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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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44. Jahrgang. — ssr. 3

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Anzeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeilc 40 Pfg. Fiir hiestge Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelbcrger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

SamÄag, 4. Janmir 1902.

Erstes Blatt.

Kngland und Aeutschtand.

London, 2. Januar.

Ter Feldzug der englischeu Presse zu Gunsteu einer
englisch-rnssischcn Berständignng tritt jetzt in eine neue
Phase; man scheut sich nicht mehr, die Bereitwilligkeit
auszusprechen, sehr wichtige Zugeständnisse als Zah-
lung für die erstrebte Freundschast des Zarenreiches zu
machen. Eiire Art von Uebersicht über alle in Frage
kommenden Gesichtspunkte bietet ein ziemlich umfangrei-
cher Aufsatz, den die „Fortninghtly Review" in ihrer
Januarausgabe verösfentlicht und der den bezeichnetcn
Titel führt: Rußland, Deutschland und Grotzbritannien,
eine Warnung und eine Moral!

Der Verfasser sagt, datz Deutschland seine gegen-
wärtige Machtstellung in Europa lediglich dem weit-
herzigsten machiavellistischen Prinzip in der Staatskunst
zu danken habe, datz die Vergewaltigung der
Elbherzogtümer den Beginn und der Raub von Kiaut-
schou die letzte Etappe jener skrupellosen Freibeuter-
politik gebildet habe. Der Boxeraufstand fei denn auch
die unmittelbare Folge des deutscheir Eingriffs gewesen.
Seit dem französischen Kriege gäbe es in dem Vaterlande
von Goethe, Schiller und Hegel nur noch die Gottheiten
Mars und Mammon, und aus Studenten, Jdealisten und
Philosophen hätten die Deutschen sich zu Soldaten, Händ-
lern und Jobbern entwickelt. Es folgen dann eine ganze
Reihe von Schimpfereien gegen den deutschen Na-
tionalcharakter und daran schlietzt sich die Be-
hauptung, daß die Stelluug der deutschen Nation zum
Transvaaltriege durchautz nicht der leidenschaftlichen
Ausbruch eiuer spontaneu Erregung sei, sondern seit
dem t'aiserlichen Telegramm an Krüger, das ein staats-
männischer Akt von vorbcdachter Absichtlichkeit gewesen,
bis heute, verfolge die Nfrikapolitik Deutschlands ganz
zielbewutzt den Plan, England, wo immer dics möglich,
Schaden (!) zuzufügen.

Tagegen stände für Eugland wie für Rußland iu ei-
neni Hand-in-Hckndgchen, wo immer man es anfasse,
und nach welcher Seite man blicke, nur gegenseitiger Nu-
yen uud polikischer uud wirtschaftlicher Erfolg in Aus-
sicht. Großbritannien habe in China überhaupt nicht so
viel politisches Jnteresse wie dis Russophoben, die vom
Koirtinent instruiert seieu/glauben zu machen nicht müde
würden. Eine russische Präponderanz in Persien, in
Konstantinopcl und in Ostafien würde für den britischen
Handel den größten Vorteil ergeben und dem Politischen
Prestige Englandtz nicht einen Deut schaden. Was
Rutzland aber jetzt hauptsächlich braucht, sei Kapital uud
wcnn inan die unabsehbaren Aussichten ins Ange fasse,
Lie Kleinasien und der gauze nähere Osten und serner
Sibirien dem überflüssigen Kapitale Englauds böten,
fo wäre die Rechnung sehr leicht zu überschauen. L>o
dürfe man auch sich incht durch die angeblich von der in-
dischen Regierung^ in London erhobenen Einwendungen
beirren lassen. Loviel man auch immer von „Greater
Britain" schwatze, es dürfe doch unter keinen Umständen
die Vorstelluug in die Praxis umgesetzt werden, als
könnte die Reichspolitik von irgcndwoandcrs her als
von London geleitet werden. Die Thatsache stehe fest,
datz Nußland die beiden besten Chancen, England in den
Rücken zu faüen, nämlich beim indischen Meutereiseld-
Zug uud während des südafrikanischen KriegeS nicht be-
nutzr habe. Es stehe feruer uiizweifelhaft fest, daß Ruß-
land während der letzten sechs Jahre zweimal sich

Wom Keideköerger Kunstverein.

(Eing esan dt.)

dcn letztcn Wochen wurde der Jahresbcricht dcs
Hcidelberger Kunstvcreins für das Jahr 1900
ausgegcbcn. Er behaudelt an erster Stelle ein Mißverhältnis
ztvischen der Tcilnahme des Publiknms, welche schwächcr als
in den vorausgegangencn Jahren gcwescn sci, und dcn Be-
mühnngcn des Bereins, der doch besonders zahlreiche, größcre
Sonderaussicllungen vcranstaltet habe. Es sind sodann in
der That nicht wenigcr als 23 Sonderausstellungen aufgczählt.
Aber Zahl nnd llmfang von Ausstcllungcn beweisen glück-
lichcrweise iwch nichts fiir dic künstlerische Bewcrtung der-
selben nnd so will es nicht vicl besagen, wenn neben ciner
überwältigender Akasse herzlicher Mittclmäßigkcit nnd trost-
loscr Minder- und Ilntcrwcrtigtcit auch einige gute Namen,
wie etwa Roßmann, Volimann, Schlütcr u. a. genannt wer-
den. Dcr Krmstverein, dessen Verdienste ich gern und freudig
anerkcnnc, soll durch Vorstehendcs in kciner Weise getadelt
wcrdcn, dcnn seine Mittel erlanben ihm vermutlich keine
größercn Anstrengungen, wohl aber darf er dann auch nicht
über die Teilnahmslosigkcit des Publikums klagen. Jmmerhin
besreht dic Frage, ob die bescheidcnen Mittel des Vereincs
unter glcichzeiriger^ Hebung dcr Teilnahme des Publikums
nichr docki noch besser sich anlegcn liehcn, und ich bin sehr
geneigr, die Frage zu bejahen. Der Hcidelbcrger .Kunstverein
ist im Gegcnsatz zu ähulicheu Vercineu zahlrcicher andercr
Städte das ganze Jahr hindurch geöffnet, obgleich der Besuch
sciner Ausstcllungen in dcn Sommermonaten, bcsonders zur
Zcir der großen Ferien, nur ganz schwach ist, trotz dcs gleich-
Zeitigen Fremdenzuflnsses. Auch glaube ich beobachtet zu
haben, daß den Sommcr über seltcn etwas Bedeutendes aus-
gestcllt ist. Würde cs sich dahcr nicht empfehlcn, den Kunstverein
im Sommer zu schließen und das dadurch crsparte Geld für
die Ausstellung nur guter, auck, wirklich sehenswerter und
lchrrcicher Werke während des Winters zn verwenden? Durch

geweigert hcibe, Deutschland bei Feindselig-
keiten gegen uns znr Seite zu stehen. (!) So sei
für jeden unbefangenen Sinn die Frage, was England
fromme, ohne Mühe zu beantworten. Man werde dem
Vaterlande politisch und wirtschastlich den größten Nutzen
schaffen, wenn man mit Rußland Freundschaft schließe
nnd ihm helfe, Kleinasien, Syrien, Persien und die Mant-
schurei mit ihren nnübersehbaren Schätzen zur Eistwick-
Inng zu bringen.

Man sieht aus diesem dialektischen Sermon den
Geist des alten Gladstone in allen Farben spielen. Der
tiefeingewurzelte Haß des radikalen Doktrinärs gegen
die schöpferische Politik des Begründers des deutschen
Reiches, die vollkommene Unfähigkeit, das Wesen und
die Bedürfnisse der deutschen Potitik zu verstehen und
nicht znletzt die bei den AichLngern der Gladstoneschen
Observanz stets latent gewesene Himieignng für Frank-
reich bilden die Grundsnbstanz dieses Desstllats.

Per erste ^rästdent der Wepuökik Kuöa.

Ein Neivyorker Telegramm hat die Wahl Tomas
Estrada Palmas zum Präsidenten der kuba-
nischen R e P n b l i k gemetdet. Die Wahl erfolgte
der nenen Verfassimg gemäß in zwei Abteilungen. Der
Präsident wird am 24. Febrnar d. I., dem Jahrestage
der Gründnng der revolutionären antispanischen Repu-
blik sein Amt antreten, an diesem Tage wird die neue Re-
publik ihr Daseiii förmlich begimien. Bis zur Stunde
liegt, nach der „Köln. Ztg.", dafür kein Hindernis vor,
da Palma der Regierung der Vereinigten Staaten ge-
nehm ist. Palma ist im Jahre 1836 im östlichen Cuba
geboren nnd besaß große Ländereien in Bayamo. Er
ivar Vorsitzender dcr Revolntionsregierung im Jahre
1873, wurde nach Spanien abgeführt nnd dort bis zum
Jahre 1879 gefangen gehalten, wo er nach den Vereinig-
ten Staaten kam. SpäLer ging er nach Hondnras, kehrte
aber nach den Vereinigten Staaten znrück und errichtete
eine Unterrichtsanstalt für Cubaner im Staate New-
york. Während des letzten Anfstandes war er bekannt-
lich das Haupt der ciibanischen Junta in der Union und
wirtte von dort aus in Gemeinfchaft mit Gomez, mit dein
ihn eine warme Freundschaft verbindet. Gomez, der
felbst gistc Aussichten für die Präsidentschaft hatte, hatte
Palnia bewogen, sich um das Amt zu bewerben und feine
Bewerbung warm unterstützt. Beide vertreten die Par-
tei der „Nationalisten", von der man in Amerika an-
nimmt, daß sie die Angliederung Cubas an die Verelnig-
ten Staaten als das natürliche Ende der ganzen Bewe-
giing der letzten Jahre betrachteten, aber so, daß zunächst
eine Zeit der Selbstregierung voransgehen müsse, damit
das ersehnte Ziel Cnba Libre wenigstens einmal That-
snche gewesen sei. Ob Palma jetzt noch diese Politik ver-
folgen wird, ist vielleicht fraglich. Sein Mitbewerber
war Bartolome M a f o, ein Gegner der amerlkanischen
Militärverwaltung, fiir den wahrscheinlich die Mehr-
zahl der Neger eingetreten ist, weil sie von einer Vev-
bindung mit den Vereinigtcn Staaten init Recht nichts
Gutes für sich erhoffen.

Itakien und Irankreich

Ein römischer Gewährsnmnn der „Pol. Korresp."
bezeichnet die Mittelmeer-Vcrcinblirungcn zwifchen I t a-
lien und Frantreich als die mittelbare Frncht

ein straffes Zusammenhalten scmcr Mittel und Kräfte, durch
strenge Zurücklveisung aller süßlichcn uud 'störenden Nichtig-
keiten, welche das ivahrhaft Gute iu seincr Wirknng nnr be-
eintrüchtigen, wenn sie eS nicht völlig erdrücken, käme in die
Knnstvereins-llnternchmungcn auch ein frischer Zng, der nicht
vcrfehlcn würdc, die bcklagte und beklagenswerte GleichgWig-
keit des Publikums aufzurntieln und sie in lebhafte Teilnahme
zu berwandeln. Jch verhehle mir nicht, daß dcr Heidelbcrger
Knnstverein cine schwere Aufgabe zu lösen hat, wenn er
Künstler von Rnf nnd Bedcutnng bewcgen soll, ihre Wcrke
in ciner im ganzen und grotzen doch wenig kanfkräftigen und
— in Bezng anf Knnstwerke — kanflustigen Stadt wie Hei-
dclberg sie nnn einmal ist, zur Ansstellung zn bringen, aber
es wäre schon nncndlich viel gcwonnen, wenn vorerst nnr
eiumal dcm Sckmnd dic Thors vcrschlossen Ivürden, damit
das vorhandene Bcdeutsame und Wertvolle auch wirklich zur
Geltnng käme.

Anf dem Gebicte der Knnst wird in Heidelberg viel
und tüchtig gearbeitet. Jch verweise anf Herrn Wolfrum
als Excmpel. Was abcr Herr Wolfrum im Laufe dcr Jahre
in der Mnsik znwege gebracht hat, das kann der weittragende
Name dcs Herrn Geh. Hofrats Thode, dcs crsten Vorstandes
des Kunstvereins anch für die bildende Krmst erreichen, darüber
kann kein Zweisek herrschcn und der Anfang zum Besseren
müßte gemackst werden nach dem Grnndsatze: Wenig, aber gut.

llntcr den zur Verkosung bestimmten Bildern, welche
bor Weihnachten ausgestellt warcn, befanden sich auch zwei
Künstlcrstcindrnckc, Katl Bieses prächtiges „Hünengrab" und
Hans von Volkrnanns nicht gerade glückliches Bild „Der
Rhcin bci Bingen". Der hohe künstlerische Wert dieser Stein-
zeichnungen besteht nun ncben andercn Vorzngen in einer
ganz eigenartig schönen, satten und kräftigen Farbenwirkung,
welche nichts gcmcin hat mit dem rohen, hählichen Glanz dcs
gewöhnlichcn Farbendrncks. Doch was crlcbte ich im Knnst-
vcrein? Jch traute mcinen Angen nicht, als ich sah, wie die
beiden Bilder einträchtiglich in eincm gleichmäßig starken
Glanze aufdringlich erstrahlten, so daß es, wie man sich auch

der zwischen England und Frankreich über das Hinter-
land von Tripolis getroffenen Abmachungen, wobei Jta->
lien eine angemessene Berücksichtigung vermißt habe. Die
englischen Beschwichtigungen hätten in Rom nicht übe»
zeugt, und schon Visconti Venosta habe eine Verständi-
gnng mit Frankreich angebahnt aufgrund der Zugeständ-
nisse Jtaliens bezüglich der Zukunft Marokkos. Mini-
ster Prinetti habe die Verständigung nur öffentlich be-
kannt gegeben in einer vorher mit der französischen Re-
gierung vereinbarten Form. Diese Darstellung lasse
erkennen daß der Dreibund dadurch nicht berührt werde.
Es handle sich um Schntz für besondere Jnteressen, den
Jtalien nicht aus dem Bündnisverhältnis schöpfen könne,
sondern durch eigene Vorkehrungen schaffen müsfe.

Deutsches Reich.

— Dnrch eine Verfügnng des Reichskanzlers wirlK
für den Landessiskus von Dcutsch-Ostafrika ein Vorbe-
halt zur ausschließlichen Aufsuchung und Gewinnung voir
Kohlen im Nordwesten des Nyassasees geschaffm.

— Die Chinadenkmünze von Stahl (süv
solche Nichtkombattanten, die Deutschland nicht verlasserr
haben) ist an zahlreiche Beamte und Unterbeamte der
Reichspostverwaltnng vesrhiehen worden.

— Den bisherigen Bestimmungen gemäß wird>
Prinz Eitel Frrcdrich im Sommersemester dieUnive r-
sitätVonn beziehen und dört in der Villa König ge-
meinschafüich mit dem Kronprinzen in den schoir
hergerichteten Räumen Wohnung nehmen.

— Jm Hinblick auf die Differenzen zwischeir
Venezuela und Deutschland interessiert die Feststellun^
daß die venezolanische Köiegsflvtte nur drei Kriegs«
fahrzeuge zählt. Die in den dortigen Gewässern be-
findliche deutsche Marinemacht zählt mit Einschluß der
noch unterwegs besindlichen „Gäzelle" ,füns Schisfe,
mit zusammen 1770 Mann Besatzung.

—< Wie man hört, soll sich in dem Verband der
Postassistentcn eine SPaltung vorbereiten. Es wird
beroits mit dem Ausscheiden einer grötzeren Zahl voir
Mitgliedern ans dem Verbande gerechnet.

Bade«.

116 Karlsru h e, 2. Jan. Die Eisenbahnuitsälle
anf nnseren Badischen Bahnen im Jahre 1900 werden
zwar im Jahresbericht dor Generaldirektion gebucht,
allein so summarisch, daß die Abgeordneten, welche sich
mit dieser Auskunst begnngen wollten ,keinerlei Kontrolle
besitzen würden. Die entsetzliche Katastrophe vom 7. Ok-
tober vor dem Karlsthor in Heidelberg wird als solchs
gar nicht erwähnt, man erfährt daher weder die Ursache,
noch die Tragweite derselben, nicht einmal was dieselbe
an Entschädignngen gekostet bat. Auch die Angaben übev
die Verunglückungen vom Dienstpersonal bedürfen drin-
gend näherer Aufklärnng. Sind doch nicht weniger als
27 Bedienstete getötet nnd 67 verletzt worden. Ungemein
aufsällig ist, daß von diesen ein Einziger ohne eigenes
Verschulden bei der Ansübnng des Menstes ums Leben
gekommen ist nnd zehn verletzt worden sind. Wie ver«
hält es sich z. B. mit den beklagenswerten Schaffnern,
welche vom Trittbrett gefallen oder geschleudert worden
sind? Wie mit den Rangierern, die zwischen die Puf-
fer geraten sind? Diese beiden Kategorien sind um so
beachtenswerter, als dieseOpfer durch die Einführung der
Bahnsteigsperre nnd der automatischcn Selbstverkoppe-

stellen mochtc, fast unmöglich war, die Bilder anzusehen: Die
natürliche Frischc, der zarle Farbenton der Künstlersteinzeich--
nungen ivarcn offenbar ans llnwissenheit mit einem abscheu-
lichen Firuis gewaltsam vernichtct worden.

Ganz Aehnliches habe ich iibrigcns im letzten Sommer
beobachtet. Da nnd dort in den Anslagen der Bitderein--
rahmungsgeschäfte konntc man sehen, wie dcr schöne Bismarck-
töpf von Lenbach, dcr vom „Jugend"-Verlag verbreitel wurde»
mit dem gleichen Firnis mißhandelt war. Natürlich glaubte der
Bildcreinrahmer, das Bild mit dem Glanze zn verschönernl
Aber im Kunstvereinl

,— Am Stammtisch. „Wie gefällt Jhncn denn der junge
Fischer? — „Na, cr ist das Ebenbild der Muttcr!" — „Wie
mcinen Sie das?" — „Me vierzehn Tage ein neues Mäd-
chen."

— Darum. Tante (im Zoologischen Garten, zum kleinen
Karl): „Karl, warnm hast du dich denn gar so gefreut, einmal
ein Kameel zu sehen?" — Karl: „Weil Mama immer zum
Papa „Kameel" sagt."_

Wahrheit hat ein redend Leben,

Dessen Kraft kein Witz ersann.

Was das Herz hat eingegeben,

Hat kein Heuchler nachgethan. (Haller.)

Muttersprache, Mutterlaut!

Wie so womresam, so traut!

Gutes Wort, das mir erschallet,

Süßes erstcs Liebeswort,

Erster Ton, den ich gelallet,

Klingest cwig in mir fort. (S chen kendorf.)
 
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