Hinne gilts,
Leitcher! Im-
mer hinne.
Odder deitli-
cher: Beim
Auskehre fiad
fich Alles!
Odder noch
beſſer: Uff's
G'ſicht
kummts
an! Die
Hauptſach
bleibt immer
— was werd
hinner de
Kuliſſe
g'ſchafft! Awer
ſo lang die
Welt ſchteht,
is d'r Menſch
nit
immer gern SNUNUNE
gleich dun .—
vor nerein ö
beurtheiltwor⸗ *
re. Un deß D— ——
is unſer alter Erbfehler, der uns noch immer anhängt,
den mer ſchwerlich ableege. — Ja, Leitcher! Loßt eich
nit err mache. Bedracht eich Alles im Leewe wann's
fertig is, un urtheilt nit gleich beim Anfang. Dann
wie kann ma gemacht werre, wann mer de Lump blos
vun vorne bedrachte, un uns err mache loſſe, weil'r
die golde Uhrkett lang runner henke loßt. Wie Man-
cher bereit's, ſein Mann, mit dem'r im Leewe zu dhun
g'hatt, nit aach vun hinne angegukt, deß heeßt, nit 's
Gewehr fiſſedirt zu hawe. Zu ſchbät oft! Un wer de
Schaade hott, braucht nit mehr for de Schbott zu ſorge.
Un die Moral, die ich heit breddig, is uff alles anzu-
wenne; un loßt ſich unner Annerm aach korz unner d'r
Diwis zammefaſſe: —
Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite!
Bei jedem Buch und vielen Menſchen ſteht
Gleich auf der erſten Seite Nam' und Titel, —
Doch wie's ſo häufig hier im Leben geht:
Wenn ihr's ſo recht genau bei Licht beſeht,
Dann ſind gar ſehr beſcheiden Werth und Mittel.
Beruhigt Euch, doch Freunde, über Beide: ö
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Herr Stern ſchreibt auf das erſte Blatt „Mit Gott“
Und denkt dabei: „Mit Witz“ will ich's betreiben!
Er prosperirt und das Geſchäft geht flott;
Doch ach — nach kurzer Zeit iſt er bankerott,
So daß nur baare fünfzehn Kreuzer bleiben,
Der Mann, er geht indeſſen in die Weite.
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Und ſolcher Stern und Stroußberg gibt es mehr;
Wer kennt ſie All, die reich durch Trug und Schwindel?
104
Sie gäben ſchon ein ſtattlich großes Heer,
An Makel reich und baar an Herz und Ehr,
So kurz und gut — „ein feineres Geſindel“.
Oft trügt der Schein, ſei's auch im noblen Kleide: —
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Und ſtille rückt dann das Verhängniß an.
Das Folge iſt der herrſchenden Gebrechen.
Im Elend ſeufzt der redlich arme Mann,
Die Arbeit ſtockt und — wenn er dulden kann,
So duld er ſtill für — Anderer Verbrechen.
Ob er mit Recht, ob er mit Unrecht leide: —
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Im Lande tagt's und ernſter wird die Zeit,
Zur Faſtnacht ward die Kammer einberufen,
Ow präſidirt mit viel Geſchicklichkeit
Und trotzdem legt diesmal die Minderheit
Adreſſen nieder zu des Thrones Stufen:
„In tiefſter Ehrfurcht nahen wir uns heute,
Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Doch And'res kam unberufen her
Zu Faſtzeit die Menſchheit zu erſchrecken.
Das Waſſer wuchs, — ein toſend wildes Meer,—
So braust und wogt zerſtörend es daher,
Und was es brachte, man wird es enkdecken.
Verderben, Elend ſind ſein Hauptgeleite; —
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Und ſelbſt die Spree ſtieg in gewalt'ger Fluth,
Sie wollte groß ſein mitten ihrer Größen.
Dort in der Hauptſtadt wo in „treuer Huth“
Das Wohl und Weh des deutſchen Volkes ruht
Rauſcht ſie dahin und läßt zurück die — Blößen.
Dort, ach, wie ſchön! — umarmet Euch ihr Beide! —
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Der Kanzler ſpricht, der Rede Woge rauſcht,
Andächtig faltet Windthorſt ſeine Hände;
Bamberger, der mit keinem Gotte tauſcht,
Lasker und Richter, alles ſchweigt und lauſcht. —
Vergebens! Mit dem Kautſchuk iſt's zu End,
Der Kanzler tröſtet ſich mit dem Beſcheide:
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Die beſten Freunde, treu'ſten Nachbarn hat
Vor allen Staaten doch die hohe Pforte,
Denn geht's bei ihr im Hauſe nicht ganz glatt,
Schickt Andraſſy ein collectives Blatt
Und das beginnt mit dem bekannten Worte:
„Salum saleikum!“ Friede Dir und Freude! —
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Es zieht gen Rom ein deutſches Kirchenlicht
Inmitten der beſtehenden Zerwürfniß;
Und während ſich die Welt den Kopf zerbricht,
Ob er geſchickt iſt, oder ob er's nichtt.
Erklärt das Amt: es habe kein Bedürfniß,
Sein Standpunkt iſt bekannt im Kirchenſtreite:
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Wer dieſes Blatt in ſeinen Händen hält,
Betrachte es recht liebevoll und heiter?
Wenn aber ihm die Seite vicht gefällt,
So bitt' ich ihn um Alles in der Welt:
Er wende um und leſe ruhig weiter.
Später wird's ſchöner. Harre aus im Leide: —.
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
—
Druck, Verlag und für die Redaction verantwortlich: G. Geiſendörfer.
Leitcher! Im-
mer hinne.
Odder deitli-
cher: Beim
Auskehre fiad
fich Alles!
Odder noch
beſſer: Uff's
G'ſicht
kummts
an! Die
Hauptſach
bleibt immer
— was werd
hinner de
Kuliſſe
g'ſchafft! Awer
ſo lang die
Welt ſchteht,
is d'r Menſch
nit
immer gern SNUNUNE
gleich dun .—
vor nerein ö
beurtheiltwor⸗ *
re. Un deß D— ——
is unſer alter Erbfehler, der uns noch immer anhängt,
den mer ſchwerlich ableege. — Ja, Leitcher! Loßt eich
nit err mache. Bedracht eich Alles im Leewe wann's
fertig is, un urtheilt nit gleich beim Anfang. Dann
wie kann ma gemacht werre, wann mer de Lump blos
vun vorne bedrachte, un uns err mache loſſe, weil'r
die golde Uhrkett lang runner henke loßt. Wie Man-
cher bereit's, ſein Mann, mit dem'r im Leewe zu dhun
g'hatt, nit aach vun hinne angegukt, deß heeßt, nit 's
Gewehr fiſſedirt zu hawe. Zu ſchbät oft! Un wer de
Schaade hott, braucht nit mehr for de Schbott zu ſorge.
Un die Moral, die ich heit breddig, is uff alles anzu-
wenne; un loßt ſich unner Annerm aach korz unner d'r
Diwis zammefaſſe: —
Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite!
Bei jedem Buch und vielen Menſchen ſteht
Gleich auf der erſten Seite Nam' und Titel, —
Doch wie's ſo häufig hier im Leben geht:
Wenn ihr's ſo recht genau bei Licht beſeht,
Dann ſind gar ſehr beſcheiden Werth und Mittel.
Beruhigt Euch, doch Freunde, über Beide: ö
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Herr Stern ſchreibt auf das erſte Blatt „Mit Gott“
Und denkt dabei: „Mit Witz“ will ich's betreiben!
Er prosperirt und das Geſchäft geht flott;
Doch ach — nach kurzer Zeit iſt er bankerott,
So daß nur baare fünfzehn Kreuzer bleiben,
Der Mann, er geht indeſſen in die Weite.
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Und ſolcher Stern und Stroußberg gibt es mehr;
Wer kennt ſie All, die reich durch Trug und Schwindel?
104
Sie gäben ſchon ein ſtattlich großes Heer,
An Makel reich und baar an Herz und Ehr,
So kurz und gut — „ein feineres Geſindel“.
Oft trügt der Schein, ſei's auch im noblen Kleide: —
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Und ſtille rückt dann das Verhängniß an.
Das Folge iſt der herrſchenden Gebrechen.
Im Elend ſeufzt der redlich arme Mann,
Die Arbeit ſtockt und — wenn er dulden kann,
So duld er ſtill für — Anderer Verbrechen.
Ob er mit Recht, ob er mit Unrecht leide: —
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Im Lande tagt's und ernſter wird die Zeit,
Zur Faſtnacht ward die Kammer einberufen,
Ow präſidirt mit viel Geſchicklichkeit
Und trotzdem legt diesmal die Minderheit
Adreſſen nieder zu des Thrones Stufen:
„In tiefſter Ehrfurcht nahen wir uns heute,
Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Doch And'res kam unberufen her
Zu Faſtzeit die Menſchheit zu erſchrecken.
Das Waſſer wuchs, — ein toſend wildes Meer,—
So braust und wogt zerſtörend es daher,
Und was es brachte, man wird es enkdecken.
Verderben, Elend ſind ſein Hauptgeleite; —
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Und ſelbſt die Spree ſtieg in gewalt'ger Fluth,
Sie wollte groß ſein mitten ihrer Größen.
Dort in der Hauptſtadt wo in „treuer Huth“
Das Wohl und Weh des deutſchen Volkes ruht
Rauſcht ſie dahin und läßt zurück die — Blößen.
Dort, ach, wie ſchön! — umarmet Euch ihr Beide! —
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Der Kanzler ſpricht, der Rede Woge rauſcht,
Andächtig faltet Windthorſt ſeine Hände;
Bamberger, der mit keinem Gotte tauſcht,
Lasker und Richter, alles ſchweigt und lauſcht. —
Vergebens! Mit dem Kautſchuk iſt's zu End,
Der Kanzler tröſtet ſich mit dem Beſcheide:
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Die beſten Freunde, treu'ſten Nachbarn hat
Vor allen Staaten doch die hohe Pforte,
Denn geht's bei ihr im Hauſe nicht ganz glatt,
Schickt Andraſſy ein collectives Blatt
Und das beginnt mit dem bekannten Worte:
„Salum saleikum!“ Friede Dir und Freude! —
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Es zieht gen Rom ein deutſches Kirchenlicht
Inmitten der beſtehenden Zerwürfniß;
Und während ſich die Welt den Kopf zerbricht,
Ob er geſchickt iſt, oder ob er's nichtt.
Erklärt das Amt: es habe kein Bedürfniß,
Sein Standpunkt iſt bekannt im Kirchenſtreite:
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
Wer dieſes Blatt in ſeinen Händen hält,
Betrachte es recht liebevoll und heiter?
Wenn aber ihm die Seite vicht gefällt,
So bitt' ich ihn um Alles in der Welt:
Er wende um und leſe ruhig weiter.
Später wird's ſchöner. Harre aus im Leide: —.
„Es ſteht nicht Alles auf der erſten Seite.“
—
Druck, Verlag und für die Redaction verantwortlich: G. Geiſendörfer.