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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0922
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der Vorredner uber die lcmdwirrschaftlichen Winterschulen und
die Aüsatzgenossenschaften zu. Nach seiner Ansicht bauen die
Landwirie zu vielerlei Gerste; sie sollten sich mehr auf den
Anbau einer bestimmten Sorie oerlegen, dann werden sie
bei den Brauereien mehr Absatz findeir

Abg. Mampel i.Äntis.) begrüszt die Errichiung einer
Landwirtschaftstammer. Er empfiehlr Vorsicht bei Anwen-
dung des lünstlichen Düngers für Tabakpflanzungen. Die
Einführung von Hopfenvarren auf genossenschaftlichem Wege
wäre empfehlenswert, ebenso die Errichtung eines Lehrstuhles
für die Lapdwirtschaft auf einer unserer Hochschulen, damit
die Studenten, welche „höhere" Landwirtschaft studieren wol-
len, nicht auszer Landes gehen müssen. Manche Einrichtungen,
wie die Ortsviehversicherung passe nicht für jeden Bauer, ebenso
können sich nicht alle Landwirte die Fortschriltc der Technik
zu Nutze machen. So dumm sind die Bauern ztvar nichr,
wie Muser glaubt, dasz sie die Hosen mit der Beitzzange
anziehen. (Hciterkeit.) Nur die Landwirtschaft tönne ein Volk
auf die Dauer erhalten, was der Jndustrie nnmöglich sei. Die
Landwirtc sind konservativ gesinnr, darum habe alles ein
Jnteresse daran, datz die Landwirtschaft lebensfähig erhalten
bleibt.

Ministerialpräsident Schenkel freut sich, dah von allen
Seiten anerkannt wnrde, datz die Rcgierung alles thut, um die
Notlage der Landwirtschaft zu mildern. Jn Berücksichtigung
des Notstandes habe der Finanzminister trotz der mitzlichen
Finanzlage die Anforderungen für die Landwirtschaft auch in
diesem Budger wieder erhöot. Das Viehversicherungswesen
habe auf Grund der Versicherungsnavelle schöne Fortschritte ge-
macht. Jetzt sind in Badcn 15 Prozent aller Gemcinden an
die Versichernng angeschlossen. Die Zahl der Versicherer be-
trägt 22 25-1 gegen 74 020 in Bayern (Zunahme 15 Prozent
gegen 1,78 Prozent). Von 651 000 Stück Rindvieh sind bei
uns 74 877 oder 1149 Prozent, in Bayern von 3 550 00
uns 74 877 oder 1149 Prozent, in Bahcrn von 3 550 000
nur 289 407 oder 8,15 Prozent bersichert. Die Fortschritte
sind also in Baden größer, als in Bayern, wo sogar da und
dort ein Rückschlag wahrzunehmen ist. Auch der Aufwand
cm Entschädigungen ist bei uns geringer; die durchschnittliche
Ümlagc auf 100 Mark Versicherungswert beträgt bei uns 82,
in Bayern 132 Prozent. Die Regierung werde in Erwägung
ziehen, ob nicht die Versicherung auf alle Landwirte auszu-
dehnen sei. Bezüglich der Hagelversicherung stellt der Mini-
ster fest, daß sich die neue Vereinbarung mit der norddeut-
schen Hagelversicherungsgesellschaft bewährt hat. Einem Teil
der Landwirte für Tabak und Reben eine besonders hohe Prä-
mie zu geben, wie Pfcfferle wünscht, wäre bedenklich. Redner
widerspricht der Ansicht Blümmels, datz der Landwirt im
Laufe der Jahrhunderte sich nicht geändert habe. Noch vor
hundert Jahren war der Landwirt das belastetste Jndividuum
des gesamten Staatswesens. Das ist jetzt anders geworden.
Es hat eine grotze Entlastung, eine persönliche und dingliche
Befreiung stattgefunden; der Bauer ist ein freicr Mann im
Staatswesen geworden, sein Mitztranen gegen moderne Ein-
richtungen ist geschwunden; ja, die Genossenschaftcn haben sich
in der Landwirtschaft mehr entwickelt, als in jedcm cmderen
Stand. Den Absatzgenossenschaften bringe die Regierung das
grötzte Jntcresse entgegen; eventuell werde denselben die Schen-
kung von 20 000 Mark, welche die Rheinische Hvpothekenbcmk
dem Grotzherzog zur Förderung der Landwirtschaft zur Ver-
fügung gestellt hat, zugcwendet werden. Die strengen Matz-
regeln gegen die Maul- und Klauenseuche gedenke die Regie-
rung aufrecht zu erhalten; die unverkennbare Abnahme der
Seuche sei zweifellos nur der scharfen Kontrolle zu verdan-
ken. Den bedanerlichen Acutzerungcn des Abgeordneten Pfef-
ferle, datz in den Maßnahmen gegen die Reblausgefahr eine
Stagnation eingetreten sei, müsse er entschieden entgegentreten.
Die Regierung verfolge mit grötzter Aufmerksamkeit die Gefahr
und beabsichtige, mit der elsässischen Regierung sich ins Be-
nehmen zu setzcn, um dem Uebergreifen der Krankheit auf
badisches Gebiet wirksam zu begegnen. Für die landwirt-
schaftlichen Winterschulen sei ein populär geschriebenes Lese-
buch die Hanptsache, weshalb man den Verfassern des neuen
Lesebuches, das diescm Zweckc völlig entspreche, zr grotzem
Dank verpflichtet sei.

Um 2 Uhr wird die Beratung abgebrochen. Fortsehung:
morgen. Es sind noch 21 Redner vorgemerktl

_sAusfder Karlsruher Zeitung

Karlsruhe, 15. Mai. Die Großherzogin begab
sich heute Vormittag gegen halb 10 Uhr nach Kenzingen,
um dort eine Handarbeitsausstellung deS Bezirks zu be-
sichtigen. Dieselbe wird heute Abend halb 9 Uhr hier
wieder eintreffen. Der Großherzog empfing heute Vormittag
balb 10 Uhr den Präsidenten Dr. Nicolai und hörte sodann
von 10 bis 1 Uhr die Vorträge des Generalintendanten
Dr. Bürklin, des Generalleutnants und Generaladjutanten
von Müller und deS Majors von Woyna. Nachmittags
3 Uhr besuchte Seine Königliche Hoheit, begleitet von dem
Präsidenten Dr. Nicolai und dem Galeriedirektor Professor
Thoma, die Kunstausstellung. Hierauf machte Seine
Königliche Hoheit noch Besuche und hörte dann den Vortrag
des Legationsrats Dr. Seyb. Abends besuchte der Groß-
herzog mit der Kronprinzessin Viktoria die Vorstellung
„Die Schule der Frauen" im Großherzoglichen Hoftheater
bis zur Rückkehr der Großherzogin.

hat man mit den Recitativen aufgeräumt, zum Teil aber
einige der Proch'schen, die sich gut dem Gesamtbilde ein-
reihen, wieder herbeigeholt; besonderen Wert legte man auf
die genaue Wiedergabe der Kostume jener Zeit uud der
dekorativen Einrichtungen, sogar alte Chroniken haben ihr
Wissen hergeben müssen, um danach genaue Anleitungen zu
erhalten. Besonders wirkte der Mummenschanz im letzten
Akt, der gleichfalls genau dem mittelalterlichen Faschings-
treiben nachgeahmt ist.

Die Aufführung selbst war eine der besten der ganzen
Festspielperiode; mnnteres Leben sprühte aus jedem der
Mitwirkenden. Schwegler war ein prüchtiger Fallstaff, der
seinen Baß mit der größten Leichtigkeit in die unglaub-
lichsten Tiefen hinabsteigen ließ, Frl. Kaufmann, die
uns leider den Herbst verläßt, um an das Berliner Opern-
haus zu kommen eine reizende neckische Frau Fluth,
während Herr Müller einen mustergültigen Herrn Fluth
auf die Bühne stellte. Ein neues Mitglied der Hofbühne
Frl. Triebel-Weimar, die demnächst dauernd in den
Verband des hicsigen Theaters eintreten wird, erfreute als
Anna durch ihre glockenreiue Stimme, und der lyrische
Tenor deS Herrn Klarmüller wurde auch diesmal
allseits bewundert. Das Orchester und der Chor hielten
sich wie bei Armide und im Kaufmann von Venedig, zu
welchem Kapellmeister Stolz eine begleitende Musik ge«
schrieben hatte sehr tapfer.

Das größte Massen»Aufgebot an Gästen brachte die

Ausland.

Frankreich.

Paris, 15. Mai. Der in Havre verhaftete Anwalt
Parmentier, der in den Fall Humbert verwickelt ist,
hat an seine Tochter einen Brief gerichtet, in dem er be-
hauptet, daß der Schwindel mil der Millionenerbschaft
vor 18 Jahren von dem verstorbenen Justiz-
minister Humbert, dem Schwiegervater der Frau
Humbert, erfunden worden sei. Die nunmehr unvermeid-
lich gewordene Brandmarkung eines früheren republikanischen
Ministers, der stcts den Ruf völliger Makellofigkeit genoß,
werde einen großen Skandal hervorrufen. Ferner schreibt
Parmeutier, wenn die Regierung diesen Umstand gekanut
hälte, so würde man ihn wohl nicht verhaftet haben. Der
„Figaro" bemerkt, aus diesem Briefe gehe deutlich hervor,
daß Parmentier, um sich zu retten, aus dem Betrugs-
falle eine politische Angelegenheit macheu wolle. (Humbert
war nicht vor 18 Jahren, sondern vor 20 Jahren als
Justizminister aufgetaucht. Er gehörte zu dem Ministerium
Freycinet vom 30. Januac 1882, zusammen mit Männern
wie Jules Ferry und Oson Say. Jn das neue Mini-
sterium Duclerc vom 7. August 1882 wurde Humbert
nicht mehr aufgenommen. Anch in keines der späteren
mehr.)

England.

London, 15. Mai. Der deutsche Kaiser
ließ eine Einladung ergehen, es möchten einige Vertreter
des englischen Großpriorates des Johanniterordens zu
hen Feierlichkeiten in Nkarienburg entsandt werden. Der
König ordnete hierzu Sir John Furley, Marquis of
Braelbane, den Obersten Bowdler und Sir Herbert
Jekyll ab.

Spanien.

BarceIona, 15. Mai. Das Militärgericht ver-
nrteilte die 5t a t a l a n i st e n , welche bei den Blumen-
sesten die spanische Fahne auszischten, zu acht Jahren
Zuchthans.

Amcrika.

Newyork, 15. Mai. Nach einer Meldung der
,Sun" hat Carnegie seinerzeit Mac Kinley 20 Millionen
Dollars als Ersatz der von Amerika für die Philipinen
gezahlten Summe angeboten unter der Bedingung, daß
den Filipinos tlnabhängigkeit unter amerika-
nischem Protektorat zugestanden werde._

. ' und Land.

Heidelb erfl. 16. Mai.

* Fernsprech-Ansckilüsse. Jn letzter Zeit sind folgende
Anschlüsse an die hiesige Stadt-Fenisprecheinrichtung neu hergestellt
worden:

Nr. 12 Weißgerber, Karl, Direktor der Waggonfabrik Heidel-
berg H. Fuchs A.-G., Häusserstraße 7.

Nr. 21 Fuchs, H., Waggonfabrik Heidelberg A.-G. in Rohrbach.
Nr. 22 Ehleiter, Karl, Hotej-Besitzer, Hotel Prinz Carl, Haupt-
straße 206.

Nr. 47 Becker, Martin, Leichenordner, Grabengasse 5.

Nr. 48 Fnchs, Karl, Privatmann nnd Stadtrat, Hänsserstr. 8.
Nr. 73 Dantel, David, Lederlager, Plöck 75.

Nr. 161 Stöckinger, H., Dampfziegelei, Bergbeimerstraße 81.

Nr. 166 Pfeiffer, Otto, Hotel Metropole, Anlagen 22.

Nr. 167 Prinz Georg Wilhelm von Brannschweig-Lüneburg.

Stallgebäude des Schlacht- und Viehhofs.

Nr. 208 Künzle, Lndw., Nestanrant Rodensteiner, Sandgasse 3.
Nr. 459 Wilz, Hermann, Schnhfabrik, Schlierbacher Landstr. 81.
Nr. 648 Wojahn, Edm., Blnmcnhandlnng, Baynyofstraße 1.

Nr. 744 Kirchhoff, Richard, Architekt, Rohrbacherstraße 180.

Nr. 745 Seeber, Hch., Drogerie, Gaisbergstraße 91.

Nr. 746 Silltb, Dr.. Custos an der Universitäts-Bibliothek,
Kußmaulstraße 10.

Nr. 747 Cron, L. Dr., Erziehungsanstalt Jngendheim, Mönchhof-
straße 25.

Nr. 749 Schröder, Georg, Baugeschäft, Schröderstraße 10.

Nr. 750 Ziminermann, Albert, Kaufmann, Handschnhsheim,
Dossenheimer Landstraße.

Nr. 752 Snlzer, Friedrich, Maler- u. Tünchermeister, Schröder-
straße 12.

Nr. 754 Levy, B., n. Cie., Herrenkleiderfabrik, Hauptstraße 42.
Nr' 756 Reis, Josef Söhne, Möbelfabrik, Hanptstraße 79.

Nr. 763 Mai, Fritz, Herren-Mode- und Wäschefabrik, Sophien-
stratze 23.

Nr. 765 Werner, Dr., prakt. Arzt, Theaterstraße 7.

Nr. 766 Schloß, Jnlins Fran, Privat., Leopoldstraße 2711.

Nr. 768 Mappcs, Lndwig, Fahrradhandlnng, Bahnhofstr. 31.
Nr. 773 Scheisele, Karl, Fein- nnd Brotbäckerei, Mehlhandlg.,
Gaisbergstraße 12.

Nr. 774 Kühner, Georg, Weinwirtschaft, Bergheimerstraße 71.
Nr. 778 Stöcklngcr, H., Dampfziegelei Dossenheim.

Nr. 781 Nimis, Eugen, Baugeschäst, Häusserstraße 23.

Nr. 782 Schoch, O. Dr., Rechtsanwalt, Theaterstraße 7.

Z. Bon der Universitüt. Morgen Mittag 12 Uhr findet
eine interne Feier in dem Operationssaal der chirurgischen
Klinik zum 25jährigen Jubiläum des Herrn Geh. Rat
Czernv als Direttor genannter Klinik statt. Die früheren
und gegenwärtigen Assistenten werden bei dieser Gelegenheit

Neueinstudierung des Auber'schen Schwarzen Domino,
dessen herrliche Melodieen wieder aufs Neue entzückten.
Hisr bereiten sich Erika Wedekind-Dresden, Georg
Anthes, Marie Tomschick-Karlsruhe (die schon in
Armide und in den Lustigen Weibern schöne Proben ihrer
Sangeskunst gegeben hatte). Karl Nebe, der ausgezeichnete
Berliner Baßbuffo mit Gustav Schwegler, Anna
Triebel und Ada Robinson zu einem prächtigen En-
semble, 'es war entschieden der in gesanglicher Beziehung
bedeutendste Abend der Festspiele, die mit der Wiesbadener
Bearbeitung des Oberon einen Abschluß fanden, wenigstens
soweit die Erstaufführnngen in Frage kommen, denn die
Festspiele selbst endcn erst Pfingstmontag. Ueber den
Oberon ist schon soviel geschrieben worden, daß es schwer
fällt, noch ein neues Wort des Lobes dafür zu finden.
Wenn man Oberon gesehen, kann man sich kaum vor-
stellen, daß die Dekorationswmider noch übertroffen werden
können und doch ist dtes der Fall in Armide. Welche
andere Bühne brächte es aber auch fertig, solche entzückenden
Wandeldekorationen vorzuführen, und gar dte ganze Bühne
mit an hundert Personen stch langsam heben zu lassen, wie
es bei Armide der Fall ist, als sie den Zauberflug antritt und
unten dann allmählich das Meer mit der Jnsel auftaucht.
Das sind Bühnenwunder, die man so leicht nicht vergißt
und die doppelt anzuerkennen flnd, wenn man dabei fest-
stellen kann, daß durch die Sorgfalt, die auf diese Aus-
stattungen gelegt wird, die Sorgfalt für die künstlerische

eine Festschrifr überreichen. Am Nachmittag findet ein Fest-
essen im Europäischen Hof statt.

. gestrigcn Zmmatrikulation wurden inskribiert: Jn

der juristischen Fakultät 3g, in der mevizinischen 13, in der phi-
upophischen 18 und in der naturwissenschaftlich-mathematische«
20. zusammen 84 Studierende. Vorgemerkt sind 25 Studierende.
Der Gesamtzug ang beträgt 726 Köpfe, eine Ziffer, die bis-
her noch nicht erreicht wurde. Jm vorigen Sommersemester z. B
gingen 611 Studierende zu.

CI Schöffengerichtssitzung vom 15. Mai. 1) Wegen Wider-
stands Körperverletzuiig and Sachbeschädigung erhielt Franz
Augustin von Handschuvsheim 5 Tage Gefängnis und 6 Mark
Geldstrofe. Peter Augustin und Friedrich Augustin von da je
6 Mk. Geldstrafe, Julius Hofheinz von Mannyeim 5 Tage Ge-
fangnis, Josef Böhm von Plankstadt 10 Tage Gefängnis, Job.
Gg. Herzberger von schriesheim, Fritz Kesiler von Ludwigs-
haf-n. Bernhard Rcibold. Georg Ewald, Michael Schmttr und
^akob Bauder von Wilhelmsfcld wurdiu freigesprochen; 2) des-
gleichen Josepd Winterbauer von Klosterlobenseld von der An-
klage wegcn Körpervcrletzung; 3) Julins Lang von Nußloch er-
hielt wegen Körperverletzung 10 Mk. G-ldstrafe; 4> Jakob Peter
Rensch, Anton Herzog und Peier Fiick von Kirchhetm erhielten
wegen Körperverletzung je 6 Mark Geldstrafe, Philipv Bender
von da wurde freigesprochen; 5) Johann Titl hier erhielt wegeil
sachbeschädigung 10 Mk. Geldiirafe; 6) Ludwig Andreas Wag-
ner hter wegen Umerschlagung 2 Wochen Gefängnis; 7) Chri-
stian Kugel oon Ziegelhausen wegen Ruhfftörung 3 Mk. Geldstr.;
8) Josef Aiiton Maier hier wegenKörperoerlctzung lOMk. Geldstr.;
9. Katharina Wolf, hier. erhtelt wegen Sachbeschädigung 2 Tage
Gefängnis, 10. Peter Huckele, hier, wegen Beleidigung 30 M.
Geldstrafe eventl. 10 Tage Geiängnts. 11. Moscs Brand und
12. Max Rosenthal, beide z. Zt in Unlersuwnngsuaft dahiec,
ecostll e-sterer wcgen Liebstahl 5 Tügc. lehtcrcr 3 Wocheu
Gffa-igiits.

- si- Vom Odenwald, 15. Mai. (D i e R i ii d e ir e e n t e)
mußte des furchtbaren Maiwetters wegen allenrhalbeu voll-
ständig eingestellr werden. Die Schulen, welche der Rindcn-
ernte wegen Ferien gemacht hatten, nahmen den Uuterricht
wieder auf. Heure ist alles wieder in Schnee gehüllr. Aw
schsimmsten ist das arme Vieh daran, das geradezu hungern
muß, weil das mrt Schnee bedeckte Futter einesteils nicht
abgemäht, andernteils selbst anch dem Bieh leicht sehr schaden
kann. Und anderes Furter haben die allerärmsten Bauers-
leute nicht mehr. Das ist ein so trostloser Mai, wie ein gleicher
den allerältesten Leuten nicht gedenkt. Auch die Vogelwett
über deren Dezimierung in den letzten Jahren mil Recht sehr
geklagt wird, leidet bei diesem Wetter furchtbar. Dic Früh-
bruten von Amseln, Drosseln, Meisen und anderen derartrgen
frühbrütenden Vögeln stnd alle bernichtet. Und die anderen
gefiederten Sänger können nicht znm Nestban kommen, tväb-
rend die Jnscktenvögel, Schwarzköpfchen, Schwalben, Rot-
ichwänzchen usw. massenweise Hungers sterben. Das giebt
unserer Vogelwelt einen nicht zu ersetzenden Schaden.

si- Bom Steinachthal, 15. Mai. (B ö s e s Wette r.)
Hcute früh waren Thal und Höhen mit eincr weißen Decke
überzogen und es herrschte ein lustiges SchneetreibeN
wie mitten im Winter. Die Obstbäume, welche schon seit
1893 nicht mehr so herrlich blühten wie dieses Jahr, werde«
wohl dadurch ihrcn letzten Treff erhalten haben. Anch in
den Eichen- und Buchenwaldnngen haben die starken Fröste
dieses Monats großen Schaden angerichtet. Jn den jungeN
Eichenschlägen sehen die Blätter wie verbrannt aus und dü
„Rennenmacher" klagen sehr iiber schlechten Verdienst, dn
die „Rennen" (Rinden) so schlecht vom Holze gehen.

Walldorf, 14. Mai. (S t r a h e n b a h n.) Die Genehrni-
gung zum Weiterbau der Straßenbahn Walldorf bis zwn
Stationsgebäude Wiesloch ist nunmehr erteilt worden. Mll
dem Bau wird nun baldmöglichst begonnen werdcn, da voiN
1. August ab die Straßenbahn auch die Befördcrnng der Post-
sachen übernimmt.

Nusstoch, 18. Mai. (Arm oder reich, das ist
die Fragel) Dem „Pfälzcr Botcn" schreibt man: „Es gicbt
m Nuhloch allerömgs sehr reiche Leute, aber im allgemeineN
ist die Bcvölkerung arm. Jch bleibe dabei, daß Nuhloch eiU
arme Gemeinde ist.-" Und damit fertigi Wer's nicht glaubt'
kann Herrn Mampel in Kirchheim fragen, er hats' letzte"
Mittwoch zwischen 11 und 12 Uhr in der Kammer gesagt.
her er die Weisheit hat, ist sein Geheimnis. Umgekehrt gäb'-'
nämlich einen Schuh. Wir haben uns ein bischen nmgeseheb
und gefunden, daß Nußloch wenigstens anderthalb Millione'j
Gemeindevermögen hat, dabei beschäftigt es 700 bis 80b
Arbeiter, ohne die, welche auswärts arbeiten, die wöchentlib'
wenigstens 8000 Mark verdiencn. Wie kann man da vo>>
Armut reden l Allerdings, wenn der Verdienst nachlietze,
Armut Trumpf, aber ist das in irgcnd einem anderen Jndustt-e^
orte der Pfalz, Kirchheim eingeschlossen. etwa anders?
Lokalzüge voll „FLchsler" usw. von und nach Kirchheim si>»
doch auch keine Millionäre. Also ist's ja recht. Abgeor^
nete Greiff, wir erkennen es gerne an, ist dann cmch a'lsbcw
für Nußloch eingetreten, und hat gerade das Gegenteil be^
hauptet. „Jnfolge des großen Aufschwunges seiner Jndust»'/
führte er ans, zählt N. zu den ersten Gemeinden des Landef;
Die Erfüllung notwendiger kultnreller Aufgaben ist noch
gescheitert an dem Widerstand der fortgeschrittenen und opfA
willigen Gemeinde Nußloch." Das dürfte ssimmen. E.,
handelt sich nämlich um die Herrichtung eines neuen Sch»h
lokals. Dieselbe wurde bereits letzten Montag in Anwesenlst'
des Herrn Kreisschulrates Strübe beschlossen. Der ganze Rn^
mcl in der Kammer wäre, wie so vieles, was dort in
letzten Woche verhandelt wurde, überflüssrg gewesen, wenn n>>v
gewisse Herren das Bedürfnis hätten, für 12 Mark Radä'
zu machen. — Der „Pfälzer Bote" verfährt sonach nicht gera«'

W»»WW»MM»WW»»WWWWWWW^>WWW»^W>^^^^M,^^^^M»^

Seite durchaussinicht vernachlässigt wird, sondern daß
Gegentetl man stets bestrebt ist, in jedsr Weise das B
zu bieten. Hierin liegt der Schwerpunkt der Wiesbadell^
Festspiele; es kommt hier nicht darauf an, große E
nahmen zu schaffen, es soll Künstlerisches zuwege gebraA
werden, und die Anerkennung, die dieses Bestreben nE
nur seitens des Kaisers, sondern auch seitens der gesaMtck
Kritik findet, dürfte nicht nur für die Wiesbadener Büh^!
sondern auch für die anderen Kunstinstitute ein Anspo^
sein, diesen Weg, der doch nun einmal als der rechte
erkannt ist, weiterhin zu beschreiten zum Vorteil der deutsch^
Kunst und des guten Gcschmacks.

Allabendlich fand sich der Kaiser im Theater
von Fanfarenklängen und stürmischen Hochrufen
Publikums, das in Festestracht alle Ränge füllte, begrE'
und stets sprach er seine volle Anerkennung über das ^.
leistete aus. Wie sehr das Publikum gleicher Meillll^
war, bewies der starke Applaus, der nicht nur bei
Aktschlüssen, sondern auch manchmal spontan bei offe"
Scene ausbrach. .

Nun nähern sich die Spiele ihrem Ende! Bald
wieder das Leben im gewohnten Geleis sich abspst^
aber die tdealen Erfolge werden stets der Ansporll ^
neuen Thaten auf künstlertschem Gebiete sein!
 
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