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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177 - 203 (1. August 1901 - 31. August 1901)
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Mittwoch, 28. AM- IM. Zweites Blatt.

43. Jahrgang. — Ir. 200.


Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familicnblättern monatlich 50 Pfm in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
Nnzcigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. —Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
ebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Die Jahresversammlung -es deutschen Vereins
sür öffentliche Gesundheitspflege
wird in diesem Jahre in R o st o ck und Mar vom 18.
bis 21. September stattfinden. Die Tagesordnung ist
wiederum eine sehr interessante und teilweise sehr aktuelle
und daher auch geeignet zu den Vielsälügen und gründ-
lichen Aufklärungen, welche der Verein im Kreise der
Gemeinde- und Gesundheitspflege-Beamten verbreitet
hat, neue zu fügen.
Der erste Gegenstand: Die örtlichen Gesundheitskom-
missionen in ihrer Bedeutung für Staat und Gemeinde,
sowie sür die amtliche Thätigkeit der Medizinalbeamten
(Referenten Geh. Medizinalrat Dr. Rapmund-Minden
und Privatdozent Stadtrat Dr. Zastrow-Charlottenburg)
mag vieleicht in Baden, wo die Städte der Städteord-
nung Gesnndheitskommissionen besitzen, als minder wich-
tig erscheinen ,er ist es aber auch für die Badener keines-
wegs und schon wegen der Zusammensetzung und Ar-
beitsweise der Kommissionen wird man viel zulernen
können und müssen.
Der zweite Punkt der Tagesordnung: Die Hy-
giene der Molkereiprodukte (Referent Prof.
Dr. Löffler-Wreifswald) hat aber gerade jetzt nach den
neuesten Mitteilungen RobertKochs über die Men-
schen- und Tiertuberkulose und der Behauptung oder
bestimmten Vermutung, daß die Tuberkulose der Tiere,
speziell des Rindes nicht auf den Menschen übertragbar
sei, besonderes Interesse: es wird das Referat und die
Diskussion ganz besondere Bedeutung gewinnen.
Wäre es zutreffend, daß wir weder durch Milch
noch Milchprodukte die Tuberkulose — die beim Rind
Loch häufig vorkommt — erwerben können, dann würden
manche neuere Verordnungen und Einrichtungen sowie
manche Empfehlungen der Hygieniker ja hinfällig und
überflüssig werden und wir bedürften nicht des in letz-
teren Jahren als so dringend notwendig erkannten und.
bezeichnet«» Schutzes gegen die Tuberkulose beim Ge-
nuß von Milch und Milchprodukten.
Es würde sowohl dem Landwirt wie dem Händler,
aber ganz besonders dem Konsumenten manche
Sorge und Mühe abgenommen werden können; wenn
die Untersuchungen Kochs zur Gewißheit brächten, daß
Tier- und Menschentuberkulose verschieden seien und we-
der herüber noch hinüber übertragbar wären.
Der dritte Gegenstand der Rostocker Tagesordnung:
Fortschritte auf dem Gebiete der Z e n t r a l h e i z u n g
und Lüftung öffentlicher Gebäude und Wohnhäuser
im letzten Jahrzehnt wird ein zusammenhängendes Bild
über diesen Gegenstand ergeben, das namentlich bezüg-
lich der Schulhygiene besondere Beachtung verdient, weil
bisher sowohl Lehrer wie Schüler noch viel unter den
mangelhaften Heizungs-^ und Lüftungseinrichtungen zu
leiden haben, während im übrigen die Frage die breiten
Massen der Bevölkerung wenig berührt.
Einen Gegenstand, der ebenfalls von Bedeutung
bis in die kleinste Hütte sein dürfte, ist Punkt 4 der
Tagesordnung: Die Bedeutung der hygienisch
wichtigen Metalle im H a u s h a l t und in den
Nahrungsgewerben.
Sowohl sür die Küchengeräte als zur Verwahrung
von Konserven und Vorräten werden Metalle verwendet
und manche akute wie besonders manche lange unerkannte
oder nie erkannte chronische Krankheit stammt aus dieser
Metallverwendung, die an sich sehr viele Vorteile bie-

tet. Authentische Feststellungen, die einerseits die Haus-
frauen belehren, anderseits die Industrie vor Härten
bewahren und ebenfalls gründlich belehren, sind drin-
gend nötig und es wird hier wohl wieder ein Baustein
für die Hygiene der Küche und des Haushalts geliefert
werden.
Der letzte Punkt der Tagesordnung: StraßenLe-
se st i g u n g s m a te r i a I und Ausführungsarten so-
wie ihr Einfluß auf die Gesundheit wird Wohl nicht nur
uns Heidelberger, wo man vor etlichen Jahren über
Porphyr und Basalt Erwägungen und Versuche an-
stellte, weil Bedenken gegen den Porphyrstaub laut ge
worden waren, mitinteressieren, sondern gewiß die weite-
sten Kreise.
Wir leiden im ganzen Vaterlande so vielfach an
Krankheiten der Luftwege, daß diese Frage ganz gewiß
neben die Hygiene der Milchprodukte gestellt werden
darf. Unter allen Umständen wird auch die Erörterung
dieses Kapitels freudig zu begrüßen sein und der Verein
wird damit sicher einen Weg gehen, der zur Gesundheits-
pflege im Reiche sein gutes Teil beiträgt.
_Max M a y.

Deutsches Reich.
Sachsen.
— Schlimme Zahlen teilt der jetzt erschienene Bericht
über die Ergebnisse der S ch l a ch t v i e h° u. Fleisch-
b e s ch a u in S a ch s e n mit. Die Schau ist bekanntlich
am 1. Juni 1900 allgemein gesetzlich zur Einführung ge-
langt. Von dieser Zeit bis 1. Juni 1901 wurde bei
65 581 Stück geschlachtetem Rindvieh Tuberkulose fest-
gestellt. Die Zahl verteilt sich wie folgt: Von den ge-
schlachteten Stieren und Ochsen waren tuberkulös 11 820
oder 29,31 Prozent, von den Bullen 6697 oder 21,67
Prozent, von den Kühen und Kälbern 37 064 oder
33,84 Prozent. Das läßt erkennen, wie notwendig eine
Planmäßige Bekämpfung der Rinder-
t u b e r k u l o s e ist.

Kleine Zeitung.
— Berlin, 26. Aug. In der Berufungsinstanz
kam heute die zwischen der „Köln. Ztg." und dem Ber-
liner Vertreter der „Leipz. Neuesten Nachr." schwebende
Angelegenheit zur Verhandlung. Dr. Liman hatte s. Z.
behauptet: In einem geheimen Geschäftsbericht der eng-
lisckMüdafrikanischen „De BeersiEomPany" -für das
zweite Halbjahr 1899 befinde sich ein Posten mit dem
Titel „Spezialfonds für Agitationszwecke"! Dieser
weise an Ausgaben nach: nach Köln 1 200 000 Mk.,
nach Berlin 7 Millionen Mark. Die Beschuldigung
der „Köln. Zeitg." die in diesen Worten liegt, ist mit
Händen zu greifen. Die „Köln. Ztg." ermangelte denn
auch nicht, dem Herrn Dr. Liman ordentlich auf den
Mund zu schlagen. Das zog ihr eine Beleidigungsklage
seitens des pp. Liman zu, worauf sie Widerklage erhob.
Vor dem Schöffengericht erklärte der pp. Liman er habe
die „Köln. Ztg." gar nicht gemeint. So wurde der
damalige verantwortliche Redakteur der „Köln. Ztg."
wegen Beleidigung des PP. Liman zu 100 Mark Geld-
strafe verurteilt. Die Strafkammer bestätigte diese Ent-
scheidung. sie erklärte: Der Redakteur der „Köln.
Ztg.", Dr. Aug. Schmits sei der Beleidigung schuls

Die Brieftasche.
33) Roman von F. von Kapff-Essenther.
(Fortsetzung.)
Wäre es nicht am besten gewesen, ihr zu Füßen zu fallen.
Nochmals sein Geschick in ihre Hand zu legen? Aber noch
kämpfte der böse Dämon gegen den Drang nach Wahrheit
in ihm.
„Ich weiß wirklich nicht, warum Du imch mit dieser Ver-
mutung quälst?" sagte er abgewendet.
Mit großen, klaren, vernichtenden Blicken sah sie ihn an.
»Erwäge, ob es nicht besser ist, aufrichtig zu sein. Wir werden
alle beide unwiderruflich, unrettbar unglücklich werden, wenn
Du nicht den Mut hast, aufrichtig zu sein."
Möhring stöhnte schmerzlich auf. Nein, er vermochte es
nicht, Ottilie ins Gesicht, ihr in die klaren Augen hinein zu
Ligen.
„Willst Du meinen Tod, willst Du mein Verderben?"
Murmelte er ganz gebrochen. „Mich vor jenem demütigen
- das ist noch schlimmer als der Tod!"
Sie seufzte tief und schmerzlich auf. „Ein schweres Ver-
hängnis, Ernst,'hat uns ereilt. Ich glaube, nur völlige
Nahrhaftigkeit könnte uns davon befreien.'
Leidenschaftlich ausbrechend r,ef er: „Thue mit mir, was
Du willst; ich wiederhole es Dir: vor Dir will ich M Staube
Legen, aber nicht vor jenem. Verlange nichts Unmögliches
von mir I"
. Sie schwieg. Er fühlte, daß der Abgrund zwischen ihnen,
den fein reumütiges Geständnis neulich geschlossen, sich von
veuem aufthat. — ^ , . . „ ..
^ Als er an diesem Abend nach Hause kam. holte er die
verhängnisvolle Brieftasche hervor und füllte sie mit hohen
Banknoten, wie er sie damals darin gefunden. Er wollte ste
Anonym Riedberg zurücksenden. Aber am folgenden Morgen
Lhlte ihm auch dazu der Mut. Muhte Riedberg, infolge der

neulichen Unterredung, nicht den wahren Zusammenhang er-
raten? Und dennoch, mußte er nicht auch sein Geld zurück
erhalten?
So trug Möhring den ganzen Tag die Brieftasche bei
sich; sann und grübelte, ohne den rettenden Ausweg finden
zu können.
„Ja, er ist wie von Sinnen, mein Mann," sagte Kläre.
Sie war in Möhrings Bureau erschienen, wieder einmal, um
seinen Rat einzuholen, seine Hilfe anzuflehen. „Nun, auf
einmal will er zur Polizei laufen und sich selber anzeigen.
Denken Sie nur, Herr Möhring, jetzt, wo wir das Geld an-
gegriffen haben. Es wäre ja unser Verderben. Er käme sicher
ins Gefängnis. Ach, ich bitte Sie Herr Möhring," sie erhob
flehend die Hände, „halten Sie ihn doch davon ab; Sie ver-
mögen ja etwas über ihn. Nun ist das Geld doch nicht mehr
ganz; wozu denn jetzt — nein, nein, es darf nicht geschehen!
Da könnte ich ja auch gleich ins Wasser 'laufen; denn was
soll aus mir werden, wenn er cingesperrt wird?"
Möhring sah ganz verwundert darein. „Wie konnte das
nur so plötzlich kommen?" fragte er. „Ich dachte, Ihr Mann
hätte sich mit dem Gedanken vertraut gemacht, das Geld zu
behalten? So hatte er mir wenigstens gesagt."
„Ach, der Hasenbraten ist daran schuld," sagte Kläre
weinend. „Die Hasen sind jetzt billig; und vorigen Sonn-
abend hatte ich in der Markthalle einen gekauft. Ich esse ihn
für mein Leben gern und Fritz auch. Es war ein wunder-
schönes Essen. Und da, auf einmal, gerade wie der Braten
tranchiert ist, bekommt der Fritz Gewissensbisse und fängt an:
„Ach, weißt Du, da essen wir Hasenbraten und der andere,
der das Los verloren hat, hungert vielleicht. Wir hätten's
doch nicht thun sollen! Cs ist nicht nur ein Vergehen vor den,
Gesetz, es ist auch eine Sünde, Kläre, eine Todsünde." Und
so ging es fort. Ich suchte ihn zu beruhigen, ihm zu er-
klären, daß der Hase überhaupt nicht teurer käme, als ein
anderer Braten. Aber er behauptete auf einmal: uns käme
überhaupt kein Braten zu. Genug, er war ganz von Sinnen.
Die ganze Woche jetzt gab es nur Brühkartoffeln bei uns und

dig, da der 8 193 des Skr.tG.-P. überschritten sei und
die auf 100 Mark festgesetzte Geldstrafe sei angemessen.
Bezüglich der Widerklage sei der Gerichtshof 'mit dem
ersten Richter der Meinung, daß nicht nachgewiesen sei,
daß sich der Artikel „Die goldene Hand" auf die „Köln.
Ztg." beziehe. Die Berufung sei deshalb verworfen.
— Der g'spaßige Name. Wiener Blätter schreiben:
Der Drechslergehilfe Hermann Kratochwill war beim Be-
zirksgericht Josefstadt wegen Bettelns angeklagt. Der
Richter fragte ihn, wie üblich, auch nach dem Narben
seiner Eltern, worauf der Angeklagte erwiderte:
„Mein Vater hat Josef K. geheißen, wie meine Mut-
ter geheißen hat, weiß ich nicht mehr."
Richter: „Sie werden sich doch an den Taufnamen
Ihrer Mutter erinnern."
Angeklagter: „Meine Mutter hat halt so einen
g'spaßigen Namen gehabt, daß ich mich an ihn absolut
nicht erinnern kann."
Richter: „Denken Sie nur ein wenig nach."
Der Angeklagte legte die Hand an die Stirne und
rief nach einigen Minuten: „Herr Richter, jetzt weiß ich
den Namen meiner Mutter!"
Richter: „Also nennen Sie ihn."
Angeklagter: „Anna, hat meine Mutter geheißen."
(Heiterkeit.)
Richter: „Anna ist doch kein g'spaßiger Name."
Angeklagter: „Aber vergessen habe ich ihn doch."
Der Richter verurteilt den Angeklagten zu 48 Stun-
den Arrest.
— Gegen Kochs neue Theorie, wonach die Rinder-
tuberkulose nicht ansteckend ist für den Menschen, erklärt
sich nun auch einer der bedeutendsten Forscher auf 8em
Gebiete der Tiertuberkulose, Obermedizinalrat Dr.
Johne, Professor der pathologischen Anatomie an der
Tierärztlichen Hochschule zu Dresden, in der „Rundschau
auf dem Gebiete der Fleischbeschau, des Schlacht- und
Viehhofwesens". Prof. Heller-Kiel stellte fest, daß fast
in der Hälfte aller Fälle von Tuberkulose bei Kindern
sich Tuberkulose der Gekrös-Drüsen, also jener Abschnitte
des Lymphapparates findet, die von Keimen, welche vom
Darm aus in den Körper dringen, in erster Linie Passiert
werden müssen. Mit Heller ist Johne der Ansicht, daß
gerade die Milch tuberkulöser Kühe bei der Kindertuber-
kulose die Hauptrolle spielt. Bei Tierarzt M., welcher,
aus gesunder Familie stammend, sich bei der Sektion
einer perlsüchtigen Kuh am Daumen verletzte, bildete sich
in der Narbe nach einem halben Jahre ein Hauttuberkel
und später stellte sich Husten mit Auswurf ein; in diesem
wurden Tuberkel-Bazillen gefunden. Als M. starb,
fanden sich im verletzten Gelenk des Daumens ebenfalls
Tuberkelbazillen in großer Zahl! Johne hält es daher
für wahrscheinlich, daß der Rindertuberkulose-Bazillus,
wie dies schon früher in Versuchen ziemlich bestimmt nach-
gewichen ist, ein abgeschwächter Tuberkelbazillus ist,
der zwar siir erwachsene Menschen mit normaler Wider-
standsfähigkeit eine geringere Infektionsgefahr, eine um
so größere aber für den zarten Organismus des Säug-
lings oder solcher Erwachsener bildet, deren Konstitution
durch Krankheiten und Entbehrungen, wie Virchow sagt
„durch soziales Elend", geschwächt wurde.
Theater- und Kunstuachrichten.
— Der Abschied Irene Trieschs vom Frankfurter Schau-
spielhaus gestaltete sich zu einem Theaterereignis, wie man es
dort ähnlich nur einmal erlebte, damals als Emil Schneider

einmal Mohrrüben; nur, damit mein Mann sich wieder
beruhige. Aber er bleibt dabei, sein Gewissen lasse ihn nicht
schlafen und er müsse zur Polizei. Ich bin ln Todesangst bei
Tage und bei Nacht." Sie schluchzte.
Möhring hatte, finster vor sich hinbrütend, zugehört.
Der Hasenbraten und die Brühkartoffeln rangen ihm kein
Lächeln ab. Ihm schauderte vor dem Bilde eines zerrütteten
Gewissens. Freilich, der Fall Elbes war harmlos; sür diesen
Fall ließ sich ein guter Abschluß finden.
„Seien Sie ruhig, Frau Kläre," sagte er. „Ich werde
Ihren Mann heute Mittag von der Druckerei abholen — er-
schrecken Sie alsv nicht, wenn er etwas später nach Hause
kommt — und ihm die Sache ausreden. Ich gebe Ihnen mein
Ehrenworr, es wird noch alles gut!"
Kläre, harmlos und oberflächlich, wie sie war, ließ sich
leicht beschwichtigen, und verabschiedete sich ruhig und ge-
tröstet.
„Dieser Mann ist ehrlich," stöhnte Möhring schmerzlich,
als ste gegangen war.—
Ohne sich gleich blicken zu lassen, erwartete er seinen ehe-
maligen Kollegen gegen Mittag an der Bohnemannschen
Druckerei. Elbe war wirklich kaum wieder zu erkennen. Bleich
zerrüttet, verstört sah er aus, wie Möhring ihn nie vorher
gekannt. Auch schlug er nicht den Heimlveg ein, gerade aus.
sondern er bog links ab in Richtung nach dem Alexanderplatze»
an dem das Polizeipräsidium liegt.
Möhring folgte ihm. Wollte sich der Unglückliche wirk-
lich anzeigen? Es ging Möhring nichts an; und dennoch faßte
ihn ein geheimes Grauen nur allein vor der Vorstellung:
Polizei. Unterschlagung. Anzeige! — Elbe war ja auch ein
Narr! Er, Möhring, hatte ihm ja das Los samt dem Ge-
winne geschenkt. Weshalb glaubte jener nicht an die Legalität
des Geschenkes? Nein, es durfte nicht geschehen, daß Elbe eine
Selbstanzeige machte; Möhring war, als sei das eine böie
Vorbedeutung für ihn selbst.
Ans dem Miihlendamm packte er Elbe am Arm.
(Fortsetzung folgt.)
 
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