesetzt hatte. Der Zweck heiligt die
Mittel — das war das Losungswort dieser
Gesellschaft.

Paul 1tI. bestatigte daher diesen Orden mit
dcr größten Bereitwilligkeit im Jahr 1540,
nannte ihn einen fruchtbaren Acker, ertheiltc
ihm viele Vorrechte, machte den Ordensgeueral
zu cinem unumschränkten Hcrrscher und den
Orden selbft unabhängig von aller geist-
lichen und weltlichen Macht, so daß für
alle Staaten und, wie es sich später gezeigt,
für die römische Kirche selbst eine gefährliche
geistlich-weltlichc Allcinherrfchaft be-
gründet wurde. Der Zweck dieses Ordens war
also Ausrottung des Protestantismus
und Ausbreitung dcr römischen Kirche
in allcn Erdtheilen.

Dieser großc nichtswürdige Zweck, aus allcn
Mcnschen nnr willenlose Werkzeugc für herrsch-
süchtige Priester zu machen, erforderte eben so
große nichtswürdige Mittel, welche die Jcsuiten
auch angewandt haben bis anf unscre Tage.

Jhre Sittenlehre ist ein Gemisch von Strenge
und Milde, von Ernst und Nachsicht, um so-
wohl denen zu genügcn, welche eine strengere
GewissenSleltung fordern, als auch denen, welche
mild behandelt sein wollen. Wir heben hier
nur einige Sätze aus ihrer Sittenlehre aus.

„Jeder Unterthan kann seinen Fürsten tödten,
wenn der letzterc sich mit Gewalt deS Thrones
bemächtigt. — Es ist einem Volke erlaubt, set-
nen rechtmäßigen Fürsten abzusetzen, der sich
wie ein Tyrann benimmt."

„Es ist eine vor Gott verdienstliche Hand-
lung, cinen ketzerischen König zu tödten. ES
ist Glaubensartikel, daß dcr Papst das Rccht
hat, ketzerische Königc abzusctzen, und ein vom
Papste abgesetzter Herrschcr ist weder König
mehr, noch gesetzlicher Fürst; weigert er sich,
dem Papste zu gehorchen, so wird er ein Tyrann
und kann durch den ersten Besten getödtet
werden."

„Katholischc Kinder können ihre Dätcr und
Mütter des VerbrechenS der Kctzerei anklagen,
ybwohl sie wissen, daß sie deßwegen verbrannt
und getödtet werden. Sic können sie auch mit
Recht ohne Sünde tödten, wcnn ihre Eltern
sie zwingen wollen, ihren Glauben zu ver-
lassen." ^

„Wenn ein Nichter cine Ungerechtigkeit be-

hindert, und doch sinv wtr weit entfernt von den !
großen gelösten Fragen, von den beruhtgten Leiden- ^
schaften, von den den Völkern von dem ersten Kai-
serreiche gegebrncn Befriedigungen.

Deshalb bewahrheitet fich auch seit 1815 jeden !

Tag jene Prophezeihiing des Gefangenen von St.
Helena: „Wte vicle Kämpfe, wie viel Blut, wie
viele Aahre werden noch nöthig sein, damit das

Tuilerieen-Palast, den 20. März 1862.

Napoleon.

So weit dte Vorrede. Sie >rägt das Datnm
des 20. März 1862, aber man behauptet, LouiS
Napoleon habe fie schon geschrieben, als er noch
ein Schüler bes Augsburger Gymnasiums war.

Das Gespräch im Münchener Pimsch: „Weißt
du, daß der Cäsar unter der Presse ist'?" — „Jch
dachte, die Presse sei unter dem Eäsar," macht die
Runde durch die englischen Blätker.

* L-ag so still auf ciner Zunge
In dem schwäb'scken Ocean,

Vaß ich werd' cin großer Mann.
S.brr jetzt hab' ich's errungen
Rlnd ich sckweb' auf allen Zungen.
 
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