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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0440
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Frntag. 7. März 1902.

44. JahrgMg. — Ar. 56.

^rschcint täglich, Somitags auSgenommen. — Preis mit Familienblättcrn monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

^ nzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bcstimm
^vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernonMM^^^n^chl^a^der^Jliserate^auf^en^Zlakattafeln^de^^delber^Ze^^ Plnkatsäulen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

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Urinz Keinrich in Amerika.

New - Aork, 6. Nkärz. Ohne Fährnisse ist Prinz
Heinrich vom Westen zuriickgekommen und er befindet sich
^Ur Zeit auf der Fahrt nach Boston. Der letzte Ort, von
°ern ein Bulletin iiber seinen Zug kam, ist Syracusa, wo

um 11 Uhr gcstern Abend ankam, und von wo er
Uach einem Aufenthalte von 12 Minuten weiterfuhr. Der
'ieutige Tag wird fiir ihn noch ein recht schwerer sein,
°enn Boston und die Harvard Universität haben ein Pro-
8ramm ausgestellt, das autzerordentliche Ansprtiche an
M Prinzen stellt.

Den gestrigen Tag hat er sast ganz im Bahnwagen
berbracht. Nur in Niagara stieg er aus, um die Fälle
^Uzusehen. Dieselben präsentierten sich in vollem Win-
serschmuck mit der Eisbrücke. Er besichtigte das Natur-
ichauspiel sehr griindlich sowohl von amerikanischer wie
°on kanadischer Seite aus und konnte angesichts desselben
mum Worte sinden, um seine Gefühle auszudrücken. Der
-urinz wurde mitten auf der zur kanadischen Seite süh-
denden Brücke vom Militärsekretär des Generalgouver-
Ueurs von Canada, Major Maude, und dem Unterrichts-
Uiinister Harcourt von Ontario empsängen. Diese Her-
uen überreichten ihni eine Adresse, in der darauf Bezug
Zenommen wird, dasz der Prinz mit dem englischen Herr-
Icherhaus verwandt ist, ebenso, datz eine grotze Zahl Deut-
icher eine zweite Heimat in Canada gefunden hätten.
Der Prinz dankte dann in kurzen Worten und empsing
°ann eine Adresse von Vertretern des deutschen Städt-
chens Berlin in Ontario. Später besichtigte der Prinz
.ie grotze Kraftstatiou, in der ein Teil der Niagarafälle
bidustriellen Zweckeu dienstbar gemacht wird. Dort schei-
Uen nicht sonderliche Vorsichtsmaßregeln getroffen wor-
°en zu sein, denn Admiral Evans entdeckte plötzlrch eme
iremde Hand iu seinen Taschen. Er erklärte aber dem
Aesitzer derselben kühl: „Ju-rger Manu, meme Borse
sinden Sie in der anderen Tasche." Der Taschendieb
chnrde nicht sestgenommen.

Die Weiterfahrt des Prinzen erfolgte kurz nach
b Uhr und die Ankunft in Rochester um halb 9 Uhr.
Tort war in der unmittelbaren Umgebung des Bahnhofs
°ine ungeheure Menschenmenge versammelt, vrelleicht

000 Personen nnd diese standen stundenlang in Schnee
'Md Kälte. Sogar auf den Dächern waren vrele zn sehen.
Ns der Prinz eintraf, wurden 21 Schüsse Salut ge-
!°Uert und gleichzeitig slammte auf allen Seiten Roth-
ieuer auf, besonders auf Dächern von hunderten von
Häusern nud große Scheinwerfer beleuchteten deutsche
^Ud amerit'anische Flaggen, die hoch in den Lüften schweb-
!°u. Das Programm wies deutsche Liedervortrage auf,
fUdessen mußte man darauf verzxchten und zwar, werl
Ze Polizei der ungeheuren Menschenmasse nrcht Herr
^eiben konnie. Es waren allerdinc^s noch zwer 5lom-
t'ügnien Miliz aufgeboteu, um deu Bahnperron frcrzu-
Mten, aber als der Zug einlief, durchbrachen Tausende
'U aewaltiqem Andrang die Schranken und rm nachsten
Augenblick'war der ganze Zug von emer dichtgedrangten
?Ienschenmenge umringt, die immer wreder Hochs aus

Prinzen ansbrachte und überhaupt einen gewaltigen
^uthusiasnms zeigte. 'Da hörte alles Smgen auf und
L>>r der nächste Teil des Programmes — Aniprachen des
Ziayors Rodendcck und des Handelskammerprasidenteii
xrewsters — konute ausgeführt werden. Noun zunge
iiberreichten dem PrinZen Blnmen und 7^0uareu-
Ulglereien. Autzerdcm erhielt er ein Albuin inrt Anftch-
!>'>, ber Stadt. Tann fuhr der Zug ab, begleitet von
zUrrnernden, weithiir schallenden Hochs der Menge. —
M dem fürchterlichen Gedränge waren zwolf Frauen m
sibnnracht gefallen, indessen sind keine schlimmen Verletz-
('Ugen zu verzeichnen. Mr die Prinzessin Jrene nahm
M Prinz übrigens einen tragbaren Schnellphotographen-
bdparat mit, der reich mit Gold verziert ist und in Ro-
^ster hergestellt wurde.

Noch konnte der Prinz nicht schlgfen gehen, denn
? mutzte noch Syracuse absolviert werden, die Heimat

amerikanischcn Botschafters in Berlin, des Herrn
lwdrcw White. Dort waren alle Stratzcn in der Nähe
HS Bahnhofs besetzt mit einer nach Tausenden zählenden
Zenge. Ter Mayor Kline überrcichte dem Prinzen ein
E°Idene§ Siegel der Stadt. der Oberrichter Andrews eine
^resse und deutsche Frauen zwei Nlbums, eins für dre
..uiserin und eins rür die Prinzessin Irene. Nniversi-
Nsstndenten mit Fackeln vervollständigten das festliche
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Deutsches Neich.

i — Das Bcfinden des Grafeu Waldersee ist fort-
^Uernd vorzüglich. Der Graf hat stch von seinem Leiden
> Hlständig erholt und unternimmt häufig Ausfahrten nnd
Mtztourcn. Zur Teilnahme an den Kaisermanövern ist
Waldersce bereits vom Kaiser eingeladen worden.

. — Jn der Zolltarifkommission des Reichstags be-
s^ragte der Zentrumsabgeordnete Herold für Kartof-
ch der Zeii vom Februar bis Ende Juni 2'/^ sonst
n.Dik. Nach längerer Debatte wird der vom Staats-
j^etär Dr, Graf v. Posadowsky bekämpfte An-
Herold angenommen. Der Antrag soll die aus-
^dischm Luxus-Kartoffeln treffen. Z

Deutscher Weichstag.

Berlin, 6. März.

Forffetzung der Beratung des EtatS der Schutzgebiete
für Ostafrika bei einmaligen Ausgaben.

Der Titel zur Förderuug der indischen Einwanderung,
30 000 Mark, Ivird angenommen.

Abg. Bassermann (natlib.) referiert über die Kom-
missionsverhandlungen betreffend die Regicrungsforderung für
die Telegraphenlinie von Mpapna nach Tabora in Dentsch-
Ostafrika von 602 000 Mark. Die Kommission will als erste
Rate 300 000 Mark bewilligen.

Abg. Müllcr-Sagan (freis. Vp.) ist für die Ablch-
nung der Position; sür die Tclegraphenlinie sei kein Bedürf-
nis borliegend.

Staatssekretär Kraetke: Wir brauchen eine Verbin-
dung nach der Küste, um den Anschluß an die Linie Kap-Kairo
zu gewinnen, da das Kabel häufig nicht betriebsfähig ist.
Dem Reichstag würde von den Kosten schon in der vorigen
Session Kenntnis gegeben. Material und Beamten sind nnter-
wegs.

Der Titel wird mit den Abstrichen der Kommission ange-
nommen. Ebenso der Rest des Etats für Ostafrika.

Beim Etat Kamcrun beschwert sich

Abg. Gamp (Reichsp.) darüber, daß großkapitalistische
Gesellschaften große Territorien von Eingeborenen nbernom-
men hätten, ohne daß ^jesen geniigende Reservate gelassen
seien.

Abg. Prinz v. Arenberg (Zentr.) entgegnet auf
frühere Bemerkungen Dasbachs, nach sciner Kenntnis erfreu-
ten sich die Missionen seitens des Kolonialamtes stets des
größten Entgcgenkommens.

Abg. Hassc (nat.-lib.) bringt Klagen nber die Schutz-
truppen vor, welche mehr eine Kampftrnppe sei.

Kolonialdirektor Stübel hofft, daß die Thatkraft und der
Pflichteifer des Gouvernenrs Puttkamer ber Kolonie erhalten
bleiben. Es sci das eifrige Bestrcben der Kolonialberwaltung,
den Eigenborcnen aus den einen und dem Großkapital aw der
andeven Se!>: Gerechtigkeit walten zu lasseu. Gegenüber' den
Bemerkungen dcs Aüg. Hasse bemerkte er, daß es fnr die
Schutztruppe manchmal schwer sci, dic Wünsche der friedlichen
Kaufleute in allen Punkten zn erfüllen.

Abg. Ledebnr (Soz.) fragt an, ob es richtig sei, daß
ein Weißcr cincn Ncger habe pfählen lassen.

Kolonialdircktor Stübel vcrliest eine Reihe von in Ka-
merun gefällter Urteile, nach denen zu mehrerenmalen Kör-
perverletzung nnd Freiheitsberaubnng mit Gefängnis bis zu
5 Jahren bcstraft wnrden. Von einer Pfählung könne hierbei
keinc Redc scin.

Nach Erledigung des Etats für Kamerun werden dic Etats
für Togo und Siidwestafrika nach unwesentlicher Debatte an-
genommen.

Der Etat für Ncn-Guinea ivird debattelos erledigt. Bei
dem Etat der Karolinen und Marianen legt

Gouverneur v. B en nigsen dcn Befund der Jnseln dar,
deren Erwcrbung ans politischen Gründen maßgebend ge-
wesen seien, weil man die Strecke zivischen Reu-Guinea und
den Marschalls-Jnscln nicht in fremden Händen sehcn wollte.
Bei ruhiger Verwaltung würdcn dic Jnseln in absehbarer Zeit
kcinen Reichszuschuß mehr erfordcrn.

Wcgen des Etats für Samoa schildert

Gouvcrnenr Solfs die erfreuliche Cntwicklung der Jnsel.
Ernste Konfliktc der Eingeborcncn untereinander seien nicht
mehr zu befiirchten. Jn der Verwaltung müsse der Gonber-
nenr noch gewisse Latitüden haben. Er müsse oftmals, statt
mit Gewalt vorzugehen, durch Geschcnke die Differenzen schlich-
t'en. Samoa sei dic Perle dcr Südsee. Der Reichstag möge
bci dem Etat dieser Perle nicht zu sehr mit dem Geldc zn sparen.

Morgen 1 llhr: Schlnß der zwciten Etatsberatnng.

Badcm

K a r i s r u y e, tt. März. Auf.Anordnung des Ober-
kirchenrats findet nächsten Sonntag in allen evangelischcn
Kirchen des Landes Trauergottesdienst für
Kaiser Wilhelm I. (9. Marz 1888) statt.

Madischer Landtag. i ? xUZ

Karlsruhe, 6. März. 47. Sitzung der Zweiten
Kammer. Fortsetzung der Beratung des Unterrichts-
budgets.

Sekretär Müller zeigie die neuen Einläufe an.
Präsident Gönner machte kurze geschäftliche Mittei-
lungen, worauf in die Tagesordnung eingetreten wnrde.

Abg. von Stockhorn (kons.): Jn der lctztcn Sitzung
wurdc wie'derholt die Jrrenfrage erörtert^ Jn dieser Ange-
lcgenheit sollcn selbstverständlich die Jntcressen der Universitäten
gewahrt werden. Maßgebend muß aber in erster Reihe immer
das Jntetesse der Jrren, deren gute und rasche Aufnahme sein.
Es wird daher lein Nachteil sein ,wcnn den llniversitäten ein-
mal ein interessanter Fall entgelst. Was die Ausländerfrage
belrifft, so muß man zwischen den Universitäten und den tech-
nischcn Hochschulen unterschei'den. Bci den Univeesitäten sind
fast nur die naturwissenschaftlicheii und medizinischen Fächer
überfüllt. Das hat nichts zu sagen, denn di'ese Wiffenschaften
kommen dcr Allgcmeinheit zu gutc. Anders liegt es mit den
tcchnischen Wiffenschaften. Sie find für das wirtschaftliche Le-
ben bon großer Bedentung und gerade im wirtschaftlichen Le-
bcn herrscht cine große Konkurrenz zwischen den Staaten. Es
ist daher nicht zu begrützen, wenn gcrade die Ausländcr gcrade
bei der technischen Hochschule dic besten Plätze belegt haben.
Damit sind wir Alle einverstanden, daß für unsere Hochschulen
Alles gethan werden soll. Dabci darf man abcr doch dcn
Grundsatz aussprcchcn, daß unsere Hochschulen in crstcr Rcihc
fiir deutsche Stndcnten vorhanden sind.

Abg. H e i m bu r g e r (Dcm.): Auf allen Seiten bringt
man dem Gedeihen unserer Hochschulen das größte Jnteresse
entgegen. Es ist ein erfreulicher Gcdanle, datz eine Bevor-
zugniig der einen oder anderen Universität stattfindet. Was

dic Gehalte der Professoren anüclangt, so bin ich der Meinung.
daß geradc, was die Universität Freiburg bctrifft, früher nicht
immer gleiches Maß gehalten worden ist. Bczüglich dcr la-
rhngologischen Klinik in Heidelberg kann ich mich den ansge-
sprochenen Wünschen nur anschlietzen. Man soll hier nicht
warren, bis die medizinische Fakultät etwas thnt. Auch mich
hat die Einrichtung dcr Volkshochschulkurse gefreut. Man kann
es nur mit Freuden begrüßen, datz die Vertreter der reiner,
Wissenschaft zum Volke herabgestiegen sind und die Resultate
ihres Denkens und Forschens weiteren Kreisen zugänglich
machen. Aber auch hier wird es davon abhängen, daß der rich-
tige Ton getroffen wird. Die Ausländcr sollen natürlich die
dentschen Studentcn nicht verdrängen. Was die Frage der
neuen Vorbildung in Preußen betrifft, so schcinen durch die
neuen Bestimmnngen die Universitäten in zwei Klassen einge-
teilt werden zu sollen, in prenßische und ' nichtpreußische. DaS
ist mindestens ein eigentümliches Vorgehcn.

Unterrichlsministcr v. Dnsch: Was die Jrrenfrage be-
rrifft, muß ich bemerken, daß weder die Jnteressen der Kranken
noch die Unterrichtszwecke bei dem heutigen Verfahren der Jr-
rcnbehandlung vernachlässigt werden. Jn der Ausländerfrage
stehe ich, was deren prinzipielle Seite anbelangt, auf der Seite

Abg Heimburger. Wir müffen hier liberal berfahren.
Wenn sich Mißstandc bezüglich des Besuchs der Ausländer er-
gcbcn sollten, sind die akademischen Behörden durch die Hand-
habung der Aufnahmebestimmungcn in der Lage, denselben zu
steuern. Bezüglich des juristffchcn Studiums in Preußen will
ich nur bcmcrken, daß Preußen gegen andere Staaten nicht
illopal verfahren ist. Wir werden die nötigen Vorkehrungen
treffen, datz die preußischen Studenten bei uns die not-
wendigcn Vorlesungen finden können.

Abg. R o h r h u r st (natl.): Redner bespricht die einzelnen
Positionen für die Heidelberger Universität und hofft, daß die-
selbe mit ihrcm Bibliothekbau nicht die gleichen Erfahrnngen
machen möge wie Freiburg. Die Luisenheilanstalt in Heidcl-
berg, deren wohlthäriges Wirken allgemein anerkannt wcrdcn
muß, empfehle ich dem Wohlwollen der Regierung. Dem Mi-
nisterium mutz auch der Dank dafür ausgesprochcn werden. datz
es für das Universitäisjnöiläum Heidelbcrg 30 000 M. ange-
fordert hat. Herr Föhrenbach hat einen besonderen Fall zur
Sprache gebracht, auf den ich nicht näher eingehen will. Jch
bin dcr Meinung, daß wir hier nicht über alle Dinge zu reden
brauchen. die draußen geschehen. Bei der Besetzung akademi-
scher Lehrftühle darf die politische und religiöse Stellung eines
Mamies nicht der Grund sein, daß er das Amt erhält oder nicht.
Nllcin die tvissenschaftlichc Bcfähigung muß 8er ausschlaggebende
Gesichtspunkt bei Berufungen sein.

^ Nbg. Geck (Soz.): Wir sind Freunde des staatlichen
Schulwe,ens und treten ini Prinzip für dic Uncntgeltlichkeit
des Untcrrichts em. Nach.den heutigen Verhältnissen ist der
Besuch der Hochschulen ein Privilegium für die Besitzenden
Noch fchlt an den Uinversitäten die Gleichberechtchung des
weiblichen Geschlechts bcini Stndium. Unsere Hochschulen,
besonders dic technischen Wissenschaften, stehen im Dienste des
sozialen Fortschritts. Zu wünschen ist, daß bei den Universi-
tätskliniken auch die Opfer von Unfällen Aufnahme finden
können. Die Volkshochschulkurse haben eine günstige Beurtei-
lung gefundcn auch von Scitcn dcs Abg. Fehrenbach. Jn
Mannheim scheint man aber in gewisscn Kreisen anderer Mei-
nnng gewescn zu sein. Doet entstand cin Sturm von Cnt-
rüstimg, besonders in der Zentrumspresse, als ein Vortrag
über Darwin gehalten werdcn sollte. Cs hat mich gefrcut,
daß die Rcgierung die Lehrfreiheit nicht antasten läßt. Die
Lchrfreihcit muß aber mit der Hörfreiheit Hand in Hand gehen.

Abg Klein (natl.) wünscht, daß bei der Errichtung einer
Jrrenanstalt im Unterlandc Rücksicht auf das Land und die
Kranken selbst genommen werde.

Abg. Frühauf (frcis.): Gefrcut hat es mich, daß der
Hcrr Minister betonte, er stehe in der Ausländerfrage auf dcm
Standpnnkte Heimburgers. Es wäre eincs Knlturbolkes nicht
würdig, wcnn es den Äusländern an den Hochschulen das Gast-
rccht nicht gcwährcn wolltc. An die Regiernng möchte ich das
Ersuchen richten, an unsercn Hochschnlen auch über Verkehrs-
wescn von sachverständiger Seite lescn zu lasscn. Zu den Be-
merkungen des Abg. Fehrenbach über die Freiheit der Wissen-
schaft mnß ich darauf hinweisen, daß bor einiger Zeit ein Ak-
tenstück in das Land hmansging, der Hirtriibrief dcs Crz-
bischofs ThomaZ, in dem in scharfer Weise über dic akadcmischen
Vertretcr anf dem Lehrstuhl geurteilt wird. Es wird in dem
Hirtenbriefe den Vertrctern der Wiffenschaft vorgeworfen, daß
sie die bewußte und gewollte Gottlosigkeit fördern. Weiter
wird in bem Hirtenbricf gcsagt, daß die voraussetzungslose
Wissenschaft zur Goitlosigkcit fnhre, dic dcr Rnin nnseres Va-
terlandes werde. Wer so spricht, kann kein Freund des gegen-
wärtigen Standes unscrer Hochschulen sein.

Unterrichtsmmister P. D n s ch: Jch wolltc das, was ich vor-
zubringcn gcdenke, erst am Schlnffe der Debatte sagen, ich thue
es aber jetzt, da durch dic Ansführungcn dcs Abg. Frühauf die
ihrem Ende zugehende Debatte verlängert wcrden wird. Der
Luisenaiistalt in Heidclbcrg werden wir die möglichste Förde-
rung angedeihen lassen. Der Abg. Gcck ist fnr die Unentgelt-
lichkcit des Unterrichts anch für die Hochschulcn eingetreten.
Von was sollen aber dcmn unscre Hochschnlcn bczahlt werdcn?
Es wird übrigens heutc schon talcntierten mittellosen Studen-
ten in verschiedener Wcise cntgegengckommen. Mit dem
Frauenstudium ist Badcn zuerst vorgegangen, und wir siird
auch dcr einzige Staat, der Frauen immatriknliert. Der Äbg.
Geck wünscht, daß wir Mittel, die für Militärzwccke veraus-
gabt werden, für nnsere Hochschnlen verwen'dcn. Wie stellt es
sich der Abg. Geck vor, was aus unseren Hochschulen geworden
wärc, wcnn wir 1870—71 nicht die Mittcl gchabt hätten für
Kricgszwecke. Wir hättcn dann hente unsere blühcnden Uni-
versitäten nicht. (Sehr richtig.) Der Abg. Frühauf ist auf den
erzbischöflichcn Hirtenbricf zn sprechen gckommen. Der Hir-
tcnbrief cntzieht sich ber Erörtcrnng seitens der Regierungs-
bank. Dcr Erzbisckiof muß auch die Freiheit habcn, seine Mei-
nimg zum Ausdrnck zu bringen.

Abg. Wittum (natl.): Der Ausspruch, man solle den
Besuch der Ausländer an nnseren Hochschulcii, besonders den
technischen Hochschulen etwas einschränken, ist nicht unbegründet.

Abg. Fehrenbach (Centr.): Der Abg. Geck hat auf
ein Vorkommnis in Mannheim hingewiesen. Dazu möchte ich
 
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