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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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Dirnstag, 20. Mai 1902.

BlaLt.

^115.

^chernt täglich Sonntags ausgenomrnen. Preis rnit FamiLienblattern rnonatlich 50 Pfg. in's Hans gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Psg. Durch die Post be-
^ . zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

enpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Rauui. Reklarnezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschästs- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
E^^Hnebenen Tagen wird keine Derantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Aie Tyronvesteigung Alfons Xlil.

Madrid, 17. Mai.

. ^ach 1 Mx mittags kündigten 21 Kanonenschüsse die
dem Hofes an. Aus dem Wege vom Schlos; nach

. ^ongreßpalast bildeten die Truppen Spalier. Bei
.^chftg^ Wetter setzte sich, dem Berichte der „Köln.

. Zufolge, nachdem die sremden Fürstlicht'eiten und
h ^e^^^Een der verschiedenen Länder der Erde bereits
o, 0er auf anderem Wege sich zmn Kongreßgebäude be-
dvn^^ ^^ku, gegen halb 2 Uhr der königliche Zug
^u dxx Plaza de Armas aus, ini Schritt sahrend, in
svl Voraus ritt eine Abteilung Kavallerie, ge-

acht Beamten des Marstalls in Scharlach und
trä^O' Paukenschläger, vier Trompeter und vier Stab-
solgten zu Pferde, dann kamen vier orientalisch
^L^zäunte Pferde und vier „Nespektrosse", die sür den
^ dlg und die Königin gesattelt waren, ferner sechs
au> reich geschmückte Respektrosse, die von Lakaien
e,..- 3ügel geführt wurden, und zwölf Bereitcr. Der
P- Wagen war der mit sechs auss reichste geschirrten
,'o^oen bespannte Bronzewagen; in diesem Wagen
svä ^ier Wappenherolde, in einem ebensalls scchtz-
<"dnigen „Pariser" Wagen Kammcrherren imd Hof-
ainen. Jn drei weiteren „Pariser" Wagen suhren
Kammerherrn und Hofdamen, ebenso im Ama-
L ^-0 und im Zifferwagcn, an den sich der Galdtasel-
m,i!en l>bn obersten Hofchargen anschloß, darauf
P/^on im Wagen der Herzogskrone die Jnsanlinnen
^moel und Eulalia, Tanten des Königs und im Muschel-
„ I^u, dem zwöls Vorrciter vorangingen, der Prinz
die P,,-inzessiii von Asturien, die ältere Schwester
wa Der Mahagoniwagen fuhr als „Respekt-

also leer. Dann erschienen vier Sergeanten der
g„-^?gr'garde als Vorreiter ciner von einem Offizier an-
gen ^?u Abteilung dieser Elitetruppe in ihrer prächti-
gefchmackvollen Uniform mit glänzenden Kürassen,

' aggeneii Pallaschen und wehenden weißen Federbüschen
rit! Hcluu-w. Der Ches des königüchen Marstalrs
ten ^uun folgenden, ebenfalls reich in Gold gehal-
kvm^ Plagen dcr Königskrone, den acht herrliche, aufs
vow ^e aufgeschirrte Rosse zogen, die vom Sattel und
r»?.Bock aus gelenkt wurden, während eine Anzahl
^ in alter fridericianischer Tracht neben hergingen.
u^'.Wagen saß der König, zum erstenmal in der

Ph

Zorrn eines Generalkapitäns, mit dem Goldenen
»ud der Kctte und dem blauweißen Bande des
M^'us Karls des Dritten, neben ihm die Königin -
stp^lle r , und auf dem Vordersitz seine jüngere Schwe-
°ie Jnfantin Maria Theresa. Rechts vom Wagen
H l der stellvertretende Generalkapitän von Neucastilien,
P ulog von Ahumada, an Stelle des dieser Tage bei einer
»iidv^ l'uu einem llnfall betroffenen Generals Molto,
de-, Kommandeur der Königsgarde, links der Chef
F' löniglichen Hauptquartiers und ein Stallmeister.
dj-, i'udlich grüßte der König nach allen Seiten hin,
dj>> lubelnden Zurufe des Publikums erwidernd. Hinter
^lönigswagen ritt eine glänzende Eskorte von Adju-
chz^fu ciller Waffengattungen, dann kam das Gros der
doll lf'Barde mit dcm Trompetenkorps an der Spitze,
u Hofbeamte, Stallmeister, Ordonnanzen usw.
gg^^ieser Zug, bei dem das spanische Königshaus seinen
gr„.^u sprichwörtlichen Pomp entfaltete, niachte einen
^durtiger, Eindruck.

KLeine Zeitung.

yka^.Hochschulnachrichte». Leipzig, 17. Mai Der
vbgx.-'Pfche Senat der hiesigen Universttät beschloß, daß
li^'ehen bgy ctwaigen ganz besonderen Anlässen öffent-
dj" theatraiischx Aufführungen von Stu-
dey enden der Universität Leipzig als unvereinbar mit
Zgx 'Olvecken und Zielen des akademischen Studiums in
^Ntcn ^icht mehr zu gestatten sind. Leipziger Stu-
T>r " hatten sich, wie erlnnerlich, zusammengethan, um
dvr,../?' wie z. B. die „Räuber", tn Wandergastspielen
gepl 'Uhren. Es war u. a. auch ein Gastspiel in Paris
worden, daS man aber auf Vorstellungen des
tlytxp^Egen Amtes in Berlin unterließ. Die „Leipziger"
abex in einigen deutschen Städten auf, konnten

d>>Nnp Gunst des Publikums und der Kritik nicht ge-

wjrb sielen z. B. in Düsseldorf ganz ab. Man

^bNeri " bes Leipziger Senats durchaus billigen

F^iesbadcn, 17. Mai. Laut kaiserlicher, hier ein-
Verfügung wird das mit der Marien-
irii ^ ^ ^ verbundene I o h a n n i t e r f e sk erst
in Mo>-' ^st stattfinden. Jntendant von Hülsen wird
^t'lcr ^^bn»8 die festlichen Arrangements, die im Cha-
^iteii Saalburgfeier gehalten sein wcrden, persönlich

Und^Eserlin, 17. Mai. Die „Korrespondcnz für .Knnst
^ieh^'si^uschast" erfährt, Professor Uphues sei in
x n's g ' * Kaiser beauftragt worden, die füv
des üu-^r"iitou bcstimmte Bronzestatue Friedrichs
^ßen auszuführen.

Am Eingang des Kongreßgebäudes langte der Zug
um 2 Uhr an. Der Verlauf der Sitzung war folgender:

Der Präsident der vereinigten Kammern, Cortes,
Marques de la Vego Armijo, eröffnete die Sitzung und
lietz durch einen der Schriftführer den Artikel 45 der
Verfassung sowie das für die Feier vereinbarte Ceremo-
niell und eine Namensliste von zwölf Abgeordneten und
zwölf Senatoren verlesen, die als Abordnung sich beini
Herannahen des Hofes herausbegaben, von Sekretären
nnd Stabträgern begleitet. Sie begleiteten nach dem
Empfange des Hofes die Majestäten bis zum Throne.
Die Cortesmitglieder erhoben sich bei deren Erscheinen
und blieben stehen, bis die Regentin ihnen sagte: „Setzt
euch." Der Cortespräsident machte nun eine unerwartete
Mitteilung, es sei unterwegs ein A n s chl a g auf den
Lkönig verübt worden. Diese Mitteilung rief nnge-
rnein lebhafte Kundgebungen für den jungeu, unversehrt
gebliebenen Herrscher hervor. Der Präsident mit den bei-
den ältesten Schriftführern näherte sich dann dem Thron
und hielt folgende Ansprache an den König: „Sennor,
die Cortes sind von Ew. Bkajestät erhabener Mutter eiu-
berusen worden und sind versammelt, um den Eidschwur
entgegenzuiiehmen, den Ew. Majestät gemäß Artikel 45
der Verfassung leisten wird, dahingehend: Jch will die
Versassung und die Gesetze beobachten usw. Der Präsi-
deut trat mit dem Evaugelienbuche zur Rechten des Kö-
nigs, während die Sekretäre mit dem die Eidesformel
euthaltenden Buche vor ihn traten. Der König erhob
sich und mit ihm alle Anwesenden. Er legte die rechte
Hand auf das Evangelienbuch und sprach die Eidesformel
sowie den Schwur: Jch schwöre zu Gott auf die heiligen
Evangelien, die Verfassung und die Gesetze zu beobach-
ten. Gött möge mich belohnen" usw. Der König, der
sehr gut aussah, sprach die Eidesformel mit fester, lauter
Stimme. Kaum waren die letzten Worte verhallt, so
brach die Versammlung in begeisterte Vivatrnfe aus, die
sich vielfach wiederholten. Der Präsident kehrte dann aus
ieinen Sitz zurück und sagte: ..Die Kortes baben soeben
ben Schwur entgegcngenommen, den Ew. Majestät ge-
leistet hat, die Verfassung und die Gesetzs zu beobachten."
Darauf wurden die Majestäten mit demselben Zeremo-
niell wie bei der Anknnft hinausgeleitet.

Die Soche mit dem niiqeblichen Altentat ist übriqens,
wie aus den ncuesten Nachrichten hervorgcht, sehr harmlos
und deshalb ohne Bedeutung gewescn. Red.

Madrid, 17. Mai. Die „Gaceta de Madrid" ver-
öffentlicht hente einen an den Ministerpräsidenten gerich-
teten Brief der Königin- Regentin, worin
diese sagt, da der Augenblick gekommen sei, wo sie die
Negentschaft niedcrlege, fiihle sie das lebhafte Bedürfnis, -
dem spanischen Volke Dank fiir die Ergebenheit auszu-
sprechen, die ihr von allcn Klassen der Bevölkerung ent-
gegengebracht worden sei. Sie hoffe, daß die Nation
fortfahren werde, ihren jungen König zu unterstützen und
bitte Gott, ihren L>ohn zu schützen, damit es ihm gelinge,
seiu edles Volk glücklich zu machen, das er heute zu
regieren beginne.

Deutsches Reich.

— Tie Prinzessin Heinrich von P r e u-
tz e u trifft nach einem Telegramm aus Dresden näch-
stcn Dienstag im Weißen Hirsch zuni Kurgebrauch in

Lahmanns L-anatorium ein. Wahrscheinlich wird auch
ihr Sohn Prinz Waldemar seine Kur dort gleichzeitig
wieder aufnehmen.

Aadischer Landtag.

L.E. Karlsruhe, 17. Mai. (85. Sitzung der
Zweiten Kammer.) Präsident Gönner eröffnet die Sitzung
um '/ßlO Uhr.

Die Beratung über das Landwirtschaftsbudget
wird fongesetzt. Präsident Gönner bemerkt, daß dcr
Wunsch ausgesprochen wurde, die Beratung heute zu
beendigen. Die Erfüllung des Wunsches hänge von dcn
Rednern ab, die sich kurz fassen möchtenl

Abg. Schüler (Zentr.) wendet sich gegen dic Ausfüh-
rungen Eichhorns. Die llcbcrnahme aller Gemeindelasten aus
die Staarskasse sei Zukunftsmusik, die Landwirte müsscn so
gut wie die andcren Stände in crstcr Linie auf die Selbsthilfe
bauen. Rcdncr schlictzt sich dcm Wunsche Gepperts bezüglich

- dcs Schutzcs unsercr Schälwaldbesitzcr an und verlangt Ent-

- lastung der Gcmeinden von den Einquartierungskosten und
promprc Enrschädigung für Flurschaden.

Abg. Armbruster (Zentr.) lenkt die Aufmerksamkcit
auf deu Vercin für landwirtschaftliche Wohlfahrtspflegc, der
am bcsten der Leutenot abhelfen könne.

Abg. Dreher (Natlib.) begrützt es, datz von keincr
Scite die Anfordcrungen des Landwirtschaftsbudgets beaustan-
det wurden, wofür die Landwirte dem Hause Dank wissen.
Was Eichhorn gegen das landwirtschaftliche Wochenblart vor-
gcbracht, sei uicht stichhaltig. Es sei uur ein Akt der Gerech-
tigkeit, wenn man dem landwirtschaftlichen Vercin, dcr doch so
grotze Vcrdienste um die Förderung dcr Landwirtschaft erwor-
bcn habc, auch fernerhin eine Unterstützung zukommen lassc.
Rcdner findet nichts dabei, datz die staatlichen Zuchtstationcn
kcinc Rcnte abwerfcu; die Hauptsache sei, datz rassercines Vieh
gczogcn wird. FLr das Unterland wäre die Errichtung einer
Rinderzuchtstation in Augustenberg zu empfehlcn. Auf Grund
cigencr Erfahrung könne er vcrsichern, datz die Molkereicn der
Viehzucht nichts schaden. Würtkemberg habe die zehnfache
Zahl von Molkereien, trotzdcm stehe die Viehzucht dort fast
cbenso hoch wie bei uns in Vaden.

Ministerialpräsident Schenkel dankt fiir die Bclehrun-
gen und Anregungen, die ihm von den Rednern zu teil wurdcn.
Die Rcgierung werde alles eingehend prüfen und die erforder-
licheu Matznahmen treffen. Dem Wunsche Drehers, es möge
den Zuchrgenossenschaften Lahr und Emmcndingen eine grö-
tzcre llnterstützung gcwährt werden, wcrde die Regierung gern
entsprcchen durch Gründung cines Zcntralmarktes für Mittcl-
baden. Nach den Erfahrungcn dcr Regiernng wirken gut und
bernünftig geleitete Molkereien nicht schädlich auf die Vichzucht.
Sölltcn die Schälivaldungen nicht mehr rentiercn, dann müssen
sie in einen andereu Betricb übergeleitet werden, wozu der
Staat gcrne bchilflich sei. Dic Errichtung cincr Landeskredit-
kasse crscheine zunächst überflüssig, weil die Rheinische Hypo-
thekenbank dem ländlichen Kreditbedürfnis durch Gewährung
billiger Darlehen entgegenkomme und dic Sparkassen neuer-
dings dcm ländlichcn Hypothekenwesen grotze Aufmerksamkcit
zuwcnden und bercits Annuitätendarlehcn in Höhe von
Millionen gewährt haben. Zunächst sollte man diesc Jnsft-
tutioncn weiter ausbauen und erst dann, wenn sich zeige»
datz sie dem Krcditbedürfnis nicht mehr gcnügen, an die Er-
richtung einer Landeskreditkassc denken. Der Flurschaden wcrde
reichlich vergütet; dagegen müsse zugegeben werden, datz die
Marschverpflegung von 80 Pfennig, welche das Reich gewährt,
nicht ausreicht. Sollte das Rcich zur Erhöhung des Satzes
nicht bcreit sein, dann mützteu die von der Einquartierung nicht
betroffcnen Landcsteile zur Ausgleichung hcrangezogen wer-
dcn. Die Regierung werde einen entsprcchenden Gesehentwurf
ausarbeitcu. Eine crhcbliche Entlastung würde der Truppen-

— Cronbcrq i. T., 17. Mai. Prinz nnd Prinzessin
Friedrich Karl von Hessen hielten hente
Nachrnittag ihren Einzug in das von der Kaiserin Fried-
rich ererbte Schloß Friedrichshof.

— Aus Westpreußen, 14. Mai. Eine Zuschrift an
die „Deutsch-Kroner Zeitung" macht darauf aüfmerksam,
daß die gegenwärtig viel genannte Jnsel Martinique
einstmals zum Kreise Deutsch-Krone in sehr naher
Beziehung gestanden hat. Sie war zum weitaus größten
Teile etwa um das Jahr 1700 Privatbesitz der französischen
Adelsfamilie Torce de la Serre; eine Erbtochter ver-
mählte sich mit dem nachmaligen Generalleutnant v. d. Goltz
auf Klausdorf und führte ihrem Gatten die Jnsel nebst
einer kleineren benachbarten als Heiratsgut zu. Leider war
eine rationelle Bewirtschaftung dicser Perle unter den
kleinen Antillen von der Ferne aus nicht gut möglich,
und obwohl ste noch in der Vasallentabelle vom Jahre
1773 als Eigentum der Goltz aufgeführt wird, ging sie
ihnen bald verloren. Das im Kreise Deulsch-Krone liegende
Vorwerk, La Serre aber führt noch heute seinen Namen
von der einstmaligen Besitzerin von Marlinique.

— Bismarcks Zähne. Der kürzlich in den Blättern
veröffentlichten Notiz über das Gebiß des großen Reichs-
kanzlers macht Professor v. Lenbach den „M. N. N." eine
berichtigende Mitteilung aus der hervorgeht, daß der Fürst
kein falsches Gebiß trug. Es war im Gcgenteil
eine seiner Ergentümlichkeiten, sich keinen Zahn ausreißen
zu lassen. Noch im 80. Lebensjahre hatte er nach seiner
cigenen Aussage alle Zähne, wenn auch recht mangelhafte.
Da der Fürst viel an Zahnschmerzen liit, wollte sein Arzt

öfter den kranken Zohn entfernen, doch litt es der ReichsH
kanzler nicht in der Hoffnung, einst mit allen Zähnen be-
graben zu werden.

— Der dcutsche Dampfer „Ehrcnfcls", von Calcutta
nach Hamburg bestimmt, ist am 9. Mai unter dem 12.
Grad nördlicher Breite und 56. Grad östlicher Längs
uulergegangen. Ein Teil der Bemannung ist in Aden
gelaudet, dcr Kapitän und 40 Mann, welche das Schiff
in Booten verlasseu hatten, werden vermißt.

— Chicago, 17. Mai. Ju der L-chmalzsiedcrei von
Armour aud Eo. brach gestern Feue r aus, durch das
7 Persouen schwer und 22 leicht verletzt wurden. Der
«chaden wird auf 750 000 bis 900 000 Dollar geschätzt.

— Der traurige Maimonat 1902 scheint demjenigen
des Jahres 1836 nachmachen zu wollen, der zu den käl-
testcn gehört, deren man sich in Mitteleuropa erinnert. Jn
München soll damals am 11. Mai morgens die Tempera-
tnr — 7 Grad gewesen sei'n. Weit und breit erfror alles
vom Alpenkamm herun'er bis zur norddeutschen Tiefebene,
dle Weinstöcke das Stein- und Keruobst, d!e Gemüse-
pflanzungen, und zum Schlusse wurde vom 11. bis zum
13. auch noch der ganze Südwesten Europas bis hinunter
nach Perpignan verschneit. Die winterliche Situation
dauerte bis zum Sälusse des Monats; am 23. Mai meldete
selbst Smyrna in Kleinasicn Schneefall. Jn den crsten
Tagen des Juni fiel Schnee noch in Wiesbaden und
hingen im Erzgebirge die Eiszapfcn an den Dächern. Es
war der kälteste Maimonal, d-er seit Jahrhundert erlebt
worden.
 
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