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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0444
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Karlsruhe, 16. Octbr. Das Geſetzes⸗ und Verord-
nungsblatt für das Großherzogthum Baden Nr. 44 vom
heutigen Tage enthält:
Eine Verordnung des Miniſteriums der Juſtiz, des Cultus
und Unterrichts vom 29. v. M., den Vollzug gerichtlich erkannter
Verweiſe betreffend, und eine desgleichen des Miniſteriums des
Innern vom 7. d. M. bezüglich der Erſatzordnung.
Berlin, 16. Oct. Ueber das Verhältniß der natio-
nalen Mittelparteien zu einander äußert anläßlich des letzten
Kölner Parteitags die Poſt ſich vom freiconſervativen
Standpunkt wie folgt: Von den Anhängern eines entſchie-
denen Zuſammengehens der nationalen und gemäßigten po-
ſitiven Elemente iſt der Gedanke einer Verſchmelzung
der verſchiedenen Parteien zu einer Partei ſtets zurück-
gewieſen worden. Die Bildung einer Mittelpartei in
dem Sinne, daß der Conſervative aufhören ſolle, conſer-
vativ, der Liberale, liberal zu ſein, iſt von den Freunden
eines feſten Zuſammenſchluſſes der nationalen Parteien,
alſo den ſogenannten Mittelparteilern, uiemals erſtrebt
worden. Insbeſondere ſind von unſern Parteigenoſſen
Anregungen auf Verſchmelzung mit andern Parteien, ſo-
wohl von rechts als von links, wohlüberlegt ſtets zurück-
gewieſen worden. Wenn auf dem Kölner Parteitag daher
bei aller Geneigtheit ſachlicher Cooperation mit den gemä-
ßigt Conſervativen der Fortbeſtand einer ſelbſtändigen na-
tionalliberalen Partei proklamirt wurde, ſo hat dies unſere
volle Zuſtimmung. Wie die Verhältniſſe heute liegen,
kann ein Zuſammenſchluß der nationalen Parteien, welcher,
wenn er von Erfolg begleitet ſein ſoll, alle Richtungen
derſelben umfaſſen muß, nur in der Weiſe erfolgen,
daß dabei die betheiligten Parteien in ihrer Eigen-
art erhalten bleiben. Daß die einenden Momente bei
planmäßiger Cooperation ſtärker betont, die trennenden
mehr zurückgeſtellt werden müſſen, iſt ſelbſtverſtändlich; es
mag auch eine Frage der Zukunft ſein, ob man auf dieſem
Wege zu einer Um⸗ und Neubildung der Parteien gelangen
kann. Allein zwiſchen einem derartigen Verhalten und
einem Aufgeben der beſtehenden Parteien, wie ſie bei der
Fuſion erfolgte, iſt ein gewaltiger Unterſchied. Der Ge-
danke, auf ähnliche Weiſe, wie dieſe, eine Mittelpartei zu
gründen, beruht lediglich in der Phantaſie der Gegner eines
„Zuſammenſchluſſes der nationalen Parteien, von den Freun-
den deſſelben iſt er nie gehegt worden. Dieſe ſind viel-
mehr der Meinung, daß die gemäßigt liberale und ge-
mäßigt conſervative Anſchauung ſo viele Berührungspunkte
bietet, daß ein Zuſammengehen in den wichtigſten Fragen
ſich unter Aufrechterhaltung der heutigen Parteibildung her-
beiführen läßt. Uns iſt es daher ganz recht, wenn die
Nationalliberalen nationalliberal bleiben wollen; wir wür-
den das Gegentheil für einen ſchweren taktiſchen Fehler
halten, es hieße nichts anderes, als den Gegnern des Zu-
ſammenſchluſſes der nationalen Parteien in die Hände ar-
beiten. Gerade um letzteres zu vermeiden, erſchien uns
dieſe Auseinanderſetzung angezeigt.
Berlin, 17. Oetbr. Wie das Frankf. Journ. zuver-
läſſig erfährt, hält der Reichskanzler daran feſt, dem
Reichstag nur die dringendſten Vorlagen zu machen und
namentlich keine neue Branntweinſteuervorlage
einzubringen; dagegen iſt es ſicher, daß die Septennats-
vorlage nach Neujahr eingebracht wird. — Der franzöſiſche
Botſchafter Herbette iſt heute früh um 7½ Uhr hier
eingetroffen.
München, 16. Octbr. Die Vermuthungen, welche be-
züglich der Thronfol gefrage an die Veröffentlichung
des ausführlichen Berichtes über König Ottos Krank-
heitszuſtand geknüpft worden ſind, werden von den
Neueſten Nachrichten als unzutreffend bezeichnet.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 16. Octbr. Nach Berichten aus Sofia beab-
ſichtigt die bulgariſche Regentſchaft, Abordnungen
in die Hauptſtädte Europas zu fenden, damit die Fürſten-
wahl beſchleunigt werde. Die Mächte ſind auch zur Be-
ſchleunigung bereit, doch macht die Nichtanerkennung der
Wahlen ſeitens Rußland die Sache ſchwierig. Die Hal-
tung Rußlands gilt hier als unverſtändlich, da jeden-
falls ein ruſſiſcher Kandidat die meiſte Ausſicht habe, ge-
wählt zu werden, und mit dieſem leichter zu verhandeln
ſein werde als mit der Regentſchaft. Man hofft indeß,

daß General v. Kaulbars zurückberufen wird. Nach
dem Zuſammentritt der öſterreichiſchen Delegationen dürfte
Rußland einen friedlichen Schritt thun, um die Stel-
lung des Grafen Kalnoky nicht unnöthig zu gefährden.
— Das Fremdenblatt bemerkt gegenüber den Ausfüh-
rungen des Journal de St. Petersburg, daß es ſich mit
ſeinem Urtheil, die bulgariſche Regierung habe trotz
aller Schwierigkeiten die materielle Ruhe und Sicherheit
ſowie die Ordnung bei den Wahlen erhalten, in voller
Uebereinſtimmung auch mit der außeröſterreichiſchen Preſſe
befunden habe. Hätte übrigens das Journal de St. Pe-
tersburg den Hinweis des Fremdenblatt auf die Nothwen-
digkeit für die bulgariſche Regierung, gegenüber Rußland
jede grundſätzliche Feindſchaft abzuſtreifen, genauer gewür-
digt, ſo würde es jedenfalls die Ausführungen des Frem-
denblatt beſſer zu beurtheilen vermocht haben.
Wien, 16. Octbr. In Trie ſt erkrankten 13 und
ſtarben 2, in Peſt erkrankten 46 und ſtarben 17 Perſonen
an der Cholera.

Ausland.
Paris, 15. Oct. Temps ſagt in Beantwortung der
Aeußerungen der Times, wenn Frankreich beſchuldigt
werde, einen Krieg zu ſuchen, ſo verkenne man voll-
ſtändig die ſoziale, politiſche und militäriſche Lage Frank-
reichs. Die franzöſiſche Demokratie mit der Armee, worin
jede Familie einen Soldaten zähle, weiſe eine beträchtliche
Defenſivkraft auf, ſei aber einem Angriffskriege weſentlich
abgeneigt und begehe eher einen Fehler mit dem Uebermaß
ihrer friedlichen Beſtrebungen. Dies ſei im Auslande be-
kannt, deswegen ſeien auch alle Gerüchte von Intriguen
Frankreichs bei irgend einem Hofe lächerlich. Die Bezie-
hungen Frankreichs zu England oder vielmehr des eng-
liſchen zum franzöſiſchen Publikum ſeien augenblicklich nicht
die beſten. Man erkenne dies in Frankreich mit tiefem
Bedauern. Frankreich habe nicht den böſen Willen ver-
geſſen, womit die engliſche Preſſe jeden Schritte Frankreichs
verfolge, ſeine Operationen kritiſire und ſeine Erfolge in
Tunis, Tonkin und Madagaskar herabſetze. Solche gegen-
ſeitigen Vorurtheile ſeien ein großes Unglück für beide
Völker, welche bei der gegenwärtigen Lage Europas gleicher-
maßen zur Iſolirung verurtheilt wären, falls ſie nicht
lernten, einträchtig mit einander zu gehen.
Paris, 16. Oct. Der Budgetausſchuß genehmigte
geſtern mit 9 gegen 7 Stimmen die Unterſtützung für den
„Cerele militaire“ im Betrage von 140 000 Fres. Die
Berathung des Antrages Prouſt betreffend die Umwand-
lung der alten 4½⸗ und 4procentigen Staatsſchuld wurde
auf heute vertagt. Lockroy hat ſeinen Entwurf gegen
betrügeriſche Nachahmung von Waaren eingereicht. — Sa di
Carnot wohnte heute dem Miniſterrathe bei und hat,
wie verſichert wird, nicht ſeine Entlaſſung eingegeben.
Eine Meldung der Agentur Havas verſichert dagegen, Sadi
Carnot habe Vormittags im Miniſterrath, der ſich mit
Budgetfragen befaßte, wiederholt ſeine Abſicht, abzudanken,
ausgeſprochen; jede Beſchlußfaſſung in dieſer Frage ſei je-
doch bis zum nächſten Miniſterrath, der Dienstag zuſammen-
tritt, verſchoben worden. — Laut den Zeitungen des De-
partements Finiſtére heißt der als „Spion“ in Lamilis
verhaftete Ausländer Sandler, iſt Doktor der Philo-
ſophie und Reſerbeoffizier der bayeriſchen Kavallerie, wohn-
haft zu München. Er iſt nach der Bretagne gereist, um
die Küſte von Croiſec bis Sanct Malo zu wiſſenſchaftlichem
Zweck der Geologie und Geodaeſie zu unterſuchen. Sandler
war im Beſitze einer Geldanweiſung auf die Société Go-
nérale. Obgleich feſtſteht, daß Dr. Sandler einzig und
allein eine wiſſenſchaftliche Reiſe machte, wird er
noch immer gefangen gehalten.
Petersburg, 16. Oct. Anläßlich der von der bul-
gariſchen Regierung auf die Noten der ruſſiſchen diplo-
matiſchen Agentur ertheilten Antwort ſagt das Journal
de St. Petersbourg: „Die willkürlichen Inhaber der Macht,
welche ſeit mehr als einem Jahre Bulgarien auf den Weg
der Revolution geworfen haben, deren Vorhandenſein und
Autorität nur auf Gewaltthätigkeit beruhen, verſchanzen ſich
hinter der verfaſſungsmäßigen Geſetzlichkeit, um das voll-
ſtändig ungeſetzliche Regime, welches ſie eingeſetzt haben
und auch behaupten wollen, fortzuführen. Der National-

Stadttheater.

I2 bekdelberg. 16. Oktbr. Die verfloſſene Woche hat das
„Aſchenbrödel“ von Benedix und die Wiederholungen von „Der
Weg zum Herzen“ und „Don Ceſar“ gebracht. In dem Bene-
dix ſchen Luſtſpiel hat Fräul. Albinus in der Titelrolle eine
überaus poetiſche, man kann wirklich ſagen von einem Märchen-
hauch übergoſſene Figur geſchaffen.
— Sonntag, 17. Oct.

„Familie Buchholz“. Volksſtück mit Geſang in 4 Akten
von Treptow. Wer möchte an ein „Voltsſtück mit Geſang“ den
Maßſtab eines Kunſtwerks anlegen 2 Hier iſt der Zweck vor allen
Dingen, zu unterhalten und man muß ſich deßhalb auch mit dem
Satze tröſten, der Zweck heiligt die Mittel. Wenn ein Stück
unter dieſer Flagge von Spree⸗Athen zu uns geſegelt kommt, ſo
weiß man ja, was man zu erwarten hat. Die Träger ſind da
ſämmtlich liebe, alte Bekannte und kein neues Geſicht überraſcht
uns, der Faden der Handlung iſt recht dünn, ja mauchnal ſo
dünn, daß man ihn ſtellenweiſe nicht mehr erkennen kann, wenn
er nicht gar einmal vollſtändig abreißt. das Ganze ein buntes
Gemiſch von beinahe unvermittelt nebeneinander gereihten Scenen
überluſtiger und überſentimentaler Art — himmelhoch jauchzend,
zum Tode betrübt. Droht die Handlung ins Stocken zu ge-
rathen, ſo wird, wie man die ſchadhafte Stelle eines Kleides mit
einer bunten Schleife deckt. raſch ein draſtiſches Couplet zu Hilfe
genommen und die Gefahr iſt abgewendet. Dieſem Genre gehört
nun allerdings im großen Ganzen auch die „Familie Buchholz“
wit doch muß man zugeſtehen, daß der Verfaſſer manchen neuen,
verbran Einfall hat und mit den verbrauchten Figuren und der
Scenen zien Ider der Vörſe als Giftbaum doch recht wirkſame
Seenen rdirmntwickeln verſtand, wie die mit dem Papagei, welche
ſich a Mißart noch ganz anders hätte ausbeuten laſſen. Einen
großen 5 ißgrif, gat ſich der Autor darin zu Schulden kommen
laſſen, aß er 2 Perſonen des Stückes ſtereotype Redensarten
4 la L'Arronge in den Mund legt, dem Herrn und dem Diener;
treffen dieſe nun im Dialog zuſammen, — was öfters ge-
ſchieht — „ein Genuß iſt's nicht.“ Geſpielt wurde von allen

Mitwirtenden zum Vortheil des Stückes, das Enſemble war treff-

lich, die Regie hatte vollauf ihre Pflicht gethan. Den Chef der
Familie verkörperte Herr Roberti in beſter Weiſe. Sein
derber Humor kam der Rolle ſehr zu ſtatten; aber ein Fehler,‚
welcher auch in früheren Partien unſeres diesjährigen Komikers
zu Tage trat, zeigte ſich auch heute wieder, das Mienenſpiel iſt
zu wenig entwickelt und gerade in ſeinem Fach iſt daſſelbe ein
beſonders wichtiges Requiſit. Die Rolle der Frau Buchholz war
bei Frau Schäfer gut aufgehoben, doch müßte dieſelbe der Ruhe
des Mannes gegenüber ſchon des Contraſtes wegen etwas tem-
peramentvoller ſein. Die Damen Immiſch, Albinus und
Möbus waren 3 anmuthige Töchter, namentlich letztere bot das
Bild eines, wenn auch etwas üppigen, ſo doch recht friſchen und
mit vieler Verve ausgeſtatteten Backfiſchs. Ihre Walzerreiſe ſang
ſie mit hübſchem Vortrag und für die Wiedergabe des Duetts
wurde ſie mit Hrn. Rob erti, welcher trefflich ſekundirte, mehr-
mals hervorgerufen. Die Herren Fichtler und Lettin ger
waren an ihrem Platze, doch hätte letzterer ein feurigerer Liebhaber
ſein dürfen, die Zärtlichkeiten hatten etwas „Froſtiges“. In
Rollen wie die des Kunſtdrechslers Mietzel wird Hr. Höflich ſteks
eines vollen Erfolges ſicher ſein; der treuherzige und mitunter etwas
polternde Ton des Biedermannes gelang dem Darſteller ganz vor-
trefflich. Der Meiſter Forx iſt eine zu unbedeutende Perſon im Stück,
als daß auch eine ungeeignete Wiedergabe die Güte des Enſemble's ſtö-
ren könnte. Hrn. Ro bert gelang der Dialekt gar nicht, auch ſpricht
derſelbe viel zu ſchwerfällig; die Maske war gut getroffen. Eine ſehr
brauchbare Kraft auf komiſchem Gebiet ſcheint Herr Erdmann
zu ſein; ohne jede Uebertreibung, aber auch ohne eine Pointe ſich
entgehen zu laſſen, führte derſelbe den Ledermann mit beſtem Ge-
lingen durch. Herr Päts zeigte mit ſeinem gewandten Börſen-
agenten, daß er auch im Luſtſpiel ſehr brauchbar iſt. Fräulein
Lange war eine feſche Köchin, Frl. Peſtner ein ächter, rechter
Lehrjunge, wie ſie in Berlin wachſen, und last not least Herr
Wettring ein ſehr ſchwarzer Mohr. Das Publikum, welches
alle Räume des Hauſes vollſtändig füllte, war mit ſeinem Beifall
in der Gebelaune. Die Familie Buchholz wird bei einer ſo treff-
lichen Aufführung noch manchmal ſich einfinden können und ſtets
gern geſehene Gäſte abgeben.

Verſammlung, welche ſie unter dem Einfluſſe des Schreckens
haben erwählen laſſen und welche ihnen infolge deſſen er“
geben, iſt von ihnen das Recht verliehen worden, ſich über
die Geſetzmäßigkeit der Wahlen, aus denen ſie hervorgen
gangen iſt, zu äußern und ebenſo die Machtbefugniſſe der
Regierung, deren directer Ausfluß ſie iſt, zu ſanctioniren.
Es würde ſchwierig ſein, beſſer mit Worten zu ſpielen, um

zugleich Richter und Partei in eigener Sache zu ſein; da-
rüber mit ihnen zu ſtreiten, iſt unmöglich; aber es iſt nicht
angängig, daß das Geſchick Bulgariens, welches mit der
Ruhe des Orients und dem allgemeinen Frieden in Zu?
ſammenhang ſteht, ſolchen radikalen Doctrinen überlaſſen
werde.“

Aus Stadt und Land.
O geidelberg, 18. Oct. (Verſammlung des Gartenban,
vereins.) Am 16. d. Mts., Abends 8 Uhr, hielt der hieſiuo
Gartenbauverein in der Liederkranzhalle eine jehr anregende
intereſſante Sitzung ab. Zunächſt feſſelte Herr Handelsgärtn“
Jean Buſch die Verſammlung durch einen lehrreichen Vortrae
über Blumenzwiebeltreiberei im Zimmer. Redner hob alle
Punkte hervor, welche bei dieſer Kultur zu beobachten ſind; be
betonte, datz man geſunder Zwiebeln bedürfe, die bis Eren ö
October in Töpfe zu pflanzen ſind, daß man die eingepflau *
Zwiebeln bis Weihnachten im Keller bei mäßigem Feuchthalte
aufbewahren müſſe und dann mit dem Anutreiben beginnen könne.
Auch das Treiben der Hyazinthenzwiebeln in Gläſern wurde vo 2
Vortragenden geſchildert. Aus den „Mittheilungen des Garteie ö
bauvereins für das Großherzogthum Baden“ kam ſodann .
Aufſatz über die Vertilgung des Froſtnachtſchmetterlings zur Vein.
leſung. Es wurde darin dringend empfohlen, gegen dieſen Fein
des Obſtbaues mit ſogen. Klebgürteln vorzugehen, die aus Papie
beſtehen, Mitte Oetober um die Baumſtämme gelegt und ben
Polborn'ſchem Raupenleim (Berlin, Kohlenufer 1—3) beſtrich
werden. Da nur die Männchen dieſes Schmetterlings fliehn
können, die Weibchen aber am Stamm hinaufkriechen, ſo bleiben
ſie beim Ueberſchreiten der Klebgürtel kleben und werden gefangei, ö
ohne zum Eierlegen gekommen zu ſein. Hierauf wurde 4
Schädlichkeit der Ameiſen und Regenwürmer in den Gefäßen 174 ö
Topfpflanzen erörtert und dringend zur Vertreibung dieſer Thigi,
angerathen. Regenwürmer verlaſſen ſofort den Topf, wenn die
Pflanze mit einer Abkochung von Nußblättern, die vorher 06h.
kühlen iſt, begoſſen wird. Bezüglich der Ameiſen wurde empf,
len, geringe Theile von geſalzenem Häring an die von ihnen —
ſetzte Stelle zu legen, worauf dieſelben verſchwinden ſollen. 22
Das ſo oft für ein Zeichen ſtrotzender Geſundheit gehalther
Herbſtblühen der Bäume wurde entſchieden als ein Zeichen ch
Schwäche und Krankheit des Baumes hingeſtellt. Gewöhnter,
haben ſolche Bäume während des ganzen Sommers Wa be-
mangel gelitten und ſind dadurch viel zu frühe in den Ruh-
zuſtand getreten. Tritt dann im Herbſt warmes Regenweich
ein, ſo treiben und blühen ſolche Bäume mit Vorliebe. — Gen
dem noch einige Worte zum Schutz der Singvögel geſproch it
worden, ſchloß die Verſammlung den intereſſanten Abend gen
einer allgemeinen Gratisverlooſung von 70 ſchönen Topfpflanzen
und 60 Blumenzwiebeln. He
= gridelberg, 18. Oet. Dieſer Tage wurden in dem Sta
eines hieſigen Kutſchers zwei Pferden, welche an einen Kutſcher ⸗
Mannheim verkauft waren und abgeholt werden ſollten, och
Schweifhaare ſoweit abgeſchnitten, daß die Schwänze nur ich
kleinen Stümpfen glichen. Vermuthlich iſt die That aus Ra in
von einem Knechte verübt worden. — Am 16. ds. Mts. war
Schreiner auf einem etwa 1½ mtr. hohen Dache beſchäftigt, a
er ausglitt, herunterfiel und zwei Rippen brach. Derſelbe ſteht!
ärztlicher Behandlung. — Ein Schneidergehilfe unterhielt ⸗
einem Hanſe in der Leopoldſtraße dahier mit einem Dienſt 6
mädchen ſchon ein länger dauerndes Liebesverhältniß, welches do“

Mädchen in Folge von Zwiſtigkeiten aufzugeben beabſichtigte
Hierüber gerieth der ehrſame Schneider in Harniſch und um Rog
zu nehmen, ſchlich er ſich vor einigen Tagen Abends in
Küche ſeiner Angebeteten, drebte den Waſſerhahnen auf, 1
einen Stein in den Waſſerſtein, ſo daß das Waſſer darüber Be-
in die Küche lief und ſämmtliche Wohnzimmer, als die ren.
wohner am nächſten Morgen erwachten, überſchwemmt wutte
Der Schneider, auf welchen ſich alsbald der Verdacht len
wurde verhaftet und iſt geſtändig. — Ein Dienſtmädchen eni
wendete in der verfloſſenen Nacht einer Zimmergenoſſin,
der ſie ſich zuſammen in einer Wirthſchaft amüſirte, etwa eig
Pf., um ihre Zeche bezahlen zu können. Sie wurde zur Auz“
gebracht.
§ Heidelberg, 18. Oct. Mit dem heutigen Tage
Winterfahrplan der Pferdebahn in Kraft.
bezüglich des Näheren auf die in der heutigen Nr.
enthaltene Bekanntmachung der Straßen⸗ und Bergbahr
ſchaft Leferenz u. Co. verweiſen, erwähnen wir an dieſer Stell
daß der regelmäßige Kurs auf der Hanptlinie Bahnh 5
Karlsthor — abgeſehen von einigen aus der erwähnten
öffentlichung zu erſehenden außerkursmäßigen Wagen — wätz g
der Wintermonate auf die Zeit von Morgens 8 bis Abends
erſtreckt; letzter Wagen vom Karlsthor Abgang 8,25. Bai unt,
Gelegenheit ſei ferner darauf hingewieſen, daß, wie be ah ⸗
mit Beginn der Theaterſaiſon die Straßen⸗ und Bergh eſen
Geſellſchaft wiederum die dankeuswerthe Einrichtung getr der
hat, daß nach Schluß des Theaters beſondere Wagen vonhof-
Theaterſtraße nach der Bergheimerſtraße und dem Babrpieſe
bezw. Rohrbacherſtraze abgehen. Auf letzterer Route wird on
Einrichtung indeſſen nur verſuchsweiſe gemacht, und es wir Rzj
der Benützung der Wagen abhängen, ob dieſelbe den 94 der
Winter hindurch beſtehen bleibt. Lediglich auch aus Aula utet⸗=
gar zu geringen Frequenz, welche der Wagen für die The, iſt
beſucher nach dem Karlsthor im verfloſſenen Winter Vatteohl
deſſen Einſtellung für dieſe Saiſon unterblieben. Es iſt Enl-
nicht überflüſſig darauf aufmerkſam zu machen, daß das iſes
gegenkommen der Straßenbahngeſellſchaft auch durch ein gen uß
Entgegenkommen Seitens des Publikums erwidert werden ver-
wenn die Geſellſchaft ſich zu derartigen Ertra⸗Einrichtunge gagen
anlaßt ſehen ſoll. Eine Neuerung im Betrieb iſt, daß die 1 al
der Hauptlinie, welche Anſchluß — ſowohl an die Bergheirgaben, ö
auch an die Rohrbacher Linie und zwar gleichzeitig — ͤ nal
dieſen Anſchluß des Abends durch ein weißes vorderes zeig-
licht, anſtatt des grünen, welches bisher alle Wagen vornut all
ten, markiren werden, indem das Fähnchen, das den Ahchluch
Tage markirt, Abends ſchwer zu bemerken iſt. Das Schin en
ſämmtlicher Wagen iſt roth, das Vorderlicht bei Anſchlußorien-
weiß, bei den anderen grün, ſo daß ein Jeder ſich leicht Berſ-
tiren kann. Ferner wird ein durchgehende. Tarif für die; P.
heimer Linie eingeführt und werden die Fahrpreiſe auf 1 für
für die ganze Tour Römerſtraße—Karlsthor, auf 10 Pfckheil
die Theilſtrecke Römerſtr.—Theaterſtr., auf 5 Pf. für die tlien
ſtrecke Römerſtraße—Bismarckplatz feſtgeſetzt. Die Fangichr-
karten berechtigen zum Umſteigen in die Bergheimer wie ei-
bacher Linie. Mit dieſer Einführung wurde dem Publikum acht,
tens der Direktion wiederum eine bedeutende Conceſſion Len erel
in der Abſicht, durch dieſelbe den Verkehr mit der entfer An-
Vorſtadt zu heben. Möge die neue Anordnung die verdien ö
erkennung finden und den beabſichtigten Zweck erreichen“ neuen
T Hridelberg, 18. Oct. In der N. B. Cztg. iſt von einer Vater
Bergbahnlinie, die dahier beabſichtigt ſei, die Rede —enig
in einer ſo confuſen Weiſe, daß man daraus erſieht, wie igen
feſte Geſtalt die Sache bis jetzt gewonnen. Schon im 5.. el
Jahr hat die Firma Leferenz u. Co., ſoviel wir wiſſen, afu
dem Projekt einer Drahtſeilbahn auf Anſuchen auch da Houſe
einer Zahnradbahn mit Aufgang vom Leonhard'ſchen
 
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