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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0128
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ein bayeriſcher Prinz zu den am 2. u. 3. September ſtatt-
findenden großen Herbſtmanövern bei Berlin und Potsdam
hierher kommen ſoll. Ja, es heißt ſogar, vielleicht werde
der Prinzregent Luitpold ſelbſt um dieſe Zeit hierher kom-
men und dem Kaiſer einen Gegenbeſuch abſtatten. Doch
ſcheint das noch nicht feſtzuſtehen. — Es iſt in hieſigen
politiſchen Kreiſen nicht unbemerkt geblieben, daß der preu-
ßiſche Geſandte beim Vatican, Dr. v. Schlözer, noch
immer in Rom weilt und daß über den Beginn ſeines üb-
lichen Sommerurlaubs noch nichts verlautet, trotzdem die
Verhandlungen zwiſchen der preußiſchen Regierung und der
Curie über die Neubeſetzung des Kulmer Biſchofsſtuhles
ſchon längſt zu einem befriedigenden Abſchluß gelangt ſind.
Bekanntlich hat die preußiſche Regierung für das jüngſt
vom Papſte gemachte Zugeſtändniß hinſichtlich der Anzeige-
pflicht eine weitere Reviſion der Matgeſetze in Ausſicht ge-
ſtellt. Die Annahme liegt deshalb nahe, daß die ver-
längerte Anweſenheit des Geſandten v. Schlözer auf ſeinem
Poſten mit dieſer Frage zuſammenhängt und daß augen-
blicklich eine nähere Verſtändigung über den Umfang und
die Art der Umgeſtaltung der Maigeſetze durch directe Ver-
handlungen des preußiſchen Vertreters mit dem Vatican ge-
ſucht wird. Eine Bekräftigung ſcheint dieſe Annahme durch
den Umſtand zu erhalten, daß auch der preußiſche Cultus-
miniſter v. Goßler noch immer auf dem Poſten iſt und
erſt mit dem Ende dieſer Woche Berlin verlaſſen wird, um
ſich zunächſt zu den Jubiläumsfeſtlichkeiten nach Heidelberg
zu begeben und alsdann einen mehrwöchentlichen Sommer-
urlaub anzutreten.
Berlin, 30. Juli. Anläßlich des am 17. k. Mts.
bevorſtehenden Jahrestages des vor hundert Jahren erfolg-
ten Ablebens Friedrichs des Großen iſt auf eine
von dem philoſophiſchen König in ſeinem letzten Willen
vom 8. Januar 1769 ausgeſprochene Anordnung hinge-
wieſen worden, wonach der König im Garten von Sans-
ſouci an einer von ihm genau bezeichneten Stelle begraben
ſein wollte. Sein Neffe und Nachfolger kam dieſer An-
ordnung nicht nach, ſondern ließ die irdiſche Hülle in der
Garniſonkirche zu Potsdam, wo auch Friedrich Wilhelm I.
ruht, beiſetzen, weil man es damals nicht für ſchicklich hielt,
die königliche Leiche in einem Garten beizuſetzen. Nachdem
aber König Friedrich Wilhelm III. kaum 24 Jahre nach
Friedrichs Tod ſeine Gemahlin im Schloßgarten zu Char-
lottenburg beiſetzen ließ und er ſelbſt dort ſeine letzte Ruhe-
ſtätte gefunden hatte, wäre es vielleicht an der Zeit, den
Sarg mit der Hülle Friedrichs des Großen an der von
ihm beſtimmten Stelle ohne alles Gepränge, wie er es ge-
wünſcht, in aller Stille beiſetzen zu laſſen. In ſeinem
letzten Willen ſagt er ausdrücklich, daß er „als Philoſoph
gelebt habe und als ſolcher begraben ſein wolle.“ Der
letzte Wille iſt franzöſiſch geſchrieben und war bei dem
Herzoge von Braunſchweig niedergelegt worden, der das
Schriftſtück nach des Königs Ableben durch Hardenberg,
den ſpätern preußiſchen Staatskanzler, nach Berlin über-
bringen ließ.

Berlin, 30. Juli. Der Kronprinz hat ſich geſtern
Mittag auf dem Kunersdorfer Schießplatz zwei leichte
Brandwunden im Innern der Hand dadurch zugezogen,
daß beim Anreiben eines Zündhölzchens einige Funken
gegen die Haut der Hand ſpritzten. Da die Wunden
ziemlich ſchmerzten, fuhr der Kronprinz ſofort nach ſeiner
Rückkehr nach Berlin zur Univerſitätsklinik und ließ ſich
dort die Wunden auswaſchen und verbinden. Um 4 Uhr
fuhr er wieder nach Potsdam zurück. — Der König und
die Königin von Sachſen ſind geſtern von Dresden
hier eingetroffen und beſuchten heute die Jubilämsausſtellung.
Nachmittags gedachten die Gäſte ſich zum Beſuche des
Kronprinzenpaares nach Potsdam zu begeben. — Der
König von Griechenland, welcher noch in Athen
weilt, wird ſich demnächſt zum Curgebrauch nach Wiesbaden
begeben und von dort nach Petersburg reiſen, wo die
Königin bereits eingetroffen iſt. — Fürſt Bismarck
gedenkt morgen Kiſſingen zu verlaſſen. Er geht zunächſt
nach München, wird dort bis Montag bleiben und dann
ſeine Reiſe nach Gaſtein fortſetzen, wo für ihn eine Woh-
nung im Schweizerhauſe gemiethet wurde. Der Reichs-
kanzler wird der für den 8. Auguſt in Ausſicht genommenen
Zuſammenkunft der Kaiſer von Deutſchland und von
Oeſterreich beiwohnen, indeſſen dürfte ſeine Anweſenheit
bei der Kaiſerzuſammenkunft nicht durch beſondere
Gründe veranlaßt ſein, denn alles, was in politiſcher Be-
ziehung zwiſchen den beiden eng verbündeten Reichen zu
berhandeln war, iſt während der Kiſſinger Miniſter-
zuſammenkunft zu beiderſeitiger Zufriedenheit erledigt
worden. — Der Geſandte Chinas, Marquis Tſeng,
ſtattete im Laufe des heutigen Vormittags dem Grafen
Berchem einen Beſuch ab und begab ſich darauf zur chine-
ſiſchen Geſandtſchaft, wo er längere Zeit verblieb. Während
des Aufenthalts in Berlin iſt er der Gaſt des Kaiſers,
während dieſer Zeit ſtehen ihm Hofkutſchen und Dienerſchaft
zur Verfügung. Dem Vernehmen nach wird er ſich morgen nach
Potsdam begeben und dort einige Stunden verweilen. Er
will noch vor ſeiner Weiterreiſe nach Petersburg die Werft
des „Vulcan“ in Stettin beſuchen.
München, 30. Juli. Die „Neueſten Nachrichten“
bringen folgendes Handſchreiben des Prinzregenten
an das Miniſterium: Ich habe Mich bewogen gefunden,
vom 1. Auguſt ab das Cabinetsſecretariat aufzuheben.
Die Beſorgung der erforderlichen Kanzleigeſchäfte übertrage

Ich fortan Meiner Geheimkanzlei, welche dem Generalad-

jutanten Freyſchlag unterſtellt iſt. — Graf Bouhmer,
General der Infanterie z. D., Inhaber des 1. Fußartillerie-
regiments iſt heute Vormittag geſtorben. — Fürſt Bis-
marck trifft am Samstag Abend hier ein. Auf Sonntag
iſt er zum Prinzen zum Eſſen geladen. ö
Stuttgart, 30. Juli. Nach den bisherigen Berichten
aus dem fünften Reichstagswahlkreiſe iſt bei der geſtrigen

weſentliche Berathung.

Neuwahl der Sieg des nationalliberalen Candidaten
zweifellos. Die Gegner deſſelben waren Retter von der
Volkspartei und Socialdemokrat Lutz.
Straßburg, 29. Juli. Heute Nachmittag trat der
hieſigeneugewählte Gemeinderath zu ſeiner erſten
Sitzung zuſammen. Von den 36 gewählten Mitgliedern
waren 32 erſchienen. Der als Gemeinderathsmitglied ge-
wählte und zum Bürgermeiſter der Stadt Straßburg er-
nannte bisherige Bezirkspräſident Back hieß die Anweſenden
willkommen, verlas den Erlaß des Herrn Statthalters,
wodurch er zum Bürgermeiſter ernannt, und vereidigte die
Gewählten mittelſt Handgelöbniß auf ihre Stelle. Nachdem
die verſchiedenen Ausſchüſſe gebildet, fanden die auf der
Tagesordnung ſtehenden Gegenſtände, unter dem Vorſitze
des neuen Bürgermeiſters, entſprechende Erledigung ohne
Die Verhandlungen verliefen in
würdigſter Weiſe. Alle Redner bedienten ſich der deutſchen
Sprache. ö
Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 30. Juli. Geſtern und heute ſind in Trieſt
9 Erkrankungen und 5 Todesfälle, in Fiume 1 Erkran-
kung an der Cholera vorgekommen.
Gaſtein, 30. Juli. Der Kaiſer machte von 11 bis
12 Uhr eine Spazierfahrt in der Richtung nach Böckſtein
in Begleitung des Flügeladjutanten Oberſtlieutenant von
Bröſigke. Zur Tafel waren heute der Herzog von Sa-
bran aus Wien und der Feldmarſchalllieutenant Graf
Palfſyh geladen. Am Montag wird der Reichskanzler
Fürſt Bismarck erwartet.
Ausland.
Paris, 30. Juli. Der Kriegsminiſter Geueral Bou-
langer wird Ende dieſer Woche die franzöſiſch-italieniſche
Grenze beſuchen, jedoch, wie die „Agence Havas“ dazu be-
merkt, nur zu techniſchen Zwecken, die Beziehungen zwiſchen
Frankreich und Italien ſind „vortrefflich“.
Amſterdam, 30. Juli. Heute fand die Beerdi-
gung der bei den letzten Unruhen Getödteten ſtatt. Der
größte Theil der Leichen wurde von den betreffenden Fa-
milien eingefordert, um von dieſen beerdigt zu werden;
die übrigen wurden auf Koſten der Gemeinde beerdigt.
Von der Stadt, ſowie von dem Stadtcommandanten wa-
ren die umfaſſendſten Maßregeln getroffen. Die Haupt-
punkte der Stadtviertel und die Kirchhöfe waren ſeit drei
Uhr morgens mit Militärpoſten und Polizeiabtheilungen
beſetzt. Die Beerdigung verlief ohne jede Ruheſtörung,
obſchon die Straßen und Kirchhöfe von großen Menſchen-
maſſen angefüllt waren.
London, 30. Juli. Der Advokat Henry Matthews
iſt zum Staatsſecretär des Innern ernannt. John Man-
ners, welcher erſt das Poſtminiſterium übernehmen ſollte,
iſt zum Kanzler des Herzogthums Lancaſter mit Sitz im
Cabinet und ſtatt ſeiner Cecil Raikes zum Generalpoſt-
meiſter ernannt worden. Arthur Bal four wird Staats-
ſecretär für Schottland; die beiden letzteren haben keine
Sitze im Cabinet.

* Das Univerfitäts⸗Jubiläum.
So ſtehen wir denn am Vorabend der Feſtwoche. Die
großartige Jubelfeier, von der man ſo lange geredet und ge-
träumt, wie von einem fernen Zauberland, ſie ſteht nun vor
uns. Alt⸗Heidelberg hüllt ſich in ein Feſtgewand, um alle jene
Tauſende zu emipfangen, welche in's Neckarthal eilen werden, der
ehrwürdigen Jubilarin Ruperto Carola zu huldigen. An der
Vollendung des Feſtkleides wird mit Eifer gearbeitet. Viele ge-
ſchäftige Hände regen ſich, um den letzten Schmuck anzubringen,
der im Ganzeu aber bereits ſo weit gediehen iſt, daß man bei
einem Gange durch die Stadt augeſichts der beflaggten, guit-
landenbehangenen Häuſer, der in maleriſcher Farbenpracht und
Ausſtattung ſchimmernden Feſthalle, der mit Tannenreiſig um-
kleideten Feſtzugstribünen die Empfindung hat, als müßte man
ſich in wenigen Augenblicken im Gewoge feſtlich geſchmückter und
geſtimmter Menſchen befinden. Doch ganz ſoweit iſt's heute noch
nicht. Auch hat immerhin die Ausſchmückung noch nicht jenen
Grad der Vollendung erreicht, daß man in der Lage iſt, ein er-
ſchöpfendes Geſammtbild von dem feſtlichen Ausſehen der Stadt
zu thun Wir wollen dies deshalb in unſerer nächſten Num-
mer thun. ö
Inzwiſchen veröffentlichen wir in Folgendem weitere auf
das Feſt bezügliche Artikel: ‚
Wie bereits an anderer Stelle mitgetheilt, werden die Groß-
herzoglichen Herrſchaften ſchon⸗ am Montag zum Jubi-
läum hier eintreffen. Ueber die Zeit der Ankunft iſt hier noch
nichts Näheres bekannt. Es wird dies muthmaßlich im Laufe
des Nachmittags der Fall ſein. Auch wird aus Bad Nauheim
die erfreuliche Nachricht gemeldet, daß das Befinden des Erb-
großherzogs ſeine Theilnahme an den Feſtlichkeiten geſtatten
dürfte. — Der deutſche Kronprinz trifft am Mittwoch hier
ein und zwar ſo frühzeitig, daß Höchſtderſelbe noch am Gottes-
dienſte theilzunehmen in der Lage ſein wird.
Der Papſt entſendete in der Perſon des Enrico Stevenſon
einen außerordentlichen Abgeſandten zur Theiln ahme an der
Jubelfeier, welcher bereits heute von dem Großherzoge in Karls-
ruhe in beſonderer Audienz empfangen wird. Als Jubiläums-
gabe des Papſtes überbringt Stevenſon einen für die Jubelfeier
angefertigten typographiſchen, koſtbar ausgeſtatteten Katalog der
im Jahre 1623 von Tilly weggeführten, durch den Herzog Max
Bibliothel. dem Papſte Gregor XV. geſchenkten palatiniſchen
ibliothek.
Unter den zu erwartenden Feſtgäſten befindet ſich auch Se.
Excellenz Herr Geh. Rath Dr. Lamey, Präſident der zweiten
Kammer, welcher vor wenigen Tagen unter der herzlichſten und
dankbaren Antheilnahme des badiſchen Volkes ſeinen 70. Ge-
burtstag feierte. Derſelbe wohnt während ſeines hieſigen Auf-
enthaltes als Gaſt bei Herrn Altoberbürgermeiſter und Landtags-
abgeordneten Krausmann.

Als Vertreter der öſterreichiſchen Univerſitäten beim
Jubiläum ſind geſtern von Wien nach Heidelberg abgereiſt: für

Wien Adolph Erner, für Graz Guſtav- Meyer, für Prag
Cyhalarz mit Glückwunſchadreſſen, welche ſämmtlich die
Zuſammengehörigkeit der deutſchen Kultur betonen.
Ruperto-Carola. Die ſoeben ausgegebene dritte Num-
mer der Ruperto-Carola rechtfertigt in vollſtem Maße die hohen
Erwartungen, die nach dem Erſcheinen der erſten beiden Num-
mern, deren Reichhaltigkeit und Gediegenheit geradezu überraſcht
hat, an die weiteren Lieferungen der Feſtchronik geknüpft werden
durften. Den ſchönen Reigen eröffnet ein inniger und warmher-
ziger Nachruf, den Felirx Dahn dem Dichter des „Ekkehard“
widmet, dem er in treueſter Freundſchaft 30 Jahre verbunden
war. Dieſe Erinnerungen, welche gemeinſame frohe Jugend⸗ und
Wanderjahre, ernſte Lebens⸗ und Schaffensjahre mit Scheffel
ſchildern, gehören zum ſchönſten, was über den leider zu früh

Heimgegangenen veröffentlicht worden iſt. Zwei treffliche von-
Anton v. Werner's Meiſterhand für die Ruperto-Carola gefer-
tigte Zeichnungen bilden eine werthvolle künſtleriſche Beigab
An Dahn's Aufſatz reiht ſich der Schluß des Artikels von Dr.
Karl Obſer, welcher die wiſſenſchaftlichen Inſtitute, welche durch
die Fürſorge des Wiederherſtellers der Hochſchule, Karl Frie
richs, zu hoher Blüthe gelangten, und die an denſelben wirken-
den Perſönlichkeiten in gründlicher und anziehender Weiſe ſchil-
dert. Ganz beſonders willkommen wird namentlich den alte
alten Herren, welche Heidelberg nach einer Reihe von Jahren
wieder beſuchen, der Aufſatz ſein, in welchem Oberbürgermeiſter
Dr. Wilckens die Entwicklung unſerer Stadt ſeit 1869 ſchildert ·
Und es verdient die größte Anerkennung, daß der Herr Obe
bürgermeiſter trotz der großen Arbeitslaſt, die auf ihm ruht, ſo
freundlich war, dieſen Rückblick in der Ruperto-Carola anzu⸗=
ſiellen. Sehr intereſſant, auf actenmäßiger gründlicher Forſchung-
beruhend, iſt die Abhandlung Otto Beckers über die kliniſchen
Anſtalten der Heidelberger Univerſität, wozu ein ſchön ausge-
führtes Vollbild, das akademiſche Krankenhaus aus der Vogel-
ſchau mit angefügtem Grundriß zur beſſeren Orientirung beiträgt.“
Möge der Verfaſſer, der wie kaum ein Anderer dazu befähigt iſt
hald eine Geſchichte der ganzen mediziniſchen Fakultät folgen
laſſen. Durch die darauf folgende Beſchreibung einzelner Gruppen
des Feſtzuges von Karl Hoff, mit einem von Kley gezeichneten
Vollbild, den Wagen der Univerſität darſtellend, wird das Ver-
ſtänduiß für den uns erwartenden glänzenden Aufzug weſentlich
gefördert. Auch die Poeſie kommt wiederum zu ihrem Rechte
mit einer wundervollen Schilderung der beſtrickenden Wälder-
pracht unſeres Neckarthals durch den Grafen von Schack und ein
ſehr gelungenes humorvolles Gedicht von F. Picard über die
Ehrenpromotionen. Fügen wir noch den Bericht über die der:
Ruperto-Carola von ehemaligen akademiſchen Bürgern derſelben
zu widmende Ehrengabe hinzu, ferner eine Fülle intereſſanter
Feſtnotizen, ſo dürfen wir ſagen, daß die Ruperto-Carola ſchou.
jetzt ihrer hohen Aufgabe, eine Feſtchronik unſerer ſeltenen Feier
von bleibendem Werthe zu ſein, auf das würdigſte gerecht ge-
worden iſt. 1
Der ſoeben erſchienenen Nr. 3 der Ruperto Carola ent-
nehmen wir folgende Feſtnotizen: Der Fackel zug, welcher Mitt-
woch den 4. Auguſt ſtattfindet, wird an Großartigkeit und Pracht
alle bis jetzt hier dageweſenen derartigen Feierlichkeiten über-
treffen. Es werden ſich ungefähr 2000 Fackelträger an dem-
ſelben betheiligen und wird nicht nur die akademiſche Jugend.
ſondern auch maucher alte Herr an dieſer ſchönen Feier kheil-
nehmen, gilt ſie doch unſerm allverehrten Großherzog, dem-
Rector magnificentissimus der Alma Ruperto Carola. Der Zug;
wird jenſeits der Brücke Aufſtellung nehmen und wird ſich über
dieſelbe durch die Haſpelgaſſe an der nördlichen Seite der
Heiliggeiſtkirche vorüber nach dem Rathhauſe bewegen. Nachdem
die Spitze des Zuges in die Hauptſtraße eingebogen und beim
Caf Wachter angelangt iſt, begibt ſich eine Deputation der
Studirenden zu Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzog, der auf dem

Weg durch die Hauptſtraße, biegt am Ende derſelben (Leim-
bachſche Hof⸗Apotheke) in die Sophienſtraße ein und begibt ſich
durch die Leopoldſtraße um die Peterskirche herum durch die
Grabengaſſe nach dem Ludwigsplatz, woſelſt unter den Klängen
des „Gaudeamus“ die Fackeln zuſammengeworfen werden. —
Zum großen Commers in der Feſthalle, Freitag den 6.
Auguſt, Abends 8 Uhr, bei welchem Se. Königl. Hoheit der
Großherzog Friedrich von Baden das Ehrenpräſidium gnädigſt
anzunehmen geruht hat, werden ca. 6000 Eintrittskarten ausge-
geben, davon werdeu 500 zu offiziellen Einladungen verwendet
feruer erhalten ſämmtliche immatrikulirte Studenten Heidelbergs,
ſowie diejenigen Herren, welche früher hier ſtudirt haben, freien
Zutritt. Soweit dann noch Platz vorhanden, ſollen auch Stu-
dirende anderer Univerſitäten Eintrittskarten erhalten.
Von dem Centralausſchuß ehemaliger Studirender der Ruperto-
Carola zur Sammlung einer Ehren gabe für die Univer-
ſität Heidelberg geht uns Folgendes zur Veröffentlichung zu⸗;
Dank der liebenswürdigen Unterſtützung durch die Preſſe hat die
Sammlung für die Heidel berger Jubiläumsſtiftung
in den letzten Wochen einen ſehr erfreulichen Fortgaug genommen-
Unter den reichlich fliezenden Beiträgen befinden ſich mehrere von
100 Mark und ſogar eine von 500 Mark von einem Herrn aus
Preußen, der ſeinen Namen nicht genannt wiſſen will. Diejenigen
ehemaligen akademiſchen Bürger der Ruperto⸗Carola, welche ſeibff
zum Feſte lommen, dürfte die Mittheilung intereiſiren, datz in
Heidelberg während des Feſtes ſich Sammelſtellen in den Buch-
handlungen der Herren Köſter und O. Petters (Expedition der
„Ruperto⸗Carola“) befinden. Für die nicht beim Feſte Erſchei!
nenden bleibt nach wie vor das Bankhaus der Herren H
Hohenemſer und Söhne in Mannheim die Centralſammelſtelle.
Der Rechnungsabſchluß findet erſt einige Monate nach dem Feſte
ſtatt, da eine Antwort auf die in außereuropäiſche Länder ver
baun. Exemplare des Aufrufs erſt nach längerer Friſt eintreffen

Der Fürſtenpavillon, an deſſen Vollendung jetzt rüſtig
gearbeitet wird, verſpricht, trotz ſeines im Verhältniß zu den
andern Feſtveranſtaltungen beſcheidenen Maßſtabes, eine Zierde
der Stadt zu werden und gerade bezüglich ſeiner Lage am Ein-
gang derſelben als ein weſentliches Dekorationsſtück zu bezeichnen:⸗
ſein, wenn erſt einmal ſowohl die in Händen unſers Mitbürgers
Mai ruhende gärtneriſche Ausſchmückung als auch die Ausſtat-
tung des Inneren erfolgt ſein wird. Was insbeſondere die
Letztere betrifft, ſo darf mit Beſtimmtheit erwartet werden, daß
dieſelbe vergeſſen laſſen wird, daß man es hier mit einem Pro.
viſorium zu thun hat. Es wurde nämlich von der Möbelfabrik
Seeger in Mannheim (früher W. Bürcks Nachfolger) die ganzE
decorative Ausſtattung und Einrichtung des geräumigen Salons
in ebenſo liebenswürdiger als dankenswerther Weiſe zur Ver-
fügung geſtellt und wird bei der bekannten Leiſtungsfähigkeit der
Firma, welche gerade in Arrangements wie das vorliegende eines
hervorragenden Rufes ſich erfreut, das Innere des Fürſten
pavillons zu einem Schmuckſtück ſich geſtalten, welches die Stad
Heidelberg ihrem Landesherrn als würdige Unterkunft während-
des Feſtzuges unbedenklich anbieten kann. Indem dies hier
dankend anerkannt ſein mag, wollen wir nicht unerwähnt laſſen
daß auch die Glasmalerei Beiler ſich eine Ehre daraus machte zur
Ausſtattung des Salons mit zwei gemalten Fenſtern einen Bei-
trag zu leiſten.
Geſtern Abend fand in Gegenwart der Herren Stadtꝰ
direktor v. Scherer, Domänenverwalter Futterer und Bezirks-
bauinſpektor v. Stengel die erſte Probe der elektriſchen
Leblech 10. des Schloßgartens ſtatt. Dieſelbe be-
ſteht aus 10 Bogenlampen à 1200 NK. welche, vom Fürſten-
brunnen an, die Schloßreſtauration und die Terraſſe bis zun
ſogenannten Tanzhäuschen feenhaft erleuchten. Vom Ondwigs-
platz aus konnten die Spaziergänger auf der Hauptſtraße bereits
die erſte Lampe erblicken. Die Betriebskraft hat der Beſitzer
der Genz'ſchen Mühle, Herr Mühlmann, bereitwilligſt zur Ver-
fügung Pene Die Anlage, welche den größten Beifall der
anweſenden Herren gefunden hat, ſowohl bezüglich der Verthei-
lung der Lampen, als auch der Stetigkeit des Lichtes, iſt in der
äußerſt kurzen Zeit von ſechs Tagen durch die elektrotechniſche
abrik in Cannſtatt unter Leitung ihres Ingenieurs Herrn
chwarberg berg worden. Zum Schluß möchten wir noch-
hervorheben, daß die Anregung zur Ausführung dieſer Beleuch-

tung, welche dem ſo beliebten Spaziergang im Schloßgarten
noch einen neuen Reiz verleihen wird, vom Hotelbeſitzer und
Reſtaurateur Herrn W. Albert ausgegangen iſt. *
In Gegenwart des Stadtraths wurde ferner geſtern Abend die
ſchon mehrere Male ſtattgefundene probeweiſe elektriſche Be-
leuchtung der Feſthalle wiederholt. Sämmtliche Lampen-
 
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