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Heidelberger Zeitung — 1887 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-124 (2. - 31. Mai)
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Wilhelm ist gestern Abend nach Ostpreußen zur Jagd
gereist, von wo er am Dienstag zurückkehren wird.
Der Kaiser hat jetzt endgiltig den Tag des ersten
Spatenstichs sür den Nord-Ostsee-Kanal und die
damit verbundene feierliche Grundsteinlegung der Schleuse
zu Holtenau auf den 3. Juni festgestellt. Der Kaiser
wird selbst mit allen königlichen Prinzen der Feier an-
wohnen. Eingeladen werden dazu die Bundesbevollmäch-
tigten, die Gesammtvorstände des Reichstags, des preußi-
schen Abgeordneten- und des Herrenhauses, die Mitglieder
des Staatsministeriums und ' die Spitzen der schleswig-
holsteinischen Provinzialbehörden. Die Abreise der Fest-
gäste wird hier am 2. Juni über Lübeck erfolgen, welche
Stadt die Durchreisenden zu einem Gabelfrühstück einge-
laden hat. Auf der Rückreise wird am 4. Juni in Ham-
burg verweilt werden, um einer Einladung der dortigen
Behörde zufolge eine Besichtigung der neuen Zollanschluß-
bauten daselbst erfolgen zu lassen.
Die Commission zur Vorberathung der Brannt-
weinsteuervorlage ist heute gewählt worden. Sie
besteht aus folgenden Abgeordneten: Duvigneau, Grub,
Fieser, Dr. Sattler, Gamp, Schulz-Lupitz, Meyer (Halle),
Witte, Spahn, Dr. Lieber, Szmula, Graf Chamare, Dr.
Buhl, Dr. Miquel, Dr. Tröndlin, Woermanu, Frhr. v.
Huene, Weber, Frhr. v. Gagern, Hesse, v. Mirbach, Graf
Kleist-Schmenzin, v. Kardorff, Günther, v. Helldorf, v.
Wedell-Malchow, Uhden, Frege. Den Vorsitz wird der
Abg. Dr. Miquel führen; als Schriftführer werden die
Abgeordneten Dr. Sattler und Gamp thätig sein.
Der Bundesrathsausschuß für Zoll- und Steuerwesen
hat bezüglich einer Ergänzung der Dienstvorschrif-
ten über die Besteuerung des Tabaks Folgen-
des beantragt:
Der Bundesralh wolle zur Ergänzung der Bestimmungen im
§ 23 Ziffer 4 der Dienstvorschriften vom 29. Mai 1880, betr.
die Besteuerung des Tabaks, Folgendes beschließen: Die Directiv-
behördcn sind ermächtigt, soweit sich dazu ein Bcdürfniß ergibt,
zu gestatten, daß bei der Verwiegung des Tabaks 1) auch für
ungleichartige Umschließungen und Schnüre die Feststellung des
Gewichts aus Grund von Probeverwiegnngen statlfindet, 2» auch
Gewichtsmcngcn von 0,05 Kilogramm oder mehr, jedoch höchstens
von 0,5 Kilogramm, außer Betracht bleiben.
Der Antrag ist mit einer eingehenden Erläuterung ver-
sehen, an deren Schluß es heißt:
Boni steuerfiscalischen Standpunkte aus empfiehlt sich eine
Erleichterung der Steuerabfertigung auch mit Rücksicht darauf,
daß andernfalls die ohnehin, namentlich bei niedrigen Tabakprei-
sen, vorhandene Neigung, die Grumpen überhaupt nicht zu ernten
und zur Versteuerung zu bringen, noch verstärkt werden würde.
Hiernach wird cs sich auch in dieser Beziehung empfehlen, durch
eine entsprechende Ermächtigung die Directivbehörden in den
Stand zu setzen, dem hervortretenden Bedürfnisse in geeigneter
Weise entgegcuzukommen.
Der preußische Landtag wird morgen Abend in
einer gemeinsamen Sitzung der beiden Häuser geschlossen
werden.
Das Abgeordnetenhaus nahm nach längerer De-
batte, betr. die Petitionen auf Zulassung der Abi-
turienten der Oberrealschulen zur Staats-
prüfung im Baufach, den Antrag Minnigerode über
die Petitionen, soweit dieselben einseitig eine Wiederzu-
lassung der Oberrealschüler zum Baufach verlangen, zur
Tagesordnung überzugehen, soweit sie eine generelle Rege-
lung beabsichtigen, der Regierung zur Berücksichtigung zu
überweisen, an.
Das Herrenhaus nahm den Antrag auf straf-
rechtliche Verfolgung der Freiherren v. Solemacher
und v. Schorlemer-Alst an.
Wie die Berliner „Post" meldet, wird Fürst Bis-
marck sich kurz vor dem Pfingstfeste nach Varzin be-
geben. Im Juli würde der Fürst alsdann zum Cur ge-
brauche nach Kis singen gehen.
Dem Hauptmann Freiherrn v. Hoiningen gen.
Huene, Militärattache bei der kaiserlichen Botschaft in
Paris, ist der Charakter als Major verliehen worden.
Berlin, 13. Mai. (Reichstag.) Zweite Lesung
des Militärrcliktengesetzes. Dazu beantragt Abg.
v. Benda eine Resolution, welche die Regierung auf-
fordert, in nächster Session ein Gesetz vorzulegen, durch
welches die unverheiratheten Civilbeamten, entsprechend den
unverheiratheten Offizieren, von den Beiträgen befreit wer-
den. Abgeordn. v. Massow empfiehlt die Commissions-
beschlüsse zur Annahme, ebenso v. Benda unter der Vor-
aussetzung, daß'die Regierung seiner Resolution Folge leiste.
Staatssecretär v. Bötticher kann sich darauf Namens der
Reichsregierung nicht äußern. Das Bestreben der preußi-
schen Regierung gehe dahin, die Civilbeamten, wie die Re-
solution es wolle, von Beiträgen zu befreien. Abg.
Baumbach weist nach, daß die Nationalliberalen und
das Centrum jetzt im Begriff stehen, den jahrelang festgc-
haltenen Widerstand gegen dieses neue Privilegium der Of-
fiziere, welches durch die Befreiung von Beiträgen ge-
schaffen werde, ohne genügenden Grund aufzugeben. Die
Freisinnigen werden aus denselben Gründen wie bisher
gegen das Gesetz stimmen. Die Abgg. Ellrichshauscn,
Hahn und Köller treten für die Vorlage ein, Huene
erklärt, das Ccntrum stehe der Vorlage sympathischer gegen-
über als früher und fordert die Freisinnigen auf, nach den
Erklärungen des Staatssecretärs ebenfalls ihre negative
Haltung aufzugeben. Abg. Richter bemerkt, daß die Ab-
lehnung der Vorlage das beste Mittel sei, die Regierung
Zu zwingen, bald völlige Gleichstellung zwischen Milirär-
und Civilbeamten eintreten zu lassen. Abg. v. Bennig-
sen hält diese Gleichstellung ebenfalls für wünschcnswerth,
nach der Erklärung des Staatssecretärs aber müsse die
Vorlage, durch welche ein Uebergangszustand geschaffen
werde, angenommen werden. Hierauf wird die Discussion
geschlossen; die einzelnen Paragraphen der Vorlage werden
nach den Commissionsbeschlüssen angenommen. Eine Reihe
von Wahlprüfungen wird nach den Commissions-

beschlüssen erledigt. Nächste Sitzung Dienstag: Kleinere
Vorlagen.
München, 13. Mai. Finanzmimster v. R ied e l ist
heute Vormittag von Berlin zurückgekehrt und hat sofort
mit seinen Ministercollegen eine Berathung abgehalten.
HAesterreichische M o n a r cd i e.
Wien, 13. Mai. Die Universität ist heute
ruhig. Die Studenten-Kundgebungen gelten als beendet.
— Der österreichische Generalkonsul Burian
in Sofia ist zum diplomatischen Agenten daselbst
ernannt worden. — Die Kaiserin Elisabeth reist
heute Abend von Herculesbad nach Sinaja, um das rumä-
nische Königspaar zu besuchen. Wie es heißt, wird mor-
gen in Bukarest eine Jncognito-Begegnung der Kaiserin
und der serbischen Königin Natalie, die heute und morgen
in Bukarest weilt, stattsinden.
Wik«, 13. Mai. Verläßliche Petersburger Nachrichten
melden, der Staatsralh Baron Jomini habe einen drei-
monatlichen Urlaub ins Ausland erhalten. Man
will hierin das günstigste Symptom für die Festigung
der Stellung des Herrn v. Giers erblicken.
Ausland.
Paris, 13. Mai. Der Ausschuß für die par-
lamentarische Initiative beschloß, den Antrag in
Erwägung zu ziehen, einen neuen Parlaments-
palast (paliüs Is^islatik) auf dem Grund und Boden
der Tuilerieen zu errichten. — In der Versammlung
der Gruppe der radikalen Li nken wurde heute beschlossen,
die Grundlage für ein Einvernehmen mit der Re-
gierung zu suchen und die Regierung zu ersuchen, daß
der Ministerpräsident Goblet in der Kammer nicht die un-
verzügliche Verhandlung über Pelletans Bericht verlange.—
Heute befaßte sich der Staatsrath mit der Eingabe, in
welcher die Prinzen der Orleans und des Hauses Bonaparte
gegen die Verfügung des Kriegsministers,
wonach die Prinzen aus den Armeelisten gestrichen werden,
protestiren. Der Minister bestreitet die Zuständigkeit des
Staatsrathes, weil die Verfügung ein politischer Act sei,
für welchen die Negierung und die Kammern verantwort-
lich seien. Die Vertreter der Prinzen bekämpfen diese An-
sicht des Ministers. — Herr Schnäbele ist zum Spe-
cialcommissar in Laon, und nicht in Belfort, wie
zuerst gemeldet wurde, ernannt worden. Der Nachfol-
ger Schnäbeles in Pagny wird der jetzige Commissar in
Laon, Ritter, werden. — Der „Tcmps" meldet: Zu
den ersten Vorschlägen Frankreichs in Sachen der Neu-
tralisirung des Suezkanals und betreffend die
Neuen Hebriden sind von Seiten der englischen Re-
gierung Zusatzanträge gestellt worden, wozu Frankreich hin-
wieder einige Abänderungen vorgeschlagen hat. Hierüber
finden jetzt Berathungen statt; man hofft bis Ende der
Woche eine beiderseitige Zustimmung zu erlangen. — Der
König vonWürttem berg ist heute Vormittag von Nizza
nach Paris abgereist.
Paris, 13. Mai. Die France greift heute den
französischen Botschafter Laboulaye, obgleich derselbe
als Deutschenhasser ersten Ranges bekannt ist, an, weil er
einen „Preußen, aus dem Herzogthum Posen gebürtig, der
Jäger der Botschaft und Kammerdiener des Botschafters
ist", in Dienst hat. „Dieser Prussien räumt jeden Mor-
gen des Herrn v. Laboulaye Schreibtisch auf, wo er alle
Bequemlichkeit findet, um zu schnüffeln." Die France stellt La-
boulaye an den Pranger, fordert Aufklärungen von ihm und
droht, falls er schweige, den Minister des Auswärtigen zur
Rechenschaft zu ziehen. Der National tadelt das Ca-
binet, daß es den Scandal dulde, daß ein Berliner Blatt,
„Lustige Blätter", mitten in Paris in den Kiosken feilge-
boten werden dürfe, worin General Boulauger als „Gene-
ral Bumbum" dargestellt sei, wie er auf dem Ausstellungs-
platz mit Eissel rede: „Sie bauen da einen schönen Thurm,
Herr Eissel! Schade daß die Fremden nicht kommen wer-
den, um ihn zu sehen." — Eissel: „Lassens Sie's nur
gut sein, Herr Boulanger, fangen Sic nur an, so werden
die Fremden bald nach Paris kommen." Der National:
„Man fragt ernstlich, was der Polizeipräfect sich wohl denkt.
Ist es nicht seine Pflicht, den Verkauf dieses niederträchti-
gen Zerrbildes zu verbieten? Eine längere Duldsamkeit
würde uns zum Gelächter vor aller Welt machen." Der
National hält eS für seine Pflicht und Würde, dem deut-
schen Lustig die Retourkutsche vorzufahren: „Man kann
nach Paris mit freien Händen kommen, oder auch als . .
Gefangener!" __
Aus Stadt und Land.
** Kkibeldkri, 1t. Mai. Bei der gestrigen dritten Imma-
trikulation wurden eingeschrieben: in der rhcologiichen Facnl-
tät t, in der juristischen 53, in der medicinischen 3l, in der
philosophischen 31, zusammen 119. Vorgemerkt sind weitere 6.
Die Gesammtzahl der in den drei Immatrikulationen angemel-
deten Stndirenden beträgt 412. Wahrscheinlich mit Hinzurech-
nung einiger Nachzügler wird uns die Gesammtzahl der Anmel-
dungen von anderer auch gut unterrichteter Seite auf 420 angegeben.
Die Zahl der ertheilten Abgangszeugnisse beläuft sich auf ca. 160;
zu diesem Abgang mögen noch etwa weitere 50 Studirende zuzu-
ziehen sein, die ohne Abgangszeugnisse weggezogen sind. Die
Frequenz unserer Hochschule im letzten Wintersemester betrug 772
Studirende. Nach Abzug der weggezogenen und Zurechnung der
neu angemcldeten Studirende» ergibt sich für das Sommersemestcr
— namentlich wenn man noch die nichtimmatriculirten Hörer be-
rücksichtigt, die als Personen reiferen Alters die Erlaubniß zum
Besuch der Vorlesungen erhalten — eine Gesammtfreqnenz der
Universität von wenigstens 1000 Hörern, welche als eine immer-
hin ganz günstige bezeichnet werden darf.
* Heidelbrrz, 14' Mai. Der Neuen Bad. Landesztg. wird von
hier geschrieben, daß die Heidelb. Ztg. in ihrem Bericht über eine
in der „Harmonia" (sio!) stattgehabte Versammlung, in welcher
Herr Jacob Lindau über die Bergbahnfrage sprach, dem Redner
Aeußerungen in den Mund gelegt habe, „die an Uebertreibung
und Unrichtigkeiten nichts zu wünschen übrig ließen." Der be-
treffende Correspondent scheint sehr um Stoff verlegen zu sein.
Er greift deshalb auf solche Dinge, um mühsam einige Zeilen
herauszuschlagen. Nach der ganzen Art der Abfassung des Ar-
tikels gewinnt man den Eindruck, daß der Verfasser selber sehr
daran leidet, was er andern zum Vorwurf machen möchte. Es

ist ihm deshalb zu rathen, vor der eigenen Thüie zu kehren, da
scheint es sehr nötbig zn sein.
— Heidelberg, 14. Mai. In der Nacht vom 12. znm 13. d,
Mts. wurden in einem hiesigen Gasthofe zwei daselbst logirende
Fremde bestohlen, und zwar kam dem einen der lleber-
zieher im Werthe von etwa 50 Mark, den er vor seine Zimmec-
thüre znm Reinigen gehängt halte, und dem andern, der sein
Zimmerfenster nach dem Hansgange zu hatte offen stehen lassen,
ein Portemouaie mit 55 Mark, eine silberne Cyliudcrnhr nebst
Kette im Werthe von 25 Mark und ein silberner Zwicker im
Werthe von 5 Mark abhanden. Der Verdacht fällt auf einen
Fremden, der ebenfalls dort logirt nnd Morgens 3 Uhr das
Hole! verlassen hat.—Einem Kutscher gingen gestern seine Pferde
mit Droschke vom Schloßhofe, wo er Ausstellung genommen hatte,
durch und rannten die nene Schloßstraße bis zum Hause des
Herrn Waisenrichter Helwerth herab, wo der Wagen an einen
Maurerkarren anfuhr und nmfiel, in Folge dessen die Pferde
stehen blieben. Der Wagen soll eine Beschädigung eihalten haben,
während die Pferde ohne Schaden davon gekommen sind. —
Heute Vormittag sprang die Fabrikarbeiterin Anna Merkel,
(gen. Ebert), 17 Jahre alt, in der Nähe der Hirschgasse in den Neckar
und ertrank. Die Leiche wurde in das acad.TodtcnhauS ver-
bracht. Die traurige That s»ll darauf zurückzuführcu sein, daß daL
Mädchen ein Liebesverhältnis; unterhielt, welches die Eltern
nicht duldeten.
/l Nußloch, 12. Mai. Die noch junge Ehefrau des hiesigen
Bürgers und Maurers Michael Reidel, Tochter des hiesigen
Bürgers und Landwirlhs Fritz Herb, hat sich heute Morgen,
wahrscheinlich in einem Anfall von Geistesstörung, an der sic be-
reits zu verschiedenen Zeiten gelitten, durch Erhängen im
Speicher des elterlichen Hauses, iu welchem sie mit ihrem Manne
wohnte, das Leben genommen. Der junge Ehemann, wie die
Angehörigen werden allgemein bedauert. — Auf Anregung des
Herrn Altbürgermeisters Sickmüller beabsichtigt man hier mit der
Gründung eines P fe u n i g s p a rk as se uv e r ei n s vorzugehen;
morgen Abend wird iu öffentlicher Versammlung ein endgiltiger
Beschluß darüber gefaßt werden. Möge durch Gründung dieses
Vereins der Sinn für Sparsamkeit geweckt und gefördert werden.
Ucber den Verein selbst behalten wir uns vor, später zu berichten.
— Soeben Hal cs etwas gehagelt; die drei Eismänner müssen
eben ihre Herrschaft zur Geltung bringen. Hoffentlich verlassen
sie uns morgen, ohne größeren Schaden angerichtet zu haben. —
Ein Sohn des hiesigen Grundherrn Frhr. v. Bettendorf hat
hier seinen Wohnsitz genommen, um. einen Theil der auf hiesiger
Gemarkung liegenden Grundstücke selbst zu bcwirthschaften.
O .AlEheim, 12. Mai. (Gabels bcrger Stenographen
Verein.) In diesem Jahre findet die Wanderversummlnug
südwestdeutscher Stenographen in Mannheim statt und
zwar am Sonntag, 5. Juni I. I. Wie wir hören, soll das
Programm zu dieser Feier ein äußerst gewähltes werden.
Sämmtliche Festlichkeiten finden im Stadtpark statt und dürfte
den auswärtigen Stenographen, deren Betheiliguug eine große zu
werden verspricht, ein genußreicher Tag in Mannheim bereitet
werben. Nach den Verhandlungen werden die Jünger Gabels-
berger's die Besichtigung der Rhein- und Neckarhafenanlagen,
mittelst Dampfer und Musikbegleitung vornehmen und Abends zu
einem solennen Commers im Stadtparke sich wieder vereinigen,
wobei, wie wir erfahren, der Jsenmann'sche MänncigesangvereiN
„Arion", dem verschiedene Mitglieder des hiesige» Gabelsberger
Slenographenvereins angehören, seine Mitwirkung zngesichcrl hat.
Außer sonstigen Bequemlichkeiten, die der Mannheimer Steno-
graphenverein seinen auswärtigen College» bietet, ist denselben
auch freie Fahrt auf der Trambahn ciugeräumt. Auf das Pro-
gramm selbst behalten wir uns vor noch zurückzuk»mmeu.
Karlsruhe, 12. Mai. Durch die Eröffnung der Bahnstrecken
Wo l fa ch-S chil tach und Schiltach-Freudenstadt
ist eine weitere günstige Gelegenheit zu Ausflügen in den bad.
und württembergischen Schwarzwald gegeben worden. Zur Er-
leichterung des Verkehrs in dieser Richtung sind, lt. K. Z., be-
sondere R u n d rei s e b il l e te für eine kleinere nnd für eine
größere Tour, nämlich: a) für die Strecke Karlsruhe-Rastatt-
Appenweier -Offenburg-Hausach-Freudenstadt- Calw-Pforzheim-
Karlsruhe zum Preis vou 10 Mark 75 Pfg. in zweiter Classe
und 7 Mark 15 Pfg. in dritter Classe und b) für die Strecke
Karlsruhe- Rastatt-Appenweier-Offenburg-Hausach- Freudenstadt-
Stuttgart-Pforzheim-Karlsruhe zum Preis von 13 Mark 40 Pf.
iu zweiter Classe uuv 8 Mark 90 Pf. iu dritter Classe zur Ein-
führung gelaugt. Diese Rundreisebillcte, welche auf sämmt-
liche n vorgenannten Stationen zum Verkauf aufliegen, sind
drei Tage gültig; die Sonntage und die beiden christlichen
Bekenntnissen gemeinsamen Feiertage werden jedoch bei der Be-
rechnung der Giltigkeitsdauer nicht mitgezählt.
— EMNgen, 13. Mai. Zwei hohe Offiziere trafen im Laufe
dieser Woche mit der Bahn hier ein, der Divisiousgeneral v.
Keßler am Mittwoch und Brigadegcneral v. Treskow am
Donnerstag. Beide Herren stiegen im Gasthof zur „Post" ab
und fuhren iu Begleitung ihres Adjutanten nach Wimpfen, der
erstere über Kirchardt, Neckarbischofsheim, Gimpern und der
andere über Gemmingen, Massenbach. Wie man hört, soll das
Manöver der 28. Division dieses Jahr in unserer nächsten Nähe
statlfindeu.
Zill» Kaden. In Karlsruhe wurde das Haus Ecke der
Kaiser- und Waldstraße nebst Badanlage und Hinterhäusern um
305 000 Mark an Bauunternehmer Betz verkauft. Durch dieses
Haus soll der Eingang zu der im Bau begriffenen Passage ge-
legt werden. - In Mannh eim fiel iu dem Hause iu L. 6
ein anderthalbjähriges Kind in einem unbewachten Augenblick die
Treppe herab und war sofort todt. — Vom Bahnhof in
Bade n-Bad en nach Lichtenthal und zurück, geht jetzt täglich
5mal ein Omnibus. Der Fahrpreis für die ganze Strecke beträgt
50 Pfg., für Theilstrecken 20 bezw. 30 Pfg._
Einsendungen.
Heidelberg, 14. Mai. Gegenwärtig wird die Gas-
leitung zum Sanatorium hergestellt; wir möchten nun em-
pfehlen, bis aus Weiteres Spaziergänge über den Wolfsbrunnen-
weg hinter dem Schloß herum nicht zu planen. Dieser Weg ist
z. Zt. durch Legen von Gasröhren ganz ungangbar; auch ist beim
Schloß-Hotel jetzt nur durch deu Garten desselben durchzukommen,
somit auch dieser Weg nicht wohl in Rechnung zn ziehen.
Zur Bergbahnfrage.
Noch ein Ein gesandt, aber weder eine Wiederholung, noch
eine Entgegnung, sondern nur Neues. Einsender theilt bei
dieser Frage mit Vielen den Wunsch möglichster Schonung des
landschaftlichen Bildes, und nimmt von diesem Standpunkte aus
entschieden Partei für die Klingenthorbahn. Aber bei deren Aus-
führung würde sich das Gespenst des Sanatoriumsbahnprojcctes,
dessen Vollzug bcklagenswerthe Folgen hätte, gewaltigst recken nnd
strecken, und wäre, um dies Gespenst aus der Welt zn schaffen,
allerdings das Kornmarkt-Schloß-Molkenkurprojekt mehr zu em-
pfehlen, weil dabei die Station Schloß so nahe an die Abzwei-
gung des Schloßwcgs nach dem Wolfsbrunnenwcg zu liegen käme,
daß eine überaus genügende Verbindung des Sanatoriums und
der übrigen am Wolfsbrunncuweg angrenzenden Anwesen mit der
Bergbahn sich ergäbe und fragliche Bahn füglich in Wegfall
kommen und sich ja auch nicht mehr entfernt rentiren könnte.
Aber auch das Kornmarkt-Projekt hat einen für dies Landschafts-
bild sehr fatalen Makel in der Brücke über den oberen Theil der
Schloßstraße mit ihrer ziemlich langen Fortsetzung über den Bäu-
men des Waldes hinweg, sowie darin, daß die Partie auch nicht
nur ein ängstliches Ansehen bekäme, sondern auch bei einer vor-
kommenden Störung im Betrieb wirklich ängstlich wäre, so daß
in dieser Stelle ein gewichtiger Stein des Anstoßes hinsichtlich des
Kornmarktbahnprojektcs erblickt werden muß. Was soll denn
 
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