theilen möchte, ich
kürlich drängt mir
Verhindung nicht zu Ihrem-
„Ihre Vermuthung iſt unbegründet,“ entgegnete
der junge Mann.
Ihr weiches Gemüth verlangt zur Lebensgefährtin ein
Mädchen, welches die zarteſten Saiten Ihres Herzens
anzuregen verſteht und mit weiblicher Würde Liebe zur
Hänslichkeit, zur einfachen, ſchlichten Lebensweiſe ver-
bindet. Emma kann Sie in dieſer Beziehung nicht
befriedigen. Der Zauber, der Sie feſſelt, liegt in den
ſüßen Worten und den ſchmachtenden Blicken, mit denen
Emma Sie geködert und geblendet hat. Die Stunde
wird kommen, in der Sie meiner Worte gedenken; möge
es alsdann zur Umkehr nicht ſchon zu ſpät ſein. —
Wollen Sie mir den heutigen Abend widmen und mich
in die Geſellſchaft begleiten, ſo reden wir noch⸗weiter
darüber.. “. ö ö ö
Friedrich mußte dieſes Anerbieten ablehnen, er hatte
verſprochen, ſeine Braut auf den Gürzenichball zu führen.
„So werde ich Sie begleiten,“ ſagte der Rentner,
als der junge Mann ihm dies mittheilte. „Sie ſtellen
mich Ihrem künftigen Schwiegervater vor, und geben
mir dadurch Gelegenheit, Ihre Braut zu beobachten.“
Friedrich ging auf dieſen Vorſchlag ein, der alte
Mann verſprach, ſich rechtzeitig einfinden zu wollen. —
Er hielt Wort. Friedrich ſtellte ihn ſeiner Braut
vor und bemerkte mit Genugthuung, daß das hübſche,
muntere Mädchen auf den alten Herrn einen günſtigen
Eindruck machte. Die Freude, welche dieſe Entdeckung
ihm bereitete, ſollte bald getrübt werden.
fiel plötzlich auf Feldner und Sternau, welche an einer
Säule des Saales lehnten und Emma unverwandt be-
trachteten. Der teufliche Triumph, der in den Blicken
Feldner's ſich ſpiegelte, das Aufleuchten des Haſſes in
den Augen Sternau's bewieſen ihm, daß jene die ihm
zugeſügte Beleidigung nicht vergeſſen hatten. Er ſah
Sternau näher treten; was er befürchtete, geſchah; der
junge Elegant forderte Emma zum nächſten Tanze auf.
Als er zu ſeinem Begleiter zurückkehrte, glitt über die
Lippen des letzteren ein höhnendes Lächeln, welches dem
Mann das Blut in die Wangen trieb. Er ließ ſich
von ſeinem Zorne hinreißen, die Braut zu bitten, daß
ſie ihre Zuſage brechen ſolle; als das Mädchen, über
dieſes Anſinnen erſtaunt, daſſelbe zurückwies, ſteigerte
er ſeine Bitte zum Befehl. Emma warf das Köpſchen
zurück, das bezaubernde Lächeln war von ihren Lippen
verſchwunden.
„Ich begreife nicht, mit welchem Recht Du mir die-
ſen groben Verſtoß gegen Höflichkeit und Sitte befehlen
willſt,“ entgegnete ſie. „Ich habe dem Herrn zugeſagt
und werde dieſe Zuſage halten, trotz Deiner kleinlichen
Eiferſuchttv.).s ——44——.—
Friedrich biß ſich auf die Lippe, er ſah ein, daß er
zu weit gegangen war. Die Freude war ihm verdor-
ben, er tanzte nicht mehr. Emma zuckte gleichgültig
die Achſeln, als er um den Grund ſeiner Verſtimmung
226
Pbeſtagt Robfeh vorſchu
„Emma iſt reich, ſie liebt mich —“
„Redensarten!“ fiel der Alte ihm in's Wort. „Das
Mädchen liebt Sie ſo wenig, wie Sie Emma lieben.
Sein Blick
sternau iſt ein ſehr
angenehmer Mann,“ ſägte ſie, als ſie vom Tanze mit
jenem zurückgekehrt war, „er weiß über Alles und Jedes
ausführlich und gediegen zu reden.“ *
„Ich finde das Lob natürlich,“ bemerkte Friedrich
mit verletzender Bitterkeit. „Er hat ſich jene glatte
Salonbildung angeeignet, welche die Damen gerne für
lautres Gold halten. Es gereicht inde einer Dame
nicht zur Ehre, an ſeinem Arm geſehen zu werden.
Sternau iſt ein Wüſtling, eine jener Schmarotzerpflan-
zen, die überall als Unkraut wuchern, wo ſie Wurzel
faſſen können.“
„Deine Worte bekunden Neid und Eiferſucht.“ ent-
gegnete Emma mit eiſiger Kälte, „mich wird dieſes ein-
ſeitige Urtheil nicht ahhalten —“
„Ich ſprach die Worte nicht in der Abſicht, Dich in
einem Vergnügen zu ſtören, welches Du der Ruhe und
dem Glück Deines künftigen Gatten vorziehſt,“ unter-
brach der junge Mann ſie; dennoch hoffte ich, Du wür-
deſt meine Wünſche und meinen Rath berückſichtigen.“
Steinborn näherte ſich in dieſem Augenblick dem
Brautpaare, Emma drängte die gereizte Antwort, welche
ihr auf den Lippen ſchwebte, zurück. Sie tanzte jetzt
faſt ausſchließlich mit Sternau und ſtellte den jungen
Herrn ihrem Vater vor. Steinborn beſtätigte auf dem
Heimwege das Urtheil ſeiner Tochter über den Elegant
und knüpfte daran die Bemerkung, daß er die beiden
Herren auf den nächſten Tag zur Tafel eingeladen
habe. — Friederich unterließ es, ſeine Warnung zu
wiederholen, weil Emma ihr unlautere Beweggründe
unterſchob und Steinborn ſeinen Behauptungen keinen
Glauben geſchenkt haben würde. Er wollte am nächſten
Morgen ernſt und ruhig mit ſeiner Braut über das
Vorgefallene reden. —*
Mit dieſem Vorſatze trat er am Mittage, als das
Comtoir geſchloſſen war, in's Wohnzimmer, um die Ab-
weſenheit Steinborn's, der vor Tiſch im Kaffeehauſe
die Zeitung zu leſen pflegte, zu jenen Mittheilungen zu
benutzen. Sein erſter Blick fiel auf Sternau, der eben
im Begriff ſtand, ſich zu entfernen. Der Anblick des
verhaßten Menſchen trieb ihm die Galle ins Blut.
„ Mir ſcheint, Du haſt auf dieſen Menſchen einen
nichts weniger als vorübergehenden Eindruck gemacht,“
hob er an, als Sternau das Zimmer verlaſſen hatte,
„ich wünſche Dir Glück zu dieſer Eroberung.“
„Ich danke,“ entgegnete Emma in kaltem, ſpötten-
dem Tone. „Wenn Du ferner noch mich mit Deiner
thörichten Eiferſucht verfolgſt, ſo wird es bald dahin
kommen T—.. —111
„Wohin Du es vielleicht ſchon gerne gebracht haben
möchteſt!“ ſiel Friedrich ihr in's Wort. Er fühlte ſelbſt,
wie tief die Braut die Worte verletzen mußten. „Ich
kam hierher, um das kleine Mißverſtändniß, welches
ſeit geſtern Abend uns trennt, auszugleichen,“ fuhr er
in mildem, ruhigem Tone fort, „der Anblick jenes Man-
nes hat mich wieder erbittert. Verſprich mir, daß Du
Dich ihm fern halten willſt, mit dieſem Verſprechen
gibſt TDu mir meine Ruhe, mein Glück zurück. Meine
Warnungen ſind hegründet, Du wirſt mir Recht geben,
kürlich drängt mir
Verhindung nicht zu Ihrem-
„Ihre Vermuthung iſt unbegründet,“ entgegnete
der junge Mann.
Ihr weiches Gemüth verlangt zur Lebensgefährtin ein
Mädchen, welches die zarteſten Saiten Ihres Herzens
anzuregen verſteht und mit weiblicher Würde Liebe zur
Hänslichkeit, zur einfachen, ſchlichten Lebensweiſe ver-
bindet. Emma kann Sie in dieſer Beziehung nicht
befriedigen. Der Zauber, der Sie feſſelt, liegt in den
ſüßen Worten und den ſchmachtenden Blicken, mit denen
Emma Sie geködert und geblendet hat. Die Stunde
wird kommen, in der Sie meiner Worte gedenken; möge
es alsdann zur Umkehr nicht ſchon zu ſpät ſein. —
Wollen Sie mir den heutigen Abend widmen und mich
in die Geſellſchaft begleiten, ſo reden wir noch⸗weiter
darüber.. “. ö ö ö
Friedrich mußte dieſes Anerbieten ablehnen, er hatte
verſprochen, ſeine Braut auf den Gürzenichball zu führen.
„So werde ich Sie begleiten,“ ſagte der Rentner,
als der junge Mann ihm dies mittheilte. „Sie ſtellen
mich Ihrem künftigen Schwiegervater vor, und geben
mir dadurch Gelegenheit, Ihre Braut zu beobachten.“
Friedrich ging auf dieſen Vorſchlag ein, der alte
Mann verſprach, ſich rechtzeitig einfinden zu wollen. —
Er hielt Wort. Friedrich ſtellte ihn ſeiner Braut
vor und bemerkte mit Genugthuung, daß das hübſche,
muntere Mädchen auf den alten Herrn einen günſtigen
Eindruck machte. Die Freude, welche dieſe Entdeckung
ihm bereitete, ſollte bald getrübt werden.
fiel plötzlich auf Feldner und Sternau, welche an einer
Säule des Saales lehnten und Emma unverwandt be-
trachteten. Der teufliche Triumph, der in den Blicken
Feldner's ſich ſpiegelte, das Aufleuchten des Haſſes in
den Augen Sternau's bewieſen ihm, daß jene die ihm
zugeſügte Beleidigung nicht vergeſſen hatten. Er ſah
Sternau näher treten; was er befürchtete, geſchah; der
junge Elegant forderte Emma zum nächſten Tanze auf.
Als er zu ſeinem Begleiter zurückkehrte, glitt über die
Lippen des letzteren ein höhnendes Lächeln, welches dem
Mann das Blut in die Wangen trieb. Er ließ ſich
von ſeinem Zorne hinreißen, die Braut zu bitten, daß
ſie ihre Zuſage brechen ſolle; als das Mädchen, über
dieſes Anſinnen erſtaunt, daſſelbe zurückwies, ſteigerte
er ſeine Bitte zum Befehl. Emma warf das Köpſchen
zurück, das bezaubernde Lächeln war von ihren Lippen
verſchwunden.
„Ich begreife nicht, mit welchem Recht Du mir die-
ſen groben Verſtoß gegen Höflichkeit und Sitte befehlen
willſt,“ entgegnete ſie. „Ich habe dem Herrn zugeſagt
und werde dieſe Zuſage halten, trotz Deiner kleinlichen
Eiferſuchttv.).s ——44——.—
Friedrich biß ſich auf die Lippe, er ſah ein, daß er
zu weit gegangen war. Die Freude war ihm verdor-
ben, er tanzte nicht mehr. Emma zuckte gleichgültig
die Achſeln, als er um den Grund ſeiner Verſtimmung
226
Pbeſtagt Robfeh vorſchu
„Emma iſt reich, ſie liebt mich —“
„Redensarten!“ fiel der Alte ihm in's Wort. „Das
Mädchen liebt Sie ſo wenig, wie Sie Emma lieben.
Sein Blick
sternau iſt ein ſehr
angenehmer Mann,“ ſägte ſie, als ſie vom Tanze mit
jenem zurückgekehrt war, „er weiß über Alles und Jedes
ausführlich und gediegen zu reden.“ *
„Ich finde das Lob natürlich,“ bemerkte Friedrich
mit verletzender Bitterkeit. „Er hat ſich jene glatte
Salonbildung angeeignet, welche die Damen gerne für
lautres Gold halten. Es gereicht inde einer Dame
nicht zur Ehre, an ſeinem Arm geſehen zu werden.
Sternau iſt ein Wüſtling, eine jener Schmarotzerpflan-
zen, die überall als Unkraut wuchern, wo ſie Wurzel
faſſen können.“
„Deine Worte bekunden Neid und Eiferſucht.“ ent-
gegnete Emma mit eiſiger Kälte, „mich wird dieſes ein-
ſeitige Urtheil nicht ahhalten —“
„Ich ſprach die Worte nicht in der Abſicht, Dich in
einem Vergnügen zu ſtören, welches Du der Ruhe und
dem Glück Deines künftigen Gatten vorziehſt,“ unter-
brach der junge Mann ſie; dennoch hoffte ich, Du wür-
deſt meine Wünſche und meinen Rath berückſichtigen.“
Steinborn näherte ſich in dieſem Augenblick dem
Brautpaare, Emma drängte die gereizte Antwort, welche
ihr auf den Lippen ſchwebte, zurück. Sie tanzte jetzt
faſt ausſchließlich mit Sternau und ſtellte den jungen
Herrn ihrem Vater vor. Steinborn beſtätigte auf dem
Heimwege das Urtheil ſeiner Tochter über den Elegant
und knüpfte daran die Bemerkung, daß er die beiden
Herren auf den nächſten Tag zur Tafel eingeladen
habe. — Friederich unterließ es, ſeine Warnung zu
wiederholen, weil Emma ihr unlautere Beweggründe
unterſchob und Steinborn ſeinen Behauptungen keinen
Glauben geſchenkt haben würde. Er wollte am nächſten
Morgen ernſt und ruhig mit ſeiner Braut über das
Vorgefallene reden. —*
Mit dieſem Vorſatze trat er am Mittage, als das
Comtoir geſchloſſen war, in's Wohnzimmer, um die Ab-
weſenheit Steinborn's, der vor Tiſch im Kaffeehauſe
die Zeitung zu leſen pflegte, zu jenen Mittheilungen zu
benutzen. Sein erſter Blick fiel auf Sternau, der eben
im Begriff ſtand, ſich zu entfernen. Der Anblick des
verhaßten Menſchen trieb ihm die Galle ins Blut.
„ Mir ſcheint, Du haſt auf dieſen Menſchen einen
nichts weniger als vorübergehenden Eindruck gemacht,“
hob er an, als Sternau das Zimmer verlaſſen hatte,
„ich wünſche Dir Glück zu dieſer Eroberung.“
„Ich danke,“ entgegnete Emma in kaltem, ſpötten-
dem Tone. „Wenn Du ferner noch mich mit Deiner
thörichten Eiferſucht verfolgſt, ſo wird es bald dahin
kommen T—.. —111
„Wohin Du es vielleicht ſchon gerne gebracht haben
möchteſt!“ ſiel Friedrich ihr in's Wort. Er fühlte ſelbſt,
wie tief die Braut die Worte verletzen mußten. „Ich
kam hierher, um das kleine Mißverſtändniß, welches
ſeit geſtern Abend uns trennt, auszugleichen,“ fuhr er
in mildem, ruhigem Tone fort, „der Anblick jenes Man-
nes hat mich wieder erbittert. Verſprich mir, daß Du
Dich ihm fern halten willſt, mit dieſem Verſprechen
gibſt TDu mir meine Ruhe, mein Glück zurück. Meine
Warnungen ſind hegründet, Du wirſt mir Recht geben,