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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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^rscheiut täglich, Sountags ausgenommen. — Prcis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in'S Haus gebracht, bei dcr Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Dnrch die Post be-

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

zeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. ReklamezeUc 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an b stimm
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Dienstag, März 1902.

Gxstes Blatt.

44. Jahrgang. — Ar. 53.

Urinz Keinrich in Amerika.

Prinz Heinrich befindet sich, wie der „Köln.
Ztg." telegraphiert wird, in glücklichster Stimmung.
Seine Reise ist ein förmlicher Triumphzug. Der Prinz
ist ununterbrochen thätig; er beobachtet scharf und er-
kundjgt sich nach allem möglichen, besonders über Ver-
hältnisse der Jndustrie; er studiert die Landkarte und
wacht fleißig Notizen.

Die Reise des Prinzen gleicht einem sriedlichen Sie-
Seszuge. Die kleinsten Nester wetteifern nüteinander.
Cincinnati übertras alles Bisherige. Am Abend gegen
8 Uhr warteten 20 000 Menschen der Ankunft; vielen
orückte der Prinz die Hand zum Danke, besonders auch
«em Bürgermeister Fleischmann.

Von Cincinnati mußte die ganze Nacht ununtew
hrochen gesahren werden, um am folgenden frühen Mor-
Mn als südlichsten Pünkt der Prinzenreise das an sich nicht
sehr bedeutende, aber durch eine Methodisten-Universitüt
vusgezeichnLte Chattchnooga im Staate Tennesse
su erretchen- Daß der Prinz dorthin geht, hat zweierlei
^lrsachen, erstenL weil man dix Südstaaten, deren Städte
üch besonders lebhaft um die Ehre des Besuches beworben
haben, denn doch nicht ganz leer ausgehen lassen wollte,
Wr,d zweitens weil man einen Teil des blutgetränkten
Schlachtseldes von Chickamanga zu einer Art von Natio-
UaLpark nmgestaltet hat, der von mancherlei Erinne-
uungen an den Secessionskrieg umworben ist. »

In Chattanooga bcnutzte der Prinz die gewöhnliche
Straßenbahn nnd die steilste Bergbahn der Welt zum
Besuche des Schlachtfeldes von Chickamanga. General
Boyton, der mitgefahren war, gab Erläuterungen und
hob dabei besonders die deutschen Mitkämpfer hervor.

Jn Nashville war nach einem TÄegramm der
'.Franks. Ztg." der Bahnhof sehr hübsch dekoriert und
oort harrten Gouverneur Mc Millin von Tennessee sowie
andere hohe Würdenträger des Prinzen. Der Aufenthalt
oesselben dauerte nur sünfzehn Minuten, während wel-
cher Zeit der Mayor eine Ansprache hielt, ein Negerklub
einige Plantagenlieder sang, welche der Reisegesellschaft
>ehr gsfielen und ein Spazierstock überreicht ward, der
aüs einem Holze, das auf des Präsidentein Jackson Land-
8üt gewachsen war, geschnitzt ist.

Aus dem Bahnhof von Louisville waren eben-
lalls die Bürger in sehr großer Zahl erschienen. Die
^tadt ist bekannt als eine Hochburg des Deutschtums,
b>oraus auch der Mayor in seiner Rede hinwies. Der
hrutschs Kriegerbund überreichte eine Adresse und die ver-
uügten Gesangvereine sangen „Hail Colnmbia" nnd
"Dty old Kentncky home". Jn Bowling Green ereig-
flete sich ein amüsanter Zwischensall, als ein alter be-
sunnter Kentuckier Richter Simms dem Prinzen ein
^ucmtum vorzüglichsr Kentuckier Pfirsisch-Brandys über-
^kichte, von wÄchem der Prinz zu trinken versprach, sobald
^ Durst verspüre.

^ IndianapoIis kam der Zug nach 11 Uhr
^bends an und es hatten sich am Bahnhos 18000 Bürger
^ugestellt, nm den Prinzen zu bewillkommncn. Der
plohahos war wundervoll dekoriert mit Fahnen und viel-
Mbigen elektrischen Lichtern. Weithin leuchtete das
T^ort „Willkommen" in Riesenbuchstaben, die aus elektri-
>chen Lichtern gebildet waren. Der Aufenthalt währte
llur siebzehn Minuten, während welcher Zeit der Gouver-
^Ur Durbin und Mayor Bookwalter Ansprachen hielten.

SLadttHeater.

Heidclberg, 4. März.

in, »Madame Bonivard." Schwank von Bisfon und
^carZ.

"Welch ruhige Stunde ohne Schwiegermutter", denkt Herr
Lhal und komponiert bchaglich an der großen Arie setner
l'siriadne": Auf wüster Jnsel. Aber aus dieser Stille wird
Geist herausgerissen von Mächten, die vcrhängnisvoller
als Meeresstürme. Madame Bonivard naht. Duval
" seine ganze Zeit zwischen seiner Musik und dcm
k, U'fit mit seiner SchwiegcrMutter. Diese Dame ist
^reits 1876 als Tänzerin in Lhon ausgcpfiffen wor-
FU sie ist nicht Witwe, sie lebt nur getrennt von ihrem
nAun, der in den Südstaaten Amerikas herum baro-
i^llert. U,i einem schönen Nachmittage fällt Frau Bonivard

s, ? Wasser und wird von vier Männern gerettet. Glücklich

t, lluigekehrt, fordert sie von ihrem Schwiegersohne, er soll
-.s^braven Retter fürstlich belohnen. Seine Weigerung führt
Di bÄtigsten Streit. Es kommt zu Thäilichkeiten. Madame
z-Ubgl fängt eine Ohrfeige auf, die Monsieur Duval Madame
^vnivard zugedacht hat. Schluß des ersten Aktcs. Die
Ii^°alsche Ehe wird gcschieden. Duval wird verurteilt, jähr-
LK 6000 Francs an Madame Duval zu zahlen. „Für alle
ta, - ' bat er ihr unvorsichtigerweise bei der Hochzeit hundert-

Francs verschrieben. Los und ledig der Bösen, ohne
d„,!ssIrau, die doch kein Jnteresse für seine Musik hatte, son-
der"E>..zu vermissen, lebt Herr Duval seiner Freiheit, um bald
dei" Pückliche Gatte einer entzückenden jungen Dame zu wer-
er in den Chateletkonzerten kennengelernt hatte. Sein
^ silwiegervater, der in seiner Ehe nicht glücklich war und jetzt,
seine Tochter verheiratct hat, fich rccht vergnügen will,
umge Paar allein, begiebt sich nach einem Badeort
gewinnt eine junge Dame, deren Mann verstorben sein
AxchSur Frau. Zu dritt, denn die junge Danie hat eine
Uer, kehrt man nach Paris zurück und sucht (der Schwieger-

Der Prinz zeigte sich dann cpuf ber Plattform des Eisen-
bahnwagens, worauf die anwesende Menge in Hochs aus-
brach. Deutsche Gesangvereiya sangen deutsche Lieder,
bis der Zug abfuhr.

Bürgermeister Bookwalker bewillkommnete den Prin-
zen als Vertreter der großen befreimdeten Nation und
sagte, obwohl sich die deutschen Bürger der Vereinigten
Staaten gegenüber ihrem Adoptivlande sehr pflichttreu
zeigten, bewahrten sie die herzlichsten und zartesten Erin-
nerungen an das Vaterland, aber er bewillkommne den
Prinzen nicht namens dieser Bürgerklasse allein, sondern
namens aller Bürger der schönen und gastfreien Haupt-
stadt Jndianas ohne Unterschied der Rasse und des Glau-
bens. Für die mächtige Nation, die der Prinz repräsen-
tiere, könne er nur wünschen, daß sis auch sernerhin die
beherrschende Stellung unter den Völkern der Erde ein-
nehmen möge. _

Deutsches Neich.

— Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Verordnung
des Reichskanzlers vom 21. Februar betreffend die Haus-
sklavcrei in Kamerun und Togo. Danach sind in Kamerun
Kinder von Haussklaven und Halbfreien jetzt frei; in Togo
sind Kinder von Haussklaven frei. Für beide Schutz-
gebiete wird die Schuldknechtschaft, Verkauf, Tausch und
sonstige Veräußerungen von Haussklaven verboten. Die
Neubegründung eines Sklavenverhältnisses durch Selbst-
verkauf und Verkaus seitens Verwandter und Gläubiger
findet bei Strafe nicht statt. Zuwiderhandlungen sind mit
Geld- und Freiheitsstrafen bedroht. Die Verordnung tritt
sofort in Kraft.

— Ein Nachtragsetat verlangt 335 250 Mk. für die
Bundesstaaten und Elsaß-Lothringen zu Beihilfen an
hilfsbedürftige Kriegsteilnehmer von 1870/71
und aus früheren von den Bundesstaaten unternommenen
Kriegen.

— Der Reichskanzler hat gestern im Reichstag zwei-
mal das Wort ergriffen. Er sprach über das englisch-
japanische Abkommen, die deutsche Politik in China, den
Krieg in Südafrika und die Reise des Prinzen Heinrich.
Seine Ausführungen wurden sehr beifällig aufgenommen.
Bcmerkenswert war, wie gkflissentlich Bülow hervorhob,
daß Deutschland zu dem englisch-japanischen Vertrag nichts
beigetragen, sondern nur die Geburtsanzeige höflich ent-
gegengenommen habe. Chamberlain gegenüber blieb er
auf dem, was er früher über die ungeschickten Aeußerungen
des Ministers gesagt hat, bestehen. Sehr bemerkenswert
war dann noch der Hinweis, daß Deutschland darauf zu
achten habe, daß ihm in China niemand vor den Wagen
fährt. Wir vcrweisen im übrigen auf den Reichstags-
bericht.

Deutscher Weichstag.

Berlin, 3. März.

Weiterberatung des Etats. Et at für die ErP editio n
nack Ostaiien.

Berichterstatter Abg. Stockmann (Rerchsp.) berichtet
Lber die Kommissionsverhandlungen.

Abg. Dr. Frhr. v. Hertling (Ctr.): Die Belassung der

vater nicht ohne große Verlegenheit) das Haus Duvals auf.
Man stelle sich das Entsetzen des Komponisten vor, als er
entdecken muh, daß Madamc Bonivard wieder in sein Haus
eingekehrt ist, als er entdcckcn mnß, in wclch neuem verwand-
schaftlichen Verhältnis er zu ihr steht. „Für alle Fälle"
hat Duvals Schwiegervater seiner neuen Frau hnnderttausend
Francs verschrieben. Welch Parallelismns der Schicksale!
Durch einen listigen Schachzug gelingt es Duval, sich aus der
unangenehmen Lage, der Schiviegersohn seiner früheren Frau
zn sein, zu befreien.

Die Darstellung konnte, obgleich manches recht grob heraus-
kam, im allgemeinen genügen, sinnstörende Gedächtnisfehler
und Unsicherheiten machten sich in den Darbietungen einzelner
Darsteller geltend. Man weiß, wie sicher sich Herr Rndolph
im Rocke eines französischen Schwankhelden zu bewegen weiß.
Der Ariadnckomponist am Klavier war wuiideröoll lustig und
dann, als die Schwiegermutter schgdenfroh konstatiert: Sie
sehen aus wie der verkörperte Trauermarsch, wiebiele Gabcn
echt komischen Gehaltsl Frau Jelly lBonivard) war in
Maske, Haltung und Sprache gleich glücklich, sie erschicn im
crsten Akt zum Zwecke einer photographischen Aufnahme im
Ballerinenkostüme als Sylphide und entwickelte großc Be-
weglichkeit. So war sie Herrn Rudolph die beste Partncrin.
Duvals Schwiegervater war vor drei Jahren, als wie die
Bonivard zum letztenmale hier sahen, Herr Kurt Rudolph.
So viel Humor wie diese Darsteller brachte Herr S ch n e i-
der nicht auf: gleichwohl unterstützte er das Ensemble wirk-
sam. Frl. Kögl war in der kleincren Partie der jungen
Frau schr anmutig nnd frisch. Die beiden Nebenrollcn waren
durch die Herren Wiegner und Brandt angemessen
besesit. Auch Frl. Jnngmann schcint sich mit immer
besserem Erfolge^ni das Ensemble cinznleben. Cs wurden
anch in diesem Jabre die komischen Situationen des Schwan-
kes stark belacht. Das Haus war leidlich stark bcsetzt.

K. W.

Besatzungstrnppen in Oftasien würde kaum Anlaß zu Besorg-
nissen geben. Jmmerhin wolle er den Wunsch, datz sie keinen
Tag länger bleiben, als absolut notwendig sei, ausdrücklich un-
terstreichen. Eine Weltpolitik, die mit aller Welt Handcl an-
fange oder sich in die Händel aller Welt mische, könne wohl nie-
mand verteidigen, wenn aber unse>;e Weltpolitik deutsche Jnter-
cssen im Ausland mit Nachdruck schützen will, werden wir uns
einer solchen Politik nicht entziehen können. Da man Hammer
oder Ambos sein muß, werden wir auch gelegentlich das erstere
sein müssen. Die Wetlpolitik darf nicht gesührt werden ohne
sorgsame Berücksichtigung der heimischen Bedürfnisse und ohne
gewissenhafte Erwägung der einheimischen Machtmittel. Die
Besatzung wird nicht aus einmal aus Ostasien zurückgezogen
werden können. Die Gründe sind in der Kommission ange-
geben worden; sic ist nämlich nur provisorisch. Vielleicht kann
der Reichskanzler heute darüber Mitteilungen machen, ob er
jetzt glaubt einen Termin angeben zu können, bis zu dem eine
erhebliche Verminderung der deutschen Besahung ins Auge ge-
faßt werden kann. Die deuksche Besatzung in Shanghai ist
üoch wohl nur als Teilnahme an der internationalen Verpflich-
tung aufzufassen, die Hauptverkehrsader Chinas, den Ijcmgtse-
kiang, offen zu halten. Das englisch-japanische Abkommen be-
rührt die deutschen Jnteressen nicht und giebt auch zur Beun-
ruhigung keinen Anlaß. Dentschland hat ihm gegenüber die
Stellung des tertius gaudens. Man möchte aber doch er-
fahren, wie der Leiter üer dcutschen Politik dazu steht.

Präsident Graf Ballestrem tcilt mit, daß ein Antrag
eingegangen sei, die Einnahmen des Etats für das ostastatische
Expeditionskorps an die Budgetkommission zurückzuverweisen^

Abg. Richter (fr. Vp.): Deutschland habe früher die
Rolle des Ambos doch ganz gut gespielt. Es brauche nicht
notwendig stets die Politik zu treiben, sich zu schlagen, sonderri
die, sich zu vertragen. Jn der ostasiatischen Besatzung liege
notwendig der Keim zu späteren Verwicklungen. Ucbcrall, wa
Kontingente verschiedener Nationen zusammen garnisonieren,
seien Strcitigkeiten nicht ausgeschlossen, die auf die politischen
Jnteressen übergreifen. Er wünsche, besonders aus finanziellen
Rücksichten, daß die ostasiatische Expedition bald abgeschlossen sei.
Die Kriegsentschädigung Chinas sei bereits vollständig auf-
geüraucht. Die ostasiatische Brigade müsse bald beträchtlich
vermindert werden. Der Schutz unserer Jnteressen im Auslande
liegt der Flotte, nicht dem Landheere ob.

Abg. Dr. Hasse (ntl.): Das englisch-japanische Abkom-
mcn schafft nichts Rencs. Das Ergebnis der ostasiatischen Ex-
pedition ist, daß wir im fernen Osten nunmehr als gkeichbe-
rechtigte Macht anerkannt sind. Wir Mben tzar keine Veran-
lassung, anch nur einen Soldaten aus Mänghai zurückzuziehen,
che nicht die anderen Mächte ihrerseits zurückgehen. Das Wort
„Weltpolitik" kann nicht mchr aus der Diskussion verschwinden»
dcnn wir leben unter einem ganz anderen wjrtschaftlichen
Systcm als zur Zeit Bismarcks.

Reichskanzler Graf Bülo w: Das am 30. Januar zwischen
England und Japan abgeschlossene Abkommen wurde von drei
Seiten besprochen. Jn der Haltung und Stellung der deutschen
Politik wird durch dieses Abkommen nichts geändert: Weder in
China noch in Korea verfolgen wir irgendwelche territoriale
Zwecke; wir haben in Ostasien lediglich das Jnteresse, in mög-
lichst gcsichcrtdr Weise unseren Handel zu cntwickeln, dagegen
habcn wir kein Jnteresse, uns in Streitigkeiten und Kämpfe
um die politische Hcrrschaft in dem Gebiete nördlich und öftlich
des Golfs von Petschili hineinziehen zu lassen. Unsere Jnter-
csscn in Ostasien sind, abgesehen von dem Schutz der iu Chincr
thätigen deutschen Missionare — diesen Schntz betrachten wir
nach wie vor als Ehrenpflicht — ansschließlich wirtschaftlicher
Natur. Das englisch-japanische Abkommen, das, soweit wir
den Jnhalt kennen, sich nur die Erhaltung des status guc>
in Ostasien zur Aufgabe stellt, schädigt die oeutschen Jnter-
essen in keiner Weise und in keinem Punkte. Teshalb erwider-
ten wir, als uns von dem Abschluß und dem Jnhalt dcs Ab-
kommens Kenntnis gegeben wurde, daß hierdurch das deutsch-
englische Abkommcn vom 16. Oktober 1900 nicht berührt»
folglich deutsche Jntercssen nicht tangirt würden. Die zwischen

Die Legende von der wahren Kunst nnd der
rvayren Lieöe.

Es war einmal eine Priiizessin,

Die Prinzessin hieß Rabenhaar,

Der die Locke pechschwarz nnd seidig
Und der Blick stnrmdunkel war.

Es war anch ein fahrender Sänger,

Der Sänger hieß Liebe mich heiß,

Dem war der Mimd rot mid küßlich
Und dic Wange recht blütenweiß.

Als der die Prinzesfln gesehen,

Da sang er mit Wnnberliist,

Und weil sein Mnnd gar so rot war,

Hat sie ihn wohl küssen gemnßt.

Sie küßte. Er küßte. Sie küßten,

Bis daß die Frau Königin kam,

Die zornvoll dcr cigenen Tochter
All' Schmuck und all' Schleier nahm.

Jetzt ziehcn sie bloß durch die Lande
Und singen iim Bettellohn gar.

— Schenk' doch cinen Heller! Es sind ja
Liebmichheiß und Rabenhaar. —

_ Fritz Rassow.

— Die Jagd nach dcm Manne. (Jm Wartezimmer cines
pezialistcn) Fränlein Müller: „Was fehlt Jhnen denn, liebeu
-rr?" — Herr Lehmann: „Ach, ich leide cm wandernder
iere, und Sie?" — Fräulein Müller: „Ach Gott sels ge-
igt — ich auch — (nach einer Pause) —^ Hm — konnten
!r die denn nicht zusammen wandern lassen?"

— Jdeale Mitgift. Bram eincs Schriftstcllers: Baare Mit-
ft kann ich dir nicht mitbringen, aber acht herrliche Roman-
)eenl"
 
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