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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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und den Plakatsäulen.
Telephon-Anschluß Nr. 82.'

M.7.

Montag, den 8. Januar

1899.

Nationalliberaler Parteitag der Pfalz.
ff Neustadt a. H., 8. Jan. Der heute hier ab-
gehaltene nationalliberale Parteitag der Pfalz
war sehr zahlreich besucht, der Verlauf ein recht er-
freulicher und für die Zukunft der Partei in der Pfalz
ein vielversprechender. Den Vorsitz führte Herr Ober-
landcsgcrichtsrath Brün in gs-Landau. Derselbe widmete
zunächst dem Fürsten Bismarck einen herzlichen Nachruf
und erklärte, daß cS selbstverständlich sei, daß des großen
Mannes bei allen künftigen nationalliberalen Versamm-
lungen in der Pfalz ehrend gedacht werden müsse. Herr
Brünings trat sodann der in einigen Blättern gebrachten
Mittheilung entgegen, daß der Parteitag deshalb mehrfach
Vertagt worden sei, weil die nationallibcrale Partei in
mehrere Lager gespalten sei. Die Vertagung sei lediglich
aus Gründen der Zweckmäßigkeit erfolgt. Redner erstattete
sodann den Bericht über die Thätigkeit des Vorstandes
bei den Reichstagswahlcn. Der Vorstand sei sich darin
einig gewesen, daß das Volkswohl eine energische Förderung
der wirthschaftltchen Interessen verlange. Er war bestrebt,
die Interessen auszugleichen, den Frieden wieder her-
zustellen. Ter Vorstand sei sich ferner darüber einig ge-
wesen, daß im Hinblick auf die mißliche Lage der Land-
wirthschaft und des gesammten Mittelstandes der Staat
seine ganze und energische Fürsorge der Hebung dieser
Erwerbsstände zuwenden müsse, selbstverständlich ohne
Schädigung der anderen Faktoren des Erwerbslebens.
Ferner war sich der Vorstand darüber klar, daß er suchen
müsse, die damals herrschende Unzufriedenheit und Er-
regung zu dämpfen und die Wahlschlacht im Verein mit
dem Bunde der Landwirthe schlagen zu können. Redner
thcilt mit, daß Herr Lucke beim Bunde der Landwirthe
einen Beschluß durchgesetzt habe, daß der Bund nur Die-
jenigen unterstützen werde, welche nicht der nationalliberalen
Partei beitreten. Reichstagsabgeordneter Fitz erklärt, daß
ein solcher Beschluß nicht gefaßt worden sei. (Zwischenruf:
Lucke ist zu Allem fähig!) Brünings entgegnet, daß
ihm die Mittheilung von einer Seite geworden sei, der er
Glauben schenken mußte. Wenn der Beschluß nicht gefaßt
worden sei, so bescheide er sich. Redner besprach noch die
Coalition des Centrums und der Sozialdemokraten in der
Pfalz bei den Reichstagswahlen. Er erinnere sich mit
großem Vergnügen daran, daß selbst bewährte Anhänger
des Centrums ihren Abscheu ausgesprochen haben über
diesen Vorgang, welcher das Centrum als Stütze von
Thron und Altar trefflich illustrire.
Herr Rcichstagsabgeordncter Dr. Dein har dt sprach
über den neuen Reichstag und insbesondere über die neue
nationalliberale Reichstagsfraktion. Durch den Ausfall
der Reichstagswahl habe der wirthschaftlich rechtsstehende
Theil der Nationalliberalen eine Verstärkung erfahren,
während früher der linke Flügel ausschlaggebend war. Es
ist gelungen, eine Verständigung zwischen beiden Zweigen
in vollem Maße herbeizuführen, sodaß beide Theile mit
neuer Freude und neuem Muthe zusammen arbeiten können
auf dem Boden des nationalliberalen Programms. (Bravo.)
Herr Dr. Dcinhardt betonte im weiteren Verlauf seiner
Ausführungen, daß es sehr auffallend gewesen sei, in der
Thronrede nichts von dem bedeutsamsten Ereigniß des
Jahres, dem Hinscheiden Bismarcks zu hören. (Sehr gut.)
Es sei dies um so schmerzlicher ausgefallen, als man in
der Thronrede so viel kleine Sachen erwähnt habe. Wenn
auch die Kaiscrreise nach Palästina unser Ansehen im
Orient erhöht habe, so müsse man sich doch hüten, diese
Reise als eine Großthat hinzustellen. Die auswärtige
Politik liege jetzt in begabteren Händen als früher. Die

Etatrede des Herrn Bassermann habe im Allgemeinen die
zur Zeit in der Fraktion über die einzelnen Fragen herr-
schende Stimmung wiedergespiegelt. Redner besprach zum
Schluß noch die Weinsteuerfrage und fügte hinzu, daß die
Partei stets für alle nationalen Bedürfnisse des Reiches
aus Ueberzeugung eintreten werde, während man beim
Centrum immer erst fragen müsse: „Was kost's?" (Stür-
mischer Beifall.)
Herr Dr. Bürklin war bei Beginn des Reichstages
einige Tage in Berlin, um sich über den Gang der Dinge
in der neuen Fraktion zu informiren. Er sei zagenden
Herzens nach Berlin gereist, aber in freudiger Stimmung
zurückgekehrt. Seine Besorgnisse seien vollständig zerstreut.
In der nationalliberalen Fraktion herrsche der Geist der
Versöhnung, des Friedens und des gegenseitigen Entgegen-
kommens. Er blicke froh in die Zukunft. Die nationale
Schwenkung des Centrums sei erfreulich, jedoch müsse die
nationalliberale Partei darauf achten, daß das Centrum
nicht allerlei Contrebande, wie die Bedrohung der Ge-
wissensfreiheit und der Freiheit der Wissenschaft, ins Haus
schmuggle. Die nationallibcrale Partei dürfe aber über
den nationalen Gesichtspunkten auch das Liberale nicht
vergessen, sie müsse freisinnig sein, die Augen vor den
Zeichen der Zeit nicht verschließen, einem mäßigen Fort-
schritt huldigen, sie müsse freimüthig sein, sowohl nach
Oben wie nach Unten, sie müsse ferner der Industrie und
der Landwirthschaft geben, was ihnen gehört. Jedem das
Seine.
Bei der Frage der Schaffung der Organisation
wurde recht lebhaft das Verhältniß zu dem Bunde der
Landwirthe erörtert. Rcichstagsabgeordneter Gand er
erklärt, daß der Bund der Landwirthe in der Pfalz nur
nationalliberal sein könne. Man könne den Bund der
Landwirthe innerhalb der nationalliberalen Partei ganz
ruhig seine Wege gehen lassen. Man kann ein Mitglied
des Bundes der Landwirthe sein, und doch bis auf die
Knochen nationalliberal.
Herr Rechtsanwalt Platz von Zweibrücken führt aus,
man solle den Pfälzer Bauern ihren nationalliberalcn Rock
und ihr bauernbündlerisches Hemd lassen. Landwirth
Keller von Lauterecken tritt für den Bund der Land-
wirthe ein. Landtagsabgeordneter Schmitt von Reichcn-
bach: Es gab eine Zeit, da ist der Gedanke, daß jeder
Arbeiter seines Lohnes Werth ist, vergessen worden. Das
war in der Aera Caprivi. Der Gedanke wurde vergessen
von der Regierung und von einzelnen Parteien. Derartige
Vorkommnisse sind in der gegenwärtigen Legislaturperiode
des Reichstages nicht möglich. Die nationalliberale Partei
muß sich auf den wirthschaftlichen Standpunkt stellen, den
Fürst Bismarck seiner Zeit eingenommen: die Solidarität
der einzelnen Berufsklassen. (Bravo.)
Herr Kuhn-Grünstadt theilt mit, daß in seinem
Kanton eine Einigung zwischen dem Bund der Landwirthe
und der nationalliberalen Partei erfolgt sei.
Die weitere Debatte war von keinem Belang. Der
Vorsitzende schloß die Versammlung mit der Aufforderung,
die Jugend der Pfalz mehr zur politischen Arbeit heran-
zuzichen.

Deutsches Reich
— Am Freitag unternahmen der Kaiser und die
Kaiserin einen langen Spaziergang. Mittags um 1
Uhr nahm der Kaiser die Meldung des Capitäns z. S.
Jeschke, des Corvetten-Capitäns v. Witzlebeu und des
Hauptmanns vom 3. Seebataillon, Frhrn. v. Liliencron,
entgegen, die sich nach Kiautschou begeben, und zwar der
erste als Gouverneur, der letzte als dessen Adjutant, Cor-

vetten-Capitän v. Witzleben als persönlicher Adjutant des
Prinzen Heinrich.
— Der Kronprinz soll, wie der Berl. Lok.-Anz.
hört, den Kaiser an Körperlänge bereits überragen und
1,78 m messen, während der Kaiser nur 1,775 m groß ist.
— Die Entscheidung des Bundes raths in der
lippeschen Streitfrage ist, wie die Nat.-lib.Korresp.
hört, nahezu einstimmig gefaßt worden. Daß sie allen
in Betracht kommenden Interessen nach Gebühr gerecht zu
werden bestrebt war, geht daraus hervor, daß die Ent-
scheidung dem Vernehmen nach in allen wesentlichen Punkten
dem von der königlich sächsischen Regierung eingebrachten
Anträge entspricht, dem Preußen seinerseits bereitwillig
entgegengekommen ist. Der König von Sachsen hat be-
kanntlich den Vorsitz in dem Schiedsgericht geführt, das
seiner Zeit dem Grafen Ernst zur Lippe-Biesterfeld die
Thronfolge in Lippe-Detmold zusprach.
— Die Germania schreibt: Für die dem Missionar
Stenz im November von Chinesen zugefügten Mißhand-
lungen wurde sofort vom Tsung-li-Aamen Genugthuung
gefordert. Die chinesische Regierung gab ihrem aufrichtigen
Bedauern Ausdruck und bewilligte ohne Zögern die deutsche
Forderung, nämlich die amtliche Wiedereinführung des
Missionars, Unterstützung bei Errichtung einer Missions-
station am Thatort und strenge Bestrafung der Schuldigen.
Außerdem wurde zwischen dem Vorstande der deutschen
katholischen Mission und den betheiligten chinesischen Be-
hörden über weitere Entschädigungen ein Einvernehmen
erzielt, die Vorschriften zur Verhütung einer Wiederholung
solcher Vorkommnisse wurden der chinesischen Bevölkerung
auf's neue eingeschärft. Pater Stenz befind et sich im deut-
schen Lager von Tsintau in sicherer Pflege.
— Eines der ersten Kopenhagener Blätter, die Natio-
naltidende, theilt mit, daß eine bekannte Hamburger
Ausfuhrfirma das „Herz eines dänischen Knuden habe
rühren wollen", und zwar durch die Zusendung einer
Neujahrskarte mit einem dänischen Spruch und mit einer
dänischen Fahne. Das Gebühren der Herren Blell und
Jakobi ist also noch übertrumpft in seiner ganzen Kläg-
lichkeit. Wie ein derartig würdeloses Benehmen von den
Dänen beurtheilt wird, das zeigt die Ratio naltidende selbst,
indem sie ihrer Mittheilung, augenscheinlich von berechtig-
tem Ekel diktirt, die Ucberschrift vorsetzt: „Ilvaä AMv
Pfosten iklrs korkenes? d. h.: Was lhut der Deutsche
nicht für Geld?
Baden. Karlsruhe, 7. Januar. Es wird be-
merkt, daß die durch die Ernennung des Landtagsabgeord-
netcn Fieser zum Präsidenten in Freiburg erledigte
Stelle eines La nd g er i cht s dir ektors in Karlsruhe
noch immer unbesetzt ist; hier liegt wohl ein dienstliches
Interesse vor, das die Gleichzeitigkeit mehrerer Personal-
verschiebungen wünschenswert!, erscheinen läßt. Vielleicht
besteht auch ein Zusammenhang mit der in Ausficht ge-
nommenen Errichtung eines weiteren (8.) Landgerichts in
Heidelberg, das muthmaßlich im Mai ö. I. ins Leben
treten wird; die Präsidentenstelle dürfte ein sehr umwor-
bener Posten sein.
Karlsruhe, 7. Jan. Die Justizkommission
der II. Kammer hält zur Beschleunigung ihrer Arbeiten
zuweilen am gleichen Tage Vor- und Nachmittags Sitz-
ungen. Den Bericht über das zuletzt vorgelegte Gesetz
betr. die Zwangsversteigerungen hat nach dem Schwäb.
Merk, der Abg. Landger.-Rath Obkircher, neuerdings in
MoSbach an Stelle des verstorbenen Konsuls Weber ge-
wählt, übernommen.
L.N. Karlsruhe, 8. Januar. Am 7. d. M., dem
Todestag der Kaiserin und Königin Auguste, fand Abends

Das Bachstelzchen.
6) Novelle von Martha Renate Fischer.
^Fortsetzung.)
Jetzt nun schwieg die Mutter von den jungen Erbinnen,
führte vielmehr leichtfertige Reden über die Liebeleien der
jungen Bauern. Blut will auStoben. Und das hat nichts
auf sich, wenn einer vor der Ehe schon sein ständiges Lieb-
chen gehalten hat. Die Mädel wissen das auch ungesagt, daß
es nur auf Scharmiren abgesehen ist-
Zuerst lachte Otto. Danach sah er verlegen die Mutter an.
sie sagte vor dem Schlafengehen: „Am Montag sangen
Wir also an mit Kartoffelbacken."
„Ja — ich will morgen noch Leute bestellen. Schädels,
Bergs, die alte Schalk mit dem Sohn —"
„Ist denn der noch nicht todt?" fiel die Mutter ein.
„Nein er wird wohl noch die Kartoffelernte durchwachen."
Wie er gesagt hatte, geschah es: er ging am andern
Morgen aus und sagte die Kartoffelernte an.
Die Leute, die er noch anwerben wollte, wohnten außer-
halb des Ortes nach dieser und nach jener Richtung. So
kam er auch in die Nähe des Vorwerks.
Er ging heran und fragte die spielenden Kinder: „Wo
wohnt hier der alte Vierguts? —" pochte der Antwort ge-
mäß an eine Thür und trat ein.
Aennchen saß mitten in der Stube auf einem Schemel
und trieb Korbflechterarbeit. Neben ihr stand ein Holzstuhl
mit dem Handwerkszeug, auf dem Fußboven lagen Weiden-
rulhen und eine Anzahl Körbe in allen Größen. Die Körbe
bildeten gewissermaßen ein Fernrohr, denn sie waren in ein-
ander geschoben, und man konnte doch, wie bei einem Fern-
rohr, hindurchsehen.
Den schadhaften Boden auszubessern, war Aennchens Ar-
beit. Sie hatte sich dazu nicht geputzt, trug eine alte aus-
gewachsene Jacke und über dem Rock eine große Schürze von
Sackleinewand.

Als Wanders einrrat, erschrack sie, stand auf, fast ohne sich
zu bewegen, etwa als ziehe sie jemand empor, rieb die Hände
an der Schürze, die sie herunter streifte.
„Guten Tag, Bachstelzchen!"
Sie sagte ganz leise: „Seien Sie schön willkommen, Herr
Wandels."
Er lachte: Hohohol verstummte und dachte: Ja, das
Mädel hat recht: sie kann mich doch nicht Otto nennen.
„Bachstelzchen — ich will sehen, was Du machst — und
ich will bei Dir frühstücken. — Isis erlaubt?"
Sie sah ihn fassungslos an.
„Du!" sagte Wanders, „ich Hab' ja Frühstück mitgebracht.
Das langt für uns beide."
Flugs rückte sie ihm einen Stuhl, wischte mit der Schürze
darüber. Und dann holte sie ein frisches blumiges Halstüch-
lein und deckte es als Serviette auf den Tisch. Und während
der ganzen Zeit glühte ihr Gesicht und ihre Augen waren
feucht, so schämte sie sich ihrer Armuth.
Am Fenster stand ein blühender Rosenstock und ein
Myrtenbäumchen. Aennchen stellte die beiden Töpfe auf den
Tisch, sodaß sie die Hinteren Tuchzipfel sesthielten, die vor-
deren hingen locker über den Tischsaum.
Wanders zog sein Stullenpacket, schob ihr die eine Hälfte
zu und begann gleich die Mahlzeit. Auch Aennchen ließ sich
nicht nöthigen. Aber dann strahlte plötzlich ihr Gesicht, sie
sprang auf und lief aus der Stube. Als sie zurück kam, trug
sie ein Töpfchen frisch gemolkener Milch, die sie in zwei
Gläser goß.
Sie saßen einander gegenüber. Der Tisch stand an der
Wand zwischen den beiden Fenstern. So konnte jedes, wandte
eS den Kopf seitlich, durch sein eigenes Fensterchen hmaus-
jchauen. Zwar waren weiße Kattunstreifen angebracht mit
Häkelzacken; aber sie deckten nur unvollkommen die Scheiben.
Ueber dem Tisch hing ein Spiegelchen. An der Wand stand
ein Schrank und drüben ein Bett.
„Wer schläft da?" fragte er unbesorgt.
Sie senkte die Augen und flüsterte: „Der Vater."

Wanders dachte lachend: „Sie schläft da und will es nicht
sogen, das dumme Bachstelzchen."
„Du, warum schwindelst Du?" fragte er.
Sie antwortete nicht.
„Hast Du auch einen Schatz, Aennchen?"
Wieder blieb sie still.
„Du, Dein Mund wächst zu."
Sie reckte sich gerade und sah ihn an. Aber die Sprache
im Blick verwirrte ihn. Er wurde plötzlich feuerroth.
„W,r fangen Montag an, Kartoffeln zu hacken."
„Ach! Soll ich auch-"
„Du — willst Du hacken kommen?"
„Wenn ich dürft'-"
„Vormittags steh ich dabei, Nachmittags die.Mutter- Ja,
komm' Du nur. Du bist dos erste Bachstelzchen, das Kar-
toffeln hackt."
(Fortsetzung folgt.)

Stadt-Theater.
Heidelberg, 9. Januar.
„Sein Amüsement." Schwank in 3 Akten von Oskar
Walther und Leo Stein.
Es ist leichte Berliner Waare für den Massenkonsum, was
die beiden Autoren da produzirt haben. Der Stoff ist gering-
werthig und die Form weder durch Strenge noch durch Schönheit
fesselnd; wenn das Stück trotzdem ein sehr dankbares Publikum
fand, so ist das den vielen, theils lustigen, theils barocken Ein-
fällen zuzuschreiben, die die Verfertiger auf die Verzierung ver-
wendet haben.
Der Schwank behandelt das oft verarbeitete Thema von dem
älteren Ehemann aus der Provinz — diesmal ist es ein Pots-
damer — der sich in Berlin einmal im obambrs ssparso amüsireu
will und dabei in Konflikte geräth. Er stößt mit der Polizei
zusammen, gibt zu seiner Legitimation aus Versehen die Karte
seines Schwagers ab, woraus allerlei Verwicklungen entstehen,
sucht sich bei seiner Gattin auszuredcn, was ihm herzlich schlecht
 
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