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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0396
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wärtigen Bühnenchefs, dramatiſcher Schriftſteller, Muſiker
und zahlreicher diſtinguirter Perſonen aller Stände ſtatt.
Prinz Wilhelm zeichnete die Trauerfeierlichkeit durch
ſeine Theilnahme an derſelben in der Kirche und durch
Folgen zum Grabe aus.
München, 4. Oct. Das beutige Geſetz⸗ und Verord-
nungsblatt veröffentlicht ein Handſchreiben des Reichs-
verweſers Prinzen Luitpold, in welchem derſelbe
für die zahlloſen herzlichſten Beweiſe treuer Liebe und Er-
gebenheit, die ihm nicht bloß in den Städten, welche er
beſucht, ſondern auch in den vom Zuge flüchtig durcheilten
benachbarten Gegenden und Orten entgegengebracht worden
ſeien, dankt. Der Reichsverweſer ſpricht ſchließlich für den
Willkommsgruß der Münchener Gemeindevertretung, der
ein würdiger Schluß aller patriotiſchen Kundgebungen ge-
weſen, ſeinen wärmſten und lebhafteſten Dank aus.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 4. Oct. In hieſigen diplomatiſchen Kreiſen hat
das Auftreten des Generals v. Kaul bars, welcher
in der geſtrigen Volks verſammlung zu Sofia die
Bulgaren in ſo unſinniger Weiſe herausforderte, großes
Erſtaunen hervorgerufen. Ein ſolches Benehmen eines
diplomatiſchen Agenten, meint man, ſei unberſtändlich, falls
derſelbe nicht den Auftrag erhalten habe, auf jede Weiſe
Verwicklungen, einen Vorwand zur militäriſchen Beſetzung
durch Rußland, herbeizuführen. Amtliche Kreiſe äußern
ſich ſehr zurückhaltend und ſcheinen geneigt, die Berichte
für übertrieben zu halten. — An Stelle Malmanns iſt
Liebig zum deutſchen Honorarconſul in Wien ernannt
worden.
Wien, 4. Oct. In Triie ſt erkrankten 14 und ſtarben
3, in Peſt erkrankten 17 und ſtarben 6 Perſonen an der
Cholera.
Ausland.
Paris, 4. Oct. Aus Hanoi vom 4. d. wird ge-
meldet, daß Paul Bert von Hue nach Hanoi zurückge-
kehrt ſei. — Viellard Mig eon, Senator für Belfort,
Mitglied der Rechten, iſt geſtorben. — Es wird ver-
ſichert, die Abreiſe Herbettes nach Berlin ſei auf den
12. d. M. feſtgeſetzt; de Bourquenay werde ihm als Bot-
ſchaftsrath beigegeben werden. — Laut Nachrichten aus
Tonking vom 23. Auguſt ſind die Begleitungs-
mannſchaften, welche den Commandanten Daru und
Dr. Neis begleiteten, durch irreguläre chineſiſche Truppen
am Rothen Fluſſe, 15 Kilometer oberhalb Lao Kai, ange-
griffen worden. Der franzöſiſche Verluſt an Todten be-
trägt: ein Lieutenant, ein Unterlieutenant, ſechs Legionäre
und fünf Tonkineſen. Die beiden Commiſſäre waren ge-
zwungen, nach Lao Kai zurückzukehren. — Freyeinet
hat ſich nach ſeiner Beſitzung in der Nähe von Bordeaux
begeben, wird aber heute nach Bordeaur kommen, um der
Vorſtellung im großen Theater beizuwohnen. Der Tag,
wann Freyeinet nach Paris zurückkehrt, iſt noch nicht feſt-
geſtellt.
London, 4. Octbr. Auf Koloman Tisza bringt
heute jeder Brite ein dreifaches Hurrah aus. Er habe den
Balkan unter den Schutz Oeſterreich-Ungarns geſtellt, hat
den Ruſſen ein tapferes „Hände weg!“ zugerufen, hat die
Laſt der Vertheidigung der Donau und Konſtantinopels von
der beklemmten Bruſt Englands abgewälzt und zum
erſten Male den Zipfel des öſterreichiſch⸗deutſchen Bünd-
niſſes in bedeutſamer Weiſe gelüftet. Großbritannien
athmet erſichtlich auf und geht — ſchlafen; es kann jetzt
„die eingegebenen Paragraphen und obrigkeitlichen Leitartikel
der Berliner Preſſe als veraltete Spitzfindigkeiten behan-
deln“, meint der Standard. Für England beginnt jetzt der
Gottesfriede. „Wir in England“' — heißt es im Daily
Telegraph — „werden vorläufig in der Rolle bloßer Zu-
ſchauer bei der bulgariſchen Kriſis verbleiben. Wir können
warten und ſehen, ob die wachſame Eiferſucht ſeiner Nach-
barn Rußland nöthigen wird, ſeine Vorſtoßgelüſte zu zü-
geln, oder ob die Umſtände eine neue Vorwärtsbewegung
begünſtigen“ u. ſ. w. Es ſcheint kaum nöthig, auf die
Aeußerungen der engliſchen Preſſe genauer einzugehen, denn
ſie ſind übereinſtimmend freudig, getragen von dem Be-
wußtſein, in Koloman Tisza den erſehnten ſelbſt-
loſen Retter aus einer beſchämenden und demüthigenden
Lage, welche ſich England aus Selbſtſucht geſchaffen, ge-
funden zu haben. Wenn es Tisza um den Beifall Eng-
lands zu thun war, ſo hat er ſeinen Zweck in jeder Rich-

Das iſt wirklich ſehr gut.

tung erreicht.
„ſo gibt es der vom ungariſchen Miniſterpräſidenten ange-
deuteten Politik ſeine herzlichſtemoraliſche Unterſtützung.“
Was ſich Oeſterreich und
Deutſchland, um ein triviales Wort zu gebrauchen, wohl
für die moraliſche Unterſtützung Englands kaufen?
Madrid, 4. Oct. Die Vertreter der republika-
niſchen Fraktionen unter Führung Salmerons wur-
den geſtern bei Sagaſta zu Gunſten der zum Tode ver-
urtheilten Aufſtäudiſchen vorſtellig. Sagaſta betonte, es
ſei Pflicht der Regierung, über die großen ihr anvertrauten
Intereſſen zu wachen. Der höchſte Gerichtshof des Heeres
und der Marine werde heute als letzte Behörde über die
Aufſtändiſchen ein Urtheil fällen.
Madrid, 4. Octbr. In dem zur Zeit ſtattfindenden
Prozeß Galeote iſt geſtern Donna Tranſita, die Haus-
hälterin Galeote's vernommen worden. Sie trat ſehr ent-
ſchieden auf und blieb dem Staatsanwalt keine Frage
ſchuldig. Sie erklärte, ihre Beziehungen zu Galeote ſeien
immer tadellos geweſen und hätten ſich auf eine alte
Freundſchaft zu ihm und ſeiner Familie beſchränkt. Sie
beſtätigte, daß Galeote exaltirt und leidenſchaftlich ſei.
Donna Tranſita iſt immer noch hübſch und ihre Ausſagen
erregten das lebhafteſte Intereſſe des. Publikums. Nach
ihr wurden die Prieſter vernommen, welche Zeugen des
Mordes waren. Galeote verfolgte ihre Ausſagen eifrigſt,
unterbrach und rektifizirte ſie, wenn ſie ihm nicht richtig
zu ſein ſchienen. Oft wandte er ſich an die Bank der
Berichterſtatter und rief: „Notiren Sie dies genau!“
Sofia, 4. Oct. General v. Kaulbars trat heute
eine Reiſe zunächſt über Orchauie nach Plewna an. Nat-
ſchewitſch hatte geſtern eine neue Unterredung mit Nekliu-
do w, in welcher er dieſen auf mögliche Gefahren aufmerk-
ſam machte, denen Kaulbars ſich ausſetzte, wenn er
Volksverſammlungen abhalte. Da die Regierung Kaulbars
nicht verhindern kann, zu reiſen, ſo blieb ihr nur übrig, ihn
auf eigene Gefahr ziehen zu laſſen. Die Anſichten über
den wahrſcheinlichen Ausgang der Reiſe ſind getheilt. Daß
es vielfach zu argem Lärm kommen werde, wird allgemein
angenommen. Für einzelne Städte beſteht ernſte Befürch-
tung, daß die Reiſe ein ſchlimmes Ende nehmen könne.
Bombay, 4 Oct. Als bei der Feier der religiöſen
Feſte in Etawah bei Allahabat zwiſchen Hin dus und
Muhamedanern ein Streit auszubrechen drohte, ließ
die Behörde einen Eiſenbahnzug mit britiſchen Sol daten
welche auf dem Wege nach Birma waren, anhalten, um
die Ruhe wieder herzuſtellen. Durch das Erſcheinen der
Truppen wurde die Menge aufs äußerſte erregt und ſtürzte
ſich auf die Bajonette der Soldaten, wobei viele Perſonen
leicht, mehrere tödlich verwundet wurden. In Allahabad
ſind Vorſichtsmaßregeln getroffen worden; alle nach 9 Uhr
abends mit Waffen oder Stöcken auf der Straße angetrof-
fenen Eingeborenen werden verhaftet.

Aus Stadt und Land.

* geidelberg, 5. Oct. Wir erhalten von zuſtändiger Seite fol-
gende Mittheilung: Vorigen Freitag den 1. October begaben ſich

Prinz Heinrich von Preußen und Prinz Ludwig Wil-

helm nach dem Jagdhaus Kaltenbrunn zur Hirſchjagd, wo
ſie etwa drei Tage zu verweilen gedachten und wohin ſich auch
der Großfürſt Michael Sohn und Prinz Egon Ratibor am Sams-
tag begeben ſollten. Die Jagd wurde jedoch durch einen Un-
glücksfall unterbrochen, der die Herrſchaften veranlaßte, das
weitere Ja gen aufzugeb en. Oberförſter Müller, welcher den
Prinzen Heinrich am Freitag Abend zum Pürſchgang begleitete,
wollte den beſtätigten Hirſch durch Umgehung autreiben und kam
dadurch in die Gefahr, in die Schußlinie zu gerathen, bei wel-
chem Unternehmen er am Oberſchenkel verwundet wurde. Den
angeſtrengteſten Bemühungen des Prinzen Heinrich gelang es,
Oberförſter Müller mit Hülfe von Jägern, Waldhütern und
Waldarbeitern nach Kaltenbrunn zu bringen, von wo der Ver-
wundete am Samstag Vormittag, von den inzwiſchen eingetroffe-
nen Aerzten begleitet, in einem Tragkorb nach Gernsbach in
ſeine Wohnung gebracht wurde. Dort war inzwiſchen, vom Groß-
herzog berufen, der Corps⸗ und Generalarzt Dr. v. Beck einge-
troffen, und iſt nun der Verwundete von der ſorgfältigſten Pflege
umgeben. Prinz Heinrich begleitete den Oberförſter Müller bis
Reichenthal, von wo dann der Kapitän und Flügeladjutant Frei-
herr v. Seckendorff die Begleitung nach Gernsbach übernahm.
Prinz Heinrich, welcher den Verwundeten in der liebevollſten
Weiſe bis zum Eintreffen der Aerzte pflegte, begab ſich nach
Schloß Eberſtein, wo er mit dem Großherzog und der Groß-
herzogin zuſammeutraf und am Abend mit Prinz Ludwig Wilhelm
nach Schloß Baden zurückkehbrte. Der Großherzog begab ſich von
Schloß Eberſtein zum Beſuch des Oberförſter Müller nach Gerns-
bach und traf etwas ſpäter auf Schloß Baden ein.

Stadttheater.

VI geidelbern, 4. Ortbr. „Großſtädtiſch“ von Schweitzer.
„Morgen wieder luſtig.“ die Parole des Königs Jérome ſcheint
auch als Loſungswort für den Saiſonbeginn abgegeben zu ſein.
Man lacht ſich gründlich in dieſelbe hinein. Geſtern ein Luſtſpiel
und heute ein Schwank — wenigſtens ſteht es ſo auf dem Zettel.
Mit den Theateretiquetten verhält es ſich nun aber wie mit den
Weinetiquetten. Wer eine gute Champagnermarke gezahlt hat,
wird eruſtlich böſe werden, wenn das Gelieferte wie Nec
wein, ſei es auch beſter Qualität, ſchmeckt, wer ſich dagegen von
vornherein mit dem billigen Surrogat hat begnügen wollen, wird
gerne zugeſtehen, daß er eine gute Sorte erhalten. So wurde
man ernſtlich verſtimmt gegen das IArronge'ſche pretentiös auf-
tretende Luſtſpiel, das nichts Beſſeres iſt als ein verkappter
Schwank, und war herzlich gern nachſichtig gegen das Schweitzer-
ſche Opus, das ehrlich Farbe bekennt. Man lachte ohne Be-
denken, man folgte gern gedankenlos dem Autor, der bei all'
ſeinen Winkelzügen nur mühſam das geſteckte Ziel erreicht, man
ließ ſich lachend erzwungene Situationen, wie die Revolver⸗ und
Precioſaſcenen gefallen und ſegnete getroſt zum Schluß das un-
vermeidliche Paar. Wenn „Großſtädtiſch“ auch nicht mit „Epi-
demiſch“ gemeſſen werden kann, ſo verräth ſich doch auch in ihm
chweitzers geſunder Sinn für das komiſche Element, wenn er
auch — zumal in ſeinen oft recht „gepfefferten“ Witzen nicht allzu
wähleriſch iſt. Jedenfalls hat ſich das Publikum, das herzlich
lachte, mit Entſchiedenheit für das Stück erklärt. Wenn dasſelbe
durchſchlug, ſo trug die Beſetzung der Rollen nicht wenig dazu
bei. Das glücklich gezeichnete Ehepaar Liebetreu, das mit dem
edlen Selterswaſſer die Heimath gemein hat, — Figuren von
Fleiſch und Blut — warden recht gut interpretirt. — Frau

Lippe ſpielte die geſtrenge, beſtändig in moraliſcher Entrüſtung
ſchwebende Gattin mit bekannter Routine und gelang ihr nament-
lich der letzte Akt vortrefflich. In den vorhergehenden hat ſie

arſchaum-

wohl manchmal die Rolle mit zu ſcharfen und kantigen Contouren
gezeichnet. Als Adolar Liebetreu debütirte der Komiker Herr
Rober ti. Die Partie liegt ihm offenbar vorzüglich. Seine trockene
Komik und der drollige Ausdruck, der ſeinem Geſicht von Haus
ans mitgegeben zu ſein ſcheint, kam ihm hier ſehr zu ſtatten. Es
gebührt ihm das Lob, daß er mit ſehr einfachen Mitteln eine
große komiſche Wirkung erzielt hat, ein Lob, das wir ihm hoffent-
lich noch recht oft ſpenden können. Mit einer recht reſoluten vis
comica ſcheint auch Frl. Mo ebus gerüſtet zu ſein, die mit ihrem
in Farben à la Schramm gehaltenen Dienſtmädchen lebhaften
Applaus erntete. Herr Fichtler fand für den Rittmeiſter den
richtigen herzhaften männlichen Ton, Frl. Immiſch gab die
Clara edel und mit entſprechender Wärme. Frl. Albinus
hatte heute einen viel glücklicheren Abend. Es war viel mehr
Innerlichkeit in ihrem Spiel als geſtern. Wenn ſie ſich Mühe
gibt, nicht zu viel Pointen herausarbeiten zu wollen, und nicht
mehr ſoviel in die Höhe hinauf zu ſprechen, wird ſie bald auf
dem beſten Wege ſein. Ihrer Paula war entſchieden eine ge-
wiſſe Nobleſſe nicht abzuſprechen. Auch Herrn Lettinger's
Haltung ſprach in der Uniform beſſer an und traf er den Lieut-
nantston recht geſchickt. Dem komiſchen Verlagsbuchhändler Macke-
dei hatte Herr Robert eine ganz intereſſante Charaktermaske zu
leihen gewußt; er ſprach auch mit der nöthigen Lebendigkeit, aber
nicht immer verſtändlich genug. Herr Hensde ſcheint hübſche
Mittel zu beſitzen, aber noch ſehr Anfänger zu ſein. Frl. Bark
endlich als Backfiſch war recht friſch. Man kann im Ganzen auch
heute ein „gelungen“ unter die Vorſtellung ſeten, wenn auch das
Publikum, das es mitunterzeichnen würde, an Zahl weit hinter
dem geſtrigen zurückbleibt. Und das iſt kein Wunder, wenn der
Himmel, dem Kalender zum Trotz, ſo ſommerlich blau erſtrahlt.
Kommt erſt der Herbſtwind, der Nebel und Froſt, läßt ſich das
Wetter „großſtädtiſch“ an, dann wird auch unſere Kleinſtadt
ganz theaterreif ſein. Dr. 8.

„Was England betrifft,“ — ſagt die Times

+. Heidelberg, 5. Oct. Auf Einladung der Großh. Domänen-
direction fand geſtern die alljährliche Beſprechung des Cultu

* 7 bin-
und Betriebsplanes für den Schloßgarten, in Ver
dung mit einer Begehung desſelben, unter der Leitung des Hern
Geheime Finanzrathes Forſchner ſtatt. Dabei waren zugege-
der Vorſtand der Großh. Domänenverwaltung, Herr Dom
verwalter Futterer, ferner von Seiten der Univerſität Herr der
Dr. Pfitzer und Herr Univerſitätsgärtner Maſſtas, von Seiterin
Großh. Bezirksbauinſpection im Auftrag des Vorſtands 5 ſes
Baupraktikant Bayer, und von Seiten des Schloßvereinsausſchuſſ
Herr A. Mays. Außer den eigentlichen Gartenanlagen kam au
die projectirte Drahtſeilbahn zur Sprache. am
+geidelberg, 5. Oct. Der geſtrigen Mittheilung über die M⸗
3. d. M. ſtattgehabte Neuwahl des altkathol. Wir cde
vorſtandes iſt noch beizufügen, daß die bisherigen Mitglittet
des Kirchenvorſtandes auf eine Neuwahl im Voraus verzich
haben.
rnr gidelberg, 5. Octbr. Im Monat September d. J. wurdad
durch den Verein gegen Hausbettel in Heidelberg lück
Neuenheim an 691 Perſonen Unterſtützungen für Frühſrten
Mittageſſen und Schlafgeld verabreicht. Unter den Unterſtüt
befanden ſich 224 Preußen, 100 Bayern, 99 Württemberger. r.
Sachſen. 82 Badener, 28 Heſſen, 26 Oeſterreicher, 12 Schweideg
5 Hamburger, 5 Mecklenburger 3 Oldenburger, 3 Aubalteen
Elſäſſer, 2 Braunſchweiger, 1 Lübecker, 1 Bremer, 3 Franzolen“
1 Däne, 1 Holländer, 1 Ruſſe. fgen
— hbridelberg, 5. Oet. Einem Dienſtmädchen in einem hieſig
Gaſthof wurde kürzlich aus ihrem unverſchloſſenen Koffer, 10⸗
ſich in ihrer ebenfalls unverſchloſſenen Kammer befand, ein Zwanz en
markſtück entwendet. Als Thäterin wurde ein im gleieſhe
Hauſe bedienſtetes anderes Mädchen ermittelt, doch hatte dieſe
von dem entwendeten Gelde ſchon einen großen Theil verausga ⸗
Der Reſt des Geldes mit 11 J¾. wurde ihr nebſt den ben.
kauften Gegenſtänden abgenommen und der Beſchädigten überge
Die Thäterin iſt verhaftet. Aung
+ geidelberg, 5. Oct. (Stadttheater.) Als dritte Vorſtellde
im Probeabonnement geht morgen das beliebte Luſtſpiel „ ran
Tochter Belial's“ in Scene. Als „Gallapfel“ und „Fnae-
v. Bernack“ debütiren die vom Vorjahre noch in beſter Erind
rung ſtehenden Mitglieder Herr Männel und Frau Schäfer.
debütiren ferner an demſelben Abende die Damen Heſſel, La en
und Peſtuer und die Herren Henske und Wenzel. In den äbmaf 0
Hauptrollen des amuſanten Luſtſpieles treten auf Frl. Imm
und die Herren Fichtler, Robert, Lettinger und Erdmann. 2
O Fridelberg. 5. Octbr. Herr Tanzlehrer Bittler von ²
atte ſich mit einem Bittgeſuch, abgefaßt in der Form eine
Poenss an den Prinzregenten Luitpold von Bayern 4
wandt, bei ſeinem jüngſt geborenen Kinde eine Pathenſtelle 1 ‚
übernehmen. Durch das prinzliche Hofmarſchallamt iſt varper
dem Bittſteller die telegraphiſche Nachricht geworden, daß 3
Prinz hierzu bereit ſei. Bekanntlich hatte Herr Bittler, ehema
Theaterdirector, die Ehre, für den bayeriſchen Prinzregenten, che
derſelbe im vorigen Jahre als General⸗Inſpekteur der bayeriſ lme
Truppen in der bayeriſchen Pfalz weilte, in Kaiſerslautern ei
eſtvorſtellung zu arrangiren. ate
5 Karlornhe, 3. Oct. Das hieſige Schwurgericht beſchäftart
ſich in ſeiner geſtrigen Sitzung mit einer Anklage gegen Redac „
Friedrich Biedermann und Otto Greiner, Pfarrer a. eſſe
49 Jahre alt von Bruchſal, wegen Beleidigung durch die Wt 0
Im Bad. Boten, Nr. 173, war ein Paſſus über die evanget, ren
Generalſynode, die Verhandlungen über leichtfertiges Schmdieſe
betreffend. An die Reſolution, wonach dem Oberkirchenrath ſte,
Angelegenheit zur weiteren Erwägung übergeben werden ſoge-
knüpft die Schlußbemerkung: „Wir können uns nur dieſes des
ſchluſſes freuen und driugend wünſchen, daß die Mitglieder zren
evang. Oberkirchenraths es mit der Wahrheit und dem Eidſchloo 90
allezeit recht ernſt nehmen.“ Das iſt der Satz, der auf Antl
des Oberkirchenraths die Angeklagten auf die Anklageban
brachte. Der Verfaſſer des Artikels iſt der früher entlaſſen-
evang. Pfarrer von Oberöwisheim, Greiner. Die Beſchwen
ſchrift der Unterſuchungs⸗Commiſſion, welche zur Prüfun 0
ſeines Verhaltens eingeſetzt war, veranlaßte denſelben Letan
die Unterzeichner Oberkirchenrath Schellenber 0 und De b
Menton eine Beleidigungsklage anzuſtrengen. In der disher
gepflogenen Verhandlung wurde auch Oberkirchenrath Schellenb ſer
eidlich einvernommen und behauptete in der Folge Greiner, din d
Zeuge habe damals wiſſentlich einen falſchen Eid geſchworen ung · x
beantragte bei der Staatsanwaltſchaft ſtrafrechtliche Verfolgnet
Die Unterſuchung ergab die Hinfälligkeit dieſer Anzeige. 6·
erhob Greiner Anzeige gegen den damals amtirenden Oberaſcher
richter Schätz und den Secretär Neuburger wegen ſalſar-
Beurkundung. Zu dieſer Anzeige kam noch die weitere Beh⸗ 8
tung, Staatsanwalt Hübſch habe bei Zurückweiſung ſeines ie
trags bezüglich Herrn Schellenbergs Ausflüchte gebraucht. Be-
Beſchuldigung trug Hrn. Greiner abermals Anklage wegen Ge-
leidigung ein, welche mit ſeiner Verurtheilung zu 1 Monat oo.
fängniß endigte. Greiner gab ein Begnadigungsgeſuch ein, ten
rauf ihm bedeutet wurde, er ſolle bei den beleidigten Beanem
Abbitte thun, wenn er wolle, daß man ſich weiter mit ſein-
Geſuch beſchäftige. Als er dieſem nachgekommen, wurde din
kannte Gefängnißſtrafe in eine Geldſtrafe von 50 %4 umgewan auf
Der Vorſitzende, Landgerichtsrath Fritſch, weiſt nunmehr daerge-
hin, die Anklage nehme an, Greiner habe nach dem Vorhe
gangenen dem Oberkirchenrath, ſpeziell Hrn. Schellenberg, diner
den inkriminirten Artikel eine Beleidigung zufügen wollen. Greiige,
ſtellt die beiden Angelegenheiten, die von früher und die heu ine
als vollſtändig von einander unabhängig dar, es ſei ihm „ ⸗
beleidigende Abſicht bei der letzten durchaus fern gelegen. leſen
dacteur Biedermann behauptet den Artikel nicht zu Ende ge 0u0
zu haben, ſonſt hätte er die Worte „die Mitglieder u. ſ. w. geide
dem Schlußſatz geſtrichen. Die Gefchworenen ſprachen 12
ſchuldig, worauf Greiner in eine Gefängnißſtrafe von 5 Mon-
Biedermann zu einer Geldſtrafe von 50 . verurtheilt wurtſger
Karlaruhe, 4. Oct. Einem Berichte der Karlsr. Zig., we 121
die auf der Landes⸗Zuchtviehausſtellung iuerkantz,
Ehren⸗ und Staatspreiſe, ſowie die Preisdiplome nach Ann
bezirken zuſammenſtellt, entnehmen wir, daß entfielen: in
Amtsbezirk Eppingen 4 Staatspreiſe im Geſammtbetrage 10
325 /, ſowie 1 Preisdiplom; in den Amtsbezirk Heidelbeict
1 Staatspreis im Betrage von 50 ; in den Amtsbes11
Sinsheim der Ehrenpreis der badiſchen Thierärzte und.
Staatspreiſe im Geſammtbetrage von 925 , ſowie 1 rage
diplom; in den Amtsbezirk Wiesloch 1 Staatspreis im Bet
von 75 , ſowie 1 Preisdiplom. hal-
Irriburg, 4. Oct. Die geſtern auf dem Exercirplatze abge und
tene ſog. Schnitzeljagd zog ſehr viele Zuſchauer zu Fuß vor-
zu Pferde an. Etwa 12 Reiter nebſt dem „Fuchs“ waren
ausgeritten. Letzterer machte den Weg, den er Leuommene. der
Ausſtreuen von Papierſchnitzel erkenndar und die Aufga uchs
nachfolgenden Reiter war es, dieſen Zeichen folgend den „ wanz
einzuholen und den am Rücken deſſelben befeſtigten Fuchaſch daß
in Beſchlag zu nehmen. Es zeigte ſich bei dieſem Schauſpiel⸗ das
das Publikum derartige Manöver intereſſiren, was 3 Wochen
Comite jedenfalls veranlaſſen wird, in ca. 14 Tagen bis 3
ein kleines Trab⸗ und Flachreunen dortſelbſt abzuhalten.
Konflanz, 3. Oct. Wie bereits mitgetheilt, iſt die Freu rger-
die Wiederwahl des Herrn Otto Winterer als Oberb rußt,
meiſter eine groze und allgemeine, und es wurde freudig bed tet
daß durch ein Abends im Conciliumsſaale veranſtaltetes? gieder-
der Einwohnerſchaft Gelegenheit geboten wurde, dem W au
gewählten ihre Anerkennung darzubringeu. Es war dentd dend
ein herrliches Familienfeſt, welches die Gemeinde geſtern
feierte, und zu dem auch die Staatsbehörden, ein großer
des Offiziercorps wie der Geiſtlichkeit ſich eingefunden im
Mit Hoch und Tuſch wurde beim Erſcheinen Herr Wintere

Lange
 
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