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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0433
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Der Rest des Etats deS Auswärtigen wird debattelos erledigt.
Es folgt der Etat der Schutzgebtete, zunächst Deutsch-OitafrikaS.

Abg. Arendt (Retchsp.) nimmt dte 190t gegen d-n ver-
storbenen Kolontaldirektor Dr. Kayser in Sachen Tucker-Peters
erhobenen Beschuldigungen zurück.

Sodann wird die Weilerberatung auf morgen vertagt.

Baden.

— Ein Beispiel zur Aiiswanderniig unserer Lchr-
amtskandidatcn nach dem Norden bringt das „Laden-
burger Wochenblatt". Dort heißt es: „Lehramtsprakti-
kant Dr. W ö r n e r, tvelcher seit Jannar d. I. den er-
krankten Professor Conrad an der hiesigen Realschule
zu vertreten hat, ist auf 1. April d. I. zum Oberlehrer
an die Realschule in Blettniann bei Düsseldorf ernannt
tvorden. Derselbe machte Frühjahr 1901 die Staats-
priifung, erhielt das Oberlehrerzeugnis in 3 Fächern,
während nnr 2 verlangt werdeu, und hätte Aussicht ge-
habt, diese Ostern mit 1300 Mark als etatsmäsiiger
Praktikant an einer Schule Badens Vertveudet zu werden.
Jn etwa 8 Iahren wäre er dann anch Professor gewor-
den und hätte, wenn er in einem kleinen Städtchen an-
gestellt worden wäre, 2000 M. Gehalt und 360 M.
Wohniingsgeld — ebensoviel hätte er für eine standesge-
mäße Wohnnng hinlegen dürfen — und als Maximum
6000 M. nebst Wohnungsgeld bekommen. Wer dürfte
es ihm übel nehmen, wenn er vorzieht, sich jetzt mit 2700
Mark Gehalt und 460 M. Wohnungsgeld, und im
Maximum mit 6000 M. Gehalt und Wohnungsgeld, an-
derwärts eine Heimat zn suchen?" Diese Logik ist surcht-
bar einfach und beweist besser als alle theoretischen Aus-
führungen, daß Gefahr im Verzug ist.

Karlsruhe, 5. März. Jm „Badtschen Landesboleu"
veröffentlicht Professor Böhtlingk cine „An die Zweite
Kammer der Landstände zu Händen des h ohen Präsidiums"
gerichtete Antwort auf die Kritik, die an ihm gestern die
Abgeordneten Fehrenbach, Dr. Goldschmit und Dr. Wilckens
geübt haben. Er spricht zugleich die Bitte um Verlesung
im Plenum aus. Gegen Fehrenbach richtet sich folgender
Passus:

Der Herr Nbgeordnete Fehrenbach hat, tvenn ich recht unter-
richtet bin, nichts Geringeres behauptet, als datz ich in meincm
Kollcg eine Sprache anwcnde, -die „an die Gasse" erinnere.
Jch fordere dcn Herrn Abgeordneten hiermit auf, diese seine
ehrenrührige Behauptung zu belegen. Als einzigen Anhalts-
punkt dürften die pöbelhaften Auslassungen der Centrums-
presse gedient haben, welche auf Grnnd einer schamlosen De-
nunziation der „katholischen Studentenverbindungen an unserer
Hochschule seit einigen Tagen sich zur Aufgabe gesetzt hat, mich
landauf, landab in allen erdenklichen Tonarten zu verlenmden,
zu beschimpfen, zu begeifern. Der ganze Lürm, wie derselbe
nunmehr auch im Landtage seinen Widerhall gefunden hat, ist
einfach darauf zurückzuführen, datz ich inXmeinem Kolleg üüer
„Politik oder die Wissenschafr vom Staate", die römische Papst-
kirche und Hierarchie zu erläutern und zu kennzeichnen hatte.
Wenn die „katholischen" Verbindungen, welche von der Cen-
irumsfraktion ressortieren und von Priestern der römischen Kir-
che bcaufsichtigt und geleitet werden, an meinen Ausführungcn
Anstotz genvmmen habcn, so wird daraus noch Niemand, wel-
cher wissenschaftlich zu denken gewohnt ist, folgern wollen, datz
ich es an Objektivität hätte fehlen lassen. Die betreffenden
jnngen Hcrren befinden sich bci mir in dem Hörsaal einer deut-
schen Hochschule und nicht im Scminar zu St. Peter; kcin
Mensch zwingt dieselben, mein Kolleg zu hören; sie haben sich
in grötzerer Zahl eingefunden gehabt, ohne dasselbe belegt zn
haben, nur um mittels Scharrens und Pfeifens die Vorlesnng
zu stören und unmöglich zu machcn, was ihnen allerdings Dank
meinem energischen Einschreiten und da sie sich gegenüber der
Menge von Beifallspendenden in vcrschwindender Minderheit
befanden, nicht geglückt ist. Sie haben jedoch damit nicht ein-
mal dann aufgehört, als ich ihnen für den Fall, datz sie gcgen
meine Ausführungen etwas einzutvenden hätten, mein Ka-
theder zur Verfügung stellte. Dieses hat den Drahtpuppen
Derjenigen, welche keinc „freie" und somit überhaupt keine
Wissenschaft dnlden wollen, so wenig gepatzt, wie es der ent-
sprechenden „katholischen" Presse patzt, meine so fanatisch be-
kämpften Darlegungen wahrheitsgemütz tviederzugeben oder
eine Widerlegung auch nur zu versuchen. Diese Presse aber ist,
ich wiederhole es, die einzige Quelle, welche dem Herrn Abge-
ordneten cingegeben haben kann, in solcher Weise gcgcn mich
in mcinem Amte vorzugehen.

Den Herren Dr. Wilckens und Goldschmit verübelt
Professor Böhtlingk vornehmlich die Zurückwcisung seiner
Angriffe auf Professor Schulte, ohne sie aber sachlich neu
zu begründen.

Preuße«.

Berlin, 6. März. Der Gesetzentwurf, durch
welchen der preußische Staat für 68 Mill. K o h l e n-
feIder inWestfalen erwirbt, ist im Abgeordncten-
hause angenommen worden, ohne daß eigentlich Wider-
spruch sich crhoben hat. Nur ein Centrumsabgeordneter
hat Bemerkungen vom langsamen Hinabgleiten auf der
schiefen Ebene in den svzialistischen Staat gemacht und
damit Anschauungen bekundet, tvie sie bis vor wenigen
Jahren noch auf Seiten der Linken verkreten waren. Die
Zeiten haben fich geändert.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Gro ßhsrz og baben den
Postsekrelär Krnst Grak aus Brötzinaen zum Oberpostdirektions-
sekretär bei der Kaisrrlichen Oberpostdirektion Koniranz ervanüt.

Karlsruhe, 5. März. Der Groszherzog ertcilte
heute Vormittag von 10 Uhr an eincr Anzahl Personeu
Audienz, darunter dem Realschulvorstaud Prey mid dem
Stationskontrolleur Bollerer in Wiesloch. Von 12 Uhr
an gewährte Seine Königl. Hoheit, der Bitte der Photo-
graphen Knno Müller und Karl Bauer eutsp'echend, deu-
selben in ihren Ateliers Sitzungen. Nachmittags 3 Uhr
empfing Seine Königliche Hoheit den Oberschloßhauptmami
von Offensandt-Berckholtz, welcher über den Aufenthalt der
Königin von Sachsen in Mannheim Bericht erstnttete. Er
war beauftragt, die Königin iu Maimheim zu enipfangen
und dieselbe dort bei ihren Besuchen und Fahrten zu ge-
leiten. Jhre Majestät verblieb in Mannheim von halb 3
bis 6 Uhr und reiste dann nach Frankfurt, wo dieselbe
übernachten und darm nach Dresden znrückkehren wollte.
Von 4 Uhr an bis znm späteren Abend hörte der Groß-
herzog die Vortrüge des Geheimen Legationsrats Dr. Frei-
herrn von Babo, des Generalleutnants nnd Generaladjutanten
von Müller und Legationsrats Dr. Seyb. Darnach
empfingen der Großherzog und die Großherzogin noch ver-
schiedene Personen.

Ausland.

England.

— Jm Untcrhause hatte der Kriegsminister anf eine
an ihn gerichtete Anfrage zuzugestehen, daß der hinge-
richtete Buren-General Scheeper nicht, wie be-
hauptet wurde, ein Kap-Rebell, sondern ein Freistaats-
Bürger war. Die Hinrichtimg des tapfern, jungen Bn-
renfnhrers ist.in England bekanntlich nichts weniger als
gevilligt worden, und womit man die Anwendung dcr äußer-
sten Strengedes Gesetzes entschnldigte, wareben Etwas, was,
wic sich jetzt heransstellt, nicht bestand.

Scrbien.

B e l g r a d, 6. i>Närz. Ein Anhänger und Ver-
ivandter des Prätendenten Karageorgewrtsch, Namens
R n d e A l a tv a n t i t s ch, versuchte heute einenP u t s ch
in S ch a b a tz, wv er mit einigeu gedungWen Personen
ans Oestreichisch-SNitrowitza, seinem bisherigen Wohnsitze,
eingetroffen war. Unterwegs legte er serbische Generals-
nnisorm an und forderte die Grenzwächter anf, ihm zu
folgen. Diese begleiteten den vermeintlichen Gencral
znerst in das Gemeindehaus, wo er die Feuerwehrlente
anfforderte, ihm zu folgen, und begab sich dann in die
Gendarmeriekaserne, alarnnerte die Gendarmen und
stellte sie in Front. Zwei Gendarmen hatten inztvischen
den Gendarmeriekommandanten Nikoltsch von dem Vorfall
benachrichtigt. Dieser kam in die Kaserne nnd sorderte
Alawantitsch auf, sich zn rcchtfertigen. Letzterer
fenerte einen Revolverschuß ab. Der Kom-
mandant wurde leicht verletzt. Jetzt feuerte Nikolitsch
einen Revolverschuß auf Alewantitsch, der t o t z u B o-
den san k. Das Gefolge wurde verhaftet.

Svanien.

Madrid, 6. März. Die in Bilbao verhafteten
vermeintlichen A n a r ch i st e n erwiesen sich als u n-
schnldig; es sind Ansländer ohne Paß; sie werden
über die Grenze geschafft. — Die S t e n e r e i n n a h-
ni e n im Febrnar betrugen, trotzdem die Zolleinnahmen
nm 2i/st Millionen abgenommen haben, doch beinahe 78
Millionen, das ist 6,2 Millionen mehr als im Februar
1901.

Amerika.

N e w y o r k, 4. März. Prinz Hei n r i ch hat
bisher die Zudringlichteit der Photographen geduldig
ertragen. Doch anf dem Lookut-Mountain war ein
„Ueberfrecher", namens Bold. Der Prinz stellte sich ihm
bereitwillig, jedoch die Stellung gesiel Bold nicht. Er
sagte: „Mister Prince, treten Sie nach rechts, Mister
Prince jetzt mehr nach vorn, Mister Prince, noch weiter
rechts" usw. Das war denn doch zu viel. Dec Prinz
wnrde unwillig und sagte: „Well! Jetzt habe ich
schon fünfmal die Steüung gewechselt sür Sie, mm
machen Sie Schluß!" Die Umstehenden tvaren schon lange
wütend über den Kerl und niachten Miene. ihn samt
seiner .Kamera ins Thal zn befördern. Später drückte
der Prinz sein Bedanern darüber aus, daß er seine Ge-
duld verloren habe, aber der Chef der Geheimpolizei
möge ihn etwas bessdr vor Amatenrs schützen. Eine
Probe nrwüchsiger Kentnckh-Sitten zeigte sich in Sum-
merset. Als der Zug nm 2 Uhr nachts bei der Wasser-
station Summerset hielt, forderte eine lärmende Menge
schreiend, daß der Prinz sich zeige. Funge Burschen
schlugen schließlich gegen die Fenstcr des Zuges, so datz
alle aus dem Schlafe erwachten. Als später die häßliche
Episode, die besonders Kontreadmiral Evans wütend
gemacht hatte, besprochen wnrde, sagte der Prinz: „Jch
Ivußte gar nicht, was los war. Jch konnte doch nicht
gut erscheinen, da ich in Nachtkleidern war!"

Aus Stadt und Land.

Heidelbcrg, 6. März.

Von der Univsrsität. Ende vorigen Monats unterzog sich
Frl. Rahel Goitein ans Karlsruhe als erste Dame an hnsiger
Universität dem ersten medizinischen Examen, deni tsntnmsn
püz-sioum. Sie hat dasselbe glänzend bestanden.

st Todcsfall. Der frühere Besitzer des „Hotel Neichspost",
Herr Arm br nster, ist, lt. hier eingetroffenem Telegramm, gestern
Abend in Freiburg gestorben. —Gestorben ist ferner die Witwe
des ehemaligen Vertretcrs der Nationalökonomie an hiesiger
Universität, des Geh. Rats Kntes.

(Städtische Ausgrabunaen.) Jn den letzten Tagen wnrde
der Straßenkörper der römischen Hcerstraße, die von
dem Römerkastell zn Nenenheim nach Ladenbnrg fnhrte, auf
einem Voth'schen Acker im Gewann „Mittelfeld" (wenige Minuten
nordwestlich des Schnittpnnktes von Ladenbnrger Straße und
Keplerstraße) auf eine Länge von 9 m regelrecht anfgedeckt
nnd technisch nnd photographisch aufgenommen. Das freigelegte
Stiick giebt eine gute Anschannng von einer solchen Römerstraße
nnd bleibt bis Ende dieser Woche unversehrt erhalten. Dann muß sie
abgetragen werden, da anf dem betr. Grnndstück ein Spielplatz
des Heidelberger Rnderklnbs angelegt wird. Eingehendere Mit-
teilung, auch über einen kleinen, dabei gemachten intereffanten
Jnschriftenfund, folgt später. Des freundlichen Entgegen-
kommens des Vorstandes des Heidelberger RuderklubS, des Herrn
Professors Ullrich, sei dankend gedacht. Karl Pfaff.

V. Wohlthätigkeits-Abcud. Das Programm zn dem von
Mitgliedern der Harmonie - Gesellschaft und Schülern der
Sahlender'schen Mnsikschnle veranstalteten Konzert mit
Buntem Theater (Ueberbrettl) ist im Anzeigenteile unseres
gestrigen Blattes veröffentlicht worden nnv man darf wohl sagen,
daß es an Reichhaltigkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Da
seine Ausführung in den besien Händen liegt, so kann ein ävßerst
gennßreicher Abend in Ausstcht gestellt werden, und es ist nnr zu
hoffen, daß dem hochherzigen Bestreben der Veranstalter — der
Erlös des Abends soll den Franen und Kindern der
bedrängten Buren zngnt kommen — auch ein klingender
Erfolg znteil wird.

* Vorträge. Die zwcite Reihe der von der Handels-
kammer gemeinsam mit dem Kaufmännischen Verein
veranstalteten Vorträge nimmt morgen Freitag, abends '/z O Uhr
im Saale des Kaufinäniiischen Vereins ihren Anfang. Geh. Itat
Profeffor Dr. R. Schröder hat die Abhaltung liebenswürdigst
übernommen nnd zwar wird von ihm behandelt werden: „Der
Kausmann nnd daS Handelsgeschäft nach dem alten und dem
nenen Handelsrecht." Zn den Vorträgen, die sich voranssichtlich
anf vier Abende erstrecken werden, hat Jedermann freien Zntritt.

* Fußball. Bet dem Fnßballwetlipiel zwischen der crsten
Fünfzehn von Heidelberg College und der Fußball-Abteilung
des Heidelberger Ruderklub gewann hauptsächlich durch beffcres
Stürmerspiel ein Dreivicrtelsspieler des Ruderklub in der ersten
Halbzeit 1 Versuch. Bald nach der Pause gewannen die Stürmer

! des Ruderklub durch schönes Zusamwenspiel einen zweiten Ver-
! such; von da ab bis zum Schluß wurde von keiner Seite ein

weiterer Vorteil erzielt, so daß der Ruderklub init 6 zu 0 Sieger
blieb.

m Karuevalsgesellschaft- Sicher-m Vernebmcn nach sinddie
Vorarbeiten für eme im nächsten Wmter -mf A l t-H e i d e!-
o.ergerBoden thättge Kar ne v a ls - G e s e llsch aft der-
art vorgeschrtiten. daß eine konstiluierende Versammlung in näch'
ster Zert stattstnden wird.

. * Befitzwechsel Dr. Bücher, Rittmeister a. D, verkaufte seiu
Haus Kaiserstr. 47 an Apitheker Dr. Polsbach um den Preis
von 66900 Mk

. cffü.dolizetbericht. Der Metzgerbursche, welcher am 3. ds. iü
der Nahe der Oberrealschule eincn Schüler dieser Anstalt überfuhr,
wirrde, da sich die Verletzungen des Knaben als sehr ernsthaftec
Art erweisen, v erh aftet. Ferner wurde ein Gärtner wegen
Bettelns festgenommen. Wegen Unfugs kamen drei Personcn z»c
Anzeige.

Wicsloch, 6. März. sDie U n t e r 1 ä n d e r I r r e n-
anstalt) hierher zn bctommen, bestchr nnnmehr nach der
„Wiesl. Ztg." wieder Aussicht. Rachdem sich der Baugrund
in Nußloch wegcn des vorhandenen Grundwassers (undurch-
lässiger Thon) als dnrchaus ungeeignet erwies, nnd das Nutz-
locher Gelände deshalb auch auher Frage gestcllt wurde, kam ge-
stern Nachmittag die Kommission nochmals hierher ,um das
Gelände zwischen dem Wasserreservoir nnd dem Bergwerk, die
sogenannte Wilhclmshöhe, zu besichtigen. Jn Betracht käine
hierbei die Wilhclmshöhe in ihrer ganzen Ansdehnung voM
Wasserreservoir bis nördlich zur Nutzlocher Grenze eincrseits
und Wiesloch-Heidelberger-Landstrahe und bis östlich der Alt-
wieslocher Grenze, dem sogen. Grundweg andererseits. Die-
ses Gelände nmsatzi ea. 180—200 Morgen und wnrdc von dec
Kommission in jeder Beziehung als äutzerst günstig gelegen be-
zeichuct, so datz die Austalt, vorausgesctzt datz die Grundstücks-
eigcntümer für ihre Grundstücke keine übertriebene hohe Preise
verlangen, mit ziemlicher Sicherheit hier erstellt werden wird-
Es wird also lediglich an den Grnndstückseigentümern liegen,
dic für uns so überaus wichtige Frage in günstigem Sinnc zM'
Entscheidnng zu bringen. Wenn das Gelände für 1100 bis
1200 Mark pro Morgen ineinander gerechnet angekauft werden
kann, steht nach ziemlich sicheren Jnformationen der Erstellung
der Austalt nichts im Wege.

-s Unter-Schönmattenwag. 5. März. (Ein betrübender
Unglücksfall) eretgnete sich letzte Nacht im MangaN'
BergwerkzuWaldmichelbach, wodurch eine hiesige Fa-
milie sehr hart betroffen wurde. Der vcrheiratete 28jährige A-
Knapp von hier war um 5 Uhr zur Nachtschicht eingefahren-
Um 10 Uhr kam ein Wogen, mit dem Knapp und andere Berg-
leute Erz auf einer schiefen Ebene zu Tage förderten, auf dein
Schienengeleise zu Fall. Knapp kam so unglücklich nnter deN
schwer beladenen Wagen, daß er so furchlbar zerquetscht wurde
und nach wenigen Minuten verschied. Er hinterläßt eine
junge Wittwe mit drei kleinen Kindern.

Mannheim, ö. März. tLohnbewegung imSchneider-
gewerbe.) Jn einer öffentlichen Schneiderversammlung, welche
am Montag, den 3. März im oberen Saale der „Zentralhalle"
stattfand und überaus zahlreich besucht war, wurde folgende Re-
solution angenommen: „Die heute am 3. März in der Zentral-
halle, Q 2, Nr. 16 tagende öffentliche Schneiderversainmlung,
welche von etwa 400 Kollegen besucht war, erklärt: Da die Ver-
handlungen der Lohnkommission mit der Schneidermeister-Ver-
einigung zu einem derartigen Resuliat glführt, welches für die
Gehilfen Mannheims unannehmbar erscheint, alle weiteren Ver-
handlungen mit angefükrter Vereinigung abzubrechen, und die
von der Loünkommission aufgei'teliten Tarife in kürzester Zeit
an die Geschäfte einzureichen. Tie versammeltsn Kollegen ver-
pflichten sich, mit allen thnen zn Gebote stehenden Mitteln, die
von ihnen aufgestellten, nur minimalen Forderungen, bis auf's
äußerste zu verteidiaen."

8. Mannheim, 5. März. (Aus der Müh lenindustrie.)
Wie gemeldet wird, sollen die Rh ein mühlenw erke M ann-
heim von der Lndwigshafener Walzmühle aufgenoiunien werden.
Wie es heißt, sind die Verhandlungen im Gange. Dke Walz-
mühle würde niemals daran gedacht haben, ihren Hanptbetrieb
nach Mannheim zu verlegen, wenn nicht jene bekannte, allgeinein
befremdende Entscheidung der Oberberufungskommisston in
München der Walzmiihle die Notwendigkeit der Flncht vor einec
steuergesetzlichen Erdrossclung aufgedrängt hätte. Sollte
die Walzmühle stch in irgend einer Form im-Großherzogtum BadeN
niederlaffen, so wurde das jedenfalls von der badischen Regierung
imd der Stadt Maimheim mit Freuden begrüßt wcrdcn.

S.6. Karlsruhe, 5 März. (Der Lebensbedürfnis-
Verein Karlsruh e) 'erzielte im abgelanfenen Geschäftsjahr
einen Reingewinn von 201227 Mk. Der Vorstand bringt die
Verteilnng einer Dividende von 9"/, auf den Markennmsatz iib
eigenen Geschäft nnd von 3°/„ anf den Umsatz im Lieserantenge-
schäft in Vorschlag. Die Zahl der Mitglieder ist iim 292 aiif
6255 gesticgen.

Singen, 3. März. (E in s e h r ch a ra k l eristi s che s BaU-
denkmal) ist die Bnrg in Riedheim in der Nähe unserec
Stadt- ES ist eine kleine Anlage, bestehend aus einem viereckigeN
Turm, der mitten in der Mauerumzinglmig steht, dte früher rnit
Wallgraben umgeben war. Sie scheint in ihrem ursprünglicheN
Bestand noch siühgotischer Zeit anzugehören und verdtent be-
sondere Hervorhebung, weil sie fast ohne jegliche VeränderuNS
bis auf unsere Zeit tm alten Zustand erhalten geblieben ist-
Beachtenswert stnd auch die Kelteranlagen, die laut Jnschrist
schon seit mehreren Jahrhunderten alljährlich benützt wrrden.
Die Gemeinüe hat das baufällige Turmdach wieder erstellen
lassen. Es ist aber eine umfassende Restanrierung dieser Tief-
burg geplant, weshalb auch die Bezirksbau-Jnspektion Donau-
eschingen die Kostevderechnungen aufgestellt hat. Zur Zeit wer-
den mit der Gemeinde die weiter nöttgen Verhandlungen ge-
führt.

Heidelberger Vereinsangelegenheiten.

o Fröbel - Verein. Jn der gestern abgehaltenen Haupt-
versammlung wurde der Jahresbericht des verflossenen Vereins-
jahres vom Vorsttzenden vorgclesen imd geiiehmigt; dem Rechnec
wurde Entlastnng erteilt. Wir kommen ans den Jahresbericht
nach dessen Erscheinen noch zurück.

Eingesandt.

Der Mannheimer „Generat-An»." brtngt folgendes „Einge-
sandt", das wir auf Wunsch einer Abonnentin abdrucken, weil es,
wie sie behauptet, auch für hiestge Verhältnisse angebracht sei-
namentlich für die Anlage.

Mehr Straßenbesprengung.

Die in letzter Zeit so viel erörterten Vorbeugungsmlttel z»c
Bekäwpfung der immer mehr überhand nehmenden Volkskraiik-
heit „Tuberkulose" laffen hier einen berechtisten Notschrei sowoh»
an die Einwohner Mannheims, wie an deren Stadtoberhäuptek
hervordringen. Es ist bekannt, daß der geradezu mit BazilleN
durchschwängerte Straßenstaub, vom Menschen eingeatmet, dek
gefährlichste Krankheitserreger ist und es ist dcßhalb um so auf-
fallender, wenn man des Morgens durch die Straßen der Stadt
gcht und sich hier förmlich durch die durch das Kehren des
Trottotrs ohne Wasserbesprengung hervorgerufenen Staubwolken
winden muß. Hi-r wäre eS, wie in vielen anderen Städten,
höchst angebracht, daß von polizeilicher Seite streng darauf ge-
sehen wird, daß die TrottoirS bei trockener Witterung vor deiN
Kehren stets mit Waffer besprengt werden. Es kostet dies weiiig
Mühe und in bygienischer Beziehung ist viel, sehr viel gethan-
_Einer für Viele.^,

Wealer- «nd Kunstnachrichen.

* Wie man uns aus Karlsruhe schreibt, hat Han^
Thoma ein großes Oelgemälde des Großherzog^

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