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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-177 Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2786#0014
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tr-Mchen Politik könntck man sich gcfallen
lassen, wcn» nicht daS ganze denlsche Vdlk die
Zeche zu zahlen, d. i, die Schuld einer sd
wahrhaft krüppclhaften StaalSkunst zu tragen
hälle Borcrst bleibt nichtS übrig, als daß die
inlelligcnte öffcntliche Slimme in Dcnlschland
mit allcni Nachdrnck gegen diesen Gemeinschaden
sich erhebe, nnd daß namentlich die Vcrtreter
dcs VolkcS in den Einzelkammern Protcst er-
heben. Jnsbesondcre sollten alle Handclskam-
mern dem in Mainz gegebcnen Vorgang fol-
gen, und ohne Verzug bei ihren Rcgierungen
die geeigneten Schrittc thnn; dcnn jeder Tag
bringt hier unersctzlichen Vcrlust der dcutschen
Arbeit,

* Politische Ninscha».

AuS Kurhessen verlauten scltsame Dinge
über die dort übliche VerwaltungSmethodc, Ein
Städtchen ist vor vicr Monateu abgebranut,
der Plan zum Wiedcraufbau ist längst sertig,
aber cr wird nicht genehmigt, Von wem nicht
genehmigt? Dic Landftände fragcn wiederholt
an, d-r LandtagScommiffär crklärt, er könnc
nicht antworten, Die armeu Abgebrannten
lagern, wie dic N, Fr. Z, jchreibt, auf freiem
Fclde; sie dürfen nicht bauen, bis der Plan
gcnchmigt ist; cS wird abcr keine Entscheidung
ertheilt, Dic Unglncklichen schicken zu flehcnt-
lichen Bitten eine Abordnung an den Kurfür-
sten, sie wird nicht angenommen, und die
Obdachlosen bleibcn wciter ohne Obdach,

Der osficiöse Bcrliner Correspondent der
„Börsenhalle" bestätigt die Nachricht der „Ko-
burgcr Zeitnng", daß Graf MenSdvrf die Ein-
setzung dcS Großherzogs von Oldcnburg in
die Herzvgthümcr nicht unbedingt zurückwcise,

DaS Wirner Telcgramm der „Spcn, Ztg,",
wornach Herr v, Halbhuber eincn Zcdlitz'jchen
Antrag auf bewaffneteS Einschreitcn gegen bc-
absichtigte Masscndemonstrationen anläßlich des
Geburtsfcstcs dcS Erbprinzen von Augustenburg
abgelehnt habe, wird von zuverlässigcr L-citc
dahin berichtigt, daß Hr v, Zedlitz einen svl-
chen Antrag gar nicht gestell», sondern nur seincr
Weisung gcmäß auf die Gefahren derartiger
Demonstrationen ausmerksam gcmacht und cr-
klärt habe, daß Prcußcn gegcu jcde dabei vor-
kommende Verletzung seineS RechtcS in den Her-
zogthümcrn mit allcn ihm zu Gebote stehendcn
Mitteln einschreiten und eventucll auch seine
Truppen vcrstärken würde.

Der „Monitcur" enthält in scincm amtliche»
Theil ein kaiserl. Decrct, wodurch der zwijchcn
Frankrcich und dem Grvßherzogthum Baden
abgejchlossene Vertrag bezüglich gegenseitiger
Garantie von Geistes- und Kunstwerken veröf-
fcntlicht wird.

Deutschland

Karlsruhe, 3, Zuli, Jn dem Befindcn
I. K, H, der Frau Großherzogin Sophie ist in
den jüngstcn Tagen einc Störung eiugctreten,
welchc die Hilse der großh, Leibärzte in An-
spruch nahm; doch lanten heutc schon die Nach-
richten wieder erfrenlich und sind BulletinS
nicht ausgcgebcu worden,

" Hcidelberg,4, Juli. Dcr „Bad, Bcob,"
triumphirt zn früh, Während derselbe in seiner
hcutigen Nummcr der bckanntcn vcrfasslingS-
fcindlichen, clericalcn Partci im Herzogthum
Nassau den Sieg bei dcu bevorftehenden Wahlen
von Grund deS HerzenS wünscht und prophe-
zeit, verküuden die neuesten Tclegramme die
traurige Nicderlage dcr Feudalen und Pfaffeu
beinahe im ganzcn Landc, Trotz den verwcrf-
lichsten Mitteln, dcren stch die nassauische Casino-
partei bediente, trotzdem daS Organ dcrfelben,
die „Nassauische Landeszeitung", wie wir be-
rcitS mitgcthcilt, die abgeschmackte Frcchhcit
hatte, dem Volke damit zu drohen, daß die
H-rrschaft der Fortfchrittspartei nichts anderes
bezwecke als Mord und Tvdschlag, HalSab-
schneiden, Umsturz und Rcvolution, warcn dic
Wähler verständig gcnug, diese Dciiunciation ge-
hörig zn wirdigen — und wählteu nach ihrem
Gcjchmack, Der „Bad, Beob," empfiehlt den
Badenscrn bei den bevorstehenden Wahlcn eine
gleiche Rührigkeit in glcicher Wcise, Wir wer-
den cs daher bald erleben, daß dcr bad, ullra-
montane Moniteur mit d-n schauderhaftesten

Znständen der französijchen Revolution drvht,
wcnn nicht vcrfassungSlrcuc Leutc, wie Zakod
Lindau, Brummcl und Confortc» in die Kreis-
versammtungcn und die Kammern gcwählt
werdcn, UebrigenS wollen wir doch die versas-
sungStrrue Parlci in Baden wiederholt auf-
sordcrn stch zu organistren und alle MeinungS-
vcrjchiedcnheiten bei Seite zu lasscn, um dem
gcmeiiischastlichen Feind in gejchloffenen Reihen
cntgegcnzutrclen,

Frankfurt, 1, Zuli, Jn der hcutigen
BundcotagSsttzung ließ daS Präsibium der Com-
missiou zur AuSarbeitung eines EntwurfS für
ObligationSrecht der Vcrsammluug notificiren,
daß sic die crste Lesung vollendct uitd dic
zwcite am 1. Oktobcr l, I, begiuncn werdc,
Oestcrreich brachte den Einlritt dcs RittcrS von
Eltinghaujen in dic Cviiimisjivn sür Einfüh-
rung glcichen MaßcS und GcwichtS zur An-
zeige. Die übrigen Verhandlungen hatten kein
allgemeinercs Jnteresse.

Fraiikfurt, 3, Juli, Dic „Fr, P,-Zlg,"
bringt folgendeS Wiener Tclegramm: Dcr
Kaiser ijt gestern von Zschl zurückgckehrt, Eine
ncue umsassende Arineereduction ist angemeldet.
Der Höchjtcommandirende dcr Hcrzogthümer,
Manlcuffel, wird zur Meldung bcini Kaiser
crwarlct, Die Ministercrisis ^auert sort,

Wicsvaden, 2. Zuli, Die Forlschritts-
partei sicztc bahier in allcn Classen, Die Nach-
richten aus den Acmlcru Königstein, Höchst,
Hochhcim, Eltville, Rüdcsheim, Wiukel, Oestrich,
und L>t, GoarShausen laulen alle günstig sür
den Fortjchritt,

Lberurfel, 2, Juli. Glänzender Sieg
der Fortjchrittspartei in allen Klassen. Zn
Obcrurjei wurdcn 17, in Cronberg 11, in
BomcrSheim 4 liberale Waylmänner mit großer
Majorität gewählt,

LSien, 28. Juni. Die „N. sr. Presse"
rust Herrn », schmerling unter Andcrm folgende
wenig jchmeichelhajte Worte nach: „Einc Mini-
jtcrcomdination Majlath-Bclcredi ist uichts, was
in uns sreudige Hoffnnngen erregen kann, und
dennoch soll keine Klage über Schmerling'S
Fall üder uusere Lippen kommcn, Nicht, daß
er gcfalleu ist, bcklagen wir, nur daß cr fallen
mußte, hat ctwas SchmerzlichcS für die Partei,
in dcren Namen vor oier Zahrsn Schmerling
znr Herrschast gelangte. Gestürzt, das wissen
wir, hat nicht sie daS Miiiisterium, sonst müßte
jetzt ans ihrer Mitte daS ucuc Winisterium
hervorgehen, abcr sie hat jedenfalls endlich den
Fall beschlcunigen helfen, indem sie dem Mini-
sterium uiiuinwundeii die Unterstützung versagte
und dassclbe dcs lctztenBnndeSgcnossen beraubte,
der dem Ministerium noch im VerfassungSkampfe
zur L>cite stehen konntc. Ja, wenu unsere, die
parlamentarische Opposition ein Vorwurf trifft,
jo kann eS nur der sein, daß ste zu langc ein
Ministerium nicht -nergisch genug angriff, das
ihr und jein eigeneS Programm sv treulos im
Stiche licß, Nicht die Partei hat stch von Hrn.
v. Schmcrling, sondern Herr v Schmerling hat
sich von seiner Partei getrennt, und wcnn hcute
die Partei mit Herrn v. >schmerling Abrechuung
hielte, so wäre er eS, den die Schuld für daS
Kommende, wenn diescs elwaS Schlimmrs
brächte, Iräfe, Der Glaube, warten zu können,
daS war der Fluch, der jich au die Fersen die-
seS MinisterS heftete, und er ward zum politi-
lijchen Grabe sür cinen StaatSmann, der, mit
beijpielloscr Popularität, mit einem unbcmrffe-
Iien Vertraucn bcgrüßt, vicr lange Jahre-thaten-
los »crstreichen licß und daher nun wie ein
Mann, in dem sich die Welt getäuscht, den sie
überjchätzt hat, klanglos, unbcdauert abtritl."

Triest, 3Ü, Juni. Vvrgestern erlagen in
Alexandrien 214 Personcn, iu Kairo 70,

Frankreich.

Pirris, 1, Juli, Dcr gcsetzgebende Kör-
per hat dcn Gcsctzciitwurf übcr die Anlcihc der
Stadt Paris mit 173 gegen SO Stiinmen an-
genommen. Jm Senat wurde über die Peti-
tionen für die Homöopathie debattirt, Dumas
und Dupin griffcn die hvmöopathische Lehre
an, Bonjeat und Thayer vcrtheidigten sic, Zu-
letzt wurde die Tagcsordnung votirt,

Marseille, 1, Juli, SLmmtliche Bricse
aus Rom wi-dcrholen, Herr Vcgezzi habc dem
Papst erklärt, die Untcrhandlungen seien unter-
brochen, Sie bestätigen dic Nachricht dcr allen

verbanntcii Biichösen, mit ivcnigen Ausnnhmen
crtheilten Bcfugiiiß, wicder ihre Stellen in Be-
sttz zu nchmcii, — Man sagte in Rom, der
Papst habe Msgr, Meglia mit elner Mission
nach Guatemala betraut, und man hielt die
Rückkehr dieses Prälaten nach Mexiko sür un-
möglich,

T ch w « i z.

Schliffbaufen, 2, Juli, DaS Schützen-
fest wurde bei herrlichem Wetter eröffnet. Die
Schützenfahne war von 19 andern Fahnen,
namentlich der Neuenburger, begleitet. Bei
der Uebergabe wnrden vaterländische Neden
ausgetauscht, begleitet von ungeheurem Applaus,
namentlich des Publikums. Die Feldscheiben
waren sehr, Standscheiben wenig besucht.

2. Juli, Abeuds. Eidgenöss. Schützen-
fest. Heute' gewann auf der Standscheibe
„Schaffhausen" den ersten Becher Hr. Ludwig
Bermeitinger von Schopfheim.

Z t a ! i e

Brescia, 1. Juli. Die letzten Verhaf-
tungen in Padua haben unter den Studenten
neue Demonstrationen veranlaßt. Ein Wap-
pen von Savoyen ist an der Universität auf-
gepflanzt worden. Viele junge Leute wurden
verhaftet.

Florenz, 2. Juli. Man versichert, daß
die Regierung den 30. Juni an die Agenten
Jtaliens eine Cirkular-Note gesandt hat, welche
die Geschichte der Unterhandlnngen mit Rom
enthält.

A m e r i k a.

Itew-Aork, 17. Juni. Es zeigt sich jetzt
immer mehr, daß die New-Aorker „Daily-News"
das bezahlte Organ der südlichen Rebellen war,
und daß sie in gleichem Sinne weitcr wirken
möchte. Nicht nur, das sie den irischen Ne-
publikaner, südstaatlichen Sclavereivertheidiger
und ultramontanen Reaktionär John Mitchell
zum Mitredakteur hatte, es ftellt sich jetzt auch
durch die Zeugenaussagen im Hochverraths-
prozeffe heraus, daß der EigenthüMer und
Hauptredakteur diescs Blattes, Benjamin Wood,
im August 1864 einen Verrätherlohn von
25,000 Dollars für seine Unterstützung der
Rebellen erhielt. Die Thatsache unterliegt kei-
nem Zweifel mehr; der Wechsel liegt vor mit
Woods Quittung darauf. Ein Haftbefehl gegen
Wood soll bereits ausgefertigt sein. — Jeffer-
ion Davis besindet sich fortwährcnd in einem
höchst aufgeregten Zustand, man ist in Zweifel
darüber, ob er wirklich wahnsiunig geworden
oder ob er es heuchelt. — Die Zeugenvernch-
mung im Hochverrathsproceß ist nun beendet,
am nächsten Montag beginnt die Vertheidigung.
— Der Gesundheitszustand des Ministers Se-
ward beffert sich fortwährend. Er besorgt wie-
der regelmäßig seine Geschäfte nnd nnterhält
sich fröhlich mit seinen Freunden, obwohl seine
Kinnbacke noch einen eisernen Verband trägt.
Auch der junge Seward befindet sich besser.

Neuefte Nachrichten.

Neuyork, 23. Juni. (Mit dem in Crook-
haven ankommenden Dampfcr „Africa".) Ein
Brief des Staatssekretärs >L-eward an den eng-
lischen Gesandten in Washington, Hrn. Bruce,
erklärt, es sei das Recht und die Absicht der
Unionsregierung, die conföderirten Kreuzer un-
ter jeder Flagge wegzunehmen, und fordert deren
Auslieferung. — Die Abtragung der Festungs-
werke um Washington ist angeordnet, mit Aus-
nahme von 22 Forts und 3 Batterien, welche
eine ständige Besatzung erhalten. — Breckin-
ridge und sechs andere Rebellenhäupter sind in
Cuba angekommen. — Der Admiral Goldsboro
ist mit dem Flaggenschiffe „Colorado" nach
Europa gesegelt. Der General Dix ist in
Quebeck angekommen nnd hat eine Unterredung
mit zwei canadischcn Ministern gehabt. — Aus
Matamoras wird unter'm 15. Juni gemeldet:
Negreti wurde von den Kaiserlichen gänzlich
geschlagen; er vcrlor 700 Todte und 2000 Ge-
fangene und wurde selbst gefangen. Die Kaiser-
lichen nahmen auch Camarrago ein.

München, 3. Juni. Dic Reichsraths-
kammer hat dcn Antrag dcr Abgeordnetenkammer
bezüglich der schleswig-holsteinischen Angelegen-
 
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