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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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Fmtag, 17. Januar 1902.

Gvstes BlatL.

44. Jahrgang. — ÜLr. 14.

^rscheint täglich, Sonntags ansginonimcn. — Preis mit Familienblättern monatlich bO Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgcholt 40 Pfg. Durch die Post bc«

- zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgcbühr.

^"zeigcnpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- uud Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzcigen an'beslimmt
Lorgefchriebenen Tagen wird keine Berantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafelu der Heidelberger Zcitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Z>as Mermögen der Arveilerverstchernngs-
organe

Trrs Bcriuögen der Arbcitcrvcrsichernngsorganc l)«t
^sit dem Iahre 1900 insgescunmt die Snmme von einer
^illa^de Mark übersciegem Den gröhtchi
-^eil davon bcsitzen die Jnvaliditäts- und Altersversiche-
'Ungsanstalteir Jhr Vermögen belief sich, wie aus den
iktzt veröffentlichtcn amtlichen Zahlen hervorgeht, Ende
i90o auf 845,8 Millionen Mark. Die Berufsgenossew-
'.chaften verfügten zu derselben Zeit über einen Reserve-
dsiids von 140,1 Millionen Mark. Mmmt man dazu
che Bestände, welche sich in dcn Krankenkassen befinden,
'o erhält man eine Gesamtsumme, welche den Betrag ei-
Uer Milliarde bedeutend übersteigt. Damit ist der Ab-
-chlutz der Anhäusimg von Verniögen bei den Versiche-
siMgsorganen abcr noch nicht erreicht. Man darf voraus-
Aen, datz noch längere Zeit hindurch die Einnahmen der
^ersicherungsanstalten die Ausgaben übersteigen wcrden,
'"Nd die Reservefonds der Berussgenossenschaften werden
Orado vom Iahre 190i1 ab dem neuen llnfallversiche-
fllngsgesetze gemätz, wicder beträchtliche Auffüllungen er-
^ohren. Früher nahm inan vielfach an, dah die Entzieh-
Urig so großer Vermögen ans dem Verkehr die wirtschast-
Zche Entwickclung ungünstig bceiiiflussen würde. Von
"ieser Anschauung ist man jcdoch zurückgekommen und
umsomehr, als nicht bloh dnrch dic Anlegung die-
sts Vermögens inWertpaPieren die vcrschiedenstenZweige
°er Volkswirtschast miticlbar gefördert, soiidern anch un-
.uiiltolbar dnrch die Hergabe von Geldern zu Wohnungs-
iwuten, Beivilligung von Krediten für gemeindliche und
wiidwirlschaitliche Z>wccke u. s. w. bestimmte Thätigkeits-
flebietc cine Begünstigimg ersahrdn. Der großere Teil

bei den Arbeitcrversichermigsorgaiieii angesammelten
Verniögeiisbestandes ist von den Arbeitgebern ailfge-
dracht worden._

Deutsches Reich.

. — Das Schweizer Blatt „Der Bnnd" vergleicht

sif einem Artikel die deutsche nnd die englische Kriegs-
siihrung nnd t'ommk dabei zu dem Schlusse, dah die dent-
'che H e e r e s l e i t n n g in Frankreich sich „in wahr-
Asiik glänzendem Lichte" gezeigt habe, während man das
Verfahren der englischen Heeresleitung gegenübr den
wehrlosen Burenfrauen nnd -Kindern und die „schroffe,
^rutale Abweisung der angebotenen ärztlichen Hilfsexpe-
wtionen aus der Vchweiz und anderen Ländern" nur
wdeln könne. Der „Bund" bemerkt, daß namentlich das
^erhaltcn der deutschen Heeresleitimg gegenüber den
-ü Stratzburg eingeschlossenen iind den Schrecken der Be-
mgerung preisgegebencn Franen und Ksiidern „in der
Aanzcn modernen Kriegsgeschichte als bisher unerreichtss
Veispiel einer humanen Kriegsführnng dastehe." Diese
»'rwauen und Kinder durften bekanntlich von einer Schwei-
ler Hilssmission aus der belagerten Stadt herausgeholt
Weeden. obgleich dadurch die Nebergabe der Stadt in die
sier,-E gerückt wurde. — Man kann bei dieser Gelegen-
swit daran erinnern, datz die Bnren nnter General
Houbert den in Ladysmith belage^ten Eng-
sandern gestatteten, die Frauen und Kinder an einen
dchercn Ort zu bringen.

— Tic prcnßisch-hcsiischc Eisenbahngcmeinschaft zeigt
'lir das letzte Rechmmgsjahr 1900 ein günstiges finanziel-

Stadttheater.

O Heidelberg, 17. Jan.

... „Die Fledcrmciu s" don Johamr Stranß. (Zum Bcnesiz
wr Herrn Regisseur Willp Schneider.)

, Wie immer wurde der stets gern gesehene Gast, dic nnsterb-
Mc „Fledermaus", mit Jubcl empfangen, und den beliebten
stcnestziantcn, Herrn Schneidcr, belohnte ein vollcs Haus für
mne tüchtigen Leistiingen als Darsteller und Regissenr. Sein
Gefängnisdirektor Frank reihte sich den bishcrigen gut durch-
Aeführten Rollen ebenso glücklich an: ein liebenswürdiger Kavalier,
s'ew nur die Sttmme fehlt, nm seincr Aufgabc ganz gerecht zu
werden. Von den vom Vorsahre bekannten Bertretern nnd Ver-
wcterinnen der einzelnen Figuren erfreiite mid amüsierte Fräulein
^oppenhöfer wieder durch ihrc prächtige Adele; auch Herr
w Kcller war wicder ganz am Platze, während Herr Schade
si?ch dieselbe traurigc Figur als Alfred. spiclt. Jst denn
>ur dicsc Rolle wirklich keiu humorvollercr Darsteller zu finden?
nrl Gordon sang die Rosalindc mit viel Verve und guter Laune,
?cun auch nicht immcr mit «biokulek Mongschönheit; anch störteo
w-cis die allm valbetischeu Kebcidcic. Hcir Sorclli smig vnd
svieüe dcn Eillnstetn äußeist fiott und ansvr>'chknd: doch tst süne
Fwja noch gor zu nachlässig, dakcr vielfach nnverslandllch.
,D- Hciiaud gab sich redlich Mühe, den Orlofsky zu ver-
Mdeni, nicht gerade mi! viel Giück; ouch liegt ihr dic Gef«nik-
^auie teiiweise zu hoch. Dic kleinercn Rollen waren cntsprechend
mtzt, mit Ansnahme des Frosch, aus weichem Hr. Fcldner
ZU ebenso übcitricbenc wie witzlose Narrikatu'r wachte Nichts
si- weiter von Komik entseint als eine öde R>ihs oon Kalouern,
tUkn dezu meitztNS die Pointe feblt. — Die „Fledermaus"
an unserer Bühnc aufgeführt wic jcde andere
Lst-ette auch: schlichr nnd recrt, besrndeiS das k-.stere!

wäre e§, wmn man einwal versuckte, daS Werk,

>n m-hr als erner Beziebuna musikaliich iehr
«tzErtvoll ist, mtt elwcs küilftlerischem Ernft einznstndieren S
man z B.ZMusikstücke wtc die Ouve türe oder die reizende
^uutoniiwenmustk im drittcn Akie einer seinen Durcharbeitung
urdrgtk? Und wenn man cine bis lüs Üeiufte Dctail gehcnde

les Bild, trotz des Druckes, welcheu die allgemein eiiige-
tretene wirtschaftliche Stockung bereits ausübte. Der Be-
triebsüberschuß der preutzisch-hessischen Eisenbahngemeiu-
schaft ist gegenüber dem Jahre 1899 mit 663 418 OOOM.
im Jahre 1900 auf 564 218 000 Mark gestiegeu. Auch
der Betriebskoeffizient (das Verhältnis der Betriebs-
eiunahnien zu den Betriebsausgaben) ist, wie die „Zei-
tung des Vereins deutscher Eisenbahnverwattungen" m'it-
teilt, ein günstiger geblieben. Er betrng 1900 59,48.
Ebenso hat stch die Rente auf der bisherigen Höhe ge-
halten (7,17 im Berichtsjahre).

Derltscher Weichstag.

Berlin, 16. Januar.

Abg. Gras Orioia (nat.-lib.) srogt dic Neg-erung, ob und
welcbc Gründc der Eirbringuni deS Gesetzentwurfes betr. d i e
Revisiondes Milttärpensionsacsetzes während dcr
gegenwärliqen Tagung entgegenstehen. Der Redner weist darauf
hin, daß der Krieasminister ieldst dre gcgeuwäitigen Pcnsivnsge-
setze für vicht mehr zcitgemäß crklärt habe, und sagt, er uud scine
Frcunde wcrden nich! eher ruhen. als bis dcn berechtigten
Forderuugcn Genüge geschehm sei.

Die Sitzuug dauert fort.

Sraatssckrerär v Tkiielmenn erkiärt: Die ncuen Miiiiär»
pensionSgesetze strd noch uicht feriig gestelit und uvtcrliegen noch
der Beurteilung d«r zuständigeu Ressorts. Dem Bundesrat ist
noch kein eiuziges dtOcr Gcietze zugegangen; ich bin dcshalb anch
noch »icht ii! dcr Lage seitens der verbündeten Regierungen die
Velsicderung adzugeben, daß die Vorlegung bec Gesetze noch in
dieser Tagmm des Reickstages ru crwarten ist.

Gcneralmajor v. Tippelskrrch führt a»s: Jch bin
in dcr glücklichen Lage, namcns des Kriegsministeriums das
vollständige Einverständnis mit dcn Ausführungcn des Gra-
fen Oriola crkläreu zu könncn, soweit die llnklarheiten, llu-
gleichheiten nnd Ungerechtigkeiten der bestehendeu Pcnsions-
gesetze zur Sprache geürachi tvorden sind. Aber ivegen der nn-
günstigcn Finanzlage dcs Reiches mntzte znm Bedauern des
Kriegsmmistcrinms jetzt von der Vorlage eincs neuen Ge-
sctzcs abgeschen wcrden. Jch kann vorwcg erwähnen, datz in
diesem Gesetzentwurf den Wünschen dcs Fnterpellanten znm
gröhtcn Teile entsprochcn ist.

Anf Antrag des Prinzcn S ch ö n a i ch-C a r o l a i h bc-
ginnt die Besprechung der Jntcrpcllation.

Abg. Eickhoff (freis. Bolksp.) bemcrkt, dah auch serne
Partci einc Revision der Militärpensionsgesctze für dringlich
halte. Man sollte den Zolltarif so langc ablehncn, bis die
Reformgesetze eingebracht scicn.

Abg. Oertel (kons.) sührt ans, die letztc Drohung des
Vorredners sei etwas an den Haaren herbeigezogen. Anch die
Konscrvatiben haltcn cinc Revision für dringend. Höchst
übcrraschcnd warcn dic beiden Anrworten vom Regierungstisch.
Man konnte bemerken, datz das Herz dcs Vcrtretcrs des
Kricgsminifteriums in diescr Frage wärmer ist, als dasjenige
des Staatssekretärs v. Thielmann. Letztcrer ist anch kein Io-
seph, sonst hätte er die nun eingetretenen sicben magercn Jahre
voransgesehen.

Abg. Singcr (Soz.) erklärt, die Sozialdenwkpaten
wünschien cirrc aiisrcichcndc Pensionicrnng dcr Jnvaltdem
die Kosten mützten aber von dcn reicheren Klassen getragen wer-
den. Die ärmeren Klassen hätten genug an der Blutsteucr
zn tragen, die der Militarismus von ihnen vcrlange. Die
Starrköpfigkeit der Finanzverwaltung mützte gebrochen wer-
den.

.. Staatssekretär v. Thielmann sagi, Starrköpfigteit ist
sür cine Finanzverwaltung das größte Lob. Wcnn die ncuen
Pensionsgesetze auch inncrhalb der Militärverwaltung fertig
gestellt sind, so sind sie es doch noch nicht ümerhalb dcr Marine-
imd Kolonialverwaltnng. Zwrschen dem Kriegsministerium
nnd der Finanzverwaltnng bestehen keine crhcblichcn Differenz-

Ausarbeiturg der zum qroßen Tei! ganr bsivormgend schönen
Enscmblesätzc vornähme? Das wä:e e'.ue Aufgahe, die gerade
für eine kleine Bübne geschofsin uud lohncnd wSre, lohnen-
der viellcickt wie die Einstndierung großer Aukstattnngsovern
ä I.a „Jüdin" oder eines fnr unsere Kröftc uncrreichboren Me st r-
wcikes wic „Fidel'o". O. 8.

Kkavlemöend von Karl Ariedöerg.

(l) Hcidelberg, 17. Jan.

Nach dcr Hochflut von Qrchcstcrkonzertcn war es keine nn-
angenchme Abwechselmig, eimnal einem Klavierabcnd bei-
znwohnen. Jn eincr größcrcn Anzahl Klavierkomposirionen
der verschiedenstcn Meistcr stcllte sich Herr Karl F r i e d b e rg
als bedeutender Virtuose vor, dcsscn Technik den höchsten An-
forderungen gerccht tvird, wic anch als gediegener, fein gebil-
dcter Musiker.

Äls erste Nummcr brachte cr Präludinm und Fuge, A-moll,
von Bach-Liszt, vornchm in dcr Auffassung, markig und dabci
fein abgetönt in dcr Ausführung. Becthovens 32 Variationen
in C-moll, die man rm Konzertsaal seltencr hört, gab cr fein
phrasiert, ebenso die 8ovits oarsstsriktigus op. 81s desselben
Meisters. Dann folgtcn nach einer kleinen Pause die L-ym-
phonischen Etüden op. 13 von Schumann, wohl die schwierigste
und bedentcndste Leistung des Abends. Friedbergs markiger,
stcts klangvoller Anschlag, seine vornehme Auffassung, sein
hohcs mnsikalrsches und virtuoses Können, zeigten sich bei die-
sen Etüdcn im bestcn Licht. Es warcn fein nusgearbcitete
Stimmungsbilder, die man da zn hören bekam. Würdig
reihte sich Chopin an mit vicr Nmnmern, besondcrs hervorge-
hobcn sei die As-dur-Ballade. Liszt's Dsux tolists, Hs
improwptii und die sehr schwierige Virtuosen-Etüde Cam-
varella, mit großer Fertigkcit vorgetragen bildeten den Schlutz.
Frredberg verfngt autzerdcnr über ein rreues Gedächtnis, das
rhn keinen Augcnblick im Stiche lätzt. Das nicht sehr zahlrcich
erfchienene Pnblikum spendetc lebhaften imd andanernden
Beifcill. E. B.

punkte, es schtveben abcr noch Differenzen ztvischen der Finanz-
und der Marincvertvaltung.

Abg. Lenzmann (freis. Volksp.) beklagt gleichfalls die
Starrköpfigkeit der Finanzvertoaltung und wnnscht, daß rnan
mit der Pensronrcrung höherer Offiziere weniger freigebig
sei. Ein kommandiercnder General bkauche doch dcshalb nicht
pensioniert zu werden, wcil in seincm Arnreekorps einige Men-
suren vorgekommen scien.

Abg. Blödau (b. k .Fraktion) weist besonders auf den
Einflutz der Pensionierungsfrage für die Unteroffiziere hin.

Abg. Cahenslh (Zentr.) wünscht, datz bei der Reform
zunächst die untercn Chargen berücksichtigt Iverdcn.

Abg. Werner (Reformp.) schlietzt sich dem Vorredner
an nnd befürwortct tveiter die Neuregelung der AnstellungS-
vcrhältnisse der Militäranwärter.

Abg. Oertel (kons.) bctont nochmals, datz seine Parter
für die Notwendigkeit sci, für die Reform des MilitärpensionZ-
gesctzes einzutreten.

Nach lveiteren Bemcrkungen dcs Staatssekretärs Thiel-
manrr sprechen rroch die Abgg. Graf Oriola, Herm nnd Blödau.
Hierauf tvird das Haus vertagt.

Morgen 1 Uhr: 1. und 2. Lesung des Gesetzcntwurfs über
dic Verlegung dcr westdeurschen Grenze Jnterpellation Mb--
recht.

Schlutz Uhr.

86. Karlöruhe, 16. Jan. Verschledene Zeitungerr
(auch badische) haben mit Verflcherungsgesellschaften eiw
Abkommen getroffen, wonach den Hinterbliebenen ihrrr
Abonnenten für dcn Fall des Todes der letzteren durck
einen Unfall eine bestimmte Summe ausgezahlt werdeu
sollte. Jn Preußen sind nun Behörden, der „Rh. Westsi
Ztg." zufolge, darauf hingewiesen worden, daß derartige
Unfallversicherungen durch Z 108 des neuen Reichsge-
setzcs über die privaten Vcrstcherungsuntcrnehmungen
fortan verboten und strafbar sind.

Kadifcher Landtag.

80. Karlsruhe, 16. Jan. (22. Sitzuug der
2. Kammer.) Prästdent Gönner eröffnet die Sitzuna
um V-10 Uhr.

Eingegangen: Eingaben aus Wcinheim um Versctzung
in cine andere Ortsklasse des Wohnuugsgeldtarifs, auL
Karlsruhe um Verstaatlichung'der Ortsbankontrolleurstellen,
aus Rastatt um Erhöhung dcr Preise für Bahngeländeab-
tretung, ferner cine Petit on der bad. Güterbcstättcr um
Bcsserstellung.

Die Kommisston für dcn Gesetzentwurf betr. dew
Wohnungsgeldtarif hat flch gebildet und den Abg. Dr.
Binz (nat.-Iib.) zum Vorsitzenden, den Abg. Fehrenbach
(Zentr.) zum Berichterstatter bestellt.

Die Beratung über das Finanzgesetz und über die
Jntcrpellation bctr. den Zolltarif wird fortgesetzt.

Es sprachen zmiächst dic Abgg. Hug und Schülcr vom
Zcntrum. Sehr richtig bcmerkte Schüler, kier im Landtag handle
es sich bei Besprechung der Frage ja bloß um akademtsche Er->
örterungen, sie gehörte eigentlich in den ROchstag. Da daS
lcsende Publikum an den ReichstagSverhandlungcn darüber gerade
genug hat, so seien dic Ausführungen, die tm Landtag über die
Zolltariffrage gemacht wurden, nur kurz angcdeulet. Betde
Zentrumsabgeordnetc sprachen im Sinne des SchutzzolleS und
eines erhöbten Schutzes dcr Landwtrtschaft.

Auch der iiberalc Abgcordneie Neuwirth trat dafiir ein,
indem er sicki spezrell aegen Mnser wendete.

Theater- und Kuristriachrichen.

Heidelberg 17. Jauuar. „Krieg tm Frieden". daS
luftige Soldatenstück, hat in der diesjährigen Besctzung und Auf-
führung ganz besonders gefalleu und fo wird es gewiß allgc-
meincm Jnteresse begsgncn, wenu auch die nicht minder ge-
lungene Fortsetzung von „Krteg im Friedcn", der fünfakttge
Schwank „Reif-Retflingcn" von G. v. Moser, wieder im
R pertoire crscheint. Um den bekannten origtnellen Titclhelden —
von Hcrrn Rudo'ph dargestellt — gruppieren stch dic alten Be-
kannten aus dem ersten Stückc und etnige neue, besondcrS
glücklich crdachte Figuren. Die Hauptrolleu des Schwankes. der
Sonntag en unserem Theater gegcben wird, werdcn darge-
stellt von den Damen Jelly, Jungmann, Kögl, Müller, Milde»
Schönbcrg, Schröter, Weiß und den Herrcn Bervou, Brandt.
Großmann Lassen, Rose, Nudoiph, Schneider, Wiegner und
Winter. Die Vorstcüung findei im laufcnden Abonnement statt.

Böcklin's Gro«.

Böcklin (gestorben 16. Jan. 190 l) witterte eine ihm antipa-
thische Vornehmthuerei darin, wenn man ihn Boecklin (oe statt
ö) schrieb. Aus solchem Anlafle richtete er einmal an einen be-
kanntcn deutschcn Kunflschriftsteller folgende Verse:

Warum auch Jhr mich „Boecklin" schreibt,

Das seh' ich wirklich nimmer cin.

Sollt's gar uach Beispie! „Goethe" sein?

Ei! was man doch für Unfug treibt!

Für so was bin ich nicht zu habm.

Zch iode mir, was lebt und leibt:

Ein brovsr Bock bat brave Gaben,

Und ouch ein Böckiein nicht crstaunt,

Wcnn's rings centauert oder faunt.

Beschnupprrt seinesgleichcn gern,

Darum, ihr znnperlichen Heirn
Und ünch ,hr de'.ikatm Damm —

Bo—eckelt mir nicht meinm Namm i
 
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