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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0759
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Stand der Weschnitzkorrektion. Das Personal der Heidelbergsr
KulNirinspektion sollte verstärkt werden.

Abg. Mampel (Antis.) schlieht sich dcm Wunsch des
Vorredncrs bezüglich der Stratzenbeschotterung an und fordert
die Erstellung einer festen Brücke zwischen Schlierbach und
Ziegelhausen.

Abg. Geppert (Zcntr.) bringt Klagen der Gemeinden
Erlach und Renchen über den Srillstand der Renchkorrektion
vor. Namentlich die Gemeinde Erlach habe durch Hochwasser
schon unendlich vicl zu leiden gehabt, sie sei gewissermatzen
das Opfer des Stillstandes der Renchkorrektion. Die Regie-
rung möge die Jnitiative zur Weiterführung ergreifen durch
Uebernahmc der Kosten des Projektes. Der Gehalt der Stra-
tzenwärter sollte den ortsüblichen Taglöhnen angepatzt werden
ohne Etnbeziehung der Nebcneinkommen. Das Strahenivasser
sollte man dcn Bäumen als Nahrungsmittel so weit als
inoglich zuführen. Redner weist schliehlich auf den schlechten
Zustand der Strahe von Oppenau nach Petersthal hin.

Minister Schenkel bedaueri, dah es nicht möglich
geworden ist, schon im jehigen Budget die erforderlichen Mittel
für ein neues Dienstgebäude in Sinsheim einzustellen, er
hoffe aber bestimmt, daß sich dies in einem der nachsten
Büdgets ermöglichen läht. Die Kosten der Rastatter Wasser-
leitung werden mit der Zeit, wenn der wirtschaftliche Aüf-
schwung der Stadt anhält, durch die Masserzinsen gedeckt
werden können, so dah eine Staatsbeihilfe wohl nicht nötig
ist. Die Renchkorrektion wollte die Regierung schon früher
durchführen; aber der bctreffende Entwurf scheiterte an dern
Widerstand der beteiligten Gemeinden. Die Regierung hat es
daher den Gemeinden überlassen, sich auseinanderzusetzen. Die
Regierung trage gerne einen Teil der Kosten, aber den grötz-
ten Teil müssen die Gemeinden übernehmen. Bezüglich der
Weschnitzkorrektion stellt dcr Minister fest, datz wir wieder
um zwei Jahre dem Ziele näher gerückt sind. (Heiterkeit.)
Es sei eben eine Vereinbarung mit der hessischen Regierung
notwendig, da eine Korrektion der Weschnitz auf hessischem Ge-
biete Voraussetzung für die Korrektion des badischen Teils
sei. Beide Untcrnehmungen können nur mit grotzen Kosten
unter Mithilfe des Staates ausgeführt werden, da es sich
um viele Hunderttausende handle.

Abg. Vorderer (Dem.) wünscht Korrektion der Pfinz.

Abg. Dreher (Natlib.) tritt für die Besserstellung der
Geometer ein. Das Flicksystem sei nicht so schlecht, wie
sein Name; die badischen Stratzen können sich neben denen
anderer Staaten wohl sehen lassen; ja, wir haben Ursache, auf
unsere Strahen stolz zu sein. Redner bestreitet, datz die
Rheinkorrektion beziehungsweise die Tieferlegung der Rhein-
söhle mit dem Rückgang der Vegetation der oberen Rhein-
ebene nicht im Zusammenhange stche. Die Bevölkerung jener
Gegend sei vollständig überzeugt, datz ber Rückgang lediglich
durch die Rheinkorrektion verursacht wurde und das Gutach-
ten eines Geologen gebe ihr Recht. Die Erträgnisse der be-
treffenden Gemeinden seien in den letzten fünfzehn Jahren
successive zurückgegangen. Wenn von dem Unternehmen eine
Rentabilität verlangt werde, dann sci es unausführbar. Es
gebe aber doch auch sonst noch Unternehmen, die keine direkte
Rente abwerfen, und doch ausgeführt wurden, wie zum Bei-
spiel unsere Nebenbahnen, weil der Staat dieselben im Jn-
teresse der Allgemeinheit für notwendig hielt. Die Anlage
werde übrigens rentabel werden, wenn ein Teil der itosten
vom Staat übernommen und die Wasserkraft an kleine Ge-
werbetreibende billig abgegeben wird. Redner hofft, datz die
Regierung, sobald die finanzielle Lage sich gebessert hat, das
Unternehmen ernstlich ins Auge fassen wird; an der Unter-
stützung durch die Volksvertretung ioerde es nicht fehlen.

Oberbaudirektor Honsell führt die Austrocknung des
Hochgcstades auf physikalische Einflüsse zurück, die mit der
Rheinkorrektion nichts zu thun haben. Es könnte höchstens
die Niederung geschädigt worben sein; diese habe aber vor der
Rheinkorrektion gar nicht bestanden. Ursprünglich bestand nur
die Absicht, diese Niederung kulturfähig zu machen und den
Mühlen wieder Wasser zuzuführen. Erst vor kurzer Zeib
entstand das Projekt eines Gewerbekanals, von dem aber die
beteiligten Gemeinden nichts wissen wollten, da sie keine Wiesen
an Stelle ihres Ackerlandes wünschten. So kam man auf den
Gedanken, einen Kanal durch das Hochgestade zu führen
und es wurde ein entsprechendes Projekt ausgearbeitet. Man
könne also nicht von einem uralten Wunsch jener Bevülkerung
sprechcn oder die Ursache des Rückganges der Vegetation auf
die Rheinkörrektion zurückführen. Der Ertrag unserer Stra-
stenobstbäume sei weit geringer, als in anderen Staaten und
schwanke autzerordentlich (in den letzten Jahren zwischen
25 und 60 080 Mark). Redner bestreitet gegenüber dem
Abgeordneten Geppert, datz die Strahen in der Nähe der
Residenz besser sind, als in den übrigen Landesteilen.

Abg. Fehrenbach (Zentr.) äutzert sein Mitzfallen über
die Ausführungen des Ministers zu der Pekition der Geometer
nnd giebt der Hoffnung Ausdruck, dah das Oberrheinkanal-
projekt doch noch zur Ausführung kommcn werde. Das Untcr-
nehmen sei für einen grotzen Landesteil von auherordentlicher
Wichtigkeit, so datz man mit besonderer Lust an die Lösung
der Frage herantreten müsse. Die Kosten seien zwar grotz,
aber im Bergleich zu denen des linksrheinischen Kanals an-
scheinend doch etwas hoch angeschlagen. Er bitte, das Pro-
jekt nicht aus dem Auge zu lassen, sondern etwas zu beschlen-
nigen und das gesamte Materlal zur allgemeinen Diskussion
zu stcllen. Er zweifle nicht, datz etwas dabei herauskommi.

Winister Schenkel versicheri, datz die Regierung dem
Projekt die grötzte Aufmerksamkeit zuwenden werde und gerne
bereit sei, 1 bis 3 Millionen dafür zn opfern. Allein allzu
optimistisch dürse man die Sache nicht beurteilen. Die Haupt-
sache sei der landwirtschaftliche Nutzen; die Jndustrie komme
erst in zweiter Linie in Betracht. Selbstverständlich brauche
der Landtag der Regierung keinen Dank abzustatten für den
Nachlatz der Flutzbaubeiträge; aber es hätte Loch im Kom-
missionsbericht erwähnt werden dürfen, datz das grotze Werk
der Rheinkorrektion in der Hauptsache zum Abschlutz gekom-
men ist. Auch die Geometer hätten anerkennen sollen, daß
ihre Wünsche nach Möglichseit berücksichtigt wurden, soiveit
es ohne Teilrevision geschehen konnte. Er könne keine unüe-
dingte Zusage geben, üatz die Teilrevision schon auf dem
nächsten Landtage erfolgt.

Abg. Wilckens (Natlib.) glaubt, datz im Kommissions-
bericht der Abschlutz der Rheinkorrektion nur deswegen keine
Erwähnung fand, weil man allgemein annahm, datz noch die^
sem Landtage eine Vorlage betreffend Abschaffung der Flutz-
baubelträge zugehen werde. Hinsichtlich des Oberrheinkanals
sei er der Ansicht, datz der Aufwand ini richtigen Verhältnis
zum Nutzen des Unternehmens stehen müsse; das scheine vorerst
noch zweifelhaft; er sei aber der Ansicht, datz die Frage
im Fluh erhalten werden mutz. Redner befürwortet die
Wünsche der Stratzenwärter, Geometer, Kulturmeister und tech-
nischen'Assistenten und unterstützt die Ausführungen des Ab-
geordneten Reuwirth betreffend den Neubau eines Dienstge-
bäudes in Sinsheim und des Abgeordneten Müller bezüglich
der Weschnitzkbrrektion. Dem Projekt einer Brücke zwischen
Ziegelhausen und Schlierbach stehe Heidelberg nicht unsym-
pathisch gegenüber, aber es müssen erst andere dringende Auf-
gaben erledigt werden, ehe die Stadt an ein solches Unter-
nehmen herantreten könne.

Abg. Hug (Zentr.) wünscht, datz auch in den Bezirken
Konstanz und Ueberlingen die Dampfstratzenwalze verwendet
ivird. Sodann weist Redner auf die grotzen volkswirtschaft-
lichen Vorteile hin, die vom Oberrheinkanal zu erwarten sind.

und erinnert daran, daß schon im Kommissionsbericht des
Landtages 1895—1896 Berechimngen über die Rentabilitär
aufgestellt inurden. Das Projekt sei jedenfalls der ernsten
Prüfung wert. Die Abschaffung der 'Flutzbaubeiträge fei
dringend geboten. Redner ersuchr schlietzlich um Crmätziguug
des Beitrages, den die Gemeinde Jmmenstad sür die Her-
stellung einer Zufahrtsstratze zum Landungsstege zu leisten
hätte.

Oberbaudirektor Honsell erklart, datz die Dampf-
straßenwalze in den Bezirken Konstanz und Ueberlingen nicht
benützt werden kann, weil dort ausschliehlich Kiesmaterial
zur Straßendeckung verwendet wird. Die Gemeinde Jm-
menstad müsse einen hüheren Beitrag leisten, wenn der Zu-
fahrtsweg ausgeführt werden soll.

Abg. Herth (Zentr.) befürwortet die Petition der
Landstratzenwarte und weist auf den schlechten Zustand der
Stratze Wolfach-Rippoldsau hin.

Abg. Eder (Dem.) meint, das Flicksystem eignv sich nur
für Tierschinder. (Heiterkeit.)

Abg. Heimburger (Dem.) spricht seine Befriedignng
darüber aus, datz die Flutzbaubeiträge aufgehoben werden
follen. Auf unsere Stratzen braucheü wir nicht stolz zu sein;
gerade durch den Blick anf die Nachbarstaaten sei das Ver-
tangen nach dem Decksystem wachgerufen worden. Die Ober-
rheinkanalfrage sei zwar noch nicht spruchreif, man sollte das
Projekt aber nicht von vorneherein abweisen, sondern wohl-
wollend prüfen. Einer Privatgesellschaft sollte man das Unter-
nehmen nicht überlassen.

Nach kurzen Bemerkungen des Abg. Dreher und einem
Schlußwort des Berichterstatters wird die Sitzung um 8 Uhr
geschlossen. Morgen: Spezialüeratung und Budget der Sa-
linenverwaltung. _

8.0. Karlsruhe, 19. April. Die B u d g e t-
komMission überzeugte sich auf Grund der Erktär-
ungen der Regierung von der Zweckmäßigkeit lltägiger
Wiederholungskurse für die jüngeren Hebammen,
aber nicht von der Notwendigkeit der Errichtung einer
eigenen neuen Hebamrnenschule für diese Wiederho-
lungskurse. Sie ist der Ansicht, daß diese Kurse sich
durchaus zweckmäßig an die bestehenden Anstalten an-
gliedern tassen und beantragt daher, die mit 100 000
Mark als 1. Rate zur Erbauung einer Hebammenschule
in Karlsruhe angeforderten Mittet abzutehnen.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Vorstand der Fabrikinspektion, Oberregierungsrat Doktor
Woerrishoffer in Karlsruhe die Erlaubnis zur An-
nahme und zum Tragen des ihm von dem Kaiser verliehenen
Roten Adlerordens dritter Klasse, dem Fiskalanwalt beim
Reichsgericht in Leipzig, Justizrat Karl Lewald die Er-
laubnis zur Annahme nnd zum Tragen des ihm von dem
Kaiser verliehenen Roten Adlerordens vierter Klasse erteilt.

— Die Uebertragung einer Postratsstelle bei der Kaiserlichen
Oberpostdirektion Konstanz an den Postrat Otto aus Köln,
die Uebertragung der Hilfsreferentenstelleu bei derst Kaiser-
lichen Oberpostdirektion in Karlsruhe an die Postinspektoren
Mörchel in Rastatt und Becker in Bruchsal, sowie die
Uebertragung einer gleichen Stelle bei der Kaiserlichen Ober-
postdirektivn in Konstanz an den Postinspektor Sevin da-
selbst, die Uebertragung einer Stelle fürBezirksaufsichtsbeamte
bei der Kaiserlichen Oberpostdirektion Karlsruhe an den Ober-
postmspektor Lenz aus Berlin, die Uebertragung einer
Stelle fiir Bezirksaufsichtsbeamte bei der kaiserlichen Oberpost-
direktion Konstanz an den Oberpostinspektor Thomas aus
Elberfeld, die Uebertragung einer Stelle für Bezirksaufsichts-
beamte bei der Kaiserlichen Oberpostdirektion Karlsruhe an den
Oberpostinspektor Grotzmann aus Köln haben die höchst-
icmdesherrliche Bestätigung erhalten.

— Bezirkstierarzt Siegfrieb Carl wurde auf sein An-
suchen aus dem staatlichen Dienste entlassen.

— Es wurden die Finanzassessoren Dr. Gustav Kaiser
in Bretten zum Grotzherzoglichen Hauptsteueramt Lahr und
Friedrich Eiche beim Grotzherzoglichen Hauptzollamt Mann-
heim zum Grotzherzoglichen Hauptsteueramt Karlsruhe versetzt.

. — Der Dienst des Großherzoglichen Steuerkommissärs für
den Bezirk Bretten wurde dem Steuerkommissär Konstantin
Reinkunz in Engen überkragen.

— Es wurden die Betriebsassistenten Heinrich Rüdin-
ger in Seckach und Friedrich Benz in Wehr zu Stations-
verwaltern ernannt.

— Es wurden die Betriebsassistenten Adolf Winter-
halder in Ettlingen nach Appenweier und Josef Santo
in Nppenweier nach Ettlingen versetzt.

— Buchhalter Eduard Kaiser beim Finanzamt Pforz-
heim wurde auf sein Anfuchen aus dem Staatsdienst entlassen.

— Dem Steuerkommissär Emil Weber in Stockach wurde
der Dienst des Grotzherzoglichen Steuerkommissärs für den
Bezirk Engen übertragen.

— Die Rheinische Hypothekenbank in Mann-
heim hat Seiner Königlichen Hoheit dem Grotzherzog
anlätzlich des Höchsten Regierungsjubiläums den Betrag von
20 000 Mark zur Verwendung „im Jnteresse der Landwirt-
schaft und des ländlichen Realkredits" zur Verfügung gestellt.
Seine Königliche Hoheit haben dieses Tküerbieten angenommen
nnd mit Handschreiben der Bank Höchstihren herzlichen Dank
dafür ausgesprochen.

Karlsruhe, 21. April. Gestern Sonntag Vormittag
besuchten der Großherzog und die Großherzogin den
Gottesdienst in der Schloßkirche, wobei Hofprediger Fischer
die Predigt hielt. Um halb 12 Uhr begaben stch Jhre
Königlichen Hoheiten nach der Großherzoglichen Kunst-
gewerbeschule, um daselbst im Knnstgewerbemuseum der
Eröffnung der Ausstellung des künstlerischen Nachlasses des
verewigten Direktors Hermann Götz anzuwohnen. Gestern
Nachmittag empfingen die Großherzoglichen Herrschaften
die evangelischen Konfirmanden- und katholischen Kom-
munikanten-Kinder von Hofbeamten und Hofdienern mit
ihren Eltern. Um 4 Uhr besuchten Jhre Königl. Hoheiten
das Kirchenkonzert in der evangelischen Stadtkirche. Zum
Abendessen folgten die höchsten Herrschaften einer Einla-
dung der Prinzessin Wilhelm. Heute Vormittag von 10
Uhr an hatte Se. Kgl. Hoheit der Großherzog verschiedene
Besprechungen und empfing dann den Präsidenten des
Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts Staats-
rat Freiherrn von Dusch. Nach 12 Uhr begaben stch der
Großherzog und die Großherzogin mit der Kronprinzessin
von Schweden und Norwegen zum Bahnhof, wo um 12 Uhr
29 Minuten Prinz Gustav von Schweden eintraf. Der
Prinz wohnt neben der Kronprinzesstn. Derselbe ist von
dem König beauftragt, ihn bei der Jubiläumsfeier zu ver-
treten und dem Großherzog ein Schreiben zu überreichen
Jm Laufe des Nachmittags und Abends hört der Großherzog
die Vorträge des Geheimen Legationsrats Dr. Freiherrn
von Babo und des Legationsrats Dr. Seyb.

Ausland.

Holland.

Schloß L o o, 21. April. Die 51 ö n i g i n schlies
einen Teil der Zcacht. Die Nahrungsaufnahme war et-
was reichlicher. Das Allgemeinbefinden ist befriedigend.

Amsterda m, 20. April. Bei den Gesprächen,
die der Berichterstatter der „Frankfurter Zeitung" mit
verschiedenen Bnrendelegierten oder höheren Burenbe-
amten hierzulande gehabt habe, mußte die Einstimmig-
keit und Beslimmtheit aufsallen, mit.der immer wieder
die Versicherung ausgesprochen wurde, daß die Buren-
führer in Siidafrika keinen auch nur einleitenden wich-
tigen L-chritt unternehmen würden, ohne vorher die Ge-
legenheit gehabt zu haben, mit der offiziellen Burenver-
tretung in Europa in Verbindung zu kommen. Es
wurde daraus mil hartnäckiger 5lonsec>uenz der Schluß
gezogen, daß all die von emrlischen Blättern gemeldeten
Einzelheiten über bereits gewechselte Vedingungen zum
mindesten vefifrüht seieu und erst vorgesteru wieder
sprach eiii höherer Buren-Staatsmann beim Eintresfen
der „Taily Mail"-Berichte die gleiche Ueberzengung
aus. Jn der That sehen die Rapporte, welche Krüger
und die Delegierten vor Kurzem empfingeu, durchaus
nicht danach aus, als sei mau im Felde geneigt, die Be-
ziehungen zwischen hier und dort sallen zu lassen. Zum
Teil sind nun die letzten Berichte durch das „Pers-
kantoor ban het Allgemeen Nederlandsch Verbond" im
Druck offengelegt worden. Sie sind in ihrer detaillier-
ten Genauigkeit ein guter Beweis sür die Sorgfalt, mit
welcher man die ofsiziellen Vertreter in Enropa zn orien-
tieren bestrebt ist.

England.

— Das neue engltsche Staatsanlehen von
32 Millionen Pfund Sterling ilt, ehe es noch zur Sub-
skription aufgelegt wurde, durch d!e eingelaufenen An-
meldungen bereits mindestens sünfzehnfach überzeichnet. Die
stärksten Meldungen kamen und kommen noch von den
Vereinigten Staaten. Die „llutnal Oits lusuraiios
in New-Aork hat anch durch die ^Suuruut/
Prust Loiuxallx" Iist 1 000 000 angemeldet und die Letztere
zeichnet für stch selbst Iist 400 000. Die leitenden Londoner
Bankfirmen sollen übrigens bereits istst 16000000 für sich
gestchert hnben.

Jtalien.

Rom, 21. April. „Popolo Romano", die jüngsten
Aeußerungen der Wiener „N. Fr. Pr." über die Er-
neuerung des Dreibundes kommentierend, sagt:
Nach unseren Jnformationen sind die Verhandlungen
über die Erneuerung des Dreibundes, obschon auf gu-
tem Wege, noch nicht bollständig Lsendet, da die
Schwierigkeiten bezüglich der künftigen Handelsbe-
ziehungen nicht gering sind.

Afrika. ,

— Der Spezial-Korrespondent des „Standard"
schreibt aus Kroonstad unterm 29. März: Der Friede
werde kommen, gleichviel, ob Steijn zustimme oder
nicht. Schalk Burger und seine Kollegen hätten sich bei
ihrem letzten Schritte nicht im Geringsten um Krügec
und seine Satelliten in Europa gekümmert (?), sie
sprachen von diesen beinahe mit Verachtung (?) nnd
hätten verlauten lassen, daß sie die Frage der Ueber-
gabe allein von sich aus entscheiden wollten.

Aus Stadt und Land.

Hei delberg, 22. Avril.

* Fürstliche Hochzeit. Gestern, am Vorabend der Vermäh-
lung der Prinzessin Olga von Sachsen-Weimar
mit dem Prinzen Leop o ld von Jsenburg-Birstein
fand in dem Hause des Vrinzen Wilhelm von Weimar eine Soiröe
statt. Heute früh 7.58 Uhr traf das württembergische Königs-
paar, von einer Tauffeierlichkeit in Arolsen kommend, zn dec
Hochzeitsfeierlichkeit hier ein und stieg im Hotel Vicroria ab.
Ebenda weilt Prinz Ernst zn Sachsen-Weimar schon seit einigeN
Tagen. Das württembergische Königspaar machte zunächst noch
eine kleine Spazierfahrt. Jn seinem Gefolge befinden sich die
Hofdame Gräfin von Uexküll, Oberhofmeister Frhr. von Reischach,
Excellenz und Flügeladjutant Frhr. von Gemmingen. Die Ztviü
traunng des fürstlichen Brautpaares fand heute um 10 Uhr iiv
Hause des Prinzen Wilhelm durch den sachsen-weimarischev
Staatsminister, die kirchliche Trauung nm 11 Vx Uhr in der
Jesuitenkirche dnrch Stadtpfarrer Wilms statt. Die fürstlickst
Braut gehört der evangelischen, der Bräntigam der katholischev
Konfession an. Das württembergische Königspaar wohnte dek
kirchlichen Tranung nicht bei. Während manche bürgerlicheil
Familien etwas darin suchen, die Kirche während der TrauuttS
für das Publikum absperren zu lassen, war sie hier in liberalster
Weise für Jedermann geöffnet. Ein außerordentlich zahlreic^es
Publikum bekundete durch seine Anwesenheit in dem schön ge^
schmückten Gotteshanse sein Jnteresse an dem feierlichen Akt-
Einen eingehenderen Bericht über die Feier behalten wir nns
morgen vor.

Aus dem Stadtrat. Jn den Stadtratssitzungen von 14'
16. und 21. ds. wurden unter cmderem folgende Gegenstän^
zur Kenntnis beziehungsweise Erledigung gebracht: .

1. Die Stellvertretung des Grundbuchbeamten übernim^
Herr Bürgermeister Fr. Wielandt.

2. Nach der Zusammenstellung der Stadtkassen haben du
Verbrauchssteuern im Februar 12232 Mark 68 Pf. ertragr^

3. Die Lieferung eines Kehrichtavfuhrwagens für die
fuhranstalt wurde dem Heinrich Vierling um sein SubmissiottS^
angebol übertragen.

4. Der Vorschlag des städtischen Forstamtes, mit de
Neuhcrstellung des Kohlhöser-Weges vom Blockhaus bis
Einmüoung des sogenannten Chaisenwegcs zugleich cruch eiwR'
durch Liniensteine von der Fahrbahn getremiten Futzweg
zustellen, wurde zur Ausführung genehmigt.

5. Die Geschenke der Frau Medizinalrat Franz Wolf

und der Herren Professor Mähler in Mannheim und Flaschtt^
meister Rot dahier zur städtischen Sammlung wurden dcrrrkett
entgegengenommen.

6. Jn dem städtischen chemischen Laboratorium wurdett > ^

vorigen Monate zwei Proben von Bier, 6 von Eierfarbett,
von Caviar, 12 von Chokolade, 12 von gebranntem KaffH
24 von Käse, 2 von Majoran, 1 von Mehl, 59 von Kuhmri^
6 von Petroleum, 2 von Kmralwasser, 2 vonTrinkwasser und
von Zuckerwaren untersucht und dabei zehn Milchproben "
anstandet. ' .,
 
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