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Heidelberger Zeitung — 1887 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-150 (1. - 30. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.70373#0646
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Deutsches Reich.
Karlsruhe, 24. Juni. (Amtlich.) Durch Allerhöchste
Cabinets-Ordre ist Folgendes bestimmt: 2. Badisches
Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm Nr. 110: Dürr,
Hauptmann u In guite des Regiments, commandirt als
Ordonnanzoffizier bei Seiner Königlichen Hoheit dem Erb-
großherzog von Baden, erhält die Genehmigung zur An-
legung des ihm von Seiner Königlichen Hoheit dem Groß-
herzog von Mecklenburg-Schwerin verliehenen Ritterkreuzes
des Ordens der Wendischen Krone. 2. Bataillon (Heidel-
berg) 2. Bad. Landwehr-Regiments Nr. 110: Zimmer-
mann, Premierlieutenant von der Infanterie, — Egel,
Secondelieutenanr von der Infanterie, — und Engel-
hard, Diehl, Bass ermann, Secondelieutenants von
der Kavallerie, — der Abschied bewilligt.
Berlin, 24. Juni. Kaiser Wilhelm hat die Nacht
gut geschlafen und machte Nachmittags 2'/, Uhr die erste
Ausfahrt seit seinem Unwohlsein.
Der Reichsanzeigcr publicirt einen kaiserlichen Erlaß,
betr. Aufnahme einer Reichsanleihe in der Höhe
von 238 004 970 zu 3-/, p Et. Der Betrag soll fol-
gende Verwendung finden: Zollanschluß Hamburg
Z Millionen, Zollanschluß Bremen 4 Million., Nord-
ostsee-Canal 13 Millionen, Deckung der Vorschüsse aus
dem Reichs-Festungsbaufonds 45 732 485 Millionen und
für Zwecke des Reichsheeres und zur Vervollständigung
des Eisenbahnnetzes im Interesse der Landesvertheidigung
172 272 485 Die Tilgung erfolgt durch die im Reichs-
etat dazu bestimmten Mittel. Dem Reiche bleibt das Recht,
binnen einer gesetzlich festzustellenden Frist zu kündigen.
Die Grundzüge der Alters- und Jnvaliden-
Versorgung der Arbeiter liegen augenblicklich dem
Reichskanzler vor. Sobald dieser seine Zustimmung ge-
geben, werden dieselben den Bundesregierungen zur Begut-
achtung mitgetheilt werden. Ehe jedoch der Gesetzentwurf
selbst zur Ausarbeitung gelangt, werden die Interessen-
kreise der Industrie und Landwirthschaft, vermuthlich durch
den V o lks w i rths cha fts rath , gehört werden. Außer
dieser Vorlage wird noch eine andere, die Zusammen-
fassung der noch nicht der berufsgenossenschaftlichen Orga-
nisation angeschlossenen Gewerbe und Handwerke bezweckende
vorbereitet, durch welche die Kleinbetriebe, in denen
Anfälle Vorkommen, gleichfalls der Unfallversicherung theil-
haftig werden.
Antwerpen bleibt auch für 1888 Anlegehafen der
subventionirten deutschen Postdampfer.
Der Konstantinopeler Korrespondent der Katkoff'schen
„Moskowskija Wjedomosti" ist einer neuen Jntrigue
des Fürsten Bismarck auf die Spur gekommen. Der
deutsche Reichskanzler läßt danach, angeblich durch Vermitt-
lung des deutschen Gewehrfabrikanten Mauser, der Pforte
Geld anbieten, um deren wirthschaftliche Verwaltung in die
Hände zu bekommen.
„In der That, bei dem gegenwärtigen Zustand der türkischen
Finanzen ist Bismarck nur dann der rechtzeitigen Wiedergabe des
der Pforte geliehenen Geldes sicher, wenn er die Schlüssel zu den
Regierungskassen in seiner Tasche hat, oder einer seiner Agenten
dieselben in Verwahrung hat."
Auf dieser von dem Blatte selbst als Vermuthung be-
zeichneten Basis baut nun die „Moskowskija Wjedomosti"
eine Reihe von Schlüssen auf, die darin gipfeln, daß die
Türkei — eine deutsche Provinz werden könnte,
ohne daß Fürst Bismarck auch nur das Leben eines ein-
zigen seiner pommer'schen Grenadiere auf's Spiel zu
setzen hätte.
Breslau, 24. Juni. Der Schlesischen Zeitung wird
aus Berlin gemeldet, der Cardinal-Staatssecretär Rain-
pol la habe an den Weihbischof Gleich für das Breslauer
Domcapitel ein Schreiben betreffend die Besetzung des
fürftbischöflichen Stuhles gerichtet, in dem es heißt:
„Nach Erwägung aller sachlichen und persönlichen Verhält-
nisse dieser Diözese und unter Berücksichtigung der ausge-
zeichneten Verdienste des Bischofs Kopp in Fulda und
des Rufes seines Talentes, seiner Klugheit und Frömmig-
keit sowie auf Empfehlung mehrerer Bischöfe Deutschlands
hat der Papst zu keinem anderen Zwecke als zur Beför-
derung der Ehre Gottes und des Heiles der Seelen es für
gut befunden, unter Hintansetzung der Vorschlagsliste des
Kapitels den nunmehr schon so lange verwaisten Bischofs-
sitz mit dem Oberhirten Kopp zu besetzen. Dieses beeile
ich mich nun Dir anzuzeigen, damit Du es dem Domcapitel
mittheilst, in der Ueberzeugung, daß der Entschluß des
Papstes allen erfreulich und willkommen sein wird."
Leipzig, 24. Juni. Morgen früh 9 Uhr werden die
im Hochverrathsprozeß Verurtheilten nach Magde-
burg übergeführt. Der von ihnen gestellte Antrag, die
Haft in Straßburg verbüßen zu dürfen, ist abgelehnt wor-
den. Die Angehörigen reisen soeben nach Berlin. Köchlin
hat 50000, Blech 100 000 Sicherheitsstellung angeboten.
Darmstadt, 24. Juni. Nachdem beide Kammern heute
Len Rest der Arbeiten erledigt, erfolgte der Schluß des
Landtags durch den Staatsminister Finger im Stände-
hause.
München, 24. Juni. Die lib eralen Wahlmänner
haben als Kandidaten für München I heute Vormittag fast
einstimmig Dr. v. Schauß, Frhrn. v. Stauffenberg
und Bäckermeister Hü bl er aufgestellt. Ueber die weiteren
Zwei Mandate wurde der Beschluß auf morgen ausgesetzt.
— Regierungsdirector Kopp ist zum Regierungspräsidenten
für Schwaben-Neuburg in Augsburg ernannt worden.
Oesterreichifche Monarchie.
Wien, 24. Juni. König Milan von Serbien,
der morgen erwartet wird, nimmt in der Hofburg Woh-
uung, nicht in einem Gasthofe. Wahrscheinlich wird Kaiser
Franz Joseph persönlich ihn am Bahnhof empfangen;
jedoch soll auf besonderen Wunsch des Königs keine Ehren-
oompagnie aufgestellt werden. — Aleko Pascha weilt seit

längerer Zeit in Bukarest, angeblich in Privatangelegen-
heiten.

Aus Stadt und Land.
ff ff Akidklderr, 25. Juni. Unser verehrter Mitbürger, Herr
Buchdruckereivesitzer Wiese, begeht in diesen Tagen sein 50-jäh-
riges Berufsjubiläum. Der Heidelberger „Liedeikranz",
dessen langjähriges eifriges Mitglied der Juvilar ist, brachte
demselben aus diesem Anlasse gestern Abend ein Ständchen dar,
welches den Gefeierten hoch erfreute. Heute Abend wird ihm
aus den Kreisen der diesigen Buchdrucker, Prinzchale und Ge-
hülfeu, in der Harmonie eine — wenn auch in bescheidenen
Grenzen sich bewegend- — Feier bereitet. Möge der Jubilar
noch viele Jahre seinem Berufe in Kraft und Gesundheit erhalten
bleiven!
* pkiUldrri, 25. Juni. Es sei im Interesse der Kaufleute
und Gewerbetreibenden schon jetzt darauf hingewicsen, daß am
15. Juli die diesjährigen Gerichtsferien beginnen, welche bekannt-
lich bis zum 15. September dauern. Alle diejenige», welche ihr
Guthaben säumigen Schuldnern gegenüber sich sichern wollen,
müssen ihre diesbezüglichen Klageschriften möglichst sofort dem
Gerichte cinreichen, widrigenfalls ihnen Nachtheile nicht erspart
bleiben dürften. Während der Ferien werden nur in Ferien-
sachen Termine obgehalten und Entscheidungen erlassen. Als
Feriensachen sind zu bezeichnen: l) Strafsachen, 2) Arrestsachen
und die eine einstweilige Verfügung betreffenden Sachen, 3> Meß-
nnd Marktsachen, 4) Streitigkeiten zwischen Vermiethern und
Miethern von Wohnungs- und anderen Räumen wegen Ueber-
lassung, Benutzung und Räumung derselben, sowie wegen Zurück-
haltung der vom Miether in die Micth-räume eingebrachten
Sachen, 5) Wechselsacheu, 6) Bansacheu, wenn über Fortsetzung
eines angefangenen Baues gestritten wird. Das Gericht kann
auf Antrag auch andere Sachen, soweit sie besonderer Beschleuni-
gung bedürfen, als Feriensachen bezeichnen. Auf das Mahn-
verfahren, das Zwangsvollstrccknngsverfahrcn und das Konkurs-
verfahren sind d>e Ferien indessen ohne Erfolg.
Dridelltrrj, 25. Juni. Nächsten Dienstag den 28. Juni haben
wir einen bewnderen Kunstgenuß zu erwarten, ein Schloß-
concert mit italienischer Nacht, veranstaltet durch den
hiesigen Mannergesangverein „Concordia". Das reiche Programm
bringt unter anderem Schönen auch Erinnerungen an unser Uni-
versitätsjubiläum. Wir werden da noch einmal die Klänge des
Scheffel-Lachner'schen Festliedes in den geweihten Räumen des
Schlosses an uns vorüber rauschen hören. Auch die zwei präch-
tigen Fanfaren aus dem Festzug zu der Gruppe Friedrich der
Siegreiche und zur Winzergruppe, die als Einleitung des Con-
certes dienen, werden uns die Erinnerung an die festlichen Tage
des Jubiläums lebhaft wachrufeu.
Hl Heidelberg, 25. Juni. Wiederholt ist es schou beklagt
worden, daß die früher bestandene schattige Allee z rischen Neuen-
heim und Handschuhsheim verschwunden, wodurch der sonst so
beliebte Spaziergang nach Handschuhsheim viel von seiner An-
nehmlichkeit verloren hat, und wiederholt wurde die Neuanpflan-
zung schattengebender Bäume an der Straße angeregt. Inzwischen
sind nun auch an der linken Seite des Weges (in der Richtung
nach Handschuhsheim) Obstbäume gesetzt worden, und wenn sic
auch jetzt noch nicht viel Schatten spendeten, so war doch die an-
genehme Aussicht vorhanden, daß dies in einigen Jahren der
Fall sein werde. Die Bäume waren schon gut armdick und be-
reits tragbar. Zu unserm lebhaften Bedauern müssen wir nun
von einer Roheit berichten, die allseitige Entrüstung Hervorrufen
wird. In vergangener Nacht wurden nämlich etwa 10 oicser
Bäume ungefähr in der Mitte angeschnitten und abgebrochen.
Nur eine «timme des lebhaftesten Unwillens herrscht über diesen
Ausbruch roher oder boshafter Zerstörungswuth, welche die Er-
füllung des sehnlichst gehegten Wunsches nach einem schattigen
Wege wieder um Jahre hinausgeschoben hat. Wir können nur
der gewiß allseitig gctheilten Erwartung Ausdruck geben, es
möge gelingen, den oder die ruchlosen Thäter zu ermitteln und
zu einer ganz exemplarischen Strafe heranzuziehen.
— Heidelberg, 25. Juni. Vor zwei Tagen suchte sich ein Dienst-
mädchen aus einem hiesigen Hotel in einem Manufakturwaaren-
Geschäst mehrere Kleidungsstücke aus, angeblich für die Weißzeug-
beschließerin eines anderen Hotels. Der betreffende Kaufmann
war aber vorsichtig und schickte seinen Hausburjchen mit den aus-
gesuchten Sachen mit. Daran hatte er sehr gut gcthan, denn
unterwegs machte sich die Person plötzlich aus dem Staube und
verrieth dadurch, was sie im Schilde geführt; sie wurde aber am !
gleichen Tage noch ermittelt und verhaftet. — Am 21. d. M. !
geriethen zwei in einem Hause wohnende Frauen in der Berg-
hcimerstraße mit einander in Streit, wobei die eine der andern
eine große Bürste derart an den Kopf schlug, daß die Mißhan-
delte bedeutend verletzt wurde. — Zwei junge Leiste setzten sich
gestern Abend auf eine Bank am alten bot. Garten u. belästigten
in ihrem Ucbermuth das vorübergehende Publikum durch gemeine
Beschimpfungen, fogar Damen wurden nicht verschont. Einem
vorübergehenden Dienstmann schlug einer derselben die Reitpeitsche
um die Füße. Als der Dienstmann sich dieses verbat, entstand
ein Wortwechsel, der einen Auflauf und Ruhestörung zur Folge
hatte. Die Urheber des Auftritts kamen zur Anzeige. Hoffentlich !
wird ihnen der „Uebermuth" eine angemessene Strafe eiutragen.
* Heidelberg, 25. Juni. Einigen unserer hiesigen Mitbürger,
welche bei dem Wiederaufbau des im vorigen Jahre nicderge-
brannten großartigen Kurhauses in Scheveningen betheiligt waren, !
wird in holländischen Blättern viel Anerkennung gezollt. Es sind
dies die Architekten Henkenhafu Ebert, welche den Plan
entworfen und den Bau leiteten und Glasmaler Beile r, welcher j
die Fenster und namentlich die des großen Kuppelsaales echt
künstlerisch ausgestallete. Man darf sich freuen, daß der Name !
der in Heidelberg angesessenen Künstler in immer weiteren Kreisen l
bekannt wird.
X Heidelberg, 25. Juni. Den Vorstellungen der Arena Im-
in ans wird lebhaftes Interesse entgegengevrachl. An den beiden !
letzten Abenden war die Arena sehr gut besetzt. Dadurch, daß !
an keinem Abend das Programm das gleiche ist, sondern stets l
einige Abwechselung aufweist, bieten auch wiederholte Besuche
immer neues Interesse. Dem gestrigen Programm waren als
besondere Nummern cingefügt: „Plastische Marmorgruppen, ge-
stellt nach berühmten Meistern des Älterthums" und der „Lawinen-
sturz" von Herrn Pohlmaun. Sowohl in Bezug auf Gesammi-
arrangement, als auch Stellung der einzelnen Figuren waren die
Gruppen von großer Schönheit und Wirkung. Der „Lawinen-
sturz" — eine pomphafte aber wirklich zutreffende Bezeichnung —
ist ein kühner, aus beträchtlicher Höhe nach rückwärts ansgeführtcr
Luftsprung, der eine akrobatische Neuheit sein dürfte. Herr Pohl-
maun führte diesen Sprung wiederholt mit bestem Gelingen und
unter großem Beifall aus. Heute finden zwei Vorstellungen
statt und zwar außer der Abendvorstellung eine Kindervorstellung
Nachmittags 5 Uhr.
):( Heidelberg, 25. Juni. Das Herrn W. Geiger gehörige Gast-
haus zur „Weißen Rose", Fischmarkt 3, ist gestern um den
Preis von 56 00Ü M. in den Besitz des Hrn. Bäcker und Wein-
Wirth Moritz Engelmann übergegangen.
/> Kerleritzr, 24. Juni. Vor dem hiesigen Schwurgerichte stand
heute ein Hochstapler, der schon vielfach bestrafte Kellner
Medardus Häusler von Waltershofen. Derselbe übergab am
13. Mai im Großherzoglichen Schlosse ein Zengniß der König!.
Bayerischen Akademie der bildenden Künste in München, auf den
Historienmaler Bruno Bettendorf von Ueberlingen lautend, mit
Unterschrift und Siegel nebst einer Bittschrift an Herrn Präsident
v. Regenauer um Gewährung eines Reijestipendiums nach Italien.
Da Herr v. Regenauer abwesend war, wurde Bettendorf alias
Häusler auf den Nachmittag bestellt und in der Zwischenzeit die

Eingabe damit erledigt, daß Se. Königl. Hoh. der Großherzog
geruhte, dem Bittsteller eine Unterstützung von 200 zukommen
zu lassen. Beim Anblick von Zeugniß und Bittschrift erinnerte
sich aber ein Beamter des Großh. Geheistien Kabinets, daß vor
etwa 2'/, Jahren ein in Schrift, Siegel und Wortlaut ganz
gleichlautendes Zengniß eingegangen war, nur auf Historienmaler
Karl Gamy von Freiburg lautend, wobei der Bittsteller nicht
wicdcrgekommcn war und wo es sich dann herausstellte, daß
dasselbe gefälscht war. Eine Vergleichung ergab, daß man es
mit dem nämlichen Schwindler zu thun hatte, so daß Häusler
sofort verhaftet wurde, als er zur bestimmten Zeit Nachmittags
wieder vorsprach. Der „Künstler" Händler zeigte sich auf der
Anklagebank als Manu von Bildung und guten Manieren; große
Heiterkeit erregten die Stellen in den Zeugn ssen, welche die von
ihm als Gamy oder Bettendorf ansgeführten Historienbilder näher
bezeichneten. Uebrigens zeigte eine Vergleichung, daß Kopfbogen
und Siegel in den Falsifikaten schöner ausgeführt waren, als bei
den ächten Zeugnissen. Die Geschworenen hejahten schließlich die
Schuldfrage, worauf der Angeklagte zu einer Zuchthausstrafe
von 2 Jahren und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf
die Dauer von 5 Jahren verurthcilt wurde.
O Freiburg i. K., 23. Juni. Wie bekannt, wird unsere Ausstellung
elektrisch beleuchtet werden. Nachdem mehrere innerhalb
des Ausstellungsgcbictes gelegene Firmen anfänglich Lust bezeugt
hatten, Lichtmaschinen anszustellcn, ist schließlich die benachbarte
Waldkircher elektrotechnische Fabrik allein ihrer Anmeldung treu
geblieben. Dieselbe macht in anerkcnueuswerther Weise bedeutende
Anstrengungen, um eine glänzende Beleuchtung hcrzustellen. Der
Ausstellungsplatz wird in dem Lichte von 14 Bogenlampen von
je ca. 1500 Normalkerzen Lichtstärke erstrahlen. Davon werden
4 um einen Springbrunnen placirt und abwechselnd durch eine
Reflektor-Lampe von der 5—6-fachen Lichtstäike (gegen 1000 N--
K.) ersetzt. Dieser Reflektor kann auch auf andere Objekte, z. B.
den Münstertynrm, den Schloßberg u. s. w. gerichtet werden und
verspricht jedenfalls einen großartigen Effekt. Die Rcstaurations-
ränme werden mit Glühlicht — 100 bis 110 Lichter — beleuchtet
und außerdem werden im Freien auch farbige Glühlichler, im
Gebüsch und zwischen Blattpflanzen angebracht, das Auge erfreuen.
Schließlich bringen wir zur Kenntniß, daß laut Erlaß der Groß-
herzoglichen Generaldirektion der Badischen S taats-Eisen-
Babnen alle während der Dauer der Ausstellung am Mitt-
woch bei den badischen Stationen nach Freiburg i. B. gelösten, in
der Ausstellung adgestempelten, einfachen Billets den ur-
sprünglichen Inhaber zur freien Rückfahrt auf den badischen
Bahnstrecken berechtigen.
Aus Kaden. Das Verordnungsblatt der Generaldirection der
Großh. bav. Staat sei send ahnen Nr. 29 enthält eine allge-
meine Verfügung betreffend die Vervollstänvigung des deutschen
Bahnnetzes, sowie sonstige Bekanntmachungen über, die deutsche
Freikartenliste, den Englisch-Belgisch-Oberrheinischen Persouen-
rc. Verkehr und den Deutsch-Russischen Verkehr. — Dasselbe
Verordnungsblatt Nr. 30 bringt eine allgemeine Verfügung wegen
der zollsicheren Einrichtung der Eisenbahnwagen, ferner sonstige
Bekanntmachungen, betreffend die Ausgahe einer Militäreiscnbahn-
orünnng, den Sommerfahrplan 1887, die Gcwerbeausstellnng in
Freiburg i. B., Fahrpreisermäßigung, das Verzeichniß der Liefer-
fristverlängerungen, den deutsch-russischen Verkehr, die Cistern-
wagen und Wagenübergang. — Dasselbe Verordnungsblatt Nr-
31 enthält Bekanntmachungen über den Sommerfahrplan 1887,
den Sommerfahrplan der Bodcnseedampfboote, die Viehbeförderung,
das Verzeichniß der Maximalradstände, die Anschaffung von
Kuppelstangen, den Materialstnrz beim Hanptmagazin, das
Jnveutarwesen, die dienstliche Benützung des Bahntelegraphen,
Dienstnachrichten und die Mittbeilung eines Todesfalles. Geld
wurde aufgefunden: am 26. Mai im Bereiche des Bahnhofes in
Karlsruhe ein Geldtäschchen mit 5 89 am 27. Mai im
Bereiche des Bahnhofes in Konstanz der Betrag von 71^.50A
am 27. Mai nn Zug 19 der Betrag von 2 70 und in
Gengenbach abgelicfert, am 6. Juni im Zuge 6 Baden—Oos ein
Geldtäschchen mit 12 55 und in Oos abgeliesert, am 12.
Juni im Bereiche des Bahnhofes in Mannheim ein Geldtäschchen
mit 5 — In Burg, A. Waldshut, wurde einem von
Herrischried berufenen Kurpfuscher ein erkrankter Ochse zur Heilung
übergeben. Der Heilküustler schüttete Schnaps auf den Rücken
des Thieres und zündete die Flüssigkeit an. Der Ochse krepirte,
das Fleisch wurde als ungenießbar erklärt und der kluge Mann
von Herrischried sieht seiner Bestrafung entgegen. —Prinz Karl
von Baden und Höchstdesseu Gemahlin, Gräfin Rhena, haben
den Wassergeschüvigteu in Sasbach und Sasbachwalden die
Summe von 500 Mark überwiesen. — Herr Musikdirektor Wil-
helm Bopp von Mannheim, zuletzt am Frankfurter Opern-
haus, soll an das Karlsruher Hoftheater als musikalischer Bei-
rath des Herrn Mottl engagirt worden sein.
* Auszug aus der amtlichen Patentliste über die in
der Zeit vom 15. bis 22. Juni erfolgten badischen Patent-
Anmeldungen und Ertheilungeu, mitgetheilt vom Patentburean
oes Civil-Jngenienrs K. Müller in Freiburg i. B. An-
meldungen: L. 6952. Weicheuvcrriegelung durch beliebig
viele Drahtzügc. Theodor Henning in Bruchsal. — L. 4203.
Neuerung an der durch das Patent Nr. 33886 geschützten Rohr-
schelle. (Zusatz zum Patent Nr. 33886). Carl Reuther in Firma
Bopp u. Reuther in Mannheim. — l?. 3114. Verfahren zum Ein-
weichen von behaarten Fellen Zwecks Gerbung derselben im be-
haarten Zustand. Franz Fischer in Offenburg. — dl. 1460.
Endlose Kette als Ersatz der Kurbel in Kurbelgetrieben. Okto
Neuhäuser in Pforzheim. — L. Ertheilungeu: Keine.

Vermischte Nachrichten.
— Seit alter Zeit ging die Sage vom L> e lb st m o rd d er
Skorpione. Mit dem am Ende des Hinterleibes befindlichen
Giftstachel sollten sich die Thiere selbst tödten, wenn sie in einen
Ring rothglühender Asche gelegt würden. Neuere Beob-
achter glaubten die wunderbare Tyatsache bestätigen zu müssen.
Sie hatten gesehen, wie ein in die beschriebene Lage ge-
brachter Skorpion mit dem letzten schwanzartigen Theile des
Hinterleibes umherschlägt und sich Labei mit dem Stachel
einen Stich in den Kopf versetzt, den sie als Ursache des
bald erfolgenden Todes betrachten. A. C. Bonone hat nun
in Madras zahlreiche Versuche angestelll, welche gezeigt haben,
daß der Skorpion sich zwar durch heftige Bewegung des Hinter-
leibes mit dem Stachel verletzen kann, daß aber das aus dem-
selben gnstretende Gift ebensowenig für ihn, wie für andere
Einzelwesen seiner Art und überhaupt der ganzen Familie
der Skorpione tödtlich ist. Dagegen war dies gegenüber
den entfernter verwandten Gcißelskorpionen, weniger gegen-
über den Spinnen, noch weniger gegenüber den Insekten,
der Fall. Im Kampte befindliche Skorpione verwunden
sich zwar mit ihrem Stachel, ohne daß dadurch indessen
der Tod herbeigeführt würde. Letzteres geschieht auf die Weise,
daß der stärkere den schwächer» in Stücke reißt. In dem glühen-
den Aschenring ist es allein die hohe und trockene Wärme, welche
dem Skorpion verderblich ist und ihn bei einer über 50 Grad
gehenden Steigerung tödtet.
Verlosungen.
Stadt Paris 100 Fr.-Loose vom Jahre 1863. Ziehung
am 15. Juni. Auszahlung am 1. August 1887. Haupipreise:
Nr. 430390 a 150 000 Fr. Nr. 526811 s 50 000 Fr. Nr. 80419
120149 410799 561884 a 10 000 Fr. Nr. 53046 142254 218038
450821 562368 a 5000 Fr. Str. 37318 47686 128282 153024
239584 407835 415133 523848 526384 554839 » 2000 Fr. Alle
übrigen gezogenen Nummern je 500 Fr.
Suez-Canal 300 Fr.-Loose vom Jahre 1867. Ziehung
am 15. Juni. Auszahlung am 1. Juli 1887. Hauptpretse: Nr-
195149 a 150 000 Fr. Nr. 112188 246008 u 25 000 Fr. Nr.
 
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