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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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oorgeschrtebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnscrate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Monlag, il. April 1902._ Grstes Blatt. 44. Jahrgang. — 86.

Aie Kngtänder und die Muren.

Pretoria, 12. April. Schalk Burger, Louis
B otha, Lukas Meyer, Delarey, Steju
und De Wet trafe« hier heute Vormittag
mit Sonderzug von Klerksdorp ein.

Wir haben diese Nachricht gestern hier durch Aushang
bekannt gemacht. Es ist nach längerer Zeit wieder die
erste positive Meldung und als solche in dem Wuste der
Vermutungen, welche durch die Presse gehen, besonders
wertvoll.

Zur Vorgeschichte sei daran erinnert, daß am 24. März
Schalk Burger und mehrere andere Mitglieder der
Transvaalregierung unter Parlamentärflagge nach Pretoria
kamen und von dort weiterreisten, um Stejn, Delarey und
De Wet zu treffen. Sie hatten länger als sie glaubten
Zu suchen, aber am Mittwoch, den 9. April, trafen De Wet,
Stejn und Delarey in Klerksdorp ein und wurden zu den
dort anwesenden Schalk Burger und Genossen geführt.
Am Mittwoch und am Freitag beratschlagten sie
gemeinsam. Wenn nun das Resultat der gemeinsamen
Ueberlegung dieses ist, daß die Hauptstützen des Wider-
standes nämlich eben die Delarey, Stejn und De Wet sich
uach Pretoria ins englische Hauptquartier begabcn, so ist
es klar, daß die Friedensaussichten sich gebessert
haben. Hätten die Burenführer nicht die Empfindung,
daß man sich möglicherweise verständigcn werde, dann
wären sie von Klerksdorp aus jeder zu seinen Truppen
Zurückgekehrt.

Es wäre nun ganz verfrüht, heute darübcr Vermu-
tungen anzustcllen, in welcher Art der scharfe Gegensatz
öwischen den Forderungen dcr Engländer und denen der
Buren überbrückt werden soll. So viel darf man aber
wohl sagen: die Buren, die erst vor wenigen Tagen noch
den Engländern eine ganz empfindliche Schlappe beibrachten,
stnd durchaus noch nicht niedergerungen. England wird
ulso die zuletzt von Kitchener aufgestellten Forderungcn
Uicht unwesentlich ermäßigen müsscn. Andererscits hat es
sich gezeigt, daß die Buren doch nicht die Kraft besitzen,
die Engländer aus ihrem Lande herauszuschlagen. Auch sie
werden in ihren Forderungen, namentlich in der Forderung
der völligen Unabhängigkeit, zumal sie einc solche vor dem
Krieg nicht gehabt haben, nachlassen müssen. Jm mensch-
kichen Jntercsse wäre es nur zu wünschen, daß dieser
t>un schon ins dritte Jahr gehende Krieg ein Ende nähme.

Die Morgänge in Wekgien.

Brüssel, 12. April. Das charakteristische Merkmal
des gestrigen Tages ist der osfene Bruch, der sich in
der gestrigen Sitzung der Repräsentantenkammer
Swjschen Sozialistenund cinem Tcil derjenigen Liberalen
dvllzog, die sich den Sozialisten angeschlossen haben, um
d»s allgemeine Stimmrecht zu erlangcn. Die klerikalen
^lätter zollen den Liberalen sür diese Haltung Beifall; es
wird das dcr Regierung bei der kräftigen Verteidigung
d>r Ordnung eine große Stütze sein. Die Gruppirung
der sür die Ordnung cintretenden Elcmente vollzieht sich
d»ter der Gewalt der Dinge, und der Waffenstillstand der
tcwäßjpfen Parteien w>rd sv lange bestchen, als die Errequng

andauert. Die Regierung hat alle Maßnahmen ergriffen,
welche die Lage verlangt: Polizei, Gendarmerie und Elite-
korps stnd vom besten Geist beseelt, und bis jetzt hat ihr
Eingreifen allein genügt, um die Heißblütigkeit einiger
Ruhestörcr zu zügeln und Ansammlungen zu zerstreuen,
die nicht aus ernsthaften Sozialisten, sondern aus Leuten
bestanden, die die Straßen durchzieheu, mit Revolvern auf
die Polizei schießen, Fensterscheiben einschlagen und Ver-
wüstungen anrtchten, nicht um politische Rechte zu erlangen,
sondern um Ausschreitungen zu begehen. Die Bürgerwehr
besteht zum größten Teil aus Bürgern, die bei einer
Störung der Ordnung, welche die Geschäftsthätigkeit hindert,
nichts zu gewinnen haben: sie wird ihre Pflicht mit
Mäßigung thun. Die Armee, welche nur verwandt
wird, wenn die anderen Sicherheitsorgane nicht genügen,
ist von der sozialistischen Partei stark bearbeitet;
es ist sicher, daß es in dcn Reihen der Truppen Anhänger
cxtremster Anschauungen gibt. Dtese Leute können aber
nichts ausrichten, da sie von Vorgesetzten und Soldaten
umgeben sind, an deren Loyalität nicht zu zweifeln ist.
Die Erregung hat ihren Gipfelpunkt noch nicht er-
reicht, das wird erst in den nächsten Wochen geschehen,
wahrscheinlich gleichzeitig mit dem allgemeinen Aus-
stand. Die Rcgierung ist fest entschlossen, dem revolutio-
nären Drängen nicht nachzugeben. Jhre kräftige Haltung
findet die Billigung aller Ordnungsfreunde. Das Parla-
ment muß in aller Freiheit beraten können, nm die Ent-
scheidung über eine etwaige Durchsicht der Verfassung und
das aügemeine Stimmrecht zu treffen.

Deutsches Reich.

— Der Kaiser besuchte am Samstag nach seiner
Rückkehr vom Schießplatz den Reichskanzler Grafen Bülow.

— Dem „Reichsanzeiger" zufolge legte d:r Kaiser
dem Gouverneur von Samoa den Rang der Räte
2. Klasse mit der Maßgabe bei, daß ihm diese Rangklasse
nur außerhalb Europas und nur sür seine Amtsdauer
zustehe.

— Die vom Bun deSrat angenommene Vorlage betr.
Beseitigung des fliegenden Gerichtsstandes
der Presse enthält einen einzigen Artikel, welcher lautet:
Paragraph 7 der Strafprozeßordnung erhält folgende
Fassung:

Der Gcrichtsstand ist bei demjenigen Gcricht begründet,
in dessen Bezirk eine strafbare Handlung begangen ist. Wird
der Thatbestand oder strafbaren Handlung durch den Jnhalt
cincr imJnlaud erschiencnen periudischen Druckschrift bcgründet,
so ist als das nach Absatz 1 zuständige Gericht nur dasjenige
Gericht anzusehen, in dcsscn Bezirk die Druckschrift erschienen
ist. Jedoch ist in Fällen von Beleidigung, sofern die Verfol-
gung im Wegc dcr Privatklage stattfindet, auch das Gericht,
in dessen Bczirk die Druckschrift verbreitet ist, zustäudig, wenn
in diesem Bezirk die beleidigte Person ihren Wohnsitz oder
gewöhulichen Aufenthalt hat.

— Zu den Eröiterungen, wer dem Dr. Lieber nach
Durchbringung der Flottenvorlage verschiedene hohe Staats-
ämter zur Auswahl angeboten habe, erklärt das katholische
„Wiesbadener Volksblatt", daS man für gut unterrichtet
hallen kann: „Wir haben von vornherein angenommen,
daß es der Kajier oewesen sei, der iu der Frende über

das Zustandekommen des FlottengesetzeS sich dem Abg.
Lieber gegenüber auf diese Weise dankbar erweisen wollte."
Das Blatt scheint noch etwas mehr zu wissen, als es
sagt. Auch die Frankfurter „Kl. Presse" deutet an, daß
der Kaiser Hrn. Lieber in der bezeichneten Weise näher
getreten sei. Es wäre gut, wenn die Sache offiziell auf-
geklärt würde.

— Jm Wahlkreise des verstorbenen Zentrumsführers
Dr. Lieber macht sich erfreulicherweise auch von natio-
nalliberaler Seite eine energische Wahlbewegung be-
merkbar, die stch dort seit dem Jahre 1893 vcrmissen ließ.
Das Zentrum betrachtet zwar diesen Wahlkrcis alS seine
Domäne, weil in der That der Liberalismus sich bei den
Wahlcn lässtg zcigte, während das Zentrum seine Wähler
bis auf den letzten Mann an die Wahlurne trieb. Jm
Jahre 1893 sowohl wie bei den letzten Wahlen 1898
siegte Dr. Lieber gleich im ersten Wahlgange. 1893 er-
hielt er 9917, im Jahre 1898 9452 Stimmen; seine
nationalliberalen Gegner in denselben Jahren 8209 und
5567 Stimmen; der Rückgang der nationalliberalen
Stimmen im letztcren Jahre schreibt sich lediglich aus einer
unzureichenden Agitation her. Diesmal bei der Ersatzwahl
wie bei den bevorstehenden Neuwahlen werden hoffentlich
die Nationalliberalen dieselbe Rührigkeit entfalten, wie das
Zentrum; dann ist eine Eroberung dieser Zentrumsburg
durchaus nicht aussichtslos. Der Kandidat der national-
liberalen Partei dürfte in den nächsten Tagen namhaft
gemacht werden.

— Das deutsche Burenhilfskomitee ist in der
angenehmen Lage gewesen, von seinen Geldsammlungen
eine Summe von über 600 000 Mark dem Ziele ihrer
Bestimmung zuzuführen.

— Der in Düsseldorf als verdächtig der Mitbeteiligung
an dem Königsmord in Monza verhaftete Fradotti
war der Gründer deS italienischen Anarchistenklubs in Zürich.
Er wurde im November 1898 von da ausgewiesen, später
auch aus Straßburg, Frankfurt und Stuttgart. Dann
lebte er in London und war Delegierter der italienischen
Anarchisten auf dem Anarchisten-Kongreß in London.

— Auf Grund des Reichshaushaltsetats für 1902
werden in diesem Jahre 25440 Mann des
Beurlaubtenstandes mehr zur Uebung ein-
gezogen als in den Bestimmungcn vom 13. Fcbruar
d. I. vorgesehen war. Von dieser Erhöhung entfallen auf
die Jnfanterie 23 260, Jäger 550, Fußartillerie 1030,
Pioniere 600 Mann. Das VII. Armeekorps (Westfalen)
hat an Jnfantcrie 3410, das VIII. Armeekorps (Rhein-
provinz) 1900 Mann mehr zu stellen. Dafür gibt das
VII. Armeekorps an das XV. und XVI. Armeekorps
(Elsaß und Lothringen) je 1000 Mann mehr als bisher
ab und zwar an ersteres 5000, an letzteres 6000 Mann.
Bei der Feldartillcrie, Kavallerie, den Verkehrstruppen und
dem Train stnd Veränderungen nicht eingetreten.

Badcn.

— Zu der Berufung des Prof. Ehrhardt nach Frei-
burg schreibt der „Pfälzer Bote": Die Universität kann
sicb Glück wünschen zn dieier ausgezeichneten Krast. Dr.

SLadttöeater.

^ iiarlsruhci: Gastspiel.
o» Paul Heysc.

Hcidelberg, 14. April.

.,E h r e n s ch u l d c u." Trauerspiel

„D a m c u k r i e g." Lustspicl vou Scribc.
i. Hehse geht immer da, ivo er vou Mänuern den Typus dcs
°1usiimigcu, leichtbewcgtcu, clastischeu, der Liebe uud zruust
-ifenc„, jugeiidlicheu Manncs zeichnet, sicherc Wegc. Eiu
^fchcr ist der Held der „Ehreuschulden". Der Barou Aldrin-
giebt dem Banquier Leinburg ein Ehrcnwort, das diescm
Jutegrität der Ehre scincr Gattin bcstätigen soll. Er
?sbt es für cinc Lüge. Jhn imd dic schüne, jugendliche
,,fctte Frau des älteren Manncs verband in dcr That ciu
n^bcseinverstäiidnis. Dcr Gattc, durch cinen Brief anfmerk-
gcmacht, crscheint und verlaugt die Erklärung, welche die
^te seiucs Weibes, seineu Friedcu wieder herstellcn soll.
tz/lch schwercm inneren Kampf giebt der juuge dcm alten Aiann,
st?' cr noch vom Vater her zu großcm Danke vcrpflichtct ist,
Ehrcnwort mit dem Bewußtscin, in den Tod gchcn zu
^iseu. Dcr juuge leichtlcbigc Mensch vor dcm Endc! Der
^»gc dcr lctzteu Augenblicke seines Freundes wird cin sehr
hchlpathischer Arzt. Diese Rolle des Dr. Mathias gab Herrn
< " ckcr Gelcgenheit, zu zcigeu, wie wuudervoll einfach und
llezjvi,„gen er zu sprechcn weisz. Er steht hier im vollen
s^sgcnsatz zu Herrn W a s s e r m a n n, der crst jedcn Satz
^zchvge geschliffen zu haben scheint, bis cr nach Art cincr
e,?chte wirkt, dic man lange gesucht hat. Dazu untcrstützt
ich ^dc Nüancc mit eincm bcsonderen Spczialfall dcs mimi-
Ausdrucks, so datz das Ganze der Leistung aus lautcr
i^Z fein abgewogcnen Farbcntupfcu sich zusammcnsetzt. Das
Üch cinc recht mühcvolle und schwicrigc Art dcr Dar-
>bi und doch blieb dic rechtc Wirknug aus, dic Gestalt
tc unruhig, ctwas aufdringlich und hob sich zu scharf
deui Gcgenspiclcr ab. Dieser sclbst, Hcrr Fritz Herz,
^ckte mit seiner vornchmen, dabci abcr charaktcristischcn

Art unsere volle Zustimmung. Seine Aufsassung dieses jun-
gen Lebemanns, der nur zwei oder drei Gruudsätze hat, üie
aber dafür um so fcster sitzen, der so tapfcr zu sterbeu weiß,
lcuchtetc vollkommen cin. Bcsouders sprach die schlichtc Natür-
lichkeit des Darstcllers an.

Erreicht dcr dcutschc Dichter durch die Klarhcit, mit dcr
er eine Stimmung gcstaltet, die schönstc Wirkung, so baut
dcr französische Dramatiker seiuen Erfolg durch die Äraft
auf, mit der cr in scincm Stoff die Antithesc wirksam wcr-
den läßt. Hicr komrasticrt allcs mit jedcm. Die Naive und
die- Heroine, der Held und dcr Hasenfuß stehcu ncbcn cinan-
dcr, dcr Eitelkcit und Thorheit des Manncs ücgcgncn Scharf-
sinn und Gcwandtheit des Weibcs. Auf diesc Art wird aus
dcm Stoff hcrausgeholt, was nur immer möglich ist. Die
Fabel selbst ist eigentlich dürftig. Ein jungcr Edclmaiiu,
dcr unter den siegreichen Fahnen des erstcu Kaiserrciches gc-
fochten hat, kompromitiert sich politisch unter dcm König-
tum. Man verurteilt ihn als Antiroyalistcii zum Tode. Er flieht
und findet bei ciner Gräfin, die, obglcich sie Royalistin ist,
für dcn schöuen Fciud vicl übrig hat, eine Zuflucht. Eiu
Präfckt, der gleich willig uud sicherlich gleich scharfsinuig dcr
Republik, dem Kaiserreich uud nunmehr dem Königtum zu die-
nen wußtc, kommt mit der Mission, dcn Flüchtling zu vcr-
haften, auf das Schloß. Vor einem Mannc, der seinc Ueber-
zcugung wie den Schnitt scincs Nockcs zu wcchseln vcrmag, kauu
die Gräfin kcinc Achtuug haben, Furcht noch weniger. Und so
wird gegen diesen borniertcn Vcrtretcr dcr Staatsgewalt der
lustigc Damcnkricg geführt. An Fr. Höcker besoiidcrs lag
cs, daß sich die Sachc mit Grazie abspieltc. Diesc Damc hat
Routinc/Liebenswürdigkeit uud Sicherheit. Sie wußte immcr
den rcchten Ton anzuschlagcn. Hier im französischcn Lust-
spicl war Herrn W a s s c r m a n n s Art (er spiclte den
Präfekten) ganz am Platzc uud faud viel Beifall. Eine kösi-
liche Figur schuf Hcrr Höckcr als Griguou, der Hascnfiiß,
in dcm gleichwohl ein Stück von der Heldcnsccle seiner Muticr
lebt. Frl. Müllcr und Herr Gerasch spiclten das

Licbespaar mir Frische und anmurigcr Liebeuswürdigkcit. Das
Ganzc hinterließ eiuen angcnchmcii Eindruck. Das Haus
war uicht voll bcsetzt. K. W.

2 KonzerL des Keidetöerger Licderkranz.

H e i d e l b e r g, 14. April.

Fn scincr Ouverture „Einc feste Burg ist uuscr Gott" macht
I. Raff dcn mühsamen Versuch, das welterschütrernde Ele-
mentarcrcigiiis dcr Reforniation in dic Form eines nach allen
Rcgeln der Kunst aufgcbauten Orchestcrstückes zu banncn. Wie
so manchcm Andern, der das gleichc Ziel verfolgle, mißlingt
anch Raff der Versuch gänzlich, und wir crhalten nur eine
ziemlich nichtssagcudc, trotz allcr Küustelcicu kalt lasscudc Vcr-
arbcitung der Lutherischen Choralmclodie, welche überdies aus
dieser saubcr und nicdlich gefchricbencn 48icdcrmeicrmusik
hcrauslcuchtet wie cin altes Schlachtschwert aus vernwdertcm
Gerümpcl. Das hat schließlich Meycrbecr in seiuem Huge-
nottcu-Vorspicl cbensogut uud gottlob erheblich kürzer fertig
gcbrachtl Wic jugcudfrisch und lebeuskräftig wirktcn dagegcn
dic darauffolgcndcii Weberffchcn Klängc aus der großcu Aga-
thcuarie („Frcischütz")! Dabci konnte Eincm wicdcr warm
ums Herz wcrden, zumal da dic Wicdcrgabe dcrsclbcn eine
gar hcrzerwärmende war. Frl. LucicWcidt vom Lcipziger
Stadtthcater, die Schwester uiiscrcs trcfflichcn Dirigentcu, ist
trotz ihrer Jugcnd einc vollkommen ausgerciftc Künstlcrin.
Eine wuuderschönc, machtvolle, in allen Lagen ausgcglichene»
vorzüglich ausgcbildcte Sopranstimme, welche im Fortc wie
Piano dcnselben Klaugreiz aufweist, dabci cine ausgezeichnete
Tcrtaussprachc, iunige und tcmperameiitvollc Vortragsweisc»
inusikalischc Korrcktheit uud rciuste Jntonation: das sind Eigcn-
schaftcn, wclche i» Vcrbindung mit cincr ungcmeiu sympathi-
schcn und anmutigen äußercn Erscheinung sofort für die junge
Küiistlcrin ciiiiiehmcn und dicsen crsteu güustigen Eindruck
auch daucrnd fcsthalten. Nicht wenigcr vollendet wie die Arie
kamen Licder von Schumann, Tchubcrt uud R. Strauß zum
 
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