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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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Gestes BlaLt.

44. Jahrganst. — ^ 113.

Frcitag. ltz. Mai M2.




^cheint täglich Sountligs ailsgenovurcn. Preis viit Faviilienblätterv vionatlich SO Pfg. in's Hans gebracht, bei dcr Expedition und dcn Zweigstellcn abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

Ai, - - - zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

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Tagen wird keiue Perantwortlichkeit übcrnommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zcitung und deu stödt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr.' 82

Aonau-Main-Künal.

b., Lud w ig, dcr bayerische Thronfolger, hat auch

im^ ^iedcr die Generalversammlung dcs bayerischen Fluß-
^ Kanalschiffahrtsvereins benutzt, um seinen Jdcen,
^ "leutlich seinen Lieblingsgedanken, eiuer Verbinduug von
3ein ^ Donau durch eine moderne Großschiffahrts-
We, einen Donau-Main-Kanal, Ausdruck zu geben.
q? knüpfte an das Werk seines Großvaters, König
T- ötvjg i der ^ bereits ciucn Donau-Dlain-Kanal
ein Werk, das freilich den heutigen Vorstcllungen
Erfordernisscn ciues modernen Binnciischiffahrtsweges
„l^ut nicht mehr entspricht; er beklagte die geringe Be-
^ früher der Binucnschiffahrt geschenkt wurde,
tz u neuen Sckwierigkeiten, die sich dcm Plan entgegen-
^"^u (offenbar eine Anspielung auf die Frage der Kanal-
. Tuben, die von Preußen bei den Vorvcrhaiidluugen über
Uen Vertrag betreffend F-ortführung der Main-Kanalisie-
^3 nach Bayern aufgeworftu wurv:). ,,Wir in Bayern
uein* — erklärte der Prinz — „vermögen es nicht, das
zustande zu bringen; wir sind angewiesen auf unsere
Undesgenossen im deulschen Reich. Die Verbesserung der
. 'Unenschjffahrtsstraßen hat ja in letzter Zeit gewisse Fort<
Mitte gemacht. Auch Bayern ist bereit, zu einer Besse-
e "3 des Fahrwassers am Oberrhein mitzuwirken und einen
"Prechenden Staatsvertraq abzuschließen. Anderscits ist
er dcr Main nur bis Offenbach in gutem Zustand; wir
. °"en hoffen, daß endlich auch einmal ein Vertrag zu-
'unde kommt, wodurch das rechtsrheinische Bayern an den
hein (durch Kanalisieruiig des Mains) angeschlossen wird."

Aer erste Wichter des Weiches.

.. Der Begrüßungsartikel des „Reichsanzeigers" zum 50-
2 ^rigen Dienstjubiläum des ReichSgerichtspräsidenten Dr.
des Ehlschläger nennt den Jubilar den „ersten Richter
^ Reiches". Dazu schreibt ein Professor der Rechte:
«Das jst leider nicht richtig; diesen Rang nimmt viel-
M der Präsident des Reichsmilitärgerichts ein.
.„^Un nach der Verordnung vom 27. Dezember 1899 ge-
rt j,Er Präsident deS Reichsgerichts nicht zu den „Obersten
^chsbehörden", sondern nur zu den „Höheren, der ober-
r u Reichsbehörde unmittelbar untergeordneten Reichs-
hvrden", da das Reichsgericht dem Reichsjustizamt unter-
M. Durch einen Nachtrag zu jener Verordnung vom
Mai 1901 ist dagegen das Reichsmilitärgericht den
k'^bersten Reichsbehörden" zugesellt worden, fein Präsident
^ht also eine Stufe höher als der dcs Reichsgerichtes.
e 'ese verschiedene Wcrtschätzung kann uns Juristen zu

benk

Uiilit>

en geben. Freilich ist der Präsident des Reichs-

«egen

urgerichtes ein General, der des Reichsgcrichtes da-

nur ein Zivilist.

Deutsches Neich.

i, WieSbaden, 15. Mai. Heute Vornuttag 11
trafen Prinz und Prinzessin Friedrich Karl vou
Mftu Der Kaiser war zum Empfange aiu

>^hnhof erschienen und begab sich mit ber Prinzesiur
oiseilxll Wagen zum Schloß. 11m 12 llhr uahm der

Kaiser auf dem Platz vor dem Kurhause Parade
ab über das hessische Füsilierregiment von Gersdorff Nr.
80, über die Unteroffizierschule in Biebrich un-d die hier
garuisonierende Abteilung des Feldarttllerieregiments
Nr. 27. Letztere war zu Fuß angetreten. Aus dem
Paradeplatz waren erschieneu der kommandierende Gene-
ral des 18. Armeekorps vou Lindequist und die
Generalität, Priuzesstn Friedrich Karl, welche Chef des
80. Regiments ist, erschien zu Wagpn, der Kaiser in der
Uniform der Garde dn Corps zu Pserde mit dem Feld-
marschallstab in der Hand, ebenso Prinz Friedrich Karl
von Hessen. Der Kaiser begab sich nach der Parade zu-
nächst in das Schloß und fuhr dann mit der Prinzessin
Friedrich Karl im offenen Wagen nach dem Offiziers-
kasino des Füsilierregiments Nr. 80, wo er mit dem
Prinzen und der Prinzessin Friedrich Karl an dem Früh-
stück des Offizierskorps des Regiments teilnahm.

Baderu

L.6. Karlsruhe, 15. Mai. Der dem Landtag zu-
gegangene Gcsetzentwurf betc. die Abänderung des Gesctzes
vom 15. August 1898 über den Besuch dcs gewerblichen
und kausmännischen Fortbildungsunterrichts ändert den Ab-
satz 2 des Z 1 des genannten Gesetzes dahin ab, daß fort-
bildungsschulpflichtige Handlungsgehilfen und Lehrlinge
beiderlei Geschlechts zum Besuche einer am Ort ihrer
Beschäftigung bestehenden, von der oberen Schulbehörde
anerkannten kaufmännischen Fortbildungsschule oder Han-
delsschule und, wo eine solche nicht besteht, die männlichen
Gehilfen und Lehrlinge auch zum Besuche einer Gewerbe-
schule oder gewerblichen Fortbildungsschule angehalten wer-
dcn können. _—

ZSadlscher Landtag.

L.O. Karlsruhe, 15. Mai, (83. Sitzung der
Zweiten Kammer.) Prästdent Gönner eröffnet die
Sitzung um '/4IO Uhr.

Eingegangen: Eine Bitte des Gemeinderats Brühl be-
treffend den Bau einer Bahn.

Zur Beratung steht das Budget der Landwirt-
schaft.

Präsident Gönner ersucht das Haus, Erörterungen k
über die Landwirtschaftskämmer und den Zolltarif zu unter- >
lassen.

Abg. Geppert (Zentr.) und Abg. Mampel (Ans.)
geben dem Wnnsche Ausdruck, den Zolltarif wenigstens „strei-
fen" zu dürfen. Das Haus beschließt aber mit allcn gcgcn
sechs Stimmen, daß der Zolltarif nicht mehr erörtert werden
darf.

Berichterstatter Abg. S chüle r jZentr.) legt dic Stcl-
lung der Budgetkommission zum vorliegenden Budget dar und
bcantragt unverkürzte Genehmigung sämtlicher Anforderungen.

Abg. Klein iNatlib.) unterschätzt nicht die Bedeutung
der sogenannten „kleinen Mittcl", möchte aber doch dem
Wunsche Ausdrnck geben, daß über den Zolltarif, der allein
der Landwirtschaft aufzuhelfen imstande sei, eine Verständigung
erzielt tvird. Von großer Bedeutung seien für dic Landwirt-
schaft die Wintcr- und Haushaltungsschulen, die Föröerung der
Rindvreh-, Pferde- und Schweinezucht und die Vieh- und
Hagelversichcrung. Die Unterländer Viehzucht werde von
der Regierung leider noch nicht genng gewürdigt. Es fehle
dort an einer einheitlichen Organisation, weil keinc Zucht-
station vorhandcn ist. Ncuerdings sei eine Zuchtgenoffenschaft

2 gegründet und ein Zuchtinspektor angestellt worden, von deren
Wirken er sich große Erfolge vcrspreche, wie auch voraussicht-
lich die Mannheimer Ausstellung nicht ohne Einsluß bleiben
werdc. ^ Redner lenkt schließlich die Aufmerksamkeit des Hau-
ses auf die ersprießliche Thätigkeit der landwirtschaftlichen
Kredit- und Konsumvereine, dcren Leiter Oekonomierat Schmid
nnd Kommerzienrat Ferd. Reiß die Landwirtschaft großen Darck
schulde. Schr gute Erfolge verspreche er sich auch von den
Getrcideabsatzgcnossenschaften. Jn der Laubstreufrage müsse
cin Ausweg gefunden werden, da die Wälder den Bedars auf
die Dauer nichl zu liefern vermögen. Er bitte die Regicrung,
zu prüfen, ob nicht die reichen Torfmoore des Landes besser
ausgenützt werden können.

Abg. Obkircher (Natlib.) ersucht die Regierung, die
Getreideabsatzgcnossenschaften thatkräftjg zu unterstützen und
die Ncugründung solcher zu fördern durch größere Staatsbei-
träge und Erhöhung des Kredits bei der Ämortisationskasse.
Die Genossenschaft in Schefflenz habe im ersten Geschäftsjahr
gute Resuttate erzielt. Redner hofft, daß die Proviantämtcr
und mittleren Kunstmüller mehr und mehr dazu übergehen,
ihren Bedarf direkt beim Berkaussbureau der Absatzgenossen-
schaftcu in Mannheim zu dccken.

Äbg. Müller (Natlib.) bedauert, daß das Verkaufs-
burcau mit den badischcn Prooiantämtern fast gar keine
Geschäfte mache., Der Grunü liege in einer Verfügung des
preußi,chen Äriegsministeriums, wonach dte Proviamümter
über den Marktpreis ihres Bezirkes nicht hinausgehen dürfen.
Die baycrrschen Proviantämter ziehen mehr die Oualüät in
Betracht und geniehen außerdem die Vergünstigung einer
billigeren Fracht; sie bezahlen daher durchschnittlich 30 bis
40 Pfennig pro Zentner mehr als die badische. Jm letzten
Jahre wurden au die badischen Proviantämter nur 10, an
die bayerischen aber 950 Tonnen verkauft. Die Regierung
möge darauf hinwirken, daß die preutztsche Militärvcrwaltung
die gleichen Bedingungen einführt, wie Bayern. Reduer be-
grüßt sodann üie Anstellung eines Zuchtinspektors für das
Unterland und wünscht die Errichtung einer Zuchtstation üa-
selbst. Jm Jnteresse der Landwirte und Viehhändler sollten
die Maßregeln zur Verhütung der Maul- und Klenenseuche
streng durchgeführt werden. Redner spricht weiter über Pferde-
zucht, Anpflanzung von Handelsgewüchsen, landwtttschaftliche
.Winterschulen. Die landwirischaftlichen Schulen Augusten-
berg und Hochbnrg sollten svweit ausgedehnt werden, daß die
jnngcn Landwirte das Einj.-Freiw.-Zeugnis erhalten können.

Abg. Pfefferle (Natlib.) regt eine Aenderung des
Sparkassengesetzes in der Richtung an, daß auch größeren land-
wirtsachftlichen Verbänden Darlehen gewährt werden und be-
grützt die Anforderungen für Förderung der Landwirtschaft.
Jn den Matznahmen gegen die Reblausgefahr scheine eine ge-
wisse Stagnation eingetreten zu sein nnd doch sei im Hin-
blick auf die Verheerungen, welche die Reblaus im benachbar-
ten Elsaß angerichtet habe, die größte Vorsicht geboten. Die
Sachverftändigen sollten durch Vortrüge in den rebbautreiben-
den Gemeindcn auf die Gefahr hmweisen. Redner kommt
auf seinen früheren Antrag betreffend die Hagclversicherung
der Rebcn zurück.

Abg. Franz (Natlib.) richtet an die Landwirte die
Aufforderung, die Gerste besser zu reinigen, damit sie in dcr
Brauerei Verwendung finden kann. Auch dem Hopfenbau werde
bei uns zu wenig Aufmerksamkeit geschcnkt; die Landwirte
solltcn sich die Einrichtungen der Saazer Pflanzer zum Muster
nehmcn, die Regierung möge die lcmdwirtschaftlichen Konsum-
vereine zur Errichtnng von Darren nach Saazer Mnster ver-
anlassen.

Abg. Blümmel (Zentr.) klagt über dic Dienstboten-
nnd Geldnot der Landwirte, dcren Töchter massenhaft deser-
tieren und das Klcingeld mitnchmen, über Frost- und Wetter-
schadcn, nnter dencn die Landwirte zu leiden haüen. Zu be-
grützen seien daher die Maßnahmen zur Förderung der Land-.
wirtschaft. Redner bringt sodann einige Lokalwünschc vor.

Abg. Neuwirth (Natlib.) stimmt den Ausführungen

Aie Maifestspieke in Wiesöaden.

0. WieSbaden, 15. Mai.
Vttesbaden hat sein Festkleid angelegt, nicht gerade neu-
^(9, aber immer noch imposant für denjenigen, der es
nicht zu oft gcsehen. Fahnenmasten, Ehrenpforten,
0, "winationskörper begegnen uns, wohin wir auch schauen,
iäd ,^'^kommengruß für Deutschlands Kaiser, der wie all-
^rlich in Wiesbadensta's Mausrn weilt. Die Festspi ele,
bie ?^^rünglich oft angefeindeten sind es, die ihn diesmal
d ^ergesührt habcn. Mag man über die Ausführung
ied - man will, der Grundgedanke der Festspiele ist
sik/^rM ein sehr lobenswerter, es sollcn Werke der Klas-
reinem würdigen Gewande vorgeführt wcrden, andere
zu b Bedeutung, die ohne dies Mißgeschick verdient
Yaben von der deutschen Bühne verschwanden, sollen im
sLl^ ,^wand dem Publikum wiedergegeben werden, und
Bön ^ will man überhaupt zeigen, wie auch auf der
j^ einheitlicher Stil, zeitgerechte Ausstaitung notwendig
Und^ Jntentionen der Autoren gerecht zu werden,
in d Äuschcmer ein wirklichcs Bild der Epoche zu geben,
^ Handlung sich zuträgt. Man hat oft von dem
t»^3wßen Prunk gesprochen, den man hier mit Ausstat-
Uian - trieb. Der Vorwurf ist ungerecht, denn wenn
lo Feeenoper wie Armide oder Oberon geben will,

reick Feenhaftes geleistet werden, deim ein Elfen-

»Uck den Prospckten kann man sich gewiß

h»t größten Phantasie nicht vorstellen. Diesmal

dj^ besondere Ueberraschung gegeben, Armide

uite Gluckjche Oper, die textltch total veraltet war, die

an endlosen Rezitativen in rnustkalischer Beziehung krankie
und der für den heutigen Geschmack jedcr dramatische Zug
fehlte, hat eine Neubearbeitung erfahren. Ein neues Text-
buch, das den kunstsinnigen Jntendanten von Hülsen zum
Verfasser hat, schuf ein anderes Milieu. Armide ist nicht
mchr die verlockende Circe, die ihren Leib zu Markte ttägt,
sie ist das vaterlandliebende Weib geworden, welches den
christlichen Feldherrn Rinald durch ihre Schönheit verlocken
aber dann töten will. Aber die Liebe befängt sie, statt
ihn zu vernichten, flieht sie m!t ihm auf ihre Zauberinsel,
dort in seliger Selbstvergeffenheit ihm Alles opfernd.
Vergebens suchl sis ihn wieder zu hassen, wie es ihre Pflicht,
und als er durch Abgesandte des Gottfried von Bouillon
an sein Ziel, den Feldzug gegcn die Ungläubigen erinnert
wird, stch von ihr losreißt, giebt sie stch selbst den Tod.
Die einzige bedeutende Rolle in dem Stück ist die der Ar-
mide, während Rinald fast nichts zu thun hat, als zu
schlafen, was zu den fürchterlichsten Kalauern Anlaß gab.
Der gelindeste davon war, daß Paul Kalisch, welcher
den Rinald sang, eine Schlummerrolle erhalten hatte. Ganz
bedeutend war Frau Leffler-Burckhard, die einheimische
Primadonna, die den schweren stetig wechseluden Aufgaben
dieser Rolle aufs beste gerecht wurde, und den Wohlklang
ihres herrlichen Organs bis zur legten Note beibehielt.
Die musikalische Bearbeitung rührt von Professor Schlar
her, der sich schon öfters als pietätvoller Bearbeiter älterer
Mcister gezeigt hat. Auch hier verstand er es, unter Be>
nutzung Gluck'scher Motive eine Partitur zusammenzustsllen,
die nur Anerkennung ernten kann. Armid ist der dcutschen
Bühne zurückgewonnen, und wird, nachdem sie von den

antiquierten Formen befreit ist, noch manchcs Mal an
vielen Orten über die Bretter gehen.

Der 2. Tag brachte den Kaufmann v 0 nVenedig,
gleichfalls in einer neuen Einrichtung, die sich in einer
anderweitigen Akteinteilung und in einer recht angebrachten
Mildsrung Shakespeare'scher Ausdrücke kundgiebt. Max
Grube-Berlin spielte den Shylock, aber der Künstler
schuf uns leider nicht das, was man erwartet hatte, son-
dern eine Enttäuschung; dem Shylock, den er nns vor
Augen führte, fehlte zwar nicht der Zug ins Große, aber
in den Dstails war ein Mißerfolg zu verzeichnen; der
Shylock ist, wie der Kaiser sich sehr richtig ausdrückte, ein
schlechter Charakter, aber doch ein großer „Kerl". Und
gerade hierin siindigte der Schauspieler; ein zu starkes
Verwenden des jüdischen Jargons beeinträchtigte von
vornherein die Wirkung, nnd in der Gerichlsscene fehlte
die Steigcrung. Besser gelang die Porcia der Frl. W il-
lig, wenngleich auch dicse in der GerichtSscene, dis doch
die wirkungsoollste des ganzen Stückes sein sollte, zu wün-
schen übrig ließ. Die übrige Besetzung genügte vollauf;
besonders war es Hr. Schreiner, welcher als Gobbo
ein wahres Meisterstückchen von Charaktertsierungskunst
schuf. Die Ausstattung war echt bis ins kleinste Detail,
maii glaubte förmlich Venedig vor sich zu sehen, die Volks-
scenen meisterlich insceniert, als ob ein jcder Statist sich
bewußt gewesen, daß es auch auf jede seiner Bewegungen
ankomme.

Den dritten Abend bildete die Neueinrichttmg der
Luftigen Weiber, jener gemütvollen und doch so
ausgelaffenen herrlichen Nikolai'schen Oper. Auch hier
 
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