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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0516
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^rscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschlietzlich Zustellgebnhr.

^ nzeigenpreis: 20 Pfg. für dic Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bistimm.
borgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — A nschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

vie Leiiung besteiienr

Angesichts cher bevorstehenden Abounements-
erneuerung machcn wir unsere Postabonnenten
^iederholt darauf aufmeiksam, daß infolge neuer Post-
bestimmungen die Briefträger jetzt berechtigt sind,
>ieitungsgelder von den Abonnente» entgegen-
Zunehmen nnd darüber vollgültig zu quittieren,
Und zmar stets in der zweiten Hälfte deS lctzten Quartals-
Nionats bis zum 25. einschließlich. Diese neue Einrich-
mng erspart unseren Abonnenten dcn Weg zum Postschalter,
Nri welchem zur Zeit des Quartalswechsels bekanntlich meist
i°hr starker Verkehr herrscht. Da die Briefträger außer-
^ur gehalten sind, wegen der Erneuerung des Zeitungs-
obonnements rcchtzeitig vor Ablauf desselben nachzufragen,
empfiehit fich eine Benutzung ihrer Vermittlung auch,
Um einxx unliebsamen Unterbrechung in der regelmäßigen
'oUstellung der Zeilung vorzubeugen. Die

„Heilielberger ^eiiung"

Ächeint täglich und kostel mit ihren Gratis-
^eilagen:


„helilelberger famillenblstter

und

„lanilwirirchtMIicher LeitgeiN"

monatlich nur 50 frei ins Haus,

uuswärts 1.35 Mark vierteljährlich ohne Post-
Wellungsgebühr.

Das Hreffen bei Hweebosch.

» " o n d o n, 17. März. Lord K ltchener meldet
P retor i^a, 16. März: Lord Methne n sandte
^ niich einen Stabsoffizier mit einer von ihin diktierten
w b e s ch e, aus der hervorgeht, datz die Nachhut der

jj-, ^lonen Truppen in der Dämmerung übersallen und
^swältigt wurde, während sich die Ochsen- und Maul-
z)>^"'nnsporte 10 Meilen abseits befanden. Sofort ließ
alle verfügbaren berittenen Truppen zur Un-
^^ui-ung der Nachhut abgehen, die mit einem Zuge der
Batterie dem F-einde cine Stunde laug
v^berstand leistete, während der Convoi ohne jede lln-
Uung aufschloß. Desgleichen entsandte Methuen 200
Jnfanterie zur Abweisung des Angriffes, die von
Buren hart bedrängt wnrdeu. Als die berittenen

t^^'Pen auf die Infanterie sich zurückzuziehen versuch-
. a,

HT' gerieten sie in llnordnung, rissen die Hauptmasse
z^^pkrittenen Truppen mit in die Verwirrung und ließen

zwei Geschütze setzten den Kampf fort, bis die ge-

^! Geschütze der 38. Batterie ohne jede Deckung.
3wei Geschütze setzten den Kampf fort, bis die ge-
'w Bedienungsmannschaft anßer Gefecht gesetzt war,
^ ''Nonalnne des Leutnants Nesham: da dieser sich

weigerte, die Waffen zu strecken, wurde er getötet. Me-
thucn wurde mit 200 Northumberlandfüstlieren nnd
zwei Geschüyen der vierten Batterie abgeschnitten, hielt
aber drei Stunden aus. Während dieser Zeit hielten
die übrige Jnfanterie, uämlich hundert Mann des Lan-
cashire-Regiments und 40 Berittene, die meist der Kap-
polizeitruppe angehörten, einen Kvaal in der Nähe des
Wagen-Convoi besetzt und erwehrten sich der wiederhol-
ten Angrifse der B u r e p. Alsdann wurde Methuen
verwundet. Die Verluste waren ganz außerordentlich
schwer, die Munition wurde zum größten Teil verbraucht
Die llebergabe fand 9.30 früh statt. Die Abteilung,
die den Kraal besetzt hielt, verharrte so lange in ihrem
Widerstande, bis zwei Geschütze in der Nähe des Kraals
vom Feinde in Position gebracht waren, wodurch ihre
Stellung unhaltbar wurde. Die meisten Buren trugen
Khakiuniform, viele sogar-mit englischen Rangabzeichen.
Es ist nnzweifelhaft, daß die Jnfanterie sich sehr brav
geschlagen und die Artillerie ihre Tradition aufrecht
erhielt, während außer den bereits erwähuten 40 be-
rittenen Kappolizisten einige kleine Abteilungen des fünf-
ten Regiments der Reichs-Peomanry und Kappolizei
nach der Panik, welche die Hauptmasse der berittenen
TruPPen weggefegt hatte, noch Stand hielteu.

Deutsches Reich.

Kiel, 17. März. Der Kaiser stattete gestern
Nachmittag nach der Feier beim See-Bataillon der Prinzesfln
Heinrich Besuch ab. Zur Frühstückstafel an Bord des
„Kaiser Wilhelm II." bei den Majestäten waren die hier
anwesenden fünf Prinzen-Söhne, sowie u. A. auch General
v. Höpfner geladen. Am Nachmittag verblieb der Kaiser
an Bord. Zur Abendtafel waren keine Einladungen
ergangen. Heute Vormittag besichtigte der Kaiser das in
der Werft liegende Linienschiff „Kaiser Karl der Große"
und den Panzerkrcuzer „Prinz Heinrich". Heute Mittag
nahmen beide Majestäten das Frühstück an Bord des
„Kaiser Wilhelm II." ein, wozu anch der Kommandant
der „Charlotte" geladen war. Um 2 Uhr 20 Miuuten
verließ der „Kaiser Wilhelm II." den hiestgen Hafen, um
sich durck den Kanal nach Cuxhafen zu begeben und dort
den Prinzen Heinrich zu erwartcn.

Kiel, 17. März. Die Kaiserin, Prinzesstn Heinrich
und die Prinzen Adalbert und Joachim, welche das Panzer-
schiff „Kaiser Wilhelm II." kurz vor dessen Abfahrt verlassen
hatten, beobachteten von der Barbarossabrücke den Auslauf
des Schiffes. Kurz darauf kehrte die Kaiserin mit der
Prinzessin Heinrich nach Berlin zurück.

Badcn.

LO. KarlSruhe, 17. März. An den im Jahre
1899 bekannt gegebenen Bestimmungen über die plan«
mäßi'ge Dienst-und Ruhezeit der Eisenbahn-
betriebsbeamten sind in der Zwischenzeit keine
Aenderungen vorgenommen worden. Sie sind nunmehr
allseitig durchgeführt. Aus den Nachweisungen der Eisenbahn-
verwaltung geht hervor, daß sowohl die tägliche Dienstzeit
i es Personals abgekürzt würde, als auch die planmäßigen
Rnhctaae und freien Sonntage sich vermehrt haben. Von
12 622 Beamten erhieltsn beispielsweise im Jahre 1900

insgesamt 7308 oder 57,9 Prozent monatlich mehr als 2
und 3825 mindestens 2 Ruhctage, während noch im Jahre
1897 von 9976 Beamten nur 4775 oder 47,87 Prozent
mehr als 2 und 2906 mindestens 2 Ruhetage erhielten.
Die frühere Rubrik, wornach eine Anzahl von Beamten
nur Vz Ruhetag im Monat erhielt, ist im Jahre 1900
völlig verschwunden. Das Minimum beträgt jetzt 1 Ruhe-
tag und die Anzahl der Beamten, die sich mit demselben
begnugen müssen, beläuft sich nur noch auf 1033 oder
8,18 Prozent.

Aadischer Landtag.

LO. Karlsruhe, 17. März. 52. Sitzung der
Zweiten Kammer. Prästdent Gönner eröffnet die
Sitzung um '/.5 Uhr. Eingegangen: Eine Petition des
Gemeinderats von Reichenbach um Errichtung einer Halte-
stelle daselbst.

Zunächst berichtet Abg. Wacker (Zentrum) über einige
Positionen aus dem Budget der Heil- und Pflegeanstalten,
die von der Kommision nach keiner Richtung beanstandet
wurden, das Haus stimmt den Anforderungen debattelos zu.
Die allgemeine Beratung über das Budget des
Ministeriums des Jnnern wird sodann fortgesetzt.

Abg. H u g (Zcntr.) bringt eimge Loknlwünfche aus seiuem
Wahlbezirk vor uud weist auf das Anwachscu dcr Umlagen und
der Gemeindcschulden hin. Die Umlagen brachten im Iahre
1900 im ganzen Lande 19 Millionen Mark cln, während
d,e «chulden aller Gemcinden sich auf 121 Millionen belicfen
Angeftchts dicser steigenden Umlagen und Schuldeu frcm sich
Redner über die großcu Staatsbeiträge au die Gemcindcn Aus
deu Ansichten einzclncr Beamter über dic Säkularisation und
dn- liberale Mißwirtschaft (unvcrschämt!) follte der Minister
kcincn Schlutz über ihre Qilalifikation zum Verloaltungsdienft
ziehen Jm Auftrage eines jungen Juristcn fragt Redner
an, ob cin Katholik, der regelmätzig deu Gottesdieust besucht
und an dcr Frohnleichnamsprozession teilnimmt, auch Aussicht
habe, in die Verwaltung zu kommeii. (Heiterkeit.) Eine Er-
hohuug der Reichszuschüfsc zu den Ouartierlasten erscheine uach
icineii Jnformationen zur Zeit aussichtslos.

?lbg- Höring (Natlib.) tritt für den Neubau eines
ckmtsgebaudes in Lahr, für Msserftcllnug der Bezirksgeometer
und Ausgleichung der Eingnartierungslasten ein.

Abg. Armbruster (Zcntr.) wünscht Besserstellung der
(Lchutzleute und Geometer. Die ErrichtTing einer stcratlichen
Hcilaiistalt für Nervenkrankc und die Abänderuug der Landes-
bauordnuug, wobei der Wohnuiigsfrage ein Hauptaugeiimerk
zuzuwendcn wäre, würde er lebhaft bcgriihen. Baden stehe
zwar hinsichtlich der Wohnungsverhältnissc gegen andere Län-
der nicht zurück, immerhin abcr lassen dieselbcn noch sehr
zn wünscheii übrig. Jn Neckarau sci er cinmal dicnstlich
in cine Wohnung gerufcn worden, die ans einem Zimmcr mit
zwei Bctten bestand. Darin mutzten ein Ehepaar mit sieben
Kindcrn wohnen und schlafenl Jn Bruchsal habe er in einem
Zimmer eiucii Gänsestall, in einem andcren einen Hühnerstall
vorgcfunden. Solche Zustände stehen mit deu primitivsten For-
dcrungcn der Hhgiene und Moral in Widerspruch. Die Woh-
iiungsnot köunc nur durch gcmcinschaftliches Zusammen-
wirken von Staat und Gemcinden beseitigt werden. Redner
plaidiert zum Schlutz für die Wiedererrichtung eines Bezirks-
amts in Kenzingen.

Abg. Breitner (Z.) tritt für die Wiedererrichtung eines
Bezirksamts und eines Bezirksspitals iu Philippsburg ein. An
den wohlerworbenen Rechtcn der Bezirksfparkafscii söllte nicht
gerüttelt wcrden. Der Gcmeindewahlrechtsborschlag, datz nur
ben Gcmcinden uuter 2000 Einwohnern das- direkte Wahl-
recht verliehen werdcii soll, fiiidc namentlich iu den badisch-

^rinz Adalverts Wegrüßung durch das
Kaiserpaar.

(Berl. Lokalanzeiger.)

^ B r u ii s b ll t t e I k o v g, 15. Blärz.

te,, Empfang des aus dem Mittelmeer heimgekehr-
ftist^^nzeu Adalbert durch seine Eltern hat heute zu
^iiii ^ Morgeustuude an der Kaualmündung vor Bruns-
ii,,?^koog stattgefundeu. Die „Charlvtte" mit dem
tzjL^i.Seefahrer au Bord lag seit ihrem vorgestrigen
in der Elbmllndung diosseits der Einfahrts-
HyÄfe am Quai. Die Kaiseriu traf mittels Hofzuges
Z auf dem Bahnhof Bruusbllttelkoog ein;
Zbr uwrgens sctzte der Zug seine Fahrt hinaus

Malmündung fort. Als er bei der „Charlotte"
.r der Kaisechalle angelangt war, entstieg die hohe
^irem Salonwagen und umarmte und küßte den
sie hier erwartete. Mutter und Sohn
" öann, der Ankunft des Kaisors harreud, Arm iu
!/nd vertaulich plaudernd läugere Zeit vor der
auf uud ab. Es war ein feuchter, trllber
'dyZn'n, eher Spätherbstmorgen, als eiu März-
.»rb > ^ine regeuschwere Brife wehte melancholisch vou
sitza. ^kn herllber. Ab und zu brachte sie ein Durch-
, ^°n Nebel uud Regeu. Von Publikum war, abgc-
M,t n einigeu Kanalbsdiensteten und Kanallotsen,
ichen. Nach halb 7 Uhr kam der „Kaiser
'uit dem Kaiser an Bord laugsam die Elbe
Iiitei,, ^n die „Charlotte" kam Lebeu: die Bemannung
K.^.chls- Das Panzerfchiff legte iu der (schleuse vor
'h "^rhalle an. Der Priuz und die Kai'serin gingen
Ter Kaiser erwartete deu Prinzen. Dieser

meldete sich, stramni saliitierend, bei seinem Vater, küßte
die ihm gereichte Hand mit tiefer Verbeugung, wurde
hierauf vom K'aiser umarmt und wiederholt auf Eiud
und beide Waugen gekllßt, verbeugte sich danu abermals
und wiederholte den Handkuß. Etwas später stattete
der Kaiser iu Begleituug des Priuzen der „Charlotte"
eineu Besuch ab, wobei Schiff uud Mannschaft iuspiziert
wurden. Gegeu 8 Ithr ging dann das Kaiserpanr und
Prinz Adülbert auf deu „Kaiser Wilhelm II.", um
durch den Kanal die Fahrt nach Kiel anzutreten. Die
„Charlotte" folgte dem Linienschiff in dem vorgeschrie-
benen ALstand von etwa 500 Metern: weiterhin Wofsen
sich die Begleitschiffe des „Kaiser Wilhelm II.", der
Kreuzer „Hela" uud zwci Torpedoboote, au. Von die-
sen hat das eine heute Morgeu bei der Eiufahrt in die
Schleuse Havarie gehabt; es hat einen Teil seiuer Ree-
ling verloreu. _

Kleine Zeitung.

— Ilnscrc Medizinalbehördcn widmen dcr Bekämpfung
dcr Lepra nnausgesetzte Aufmerksnmkeit. 1897 hatte eine
Durchsuchung des Kreiscs Mcmcl 40 Kraukheitsfälle er-
gebeu. Vou den Kranken siiid 25 bereits gestorben, es
lebeu 15; zwcifelhafte Fällc sind noch 3 vorhandcn. Es
bestcht aber die Wahrscheinlichkeit, daß trotz der Anzeige-
pflicht sich noch zahlreiche Leprafälle dcr Kenntnis dcr Be-
hörde entziehen. Die 40 Erkrankungen stammen nämlich
aus 17 verschiedeiien Ortschaften, und die Mehrzahl dicser
Orte licgen im nördlichen Drittcl des Kreises, einige aber
auch im südlichen, so daß dcr ganze Kreis verseucht er-

scheint. Jm Rcgierangsbezirk Browberg (Di0gilno) befindet
sich cin ans Ostindien zurückgekehrter wohlhabender Jn-
genieur H. mit Frau nnd zwei Kindern; cr ist leprakrank,
die Fran nnd die Kinber sind gesund. Der Jngenienr hat
sich verpflichten müsscn, sich vom Besuch öffentlicher Lokale
znrückzuhalten, stets eigcnes Eßgeschirr, Bett- und Leib-
wäschc mit sich zn führcn, und wird in dieser Beziehnng
von der Behörde nbcrwacht. Professor Koch, welcher nach
Ostprenßen entsandt wnrde, erklärt die Mehrzahl dcr
Leprafälle russischen Ursprungs. Er stellte übrigens
die rclative Jmmunität mancher Personen sest und zeigte,
daß nur langdauerndc, innige Berührnng mit Leprakranken
eine Uebertragung ermögliche.

— Porbereitun,, zum Thcnterbesuch. Pensions-Vorsteheriii:

. . Also, meine Dcimen, bci den Stellen, die ich im Text-
buch mit dem Blcistift initerstrichen habe, dürfen Sie ver-
gnügt kichern, bei den blau angezeichneten w o l l e n Sie über-
legen lächeln und bei denen, die ich — nm einer Verwcchslimg
vorzilbcugen — mit dcm Rotstift unterstrichen, m üsse n Sie
crröteu!"

— Triumph dcr Enmnzipation. Studcntin: „Heurcka!
Socben hat der Arzt konstatiert, datz ich ein Bierherz habe!"

— Rnchc. Köchin: Jetzt hab ich mir sovicl zusammen-
gespart, datz ich privatisiercn kannl . . . Zuvor schreib ich aber
noch cni Buch: „Die Kunst, seine Herrschaft tot zu ärgernl"

— Touristenseufzcr. „Die vielcn Berg uud nur zwei
Fütz, wo jcder Mistkäfer sechsc hat."

— Nach dem Vall. Kiei „Das war wieder ellic Hovscrei mck
dir — sckreckliÄ!" — Er: „Jh knm nichts dasü', Kind, die
Musik biiiigt mich iinmce aus dem Takt!"
 
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