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Heidelberger Zeitung — 1899 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.39312#0441
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Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Fr. 87. Zweites MM. Mittwoch, den 26. April

1888.

Bismarcksäulen!
In Eisenach tagte am 21. und 22 April das Preisgericht,
dem die Entscheidung über die Form der „Bismarcksäule" oblag.
Der Preisrichter harrte keine leichte Arbeit. Waren doch nicht
weniger als 320 Bewerbungen, insgesammt mehr als 1000 Blatt
Zeichnungen, eingegangen. Selten dürste eine Konkurrenz der-
artigen Erfolg gehabt haben, sowohl was die Menge, als was
die Güte der einzelnen Entwürfe betraf.
Nachdem der Eisenacher Ausschuß für Errichtung einer Bis-
marcksäule in Eisenach die Herren Preisrichter und die Vertreter der
deutschen Studentenschaft (Leicher-Burschenschaft Alemannia-Bonn,
Hoffmann-Verbindung Leonensia-Heidelberg, Bredereck-V. d. St.
Berlin) am Vorabend im Hotel zum Rautenkranz willkommmen
geheißen hatte, begann am ersten Tage die Sichtung der Ent-
würfe. die der Bauinspektor der Wartburg, Herr Dittmar, im
Gewerbehause übersichtlich geordnet hatte.
Der zweite Tag brachte die Entscheidung, die gewiß großes
Interesse wecken wird. Bekanntlich sollten die Verfasser der zehn
besten Entwürfe preisgekrönt, derjenige Entwurf, der allen
Bedingungen genügte, von der deutschen Studentenschaft in
Friedrichsruh und Strahlung zur Ausführung gebracht und dem
ganzen deutschen Volke zu gleichem Zwecke empfohlen werden.
Bei der Eröffnung des Couverts ergab sich nun. daß die drei
besten Entwürfe von einem und demselben Künstler,
Herrn W. Kreiß (Dresden) herrührten, der somit den ersten,
zweiten und dritten Preis erhielt. Die Namen der übrigen
Preisgekrönten Künstler sind: W. Frankel (Dresden), F. Möller
(Berlin), R. Risse (Dresden), G. Rückgauer (Berlin), R. Hickisch
(Dresden), T. Möbius (Leipzig), W. Brurein (Charlottenburg).
Der Kreiß'sche erste Entwurf ist ein einfacher, würdiger, monu-
mentaler Aufbau von quadratischem Querschnitt, an den Kanten
stankirt von vier Säulen, der einen Architrav trägt, in dem sich
der Feuerbehälter befindet. Er genügt dem Anspruch auf
originelle und wuchtige, der Persönlichkeit Bismarcks entsprechende
Form, sowie der Bedingung billiger Herstellung. In dem
Zwischenräume zwischen die Säulen läßt sich Inschrift, Wappen
oder Bildniß anbringen.
^ Die Entwürfe sind jetzt in Eisenach ausgestellt, später werden
sie in Berlin und dann in Heidelberg ausgestellt werden.
Nunmehr werden den mehr als hundert Gemeinden, die die
Errichtung einer Bismarcksäule ins Auge gefaßt haben, die er-
forderlichen Zeichnungen, Kostenanschläge re. sofort nach Fertig-
stellung der Vervielfältigung zugesandt werden. Weitere Interes-
senten können dieselben gegen Erstattung der Selbstkosten durch
Postnachnahme von stuä. Reining-Bonn, Schänzchen, beziehen.
Mögen recht viele Städte und Gemeinden nunmehr, nachdem die
Hauptfrage gelöst ist, dem Beispiel folgen, damit am 1. April
1900 von allen Höhen die Flamme lodere, unserem Altreichs-
kanzler zum Gedächtniß!

Deutsches Reich
— Der Bruder der Kaiserin, Ernst Günther
Herzog zu Schleswig-Holstein, hat unter dem Titel
»Arbeitsnachweis und Arbeitsvermittlung"
eine Schrift im Druck erscheinen lassen, über welche die
Sociale Praxis Folgendes mittheilt:
Im Vorwort heißt es: „Zu den Aufgaben, welche auf socialem
Gebiete der Lösung harren, gehört eine zweckmäßige Organisation
der Arbeitsvermittlung. Was in dieser Beziehung von der Reichs-
Verwaltung und von den Bundesregierungen in den letzten Jahren
geschehen ist, beschränkt sich zumeist auf Anregungen, welche nur
zu vereinzelten lokalen Einrichtungen geführt haben. Eine um-
fassende gleichmäßige Regelung des Arbeitsnach-
weises steht noch aus. Das Bedürfnis; einer solchen kann
einem Zweifel nicht unterliegen." Wie der Arbeitsnachweis da-
gegen zu gestalten sei, um den gegenwärtigen Anforderungen zu
genügen, darüber könnten nicht theoretische Erwägungen, sondern
Nur die praktische Erfahrung entscheiden. Deshalb giebt die sehr
lesensweithe, anschaulich und lebendig geschriebene Arbeit auch
keine Organisatiousvorschläge, sondern eine auf gründlichen
Studien beruhende Uebersicht der Anregungen und Versuche auf
dem Gebiete des Arbeitsnachweises, und zwar nicht nur in
Deutschland, sondern auch in den anderep Kulturländern. Der
Verfasser schließt die Schrift mit folgenden Worten: „Soll der
Arbeitsnachweis lebensfähig erhalten werden, so muß strenge
Unparteilichkeit für ihn die Norm bilden und seine Fortdauer
nicht etwa von einzelnen Bestimmungen, sondern lediglich von
Angebot und Nachfrage abhängig bleiben."
— Der jetzt in Berlin lebende ehemalige Präsident
des Reichsgerichts, Dr. v. Simson, kann am 1. Mai

d. I. sein 70 jähriges Doctorjubiläum feiern. Er
promovirte nämlich am 1. Mai 1829 in Königsberg im
Alter von 18 Jahren. Zwei Jahre nachher habilitirte er
sich in Königsberg als Privatdocent, erhielt 1833 dort eine
außerordentliche Professur, wurde 1834 zum Mitglied des
Tribunals für das Königreich Preußen berufen, 1836 —
im Alter von 26 Jahren — zum ordentlichen Professor
der Rechte ernannt und 1846 zum Rath am genannten
Tribunal. Von seiner bekannten politischen Thätigkeit soll
heute nicht die Rede sein.

Ausland.
Asien. Peking, 23. April. Wie verlautet, hat der
deutsche Gesandte dem Tsungliyamcn mitgetheilt,
er werde trotz des ihm ertheilten Urlaubs in Peking blei-
ben, bis die Verhandlungen über die Bahnlinie Tientsin-
Tschinkiang abgeschlossen seien.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 26. April.
* Stadträthliche Vorlagen für die nächste Sitzung des Bür-
gerausschusscs. (Schluß.) V orlagc IV betrifft die Erwerbung
der domänenärarische» Neckarwörthwiese. Bekanntlich soll die
zum Gelände des ehemaligen Cementwerkes gehörige Insel gärt-
nerisch angelegt werde». Bei näherer Prüfung der Verhältnisse
hat es sich nun als wünschenswerth gezeigt, wenn irgend möglich
auch die westlich des städtischen Besitzes gelegene domänenärarische
Wiese im Flächengehalt von 2 da 3 a 38 gm für die Stadt zu
erwerben und ebenfalls dem allgemeinen Verkehr zugänglich zu
machen. Es würde dann die fragliche Garten- oder Promenade-
anlage die ganze Insel von der Mühlstraße an bis zur West-
grenze des Fuhrhoses umfassen, ein Verhältniß. das zumal für
die Zukunft bei fortschreitendem Wachsihum der Sladt sicher
eine große Bedeutung gewinnen und gewiß von allen Seiten be-
grüßt werden wird. Die Großh. Domänendirektion hat sich be-
reit erklärt, die fragliche Wiese um einen Preis von 10000 Mk.
der Stadt zu überlassen. Der Stadtrath beantragt: Der Bnrgeraus-
schuß möge genehmigen, daß die domänenärarische Neckarwörth-
wiese im Flächengehalt von 2 da 3 » 38 gm seitens der Stadt
angekauft, und daß der Kaufpreis mit 10000 Mk. aus Anlehens-
mitteln bestritten werde. — Nach Vorlage V soll die Stelle
des Vorstandes des städtischen Schlacht- und Viehhofs Herrn
Bezirksthierarzt Zahn aus Wiesloch, der sie seit fast einem Jahr
kommissarisch verwaltet, definitiv übertragen werden. Die Ver-
bindung dieser Stelle mit derjenigen des großherzoglichen Be-
zirkslhicrarztes soll nicht wieder eingeführl werden, vielmehr der
Schlachthofvorstand seine ganze Kraft dem städtischen Unterneh-
men zuwenden. Seither hatte der Vorstand des Schlacht- und
Viehhofs, außer freier Wohnung, eine Jahrcsvergütung von
4000 Mk. Der Stadtrath beantragt, daß der Gehalt dieses Be-
amten künftighin mit 3500 - 5500 Mk. i» den Gehaltstarif aus-
genommen und daß ihm die Wohnung frei belassen, ihr Anschlag
aber nicht auf das pensionsfähige Einkommen aufgerechnet
werde. Weiter stellt er den Antrag, der Bürgerausschuß wolle
zustimmen, daß die Stelle mit die,en Bezügen dem Großh. Be-
zirksthierarzt Zahn, unter Anrechnung der von ihm seit 1. Juni
1887 im staatlichen Dienste zugebrachten Dienstzeit, aber unter
Entbindung von der Verpflichtung zur Nachzahlung von Beiträ-
gen zur städtischen Beamten-Penstons-, -Wiltwen- und Waisen-
kasse für die rückliegende Zeit, auf 1. Juni d. I. übertragen,
sein Gehalt auf diesen Zeitpunkt auf 4700 Mk. - festgesetzt und
ihm überdies der Funktionsgehalt von 500 Mk., welchen er seit-
her. gleich seinem Vorgänger, als Aversum für thierärztliche Be-
Handlung der städtischen Pferde und Zuchtthiere, sowie für Be-
aufsichtigung des Abdeckereiwesens und der Milchkuranstalten
bezog, belassen werde. — Nach Vorlage VI soll an der Ge-
werbeschule eine fünfte etatmäßige Lehrerstelle eingerichtet und
die Satzungen dementsprechend ergänzt werden. Für die betr.
Stelle ist ein Lehrer in Aussicht genommen, welcher schon seit
längerer Zeit in nicht etatmäßiger Eigenschaft an der Schule
wirkt und dessen tüchtige Kraft der Stadtrath der Anhalt dauernd
erhalten zu sehen wünscht. — Nach Vorlage VII sollen die
Gehaltsüerhältnisse der Mitglieder des städtischen Orchesters ver-
bessert werden. Es soll dies in der Weise geschehen, daß die
Gehaltssätze für Vertreter erster Instrumente, welche zur Zeit
1300—1550 Mk. betragen, auf 14—1700 Mk., diejenigen für
Vertreter nicht erster Instrumente in Gehaltsklasse I, wo sie sich
dermalen auf 1250—1500 Mk belaufe», auf 1300—1600 Mk.

und in Gehallsklasse II, wo sie gegenwärtig 1150—1400 Mk.
ausmachen, auf 1200—1500 Mk. gebracht weiden. Der Konzert-
meister, dessen Gehalt seither 1500 1750 Mk, betrug, soll in der
Folge einen solchen von l7t0 - 2300 Mk. beziehen. Der Ueber-
gang zu den neuen Gehaltssätzen soll in der Weise vermittelt
werden, daß der Unterschied zwischen dem Gehalt, den die betr.
Musiker jetzt beziehen, und dem Gehalt, den sie beziehe» würden,
wenn der neue Gehaltstarif schon in dem Augenblick, von
welchem an die Wirkungen der Dienst- und Gehaltsordnung für
sie eingetreten sind, anwendbar gewesen wäre, ihnen durch außer-
ordentliche Zulagen in fünf Perioden von je zwei Jahren, mit
dem 1. Januar d. I. beginnend, zuTheil werden soll. — Vor-
lage VIII betrifft den Ankauf von zwei zum Nachlaß der Land-
wirth Peter Zechner Wittwe, Sovhie geb. Zechner gehörigen
Grundstücken tm Gemarknugstheil Schlierbach durch die Stadt-
gemeinde. Der Preis ist 9000 bezw. 180 Mk. und soll aus An-
lehensmitteln gedeckt werden. Beide Liegenschaften stoßen an den
Stadtwald, und es kann vas Haus, welches auf dem einen
Grundstück steht, behufs Unterbringung eines städt. Waldhüters
Verwendung finden.
— Fürth i. O., 25. April. Wie sehr die in den letzten
Jahren eingesetzten jungen Forellen unsere Bäche bevölkert
haben, mag die Thalsache beleuchten, daß in dem verhältuißmäßig
sehr kleine» Wasser Gras-Elleiib.ichs bis herab nach Wahle» in
letzter Woche nicht weniger als 160 Pfd. gefangen worden sind.
Als dieses Fischwasser vor 4 Jahren neu verpachtet wurde, stieg
der Pachtpreis von 20 auf 175 Mk.
Neudorf (A. Bruchsal), 22. April. Der4'/, Jahre alte P. Herz o g
in Nendorf erhielt vor einigen Tagen in einem Kaufladen ein hartes
sog. „Gutsel" geschenkt, das er jo hastig hinunterschluckte, daß es
in die Luftröhre gcrteth und schon nach wenigen Minuten chen
Erstickungstod zur Folge hatte. Es ist dieser traurige Fall eine
neue Warnung, daß man Kiuder, auch im vorgeschrittenen Alter,
niemals Zuckerstückchen und dergl. geben sollte, die nicht alsbald
im Munde sich lösen.
L.X. Pforzhetm, 24. April. Vor einigen Tagen wurde in
Stuttgart der 23 Jahre alte Kaufmann Geist von Pforzheim
wegen Wechselfälschung verhaftet. Wie verlautet, sollen
noch 5—6 weitere junge Leute in die Angelegenheit verwickelt sein.

Kleine Zeitung.
— Paris, im April. Das Pariser Publikum hat die elektrisch
betriebenen Automobil-Droschken, die seit dem 3. d. M.
in Dienst gestellt sind, sehr beifällig ausgenommen und benutzt sie
stark. Bis Ende dieses Monats will die betreffende Gesellschaft
100 neue solche Droschken in Betrieb setzen, deren Stromsammler
eine Fahrt von 60 bis 80 Kilometer gestatten. Der Fahrpreis
innerhalb Paris beträgt am Tage für 1—2 Personen 1,50 Fr.
für die einfache Fahrt und 2 Fr. für die Stunde, iür 3—4 Per-
sonen 2 und 2,50 Fr. Daß der Pariser Vorgang auch anderwärts
bald Nachfolge finden wird, ist nicht zu bezweifeln.
Für die Redaction verantwortlich: F. Montua in Heidelbergs
FoK. 6110. Doos, Konditorei,
bäiisls an äsr kksräsbatm- null Usbsnbalrn-llaltsotslls
Islopbon 136. 8ox»k1srrs1,7L88s 13. Islsplron 136.
chussckanli von Oaks, Hicc, Olrooola de und Oaea«.
tzlekrorvnes, lägueirre, IVelne, Limonade.

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Postkarten etc. 8pso.: copirkäkigcr Druck.
Larrbsclruclr-, dlosslNA- und Dabllmstompsl.
3>rl. ^Vsttstoiir rdsclkkolgor-, Heidelberg.
Hanprsir. 1S1. l-slsvlron Xr. 133.

Lr-stss und xvSssbss 8psslLl-Ss 8LKL kt.
er-ri-rntel,
grösste 4.nsrvabl in lag nettes, ksgenmäntsl, Oapss, Lragen, Oostume s
and Lionssn io »lisn Preislagen. Vnksrtignog nsek Nssss.

Hierzu Heidelberger Familienblätter Nr. 33.
Inhalt: Das Castells bei Pazzi. Novelle von Woldemar Urban-
(Fortsetzung.) — .Haus-, Garten- und Landivirlhschaftliches. ?—
Verschiedenes.


Ter Herrgotthändler.
M) Eins Hochlandsgeschichte von Friedrich Dolch.
(Fortsetzung.)
Da Hagenbacher gegen diesen Vorschlag nichts einzu-
ivenden hatte, machten sich die Anwesenden rasch marschfertig.
Und wenige Minuten später verließ die kleine Schaar auch
schon das Haus und marschirte rasch den nahen Bergen zu.
Droben auf der Bergeshöhe schallt Axthieb durch die
Dann, die Säge kreischt, und hier und da weckt ein donnernder
»all das Echo in den gegenüberliegenden schroffen Wänden.
^ Dort ist der Arbeitsplatz der Holzknechte. Vier stämmige
Burschen find es. die mit wuchtigen Axthieben das Geäst von
°en gefüllten Stämmen abhacken, oder die Säge führen. Drei
blicken selten auf von ihrer Arbeit, nur der Vierte, eine stark-
Kebaute krummbeinige Gestalt mit häßlichen Schielaugen, hebt:
oft unruhig den Kopf empor und wirft mißtrauische unk
wäbende Blicke nach allen Seiten.
Plötzlich fährt er, wie von einer Natter gestochen, empor
Und saßt heftig den Arm des neben ihn arbeitenden Gefährten.
»Holl und Teufel," zischt er erschreckt durch die Zähne, „was
'2 das? Vincenz, dort schau hin l Siehst die zwei — die
dort drent aus 'm Holz herauskommen?"
. Der andere blickt hastig ans. „Wo? Ah, dort — die
brauchst net z' fürchten —"
^.„Meinst?" ries der Schieläugige. „Dummer Teufel!
Ziehst denn net auf 'n ersten Blick, daß 'S Jager oder Gen»
W.rm sind? Meinst vielleicht, weii's a Bauerng'wand anhab'n?
Die Habens auf mich abg'seh'n sag' ich Dir —"
. . ..Aus Dich, Sepp?" rief Vincenz zitternd. „Du meinst
wirklich?"
w »Da kannst Gift d'raufnehmen I Sie müssen 'was in d'
Rajen 'kriegt haben von mir! Tropf, hast Du mich vielleicht
berrathen?"
. »Bei meiner Seei' net," beiheuerte aber der andere, er-
schrecken zurückweichend. „Zu keiner Menschenscet' Hab' ich

ein Sterbenswörtel g'sagt! Wenn Dich wer verrath'n hat,
hat's schon ein anderer 'lhan —"
„Dann muß der Straßwirth g'wcsen sein oder gar das
Weibsbild, das niederträchtige, die Crescenz. Ich muß fort
— ich will mich net sang'n lassen da, wie der Dachs in sein'm
Bau."
„Aber Du wirst net aus können," rief Vincenz rasch und
ängstlich. „Wenn's wirklich 'was gegen Dich hab'n, sind die
zwei g'wiß net allein herauf. Du wirst minderst (nirgends)
mehr durch können, sie halten g'wiß alle Steig' besetzt."
„Das will ich erst seh'n," rief hastig Sepp. „Holl und
Teufel, wenn ich nur meine Büchj' da hält', ick thät mir den
Weg schon frei mach'n! Aber ich hab's dreni' versteckt am
Rauheck und kann net zu ihr. Vielleicht sind doch net alle
Steig' Verlegt; vrobir'n muß ich's auf olle Fäll', ob ich mich
net durchschleich':; kann."
„Wie stehst denn mit der Vroni von der Baumgartenalm?
Die lönnt' Dich g'wiß versteck'» —"
„Wenn ich mich net durchschleich'« kann, muß ich zu ihr-
Aber die balt's mit die Jager und wird mir wohl kaum durch-
hels'n woll'n. Verrath' nur Du nix. und wenn's kommen,
die Hunde, naher schau, ob D' sie net auf falsche Fährt'»
brinaen kannst."
Wie ein Wiesel sich duckend und windend, verschwand er
rasch hinter den Stämmen und Rindenhütten. So rasch ihn
seine Füße trugen, rannle er nun den steilen steinigen Ab-
hang hinab und wollte eben in einen kleinen Steig, der sich
zwischen Felsen hinubwand in die Tiefe einbiegen, als er eine
dunkle regungslose Gestalt bemerkte, die etwas weiter unten
dicht an das Gestein geschmiegt stand-
„Teufel," knirschte er, „da haben wir's. Das Loch is ver-
macht und bei die andern wird's g'rad so sein —"
Rasch wandte er sich um und floh wie ein gescheuchtes
Wild den Weg, den er gekommen, zurück. Bald sah er die
Baumgartenalm vor sich liegen, aber er hielt nicht auf die
Sennhütte zu, sondern bog links ab und rannte dem ziemlich
breiten Bergpiad, der von der Hütte hinunter führte ms
Thal, zu. Aber er kam auch hier nicht weit; um eine

Biegung des Weges traten Plötzlich zwei mit Gewehren be-
waffnete Männer und Sepp fand kaum noch Zeit, sich hinter
einem Felsen niederzuducken und dann wieder bergauf zn
fliehen. Fast athemlos, Hut und Axt^ hatte er inzwischen von
sich geschleudert, langte er vor der Sennhütte an und stieß
fast mit Vroni, die eben aus der Hütte treten wollte, auf der
Thürschwelle zusammen.
Als sich Vroni so plötzlich der wilden Gestalt gegenüber
sah, stieß sie einen Ruf deS Schreckens aus, Sepp aber haschte
nach ihrem Arm und hielt ihn fest.
„Versteck mich," keuchte er fast athemlos, ,,d' Jager und
Gendarm' sind Hutter mir Herl Sie werd'n gleich da sein —
laß mich nicht in ihre Klauen fall':, —"
Rasch halte sich Vroni wieder gesammelt und suchte sich
loszuringen, allein der Bursche hielt sie mit eiserner Gewalt
fest. „Warum suchen's Dich," rief sie, „was hast ang'fangen ?"
„Weiß 's selber net," stammelte Sepv, „was 's hab'n I
Vielleicht haben's Verdacht auf mich wegen 'mWildpretschieß'n,
aber ich bin unschuldig —"
„Warum taufst nachher davon? Warum willst Dich ver-
stecken, wenn D' unschuldig bist? Aber was geht das alles
mich an! Ich will mit Dir nix z' schaffen hab'n, und vcr-
steck'n thät ich Dich net und wenn ich Dich gleich dadurch
vom Galgen errett'» könnt!"
„So?" knirschte Sepp, blitzschnell seinen Genickfänger
(Waidmesser) aus der Tasche rechend, „Du willst mir also
net beisteh'n, willst mir kein' Unterschlupf in Deiner Hütt'.n
geb'n? Gut, wenn ich verlor'» bin, sollst Du's auch sein!
Du kommst nimmer lebend aus meine Hand' —"
„Da schau hin, da kommen's schon," ries Vroni jetzt auf
und blitzschnell wandte Sepp den Kopf. Aber in demselben
Augenblick erhielt er auch schon einen so gewaltigen Stoß
vor die Brust, daß er über die Schwelle der Hüttentbür
taumelte und das Messer seiner Hand entglitt. Ehe er das
Gleichgewicht wieder finden konnte, hatte Vroni die Hütten-
thür zugeworfen und den Riegel vorgestoßen.
(Schluß folgt.)
 
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