Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0381
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sembrich (als Violetta in „Traviata") sang nicht, weil
der Prinz, dem die Stunde zn vorgernckt war, schon das
Haus verlassen hatte.

Auf dem Dache des Opernhauses waren sünfzehn-
hundert elektrische Flammen so arrangiert, daß sie die
neue Aacht im llmriß darstellten.

Der „Newyork-Herald" erklärt, die märchenhafte
Pracht, wie sie im -O P e r n h a u s e gesehen wurde, sei
niemals in einem ähnlichen Jnstitut der Welt zu findeir
gewesen. Abgesehen von den Dekorationen waren die
Toiletten der Damen, speziell die enorme Menge von
Diamanten, welche besonders das Haar in Gestalt von
diademähnlichen Arrangemcnts zierten, staunenswert.
Thatsächlich war die ganze amerikanische A r i st o-
kratie von San Francisco bis Newyork, vom Süden
und Norden, zum Opernabend gekommen. — Die „Tri-
büne" sagt an leitender Stelle: Newyork sei eins der
größten deutschen Städte der Welt und diese Thatsache
allein genüge, u in jeden Gedanken daran, daß
Amerika, dessen Metropole so sehr deutsch sei, mit
Deutschland je anders als freundschaft-
Iichverkehrenk.önne, vonderHand zu
weisen. Die Blätter verzeichnen im Uebrigen mit
Genugthuung dis Thatsache, daß der Prin z, als er mit
Mayor Low zum Diner fuhr, verlangte, daß die draußen
im strömenden Regen aufgestellte Soldaten-Ehreneskorte
entlassen werde.

Erst kurz nach halb ein llhr morgens ist Prinz
Heinrich an Bord der „Hohenzollern" zurückgekom-
men, jedensalls froh, wieder Ruhe zn finden, da er einen
ereignisreichen Tag hinter sich hatte. Allein die letzte
Nummer dgs Programins der Galaoper war geeignet,
den normalen Menschen tüchtig zn ermüden, da bis lange
nach 12 llhr noch gesungen wurde. Jm Opernhause er-
eignete sich übrigens ein Zwischenfall, der schlimme Fol-
gen hätte haben können. Es entstand nnmlich um 11
Uhr im Perrückenzimmer des Gsbäudes ein V r a n d,
der nur mit NUihe durch die im Hause vorhandenen Lösch-
vorrichtungen unterdrückt werden konnte. Schon rollten
dichte Rauchwolken durch den Korridor hinter der Bühne,
indessen merktc das Pnblikum nichts von der .Gefahr.
Bei Ausbruch des Feuers war der Prinz benachrichtigt
worden, doch wurde gleichzeitig erklärt, es sei nicht die
geringste Gefahr vorhanden, sodaß es nicht einmal er-
forderlich schien, die städtische Feuerwehr herbeizurufen.

Aeutscher Weichstag.

Berlin, 25. Februar.

Die Budgetkommission hat heute die Beratung des
Etats der Reichseisenbahnen beendet. Abg. Riff be-
fürwortete die Einrichtung von Kilometerheften
auf den reichsländischen Bahnen nach badischem Muster,
da zur Zeit eine große Anzahl Reisende die billigen
badischen Linien mit badischen Kilometerheften benutzten,
wodurch den elsaß-lothringischen Eisenbahnen erhebliche
Ausfälle entstünden.

Minister Thielen verhielt sich ablehnend.
Es könne bei einer Reform der Tarise nur darauf an-
kommen, Kilonieterhefte wieder abzuschaffen, nicht sie
neu einzuführen. Es wurde eine Resolution Schlum-
berger angenommcn, daß für die Zukunft größere Be-
träge für die Beseitiguug der Niveauübergänge verwendet
werden möchten, im Einverständnis und unter Beihilfe
der beteiligten Städte und Gemeinden.

London, 25. Febr. llnterhaus. Jm Laufe
der Sitzung wurde seitens der Regierung mitgeteilt, die
Kriegskosten betrugen bis 31. Dezember 1901
131 Millionen Pfund (2620 Millionen Mark) und be-
tragen vom 1. Januar bis 31. März voraussichtlich 15
Millionen.

Bade«.

L. 0. Baden-Baden, 26. Febr. Hier wurde ein
nat.-lib. Jugend verein gegründet, demsofort 50 junge
Männer beigetreten sind. Vorsitzender ist Herr Kölblin.

KarIsruhe, 26. Febr. Man schreibt dem „Schw.
Merk.": Jn vergangenen Zeiten, als die Nat.-Lib. in dem
sogenannten „K u l t u r k a m P f" standen, hielt es die
Volkspartei für gut, den Nat.-Lib. in den Rücken zu
fallcn, indem sie sich mit dem Zentrum verbündete, um
für si-ch selbst einige Mandate herauszuschlagen. Seit-
dem die Nat.-Lib. den Kulturkampf aufgegeben haben,
machen die Volksparteiler in ihrer staatsmännischen
Weisheit bisweilen Kulturkamps anf eigene Fanst. So
hat der volksparteiliche „Landesbote" dieser Tage
in ein böses Wespennest gestochen, indem er, an den Ber-
liner Unfug des Gesundbetens anknüpfend, auf den
Wunderglauben hinwies, der in den Schulen gelehrt
werde, und sich zu der Forderung bekannte, daß die Re-
ligion aus der Schule zu entfernen sei. Darüber ist in
den Zentrumsorganen ein großes Schwirren angegangen
und der „Landesbote" bekommt böse, wohl applizierte
Stiche. Es wurde ja an dieser Stelle schon so oft 'ge-
fagt, das Zentrum wird sich noch zurücksehnen nach dsn
Zeiten, da die Nat.-Lib. den weltgeschichtlichen Kampf
mit möglichster Schonung der Religion führten. Die
Gegner des Zentrums, die jetzt auftreten, wollen zwar
nichts einwenden, wenn ein Paar Klöster errichtet werden,
das wäre deM. Zentrum schon recht, aber sie fassen die
Religion an der Wurzel an, um fie mit Stumpf und Stil
auszurotten. Sie thun d a s, was das Zentrnm früher
den Nat.-Lib. andichtete: ärger kann man vom Schicksal
nicht gestraft werden, als das Zentrum gestraft wird.

— Während der „Volksfreund" behauptet, d:r
frühere Abg. Karl Kirchenbauer habe doch Steine für

Feldner, v. Hunyady Sckade, Sorellt und Walter. Dic Partie
des Kühleborn wird dicsesmal wieder von Herrn von Keller ge-
funyen werden, der mit derselben bei der Erstauffiihrung so großen
Erfola hatte.

Mattnheim, 26. Febr. Die III. Kammermusikmotinö der
Herren Konzertmeister Schuster. Post, Fritsch und Miiller am
letzten Sonntaa gewann besonderes Jntercsse durch die Auf-
führung des 6-moll-KlavierquartettS von Richard Strauß und
die AuSsührung der schwierigen Klavierpartie desselben durch
Herrn Otto Seelig. Direktor dcs Heidelberger Konser-
vatorinms. Die htesige Presse rühmt einstimmig die „technische
Bravour, den inntgen Ausdruck des Pianisten, welcher mit
rubiger Klarheit, mil nicht versogender Technik und schönem An-
schlage die bevorzugte Klavierstimme zur Geltung brachte." Die
Strouß'sche Kompofftton. sowie deren Wicdergabe riefen beim
Publiknm lebhaften Beifall hervor.

den Anbau der Generaldirektion geliefert, obwohl sein Vetter
Friedrich Kirchcnbauer die Arbeit übernahm, habe also
indirekt ein Geschäft bei der Sache gemacht, gibt die
„Bad. Post" zu verstehcn, der Gewährsmann Eich-
horns sei ein Untcrnehmer, der selbst ähnliche Praktiken
übe, wie die dem Avg. Kirchenbauer nachgesagten. Jener
Gewährsmann habe für einen städtischen Bau eine Treppe
zu liefern gehabt, habe jedoch statt der vorgeschriebenen
Pfinzthäler Steine solche aus seinem Steinbruch in der
bayr. Pfalz verwendet, die als minderwertig von der Bau-
behörde zurückgewiesen worden seien. Diese Geschichten sind
an stch sehr kleinlich, ober sie gewähren einen Einblick in
das „Milieu", dem Anklagen wie die Eichhornschen ent-
springen, die dann furchtlos als Heldenthaten zur Beseitigung
von Mißständen ausposaunt werden. Herr Friedrich
Kirchenbauer crklärt neuerdings tn der „Bad. Landpost.":
„Wie ich bereits durch meine Belege der Großh. General-
direktion nachgewiesen habe, sind die fragl. Steinhauer-
arbeiten mit ganz geringen Ausnahmen direkt in meinen
Söllinger und Durlacher Stetnbrüchen hergestellt wordm
und nur ein kleiner Teil wurde auf dem hiestgen Platze
angefertigt und zwar teils aus badischen Pfinzthalsteinen,
teils aus Württemberger Steinen, die jedoch absolut nicht
als minderwertig bezeichnet werden können, was ich bereits
durch Muster nachgewiesen habe und was mir jeder Fach-
mann bestätigen muß."

Madischer Landlckg.

Lbl. Karlsruhe, 26. Febrnar. Jn der heurigen Sitzung der
Budgetkommission machte Eisenbahnminister von Brauer einige
Mirteilungen über die Stuttgarter Konferenz, an der nicht
nur die Vertrcter der süddeutschen Eisenbahnen, sondern auch
ein solchcr des Reichseisenbahnmntes teilgenommen hatten. Das
unmittelbare Ergebnis derselben bezeichnet derselbe als kein be-
langrciches. Alle Verwaltungcn sind darüber einig, datz an
cine Verbilliguug der Personentarife in einer Zeit grotzer wirt-
schaftlicher Dcpression nicht herangetreten wcrden könne. Doch
hätten sich die Verwalnmgen über einige Puukte geeinigt, ins-
besondere soll schon vom uächstcn Sommerfahrplan bei den
Schnellzügen, welche nicht dem intcrnationalcn Verkchre die-
nen (D.- und L.-Züge) dieZuschläge in Wegfall
kommen. Solche Züge werden als „Eilzüge" bezeichnet werden.
Für Baden kommt insbesondere der Früh- und Abendschnellzug
von Mannhcim nach Bafel in Frage. Die vcrbilligende Matz-
rcgel hat für Badcn die grotze Bedeutung nicht. da die Kilome-
tcrhefte zur Fahrt auf allen Schnellzügcn bercchtigen. Ferner
einigten sich die Verwaltungen darübcr, datz keine mit Tarif-
änderungen eiuseitig borgehe, sondern sie vorhcr sich gegenseititz
Mitteilung Lbcr bcabsichtigte Aenderungen macheu und im Ein-
vcrstäudnis mit einander vorgchen. Das nächste, was wohl
bald zu erreichen sein wird, wird eine Verständigung über die
„Wagengestellung" sein, welche den ganzen Wagenpark dcr
dcutschen Bahneu als cinen eiuheitlichen ansieht, hierdurch wird
für die Handclswclt wie die Verwaltungen eiu grotzer Vorteil
erzielt werdcu. Die Tariffrage wurde in dcr Kommission des
Längeren ervrtert. Die grotzc Mehrheit derselben hält an dem
früheren Standpunkte der Kammer fest, wonach eine Verbilli-
gung der Tarife auzustrcben ist, glaubt aber bei dcr jetzigen
ivirtschaftlichen, fiuauziellen Lage die Regierung nicht auf so-
fortige Aenderung der Tarife drängen zu sollen. Ferner wurde
in der Kommission eingehend das Eisenbahnunglück in Hegne
und Heidclbcrg und dcren Ursachen erörtert.

Preuße».

— Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Anordnung
des Regierungspräsidenten von Breslau, welche das am
10. Mai 1895 erlassene Verbot der Einfuhr von
Rindvieh aus Galizien aufhebt.

Aus -er Karlsraher Zeitin»!;.

— Seine Köniqliche Hoheit der Großherzog haben den
nachqenannten Anqehöriaen des 8. Württemberqischen Jnfanterie-
Reqiments Nr. 126 Großherzoq Friedrich von Baden die folgenden
Auszeichnunqen verliehen und zwar: dem Oberstleutn. Max D u-
vernoy L la 8vits des Regiments, zuqeteilt dem qroßcn General--
stab, das Ritterkreuz erster Klasse mit Eichenlaub, dem Haupt-
mann und Kompaqniechef Paul Schimpf das Rilterkreuz
zweiter Klasse mit Eichenlaub, sowie dem Oberleutnant und Re-
gimentsadjutanten Karl Winke und dem Oberzahlmeister Anton
Szpotanski das Ritterkreuz zweiter Klasss des Ordens vom
Zährinqer Löwen und dem Vizefeldwebel und Regimentsschretber
Matz Schütz die silbsrne Verdienstmedaille.

— Seinc Königltche Hoheit der Großherzog haben dem
Steuereinnehmer Stephan Kölble in Heidelberg die stlberne
Verdienstmedaille verliehen und den Referendär Peter From-
herz aus Freiburg zum Amtsrlchter in Waldshut ernannt.

Karlsruhe, 26. Febr. Seine Königliche Hoheit
der Großherzog erteilte heute Vormiltag von 10 Uhr
an bis 3 Uhr Audienzen. Dazwischen meldete sich der
Hauptmann z. D. Graf von Hennin, Bezirksoffizier beim
Landwchrbezirk Freiburg, bisher in gletcher Eigenschaft
beim Landwehrbezirk Bruchsal. Gegen Abend hörte der
Großherzog den Vortraa des Legationsrats Dr. Seyb.

Ausland.

Oestcrreich-Ungarn.

Wien, 24. Februar. Abgeordnetenhaus. Was den
Nationalitätenstreit betrifft, so erklärte der Minister-
Präsident, der Staat habe sür alle Nationalitäten nur
die gleiche Gerechtigkeit. Die Regierung wolle sich um
eine freie Verständigung zwischen Dentschen und Tschechen
bemühen, wozu neue Schritte bevorständen.

Holland.

— Der „Expreß"-Korrespondent im H a a g hat Dr.
Halbertsma, der die Lkönigin während ihrer letzten
Krankheit behandelte, gesprochen. Der Arzt lehnte es
ab, sich über das Befinden der Königin zu äußern, sagte
aber, sie werde wahrscheinlich eine Reise ins Ausland
machen. Gleichzeitig warnt er vor Ausstreuungen von
sozialistischer Seite, die mit Vorsicht aufzunehmen seien.
— Der Haager Korrespondent des „Daily Telegraph"
b e st ä t i g t sein gestriges Telegramm und fügt hinzu,
die Entscheidnng verzögere sich nur darum, weil nicht
entschieden sei, ob Prinz Heinrich serne Gemahlin, die
Königin, auf ihrer Reise begleiten werde; in diesem
Falle werde sicher die Königin-Mutter als Re.
gentin eingesetzt werden.

Euglaud.

London, 26. Febr. Die „Morning Post" spricht
btc Zuversicht aus, die jetzt in New-Iork vom Stapel ge-

lasscne neue Kaiseryacht „Meteor" werde manchaial
die Gewässer von Solent (England) sehen, in deneü
Kaiser Wilhelm so heimisch sei. Der Kaiser hätlf
keinen besseren Vertreter als den Prinzen Heinrictz
wählen können, um ihn nach Amerika zu entsenden; es st>
nicht jedermann gegeben, in Amerika sich Volkstümlichkesi
zu erwerben; aber Prinz Heinrich habe solche mit eineiü
Schlage errungen und die von ihm dorl gemachte Ek'
fahrung wird für ihn und durch ihn für den Kaiser sehr
nützlich sein bei den künftigen Beziehungen Dentschlands
mit Staaten von sehr demokratischen Einrichtungen. Dcl
„Standard" schreibt, es sei kein Zweifel darüber, daß
folge des Besuches des Prinzen Deutschland u«d
Amerika thatsächlich Freunde geworden seie»'
„Daily News" führt aus, der Kaiser sei eine Quelle vol>
überraschenden Gedanken, aber er habe niemals eineU
besseren Gedanken gehabt, als den, seine neue Iacht
Amerika bauen zu laffen.

London, 25. Febr. Unterhaus. Jm Laufe der
Sitzung wurde seitens der Regierung mitgeteilt, die Kriegs'
kosten betrugen bis 31. Dezember 1901 131 MillioneN
Pfund (2620 Millionen Mark) und betragen vom 1-
Januar bis 31. März 1902 vorausstchtlich 15 Millioncu-

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 27. Fedruac

August Eiscnloür f. Eine ansehnliche TrauerversammlunS
fand sich gcstern Nachmitiag 4 Uhr in dcr Fricdhofkapelle ciu-
um dem dahingeschiedencn Gelchrten die letzte Ehre zu erwei^
sen. Autzer dcn uächsten Angchörigen waren eine grotze NP
zahl von Hochschullehrern, Vertreter der staatlichen und stadtu
schcn Bchörden, Abordnungen der studentischen Verbindungc))
mit den Fahnen sowie des Hcidelberger Ruderklubs und zahl^
reiche sonstige Leidtragcnde erschienen. Näch der Trauerredc
des Stadtpfarrers v. Hönig lcgte der Prorektor, Geh. Kirchcw
rat Hausrath, namens dcr Universität einen Kranz an dcc
Bahre nieder, ihm folgten dcr Dekan der philosophischen Faku^
tät Professor Bezold, der in markigen Worten den hervorragcw
dcn Wissenstricb Eisentohrs schilderte und seine BedeutuUll
sur die Wissenschafr den Leidtragendcn vor Augen führte. Mü
herzlichen Worten des Dankcs nahm cr Abschicd von dcw
Amtsgenossen und legte im Auftrage der philosophischen Fcrkim
tät einen Uranz nieder. Weitere Kränze wurden von dem
Ausschutz der Studentenschaft und dcm S. C. niedergelegt. Dai'ss
auf wurde die Leiche, begleitet von dem Trauergefolge, ZUj'
Feuerbestattungsanstalt gebracht nnd dort nach Gebet um
Segen des Fcuers Gluten übergeben.

i. Vortrag tm Gartenbauveretu. Die 2. Versammlung des Gass
tcubauvcreins in diesem Jahre, die gestern Abcnd in der Hais(
monie stattfand, liefcrte mit dcm Vortrag des Gartenbauinspc^
ktors Massias über Sauerkirschen einen weiteren Beitraö
zu scincn schönen Bestreüungen. Das Thema an und suj
sich ist freilich nicht gerade vielversprechcnd. Redner wutzff
ihm jcdoch durch scinc Behandlung manch interessantes MonrcU
abzugewinnen nnd sich dadurch grotzen Dank bei dcn zalP
reichen Anwcscnden zu erringcn. Vor Beginn des Vortrag^
beschlotz die Versammlung auf Anregung des Vorsitzendcn, ZUs
diesjährigcn Gartenbauausstellnng in Karlsruhe einen EhrcU-
preis im Werte von sünszig Mark zu stiften und nahm fernc
von der Aufforderung, die Mitglieder möchten sich rege an de
im Juli dicses Jahres in Frankfurt stattfindenden AusftelluNS
beteiligen, Keiintnis. Nach dcn Ausführungen des HcriU
Massias sind bei der Kirsche zmei Hauptklassen zu untersche^
den: die, wclche die sützen, nnd die, welche die sauren Kirschew
arten in sich schlietzt. Die Ittrschbäiime mit den süßen Früall
ten zeichnen sich durch ihre grotzen schlaffen Blätter, die ai>
der Rückseite behaart sind, aus und es ist deren Entwickeluuv
auch grötzer und kräftiger als bei den Sanerkirschbäumen, di^
das gerade Gegenstück bilden. Was die Früchte der Sützkirschcw
bäumc anbclangt, so sind als die beiden Hauptsortcn d>
Herz- und die Knorpelkirschen zu nennen, crstere mir färbcw
dcm Saft nnd dunkler Haut, letztere nicht färbend und hc^
Doch dies ist nur eine Abschweifung vom eigenttichen Thciua
den Sauertirschcn, die vor dcn Sützkirschen in allen Fäuc
den Vorzug verdicncn und auf dic Redner deshalb zu sprechci
gekommen, weil sie hierznlande fast noch gar nicht gebaut siu^
Auch bei den Sauerkirschen giebt es zwei Sorten, die BaUM^
weichsel (Prunus cerasus) und die Strauchweichsel (Prunm
aeida), erstcrc an ihrer kräftigen Entwickelung erkenntlich, ws
schon der Namc sagt, letztere strauchartig und Ausläust
bildcnd. Jhre Früchte sind die Sützwcichset und die GlaskirPic-
Lie wiederum noch ihre verschiedenen Abarten haben. Eingeheu
verbreitctc sich Redner über diesen seinen Vortragsstoff, tcü
eine Menge Wisscnswertes übcr die überaus geringen Leberv
bcdingrmgen dieser Kirschbäumc, deren Pflege usw. mit, rM
im weircrcn Verlauf anch auf deren Früchte, deren gm
Oualität und mannigfachcn Vorzüge vor den Sützkirschen s ^
sprechen, namcntlich anch für Einmachzwecke urrd empm^
dcn Anwcscnden zum Schlutz vor allem auch die Ostherm
Weichsel zrim Anbarr, jedoch nur von vcrcdelten Bäumcn. -r' ,
der Vortragende an mehreren Beispielen klarlegte, ist Z" „
Ankanf dieser Sorte eine gnte Bezugsquelle erforderlich, dc>
häufig genua sind schdn Bäume angepflanzt, die überhaM,
nicht tragcn. Nach dcm lehrreichen Vortrage und dcr dargw
folgenden kleinen Diskussion crstattete der frühere langjähmö
Rechnungssührer des Vercins Hr. Kaufmarrn den Kasscnberre '
dcr eine Einnahme von 586 Mark, eine Arisgabe von 601ck>5 ^ ^
aufweist. Der Vermögensbestand beziffert sich auf 1965,28
280 Mark mehr als im Vorjahrc. Eine kleine Verlosung v
hübschen Excmplaren dcr Kinder Floras fand wiederum aU
seits dankbare Aufnahme bei dcn glücklichen Gcwinncrn.

— Die Elektrizitätsmessermiete — ungesetzlich! ^
„Wiesl. Ztg." schreibt: Ein sehr interesscmter Fall, der brellei >
auch für nnsere Verhältnisse zutreffend ist, kam kürzlich vor d»
Amtsgericht zu Delmenhorst znr Verhandlung. Jn dem do ^
tigen Bürgerverein war vor einigcr Zeit zur Sprache gebrMs-
worden, datz man nach den bezüglichen Bcstimmungen is,.
Bürgerlichcn Gesctzbuches nicht mehr verpflichtet sei, für M
von der Gasanstalt gelieferte Gasuhr Miete zu zahlen.

Reihe von Gasabnehmerrr beschlotz hierauf, die Sache ZUM
richtlichen Austrag zu bringen und für die etwargen Kost.
solidarrsch zu haften. Eincr verweigerte die Zahlung )
Mietpreises für die Gasuhr, worauf seitens der Gasanstll^
der Klageweg beschritten wurde. Die Gasanstalt wurde u
rhrem Antrag auf Grund des Paragraph 448 des Bürgerlra) .

Gesetzbnches, wonach „die Kosten der Uebergabede

verkanften Sache, insbesondere die Kos>)„
des Messens und Wügens dem Verkäufer S
Last falle n", kostenpflichtig abgewiesen. Das Amtsgeui^
gab ferner dcr Ansicht Ausdruck, datz sogar die
erstattung" der seit dem Jnkrafttreten des Bürgerlra)
Gesetzbuches enrrichteten Miete für Gasuhren verlcmgt
den könne. Was nun den Abnehmerrr von Gas recht ist, m ^
für die Abnchmer von Elektrizität nur billig sein. GenarE §
Paragraph des Bürgerlichen Gesetzbuches ist ohne Zwe'l^
auch auf Elektrizitätsmesser auszudehnen, und wcrden uiilss.,
Leser, soweit sie mit Messern bedacht wurden, getms ge
Notiz hiervon nehmen.

ri'd
 
Annotationen