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Heidelberger Zeitung — 1887 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-150 (1. - 30. Juni)
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Deutschlands zu danken war, wenn man schnell wieder in
friedliches Fahrwasser gelangte. Die jetzt erschienenen
Darstellungen werden als „mindestens übertrieben" be-
zeichnet.
Hamburg, 2. Juni. Der Kaiser traf heute Abend
halb 8 Uhr hier ein. Auf dem Bahnhofe waren die beiden
Bürgermeister zum Empfange zugegen; auch das Officier-
corps des Infanterie-Regiments Nr. 76 hatte sich dort auf-
gestellt. Der Kaiser grüßte stets gegen das zahlreiche,
längs der ganzen Verbindungsbahn ausgestellte Publicum.
Augenscheinlich ist das Befinden des Kaisers ausgezeichnet.
Kiel, 2. Juni. Die Straßen, welche der Kaiser
durchfahren wird, sind schon geflaggt und bekränzt. Auch
trifft man große Vorbereitung zur abendlichen Beleuchtung.
Die Großherzogin von Baden trifft morgen Vor-
mittag gegen 9 Uhr ein, und zwar mit dem gewöhnlichen
Zuge. Sie fährt geradewegs vom Bahnhof auf einem
bereit liegenden Dampfer nach Holtenau, um den von ihrer
Ankunft nichts ahnenden Kaiser zu überraschen. Sie fährt
später auf der „Pommerania" mit dem Kaiser zurück. —
Die Mitglieder des Bundesrathes sind hier einge-
troffen.
Aus -em Wahlkreise Merseburg-Onerfurt, 1. Juni.
Der „Hall. Ztg." wird geschrieben: „In einer am 19.
Mai in Schkeuditz abgehaltenen Versammlung von frühe-
ren Vertrauensmännern der deutsch-freisinni-
gen Partei wurde,
in Erwägung, daß das Verhalten der deutsch-freisinnigen
Partei im Reichstage wie im Landtage, die prinzipielle
Opposition gegen alle Regierungsvorlagen, das Zusammen-
gehen mit den reichsfeindlichen Elementen des Reichs-
tages den Beifall der Wähler nichl mehr finden konnte,
einstimmig der Beschluß gefaßt, der nationalliberalen Partei
beizutreten und bei der demnächst stattfindenden Neuwahl
den Amtsrichter Dr. Pieschel zu unterstützen. Dieser
Beschluß, unterzeichnet von 35 Führern ist den Gesinnungs-
genossen in Stadt und Land durch Eircular mitgetheilt
worden und es sind bereits zahlreiche Beitrittserklärungen
erfolgt."
Mülhausen, 31. Mai. Herr M., Eisenhändler in
Mülhausen, kam letzter Tage auf einer Geschäftsreise nach
Belfort und übernachtete daselbst in einem der größeren
Gasthöfe. Während des Nachtessens nahm er seine Reise-
karte heraus, um die Geschäftstour für den folgenden Tag
zu bestimmen. Alsogleich wurde im Speisesaal Lärm ge-
schlagen: Ein Spion, ein Spion! Einzelne riefen
sogar: Hinaus mit ihm! Werft ihn ins Wasser!
Vergeblich suchte M. die Erbitterten durch gute Worte zn
beschwichtigen und erst als er Regiment und Compagnie
nennen konnte, in welcher er ehemals als französischer Sol-
dat gedient und wo er sogar Offiziersrang bekleidet hatte,
ließ man voy seiner Verfolgung ab. Herr M. hat den
ganzen, Vorgang andern Tages dahier erzählt. (Diese
Spionenriecher sind doch die reinen Narren.)
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 2. Juni. Die bulgarische Anleihe soll
heute oder morgen mit der Länderbank zum Abschluß
kommen.
Pest, 2. Juni. In Szegedin ist der Theißdamm
durchbrochen. Zehntausend Joch bebauten Ackers stehen
unter Wasser. Mehrere Städte sind bedroht, tausende von
Erwerbsanlagen sind vernichtet.
Ausland.
Paris, 2. Juni. Die Deputirtenkammer beschloß
in der heutigen Sitzung, die Berathung der Zuckersteuer-
vorlage bis Samstag auszusetzen. Bischof Freppel bean-
tragte Vertagung der Berathung über das Militärgesetz bis
zur Herbstsession. Der Berichterstatter Lais ant sprach gegen
den Antrag des Bischofs Freppel, der dann mit 446
gegen 60 Stimmen verworfen wurde. Die Berathung des
Militärgesetzes wurde für Samstag auf die Tagesordnung
gesetzt. Die Radikalen wollen den Antrag auf Dringlichkeit
der Vorlage stellen, um die zweite Lesung zu verhindern.
Die Regierung wird, wie verlautet, gegen die Dringlich-
keitserklärung auftreten.
Paris, 2. Juni. Der Ministerrath beschäftigte
sich hauptsächlich mit der Budgetfrage und beschloß, den
Entwurf des früheren Finanzministers Dauphin nicht
zurückzuziehen, um die parlamentarischen Arbeiten nicht zu
verzögern, sondern lediglich einige Punkte in demselben ab-
Zuändern. Auch beschloß das Cabinet, sich der Kammer
behufs Erörterung des Zuckersteuer- und des Militärge-
setzes zur Verfügung zu stellen. — Vor der großen Oper
und dem Elysee ist es heute nicht zu Kundgebungen
gekommen, wohl aber wurden in den Arbeitervierteln viele
Rufe: „Es lebe Boulanger!" laut. Auch zogen Gruppen
mit der Inschrift: „Es lebe Boulanger, der Reformator
des Heeres!" durch die Straßen. Man stößt vielfach auf
Streiftruppen. Auch in der Umgegend der deutschen Bot-
schaft sieht man starke Polizeimannschaften. Auf den
Boulevards bewegt sich viel Volk; auch hier ertönt ab und
zu der Ruf: „Es lebe Boulanger!" — Der Conseilsprä-
sident Rouvier machte gestern allen Vertretern der Mächte
seinen Besuch, um ihnen persönlich seine Berufung zur
Leitung der Angelegenheiten der französischen Republik an-
Zuzeigen. — Zwei Studenten aus Straßburg,
welche gestern nach Nancy gekommen waren, ergingen sich
Abends auf dem Meßplatze. Sofort entstand ein Volks-
auflauf; die Polizei führte die Studenten zum Polizei-
posten; der Volkshaufe zog hinter ihnen her und rief: „Es
lebe Frankreich! Es lebe Boulanger!"
Brüssel, 2. Juni. Der Arbeiterausstand in
Molenbeek ist beendet. Auch aus den übrigen Landes-
theilen, wo die Arbeit eingestellt war, liegen beruhigende
Nachrichten vor.
Burgas, 2. Juni. Ein Erlaß des Kriegs-
Ministers besagt, daß angesichts der Möglichkeit, daß der '
Belagerungszustand über das Land verhängt werden könnte,

alle Comitss der nationalen Vertheidigung unter den Befehl
der Militärcommandos gestellt seien. Die Unruhen, die
durch einige Unzufriedene hervorgerufen sind, haben gar
keine Bedeutung.
Aus Stadt und Land.
* Heidelberg, 3. Juni. Eine Anzahl Blätter verbreitete nach
dem Schwetzinger Wochenblatt die Nachricht, daß dieser Tage im
Käferthaler Walde zwilchen zwei Heidelberger Studenten ein
P i st o l e n d uel l mit tödtlichem Ausgange stattgefunden habe.
Da uns weder unser Mannheimer noch Schwetzinger Correspon-
dent darüber berichtete, wir auch hier am Orte nichts erfahren
konnten, so erschien uns die Nachricht unwahrscheinlich und wir
nahmen Abstand, sie auch inunserm Blatte wiederzugeben. Daran
haben wir recht gethan, denn nunmehr an matzgehender Stelle
eingezogene Erkundigungen haben ergeben, datz an der ganzen
Sache kein wahres Wort ist.
— Heidelberg, 3. Juni. Gestern Nachmittag zwischen 5 und
6 Uhr zogen die Arbeiter eines Neubaues auf der Anlage mittelst
zweier Flafchensiige einen etwa 30 Ctr. schweren Stein in eine
Höhe von ca. 25—30 Metern, um denselben daselbst einznsetzen.
Dabei ereignete es sich aber, datz an einem Flaschenzng das seil
ritz, der Stein in Folge dessen aus dem Gleichgewicht kam, das
andere Seil abdrückte und heruuterficl. Glücklicherweise wurde
bei dem Vorgang Niemand verletzt, nur au dem Neubau wurde
einiger Schaden angerichtet. — In verwichener Nacht schlichen
sich einige arbeitsscheue und mittellose Individuen auf den
Speicher einer hiesigen Wirthschaft, um daselbst zu übernachten,
wurden aber bemerkt und der Schutzmannschast zur Anzeige
gebracht, welche dieselben im Hotel Nr. Sicher einlogirtc.
— Vier oder fünf Bretzelträger versperrten gestern in der Nähe
des alten botanischen Gartens den Gehweg durch Hiustelleu ihrer
Körbe und beschimpften sich einander derart, datz Vie Ruhe dadurch
gestört wurde und die Betreffenden zur Anzeige kamen. Bei den
Bretzelträgern scheinen in der letzten Zeit Excesse aller Art an
der Tagesordnung zu sein. Diese Buben machen so häufig von
sich reden, datz cs fast scheint, als hätten sie es ordentlich darauf
abgesehen, öffentlich gerügt und genannt zu werden. Dieser Kitzel
wird ihnen hoffentlich durch exemplarische Bestrafung vertrieben
werden. — Ein betrunkener Pferdebahn-Kutscher fuhr gestern in
der Rohrbacherstraße mit seinem Wagen in derart wilder Gang-
art, daß das Publikum gefährdet war, maltraitirte dabei auch
sein Pferd in einer ganz unerhörten Weise. Die Direction der
so vorzüglich geleiteten Anstalt wird sicher mit ihrem Angestellten
ein ernstes Wort gesprochen haben und strenge darauf sehen, daß
in Zukunft derartige Ausschreitungen eines Kutschers unterbleiben.
-i- Heidelberg, 3. Juni. Vom Verein gegen Hausbettel
wurden im Monat Mai d. I. unterstützt 477, abgewiesen 57
Personen.
Heidelberg, 3. Juni. lSchöffengerichtssitzung vom 2. d.)
Alois Merkel von Dossenheim wird von der Anklage wegen
Uebertretung des Z 87a P.-St.-G. freigesprochen. Therese Faber
und Kordeln Wipfel hier, wegen Uebertretung des 361°R.St.G.
angeklagt, haben sich der Polizei!. Strafverfügung unterworfen.
Anton Guland und Weigand Becker hier sind wegen Uebertretung
der Dienstmanns-Ordnung angeklagt; ersterer hat sich der pol.
Strafe unterworfen, letzterer wird freigesprochen, Robert Nohr-
mann in Schlierbach, wegen groben Unfugs angeklagt, wird
ebenfalls freigesprochcn. Johann Binder von Floß wird wegen
Bettels und Landstreicherei zu 8 Wochen Haft verurtheilt, die
Verhandlung gegen Xaver Krupp und Peter Fuchs von Ketsch,
wegen Betrugs augeklagt, vertagt. Frauz Eisengrcin und Jg.
Adam Happes von Dossenheim werden wegen Körperverletzung
zu je 14 Tagen Gefäugnitz, Johann Martin Kraft von Nüsteu-
bach wird wegen Unterschlagung zu 3 Tagen Gefäugnitz, Philipp
Lutz von Leimen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und
Sachbeschädigung zu 30 Tagen Gefängniß, Andreas Wedel von
Dossenheim wegen Beleidigung zu 20 Geldstrafe eveut. zu 2
Tagen Gefängniß, Marie Elisabeth Hinkel von Neckargerach we-
gen Diebstahls zu 14 Tagen Gefäugnitz verurtheilt.
-H- Heidelberg, 3. Juni. Während die Witterung in den
letzten Tagen hin und wieder schon einen ernstlichen Anlauf zum
Besserwerden nahm, ist es heute wieder die alte Leier. Es regnet,
was es regnen kann. Dieser ungünstige Rückschlag datirt von
gestern Abend her. Nach einem schönen, wenn schon schwülen Tage
umwölkte sich der Himmel aestern Abend immer dichter, bis
er nach 9 Uhr wieder seine Schleusen öffnete und die
Erholungsbedürftigen, welche sich etwa noch im Freien er-
gingen, mit einem derben Regenguß überraschte. Die Besucher
des Stadtgartenconcertes gehören namentlich auch zu denjenigen,
denen das Vergnügen gründlich verdorben wurde. An den viel-
berufenen Himmelsschlensen scheint entschieden etwas nicht in
Ordnung zu sein — die Schlutzvorrichtung funktionirt offenbar
nicht mehr. Da der Mai ein so trauriger gewesen ist, setzte man
alle Hoffnungen auf den Juni. Aber auch dieser läßt sich leider
schlimm genug an.
Pforzheim, 2. Juni. Die neulich schon beabsichtigte öffentliche
Darstellung der Auklag epunkte gegen das System
Kayser, die durch die tumultuanten Vorgänge in der Turnhalle
verhindert worden war, hat nun doch, wenn auch vor einem
kleinen Theile der Wählerschaft, stattgefunden. Da die Wahl von
Seiten der Niederbcsteuerten vor sich gegangen, so waren auf
gestern Abend zur Versammlung im „Schwarzen Adler" nur die
Wähler der zwei andern Klaffen eingeladen. In 27,stündigem
Vortrag führte, lt. Bad. Ldsztg., Herr Oberbürgermeister Kraatz
nochmals die Unzuträglichkeiten und ordnungswidrigen Vorkomm-
nisse in der Gemeindeverwaltung vor, die ihn zwangen, dagegen
aufzutreten; diese Dinge bestehen theils in unmittelbarer Benach-
thciligung der Gemeindekasse durch unzulässige Benützung städti-
scher Gelder durch den Bankverein, dessen Director der Stadt-
Verordnetenvorstand ist, theils in Schädigung der Stadt durch
eigensinniges Beharren auf aussichtslosen Prozessen, theils auf
Schädigung der Gemeindeinterefsen durch Hinauszichen, Ver-
schleppen dringender Angelegenheiten, Reparaturen und Vernach-
lässigung der in der Städteordnung festgesetzten Bestimmungen für
die Gemeindeverwaltung. Das Bemerkenswerthe der gestrigen
Versammlung bestand in zwei Dingen: Erstens wurde aus an-
gesehenen anwesenden Bürgern ein Ausschuß gebildet, dem der
Redner die Beweise für die von ihm mitgetheilten Thatsachen in
einer Reihe von Aktenstücken zur genaueren Prüfung vorlegte;
Zweitens darin, daß nach dem Vortrag einzelne Anhänger Kaysers
denselben in Schutz zu nehmen suchten gegen die erhobenen An-
klagen und einzelne Punkte seines Systems, auch die sogen. Vor-
versammlungen zu rechtfertigen sich bemühten. Aber die Haupt-
punkte wurden mit Stillschweigen übergangen und auch in Neben-
umständen erwiesen sich durch Aktenstücke und Zeugenaussagen die
Angaben des Herrn Kraatz als wohlbegründet. Man wollte z. B.
die Vorversammlungen, die der Stadtverordnetenvorstand mit den
Stadtverordneten seiner Partei abhält, als nöthig zur Belehrung und
als solche hinstellen, die die freie Ueberzeugung und Entschließung
der Stadtverordneten nicht beeinträchtigen. Demgegenüber wurde
daran erinnert, daß man anderwärts die Geschäfte ohne diese
Vorversammlungen erledigt und daß nach Zeugenaussagen aller-
dings die Beschlüsse dieser Vorversammlungen von Herrn Kayser
und vielen seiner Anhänger als bindende betrachtet wurden. So
machte die Verhandlung, die von 8'/, bis gegen Mitternacht
dauerte, den Eindruck einer vernichtenden Kritik des Systems
Kayser und es ist erklärlich, daß die Herren Richter und Kon-
sorten die Darlegung vor einem größeren Theile der Bürgerschaft
um jeden Preis verhindern wollten.
Ans KllLr». Wie eine Mannheimer Zeitung mittheilt, sind vor
eimgen Tagen 16 Millionen in Einh undertm arkfcheinen
der badischen Bank, welche nicht mehr ausgegeben werden durften,
in Anwesenheit von Notar und Zeugen in der städtischen Gas-
fabrik verbrannt worden. — Eine in Freiburg wohnende Frauens-
person lödtete ihr noch nicht ein Jahr altes Kind. Dieselbe


wurde ermittelt und verhaftet und hat bereits vor dem Unter-
suchungsrichter ein umfassendes Geständniß ihrer That abgelegt.
— Laut neuesten Erhebungen zählt die Hochschule Frei-
bürg 1212 eingeschriebene Studirende, nämlich 123 Theologen,
286 Juristen, 4t 2 Mediziner und Pharmazeuten, 311 Angehörige
der philosophischen Fakultät. Die Zahl der nicht eingeschriebenen
ist in obigen Zahlen nicht inbegriffen. — Wie der Landpost mit-
getheilt wird, ist Altoberbürgermcister Stromeycr in Kon-
st anz zum Protestantismus übergetreten.
Vermischte Nachrichten.
Hambnrg, 2. Juni. Der Kieler Postzug entgleiste gestern
zwischen Hamburg und Altona ohne weiteren Unfall. Der Mi-
nister Maybach und die Festgäste waren im Zuge.
Notha, 1. Juni. Als Ort der nächsten allgemeinen deut-
schen Lehrerversammlung im Jahre 1889 wurde Augs-
burg auscrjehen.
Frankfnrt a.M., 1. Juni. Der zweite allgemeine Neu-
phitologentag hat seine Verhandlungen heute zu Ende ge-
führt. Der Verband zählt 700 Mitglieder. Eine Eingabe um
Reiscstipendicn wurde an sämmtliche Kultusministerien Deutsch-
lands mit Mehrheit beschlossen.
Speyer, 1. Juni. In der Pfalz siel gestern an mehreren Orten
wolkenbruchartiger Regen, der u. A. bei Deidesheim den
Bahnverkehr unterbrach und auch sonst viel Schaden anrichtete.
Bei Edenkoben wurde ein Mann vom Blitz erschlagen.
Altors, 1. Juni. Der Spitzberg ist in steter Bewegung;
gestern und heute haben größere Ablösungen statlgefunden. Von
allen Seiten her stiönit das Volk herbei und wissenschaftliche
Autoritäten bewundern das grausig schöne Schauspiel. Die
Straße nach Uuterschächen ist durchaus sicher.
Ade«. 2. Juni. Der Damvfer des Norddeutschen Lloyd
„Oder" stieß am 30. Mai bei Socotra auf einen Felsen und
wurde vollständig wrack. Sämmtliche 61 Passagiere sowie
der größte Theil der Schiffsmannnschaft sind gerettet. 111 Per-
sonen an Passagieren und Mannschaften sind in dem Dampfer
„Cyclop" hier angckommen.
— Fräulein Bianchi, die seit einiger Zeit in
Paris weilt, ist nach einer Mittheiluug, die sie an eine Wiener
Dame richtet, nur durch ein Wunder der Gefahr entgangen, an
dem verhängnißvollen Abende, an welchem die Opera Comique
abbrannte, dieses Theater zu besuchen. Sie hatte bereits Plätze
für „Mignon" genommen und wollte die Pariser Ophelia hören,
wurde aber unmittelbar vor dem Theaterbeginn durch einen Be-
such in ihrer Wohnung festgehalten; dies ist, um so merkwürdiger,
als auch beim Brande der Wiener Komischen Oper Frln. Bianchi
bereits eine Loge für die unglückliche Abendvorstellung genommen
hatte und genau wie diesmal abgehalten wurde, die Loge zu be-
suchen; eine der Wiener Freunde Frln. Bianchi'S, Hr. Schitten-
h elm, eilte damals bei der Nachricht vom Brande in das
Theater, erfuhr jedoch noch rechtzeitig, datz Frln. Bianchi das-
selbe nicht besuchen konnte. Zweimal in derselben Weise verhindert
zu werden, Zeuge oder Ovfer einer Katastrophe zu sein, ist gewiß
eine seltene Fügung des Glückes._
Handelsnachrichten.
* Börsenbericht. «Effectsnfocicla:.) Fran kfurl, 2. Juni.
Umsätze bis 6'/, Uhr Abends. Crcditactien 230, 7s b.
Staatsbahn 181"/,, 183, 2-/4, "/, b. Lombarden 727., 7, b.
Galizier 1677g, 7«, 7» b. Di-conto-Commandit 203.60, 50,
204.40, 10, 40, 30 b. Darmstädter Bank 140.60 b. Deutsche
Bank 163.50 b. Effektenbank 121.80, 90 b. u. G. Wiener Bank-
verein 75.25 b. Deutsche Vereinsbauk 98.30 b. n. G. Dresdener
Bank 131 b. u. G. Meininger Bank 95.25 b. u. G. Berliner
Handelsgesellschaft 158.50, 159.40, 10 b. Albrecht 377. b. u. G.
Nordwest 1297, b. u. G. Elbthrl 1357., 36 d. Dux-Bodenbach
280.40 b. u. G. Böhm. Nordvahn 1437, d. Deutsche Edison
118.25 b. u. G. Bad. Anilin 237.50 b. u. G. Mitlelmeer 121.80
b. Gotthard-Actieu 103.60 b. Schweizer Central 103, 102 90 b.
Schweizer Nordost 69.20, 60 b. Union 80.20 b. Bern'-Jnra
82.80 b. Schweiz. West-Pr.-Aktieu 95.70, 97 b., Stamm 24.50 b.
4proc. uugar. Goldrente 82.10, 25 b. ult., 82.25, 40 b. compt.
1860er Loose 114.50, 70 b. 1871-73er Russen 98.20, 10 b.
1884er 97.80 etw. b. compt. 1887er Russen 49 b. compt., 1880er
dto. 83.90, 84 b. ult., 84, 84.20 b. compt. 2. Orient 57.30 b.
3. Orient 58.40 b. Eghpter 75.60, 85 b. ult., 75, 75.90 b. compt.
Spanier 67.75, 85, 80 b. u. G. ult., 67.90 b. u. G. compt-
5proc. Italiener 98.70, 80 b.ult., 100 000er 99 b. compt. Türken
15.05 b. Türken-Loose 10.30, 40 b. u. G. Serb. Goldrente 80.20
b. compt.
67g Uhr: Creditaktien 2307«. Disconto 204.40. Nordost
69.60. 3 pCt. Italiener 66.50 ultimo.
Bei anhaltend fester Tendenz erfuhren die Course beinahe auf
allen Gebieten bedeutende Avancen.
Krrlill, 2 Juni. Scülutzcourse um 3 Uhr. Oester.
Credit-Actien 461. Staatsbahn 3647,- Lombarden 142.
Discouto-Commandlt 2027g- Guliz. Karl Ludwigsbahn 837»-
Tendenz: Sehr fest.
Heidelberg, 3 Juni.
Ansangs-Course -er heutige« Mittags-Börse«,
mitgetheilt von der Filiale der Rheinisch en Creditbank
in Heidelberg.
Frankfurt. Berlin-
Ocsterr. Credit-Actieu. . ... 2317« —
Staatsbahn . . 1827« —
Lombarden 727« —
Disconto-Commandit 2047, —
Galiz. Karl-LudwiMahn . . . 1677» —
4vCt. Egyvter ..... . 75.00 —
4pCt. Spanier 67.80 —
IpCk. Türken 15 —
Mannheimer Oelfabrik. In der heutigen Generalver-
sammlung wurden die Verträge über Vereinigung mit den be-
kannten 5 anderen Oelfabriken einstimmig genehmigt, ebenso die
Erhöhung des Aktienkapitals auf 9 Millionen und sämmtliche
beantragten Statutenänderungen. Die Firma der Aktiengesellschaft
wird künftighin „Verein deutscher Oelfabriken" lauten.
Mannheim, 2. Juni. (Pr 0 0 u cre n v 0 r > e.) Folgendes sind
die bezahlten Preiie: (Per 100 Kilo. Preise in .^.). Weizen,
Pfälzer 20 25 bis 20 50, Norddeutscher 20 25 bis 20 50, Amerik.
Redwinter II. 20 50 bis-, Amerik. Spring 20 25 bis---
Saxanska 1883 2) 50 bis-, Saxanska 1884 20 25 bis
— —, Orenburger 1884/85 20 — bis-, La Plata — —
bis-. Kernen 20 50 bis 20 75. Rogge n, Pfälzer 15-^
bis 15 25, ruff. 13 75 bis 14 50, bulgar. 14 — bis-, nord-
deutscher 14 25 bis 14 50. Gerste, hies. Gegend-bis-7
Pfälzer-bis-. Haier, bad.' 11 25 bis 11 7v-
württ. Alp. 11 75 bis 12 25, russischer 11— bis 12 75. Mais-
amerik. 11 50 bis 1175. Kohlreps, deutscher 24— bis—-7.
Branntwein (100 pCt. Tr.) 41 — bis-. Leinöl, i'
Parthien 51—, Rüb öl, Jnl„ ru Parthien 51—, Petroleum,
b. Wagenlad. (Type) 21 25.
Weizenmehl mit «sack:
Nr. 00. Nr. 0. Str. 1. Nr. 2. Nr. 3. Nr. 4.
36. 32 50. 29.—. 27 — 25.50. 21.
Roggenmehl: Nr. 0: 24.50. Nr. 1: 21.—
Tendenz: Weizen und Roggen anhaltend gut gefragt, Hafer
unverändert, Mehl höher.
WafserstandSnachrichren. ""
Heideiber,, 3. Juni. (Neckar.) 2,40 m, gestiegen 0,30 m.
Mannheim, 2. Juni. (Neckar.) 4.90 m, gefallen 0,07 m.
Waran, 2. Juni. (Rhein.) 4,54 m, gefallen 0,02 m.
Mannheim, 2. Juni. (Rhein.) 4,82 m, gefallen 0,06 m.
Mainz, 2. Juni. (Rhein.) 2,l2 w, gefallen 0,07 m.
8Mb, 2. Juni. (Rhein.) 2,91 m, gefallen 0,14 in.
Köln, 2. Juni. (Rhein.) 3,62 m, gefallen 0,09 in.
Diiffelbars, 2. Juni. (Rhein.) 3,41 in, gefallen 0,01 -n.
 
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