Heidelberger Zeitung (43) (1901 (Juli bis Dezember))

sich ein längeres Artiüeriegefecht, wobei auch Maschinen-
gewehre thätig waren; eine Kaoallerieattacke auf die
Infanterie folgte. Nach der Kritik nahm der Kaiser
bei Groß-Ziethen einen zweimaligen Vorbeimarsch aller
beteiligten Truppenteile ab und verließ um halb 3 Uhr
das Uebungsfeld.
Berlin, 2. Sept. Eine Extraausgabe der „Ostas.
Korrespond." meldet, daß der Kaiser aus eigenster
Initiative dem Prinzen Tschun hat Mitteilen lassen.
Laß er ihn in Potsdam und zwar allein, nur von ei-
nem Dollmetsch begleitet, zu empfangen geruhen wolle.
(Als Dolmetsch wird der neue chinesische Gesandte
dienen, der sehr gut deutsch spricht. Die übrigen Per-
sonen werden zur Audienz nicht zugelassen.) Der Prinz
dankte telegraphisch für diese „gnädige Behebung der
Schwierigkeiten". Die Audienz wird am Mittwoch oder
Donnerstag fein. Der Aufenthalt der Sühnemission
in Berlin wird auf zwei Wochen berechnet. Nachher soll
die Reise zurück nach Italien gehen. Die Mission
ist nach der „Frkf. Ztg." von folgenden Staaten einge-
kaden worden: Italien, England, Belgien, Vereinigte
Staaten von Amerika und Japan. Alle diese Einladun-
gen sind angenommen. Die erste Einladung kam
hon den Vereinigten Staaten.
Meran, 2. Sept. Die Generalversammlung der
deutschen und östereichischen Alpen Vereine wählte
einhellig zum nächstjährigen Versammlungsort Wies-
baden.
Belgrad, 2. Sept. Aus Uesküb wird gemeldet,
dort habe in voriger Woche eine Militärrevolte
stattgefunden. Die türkischen Offiziere und Mannschaf-
ten, die seit Monaten keinen Sold erhalten haben,
überfielen im Valijatsgebäude den kaiserlichen Steuer-
einnehmer, mißhandelten ihn und erzwangen die Heraus-
gabe des vorhandenen Geldes.
London, 2. Sept. Der 34. Jahreskongreß der
Trade Unions wurde heute Vormittag eröffnet.
Mehr als 500 Delegierte, die über eine Million organi-
sierter Arbeiter vertreten, nehmen an dem Kongresse
teil.
Helsmgör, 2. Sept. Die russische Kaiseryacht
»Standart" ist um 1 Uhr mittags hier eingetroffen. Bei
der Landung wurde das Kaiserpaar von dem König
nnd der ganzen königlichen Familie, die mittels Sondew
Mges von Fredensborg herüber gekommen war, empfan-
gen. Helsingör ist reich geschmückt.
Kopenhagen, 2. Sept. Das Zarenpaar ist hier
angekommen und von der Königsfamilie begleitet nach
Fredensborg gefahren.
Petersburg, 2. Sept. Auf der Warschauer Bahn,
411 Werst von Petersburg entfernt, entgleiste ein Ex-
trazug der Großfürstin Alexandra Josephowna. Ein
Heizer fiel der Katastrophe zum Opfer. Von den Insassen
tvurde keiner verletzt.
Konstantinopel, 2. Sept. Die große Geldnot ver-
anlagte die Pforte, die lange zurückgehaltenen Satzungen
für die Baugesellschaft des Hafens Haidar Pascha her-
auszugeben. Darauf lieh sie von der anatolischen Bahn
30 000 Pfund. Für die Bedürfnisse des Thronbestef-
gungsfestes ist anscheinend gesorgt.
San Sebastian, 1. Sept. Die Mannschaft des deut-
schen Schulschiffes „Stein" wohnte hinein ihr zu
Mren veranstalteten Stierkampfe bei,
San Sebastian, 2. Sept. Das deutsche Schulschiff
«Ster n" hat heute Vormittag den hiesigen Hafen ver-
lassen und ist nach Pafages abgegangen.
Kapstadt, 3. Sept. Von den Buren rst em neuer
'Einfall in die Kapkolonie unternommen. Der Zweck
desselben ist, Pferde zu holen._

Wolff'« Telegraphenbureau.
Paris, 3. Sept. Der Marineminister empfing ein
Telegramm aus Tientsin, in dem gemeldet wurde,
daß der Palast der Vorfahren in der kaiserlichen Stadt
in Peking chinesischen Bevollmächtigten feierlich übergeben
wurde.
London, 3. Sept. Der deutsche Kronprinz
fuhr gestern in Begleitung des Herzogs von Marlborough
nach Oxford und kehrte später von dort wieder nach Lon-
don zurück.
London, 3. Sept. Der letzte Burenkommandant von
Johannesburg, Dr. Krause, welcher seinerzeit Johannes-
burg Lord Roberts übergab und der, nachdem er den Treu-
eid geschworen, seit 4 Monaten in London lebte, wurde
gestern Abend in einem hiesigen Hotel unter dem Verdacht
der Spion aze verhaftet. Sein Gepäck wurde be-
schlagnahmt.
Spezialtelegramme der Heidelberger Zeitung.
st Berlin, 3. Sept. Prinz Tschun trifft in Pots-
dam heute Nachmittag ein. Der Empfang durch den
Kaiser findet spätestens Donnerstag statt.
m Berlin, 3. Sept. In der „Täglichen Rundschau"
plaidiert Major Mißmann für Schaffung einer Ko-
lonialarmee durch Konzentration der bestehenden Schutz-
truppen und durch Bildung einer kleinen heimatlichen
Stammtruppe.
8 Berlin, 3. Septbr. Einer Blättermeldung zufolge
hat der Herausgeber der Londoner Finanzchronik
seinerzeit den Grafen Bülow von dem durch Berliner
Journalisten gemachten Angebot des Ankaufs des
Zolltarifentwurfs verständigt, worauf Bülow unter
der Bedingung der Nichtveröffentlichung dem Ankauf zu-
stimmte.
r Bochum, 3. Sept. Die Ruhrkrankheit tritt
hier in schwerer Form auf. Die Krankenhäuser sind
überfüllt.
Münchberg, 3. Sept- Wie die „Münchberg-
Helmbrechtser Zeitung" meldet, wurden gestern Albend
in Mainroth 6 Häuser und 19 gefüllte Scheunen
mit Nebengebäuden durch Feuer »vernichtest.
Kinder die mit Streichhölzer spielten, sollen den Brand
verursacht haben.
dk. Grashock, 3. Sept. Die Unruhen unter den
Eingeborenen nehmen zu. Vorgestern wurde ein
Dorf, 20 englische Meilen von Grashock enfernt, von
den Bergstämmen angegriffen und geplündert. Frauen
wurden mißhandelt und vergewaltigt. Die Eindring-
linge kehrten alsdann in die Berge zurück ohne von den
Reichstruppen irgendwie belästigt worden zu sein.
L. Vlissingen, 3. Sept. Der deutsche Kronprinz
ist hier eingetroffen und von hier um 5Z4 Uhr nach
Bonn abgereist._ _
Verantwortlich für den redaktionellen Teil F. Montua. für den
Inseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.
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gebung, aisllt sieb aber ostwärts rminok. Lür Uittwoob und
Bonnorstagist kortgssstLt trooksnss und snob vorwiegend
bsitsrss Vetter rn erwarten.

Amts- und Kreis-Berküvdiguugsblatt.

Sek«l>tm»chuss.
Für die Zeit vom 1. bis mit 28.
September ds. Js. ist Referendar
Franz Maisch zum Dienstoerweser des
Notariats Neckargemünd I mit den
Befugnissen eines Notars bestellt.
Karlsruhe, den 22. August 1901.
Ministerium der Justiz, des Kultus
und Unterrichts.
In Vertretung:
Reichard.
Schellenbeck.
KMimtMchiW.
Die Untersagung der
gewerbsmäßigen Er-
teilung von Tanzunter-
richt durch den Tanz-
lehrer Feodor Reichert
betr.
Nr. SO 088IV. Nachdem sich der
28 Jahre alte Feodor Reichert von
hier in öffentlichen Blättern wieder-
holt als akademisch ausgebildeter Lehrer
«er Tanzkunst empfohlen hat, sehen
Wir uns veranlaßt, zur öffentlichen
Kenntnis zu bringen, daß dem p.
Reichert durch rechtskräftige Ent-
scheidung des Bezirksrats vom 9. Juni
1900 und seiner Ehefrau Jda Reichert
geb. Weßlein durch rechtskräftige Ent-
scheidung des Bezirksrais vom 11. Mai
1901 die gewerbsmäßige Erteilung
bon Tanzunterricht untersagt wurde.
Heidelberg, den 29. August 1901.
KrM. Bezirksamt:
Dr. Guth.Bender.
Bckaimlmalljmigj-
Die Notlaufkrankheit
unter den Schweinen in
St. Ilgen 'betr.
Nr. 94 207III. Wir bringen hier-
mit zur öffentlichen Kenntnis, daß in
Gemeinde St. Ilgen die Rotlauf-
Rankheit der Schweine ausgebrochen ist.
Heidelberg, den 2. Sept. 1901;
Grotzh. Bezirksamt.
Heß.


Zagdverpachtung.
Die hiesige Gemeindejagd wird
Mittwoch, den SS. September d. Js.,
nachmittags 3 Vs Uhr
auf dem Raiszimmer dahier auf weiters 6 Jahre,
1. Februar 1902 bis 1908, in öffentlicher Ver-
steigerung verpachtet.
Als Bieter werden nur solche Personen zugelassen, welche sich
im Besitze eines Jagdpasses befinden oder durch ein schriftliches Zeug-
nis der zuständigen Behörde Nachweisen, daß gegen die Erteilung des
Jagdpasses ein Bedenken nicht obwaltet.
Der Jagdbezirk umfaßt die hiesige Gemarkung nebst 22 Hektar
Genosienschaftswald auf Seckenheimer Gemarkung. Das Flächenmaß
des ganzen Jagdbezirks beträgt 446 Hektar, darunter 100 Hektar Wald.
Der Entwurf des Jagdpachtvertrages liegt zur Einsichtnahme auf dem
Rathause auf.
Greuzhof, den 30. August 1901.
Verwaltungsrat:
Schuh. Fath.

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