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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0134
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DienstlG 21. Jannar 1S02. Zweites Blatt. 44. Jnhrnang — 1r. 17.

Lvnnrags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus geLracht, bei der Expedition uud den Zwcigstellcn abgeholt 40 Pfq. Durch dic Po;t be-

zogen vicrteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile odcr deren Naum. Rcklamezeile 40 Pfg. Für hiesig'e Geschäfts- und Privatanzeigcu ermäbigt. — Fur dic Aufnahme von Anzeigeu an bestimmt
dvrgeschriebencn Tagen wird keine Verantwortlichkcit übernommen. — Anschlag der Juserate auf den Plakattafeln dcr Heidelberger Zeitung uud deu Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschlub Nr. 82

Kvm Wrand des Siutlgarter Koftheaiers.

i Ter „Tchwäüische Merkur" berichtet über den Braiid
'bigendes Nähere.

Gleich nach Mitternacht entstand, angeblich im Nord-
Nsebel nnter dem Tache ein Brand, der mit rasender
^chnelligkeit nni sich griff und in lichter Lohe durch das
^ach schlug. In kanni glaublicher L-chnelligkeit erschien
o'e gesamte BerufSfeuerivehr nüt Branddirektor Jaeoby
M der Spibc ans deni Platze und arbeilete mit zielbe-
»>utzier Sicherheit au der Dömpfnng deS wüteuden Ele-
schnts, das inzwischen üen Schnürboden erfaßt batte. Jn
'üns Piinuten war der ganze Vühnenraum eiu Flainmen-
llicer. gegeu das die hineingeworfenen Wassermassen ver-
Seblich anzukäiiipsen siichten. Der Musikalieuverwalter
wnnte zeitig den wertvollen Jnhalt seiner drei Magazine
iluin grötzten Teile in Licherheit bringen. Von der Damen-
Sorderobe konnte nur wenig, vou der Herrengarderobe
oen Wasfenvorräten nfw. das nieiste gerettet werden.
Zon der hiesigeu Garnison rückte zunächst das koinmaü
merte Feuerpiket rasch an und grifs planmäßig iu die
Aeltung der großen Vorräte ein. Nach und uach kameu
lointliche alten Mannschasten der hiesigen Regimenter
»n, iim bei deu nmfangreichen Lösch- uud Rettungsarbei-
'en einzugreifen. llm 3 Uhr ist der Ptittelgiebel des
üiischauerranmes eingestiirzt. Tie südliche Ecke, gegen
Bas Residenzschlotz, blieb zunächst verschont. Im Ver-
miidungsbogen zum Residenzschloß wurdeu sämtliche
"rennbareu Gebäudeteile abgebrochen, uni das Schloß
üi isolieren, wenn auch für dieses keine unmittelbare
Gesahr besland. Nach s^2 Uhr kam dec König mit dem
i^ienst anf der Brandstätte an. ließ sich von Baudirektor
Lacoby Rappdrt erstatten, besuchte daiin später auch
stotz des iu Strömen herabfließenden Wassers unter
Eackelbeleuchtung deu ersten Rang, uni einen Blick in den
>)usckiauerrauni zu werfen, dessen Aublick jeder Beschrei-
oiing spottete. Herabgeslürzte glimmende Balt'en verspckrr-
teii den freien Ausblick iu den ganzen Rauin. Durch die
Gänge. Pfiff eine schneidige Zugluft, die dein tobendeu
Element brefflich zu statten kam. Die Seitenwand gegeu
pen königlichen Privatgarten brannte zuerst biS auf den
Ärund nieder. Tnrch Balken- nnd Mauerteile wurden
stnige der rastlos thätigeu Feuerwehrmänner getroffen;
voch sind glücklicherweise bcdeutende llnfälle oder gar
stn Verlust an Menschenleben nicht zu beklagen. Der
Vranddirektor selbst kam ebenfalls unter eine herab-
Üiirzende Wand, wurde jedoch nur unerheblich verletzt.
Vis 3 llhr 40 war das Maschinengebände verschont ge-
ülieben, duli'ch herabstürzeude brennende Gckbäudeteile
biurde jedoch das Dach eiugeschlagen, so datz auch da das
Element seiu ZerstörnngSwerk begann. Gegen o llhr er-
Yriff das Feuer das Foyer, auch hier wurde der Angriff
fofort energisch aufgenoinmeu und das Feuer bald unter-
Äückt. Der nördliche Anbau lDienstwohiiungen und
Maleratelier), ist bis auf die Grundmauern zerstört.
Ter östliche Anbau (Kanzlei usw.) ist bis auf den ersten
Stock durchgebrannt; das Feuer, das in der Hauptsache
lledäinpft ist, leistete an dieser Stelle noch hartnäckigen
Älidclrstand. Von den Verletzungen sind erfreulicherweise
^eiue schweren zu inelden; leichtere Schürfungen an den
Händen der Löschmannschafteu wurden durch die dienst-
thuende Sanitätskolonne rasch verbunden.

llin 6 llhr brannte immer noch der östliche Flügel,
der trotz der vereinigten Anstrengungen Dutzender vou

Sneewittchen.

2) Rommi von A. I. Mordtmanii.

(Fortsetzung.)

Wle erfahreneil Seemänner verstehen sich wieder vhne viel
>8loi-te: die Masten da vorn zcigen keine Segel, Ivas bei diescm
drächtigen Winde Wnnder nehmen muß. Elwas auf jenem
Dchjffr ,st nicht in Ordnung, und cs könnte ganz gut das Wrack
Üin, zu dem das oorhin gefichtete Boot gehört. Schnell hat
Lorenzen diese Erwägnng angestellt; er läht um einen Strich
gegen den Wind anznluven, die Segel noch erwas fchräger stellen
sind fährt nnn so, datz er, so weit es ohne Gefahr für das
oigene Schiff geschehen kann, den Kurs deS unbekannten Fahr-
reuges in dessen Nähe kreuzcn mntz.

Mehr und inehr steigen die Masten dcs Frcmden, eines
tleinen Schooners aus dcn Wellen auf; seine Segcl sind alle
eingezogcn, und kopfschüttelnd betrachtet die Nkrnnschaft der
--Anrje Gesine" das sondcrbare Fahrzeng — sonderbar, weil
-s viel zu klein ist, nm so eln grohes Rettungsboot, wie das
vorher gesehene, besessen zu haben. Jndcm man näher kommt,
Und den Rumpf durch die Fernröhre ganz deiülich beobachten
B>in, ficht man, dah dcr Schooner steuerlos dahintreibt und
üirckstbar schlingert, obgleich er keinerlei Havarie erlitten zu
haben scheint, muß er doch von Menschen verlassen sein.

. Eine Stunde ist verstrichen, und langscun treibt das
ünsame Wrack vor dem Bug der „Antje Gesine" in deren Lee
mnüber. Der Wind hat mehr und mehr nachgelassen, die über-
sȟrigen Rcnner des Ozeans sind niedriger geworden, man
wnn, wenn es rwtivendig ist, ein Boot arr Bord des Schooners
ionden, der nach dem am Heck sichtbar gewordenen Namen
t.Donna Lorsa" spanischer Natiorralität zu scirr scheint. Noch
jjberlegt der Kapitän, was er thnir soll, als ein ganz merkwür-
^>8es nnd unerwartetes Ereignrs allen über das Bollwerk der
Piiirje Gesine" hinüber Blrckenden einen lauten Ruf des
^üaunens und Schreckens entreitzt und im nächften Augen-

Wassürstraylen ebeirsalls bis mis den Grimd nieder-
brannte. Ter Feldziigsplan deS Branddirektors glng
dahin, den Fenerherd nach allen --eiten hin zu isolieren
nnd ihn auf die Pritte zn koilzentrieren. Gigaiitisch
ragten die Vrandinanerii auS der lodernden und glim-
nienden Schuttmasse empor. Aus dem Dachgiebel über
dem Vestibül drang nochmals eine mächtige Stichslamme
die abckr imker den dorlhin könzeiilrierlen Wassermassen
bald gedämpft war. Uebec die Ursache verlautet, daß
Knrzschluß den Brand veranlaßk habe. DaS elektrische
Licht habe, nachdem der Brand entdeckt worden sei, voll-
sländig versagt. AlS nm halb 1 Uhr die Berufssenerwehr
mit Windeseile anrückte, schlug die Lohe über dem
Schnürboden schon durch das Dach hinaus. Von autzen
mil Wasserstrahlen an den Prandherd zu gelangen, erwieS
sich bald alS ziemlich erfolglos, weil die istrahlen nur
mit geringer Skärke die erforderliche Höhe erreichteii.
Die Garderobo imd AnSrüstnngsvorräte koiinten durch
Blilitärmannschaften von Hand zn Hand an Leitern ge-
borgen werden. Alassenhast wnrde das Jnventar durch
die Fensrer geworfen. 10 zweispäimige Fnhrwerke vom
Dragonerregiiiienk 26 nnd mehrere Zivilfnhrwerke be--
förderteii die geborgenen Massen nach dem Marstallge-
bäude. Einiges wnrde im Königin Olgabau notdürftig
unlergebracht. Die beiden 5kassenschränke wurden imker
dem Schntz eineS Militärpostens anf dem Schloßplatz nie-
dergelegt. Die zum Himmel lodernden Flammen vcrkün-
deten anf slundenweiten UmkreiS die Nachrichi-Von der
Katastropbc, die mit den Frübzügen ankömmenden Rei-
senden wiißken von dem geivaitigen Fenerschein zn er-
zühleii, der weikhin sichtbar war. Jetzt bietet das Hof-
theakergebände einen jammerwürdigen Anblick: von dew
Giebel ist ganz wenig mebr zu seben. Auf der Seite vom
Schloßplatz her hat das Wasser inehr Schaden angerichtet
als das Fener. Den Anblick einer völligen Brandrnine
giebt das Bild vom königlichen Privatgckrten autz. Ani
meisten widerstandsfähig hat sich der Vestibülbau nnt
den Anfgängen zum Znschanerraum gezeigt. Es beißt,
der Küchemneister Ebmann sei znerst des Brandes an-
sichtig geworden nnd habe den Oäardeirobeinspektor geweckt.
Tansende nnd Ilbertausende strömten bis znm Tagi^Z-
grauen und nachher zn nnd von der Brandstättc und
die Absperrimgsmannschaften hatten alle Mühe, die Neu-
gierigen abzuhalten.

Um halb 10 Uhr ist man des Feuers Meistcr gewor-
den; doch zeigen die aus der Mitte des Feuerhords auf-
steigenden Rauch- nnd Dampswolken von der im Innern
der Schutthaufen sortglimmenden Glut. An den Rän
mimgsarbeiten wird imnnterbochen fortgeiabren. Für
die B a n P f l i ch t von Iitteresse sind die Verhandlnn-
gen, die im Iahre 1891 innerhalb des Landtags über die
Frage des Theaterdetörationsmagazins gepfloge'n Ivov-
den sind. Der Begründung der damaligen Rcgierinigs-
vorlage ist darüber Nachsrehendes zn entnehmen. „Was
die Tragung der Baukosten betrifst, so hat die Iivil-
listeverwaltimg nach den bestehenden Gesetzen nur die ihr
übergebenen Krvngebäude. zn welchen das Hoftbeater
gehört, zu erhalten imd zu nnterhalten und den Answand
anch für den Betrieb deS Hostheaters zn bestreiten, da-
gegen ist sie nicht znr Erstellnng eines biSher gar nicht
vorhanden gelvesenen, setzt nber sich als Bedürsnis erwei-
senden neue'n Gebäudes verpslichtet. Was den Staat an-
belangt, so hat er als Eigentümer einen zufälligen Scha-
den, iiisbesondere einen dnrch unabwendbare, nicht ge-

blick, ohne datz der Kapirän cinen Befehl erreilt, alle Hände
an daS Bm rreibr, nm es ins Wasser zu lassen.

Eiu klelnes Mädchen in weitzern Kleide steht drüben am
Hcck, klatscht in die Hände nnd winkr mit eincm Taschentuche.

Jn rmgbnchlich tnrzer Zeit schwimmt das Boot auf dem
Wasser, dcrdSteuermaiui nnd vier Matrosen springen hinein
nnd rudern, während auf der „Antje Gesine" die Segel back
gelcgr werdcn, nach dem Schooner hin. Ohrie llnfall erreichcn
sie das Fahrzeng, kletterten gewandt an der Antzenscite hinauf
und werden von dcr Kleinen mit lantcm Jubelrnf begrützt.
Es ist ein wrmderlrebliches Kmd mit tiefblanen, violett schim-
mernden Augen nnd schloarzem Haar, das im Sonnenlickste
blaue Reflexe wrrft.

Sie spricht nur wenige dcutsche Worte, spanisch geläufigcr;
aber das verstehen die Matrosen nicht, und sie bekommen
nnr sMel herans, datz das einsame Klnd Juanita heitzt.

- ElMman das Schiff wieder verlätzt, untersucht dcr Bots-
mann den Ranm, und der Steuermann begicbt sich in die
Kajüte, um zu schen ,ob dori etwa noch Menschen sind. Aber
die klcine Juanita ist wirklich die einzige Jnsassin des Schiffes.
Anf dcm Boden liegt eür Brief, loie in der Eile lveggeworfen
oder vcrlorcn. Der Steuerrnann hebt ihn anf und steckt ihn
Zu sich, nachdem er mit dem dlnsdrnck höchsten Staunens die
Adresse gelesen hat. Dann sieht er sich weitcr um ....

Er macht ein ganz rnertwürdiges Gesicht, als er wieder
an Deck kommt, und flüstert leise mit dem Bootsmann, dcr
mittlerweile seüre Untersuchung beendigt und festgestellt hat,
datz der Schooner vollkommen dicht und seetüchtig ist nnd nur
wenige Zoll Wasser rrn Raume hat.

Einer der Matrosen trägt Jumüta sorgsam in das Boot
und sie fahren an Bord ihres eigenen Schiffes zurück. Auch der
Kapitän äutzert nnverhohlen sein Erstaunen bcün Anblick der
Adresse des Biiefes, den er an sich nimint. Was Steuer-
mamr und Bootsrnann erzählen, giebt Veranlassimg zu einer
turzen Besprechnng zwischen den Offizieren und Matrosen der
Bark. Der Schooner hat anscheinend eine üüeraus wert-
volle Ladung von Seide nnd Stückgütern an Bord, woran ein

wöhnliche Ereignisse entsteheiideii llntergang des Theater-
gebäudes imd des zum Theatürbetrieb ersorderlichesi,
zur Krondotcition gehörenden Iiiverttars desselben zu
leiden iind die «teiiern, Brandschadengelder und sonsüge
Lasten^sosern sie nach der bestehenden Gesetzgebimq auch
vom ^taatseigeiittiiii zu leisten sind, zu tragen. Dec
Staat hak bei Zerstöriuig des Theaters iind dessen Jn-
ventars dnrch Feuer für die Kosten eineS Neubaues
nnd der llieiianschaffiing des znin Tbeaterbetrieb erforder-
lichen Fiivenlars mifzukömmen. Aus der obigen Tar-
legnng ist also zn entiiebmen, daß das Hofthealer als
Teil deS Kronguts im Eigeutuui des Staats stchr, der
aiich die Neiibaupflicht hat imd die Brandversicherungs-
beiträge bezahlt. Dem jeweiligen Träger der Kroue
steht die Niitziiießiing des Theaters und die laufeude llw
terhaltimg desselben zu. Der Betrieb des Theatörs ist
lediglich Sache der Zivilliste, welche bei dem letzteu Throu-
wechsel wesentlich mit Rücksicht auf das Theaterdesizit
um eiueu erheblrchen Betrag erhöht murde. Auch an deu
Mobstieu des Theaters hat der Dtaat das Eigentum
und bei kasuellem Uiitergang die Ersatzpflicht. Es sind
dcshalb sämtliche Tbeaterreqiiisiteu seit etiva 15 Fahren
zu hohem Werte bei verschiedeiieu Vyrsicherimgsanstalten
verfichert.

Die letzte Vorstellung im töniglichen Hostheater, in
dem altehrwürdigen Hanse, das das Zeitalter der Gasbe?-
leiichtung siegreich übarwnnden hat, aber in der angeb-
lich fenersicheren Aera der Elettrizität dem Fener zum
Opser gefallen ist, Ivaren Richard Wagners „M e i st e r-
sing e r". Die Vorsiellnng wär in allen ihren Teilen
borzilglich gelungen.

Wann und wo we'rdeii wir die lllürnberger Fesnviese
lviederseheii und HanS SachS und Progners Evchän?

Deutsches Reich.

- Der zweite Sohn des verstorbenen Dr. Georg
v o n B n e s e n gehr in den nächsten Wochen als Landes-
hauptmann nach den Marschallinseln. Jn Florenz trisft
er mit seiner Schwester Maline — der bekanntcn Schrift-
stellerin — znsammen, d!e ihn nach dein Orke serner
neuen Thätigkeit begleiten will.

- Die gegenwärtige ungewölinliche Geldflüssigkeit
gab dein „Berliner Tagcblatt" Anlaß zur Einholnng einer
Fnformation an besonders bernfener Stelle. Darnach
sind in den Fahren des Anfschwiiiiges so große Gewinne
erzielt ivorden, daß auch nach Abzng der seitdeni erstan-
denen Perlnste das Kapital in Deutschland eine starke
Vermebrung erfabren bak. Andererseits hät mit der
Krisis der Bedarf nach Geld eine Einschjräiikung erfah-
ren. Ferner hal Dentschland in dey jjingslen Hahren
die ans der Handelsbilanz resnltierenden Verpflichtun-
gen an das Änsland in großem Maßstab abgetragen,
so daß anch lsierfür gegenwärtig wmiger ONittel gebrancht
werden. Hierzu tömnit die Äbstoßung bedentender Be-
träge änieritanischcr Papiere nach Anierika. Daß aus-
ländisches, iinter anderem französisches Geld deni deut-
schen Geldmarkt ziifließt, ergiebt fich ans der Abschwäch-
nng der Wechselknrse. Das ans der jüngsten Krisis
aittstandeiie Blißtranen, das eine Zeitlang die Geld-
geber znrückhaltend machte, ist in schnelkerem ischwinden
begriffen, als in srüheren ähnlichen Fällen. Diese Er-
scheinung ist n. a. ans dem Nachlassen der Ansprüche
an die Reichsbank zn erkennen.

tüchtigce Bergelohn verdient werdeu kann. Die „Antje Gesine"
isr iiberzählig bemannt, da sie im letzten Hafen, den sie ver--
iietz, einen Teil der schiffbrüchigen Mannschaft eines norwegt-
schen Schiffcs zum Rücklransporr in die Heimat aufgenommen
hat; Provianünangcl ist auch nicht zu besorgen, da der
Schooncr gcnügende Vorräte an Bord hat. Das Ergcbnis all
dieser Erwägungen ist, datz der erste Steuermann, der Boots-
mann und vier Matrosen nach der „Dona Loisa" hinübev
fahren, nm sie in dcn Hafen zu bringen, für den auch die
„Antje Gesine" bestinimi ist.

Kapüän Lorenzen führr die tleine Fuanita in die Kajüte
nnd lätzt ihr zu cssen nnd zn trinken vorsetzen. isle nippt ein
ivcnig vom Weine, verzehrt' etwas Fleisch nnd sinkt dann zu-
rück, üidem ihr die Augen vor Müdigkeit zufallen. Der Ka-
pitän hüllt sie in eine wollcne Dccke ein und legt sie in sein
eigenes Bett. Dann begiebt er sich wieder anfs Deck imd
iieht sich nach seinem neucn Beglciter um.

An Börd der „Donia Loisa" ist man nicht müssig gewesen.
Man hat alle Segel gesetzt, die das kleine schlanke Fahrzeug
tragen kann, und es hält lvacker mit der grotzen Bark aus.
Wohlgefällig bemerkt Lorenzen, wie die „Dona Loisa" mit
scharfem Buge schüumend dic Wellen durchschneidet, sich an-
mutig hcbend und senkend und keine Spur von Bcschädigung
zeigend.

Nach und nach vergrötzert sich die Entfcrmmg zwischen bei-
den Schiffcn, da der wiederauffrischende Wind der Bark, die
ein tüchtiger Schnellseglcr ist, besser zustatten kommt als der
„Dona Loisa".

Die Sonne neigt sich in einem purpurn-goldenen Wolkeu-
flor zmn Untergmig. Kapitän Lorenzen ist um seinen Mit-
tagsschlaf gekommen, abcr er achtet desscn nicht; ihn frcut die
Rettung, die ihm gelmigen ist, und der ansehnliche Bergelohn,
dcr ihm und simier Mannschaft winkt. Zweimal ist er üi der
Kajüte gewesen, und jedesmal hat er Juanita üi tiefem ruhi-
gen Schlaf gefunden. Jetzt schaut er vom Heck nach der immer
kleiner Iverdenden Rumpflinie des Schooncrs aus; da schiebt
sich schüchtern ein weitzes Händchen durch seincn Arm: Die
 
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