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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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Pflcgeanstalt imd Eingaben betreffend die Erbauung einer
Bahn von Oppeuau nach Griesbach und von Krozingen
nach dem Rhein. Die allgemeine Beratung über das Bud-
get des Miuisteriums des Jnneru wird fortgesetzt.

Abg. Dr. Heimburger (Dem.) anerkennt die er-
sprießliche Thätigkeit des Ministeriums des Jnnern und schlietzt
sich den Wünschen betreffend Abänderung der Bauordnung
ünd Besserstellung der Schutzleute an. Mit einer Verschlep-
pung der Wahlrechtsfrage ist Nedner nicht einverstanden, im
Gegenteil sei jetzt nach der Schtvenkung der nationalliberalen
Partei ein rascheres Tempo geboten. Die vom Minister freund-
lichst zur Versügung gestellte Gnadenfrist müsse er ablehnen.
Wir haben uns besonnen und auch die Rcgierung sollte sich
endlich besonnen haben. Wir sind nicht prinzipiell gegen Kom-
promisse, aber es mus; auch etwas dabei herauskommen. Zwi-
schen direkter und indirekter Wahl sei ein Kompromisz nicht
denkbar. Wenn man etwa an eine Aendcrung des geheimen
und allgemeinen Wahlrechts denken sollte, so würdc ein sol-
cher Gedanke im Hause keine Anhänger findcn. Habe der
Minister wirklich die Ueberzeugung, datz sich das indirekte
Wahlrecht auf die Dauer nicht halten lasse, dann sollte er sofort
die Hand zur Vcrständigung bieten. Von der Notwendigkeit
der Aufbesserung der Bezirksvorstände sei er durch die Aus-
führungen des Ministers nicht überzeugt worden. Unter kei-
nen Umständen sollten die Verwaltungsbeamten genötigt wer-
den sich der politischen Thätigkeit zu widmen. Redner hofft,
datz sich noch ein Weg findet zu einer befriedigenden Lösung
der Wahlrechtsfrage.

Abg. Dreesbach (Soz.) spricht sich ebenfalls aner-
kennend über die wirtschaftliche Thätigkeit des Ministeriums
Eisenlohr aus, das nur in politischer Hinsicht Anlatz zu Kla-
gen gegeben habe. Jm Gegensatz zu Wacker sei er der An-
sicht, datz das Wort: „Es kommt selten etwas besseres nach"
auf das neue Ministerium zutreffe. Er erinnere nur an die
Rede des Ministers Schenkel auf dcm Badischen Handelstag,
die ein grelles Licht aus das werfe, was wir in Zukunft zu
erwarten haben. Das Programm des neuen Ministers weiche
in nichts von dem seines Vorgängers ab. Worin sollen denn
die „Begrenzungen" des direkten Wahlrechtes bestehen? Wie
der Minister über die Wahlrechtsfrage denke, gehe am dcut-
lichsten aus dem geheimen Erlatz betreffend die Amtsverkün-
diger hervor, den der „Rheinische Cour." veröffentlicht hat.
Es sei nur eine mcrkwürdige Anklammerung an eine Hoff-
nung, wenn einzelne Rednex glauben, mit diesem Ministerium
in der Wahlrechtsfrage auskommen zu können. Jn dem of-
siziellen Regierungsorgan, der „Karlsruher Zeitung", sci die
Ansicht der neuen Regierung ganz klar und unzweideutig
zum Ausdruck gekommen; dort wurde sogar die Beseitigung
des allgemeinen Wahlrechts als opportun bezeichnet. Er
fürchte, datz Minister Schenkel in politischer Hinsicht ganz
in den Bahnen seines Borgängers wandeln werde und müsse
fich daher wundern, datz ihm Wacker ein gewisses Vertrauen
ausgesprochen habe, während die Nationalliberalen mit sich
spielen lietzen. Der Minister habe das Haus um Frist gebeten
und zum Nachdenken aufgefordert, obgleich dasselbe seit Jahr-
zehnten mit überwiegender Mehrheit seine Ansicht ausge-
sprochen hat. Wenn der Lcmdtag nicht mit grötzerem Nachdruck
auftrete, sei an eine Lösung der Frage nicht zu denken. Das
Minisierium verdiene den Namen der -,Bedächtigkeit und Lang-
samkeit". (Heiterkeit.) Von Eingriffen der Oberamtmänner
in die Wahlagitation habe man allerdings diesmal wenig ge-
hört, aber ganz hasenrein sei das Ministerium doch nichi. Die
rasche Auslegung der Wählerlisten, die ciner Ueberrumpe-
gleichkam, und die lange Verzögerung der Bekanntgabe
rins lietz fast den Schlutz zu, datz das Karls-
gbei eine Rolle spielte. Die Aufbesserung
var nicht geboten, sonst wurde die all-
Gehaltstarifs, die dringend zu wün-
asnMMpcas vertagt. Rcdner wünscht so-
^—?en 'des MannhLimer sschiedsgerichtes,
änfr ist, ein Ersatzmann.-beigegebcn

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nne^.sr.^
l- ssii ad
a, datz dcm Vo
das lnit Äcbeiten

wird, und tritt für Aufbefserung der Schutzleutc ein. Schlietz-
lich bespricht er den Brombacher Fall, bei dem die Fabrik-

inspektion der GerichtsVehörde den Nanu -! eines Beschwerdc-

führers genannt habe. Dadurch, werde das der Ar-

beiter zur Fabrikinspektion, die dassclbe bis jetzr in hohem
Maßc erworben habc. erschüttert.

Abg. Wittum (Natlib.) kommt auf die Lohnbiicher zu
sprechen, die einem humanen und wohlwollenden Gedankcn
entsprungen seien, aber ihren Zweck dollkommen verfehlen, weil
sie nach dem Zahltag in eine Ecke geworfen werden und in der
Familie keine Autorität herrsche. Die Besserstellung der Schutz-
leute sei dringend zu wünschen, namentlich sollte für bessere
Wohnungen gesorgt werden. Redner freut sich, datz die Re-
gierung sich nicht in die Wahlen eingemischt hat. Dadurch sei die
alte Legende, an die, wie er mit Grund annehme, auch die Re-
gierung glaubt, zerstört worden, datz die nationalliberale
Partei nur durch dic Hilfe der Regierung gehalten werde.
Wir brauchen die Regierung nicht, wir sitzen auf Grund des
Wertrauens unserer Wähler im Hause. Die Verwaltungsbeam-
ten können wohl allen Konfessionen angehören, aber nicht allen
Parteien, weil die Verwaltung einheitlich sein mntz. Ein
Zenirumsmmister würde von seinen Beamten auch Unterstütz-
nng verlangen. Einen Sozialdemokraten, wie Dreesbach,
möchte er nicht als Landeskommissär sehen, ebensowenig Herrn
Vorderer als Oberamtmann, weil er die Bürgermeister zu
schlecht behandeln würde. Die Bürgermeister von Berghausen
und Wilferdingen kenne er übrigens persönlich, sie gelten
als höchst ehrenwerte Männer. Durch Reden. wie Vorderers,
werde das geistige Niveau der Kammer nicht gehoben. Höflich-
keit und Takt könnten auch anerzogen werden, der Mmistcr
möge das an den Verwaltungsbeamten versuchen. Die Fabrik-
inspektion mutz sich so gut wie das Ministerium eine Kritik
gefallen lassen, sie ist auch keine geheiligte Majestät. Bei seinen
Vorwürfen gegen die nationalliberale Partei wegen ihrer Halt-
ung in der Wahlrechtsfrage verkannte der Minister die Strö-
mringen, die im Laufe der Jahre in der nationalliberalen Par-
tei wie bei allen anderen Parteien hervorgetreten sind. Er sei
mit Binz von Anfang an für die drrekte Wahl gewesen, aber
toir wollten uns von unserem alten Führer nicht trennen und
glaubten, durch die Kautelen zu einer Verstäudigung mit der
Regierung zn gelangen. Jn der direkten Wahl liege keine radi-
kale Gefahr, diese liege eher in oer Allgemeinheit und Gleich-
heit des geltenden indirekten Wahlrechts, das zu einer Ko-
mödie geworden sei. Er hoffe, dah die Regierung ihre Be-
denken auch bald aufgeben wird. (Beifall.)

Abg. Blümrnel (Zentr.) wünscht Erhöhung der Kreis-
Lotationen, insbesondere für den Kreis Waldshut. Er bittet
weiter, den Verkehr der Schweizer Aerzte an der Grenze strenge
,zu überwachen.

Abg. Eder (Dem.) tritt für die direkte Wahl ein. Die
Baukontrolleure sollten mehr belehren, als strafen. Redner
wünscht ferner Besserstellung der Kulturmeister und Gendar-
men. Die Landstrahen sollten mehr mit Dampfwalzen be-
fahren werden, das Flickshstcm tauge nichts.

Wg. Obkircher (Natlib.) wünscht Besserstellung der
Bezirksgeometer und Schutzleute. Was bis jehi sür sie
geschehen ist, genüge nicht. Tne Kontrolle der Automobilfahr-
zeuge lasse sehr zu wünschen übrig. Rotz und Reiter sind diesen
Fuhrwerken preisgegeben, die viel zu rasch fahren. Man sollte
dieselben mit grotzen, weithin sichtbaren Nummern versehen.
Jm Brombacher Fall seien das Gericht und die Fabrikinspektron
wrrekt vorgegangen. Jn manchen Gegenden, namentlich im
Bezirk Mosbach,, werde lebhaft über die nngleiche Verteilung
der Einquartierungslasten nnd über die nnzureichende Ent-

schädigung geklagt. Vielleicht könne durch Anlegung eines
Truppenübungsplatzes abgeholfen werden, wenn nicht, dann
sollte der Staat den Gemeinden Zuschüsse leisten. Die Ver-
waltungsbeamten müssen politisch mit der Regieruug harmonie-
reu, darauf werde auch in parlamentarisch regierten Staaten
gesehen. Eine Beteiligung an den Wahlen kann allerdings nicht
verlangt werden, die Liberalen wünschen eme solche auch nicht.
Persönlich aber mutz jcder Verwaltnngsbeamte politisch den-
ken und handeln können, wie er will. Jn der Wahlrechts-
frage habe er ans den Ausführungen des Ministers ein Nein
herausgehört. Für den freundlichen Rat, noch weiter nachzu-
denken, danken wir. Wir können aber keinen Gebrauch davon
machen, denn wir haben uns genug bcsonnen. Datz die na-
tionalliberale Partei jetzt erst znm direkten Wählrecht gekom-
mcn ist, sollte ihr das Ministerium zu allerletzt vorrechnen.
Die gewünschte Bedingzeit haltc er für sehr eigentümlich. Der
Minister des Jnnern kenne doch wohl auch die bekannte Denk-
schrift und die ganze Bewegung der Frage. Wenn etn Vor-
wnrf begründet sei, so sei es der, datz der Minister noch nicht
Zeit gefunden hat, diese Frage zu studieren. Die Regierung
sollte nicht ins Schlepptan der Parteien kommen.

Abg. Kist (natlib.) betont, datz die bisherige Art der
Stellenbesetznng der technischen Referenten in den Ministerien
eine tiefgehende Verstimmung und ernstliche Beunruhiguiig
bei den Bezirksbaninspcktoren hervorgerufcn habe. Es wäre
ein Gcbot der Billigkeit, bei Besetzung neuer Stellen auf die
Bezirksbauinspektoren mehr Rücksicht zu nehmen, sonst >ei
zu befürchten, datz der Zugang zum Hochbauwesen abnimmt.
Die Besserstellung der Vezirksgeometer, Kulturmeister nnd
techmschen Assistenten würde er lebhaft begrützen. Redner
bittet die Regicrnng, der Bodenseefischerei die größte Aufmerk-
samkeit zn schcnken nnd bespricht die Mißstände der Konstan-
zer Rheinbrücke, die nnr durch eine neue Brücke und die Ver-
legung der Eisenbahn beseitigt werden können. Ferner giebt
er den Befürchtnngen der badischen Gemeinden an der Aach
über die von der Donaurcgulicrung bei Möhringen zu erwar-
tenden Nachteile Ausdruck. Zum Schluß bittet er nm reich-
lichere Staatszuschüsse für die Kreis- und Gemeindeinege und
für die Wasserversorgung nnd ersucht um baldige Fertigstell-
ung 5er geologischen Lcmdesaufnahme, speziell der Boden-
seekarten. (Beifall.)

Ministerialpräsident Schenkel überreicht zunächst
einen Gesetzentwurf betreffend die kandioirtschastliche Unfall-
versicherung, durch welchen das Ausführnngsgesetz zum Reichs-
gesetz ergänzt werden soll. Sodann wendet sich der Minister
zu den Ausführungen Ler Vorrcdner, von denen einzelne
es als fraglich bezeichnet haben, ob das Ministeriuni Ver-
trauen verdiene. Das Vertranen sei eine sehr zarte Sache;
er machc auch noch gar keinen Ansprnch daranf nach anderthalb
Jahren, es wäre das ein 8Rrtrauen auf Vorschuß. Anderer-
seits müsse man auch mit dem Mtßtrauen zurückhalten.
Dreesbach sei hierin zu weit gegangen, doch freue es ihn,
datz er nicht mehr Tadel vorbringen konnte. Auf die materielle
Seite dcr Wahlrechtsfrage sei er gar nicht eingegangen. Von
einer drcitzigjährigen Frist nnd damit von einem dreitzigjähri-
gen Krieg könne keine Rcde sein, die Regierung wünsche nur
eme angemestene Frist. Er spreche nicht blotz seins Ansicht
aus, sondcrn anch die des gesamtcn Staatsministcriums, das
in seiner Mehreit neu sei. Ällerdings haben wir uns auch
in früheren Jahrcn mit dem Wahlrecht bcfatzt, allein es ist
doch etwas anderes wenn man dies als verantwortlicher
Minister thut. Fn cmderen Staaten gehe cs auch nicht schnel-
lcr in dieser Frage vorcm; in Bapern habe ja das Zentrum
die Mehrheit, mache aber sehr langsam. Die vcränderte Stel-
lnngnahme der nationalliberalen Partei sei ihm zwar nicht
angenehm, aber er mache ihr keinen Vorwurf daraus, er
wundere sich nur, datz sie jetzt so sehr dränge. Das frühe
Auflegen der Wählerlisten erfolgte, weil der Landtag diesmal
etwas früher einbernfen werden sollte, allein es stellten sich
Schwierigkeiten entgegen, namentlich konnte das Budget nicht
rechtzeitig fertiggestellt werden. Die Amtsvorstände seien ais
freie Männer'viel besser daran, wie wenn sie emem Parteiver-
^nde angehören. Der Amtsvorstand mutz oft Jrrtümer in
Wahlkämpfen zerstreuen, man kann es ihm aber nicht berweh-
ren, wenn er die.der Regierung am nächsten stehenden Kcmdi-
daten unterstützt. Kommandiert wird er nicht dazu, aber des
Tankes der Rcgierung ist er sicher. Der Mmister geht sodcmn
anf die Spc.zialwnnsche ein und anerkennt die Notwendigkeit
der Besscrstellnng der Schutzleute und Gendarmcn. Der
Fabrikiuspektion stehe er mindcstens so freundlich gegenüber
wie sein Worgänger. Die Lohnbücher haben sich leider nicht
bewährt. Die Eincinartierungslasten suche die Regierung mög-
lrchst herabzusetzen. Diesem Landtag sollte eme entsprechende
Vorlage wcgen Erhöhung des Zuschusses nnterbreitet werden,
man ist aber davon abgekommen mit Rücksicht anf die Finanz-
lage und weil das Reich voranssichtlich doch bald den Zn-
schutz erhöht. Auch an die Anlcgung eines Truppenübungs-
platzes habe man gedacht; allein es sei schwer, in einem so
reich kultivierten Lande einen geeigneten Plah zu fin-
den. Neuerdings habe man in der Nähe von Villingen
einen Platz ausfindig gemacht, aber die Verhandlnngen befin-
den sich noch im Anfangsstadinm.

Nach einer persönlichen Bemcrkung des Abgeordneten
Obkircher wird die Bcratung um tz^2 Uhr abgebrochen nnd
anf Samstag 6 Uhr vertagt.

Bayern.

— Der deutsche Kronprinz kommt, wie jetzt
feststeht, nicht nach München. Er trifft am 15. März
abends, über den Bodensee kommend und auf der Durch-
reise kurz in Lindau verweilend, in Augsburg ein,
bleibt dort bis Sonntag nachmittags 5 Uhr und fährt von
da direkt nach Nürnberg. Von dort macht er am 18.
März (Dienstag) einen Abstecher nach Stadt Rothenburg
und trifft am gleichen Tage abends kurz vor 7 Ubr in
Bamberg ein, um dort 2 Tage zu bleiben. Er wird
in Bamberg im königl. Schloß Absteigquartier nehmen.
Preuße«.

— Der preußische Eisenbahnminister hat bestimmt,
daß stellen- und arbeitslose ehemalige Angehörige
des o st a s i a t i s ch e n E x p e d i t i o n sk o r P s und
der ostasiatischen Besatzungsbrigade, selbst wenn sie noch
in keineni Arbeitsverhältnis zur Cisenbahn gestanden
haben, in gleicher Weise wie die zur Wleistung der ak-
tiven Militärpflicht aus der Beschästigung bei der
Staatseisenbahnverwaltung ausgeschiedenen Hilfskräfte
und Arbeiter, wenn sie nach Beendignng ihres Militär-
dienstes ihrc Wiedereinstellung nachsuchen, bei der
nächsten sich darbiet-enden Gelegenheit vor anderen Be-
werbern zn berücksichtigen sind.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Hof-Ansage. Wegen Ablebens Fhrer Hoheit der Prin-
zessin'Bathildis Amalgnnde zu Schaumburg-Lippe Prinzessin
von Anhalt legt der Grohherzogliche Hof von heute an die
Trauer auf 4 Tage bis zum 17. d. M. einschlietzlich nach der
4. Stufe der Trauerordnung an. Karlsruhe, den 14. März
1902. Grotzherzogliches Oberstkammerherrn-Ämt. Graf von
Berckheim, Vice-Oberceremonienmeister.

— Seine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
den nachgenannten Offizieren imd Unteroffizieren des Königl.

Dayerischen 8. Jnf.-Regiments Großherzog Friedrich vow
Baden die folgendcn Auszeichnungen verliehen und
zwar: dem Obersten und Reginientskommandeur Friedrich
Baunach das Kommandcurkreuz 2. Klasse, dem Hauptmaim
und Kompagniechef Ludwig K örle und dem Hauptmann und
Kompagniechef Karl Häberlin das Ritterkreuz 2. Klasse rnir
Eichenlaub und dem Obcrleutnant Franz Edler v. Krempel-
huber auf Emingen das Niterkreuz 2. Klasse des Ordens
vom Zährmger Löwen, sowie dem Feldwebel Friedrich R u p-
pert und dem Vizefeldwebel Niecz die silberne Verdienst-
medaille.

— Seine Königkiche Hohcit der Großherzog haben
dcm Steuereiimehmer David Hänsel in Gernsbach die kleine
goldcne Verdienstmedaille und den Steuerkommissären Karl
Wvlf in Bruchsal und Julius Stuber in Baden den Titel
Bezirkssteuerinspektor verlieheu.

Karlsruhe, 13. März. Der regelmäßige Vonrag
des Präsidenten des Ministerinms des Jnnern Geheimerats
Dr. Schenkel konnte heute nicht stattfinden, da derselbe in
der Zweiten Kammer der Landstände in Anspruch ge-
nommen war. Zur Frühstiickstafel bei den höchsten
Herrschaften erschienen die Prinzesstn Wilhelm und die
Prinzessin Amslie zu Fürstenberg, welche gestern zum Hof-
konzert von Baden hierher gekommen ist. Gegen Abend
hörte der Großherzog die Vorträge des Geheimen Le-
gationSrats Dr. Freiherrn vou Babo und des Legations-
rats Dr. Seyb. Am Dienstag, 11. ds. Mts., empftng
die Großherzogin den Königlich Bayerischen Gesandten
Freiherrn von der Pfordten, welcher Jhrer Königlichen
Hoheit im Auftrag des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern
das neu gestiftete Bayerische Verdienstkreuz für fceiwillige
Krankenpflege mit einem sehr gütigen Schreiben Seiner
Königlichen Hoheit überreichte.

Karlsruhe, 13. März. Wie aus Rom ge'
meldet wird, ist das Glü ck w u ns chschre i b en,
welches der Großherzog aus Anlaß des fünf-
undzwanzigjährigen Papstjubiläums an den Papst gerichtet
hat, am 12. d. M. durch den darum erfnchten Königlich
Preußischen Gesandlen in feierlicher Audienz übergeben
worden. Der Papst dankte erfreut und behielt sich die
Beantwortung vor.

Ausland.

Rußland,

— Ein böhmisches Blatt meldete kürzlich aus Krakau,
Oberstleutnaut Grimm in W a r s ch a u, dec in dec
Verwaltung thätig war, wurde verhaftet. Seit zehn
Jahren soll Grimm Mobilisierungs- und VerteidigungZt
pläne an Deutschland verkäuft haben. Kürzlich erhiest
die Behörde nach mouatelanger Ueberwachung Beweise
seiner Schuld, worauf die sofortige Verhaftung erfolgst.
Bei einer Revision fand man lompronüttierende Schrist-
stücke, darunter eine Liste bestechlicher russischer Generale.
Von anderer Seite wird behauptet, Grimm sei am Freü
tag voriger Woche schon erschossen worden. Nach späteren
Melduugen aus Warschau erweist stch die Nachrichst
Generalstabsoberstleutnant Grimm sei süsiliert wordew
als falsch. Am Freitag wurde Grimm vom Obersteü
Llawalowski unter Assistenz der Platzadjutanten ustd
zweier Polizeioffiziere verhastet. Grimm soll berest-
sieben Jahre militärische Geheimnisse verraten soww
Festungs- und Mobilisierungspläne nicht bloß an Deutsast
land verkauft haben. Bei der Hausdurchsuchung wurdeü
Rechnungen über Beträge von 200 000 Rubel, die GriMlll
im Lanfe der letzten Hahre als Honorar erhalten hastE
gefunden. Es erfolgte auch die Verhaftung eines Srw^
alternoffiziers und seiner Frau, serner der Damen BlM
menthal und Trachtenberg, die die geheimen Dokumeuu
in das Ausland zu bringen Pflegten. Der Generalstabsch^
des Warschauer Militärbezirkes General Puzyewski, de
gegenwärtig außerhalb Rußlanös weilt, wurde telm
grapbisch nach Warschau zurückberufen, tvohin sich Mw'
der Kriegsministere .Kuropatin begiebt.

Jtalicn. .

Neapel, 12. März. Jnfolge der Ergebniffe de
Untersuchung gegen die städtische Verwaltung
die Anklagekammer den früheren Abgeordneten Casale, deö
früheren Bürgermeister von Neapel, Summonte, die frühel^
Gemeindebeamten Adinolfi und Dejena und den Direkto
der Trambahnen, Wilers, u. a. dem Strafgericht übst'
wiesen.

Türkei. -

K o n st a n t i n o p e 1, 12. März. Die Familie de^
verbannten Marschalls Fuad Pascha, welche den Koi^
Mahmuds, des Schwagers des Sultans, bewohnte
was die Veranlassung zur Verfolgung Fuads gab ,
wurde heute von dort polizeilich entfernt und der Kom
als Staatseigentnm konfisziert.

Asicn. ,

Shanghai, Anfang Februar. Der Generalgouvern^
von Tschili und Nachfolger Lihungtschangs, Auanschik^
hat der Kaiserin - Witwe empfohlen, zum Frühjahr eM
Versammlung aller Vizekö nige und Gouvel,
neure der verschiedenen Provinzen nach Peking zu berust'''
damit sie dort über das Wohl des Reiches beraten.

Afrika.

— Eine vom englischen Kriegsamt veröffentlichte
der englischen Verluste bei der Niederlage
thuens giebt folgende Zahlen an: Getötet 10ffizier
63 Mann, verwundet 109, gefangen 204. Da 5o ^
Mann gleich bei Beginn (!) des Gefechts
flohen, so betragen die Verluste im ganzen 936 (

Ueber die Flucht der englischen Soldaten vor den Bur
schreibt „Daily Graphie", ein chauvinistisches Bw ^
„Die Nachricht machte in beiden Häusern des Parlamrv „
einen peinlichen Eindruck. Man befürchtet, daß diell i
Ereignis den Burenwiderstand verlängern und Delarey ^ ^
deutenden Zustrom von Rekruten zuführen könne. sge
den militärischen Klubs rief die Nachricht
Sensation hervor. Ein General bemerkte bttter, daß ^
Ereignis jedenfalls die Remontekommisston entlaste, dr ,
die Fliehenden seieu offcnbar sehr gut beritten getE,, '
Er fügte dann hinzu: „Jch kann mir kaum ein Bild v.
stellen, daß 550 englische Soldaten so schnell sie könN
4 Meilen weit von Buren verfolgt, davon galoppst'
 
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