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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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Mtlkwtz- 23. April 1902. Zweites Blatt. 44. Jahrgang. — ^r. 94.

^rscheint täglich', Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 5V Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition nnd den Zweigstellcn abgeholt 40 Pfg. Dnrch die PoftLe-
. zogen viecteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

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^rgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitnng nnd den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Uom 20. Kongreß für inriere Wedizin.

W i e s b a d e n, 18. April.

. In ber fiinftcn Sitzung des Kongresses erstattete
srofessor Bie aus Kopenhagen, ein Mitarbeiter des
Mannten dänischen Professors Finsen, das ange-
pindigte Referat übgr L i ch t t h e r a P i e. Die bio-
wgischen Einwirknngen des Lichtes und dessen thera-
i>eutische Anweitdungen waren nach dem Bericht der
^Frankfurter Zeitung" Gegenstand seines Vortrages.
^ei der biologischen Einwirtung des Lichtes ist zu be-
^icksichtigen, üaß das Licht keine Einheit ist. Zwei
Haupteigenschaften haben wir am Lichte zu unterschei-
?en: einmal die Wärmekraft, die besonders den roten
^trahlen zukomnit, und dann die chemische Kraft des
Zchtes, welche in den blauen, violetten und besonders
'h den nltravioletten Strahlen des Lichtes beruht. Durch
"Ze chemischen Strahlen werdcn, wie Finsen nnd
Mdmark nachwiesen, gewisse Hautkrankheiten (zum Bei-
chiel Ekzema solare) he-rvorgerufen: es gelang, hx-
^erimeirtell solche Erkrankungen heichorzurufen, disse
^aten aber nnr da ein, wo ultraviolettes Licht die Haut
Netroffen hatte. Die dabei auftretende Erweiterung der
^äpillaren hielt fiins bis sechs Monate an. Aus den
Z'Perinrentellen Versuchen der Einwirkung des Lichtes
?uf das Blut läßt sich zur Zeit nichts schließen. Auch
sst nicht bewiesen, daß durch Belichtung die Kohlen-
iaureaussche^dungen aus dem tierischen -Organismus
3rößer wird; eine Vergroßerung des Stofswechsels ist
"Urch das Licht nicht möglich. Wichtig ist die meist er-
^egende Wirkung des Lichtes, die es den chennschen
^trahlen verdankt. Finsen setzte Ohrwürmer in einen
'chsten, der nüt roteni, gelbem, blauem Glase zugedeckt
ivar. Nach einiger Zeit waren alle Tiere unter dem ro-
Glase; wurden die Glasscheiben gewechselt, so kro-
chen die Tiere hin und her, bis sie alle wieder unter dem
chten Lichte waren. Versnche an Menschen haben erge-
^n, daß rotes und gelbes Licht erregt, dagegen grünes
bhd blaues beruhigt; maniakalische Patienten, die durch
^ichts zu beruhigen waren, wnrden in blauen Zimmern
^uhig. Das Blut absorbiert die chemischen, nicht die
soten Strahlen. Will man dem Körper viel Wärme zu-
iiihren, so muß das Licht reich an roten Strahlen sein.
^ine hervorragende Wirkung des Lichtes ist die, daß
^ Bakterien tötet, und zwar^ausschließlich durch die
^einischen Strahlen. Diese Strahlen dringen aber
?icht in die Tiefe ein und können deshalb zum Beispiel
?ei der Behaudlung deis Lungentnberkulose nicht in
strgge kommen. Jn therapeutischer Hinsicht entfaltet
"os Licht eine negative und eine positivc Wirkung. Eine
^egative haben wir bei gewissen Hauterkrankungen, die
Zirch den Ansschluß der chenüschen Strahlen geheilt
ss'erden, wie zum Beispiel die Pocken, die, nur rotem
d'ichte ausgesetzt, keine Eiterung und später keine Nar-
?en zeigen. Was die von Kellog eingeführten Glühlicht-
chder anbetrifft, so sind dies vorzüglich Schwitzbäder, die
^ohl allen anderen Schwitzbädern vorzuziehen sind. Ta
?k>er das Glühlicht nur wenig chemische Strahlen ent-
Ult, so haben sie keine spezifische Einwirkung aus den
^toffwechsel; eine solche Einwirkung wäre eher zu ev-
?Zrten bei Bogenlichtbädern ohne Kombination von
>8ärine mit ganz enorm starken Bogenlampen, die ja
Ichr reich an chemischen Strahlen sind. Anästhesierende


Cm Glückskind.

Skizze von Adele O st e r l o h.

(Nachdruck verboten.)

Drei- oder viermal war der vornehme, alte Herr im
?Vcnien Reiseanzug schon anr Gartengitter auf- nnd abgegan-
?^v, ehe er sich entschloß zu klingeln, und immer hatte er
Züfeird die Blicke bald über Haus und Garten, bald über
umliegenden Villen schweifen lassen. Es hatte sich so viel
strändert hier. Seit Jahrzehnten war er der Vaterstadt
strngeblieben und eines besondercn Anlasses hatte es be-
st'rft, den Vielbeschäftigten dahin zu führen. Gestern nun
Mr das Reiterstandbild des verewigten Fürsten, mit dessen
chsführung man ihn betraut hatte, enthüllt worden. Er
Zw der Einladung, die man ihm dazn gesandt, gefolgt
Md hatte Reden, Festessen, Ordensverleihungen über sich er-
^hen lassen. Nun sehnte er sich hinaus in^ die Einsamkeit,
Zch der Stätte, die seine ersten Anfänge, seine Lehr- und
Bingerjahre, wie er sagte, gesehen hatte. Denn er war armer
Kvte Kind, und Reichtum, Titel und Adel hatten sich erst
^ Gefolge seines Ruhmes eingestellt.

Kopfschüttelnd betrachtete er die elcganten Villen ver-
schiedenen Stiles, die sich in endloser Folge aneinander reih-
FV; damals hatte sein Heim das äußerste Ende der Stadt
Zseichnet und Felder und Wiesen zu Nachbarn gehabt; jetzt
es mitten in einer Borstadtstrasze. Das Häuschen selbst
>atte er freilich gleich wieder erkannt; und das nahm ihn bei-
??he wunder. Hatte er doch immer gefürchtet, Erinnerung,
Schmeichlerin, habe ihr Hand im Spiele und habe ihm mit
Vnten und lachenden Farben gemalt, was ihm in Wirklich-keit
pVchtern und grau erfcheinen würde. Aber neinl gerade so
üvulich altmodisch und cmheimelnd stand cs da, wie er es
Anier vor sich gesehen; und ringsum duftete es aus tausend
^llitenkelchen nnd grünte und blühte und sproßte wie einst

Wirkung, wie jüngst von einem russischen Arzte behanptet
wurde, kann natürlich eine blaue Glühlampe nie haben.
Die einzige ersolgreiche Lokaltherapie ist die Finsensche
Ntethode, üie jetzt in der ganzen Welt ihre verdiente Aner-
kennung gefunden hat. Diese Methode feiert ihre Tri-
uinphe besonderS in der Heilung von Lupus vulgaris.
Bei der Finsenschen Ntethode kommt die bakterientötende
und entzündungserregende Wirkung des Lichtes in Be-
tracht. «ehr starkes Bogenlicht wird durch Bergkrystall-
linsen konzentriert und durch eine Schicht fortwährend
gekühlten destillierten Wassers hindurchgeleitet. Die Be-
handlimg ist schmerzlos nnd liefert porzügliche kos-
metische Resultate. Zum Schlusse demonstrierte Bie
Photographien von Lupuskranken, die durch die Finsen-
sche Methode geheilt waren. Diese zeigten ein über-
raschend günstiges Resultat. — An die interessanten
Ausführnngen schloß sich eine sebhafte Disknssion.

Hicmus demonstrierte v a n N i e s s e n (Wies-
baden) in Projektionsbildern Präparate von Asfen und
Schweinen, die durch einen von ibm gezüchteten Bakte-
rienstamrn angeblich syphilitisch infiziert worden waren.

Alsdnnn hielt Holländer (Berlin) einen interessan-
ten Vortrag über die Heilung des Lupus erythematodes
(nüt Projektionsbildern). Er hält den Lupus erythe-
matodes nicht für tuberkulös, weil die erkrankten Partien
mit Heißtuft käuterisiert, in kürzester Zeit ein vollstän-
diges Rezitiv zeigen; deshalb hat Holländer eine inner-
liche Behandlung (Chinin in großen Dosen mit lokaler
Jodpinselung) angewandt und dadurch ganz erstaunliche
Resultate erzielt. Er hält den Lupns erythematodes
für eine Krankheit des drüsigen Apparates der Hant,
deren Spontanheilung auch eintritt gelegentlich durch
das Zugrundegehen der Schiveiß- und Talgdrüsen.

Zum Schlusse hält.Hugo Weber (St. Johann) einen
Vortrag über den Antorgaiiismiis zwischen Kohlensänre
und Lungenschwindsucht und das darauf begründete
Heilverfahren, welch letztereni in der folgenden Diskus-
sion lebhaft widersprochen wurde.

Zu Beginu der Itachmittagssitzung demonstrierte:
Rumpel (Hamburg) eine Anzahl von Magen-
präparaten im Anschluß an seinen gestrigen Vor-
trag . Ziemssen (Wiesbaden) demonstrierte Zwei
große Aneurysmen der Aorta und berichtete über
die Krankengeschichte dieser Fälle und insbesondere
über die angewandte Therapie. Brat (Rummxls-
burg - Berlin) berichtete über eine große Zahl
von Bersuchen über den Etnfluß von Eiweiß-
körpern auf die Blutgerinnuug, welche er an Hnnden
ausgeführt hat, die insbesondere mit Rücksicht anf die
Anwendung von Gelatine zur Blutstillung ein beson-
deres Jnteresse boten. K o ch (Aachen) nnd F n ch s
(Biebrich) referierten über die Resnltate ihrer Versuche
nüt Schlafmitteln, insbesondere mit dem Dormiol an
Tieren. tleber die prat'tische Verwendbarkeit des Prä-
parates muß die Erfahrung am- .Krankenbette Aufschluß
geben.

Es solgten noch eine ganze Anzahl von Vorträgen.

Zum Schluß entspann sich noch ein sehr interessanter
Streit zwischen Schott (Nauheim) und Hosmann (Düssel-
dorf) übec den Blutdrnck und das Verhalten des Her-
zens bei seiner Ueberanstrengung. Als letzter sprach
Hornung (Schloß Marbach) über eine neue Methode zur
Bestimmung der Herzgrenzen.

im Mai. Höher, viel höher waren die Sträncher cmporge-

schossen nnd über den schmalen, ungepflegten Garten-
wegen schlangen ihre Zweige sich incinandcr Ivie die
Arme zweier Liebenden, blüteiibehangene Lanbcngänge bildend,
deren grünes Dämmer den Liebenden in Fleisch nnd Blut
zn gute kam.

Der warme Frühlingsregen der vcrgangencn Tage hatte
alle Blüten auf einmal hervorgelockt: die gelbcn Pfingst-
röschen, die dicken griinlichen Schneeballen, die weißen Träub-
chen des Faulbaums; selbst der Goldregen machte Anstalt,
die grüne Knospenhülle zu sprengen, schon schimmerte es ver-
heißungsvoll goldiggelb in den langen Trauben. Und erst
der Flieder — so süß dnftenden gab es auf der weitcn Welt
nicht wieder. Oder hatte der Professor nur nicht Zeit ge-
funden, darauf zu achten?

Aus sein Lüuten öffnete eine blasse Frau mit cincm Kinde
auf dem Arm.

„Wer. wohnt hier?" fragte dcr Professor und deutetcmit
der graubehandschuhten Rechten auf das Atclicr im Hinter-
hause.

„Herr —" die Frau stolpcrte übcr eincn Namen, „der
Maler."

Ein Maler also. Der Professor ließ sich den Namen noch
einmal wiederholen, daim schritt er mit der Selbstverständ-
lichkeit dcs großen Mannes, dessen Kommen von dem Be-
suchten jederzeit als Ehre empfunden wird, anf die Thür zu
und klopfte. Eine Klingcl gab es noch immer nicht.

Der junge Maler war etwas betroffen von der unerwarte-
ten Ehre, die seiner bescheidenen Künstlerwerkstatt widerfuhr,
umsomehr, als der Bildhauer den Gruud seincs Kommens
zunächst mit keinem Worte berührte, sondern mit cigcntümlich
bewegten Blicken das Atelier nnd dessen kärgliche Ausstattung
musterte. Dann erst kam er mit seinem Anliegen vor, daß er
ein Bild des Hauses zu besitzen wünsche. Cr fühlte sich in
dem alten Raume so hcimisch angemntet, daß er mcinte, es
müsse ihm ein Jedcr ansehen, daß dies seinc Heimat sci, daß

Deutsches Reich.

— Tie Nnisorm sür die F e st u n g s b a u-
offiziere ist nunmehr auch festgesetzt worden; diese
Osfiziere erhalten öie Bekleidung und Ausrüstung wie
die Jngenieurosfiziere init einigen Abweichungen. So
koinmen keine Stickereien am Krageu und au öen Nus-
schlägen des Waffenrockes zur Änweudung; auf den
Feldern der Epaulettes und aus den Achselstückcn wer-
den austatt der römischen deuiumern die verschlungenen
Buchstabeu I'IIO iu Gestalt eines Namenszuqes getra-
gen. Die Galabose fällt fort, womit zum Ansdruck ge-
bracht ist, daß diese Osfiziere ebenso wie die Zeug- und
Feuerwerksosfiziere nicht hoffähig sind; au den Militär-
touren bei Hose nehmen sie dagegen teil, dabei kommt
aber die Galahose nicht in Betracht, weil zu diesen Kou-
ren die Offizierskorps im Paradeanzuge erscheinen. Hohe
S-tiefel siud gestattet, aüer nicht ersorderlich; ohne diese
werdcn aber die Festuugsbau-Offiziere, die den Dienst
im Freien bei jeder Witterung ivahrnehmen müssen,
schwerlich auskommen toniien. Demnach werden die
zum Festungsbau-Offizierskorps übertretenden Festungs-
bauwarte nur geringe Veräiiderungen uud N'eubeschaf-
fungen vorzunehmen haben; an Stelle des Helins der
Beamten — viereckiger Vorderschirm und Kreuzbeschlag
auf der Kappe — tritt der Osfizierhelm mit ruudem
Vorüerschirm und Teller auf der Kappe für die Helm-
spitze. Nebeu neuen Epaulettes und Achsclstücken sind
zu ^schaffen Schärpe und Feldbiude. Jn welcher Weise
die Offiziere den Ehrengerichten zu überweisen sind,
ist noch nicht bestimmt worden; eine Ernenuuug von
Festnngsbauoffizieren hat bisher nicht stattgefunden,
dürfte abe-: iu kurzer Zeit zu erwarten seiu.

Bahern.

9N ü n ch e n, 22. April. Ministerpräsident von
Crailsheim' hat gestern uamens des gesamten
Ätaatsmiuisteriums anläßlich des Regierimgsjubiläums
des Großherzogs vou Baden, eiu Glückwunschschreiben an
den badischen Niiuister des Aeußern gerichtet.

Nl ü n ch e u, 21. April. Der Kaiiimcrpräsident Dr.
v. O r t e r e r kam, wie die „Nl'üiichn. N. Nachr." erzäh-
len, letzten Mittlvoch in der Absicht, eiueu Zug zu
benutzen, au die Perronsperre, aber ohne seine Freüärte,
die er vergesseu. Er gab Nameu und Stellung au. der
Perronsperrbedienstete verlangte jedech pflichtschnldigst
die Vorzeigung des Fahrtausweises. Diesem Verlan-
geu konnte Dr. von Orterer nicht entsprecheu uud des-
halb wurde er durch Bermitteluiig des Fahrkartenkon-
trolleurs an deu Zug begleitet. Bei der Rückfahrt wurde
Dr. von Orterer an der Perronsperre in München wie-
der zur Vorzeigung seines Fahrtausweises angehalten.
Darüber aufgehalten, habe er den Bediensteten einen
Ochsen genannt. Das ist, wie wir erfahren, dahin rich-
tig zu stellen, daß Dr. Orterer dieseu Ausdruck nicht
gebrauchte, jedoch deu Bediensteten immerhin einen „un-
verschämten Nlenschen" hieß. Dr. Orterer muß es sich
halt schon gefallen lassen, daß er, wie andere Sterbliche,
an der Perronsperre kontrolliert wird. Der Bedienstete
mußte wohl oder ijbel Anzeige erstatten von der erhal-
tenen Anrede. ttebrigens hat sich bereits vor zwei
Jahren zlvischeu Herrn Dr. von Orterer und einem Bahn-
bediensteten ein ähnlicher Vosrsall abgespielt. Wenn
die Sache sich iu Mchtigkeit verhält, so würde für die

er lsierher gehörc, imd nicht jcner junge fremde Mensch, der

da halb mißmutig an eincm großen, korichlumenblauen Plakate
pinsclte. Die dcrbe schmierige Ausführung cntsprach scinem
feincn, künstlcrischen Empfindcn nicht; aber „PreiSkonkur-
rcnzl" murmelte er erklärcnd.

Der Professor nickte vcrständnisvoll. Wieviel Heilige und
gckrönte Hüupter hatte er nicht aus ähnlichcm Änlassc ge-
formt, währcnd der ganze Olymp Griechenlands und die
geheimnisvolle Romantik der dcutschen Sagenwclt in scinem
jnngen, hcißcn Kopfe spukte.

Rings auf rohgczimmertcn Brcttcrn oder am Boden hattcn
sie gestanden, seine griechischcn Göttinnen, seinc verführeri-
schcn Hexen und grotesken Kobolde, da wo jctzt grobe Lein-
wandvicrecke lehntcn mit köstlichcn stimmungsvollcn Land-
schaften bemalt: cin schilfumrahmtcr Weiher mit glitzernden
Sonnenfunkcn auf dcr bräunlichen Wasscrfläche, eine stille,
sonncnbestrahlte Waldlichtung, ein Eckchcn Küchengarten in
glühendem Mittagssonncnglanz; und dort ein niedliches Köpf-
chcn, dessen leuchtcndcs rotes Haar sich vom sonncndurchsnn-
kclten Blättergrün abhob.

Sonne, Lberall Sonnel

„Wo Sie nur die Sonne hcr habcn hicr unter unscrm
graucn nordischen Himmel?" murmelte dcr Profcssor, halb
zu sich sclbst sprechenü.

Dcr andcre lächclte still vor sich hin, als ob diese Sonne
sein Geheimnis, scin selbsteigncs, vcrschwicgcnes Bcsitztum sei.
Er mußte sie wohl in sich habcn, der unbcholfen vcrlegcn
dreinschauende junge Mensch, wcnn man ihm's auck nicht an-
sah — die Sonne, die Poesie und dic Jugend — —

Ein Stück Gartcn möge er ihm malcn, bat der Professor;
da hintcn, wo der alte Schnceballenbusch stchc nnd der hcllc
abgebleichte Flicder, der ausschc, als ob cr alt geworden
sci und graue Haare bekvmmcn habc. Und als dcr andere
ihn erstaunt ansah, ob so gcnaucr OrtskenntniS, fügte der
Profcssor crklärcnd hinzu, cr habe frühcr hicr gcwohnt, drum
 
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