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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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Deutsches Reich.

— Der Rücktritt dcs Generals der Jnfanterie Frhrn.
v. Falkenhausen von dem Kommando des württembergischen
Armeekorps und sein Ausscheiden aus dem aktivcn Dienst'
stande hat, wie man der „Straßb. Post" aus Berlin
schreibt, auch in sonst gut unterrichteten Kreisen eine ge-
wisse Ueberraschung hervorgerufen, zumal der General erst
seit 1899 kommandierender General ist und zu den jüngsten
patentierten Gencrälen der Jnfanterie zählt, dessen Patent
vom 14. September 1900 (ohne Buchstabe) datiert. Während
seiner Dienstzeit hat der General ein ungewöhnlich rasches
Vorrücken gehabt upd ist lange Jahre als Dircktor des
allgemeincn Kriegsdepartements im Kriegsministerium thätig
gewesen. Auch als bedeutender militärischer Schriftsteller
hat er sich noch jüngst durch die Herausgabe eines Werkes
„Ausbildung für den Krieg" bethätigt, dessen erster Teil
die Grundlage für die höheren Führer behandelt. Zu den
älteren Generälen gehört der Geueral v. Oberhoffer,
der, a^s dem badischen Contingent hervorgegangen, nun
in den Ruhestand übergetreten ist. Schon als er zum
General der Jnfanterie heranstand. hatte er die Absicht,
den Dienst zu verlassen, da innerhalb des Generalstabes
für ihn keine geeignete Stelle war. Diese wurde in der
Stellung eines General-Quartiermeisters besonders ge-
schaffen, um diese hervorragende Kcaft dem Heere noch
länger zu erhalten. Ob diese Stelle wieder besetzt werden
wird, erscheint fraglich, dagegen wird die Stelle als Chef
der Landesaufnahme, die General v. Oberhoffer ebenfalls
bekleidete, wieder neu besetzt werdcn.

Wilhelmshaven, 12. März. Jn einem von heute
datierten kaiserlichen Eclasse wird dem 1., 2. und 3. See-
Lataillon zur bleibenden Erinnerung an die kriegerischen
Ereignisse ein Fahnenband sowie eine Chinadenk-
münze verliehen. Jn dem Erlasse spricht der Kaiser den
Bataillonen das Vertrauen aus, datz dicse besonderen
Zeichen seiner Gnade denselben ein Ansporn sein werden,
sich seine Zufriedcnheit in alle Znkunft zu wahren.

Aeutscher Weichstag.

Berlin, 12. März.

Die Petitionen, die von der Kommission als nicht ge-
eignet zur Beratung im Plenum erachtet worden sind, wer-
den crledigt. Die allgemeiue Rechnuug dcs Haushaltungs-
etats von 1898 wird in erster Lesuug debattelos der Rech-
nungskommission überwiesen.

Es folgt die Fortsetzung der dritten Lesung des
Reichshaushaltsetats für 1902, Reichsamt des
Jnnern, Fortdauernde Ausgaben, Reichsversickerungsamt.

Abg, Stadthagen (Soz.) bespricht nochmals die Frage
der Vertrauensärzte bei den Berufsgenossenschaften, Jn Ar-
beiterkreisen gehe die Stimme dahin, die Regierung habe kein
genügendes Rückgrat gegen die kapitalistische Uebermacht,

Abg, Oertel (kons,) widerspricht dem Abg. Stadthagen,
Abg, R o e s i ck e - Dessau (wild-lib,): Die Vorwürfe
Siadthagens gegen die Bertrauensärzte sind eine unerhörte
nnd ungcrechtfertigte Beleidigung und Herabsetzung dieses be-
rnfsgenossenschaftlichen Organs, Es ist auch eine in keiner Weisc
Lerechtigte Jnsinuation, datz die Vorsitzenden der Berufsge-
nossenschaften so hoch bezahlt seien, damit sie die Renten mög-
lichst niedrig bemessen,

Staatssekretär Dr, Graf v, Posadowskh erklärt, auf
einen Runderlatz habe er von den Berufsgenossenschaften Ma-
terial über das Aufsichtspersonal erhalten, aus dem zu er-
sehen sei, datz die Berufsgenossenschaften ernstlich auf dem
Wege fortschreitcn, cin wirklich ausreichendes Aufsichtspersonal
heranzuziehen, Mir dem Wachsen der Geschäfte war es vielen
Vorsitzenden nicht mehr möglich, an ihrem Platze zu bleiben,
Die ehrenamtliche Verwaltung mag immer ein idealer Zu-
stand sein, Mit Rücksicht auf den Zeitverlust der betreffenden
Personen muhten Entschädigungen festgesetzt werden.

Der Titel sowie eine Reihe weiterer werden bewilligt,
Abg, Dr. Deinhard (natl.) wünscht möglichste För-
derung der internationalen Ausstellung für dekorative Künste
in Turin,

Der Rest des Reichsamtes des Jnnern wird erledigt,

Die Resolution betreffcnd obligatorische Zulassung der
Zillmerschen Methode bei Privatversichcrnngen wird abge-
lehnt,

Es folgt der Ctat des Reichsheeres,

Abg, G r öber (Centr.) führt aus: Jn der zweiten Ctats-
lesung habe er dem Generalleutnant v, Alten in der Gumbinner
Affaire vorgeworfen, er habe Erhebungen cmgestellt, zu denen
er nicht befilgt war, Herr v, Alten habe nnn mitgeteilt, diese
Erhebungen hätten zu emer Zeit stattgefunden, wo noch kein
bestimmter Angeschuldigter da war, Dies ändere an der
zuristischen Beurteilung nichts, doch halte er es für seine
Pflicht, von dieser Mitteilung Kenntnis zu geben,

Mg, Stadthagen (Soz.) führt ans, ein Oekononne-
handwerker, welcher 'die Annahme der Chinamedaille unter
der Begründung, er sei Sozialdemokrat, abgelehnt habe, sei
mit drei Tagen Arrest bestraft worden, Man verleite durch
eine solche Behandlung die Soldaten zur Lüge.

Generalmajor v, Tippelskirch führt aus, die Unter-
suchung über den Fall sei noch nicht abgeschlossen,

Der Rest des Militäreiats und der Etat des Reichsmilitär-
gerichts wird sodann erledigt,

Beim Marineetat erklärt Admiralitätsrat Harms auf
eine Bemerkung des Abg. Südekum (Soz,), dah bei dem
drohenden Beschäftigungsmangel eine Liste derjenigen Arbeiter
aufgestellt worden sei, die, für die Entlassung zunächst in
Betracht kämcn, es seien aber keine Entlassungen nötig ge-
worden,

Nach Erledigung des Nkarinectats wird die Fortsetzung auf
morgen 1 Uhr vertagt.

Bade».

— Jn einem Artikel der „Südd. Reichskorrespondenz"
über die Mittelschulverbältnisse in Baden werden

suchungsanstalt für Lebens- und Genußmittel in Speyer
jährlich an mindestens 46 Tagen in jedem Distrikts
strengste Kellerkontrollemusübt,

Konftantinopel, 11, März. Die Stadt Tschangri
am Schwarzen Meer, Vilajet Costamuni, ist
gestem durch surchtbare Erdstöße, die sich im Verlaufe
eiuer Stunde sechsmal wiederholten, heimgesucht wor-
den. Dreitausend Häuser wurden zerstört und 20 000
Menschen sind obdachlos, Aus den Trümmern sind bis
jetzt hundert Verwnndete nnd vier Tote hervorgezogen
worden.

zwar verschiedene Behauptungen eines Schulmannes in der
„Breisg. Ztg." zurückgewieseii, indcsseu zum Schluß M i ß-
stände zugegeben, die auf dem Wege der Verständigung
zwischen Kammer und Regierung beseitigt werden sollen.

L.ils. Karlsruhe, 12. März. Die Mitglieder der
Budgctkommifsion des Bad. Landtages haben sich heute
Nachmittag nach Mannheim begeben.

Hcssen.

Dar m st a d t, 10. März. Prinzessin Elisa-
beth wird, wie nunmehr feststeht, am 12. ds. abends
nach Jtalien zu ihrer Mutter zurückkehren.

Preuße«.

BerI i n, 11. Atärz. Die vom Staatssekretär von
Richthosen heuts im Abgeordnetenhanse verlesene
Antwort Englands anf das Gesuch des Buren-
hilfskomitees sagt kurz zusammengefaßt: Es sollen die
von dem Hilfsbund gesammelten Nnte'rstützungsmittel
zoll- nnd frachtfrei in die Konzentrationslager geschickt
werden und die Verteilung soll, wenn m'an auch nicht durch
Abgesandte des Bundes selbst, so doch durch zuverlässige
nnd sachkundige Personen, nämlich durch die reformier-
ten Geisttichen bewirt't werden. Die Antwort schien das
Haus im allgemeinen zu befriedigen, wenn sie auch
ohne Begeisterung aufgenommen lvurde. Anr meisten
Eindruck machten wohl die Erklärungen des Staatssekre-
tärs, daß dic Regierung dafür eintreten wolle, daß
fürderhin auch Ambulanzen den Buren zugesandt werden
dürften. So war eine Geneigtheit zu einer großen Buren-
debatte nicht vorhanden,

Bsrlin, 12, März, Der agrarische Antrag,
welcher die preußische Regierung zur Annahme des Kom-
Promißantrags Herold in der Frage der Getreide-
zölle drängen will, ist von 142 t'onservativen nnd 90
Mitgliedern des Zentrums unterschrieben wordcn, hat
also von vorneherein die Mehrheit, — Wie die „Voss.
Ztg," mitteilt, ist zwischen der Milchzentrale und Herrn
Bolle, dem bekannten größten Milchhändler Berlins,
eine Verständigung dahin erfolgt, öaß Herr Bolle von
der Zentrale täglich 30 000 Liter Milch zu einem Preise
von 11s/2 bis llffst. Pfennig übernimmt, Bisher hatte
die Zentrale auf dem Standpnnkt gestanden, daß die
Milch unter 13^/2 Pfennig nicht nach Berlin geliefert
wsrden dürfe,

Arrs der .Warlsrnher Zeitnng.

— Aktnar Gustav Weihhaar beim Landgericht Maimheim
wurde zum Registraiurasststenten beim Landgericht Karlsrnhc
ernannt.

— Bnchhalter Jnlins Glnck beim Finanzanit Bnchen wnrde
in gleicher Eigenschaft znm Finanzamt Sinsheim vcrsetzt.

Karlsruhe, 12. März. Der Großherzog er-
teilte beuts Vormittag von 10 Uhr an einer Anzahl Per-
sonen Audienz, darunter dem außerordentl. Professor Dr. Car-
tellieri an der Universität Heidclberg. Um 11'/, Uhr empstng
Se. Kgl. Hoheit den Minister a. D. Eisenlohr aus B.-Baden.
Nachmittags hörte Seine Königliche Hoheit verschiedene
Vorträge. Abends 8 Uhr findet großes Hofkonzert statt,
zu welchem sehr zahlreiche Einladungen ergangen sind.
Heute früh telegraphierte der Großherzog die Glück- und
Segenswünsche der Großherzoglichen Herrschasten dem
Prinzregenten Luitpold von Bayern zu dessen heutigem
Geburtsfest. Der Großherzog erhielt eine Antwort de?
Prinz Regenten mit dem Ausdruck frcundschaftlichster Ge-
sinnungen.

Ausland.

Eugland.

London, 12, März. Die Blätter sind im altgemei-
nen von Ler Rede des Staatssekretärs Richthofen
im preußischen Landtage über die Liebesthätigkeit für
die Buren angenehm berührt. Die „Morning Post"
sagt in einem langen, stellenweise nnklaren Leitartikel,
sie wisse nicht, wie Richthofens Rede aufzufassen sei.
Die „Times" sind geneigt, Richthofens Aeußerungen als
persönliche Aeußerungen aufzufassen und sie ebenso an-
znsehen, wie die persönlichen Höflichkeiten des Kaisers,
von denen immer gesagt sei, sie hätten keine politische
Bedeutung. Der „Daily Graphic" meint, er könne sich
durch Richthofens Worte nicht sehr besänftigt fühlen;
sein Tadel der deutschen Pro-Buren könne die besonders
beleidigende Rede seines Chefs nicht aus dem Gedächtnis
verwischen.

Afrika.

— Gut informierte Personen, die ans"S üdafrika
nach England znrückgekehrt sind, haben sich in der letzten
Zeit übereinstimmend dahin geäußert, daß der Llrieg sich
noch einige Jahre hinziehen könne und daß er sogar
eine dauernde Jnstitution werden könne, wie der perma-
nentc Krieg der Holländer in Atjeh. Ein Gewährsmann
der „Liverpool Post" sagt sogar, die Buren der Kap-
kolonie machten aus dem Kriege ein Geschäft, ihre Bank-
Guthaben seien nie so hoch gewesen wie jetzt, der Verkauf
von Pferden, Ochsen, Schafen und Ziegen an die Buren
der Republiken sei nie so rege gewesen, wie jetzt und
sie hüteten stch darum wohl, die Henne zu töten, wenn
sie ihnen goldene Eier legt.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 13. Mäin

i, Zweiter Vortrag des Geh. Rats Professor R. Schrödcr.

Anschlutz an den ersten Vortrag sprach gestern Gch. Rat
Professor Schroeder im Kaufmännischen Verein über das
nicht minder interessante Thema: Handelsgeschäfte, Handels-
firma und Handelsregister, diese Jnstitutionen wiedernm in
vergleichender Betrachtung mit dem alten Handelsgesetz zsth-
end. Handelsgeschäfte sind Rechtsgeschäfte, die nach dem Han-
delsgesetz geregelt werden. Sie betreffen in Abweichung von
dem alten Handelsgesetz, das alle Geschäfte, die auf den Handcl
Bezug hatten, dazu rechnete, die Geschäfte, die mit dem
Kaufmann zusammenhängen, Geschäfte also, die von Nichtkauf-
leuten ausgehen, sind keine Handelsgeschäfte, ebenso solche,
die privater Natur sind, wie z. B. alle Familien- und erb-
rechtlichen Handlungen; solche werden nach bürgerlichem Rechte
geschätzt. Alles dagegen, was zum Handelsbetriebs gehört
und darauf Bezug hat, Einkäufe, Wechselgeschäfte, Engage-
mentsgeschäfte, Mietsverträge, Ausstattungen usw. werden nach
dem neuen Handelsgcsetz beurteilt, während früher die Jm-
mobiliengeschäfte hiervon noch ausgenommen waren.Anders ver-
hält cs sich z. B. beim Weingutsbesitzer. Dieser ist ja von

Natur Landivirt und wird uur dann Kaufmantt. wenn eck
mit fremder Kreszenz Handel treibr. Dieser kann ruhig Pacht-
verträge abschließen, Dienstboten engagieren usw., ohne daß
deshalb solche Handlungen nun Handelsgeschäfte wären. Der
Weingutsbcsitzer ist in diesen Fällen ja kein Kaufmann. Treten
nun aber Fälle ein, rn denen es zweifelhaft erjcheint/ ob die
betreffenden Handlungen auch Handelsgeschäfte sind, da hilst
sich das Gesetz mit sogenannten Fiktionen, oder Rechtsvermu--
tungen. Hiernach fallen alle solche Geschäfte unter das
Handelsgesetz, es sei denn, datz die Umstände jeden Zweifel
ausschließen (wie schon erwähnt bie familienrechtlichen Hand-
liingen) oder daß das Gegenteil bewiesen wird. Unbedingt
rechnet man aber die Schuldscheine zu den Handelsgeschäften,
ganz einerlei, ob sie im Jnteresse des Geschäftes oder aus
privaten Rücksichten ausgestellt werden. Durch eine besondere
Klausel kann dics im letzteren Falle ausgenommen werden. Zv
den Handelsgeschäften gehören ferner die Wechselgeschäfte, auckl
Gelegenheitsgeschüfte, wenn z. B. ein Zigarrenhändler eine
Weinkommission besorgt und das Delcredere-Geschäft. Es giebt
nun einscitige und beiderseitige Handelsgeschäfte. Der Grundge^
danke hiebei ist immer der, datz solche nur für den Vollkaufmann
existieren. Jm folgenden Abschnitt behandelte Geh. Rat
Schrocder zunächst dcn Ursprung des Wortes Firma, das
aus alter Zeit, in der dic Urkunden (Handfesten) mangels
Schreibkenntniffe noch mit der Hand festgemacht wurden (manu
brm-ire) herübergenommen, nach und nach zu seiner jetzigen
Bedeutung gelangt, wo die Firma den Namen des Kauf"
manns verkörpert. Nicht uninteressant ist es, dah Firmenrecht
und Firmenschutz, der früher ein schr beschränkter war, zuerst
in Deutschland eingeführt wurden. Früher hielt man es nicht st
genau, wenn cine Firma, die jetzt übrigens nur der Voll-
kaufmaim führen darf, den Thatsachen widersprack, wciw
zum Beispiel einer seiner Firma zur Hebung seines Ansehen?'
noch einen Namen hinzufügte, der iu Wirklichkeit gar nichi
existiertc (man denke an das früher viel Anwendung findende
Wörtcheu „Co."). Etabliert sich heute ein Kaufmann, so hat
er seinen Familiennamen in die Firma hinemzubringen und
erwirbt Firmenrecht und -Schutz, wenn er ins Handelsregistei'
eingetragen ist. Äei Kauf eines Geschäftes geht selbstverstänR
lich auch die Firma mit in uenen Besitz über, eine Trennung
dieser beiden Begriffe ist nicht möglich, der neue Jnhaber kann
sie aber ändern, sei cs durch Zusähe oder sonstwie, wenst
sie nur der Wahrheit entsprechen oder er hierfür die Genehrn^
gung (was^ in bestimmten Fällen erforderlich) besitzt. D«ck
crstere ist aber die Hauptsache und darauf baut sich der soge^
nannte Firmenschutz auf, meistens ist er lokaler Natur, ec
kann aber auch durch Landesverordnung erweitert werden.
dem Firmenschutz rollte Redner ein interessantes Kapitel auf-
Der Mkinderkaufmann hat mit Bezug darauf nur cine Stütze iu
dem Gesetz gegen nnlautcren Wettbewerb. Der Vollkaufinanu
braucht dagegen keine Firma gleichen Namens neben sich zu dul-
den, alle irreführenden Zusätze, womit vielfacher Unfug
tricben würde, sinden strenge Verfolgung und es ist öer
Firmenschutz des Kaufmanns unbeschränkt. Jn den Geldange^
legcnheitcn einer Firma war es früher nach dem alten Reckste
ein streitiger Punkt, ob beim Vcrkauf eines Geschäfts auck
die Passiva auf den Käufer übergingen, das neue Gesetz
hat dies in der Weise gcrcgelt, daß die Passiva wie auw
Activa nur dmm dcm früheren J-nhaber gehüren, wenn in dcU
Kausvertrag diese Bestimmungcn besonders mit 'aufgenomweu
werdeii. Nur Lci dei! Hmidelsciesellschastcn ünd solche Aiisnav"
mcn unzulassig, hier müssen Activa wie Passiva mit übcr"
nommen werden. Geht nun cine Firma ein, und damrt ka^
Redner zum dritten Teile dcs Bortrages, dem Handelsregiste^'
wobei er aber dcr vorgeschrittenen Zeit istegen nur kurz vistf
weilen konnte, so muß diese gelöscht werden. Der BraUw
die Firma auf eine bestimmte Zeit zu suspendieren, luj.
er früher vielfach Anwendung fand, kann heute nicht rrwhi
stattfinden, die Firma muß in allcn Fällen getilgt werdeN-
und es kaim das Gericht die Löschung schließlich zwarrg-st
weise herbeiführen. Das Handelsregister rmterscheidct nU>^
aber verschiedene Klaffen. Da gicbt es ein Firmen-, ein
kuren- rmd ein Gesellschcrftsregistcr. Welche Bedeutung un
welche Wirkungen das Handelsrcgister besitzt, darüber wr>u
dcr riächste Bortrag des Herrn Gch. Rats Schroeder noch
teressante Einzelheiten brrngen. Cine Besprechung über da-s
Diuster- und Markenschritzgesetz, ferner übec die Stellung de^
Handlnngsgehilfen rmd Bevollmächtigten, wird sich hieran aiu
schlicßen. Die Versammlung bezcugte dem Redner für seinen
Vortrag tviederum warmen Dank. Auf Anregung des Vw-
sitzenden Herrn Karl Ueberle brachte sie denselben durch
heben von derr Sitzen zum Ausdruck. ^

b. Stndttheliter. Ein arges Mißgcschick hat über der de^
absichtigten Ausführung von „Fatinitza" gewaltet, zwcrwff

mutztc die Aufführung verschoben werden, endlich konnte ß
gestern Abend stattfiuden, an einem Tage, an dem ein au-st
ivartiger anerkanntcr Künstler mit scinem Orchester Heidelber.
besuchte. Viele Theaterabonnenten waren in Verlegenheit 8^.
raten, ob sie Herrn Weingartners oder Herrn Heinrrchs RUl
Folge leisten sollten. So kam es, daß beide ein rnittelrrrävA
besuchtes Auditorium erhielten. Eine Verschiebung

Theaterabends wäre unserer Meiriung nach am Platze geivcu
und vielleicht hätten dann beide Teile ein vollcs Haus geha" '
Die Aufführung der „Fatinitza" ging vom zweiten Akt ^
flott von statten, auch standen hier Dekoration, Kostüme
Ausstattimg aus schöner Höhe. Aber der erste Aktl Seit wrrr>
ist „Fatinitza" nicht gegcbcn worden? Es werden 4—8 Jwst.j
vergangen sein. Das sah man den Dekoratiorren an. Schle>
müssen sie i» dieser Zeit in einer von Regezr nicht ganz »e
schonten Rmnpelkammer aufbewahrt gewesen sein, dcrrn
zeigten Wafferflecke und andere Spuren der Verwüstung.
komisch wirkte unter auderem auch der Anschlnß dcs südlrcks
blauen Himmcls an das Grau der Schneclufi atmeudv
Färbrmg bes Prospektsl Eine nähere musikalische Besprechst'^
bleibt vorbehalten für dre hoffentlich stattfindende Wrederhv
rmg der Darstellung.

* Neue Herdeiberger Jahrbücher Das im Verr-g v-w stj
Köster erschienene Heft 1 des 11. Jahrgangs der Neuen Hew.
berger Jahrbücker enthält: Richard Graf Du Moulin Gckvj
„Zum Gedüchtnis Bernbard Er'drnannsdinffers": Alfred
mann, „Veltro, Groß-Chan und Kaisersaae"; Th. Leber.

Kühne"; Karl Voßler, „Dante nnd d!e Renaissance"; I. 28t"
„Pfalzoräfin Elisabeih, Acbtissin von Herford."

Besitzwechsel, Das Hotel „Prinz Carl" des Hrn.
mann ging um den Preis von 600000 Mk. an Hrrr.
häuser. bisher Direktor des Kaiserhofes in WieSbaden,

Die Besitzübernabme erfolgt am 1 Mai.

* Der Brrrenkommarrdant Joostc, der vor einiger Zert
in der Turnhalle am Klingenterch einen Vortrag hrelt, rst 8
eingetroffeu und im Hotel „Reichspost" abgestiegerr. .

s Nnfall. Dcm in einem Magazin der Güterbestätterer v „
Henk und Niederhäuser beschäftigten Taglöhner Wilhelw
aus Beerfelden wurde am 11. ds. durch Abstürzen von
mcntsäcken ein Arm abgedrückt, auch erlitt der Mann rney
Quetschungen.

-r- Polizeibericht. Verhaftet wurden ern Frauens
mer wegen Umherziehens, ein Maurer wegen Drebstalsts,
Taglöhner wegen Kuppelei und ein weiterer Taglöhner, .
von einer auswärtigen Behörde wegen Raubs verfolgt wr

' * Wiesloch, 13. März. (U n g l ü ck s.f a l l.) Gestern
riet der 23 Jahre alte Josef Sim on von Rauenberg'
im hresigen Thonwerk beschäftigt ist, derart in die
daß ihm der Leib zusammengedrückt wurde. Der Verr..^
ist sehr bedenklich zugerichtet. Er wurde sofort ins d
Krankenhaus verbracht.
 
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