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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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Großiährig-Erkläruug deS spanischeu KönigS iu Madrid
stattsinden sollen, wi"rd aus der spanischen Hauptstadt
berichlet: Den Glanzpnnkt der Feste dürfte ein mittel-
alteriiches Tonrnier aus der dafür sehr geeigneten Plaza
de la Armeria, dem äußeren Schloßhost lnlden, sowie
cin großeS Gartenfest im Campo del Moro, dem Hof-
garten, wozn unter anderem die 9(D0 spanischen Bürger-
meister geladen werdeiu Für die Galavorstellung im
Teatro Real ist MozartS „Don Jnan" ausersehen. Die
Leitung der Philharmonischcn Konzerte soll Felix
Weingartnc r übernehmem Den Schluß soll cin
Fest iin Bibliothek- nnd Museumopalast bilden.

Deutsches Reich.

Württernberg.

Stuttgart, 11. Aprtl. Den Bemühungen der
württembergtschen Eiscnbahnverwaltung im Verein mit den
übrigen süddeutschen Bahnverwaltungen ist es gelungen,
ganz erhebliche Verbesserungen der wcstöstltchen
und ostwestlichen über die Strecke Mühlacker—Stuttgart
—Ulm laufenden Schnellzüge einzuführen. Ein Teil
der bisherigen beschleunigten Personenzüge sowie der bis-
herigen Schnellzüge wtrd im ueuen Fahrplan mit der Be-
zeichnung „Eilzug" erscheinen. Bei diesen Zügen wird ein
Schnellzugszuschlag ntcht erhoben. Die schweizerischen
Bahnen werden heuer zum ersten Male den Sommerfahrplan,
wie dic deutschen und österretchischcn Bahnen am 1. Mai
einföhrcn.

Preußc«.

Krefeld, 2. April. Die längst geplante zweite
Niederlassung der Kapuziner in Krefeld wird nun zur
Wirklichkeit. Dieser Tage wurde in der Ritterstraße ein
Grnndstück angekauft, auf dem nunmehr mit den Ban-
arbeiten für das zweite Kloster bcgonnen wird.

Ausland.

Bclgien.

La Louvisre, 11. April. Als heute Nachmittag
4000 Ausständige auf der Station Houdeng-Gocgnies
die in den umliegenden Kohlengruben beschäftigten flämi-
schen Arbeiter erwarten wollten, suchte die Gendarmerie
die AuSgänge des Bahnhofes abzusperren. Da die Aus-
ständigcn Widerstand leisteten, ging die Gendarmerie gegen
die Mcnge vor. Sie wurden mit Steinwürfen empfangen.
Auch Ziegelsteine wurden gegen dis Gendarmerie geschleudert.
Auf beiden Seiten fielcn Schüsse. Eine Abteilung Jäger
zu Pferd räumte sodann den Platz. Als der Zug mit dcn
stämischen Arbeitern eingetroffen war, wiederholte sich diese
Szenc in verstärktem Maßs. Es gclang den Gcndarmen
und Jägern, die Enden der auf den Bahnhof mündenden
Straßen zu besctzen. Dabei kam es jedoch abermals zu
Zusammenstößen. Von beiden Seiten fielen Schüsse.
Zahlrciche Verwundete wurden zu den benachbarten Häusern
geschafft. Ein junges Mädchen wurde durch einen Schuß
aus cinem Karabiner getötet.

Frankrcich.

Paris 11. April. Das geftrigc Zusamincntrcffen von
fünf russischen nnd drei f r a nz ösi sch cn Krie g s-
schiffen vor Tanger untcr dem Befchl dcs Admirals
Tschnchiii und des Contrcadm rals Boutcl ist nicht zufällig,
sondern zwischen den beiden Cabinetten, dem hiesigcn und
dem Petersburgcr, vorher verabrcdct worden. Es soll
ein weitercs angenfällig cs Zcichen des gcniein-
samen Borgehens des fraiizösisch-rilssischcn Zwcibnnds
in allen größeren politischcn Fragen darstellen. Wie in
Ostasien so wird jetzt auch in Marokko kundgegeben, daß
beide Mächte dort gcmeinsam ihre Jntercsscn wahrnehmen
wollen. Diese Kundgebnng bei der die antienglische Spitze
wiedcrum deutlich zutage tritt, wird hier als eiu erfreulicher
Auftakt für die demiiächstigc Reisc dcs Präsidciiten Loubct
nach Pctersburg bcgrüßt.

England.

London, 11. April. Jm Ganzen herrscht hier seit
gestern Abend bezüglich des Ausgangs dcr Bcsprechungen
unter den in Klerksdorp vcrsammelten Burenführcrn eine
einigerm aßen hoffnuu gsvo lle Stimmung. Sie
bcruht indessen weniger auf sicheren Stützpnnkten, als auf
den allgemeinen Erwägungen, daß das Eintreffen Stcijns
und de Wets, die bisher die hartnäckigsten Gcgner aller
Nachgiebigkeit waren, an sich ein gutes Zeichen sei, daß
serncr Steijn augenleidend sei und mit der Gefahr des Er-
blindens zu rechnen habe, und daß die Kriegsmüdigkeit

spielerin Dahla Wciß war in dem Testamente mit eincm Le-
gat von 100 000 Mark bedacht. So wendete sich das Auge
des Gerichts prüfend auf das Mädchen.

Dahla Weitz ist die Tochter eines wcgen Unterschlagung
cntlasscncn Postbeamtcn, der sich später durch Clown-Kunststücke
in einem Zirkus fortbrachte und früh an der Lungenschwind-
suchr starb. Ucber ihre Mutter komite uichts Näheres in Er-
fcchrung gebracht werdcn. Thatsache ist, dah das Mädchen ohne
Mutrer aufwuchs uud zwar bis zum 0. Jahrc in eincr herum-
ziehendeu Kunstrcitertruppe. Jn einer Gaukler-Bude hat sie
ihre ersten Eindrücke empfangen.

Wer darf sich wundcrn, tvcn schon damals schlimme Saat
in die junge Secle fiel? Einc tiefe Entrüstung bemächtigt
sich unser, wcnn wir sehen ,wie eine edelgesinnte Frau das
Kind aus dem Schmutz emporhebt, in die Arme nimmt und
in das eigene warme Heim führt, wenn wir sehen, wic dicscr
Frau ihre barmherzige That gelohnt wird.

Wir haben gehört, dah das Kind sich gegen gütige und
strcüge Zucht, sowohl iu Frau von Wildenaus Hause, wie
später in dcm hochgeachteten Pensionate auflehnte. Nach
Jahrcn dcr aufopfcrndstcn Bemühung hate der wilde Schöh-
ling noch so wcnig in dem Boden der Kultur Wurzel gefaht,
datz das Unerhörte geschah: ein scchzehujähriger Jnstitutszög-
ling klcttert im Morgengraueu über die Dächer und cutspringt
als Flüchtling der Erziehungsanstalt, um Schauspislerin zu
werden. Welcher Mut, welche Keckhcit gehört zu diesem
Schritte.

Nun lcbtc das Mädchen allein, schutzlos in der Großstadt.
Frau Wildenau hatte ihr Herz bon ihr abgewendet; aber Dahla
Weih suchte auch kcinen Anschluh. Sie träumtc nur von Erfolg
und Ruhm. Für eine leidenschaftliche Natur wic sie aber wird
eine Enttäuschuug oftmals zum Verderben. Der Erfolg blieb
aus. Sie fand mit knappcr Not an einem kleincn Thecrter

unter deu noch kämpfeuden Buren doch stetig zunehme,
wird ebcnfalls mit in Erwägung gezogen.

Amerika.

New-Iork, 10. April. An den Prinzen von
Wales erging beute die förmliche Einladung, den
Feierlichkeiten anläßlich der Ucbergabe der New-Aorker
Handelskammer, d!e im Oktober stattfinden wird, beizu-
wohnen. Das Programm wird stch ähnlich gestalten, wie
beim Empfange des Prinzen Heinrich. Die Presse wird
ein Bankett zu Ehren des Prinzen geben.

Aus Stadt und Land.

LC. Bruchsal, 11. April. (S t ä d t i s ch e s.) Anlählich
dee Beratung dcs städt. Voranschlags gab im Bürgerausschuh
Obcrbürgcrmeister Stritt etncn Ucberblick übcr die allgemeine
Lage dcr städtischcn Finanzen, die in Anschung der ungün-
stigen Zeitvcrhältnisse als durchans crfrculich zu bezeichucn sei.
Untcr dem von übcrall her berichtcten !virtsck)aftlichen Niedcr-
gang hat Brnchsal keincswcgs zu leidcn gehabt. Der Zustrom
auswärtiger Arbeitcr hat in dec hicsigcn Maschincnfabrik ohne
Schlvierigkcit Aufnahme gefundcn, dic Bauthätigkeit ist auch
diescs Jahr wieder cinc rccht lebhafte, die Sparkasse hat wicder
pcdeutcnde Ucberschüsse ergebcn, der Ertrag der Verbrauchs-
steucr auf Geträukc hat sich gehobeu und auch das Gaswcrk
hat, trotz crhcblichen Aufwandes für Röhreuumlcgung, eine
Mehrcinnahme crzielt.

UL. Knrlsruhc, 1 l. Llpril. (Das Schwurgericht)
vcrurtciltc dcn Goldarbcitcr Gcorg Baicr wcgen mehrfacher
B r a n d st i f t u n g in Ersingcn und Pforzhcim nnd Dieb-
stahls zu 2 Jahrcn g Monaten Zuchthaus. Dcr Schaden, der
dnrch die von Baier gelcgten Brände Ucrnrsacht wurde, bc-
Inuft sich anf etwa 20 000 M.

Karlsruhe, 10. April. Die Aufrcgung in dcn hicsigcn
Künstlerkrciseu hat, wie man dcm „Schw. Merk." schreibt, ihre
Nahrung hanptsächlich dadurch bckommcu, dah die Jury der
Jnbiläums-Ausstellnng eine größere Anzahl Bildcr zurückge-
wiescn hat, und zwar nicht bloh ctwa solche von Anfängcrn,
sondern von Künstlern, die sich bishcr untcr die bevorzugtcn
Namcn zn rccknien pflegteu. Man ncnnt unter den Zurück-
gewiescnen Hocrter, Kcmoldt, v. Babo, Eichrodt, Baumcister,
Hauciicn, Schröter, Hesse, Moest, Segisscr, Wcisser, Hcilig,
Hasemann n. a., im Ganzen ctiva 24 Kimstler. Die Diitglieder
der Iury selber sollcn abcr von dcm Necht, ihrc eigencn Bilder
nnzensicrt airfznhängen, ansgiebigcn Gcbranch mackien. Auch
sollcn 3 Mitglieder dcr Jury nach Frankrcich, England, Ruh-
land usw. gcreist sein, um durch pcrsönliche Einwirkung dortige
Künstler zur Beschickung dcr Ausstcllung zn vercmlassen. Dah
ein solclics Vorgchcn die dadurK Benachtciligten nicht angc-
nchm bcrührt hat, läht sich begrcifcn. Wcnn man abcr in hie-
sigen KUnstlerkreiscn der Ansicht war, dah einc badische odcr
dcntsche nnd keine internationalc Kunstailsstellung nm Platze
sci, so hättc man dies schon viel früher sagen sollen. Uebcr
cin Jahr dauern dic Vorbcrcitungcn zu dcr Ausstcllung, und
zlvar hich cs glcich, dah sie internntivnal scin salltc. Warnm
regte sich dcr Widcrspruch crst, als dic ausländischen Bilder
schvn angckommcn waren und in den Sälcn aufgehängt wnr-
ddn? Dic Sache hat cinc verzwcifeltc Aehnlichkcit mit dcm
Verhakten dcr bctroffcncn Krcisc in dcr Bahnhofsangelegcnheit
nnd in der Frage dcr Sonntagsrnhe im HandclStzewcrbe. Man
sicht ruhig zu n»d legt Verwahrnng ein, wemi cs zu svat ist.

bc. Karlsrnhe, 10. April. (Einc Diebi n.) Die Ehe-
frau cines Arbeiters, dcr vor cinigcn Tagcn von Ettlingen
hicr zugezogen ist, hat innerhalb eincs Jahrcs mis zwci Wcin-
tcllern hiesiger Wirte, dcncn sic Eier liefcrte, teils mit nnd tcils
vhnc NachsKlüsscl, ctwa 400—500 .Flaschcu SKaum- imd
anderc fcinc Weinc nnd Liognak im Gefamtwerte von weit
über 1000 Mark gcstohlen. Die Dicbin ist daüci in der Regcl
so vorgegangcn, daß sie zwei 5>örbe bei sich führtc, wovon
sie den einen mit Eicrn im Restaurationslokal und dcn leeren
mit einem Tuch im Hausgcmgc stehen lich, dann, wenn dic
Gelcgcuhcit güustig war, mit dcm Ictztercn in bcn Kcllcr ging,
ctlva 10—12 Flaschen stahl und daraufhin mit dcn beiden
Körben das Wcite suchte. Die gcstohlcnen Weinc usw. hat sie
gröhtentcils für sich vcrwendet, tcils wicdcr verkanft oder
vcrschcukt.

8C. Karlsruhe, 11. April. Eiu Srrafprozch, der für
wcite Krcisc Interesse bictet, spieltc sich dieser Tage in Bascl
ab. Dcr Bertreter dcs llhreiwcrsandthauscs Chromos, das
auch in Baden Zwciggcschäftc hat, Kaufmann Leopold Veith
aus Wicn, war wcgen Uebcrtrctniig des Gesetzes gegen dcn
unlauteren Wcttbcwerb nnd betr. Schutz der Fabril- und Han-
delsmarkcn cmgcklagt. Jn dentschcn Blättern publiziert das
Vcrsandthans Chromos, das eincn Hauptsitz in Berlin und
Wien hat, dah es schönc, goldene, mit vorzüglichcm Präzi-
sionswerk versehciie Uhrcn, die auf dcr Pariscr Weltausstcllung
mit der goldcnen Medaillc prämi'ieri wurdcn, zum Versandt
bringc. Dicses Jnserat vcranlahtc den sch-lesischcn Uhrmacher-
verband bei der Lörracher Polizei Beschwerde zu erheben. Der
schweizerischc Uhrmachcrverbaud maclstc dicsc Klage zii der
scinigen und die Lörracher Uhrmachcr schlossen sich dcr Klage
cbensalls an, so dah die Staatsanwaltschaft Basel genügend
zur Erhebung der Anklage legitimicrt war. Das eingeholie
Gutachtcn über dcn Wert dcr Uhrcu spricht sehr negativ über
dcnselben und koustatiert, dah das Wcrk keiu Präzisionswcrk,
soudcrn cin schr schlechtcs Werk ist, dah die Uhren nicht prä-
miicrt sind nnd nur eincn äuherst geringen Goldgehalt
aufwciscn. Gcgcn den bom Angeklagten erhobencn Einwand,
daß der Versandt der Uhren an die Käufer gar nicht von

Verwendung für klcine Rollen. Und nun mag wohl der Wunsch
nach Besitz in ihr erwacht sein. Sie wuhte bon dem Legatc,
das Frau Wildenau ihr uach dem Tode zugedacht hatte. Dahla
Weih hat nie den erzichenden Einfluh des Familicnlebens
kennen gelernt; sie hat nicht gclernt, ihr Tempcrament zu
zügeln, wxichen Empfinduugeu, sittlichen Gruudsätzen Gehör
zu schcnken. Sie will sich ihr Recht am Lebensgenuß er-
lrotzen. Sie weiß sich Gift zu verschaffen. Jn der Abend-
stunde kommt sie mit blassem Gesicht, zitternd bor Aufregung,

— dcnn die Stimme ihres Gewissens empört sich gegen ihre
That, — zu ihrer Wohlthäteri», bctritt das Schlafzimmer,
und iiähert sich dem Toilettentische. Sie weitz, wo die Pulver
stchen. Sie cntfernt rasch den Jnhalt des zu oberst liegenden,

— berschlnckt ihn vielleicht, denn sie brancht bei ihrer hoch-
gradigen Erregtheit die Wirkung des Opiats ja nicht zu scheuen.
Heimtückisch spielt sie dcr-Frau, der sie ein menschenwürdiges
Geschick verdankt, das tötliche Gift in die Hände. Als man
am andern Morgen zu ihr schickt, ist sie aus ihrer Pcnsion
bcrschwunden. Nur durch eincn Zufäll wird sie nach Tagen
in einer Vorstadtherberge bei cinem verkommenen Weibe auf-
gefunden, das in ihrem Beiscin gestorben. Sie behauptct,
diese Tote sei ihre Mutter geivescn. Aber cs fehlt jcdweder Be-
weis für diese Augabe. Ncinl Jhre Schuld, die Furcht vor
Entdcckuiig hat sie in die Spelunke getriebeu. Ja! Jhre
Schuld! Denn wic trotzig die Angeklagte auch bisher ihre
That leugnctc, auf die Frage des Herrn Präsidentcn nach
dein Verbleib des Giftes hat sic verstummen müssen. Meine
Herren Richter und Geschworenen! Die Jugend der Ver-
brecherin darf uns nicht rührenl Nur heißere Empörung muh
es in uns wecken, dah cin so junges Geschöpf sich tagelang
mit dcm Gedankcn des Mordcs getragen, daß es ruchlos genug
scin kounte, dcm Herzen, von dem cs nur Güte und Erbarmcn
erfahrcn, den Todesstoß zu bersetzen. Meine Herren Geschwa-

Basel, sondcrn von Wien oder Bcrlin aus erfolgt sei, sprickst
der Jrchcrlt des Jnscrats nnd die beschlagnahmte Korresponöcirz
in der Lörracher Filiale. Der Vertreter der Staatsanwaltschafi
hielr dcn Nachweis für bcide zur Last gelegte Delikte als voll-
ständig geleistet; es müsse mit Rücksicht, dah die Firma wdgen
eines Lhnlichen Delikies bereirs mit 400 Frcs. vorbestraft Mw
der Geschäftskredii der schweizerischen Jndustrie und der Basjer
Geschäftswelt im Ausland gcfährdct ift, eine Bestrafung erw
treten; wegen unlautercn Wcttbewcrbs wurde eine Geldbilve
von 500 Frcs., wegen Ucbcrtretnng des Gesetzes betr. den
Schutz dcr Fabrik- und Handclsmarken eine solche von 100 rlst-
beantragt. Der Verteidigcr Dr. Feigenwinter bestreitet du
Kompetenz des Basler Gerichts. Es ginge das Strafgerrck)
nichts an, weil ein in Wicn domiziliertes Geschäftshaus r"
Deurschland schwindclhaft gehaltene Rcklame vcrbreitc,
Baseler Gesctz sei nur znm Schutze des Baselcr, bezw. schwerZ^
rischcu Publikums da. Er beantrage Frcisprechung eveiu-
eine kleinere Buhc. Das Gericht schloh sich bezüglich »e
Schuldfrage der Auffassung des Staatsmiwalts an, hieli ave
eine höhere Strafe am Platze. Es wurdc wegen des erstci
Deliktes eine Geldbuße von 800, wcgen des zweiren einc solck)
von 100 Fr. ausgcsprochen, insgesamt 900 Fr., oder 90 Dag
Gcfängnis. Ferncr cine Urtcilsgebühr von 30 Fr. Gegen deu
Angeklagten imirde bis znc Bezahlung von Buße und Kasteu
die Prävcntivhaft verhängt.

dc. Lörrach, 11. April. (W ü t e n d c Weiber.) E'w')
gestcrn gerieten zwei Frauenspcrsoncn in Streit, der in RaU'
ferei ausartcte, wobei Prügcl und Latten eine grotzc Rck»
spieltcn. Währcnd eine der streitcnden Frauen mit einc
mächtigcn Latte zum Hiebe ausholte, traf sie, statt
Gegncrin, cin 5lind, das sich unter den Zuschauern befand, u»
vcrletzre es am Llopfe derarr, dah an scincr Wiedergenesung lst'
zwcifclt wird.

bc. jronstanz, 10. April. (B a h n p r o j e k t.) Jn Leh'
ningen tagte am Sonntag cine von übcr 150 Personen bestckst^
Versammlung in Sachen dcr längst geplanten Bvhnverbinduust
Radolfzell-Stein a. Rh. Bezirksrar de Wuille von RickH"
hauscn refericrte lant „.Konftanzer Zcitung" über das ProstU
ciner gelcislosen, eleklrischcn Automobilbahn mit LufrleitUU»
von Radolfzell nach Stcin a. Rh. Die „Elcktrizitätsgesellsckiust
vormals G. Buchner in Wicsbaden" sei bereit, die Bahn u>U
eigcncs Risiko zu bauen nnd zu bctreibcn. Die Gesamtanlag^
kosten belaufen sich nach dem Voranschlag auf etwa 475 0»
Mark, hiervon übcrnehme die uiiternchmcnde Gesellschaft uUl
cigene Rechnunh 300 000 Mart, wogegcn der Rest mit 175 00"
Mark von dcn interessiertcn Gemeinden, untcr ZugrundelegUUU
der Einwoffncrzahl vcrtcilt, getragen werdcn muhie. Wie
de Wuille jcdoch bcreiis jctzr mitzutcilen in der Lage wst?-'
würdc Von den 175 000 Mark die Großhcrzogliche Staatskalst
etwa 100 000 Mark üüernehmen, so dah für die betciligtf'j
Gemeindcn cin relativ schr klciner nnd ihre wirtschafrlickie

stungsfahigkcir gcwih nicht übcrsrcigcndcr Betrag von 75

ooo

Mark zur Dcckung übrig blicbc. Dic crforderliche elektrisäst
Ztraft ivird von dcm zn erweiternden Elektrizitätswerk de^
Stadt Radolfzell, welche dieses in Emgegcnkommen zur
fügung stellte, abgegcbcn. Die Wagen, welche die Vorhandeu
Landstraße benützen, würdcn mit ciner Geschwindigkeit voi
12—15 Kilometer in der Stunde vcrkehren. Grundlegeudd
Bedingungen für die Frachtbcrechmmg sind 1 Pfennig p^^
50 Kilo und Kilomcter und für dic Personenfahrtaxe
Kilometer LZHPfennig. Die Billigkeit dieser Taxen, wic,p^
rclativ kleincn Subventionen dcr einzelncn Gemeinden stu"
ganz dazu angethan, das Projckt sympathisch zu machen.

Kleine Zeitung.

— Hochschulnachrichten. Für die neue juristischk
Facultät zu Münster ist das ordentliche ProfessoreN*
kollegium dnrch Berufung von fünf Ordinarien nunmeh^
vollzählig geworden. Es sind, laut dsr Nat.-Ztg., berufiu -
der ordentliche Honorarprofessor Dr. Lso v. Savigst^
aus Göttingen für Staats- und Verwaltungsrecht,
außerordentliche Professor Dr. Ernst Iacobi aus Breslast
für deutsches Recht, Handelsrecht und Zivilprozeß, ^
ordentliche Professor Dr. Henri Erman aus LausaN^
für römisches und bürgerliches Recht, der außerordentli«
Profeffor Dr. Paul Krückmann aus Greifswald
deutsches, römisches und bnrgerliches Recht, endlich ^
außerordentliche Professor Dr. Hans Sch re uer aus
für deutsches Recht und Strafrecht. Damit ist die zunäE
für Münster in Aussicht genommene Zahl von fif"
ordentlichen Professoren der Richtswissenschaften vollstättdi^
und es fehlt nur noch die Berufung von zwei auße^
ordentlichsn Profefforen, die in dem bsvorstehenden halb^
Jahre zweifellos noch znstande kommen wird. Somit
jetzt schon die Gewähr gegeben, daß die neue Jnristeb
sakultät zu Münster an dem in AuSsicht genommsnen Teram
zum Herbst d. I. in voller Zahl ihre Thätigkc>
eröffnen wird. ,

— Leipzig. 5. Aprtl. (Betäubungsapparate
Kleinvieh.) Jm hiesigen städtischen Schlachthofs
kürzlich die Prüfung der auf Vsranlassnng des Prei^
ausschreibens der Fran Bolza in Freiburg i. Br. eing^
gavgenen Betäubungsapparate' für Kleinvieh stattgcflindsiff

renenl Jch beantrage das höchste Strafmah für borsätzsi^)

Mord: die Todesstrafel" ^

Ein fcierlichcs Schlncigen lag über dem Saalc, und O,
Augen richteten sich auf das Dlädchen auf der Anklagcbd
um den Eindruck der Rcdc auf ihrcn Zügen zu beobachic»- ,
Aber es war kein ticfes zcrknirschtcs, von Todesangst ^
wühltes Gesicht, das man erblickte.

Dahla hatte sich während der letzten Worte plötzlick) ^
hobcn. Mit eincm Ausdruck stolzcr Abwchr hatte sic j ^
Staatsanwalt auf die Lippen geblickt und war nicht zusainm
gezuckt, als er seinen Strafantrag aussprach. , ^

Nun stand sie hochanfgerichtet mit flammenden Angen-
ihrem Gesicht glühte ei»e heihe, nach Worten rrngende
pörung und furchtlos sich an dcn Präsidenten wendeno,
sie, selbst ein paar Worte sprcchen zu dürfcn.

„Haben Sie dcm Gerichtc eine Eröffnung zu mache»-
„Jal" ^

„Jch bittc sich aber turz zu fasscn. Es isi jetzt SaKe
Verteidigers, in Jhrem Namcn zu replizieren."

„Aber ich fühle wohl," bcgann Dahla mit vor NusE^
zitterndcr Stimme, dic crst allmahlich erstarkte; „ich fülstc'
beredt auch der Herr Verteidigcr sür mich sprechen nrag-^
wird ihm nicht gelingen, das Verdammungsurteil, das über
schwcbt, zu bernichten."

Jm Zuschauerraum lnar atcmlose Ruhe. Auch auf
ernsten Gesichtcrn der Richter zeigte sich cin Ausdruck ncW -
riger Spannung. Akan crwartete ein Bekenntnis der
klagten. Der Verteidiger klopfte in nervöser Unrrche am
vor ihm liegenden Aktc».

(Fortsetzung folgt.)
 
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