Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI chapter:
Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0374

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Grstes Blatt.

44. Habrnnng — >r. 48

vieder-

lichunS

weiter

5 ivr,

M- be'

?c,ch<

,enn>u^
ReS'
-onuu^
St<
Lduare

"-L

'"L

ds

Kz

elste-;

.erg^L

ineuA
126 2»'
Haup^

G

hündle'

BerS'

öerg'-

g

ird o«

chlok

na«.

»eilig'

iuchc"''

heitbo

Nadel'

Mittwoch, 26. Febrrmr 1902.

^rscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich Sv Pfg. in's Haus gebracht, bei dcr Expedition und den Zwcigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be->

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlrch Zustellgebühr.

«lnzeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschästs- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird ketne Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

kemlllingen

auf die

„jkeiSelbei-Aer öeitllng"

für den Monat

WM- März "MU

können jederzeit bei unsercn Trägern, in den Zweigstellen, bei
den kaiscrlichen Postanstalten oder bei den Postboten gemacht werden.

Der Preis der „Heidelberger Zeitung" für den Monat beträgt
«0 Pfg. von unseren Trägern in's Haus gebracht, 40 Pfg. bei
Abholung im Vcrlage oder bei unseren Zweigstellen.

Neu hinzutretende Abonnenten hier und an Orten, an denen
wir cigLne Träger haben, erhalten bis Ende des Monats die
»Heidelbcrger Zeitung" uuentgeltlich.

Der Werlag.

Aur Aeise des Urinzen Keinrich.

, Newyork, 24. Februar. Als Prinz Heinrich
gestern Nachmittag die Regierungswerft besuchte, schüt-
wlte er auch dem Äapitän Coglan die Hand, dessen
I»ekanntschaft er in Asien gemacht hatte. Coglan hat
stch seiner Zeit dadurch Lemerkbar gemacht, daß er ein
Sputtlied auf den Deutschen Kaiser vortrug. Bei dem
-oesuche aus Governors Jsland wurde nach der amt-
nchen Begrüßung Wein gereicht. General Brooke brachte
hierbei einen Trinkspruch aus den Prinzen aus, den dieser
wit einem solchen auf die Armee beantwortete. Die Musik
lpielte: „Jch bin ein Prenße", „Was ist des Deutschen
<laterland", „Die Wacht ani Rhein" und den Präsidenten-
warsch. Prinz Heinrich sprach dem Major Duval seinen
Dank sür die ihm erwiesene Ehre aus und gab seiner
Anerkennung über das stramme militärische Aussehen
der Küstenartillerie Ausdruck. Der Vertreter Edisons,
M)ite nahm lebende Photographien aus. Abends gab
Prinz Heinrich, wie schon gemeldet, an Bord der „Hohen-
^ollern" ein Mahl.

Washington, 24. Febr. (Frkf.Ztg.) Prinz Heinrich erschien
Uin 4 Ilhr im Kapitol und wurde in des Sprechers Hen-
verson Privatzimmer geführt. Zuerst besichtigte er die
P e p r ä s e n t a n t e n - Versammlnng, später
H>ohnte er den Verhandlungen des Senats bei, wo er
stüt großem Applaus empfangen wurde. Das Getriebe
chi Kongreß interessierte ihn sehr. Während er die offi-
öiellen Besuche bei den Diplomaten und andere Ver-
hflichtungen so kurz wie es eben ging abmachte, blieb er
^eispielsweise im S e n a t sitzen, bis ihn der Botschaster
Holleben darauf aufmerksam machte, daß es schon spät
h'erde. Der Senat hatte einen seiner großen Tage, da
^ie Zollvorlage für die Philippinen, über die schon lange
^ebattiert worden war, znr Abstimmung gestellt wurde.
Porher gab es noch einige kleine Wortgefechte und viele
hersönliche Bemerkungen, die namentlich durch den zeit-
sveiligen Ausschluß der Senatoren Tillman und Mc.
^auren hervorgerufen worden waren. Diese Senatoren
Mren handgreislich geworden und werden jetzt vom
^enat diszipliniert. Sowohl beim Eintritt in den
^enatssaal wie beim Verlassen desselben brachen die
'benatoren und die Gallerie in Cheers ans. Prinz Hein-
^ich saß während seiner Anwesenheit im Senat neben dem
Porsitzenden Senator Frye._

lv. (leHtes) populäres Symphonie-Konzert.

(Leitung: Städt. Musikdirektor Radig.)

Heidelberg, 26. Februar.

.. Der Winter neigt sich scinem Endc zu, die Tage nehmen zu,
Konzerte nchmen ab und jeder Konzert-Zyklus ist bestrebt,
ststch dem Grundsatze dcs „Ende gut — Alles gut" durch eine
wöglichst mustergiltige Schlußveranstaltung den besten Eindruck
hinterlaffen. Das gestrige letzte Konzert des städt. Or-
.iesters hat diese Wirkuug auch vollkommcn erreicht: Ein
'Rcressantes Programm, die tüchtige Ausführung desselben,
Pste Auswahl des Solisten wirktcn aufs glücklichste zusammen.

populärcn Konzerte hatten in diescm Winter nicht so sehr
Ugcmcine Beteiligung zu verzeichnen, wic in den Vorjahren.
^chr mit Unrecht! Denn sic bieten viel des Anregenden, wirk-
, ch guts Musik in trcfflicher Wiedergabe und es wäre ein Ver-
M sür unser Musikleben, wcnn sie infolge mangelnder Teil-
^ohnie des Publikums wiedcr verschwinden würden.

. Wir hörten gestern die Orchester-Serenade op. 11 in D
Brahms. Dies Jugendwerk trägt so schr den Stempel
Zi'cthvvcns, datz es schwer wird, den Schöpfer des „Deutschen
j "gniems", des„Schicksalsliedes" darin zu erkennen: Beethoven
vi Aufbau, in der Erfindung, in der ganzen Wirkungl Der
Flte Satz ist ein in hcitercn Farben ausgeführtes, sormell vor-
^fflich gearbeitetcs Tonstück; das Hauptthema klingt ganz
^NHdnisch und am Schlusie spukt gar ein wcnig Hänscl und
) retl-Musik vorahnungsvoll herum. Das Adagio wicgt sich
behaglich breiter Weise in Strömeu von Melodien, die, sehr
if'Ufig Bläsern zugctcilt, trotz all ihrcr Vorzüge bei der
>?dgcn, Dauer des Satzcs ctwas Einlullendes haben. Erst das
Nranffolgende Menuett zeigt entschiedcne Spuren Brahms'scher
lffgenart und llt ein äußcrst originelles Sätzchen, Wohl das
.f'ginellste des ganzen Wcrkes. dessen Jnstrumentatmn übrigens
für Brahms auffallende Mannigfaltigkeit und Belebthert
a'uveist. Das Scherzo geht wieder ganz in Beethovenschem
°wise nnd auch das Schluhrondo versucht wenig, stch davon

Auch im Repräsentantenhause hatte der
Prinz vorher einen enthusiastischen Empfang gesunden.
Er kam gerade in das Haus, als der Repräsentant Gilbert
von Kentucky in einer Rede über die Philippinen die Er-
klärung abgab, daß die angelsächsische und die deutsche
Rasse eins seien. Gewaltiger Applaus folgte dieser
Aeußerung und in diesem Augenblicke traf gerade Prinz
Heinrich ein. Der SPrecher Henderson be-
grüßte ihn in einer kurzen Ansprache, worauf ein Komitee
den Besucher zu einem für ihn reservierten Raum auf
der Tribüne geleitete, von wo er den Verhandlungen des
Hauses mit gespannter Aufmerksamkeit folgte, er ließ
sich von seinen Begleitern die Geschäftsordnung des
Hauses erklären, welche zwar der Mehrheit Mittel an
die Hand gibt, sich Geltung zu verschasfen, die indessen
der Vergewaltigung der Minorität vorbeugt.

Später veranstaltete Prinz Heinrich einen Empfang
im Privatzimmer des Sprechers, wo die meisten Mit-
glieder des Hauses ihm vorgestellt wurden. Willi-
ams von MississiPPi und Wächter von Maryland
sprachen deutsch zu ihm. Besouders freundlich unter-
hielt sich der Prinz mit dem Repräsentanten Grow
von Pennsylvanien, der vor 80 Jahren schon Sprecher
des Hauses war. Nachdem der Enipfang vorüber war,
erschienen die Senatoren Cullom von Jllinois, Lodge
von Massachusetts und Morgan von Alabama, die den
Prinzen in den Senatssaal geleiteten. Beim Verlassen
des Saales des Repräsentantenhauses erfolgten neue
enthusiastische Demonstrationen.

Bei dem Staatsdiner im Weißen Hause
waren außer den offiziellen Gästen anwesend Karl
Schurz, Professo'r Münsterberg, Frederick Holls und
Adolph Busch. Das Diner war die großartigste Affäre,
die je im Weißen Hause gesehen worden ist. Schon seit
dem letzten Mittwoch waren Bluniengärtner und Deko-
rateure an der Arbeit gewesen, und dcr Saal gewährte
einen prächtigen Aublick. Entgegen dem ursprünglichen
Arrangement waren die Damen Roosevelt nicht an
der Bankettafel, indessen besanden sie sich im Saale, als
die Trinksprüche ausgebracht wurden. Der Trink-
spruch des Präsidenten Roosevelt auf das
deutsche Volk lautete:

'VVe aämirs tbeir Arsst past avä ifreat present
anä ve rvisb tbein all possibls suvoes in tbs kuturo.
Llaz: tbo bonäs ok krienäsbip betvsen tbo tvro pooplos
§rov orer stronAsr.

(Wir bewunderu seine große Vergangenheit und große
Gegenwart und wir wünschen ibm allen möglichen Erfolg in der
Zukunft. Mögen die Bande der Freundschaft zwischen den beiden
Völkern immer stärker werden.)

Der Trinkspruch auf deu Prinzeu Hein-
rich lautete:

Po our ^uost prinoo Honr^ ok krussin in tbo
vLmo ok tbo amorioan pooblo! I Aroot ^ou anä
oxtonä to ^ou our vLrmost rvoloomo anä tbo
assursnoo ok our bosrtiest ßooä vill.

(Unserem Gaste. dem Prinzen Heinrtch von Preußen im
Namen desamerikanischen Volkes! Jch grüßeSieund bringe Jhnen
entgegen uuseren wärmsten Willkowm und die Veisicherung. unseres
herzlichsten Wohlwollens.)

Prinz Heinrich erwiderte auf den ersten Toast Roose-
velts niit eineni Trinkspruch auf den Präsidenten und das
Volk der Vereinigten Staaten und gab der Hoffnnng aus

zu emanzipieren. Die Ausführung war schr anerkennenswert,
und ist man Herrn Radig dafür, wie üüerhaupt für das
Hervorholen diescs wenig bekannten Werkcs ganz besonders
zu Dank verpflichtet.

Dcm Solisten des Abcnds, Herrn Georg Wille, geht der
Ruf eines bedeutendeu Cellospielers voraus, und wie wir uns
überzctigten, mit gutem Rechte. Er ist ein grotzcr Künstler auf
scincm Jnstrumcntc, auf dcm er an Technik Staunenswertes
leistet und eine Tonfülle, besonders in der tiefen Lage, ent-
faltet, welche wohl seltcn schöner gefunden wird. Er spielte
zuerst das Cello-Konzcrt op. 33 von Volkmann, cine Kompo-
sition, welche etwas weniger langweilig ist, wie die meisten
Konzerie sür dies Jnftrument zu sein pslegen, aber noch immer
eine ziemliche Dosis dieser üblen Eigenschaft cnthält. Das Cello
scheint die etwas aus dcr Mode gekommene Flöte hierin abge-
löst zu haben. — Ferner folgten drei knrzweiligere, aber sehr
unbedcutende Stückchcn mit Klavierbegleitung, cin abgelebtes
Andante von Romberg, eine Serenade von Pierne und eine
Mnzurka von Fitzenhagen, welche die üblichen Hexenstückchen
enthieltcn. mit wclchen sich unsere Virtuosen von dem staunen-
dcn Publikum zu verabschieden pflegen.

Eine hübsche Abwechslung im Programni bot das isolierte
Rondino für acht Blasinstrumente in Ls-äur von Beethoven,
eines sciner harmloscn Stückchen, welche ini Wozart'schen Geiste
gehaltcn stnd, aber die Mozart'sche Grazie nicht erreichen. Die
Ausführnng durch unsere Bläser war cine recht tüchtige. Schade,
datz ihnen die Zeit mangclt, arff diesem Gebicte öfter Stndien
zu machen. Dies würde auch fur ihre sonstigen Aufgaben von
grotzem Nutzen sein. Die Ouverture von Dvorak „Mein Heim',
welche den Schlutz dcs Konzertes bildetc, lcidet etwqs an Zer-
rissenheit und lätzt den melodischen Flntz vermissen, welcher
sonst die Werke dieses Komponisten in erfrcnlicher Weffe ans-
zcichnet. Natürlichcr Weise ist die nationale Färbung darrn
schr stark, was für diejenigen, welche den Chauvinismus in der
'Musik nicht lieben, die Ouverture gcrade auch nicht wertvollcr
macht. ^ _ O. S.

eine beständige Fortdauer der freundschaftlichen Beziehungen
zwischen beiden Nationen Ausdruck.

Newyork, 24. Febr. Die Vorbereitungen für heute
sind getroffen, indeffen scheint Regenwetter ein-
zutretm, auch ist sür heute Wind vorausgesagt. New -
york ist durchaus iu Feststiiiimung, wenngleich die
Dekorationeu uoch zu wünschen übrig lassen, da die letzt»
wöchentliche Witterung jeden Dekorationsversuch hinderte.
Alle Hotels sind überfüllt und Scharen von Fremden
auf den Straßen zu sehen. Die Zeitungen bringen täg-
lich mehrere Seiten über ben Prinzenbesuch. Die „Tri-
bune" sagt heute im ersten Leitartikel: „Der „Meteor"
wird stolz die Devise „Made in Amerika" tragen und
das amerikanische Volk wird stets, wenn es an die Zjacht
denkt, sich daran erinnem, daß der deutsche Kaiser durch
seinen Auftrag Amerika die höchste Anerkemiung zollte."

Prinz Heiurich sandte seineu Adjutanten zii Clara
Barton, der Präsidenün des Roten Ll'reuzes, um ihr seine
Grüße zn überbringen. Fräulein Barton hat das
Eiserne Krenz aus dem dmtsch-französischen Kriege, so-
wie das Goldene Kreuz vom Großherzog von Baden.

Ilni Mitternacht trat der Prinz die Rückreise nach
Newyork an. _

Deutsches Reich.

— Wie man aus Kiel mitteilt, findet, den neuesten
Bestimmungen zufolge, die Begrüßung des in die Heimat
zurückkehrenden Prinzen Adalbert dnrch das Kaiserpaar
am 14. März abends in Brunsbüttel statt, woselbst Kaiser
nnd Kaiserin an Bord des „Kaiser Wilhelm II." von
Brcmerhaven her eintresfen. Am folgenden Tage besucht
das Kaiserpaar das Schulschiff „Charlotte", kehrt dann
mit dem Prinzen Adalbert auf „Kaiser Wilhelm II."
zurück und setzt mit dem Sohne die Fahrt nach Kiel fort.

— Jm Deutschen Handelstage sollen zwei Sonder-
kommissionen gebildet werden. Die eine soll über die
Entwürfe eines Reichsgesetzes betreffend die Siche-
rnng der B a u f o r d e r u n g e n beraten. Sie wird
Mitte März in Berlin zusammentreten. Die andere
Kommission soll die mit ausländischen Geschästsbeding-
imgen, insbesondere mit der Londoner und Rotterdamer
Arbitrage verbnndenen Mißstände im Getreide-
handel nnd die Einführung einer deutschen Arbitrage
erörtern.

Wadischer Landtag.

B. 0. Karlsruhe, 25. Fcbr. (42. Sitzung der
Zweiten Kammer.) Am Regierungstisch: Ministerialpräsident
Freih. v. Dusch, Ministerialdirektor Hübsch und die
Miinsterialrätc Trefzer und Böhm. Präsident Gönner
eröffnet die Sitzmig um ^10 Uhr.

Eingegangen: Eine vom Abg. Klein übergebene
Petition betr. die Erbauung einer schmalspurigen Sekundär-
bahn von Osterburken über Märkingen durchs badische
Bauland und eine Eingabe von Beamten der Stadt Thengen
um Belassmig in der 3. Ortsklasse.

Zur Beratung steht das Kultusbudget.

Der Berichterstattcr Abg. Obkircher (natlib.) bean-
tragt unveränderte Annahme. Er erläutert im Anschlutz cm
den gedruckten Bcricht die Stellungnahmc der Kommifsion zu
den einzclnen Positionen und wirst dann einen Rückblick auf

Kleirre Zeiiuug.

Hochschulnachrichtcn. Wien, 22. Febr. Die erste feier-
liche Promotion von sechs Doktoren der techni-
schsn Wissenschaften sand hente an der hiesigen
technischen Hochschule in Gegenwart des Unterrichtsmini-
sters und zahlreicher Notabilitäten statt.

— Tricr, 25. Fcbr. Das Oberkriegsgericht
pernrteilte den Hauptmann Koch vom Jnfanterie-Regiment
Nr. 29 wegen Unterlassung einer Strafanzeige, wegen
unrichtigcr Führung des Sckneßbuches, Unter'ckilagung und
Mißhandlung zu drei Monatcn Festmig und Dienstenllaffung.
Gegcn das Urteil des Kriegsgcrichts, daS auf sechs Wochen
Stubenarrest und Dienstentlaffung erkannt hatte, hatten der
Gerichtsherr und Kock Beruiung eingelegt.

Zwei litterarische Aussprüche Schopenhauers. Man kann
sagen, es gebe dreierlei Aatoren: erftlich solche. welche schreiben,
ohne zu dcnken. Sie schreiben aus Gedächlnis, aus Reminis-
zenzen oder gar unmittelbor aus fremden Bücheni. Diese Klasse
ist die zahlreichste. Zweitens solche, die während des Schreibens
denken. Sie denken, um zu schreiben. Sind sthr häufig. DrittenS
solche, d!e gedacht haben, ehe fle ans Schreiben gingen. Sie
schreiben bloß, weil sic gedacht haben. Sind selten — Von dem
menschlichen Wissen überhaupt, in jeder Art, exfftiert der aller-
größte Teil stets nur anf d-m Popier, in den Büchern, diefem
papiernen Gedächtnts der Menschheit, Nur cin kleiner Teil des-
selben ist, in jedcm gegebcnen Zeiipunkt, in irgcnd welchen Kopfsn
wirkltch lcbendig.

Lehr' nur die Jungen wahrhcitsvoll,

W!rst ihncn keimn Jrrtum sparen:

Was ilmen zründlich helfcn soll,

Tas miiffen sie cben selblt erfahren.

(Geibel.)
 
Annotationen