Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
Nr. 150 - 176 (1. Juli 1901 - 31. Juli 1901)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0097
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
.

Dienstag, 16. Juli IM.

Zweites Blatt.

43. Jahrgang. — Hr. 163.

«s


,ig,!ch. - P,M mit F-«»MSW« »»»«^ Eip-M-» und d,» »b„,M w D«,ch d>- P»„ b„
P,«. dl, IspaNI», PM„Il« °d» d<„» ill«, -rm-ilzd - »n ichl», d,r Sns<i»„ »«! d-n «-,»«»«»
der Heidelberger Zeitung und den Plakat,äulen. — Fernsprech.Anschluß Nr. 82. -pmianasern

e!!


-

liH
ß

/

/
K
§
!>,!

ollzug der Strafen an den Hauptschuldigen
in China.
Peking, 25. Mai.
2er „Köln.Ztg." wird berichtet:
13. Februar war ein kaiserlicher Erlaß erschie-
sj st worin nach dem Selbstmorde von Hsutung,
^ststhi und Lipinghöng für die übrigen Anstifter und
g^erer der Boxerbewegung die von den Verbündeten
forderten Strafen verkündet wurden. Unter der Aus-
z«a Fremden ist davon nur die Hinrichtung voll-
Ess worden an dem früheren Gouverneur von Schansi-
HMen und den beiden Staatsministern Tschihsiu und
Kmchöngi in Peking, worüber seiner Zeit an dieser
ausführlicher berichtet wurde. Ob die w e i t e r e n
tz o ü esurteile und schwereir Strafen an den andern
hq^Een außerhalb Pekings auch wirklich vollstreckt
hchstN, konnte man hier bisher nicht mit völliger Sicher-
tz^.Icigen, sondern mutzte die Versicherung der chinesischen
kMning auf Treu und Glauben annehmen. Jetzt er-
E'ut aber in der einheimischen Zeitung Pekinger Ge-
z^llwlte Nachrichten eine Darstellung des Strafvoll-
an den übrigen Mandarinen, die so viel Einzelhei,--
' Enthält, daß an ihrer Nichtigkeit nicht gut gezweifelt

"°rd.

kann.
T u ch einer auf der deutschen Gesandtschaft angefertig-
N, Übersetzung des am 16. Mai erschienenen Blattes
)die drei hohen Beamten Tschauschutschiau,
^ S nien und Prinz Tschwangin der That auf
sM'" des Kaisers Selbstmord begangen und Prinz
" ^1 in die Verbannung nach der westlichen Reichs-
»kK geschickt worden. Eine wörtliche Wiedergabe
tih. winesischen Berichtes würde keine angenehme Lek-
bilden, da darin mit echt chinesischer Grausamkeit
^ Ungeschminkter Deutlichkeit die Einzelheiten des
^ der Verurteilten ausführlich erzählt werden. Im
bih-f . Lanzen sind die berichteten Thatsachen folgende:
ll>s^eu,en kam die Verkündigung des Todesurteils über-
Niemand hatte auf mildere Strafen gehofft, im
UjMeil erschienen alle im Grunde recht erstaunt, wie
A bstich das Geschick mit ihnen Verfahren. Am meisten
^Wenigkeiten machte der Tod Tschauschutschiaus, des
^ Vorsitzenden des Justizamtes. Die Bevölkel-
TT don Hstngaufu nahm an seinem Geschick großen

Äf ft und wollte es auf keinen Fall Anlassen, daß der
u, Sn den Forderungen der Fremden opfere. Als am
m i^ruar in der Provinzhauptstadt bekannt wurde,
">e ^öpf oon allen hohen Mandarinen werde geopfert,
dem Boxeraufstand einen hervorragenden Anteil
hatten, überreichte die Bevölkerung eine Massen-
bat um das Leben des Bedrohten und gab
Ansammlungen auf den öffentlichen Plätzen und
sA ^ Haltung zu verstehen/daß sie eine Hinrichtung
Tsd,.' Iden würde. In ihrer Verlegenheit berief die
i' die nach dem Berichte doch die alleinige trei-
Kraft am Hof zu sein scheint eine Sitzung des
für den 20. Februar zu 6 Uhr morgens,

auch m Peking die Beratungen des Kaisers mit
Ich, Beamten immer in den ersten Morgenstunden
ÄhMSdeu pflegten. Noch nach vier Stunden Sitzung
T d we Kaiserin zn keinem Entschluß kommen. Erst
Tr Volk, das in dieser ganzen Angelegenheit einen
,',es?^2^ivöhnlichen Anteil an den Staatsgeschäften
iwen scheint, damit drohte, die Kaiserin zur Rück-

kehr nach Peking zu zwingen (was nach chinesischen Be
griffen also eine Demütigung sein würde), entschloß sie
sich, den Vorschlag des Staatsrats anzunehmen und das
Todesurteil in den Befehl zum Selbstmord nm-
zuwandeln.
Um 8 Uhr morgens am 21. Februar erging dazu der
Befehl den der Gouverneur der Provinz, Tsönn, sofort
dem Verurteilten vorlas mit dem Zusatz, daß die Kaiserin
für 6 Uhr nachmittags den Bericht über den Vollzug der
Strafe eingefordert habe. Tschauschutschiau hoffte noch
auf einen zweiten Erlaß, der das Urteil umstoßen und
ihm das Leben schenken könne; er baute auf seine starke
Stellung beim Volk. Aber die Kaiserin war durch die
beunruhigenden Nachrichten von dem Vormchrsch' der
Europäer — dem vom Grafen Waldersee damals ge-
plante,: Angriff auf Taiyuanfu — so eingeschüchtert,
daß sie nichts inehr an ihrem ersten Befehl zu ändern
wagte. So aß denn Tschauschutschian Blattgold, um
sich auf diese bei wohlhabenden Chinesen besonders vor-
nehme Art das Leben zu nehmen: der Tod tritt dann
nicht durch Vergiftung ein, wie gewöhnlich angenommen
wird, sondern durch Ersticken, da das dünne Gold die
Luftwege versperrt. Aber in der noch immer nicht auf-
gegebenen Hoffnung, daß die Kaiserin sich doch noch seiner
erbarmen könnte, hatte er zu wenig genommen; als
zur vorgeschriebenen Zeit der Tod noch nicht eingetreten
war, mußte er noch mit Opium und andern Mitteln nach-
helfen. Die Vorstellungen, dch der Anhänger des
Taoismus sich vom Jenseits gemacht hat, verbieten ihm,
seinen Körper irgendwie zu verletzen oder zu verstüm-
meln. Daher kennt der Chinese, für den ja der Selbst-
mord sonst nicht viel Schrecken hat, nur das Erhenken,
Ertränken, Vergiften und Ersticken als Weg zum Tode.
Prinz Tschwang, dem das Urteil in Putschoufu,
einer größeren Stadt in der Südwestecke Schansis über-
mittelt wurde nahm sich in 'Gegenwart. des Reichs-
kornmissärs Kopauhwa, der ihm den Befehl des Hofes
von Singaufu gebracht hatte, ohne weitere Ilmstände so-
fort das Leben. Er erhenkte sich in einem Tempel des
Ortsmau darinen, bei dem er wohnte, an der berüchtig-
ten weißseidenen Schnur, die ihm der Kaiser gesandt
hatte als herkömmliches Zeichen des gemilderten Todes-
urteils. „Also nur Selbstmord?" hatte er gefragt, als
ihm das Urteil verlesen wurde, „ich wußte längst, daß
ich sterben müßte. Ich fürchte der Kaiser wird auch nicht
mehr lange am Leben bleiben." Seinen Sohn, der die
letzten Stunden mit ihm und einer der Nebenfrauen ver-
brachte, ermahnte er, dafür mit zu sorgen, daß der Thron
der Mantschu nicht von fremden Eroberern bestiegen
werde. Am feigsten benahm sich Iüngnien, der Vor-
sitzende des Zensorenamtes. Man hatte ihn ins Gefäng-
nis von Singanfu geworfen, wo er sich in Vorwürfen ge-
gen den Prinzen Tsching erging, der ihn nicht hätte so
im Stich lassen sollen. Noch ehe die kaiserliche Bestäti-
gung seines Todesurteils da war, erstickte er sich dann
in der Neujahrsnacht zum 19. Februar mit Erde. Sein
Tod niußte aber noch ein paar Tage geheim gehalten
werden, bis der erwartete Befehl des Kaisers wirklich ein-
traf. Auch Prinz Tu an wußte was ihm bevorstand.
Cr hatte sich deshalb schon nach Ninghsia geflüchtet, einer
Stadt an der äußersten Nordgrenze zur Mongolei am
Hwangho in Kansu. Er empfing seine Verurteilung
mit dem größten Gleichmut und machte sich unverzüg-
lich nach Turkestan auf, in der Befürchtung, die Verbün-

deten könnten doch noch nachträglich auf seinem Tode be-
stehen. Sein Sohn der kleine mutmaßliche Thronfolger,
hatte sich wie toll vor Angst gebärdet als der kaiserliche
Erlaß mit der Verkündigung der Strafe angekommen
war. Tuan aber beruhigte ihn mit dein Tröste, ihm
wurde bei seiner Jugend kein Leid geschehen, er habe ja
auch mit dem ganzen Aufstand nichts zu thun gehabt.

Deutsches Reich.
— Der Monat Mai war für die Reisenden in
Deutschland von mehr Gefahren und Verlusten beglei-
tet, als die drei Monate des vorausgegangenen Quar-
tals. Im Mai sind auf deutschen Eisenbahnen — aus-
schließlich der bayerischen — 10 Entgleisungen von Gü-
terzügen auf freier Bahu, 17 Entgleisungen in Statio-
nen (davon fünf bei Personenzügen), 2 Zusammenstöße
auf freier Bahn ^(davon 1 bei Personenzügen), 10 Zu-
sammenstöße in Stationen (davon 5 bei Personenzügen)
vorgekommen. Dabei wurden 13 Reisende, 6 Bahnbe-
dienstete und 2 fremde Personen verletzt.
— Aus dem P o st d i e n st. Der zurzeit im Reichs-
Postamt beschäftigte Postinspektor Lindow tritt am 14.
August vorübergehend in den Dienst der griechi-
schen Regierung über, behufs Einführung von Re-
formen und Verbesserungen auf dem Gebiete des Tele-
graphen- und Fernsprechwesens in Griechenland.
Baden.
— Um ein für Errichtung einer Heil- und Pslege-
anstalt inbetracht kommendes Gelände zu besichtigen,
weilte mit anderen höheren Beamten Ministerialpräsident
Dr. Schenkel in Adelsheim. Beim Mahle hielt er
eine Ansprache, in der er, laut „Baul. Bote", u. a.
betonte, er sei, durch das Vertrauen unseres Landesherru
zum Minister berufen, für einen maßvollen, ruhigen
Fortschritt sowohl im wirtschaftlichen, wie im geistigen
Leben. Im wirtschaftlichen Leben gebe es zwei Ge-
biete, in dem einen herrsche die Industrie mit den rau-
chenden Schloten und dem reichen Erwerbe, daneben aber
auch manchmal der keimenden Unzufriedenheit. Im
zweiten Gebiet herrsche noch die alte Wirtschaftsweise
mit den Wiesenthälern, dem schönen Felde und den
Waldungen, wo die Axt selten gebraucht werde. Zum
letzteren Gebiet gehöre das Hinterland. Allerdings sei
die Landwirtschaft in den letzten Jahren von schweren
Heimsuchungen betroffen worden. Allein der Mut dürfe
nicht verloren werden; der Reichstag werde sich dem-
nächst mit einer mäßigen Erhöhung der
Zölle befassen, damit die Getreidepreise sich
heben würden, und auch die großherzogliche Regierung
reiche der Landwirtschaft die Hand und treffe unter der
bewährten Mitwirkung des Präsidenten Klein verschie-
dene Maßnahmen zu ihren Gunsten. Die Landwirte
mögen der Regierung volles Vertrauen entgegenbringen,
aber sie müßten auch insbesondere auf genossenschaft-
lichem Wege, die Selbsthilfe unter Mitwirkung des Staa-
tes ergreifen.
—Die Volk spartet ist den Freisinnigen
böse wegen ihres Karlsruher Wahlkartells mit den Na!-
tionalliberalen. Sie wird aus Rache dafür inLörra ch
gegen die Freisinnigen stimmen. Ob diese in der Er-
regung ausgestoßene Drohung wahrgemacht wird ist
jedoch noch zu bezweifeln. Die Demokratie wird doch nicht

Prokura.
Humoreske von Reinhold Ortmann
0

tzx Heiterkeit.

^ehe köstliche Erfrischung I" sagte sie in ganz ungekün-

„Finden Sie das nicht auch?"
sich beschämt durch ihre feinfühlige Art, ihm
st.stst Peinliche Verlegenheit hinweg zu helfen. Und
n b vorher reizend gefunden hatte, so fand er sie jdtzt
hstd sin ^Eungswürdig. Erleichtert atmete er auf, als der
Endlich vor ihnen lichtete und als durch den grauen
vHe,i Sr das zwischen Felder und Wiesen eingebettete
We>P! sichtbar wurde. Noch eine kurze Wanderung über
Ackerwege, und sie hatten das Wirtshaus erreicht.
Sk Mädchen zögerte ein wenig, wie wenn es im
V Th» ob es seinen Weg trotz des noch immer in Stro-
hs Hsti^en Regens nicht lieber gleich fortsetzen solle. Lud-
"der erklärte mit aller Entschiedenheit, daß sie
stNi, schützenden Dache das Ende des Unwetters ab-
?!>-dv ^ ihre Kleider so gut als möglich trocknen müsse,
ist .3ab sie seinem Drängen nach. Und es traf sich gut,
V den Besitzern des einfachen ländlichen Gasthauses
Sstllreundliches und hilfsbereites junges Ehepaar
-st Wirtin verschwand alsbald mit der durchnäßten
vstiekchv ihrer Schlafkammer, während Ludwig wenigstens
»hAn Sdes Jackett mit dem Sonntagsrock des Wirtes ber-
Vfs hsivnnte. Als seine Gefährtin nach einer Viertel-
et Äe S halb schelmischer, halb verschämter Miene das
? astzimmer betrat, hatte er Mühe, einen Ausruf
sit j d!, mderung zu unterdrücken, so allerliebst stand ihr das
VVSen keineswegs geschmackvolle bäuerliche Kostüm
-V- r,i. Wirtin zu Gesicht. Sie war anfänglich wohl etwas
I' T' »."der die kleine Befangenheit war nicht von langer
SdJTrm M Ludwig war zu taktvoll, die eigenartige Lage
"stsi) Tcs,'An, und je vollständiger ihn der Liebreiz seiner
HttzhJSIsalsgefährtin gefangen nahm, desto zarter und
tv wurde sein Benehmen gegen sie.

Da bei dem Unwetter, das noch immer mit unverminderter
Heftigkeit andauerte, an einen Aufbruch vorläufig nicht zu
denken war, und da die Romantik ihres Abenteuers die beiden
kerngesunden jungen Menschenkinder wicht, hinderte, eiijen
rechtschaffenen Hunger zu spüren, bestellten sie ein so üppiges
Mittagessen, als die bescheidenen Küchenverhältnisse des Wirts-
hauses es zu gewähren vermochten. Und nie in seinem Leben
hatte Ludwig Gerold ein Essen so trefflich gemundet, als die
einfachen Gerichte, die er in Gesellschaft seiner liebenswürdigen
Tischgcnossin verzehren durfte. Sie waren vergnügt wie zwei
übermütige Kinder, und dabei war ihre Unterhaltung so un-
verfänglich, daß sie auch das Lauscherohr der boshaftesten
Klatschschwestern nicht hätten zu fürchten brauchen. Keines
von ihnen hatte bisher ein Verlangen gezeigt, den Namen
des anderen zu erfahren. Und es geschah nicht aus Neugier,
sondern ganz zufällig und absichtslos, daß die junge Rad-
lerin im Verlauf des Gesprächs die Vermutung äußerte, ihr
Geführte sei nicht in der Gegend von Neustadt daheim. Lud-
wig Gerold aber hielt es auf diese Bemerkung hin doch für
seine Pflicht, sich in aller Form vorzustellen, wie er es nach
den Vorschriften der guten Sitte eigentlich längst hätte thun
müssen.
In dem Augenblick, da er seinen Namen nannte, entfiel
den sonst so geschickten Fingern des jungen Mädchens an-
scheinend zusällig das Löffelchen, mit dem sie gespielt hatten,
und sie bückte sich hastig, es aufzuheben. Als sie sich wieder
aufrichtete, waren ihre Wangen von einem viel lebhafteren
Rot überhaucht als zuvor, und das sorglos heitere Lächeln,
das ihr so entzückend anstaud, war ganz und gar von ihrem
Gesicht verschwunden. Sie hatte kein Wort der Erwiderung,
und Ludwig Gerold fragte sich vergeblich, ob er vielleicht
ahnungslos etwas gethan habe, ihren Unwillen zu erregen.
Zn langem Kopfzerbrechen freilich ließ sie ihm gar nicht Zeit.
Denn nach einer kurzen Minute des Schweigens stand sie
plötzlich auf, winkte die Wirtin, die mit ihrem Strickstrumpf
abseits an einem anderen Tische sah, zu sich heran und ver-

ließ nach einigen geflüsterten Worten mit ihr das Zimmer.
Etwas befremdet zwar, doch noch immer nichts Schlim-
mes vermutend, harrte Ludwig ihrer Wiederkehr. Aber eine
Viertelstunde verrann, ohne daß ihre schlanke Gestalt und ihr
liebes Gesichtchen wieder in der Thür erschienen wären. Um
seine Ungeduld zu beschwichtigen, trat er an das Fenster,
gegen das noch immer die schweren Regentropfen klatschten.
Und das erste, was er zu seiner grenzenlosen Bestürzung
draußen auf der schlammigen Dorfstraße gewahrte, war seine
schöne Unbekannte, die eben in ihrem Radlerinnenkostüm aus
dem Hause trat, ihre Maschine neben sich herschiebcnd und
offenbar im Begriff, ohne Abschied davon zu fahren.
Seine erste Eingebung war, das Fenster aufzureißen un7>
sie durch einen bittenden Zuruf zurück zu halten. Aber wie
er auch riß und rüttelte, der widerspenstige Flügel gab nicht
nach. Und die wenigen kostbaren Sekunden, die er mit seinem
fruchtlosen Bemühen verloren, waren für das junge Mäd-
chen Zeit genug gewesen, sich in den Sattel ihres Stahlrosses
zu schwingen und es — unbekümmert um Morast und Pfützen
— sofort in die rascheste Gangart zu setzen. Es war eine rich-
tige Flucht, daran konnte der arme, betrogene Ludwig Wohl
nicht länger zweifeln. Und was ihn am tiefsten betrübte,
war die kränkende Thatsache, daß sie ihm nicht einmal ein
letztes flüchtiges Kopfnicken, nicht einen letzten freundlichen
Blick vergönnte. Mit abgewandtem Köpfchen sauste sie dahin,
daß das Wasser unter den Gummireisen aufspritzte. Und
ehe er noch in seiner maßlosen Ueberraschung zu irgend
einem Entschluß hatte gelangen können, war sie hinter dem
nächsten Hause des Dorfes seinen trübseligen Blicken ent-
schwunden.
(Fortsetzung folgt.)

— Immer galant. „. - Und was wurden Sie machen. Herr
Edgar, wenn Sie ein Riese wären? „Ich?! O ich würde mir
Sie, Fräulein Röschen, in's Knopfloch stecken!"
 
Annotationen