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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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zu halten die Ehre unseres Vaterlandes nnd des Reiches
als unser höchstes Gut und mit ihrn die Liebe zu seinem
sieggekrönten ehrwürdigen Oberhanpte. AlS Antwort
auf'die mir gewordene Begrüßung bringe ich meiire Hul-
digung dem Kaiser dar und gewiß werden Sie alle freudig
einstimmen, wenn ich Sie auffordere, mit mir aus-
zurufen: Hoch lebe der Dcutsche Kaiser! Er lebe hoch!"

(Fortsetzung folgt.)

Kngtand und OermanentuM.

^ London, 12. April.

Eino der Lücken in der Geschichle EngIands
und der britischen Jnseln überhaupt bildet die Geschichte
der germanischen Einwanderung, die in dem heutigen
England bald nach dem Abzuge der Römer mit der voll-
ständigen Eroberung des Landes und der Errichtung der
angelsächsischen Königreiche endigte. Jn den Geschichts-
werken findet man bis aus den hentigen Tag angegeben,
daß diese Jnvasion nnter Hengist und Horsa begann, die
um das Jahr 450 n. Chr. von Jütland mit ihrem Heer-
gefolge nuf Wunsch des KönigS Vortigern kamen, um
ihm gegen die ihn bedrängenden Schotten und Picten
Hilfe zu leisten. Hmgist und Horsa wurden dafür an-
geblich mit der Infel Thanet (alsv der südöstlichen äußeren
Spitze der Grafschaft Gent, die heute die populären
Seebäder Ramsgate, Margate, Westgate, Deal usw. ent-
hält) belohnt. Jhnen solgten andere Germanen, na-
mentlich Sachssn von dem oberen Lauf der Elbe und der
Weser und dem dazwischen liegenden Lande, und vertrie-
bm nicht nur deu König, der sie zu Hilfe gerufen, son-
dern bemächtigten sich seines Reiches.

Das sind im Wesentlichen die Angaben, die in der
Geschichte über den Beginn der angelsächsischeu Herr-
schaft und die germanische Einwanderung gemacht wer-
den.

Jn der That ist aber die Geschichte des Deutschtums
im heutigen England viel, viel älteren Datums, alS
sie in den im Umlaus befindlichen Geschichtsbüchern an-
gegeben wird. Lappenberg wies bereits vor mehr
als einem halben Jahrhundert auf die Jrrigkeit dieser
Angaben hin und bezeichnet die Geschichte von Hengist
und Horsa (Hengst und Rosz) als Sage. Englische Ge-
schichtsschreiber, Palgrave und Kemble, stimmten ihm
bei. Ganz ohne geschichtlichen Hintergrund mag abör
die Sage nicht sein und dürfte wohl der Abzug der
Römer Lem Einstrom der Germanen die Thüren in einer
Weise geöfsnet haben, die sich der britischen Ilrbevölkerung
in besonderem Grade — und nicht gerade angenehm
bemerkbar machte. Darauf lassen wenigstens die auf
die Nachwelt überkommenen Angaben des Bischofs Si-
donius schließen, der von den einströmendeu Sachsen
erklärte: „Sie sind unsere grausamsten und gefährlichsten
Feiude. Sie überwinden jeden, der den Mut hat, sich
ihnen entgegenzustellen. Wer vor ihnen flieht, den über-
holen sie; wenn sie verfolgt werden, entkommen sie. Sie
verlachten die Gefahr; sie sind an Schissbruch gewöhnt;
sie sind immer bereit, ihr Leben zu wagen, um Beute zu
machen. Der Sturm, der andere mit Angst erfüllt, be-
reitet ihnen Freude." Soll nun Vortigern diese Leute,
die „schlimmer waren, als alle anderen Feinde," einge-
laden haben, ihm gegen die Picten und Schotten zu hel-
fen? Alles spricht dasür, daß nicht Vortigern, sondern
die beim Abzuge der Römer im Lande angesiedelten
Germanen ihre Landsleute veranlaßteu, herüberzukom-
men und das, von den Römern preisgegebene Land zu
ihrer Beute zu machen.

Was immer übersehen wird, ist, daß Britannien zu
jener Zeit eine außerordentlich starke germanische, im
Lande angesiedelte Bevölkerung besessen haben muß, die
gewisse Landesteile thatsächlich beherrschte. Diese ger-
manische Bevölkerung war schon vor den Römern iin
Lande. Britannien war in der That schon teilweise von
diesen Germanen verschiedener Stämme erobert wor-
den und als die Römer mit ihren germanischen Kohorten
unter Aulus Plautius (43 n. Chr.) ins Land kamen,
fanden sie wahrscheinlich in den angesiedelten Germanen
Bundesgenossen, die ihnen halfen, die eingeborenen Kel-
ten Zu unterwerfen.

Der erste Zeuge, den wir sür die Anwesenheit von
Germanen zur Zeit der ersten Landung Julius Cäsars
auf britischem Boden haben, ist Cäsar selbst, der berichtet,
daß nur das Jnnere Britanniens von den Eingeborenen
bewohnt wird, daß die Seeküste sich aber im Besilz der

Das Mädchen wurde hereingeführt und dereidigt. Es hatte
Wsterliche Manieren und schien von haarstraubender Einfäl-
tigkeit.

Anfänglich Ivar sie auch so verlegeu uud erschrocken, daß
sie völlig wirre Antworten gab. Wiederholt auf den Ernst
ihres Eidcs aufmerksam gemacht, stammelte sie dann endlich
auf eine ungeduldige Frage des Berteidigers hervor:

„Ein Herr, ein feiner Herr habe an jenem Sonntag ge-
Mngelt und nach Frau Wildenau gefragt."

„Und als Sie ihm sagten, die Dame sei nicht zu Hause,
gab er seine Karte ab und entfcrnte sich?"

„Nein, Karte hat er keine abgegeben," erwiderte das
Mädchen langsam, mit ihren albernen Augen vor sich hin-
glotzend.

„Aber er ist fortgegangen?"

„Nem?" ricf der Verteidiger lebhaft. Er hat also ge-
wartet?"

„Nein. Er hat mHt gewartet."

Dem Verteidiger, einem aufgeregten jungen Mann, zuckte
es in allen Nerben vor Aerger über die blöde Phlegma der
jungen Person.

„Aber er muß doch irgend etwas zu Jhuen gesaqt haben?"

„Ja."

„Was hat er Jhnen gesagt?"

„Jch vcrstand es nicht recht. Der Herr war ein Aus-
känder."

„Er sprach gar nicht deutsch? Dann konnte er ja auch
nicht nach Frau Wildenau fragen?"

„Ja, einige Worte wußte er schon. ,Er sagte, er sei der
Vräutigam von Fräulein Wildenau, die zu Bcsuch kommen
sollte, — das hatte mir die Walburga erzählt — und dann
sagte er, er möchie einen Blick in die Zimmer werfen, wegen
der Einrichtung."

Der Verteidiger war von seinem Sitze aufgesprungen, auch
die Richter blickten gespannt auf die Lippen des Mädchens.
Der Staatsanwalt strich sich mit der Hand iiber den Bart und
zog die Augenbrauen in die Höhe.

vom Lande der Belgae (also Teiitoneii) gekommem'ii Ein-
wanderer befinde. i2pütere römische GeschichtSschreiber
wie Pinius imd Tacitns, erwälmen ausdrücklich der vie-
leu germauischen Ansiedler in Britannien und setzte die
Dichtigkeit ilirer Bevölkerung, ihre zahlreichen Ansiede-
lungen uud ihr Ackerbau, die Rönier in Erstaunen. Wie-
derholt finden wir germanische Legionen (in Aork vier)
erwähnt und die Annahme ist darum begründet, daß
die Römer sich mit den im Lande angesiedelten Germanen
verständigten und sie zu ihren Bundesgenossen bci der
Unterwerfung der eingeborenen keltischen Bevölkerung
machten. Wie mächtig diese angesiedelten Germanen
gewesen seiu müssen, geht auch daraus hervor, daß im
Jahre 289 Kaiser Marimilian den germanischeu Fürsten
Carausius als Mit-Kaiser anerkennen mußte und Constan-
tinus nach dem Tode seines in I)ork verstorbenen Vaters
die Herrschaft nur mit Beistimmung und der Mithilfe
seines Verüündeten Erot, „Königs der Allemanen" über-
nehmen konnte. Jn der That war Britannien zur Zeit
des Abzugs der Römer schon in der Gewalt der Deut-
schen, Sachsen, Allemanen, Franken, Schwaben usw.,
die dann den weiteren Zustrom ihrer Landsleute zur
vollständigen llnterwcrfung des Landes veranlaßteu, das
deu Germanen schon lange vor der Römerherrschaft ge-
wesen sein muß, was später Amerika sür die Völker Eu-
ropas wurde. Lappenberg, Althaus, Schaible, Karl
Blind und andere haben bereits wcrtvolle Beiträge zu
dieser ältesten „Geschichte der Deutschen in England"
geliefert; es gehören aber noch große weitere Forschun-
gen dazu, um Licht in das Dunkel dieses Kapitels anglo>-
deutscher Geschichte zu bringen, das bestimmt für beide
Natioiien von größtem Jnteresse wäre.

Dmtsches Reich.

Baderr.

— Der Bruch mit den D emokra ten, so schreibt der
„Volksfreund", scheint jetzt von den Offenburger
Zsntrumsleuten forciert zu werden. Das dortige
Zentrumsblatt bringt einen Artikel — wie es scheint, der
erste einer Serie solcher — in welchem der Abgeordnete
Muser, der Führer der demokratischen Partei, die hier
während mehr als zwei Dezennien bei Gemeinde- und
Landtagswahlen mit der Zentrumsvartei zusammenging,
wegen seiner Zustimmung zur Städtcordnung schwer
angegriffen wird. Das Blatt wirft Herrn Muser u. a.
undemokratisches Verhalten und Personen-
kultus vor. Wenn in den folgenden Artikeln derselbe
Ton angeschlagen wird, dann dürfte für die Zukunft den
Demokraten die Lust vergehen, bei den Wahlen mit den
Zentrümlern zu paktieren.

Ausland.

Luxemburg.

— Angesichts der Uebertragung der Regentschaft
an den Erbgroßherzog Wilhelm wird in der Presse
die Frage erörtert, unter welchen Bedingungen am
21. Juni 1893 die Trauung zwischen dem protestantischen
Erbgroßherzog und der katholischen Prinzesstn Anna von
Braganza, der Tochter des verstorbenen Jnfanten Dom
Miguel, frühern Königs von Portugal, durch den Erz-
bischof von Salzburg erfolgt ist. Die ultramontane Presse
behauptet, daß die Trauung genau nach den Normen und
Forderungen der katholischen Kirche vor sich gegangen
sei, daß insbesondece auch die Forderung der katholischen
Kirche hinsichtlich der religiösen Erziehung der Söhne
erfüllt worden sei. Damals hat in der That der
„Rheinische Kurier" in Wtesbaden ausdrücklich hervor-
gehoben, daß das Haus Nassau, früher eine Hochburg des
Protestantismus, infolgedessen zum Katholizismus über-
gehen werde. Demgegenüber behauptet jetzt die „Kreuzztg.",
daß sich die gegenteilige Meinung bestätigt habe, daß der
Großherzog Adolf als charakterstarker Protestant hierzu
nicht die Hand geboten habe und daß zwischen den Häusern
Nassau und Braganza ein Abkommen dahin getroffen sei,
daß von den der Ehe entspringenden Kindern die Prinzen
in der Reltgion des Vaters, die Prinzessinnen in der Re-
ligion der Mutter erzogen werden sollen. Bis jetzt hat der

„Sie haben den Herrn ln die Zimmer geführt?"

„J-a. Er bat sehr höflich. Er möchte selner Braut die-
selben Möbcl bestcllcn, sagte cr."

„Er ist in alle Zimmer getreten?"

„Ja."

„Auch in das Schlafzimmer der gnädigen Frau?"

„Ja. Das sel am hübschesten, hat er gesagt!"

„Sie haben ihn begleitet und sind immer an seiner Seite
geblieben."

„Ja."

„Besinnen Sie sich wohl: ist dcr Herr keine Minute in den
Zimmern allein gewcsen?"

„Nur solange, bis ich ihm einen Bleistift geholt habe.
Cr hat, glanbe ich, ctwas zeichnen wollcn; aber ich verstand ihn
lange nicht. Er sagte immer, „einen pencil" und ich suchte
nach eincm Pinsel, fand aber keinen."

„Und währcnd der Zeit ist der Herr allein in dem Zim-
mer geblieben? Jn welchem Zimmer?"

„Fn dem Schlafzimmer."

Jm Publikum wurden laute Ausrufe vernehmbar.

„O! Hört! Hörtl"

„Besinnen Sic sich, wie lange Sie nach dem Bleistift such-
tcn?"

„Jch weiß es nicht mehr."

„Fünf Minuten?"

„So lange mag es wohl gewesen sein."

„Warum haben Sie später dcr Köchin nichts über dcn Vor-
fall erzählt?"

„Der Herr drückte mir einen Thaler in dic Hand und sagte,
ich sollte nicht verraten, das; er dagewesen. Er wolle seiner
Braut eine Ueberraschung bereiten."

Jm Publikum war wieder lebhafte Bewegung, auch die
Richter und Geschworenen flüsterten aufgeregt untereinander.
Nach ciner halblauten Beratung, nachdem Walburga Meierhofer
auf Befragen des Präsidenten ausgesagt hatte, daß sich der
Bräutigam des Fräulein Edith Wildenau wieder in der Stadt
befinde, da, soviel sie gehört habe, heute die Trauuug stattfin-

ganze Streit keine praktische Bedeutung, denn das erbgroß*
herzogliche Ehepaar hat bisher nur Töchter, und zwar fechs,
die sämtlich katholisch erzogen werden. Die jüngste Tochter
ist erst am 15. Februar d. I. geboren. Jmmerhin hat
die Frage für das Land eine solche Bedeutung, daß dem-
nächst wohl einmal eine amtliche Erklärung der luxembur-
gischen Kammer veranlaßt werden dürfte.

Aus Stadt und Land.

e. Kirchheim, 1U. April. (M i l i t ä r v c r e i n.) Jtz*
Gasthaus Zum „Hirsch" hielr heute der hicsigc Mllitärvereiu
seiue Geueralversammluug ab. Der erste Vorstaud Kamerad
Martiu Kocher eröffuete dieselbe mir eiuer kurzen Bcgrüßuug
uud erstattete deu Recheusckiaftsbericht, worauf der Rechnew'
Äamerad K. Ph. Ziegler deu Kassenbericht für 1901 bekmuit
gab. Nach demselben zählt der Vereiu 312 Mitglieder. Die
Eiuuahmeu betrugen IIZOII, dic Ausgabeu 1281 Mark. Das
Vereinsvennögeu bcläufr sich auf 6025 INark. Die VermehruW
betrng 324 Ntark. Eine lüugerc Debatte ricf die Feier des
Großherzogsjubiläums hervor,, an welcher sich namentlich bie
Kameraden H. Barker, Christof Puttlcr und Grieser beteiligten.
Der Vorftand machle Nlirteilung vou deu Beschlüsseu dcr'
letzteu Gausitzung uud gab dic ciugclaufeuen Eiuladuugen
bekaiint. Es wurde beschlossen, im Frühjahr eineu Familie»-
ausflug zu veraustalteu. Die zum Schluh vorgeuommcuen
Wahlen crgaben Wiederwahl der ausscheidcnden Borstandsrnit-
glieder Martlu Kocher, Phil. Kuauber und Phll. Taafel.

8L. Offenburg, 13. April. (Baukett.) Gestcr>t
Äbend fand in der Michelhalle ein Banketr zu Ehreu des wic-
dergcwählteu 1. BLrgermeisters Herrmanu statt, das aus alle»
Kreiscn der Bürgerschaft sehr stark besucht Ivar. Gemeiuderat
Monsch rühmte iu einer mit lebhaftem Beifall aufgeuommcnen
Ansprache die Verdicnste des Oberbürgermcifters um die Stadt
Offenburg. Jn seiner Erwiderung versprach der Gcfeiertc,
alles llnangenehme, das lhm widerfahrcn, vergessen zn wolle»
uud auch iu Zukunft seiue gauze Kraft dem Wohl der Stadt z»
widmeu. Oberamtmauu Bär gab der Hoffuung Ausdruck, daß
das gute Eiuvernehmeu zwischen der Stadtverwaltung und det
Siaatsbehörde fortbesteheu mögc.

lZC. Offenburg, 13. Aprik. (D a s S ch w u r g e r i ch t)
sprach den 22 Jahre alteu Laudwirt Johanues Zeiser vou Dun-
denheim von der Anklage Ivegen Körperverletzung mit nach-
gefolgtcm Todc frci. Zeiser hattc am Ostermontag deu l^
Jahre alteu Landwirt Wilh. Wollenbär, mit dem er in Streit
geraten war, auf der Ortsstraße iu Dundenheim durch eiuen
Messerstich getötet. Der dlngeklagte machte Rotwchr geltend-

8L. Rheinfelden, 13. April. (Beeudeter Streik.l
Nachdem der Hauptdifferenzpuukt durch Gcrichtsurteil zrl
Gunsten der Arbeiter entschieden worden ist, haben diejenigen
Arbeitcr, die im Streik geblieben und nichr fortgezogen stnd,
die Arbeit iu der Seidenwcberei wieder aufgenommen. Die
übrigcu. haben in andereu Webereien, zum Teil schon vor 3
Wochen Arbeit bekommeu.

Aus Baden. Erschossen bat sich in einem Äarlsruber
Hotel Dr. Robinson ans B.-Baden. Beweggrund der That
ist unbekannt.

Eingesandt.

Heidclberg, 14. April.

Jetzt am Schlusse der Theatcrsatsou ist es viclleicht auge-
bracht, die Aufmerksarnkeit auf ciuen Mißstaud hinzulcnkeu, der
sich auch diesen Winter recht fühlbar gcmacht hat. Bekanntlich
ist dcr Raum zum Forthäugen der lieberkleidung bei den Ein-
gängen zum Parkett recht beschräukt. So hat man eine Art
Halle geschaffen, wo die Sachen hängcn köunen. Hier habe»
aber Wind uud Wetter Zutritt. Eine üble Zugluft entsteht
regelmäßig uud die Mäutcl sind eiskalt, wenn man sie beiw
Verlassen des Theaters umlegt. Vielleicht lätzt sich hier Ab-
hülfe schaffen.

Kleine Zeitung.

Ans Schlesien, 10. April. (Vom Drcschgrafc»
P ü ckle r) Ueüer deu flüchtigcn „Drcschgrafeu" Pücklet
Älein-Tschirne wird der national-sozialen „Zeit" in Ergäuzuug
der bisherigeu Mitteiluugcn geschrieben: Daß Graf Pückler-
Kl.-Tschirne den Aufenthalt in der Schweiz dcm Erscheinen voi:
üer Glogauer Strafkammer vorzieht, hat seinc guten Griludc-
Er ahut wohl, was ihm bevorfteht. Die Zerstöruug dco
Feldbah u, wegen der er sich zu verantwortcn hat, ift uutct
Umstündeu vor sich gegaugeu, die auf die Strafabmessuug f»c
dcn famoscn Grafeu eiucu Einfluß haücn dürften, der der Pch
litischen Carriere selbst eiues Radau-Autrsemiten schädlich set»
kanu. Es handelt sich um cine Bahn, die dem Gute Skeydc»
des Rittmeisters Metscher über das Laud des Grafeu naw
der Oder führt. Herr Metscher zahlt für die Bcuutzuug de'S
gräflicheu Bodens eiuc Pacht, die iu Anbetracht der Geriug)
werttgkeit des Landes rcckit hoch genannt werden muß. D^
Vertrag läuft seit einer Reihe bon Jahren uud enthält dic

den sollte, wurde ein Polizeibcamter beordert, dcu Herrn vot
das Gericht zu rufen.

Eine Mittagspause wurdc beautragt uud genehmigt.

Nach Wiedcrbegirm der Sitzuug hatten die Herrcn Richtcj
und Geschworenen eben ihrc Plätze eingenommen, die Zuschauer-
logen und der Saal sich auss ueue gefüllt, als dcr vor Gerial
gcladene Mr. Symons eiutrat, im Frack mit wcißer Halsbindc'
den Chlinderyut in der Hand, mit ciner Oraugeublüte iß'
Knopfloch. Er verneigtc sich kurz vor dem Präsideuten
bcklagte sich sehr laut, abcr in cuglischer Sprache über dic R»»"
sichtslosigkeit, einen Manu, der eben zu seiner Trauung fahr^
wollc, den Bürger eines frcieu Laudes' vor ein deutsches Ew"
richt zu beordern und ihn iu seiner freien Bewegung zu hindecL
Er begreife nicht, was er hier solle uud bitte nur, ihm ral»
zu sageu, worüber er Aufklärung schuldig sei. Seine Bra»
Ivarte. Ein Amerikauer sei nicht gewöhnt, eiue Dame warte
zu lasseu.

Dahla hatte, als der Hcrr in deu Saal getreteu war, em
überraschte Bewegung gemacht und sah ihn mit so grotz ,!
forschenden Augen an, als er sich die Eidformel übersetze^
ließ, ehe er sie nachsprach, daß ihr Verteidiger sich zu ihr we»
dend frug, ob ihr Mr. Symons bekannt sei. ,.

„Mr. Shmous ist mir fremd. Aber ich bin fest übj^
zeugt, daß ich vor Jahrcu dieses selbe Gesicht geseheu, dwl
Stimme gehört habe. Damals aber unter anderm NaiN»
Er ist kein Amerikaner vou Geburt." . „

Mr. Symous wurde Uber seine Vaterstadt, seine Reug>N
usw. befragt. Er zog mehrere Papiere aus der Tasche ti»
reichte sie dem Präsidentcu. ^

„Sie warcn früher schou in Deutschland?" frug dcr
teidiger.

„Neiu." Mr. Symous schüttelte energisch den Kopf-, ^

„Meine Klientin behauptet, Sie schou früher unter ei»e
andercn Nameu gekannt zu yaben."

(Fortsetzung folgt.)
 
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