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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0926
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dcn Tagen, an denen d'e Militärdienstgebäude und
Festungswerke zu flaggen haben, ist der Geburtstag des
KronpriMn hinzug-treten.

— Zu der osfiziösen Mitteiluug, datz im Rcichsschatz-
amt nuu doch noch die Veruehmung von Zuckerinteres-
senten über die Briisseler Konventiou und die Zuckersteuer
staltsiudct, bemert't die agrarische „Deutsche Tagesztg."
triumphierend: „Nlso doch noch. Bishcr stand die Re-
gierung auf dem Standpunkt, daß es in der Zuckerfrage
nichs mchr aufzukläreu gebe."

Ausland.

Holland.

Rotterdam, 14. Mai. Wenn auch nnumehr
durch die Abreise Louis Bothas lind Wessels, eines Untcr-
kommandanlcn von de Wet, alis Harrismith sestsleht,
daß dic B e r s g m m I u u g in Vereenigung thatsnchlich
morgen st a t t f i n d e t, glaubt man in hiesigen Bureu-
kreiseu doch nach wie vor, dasz der Stand dcr Burensache
keineswegs zu uubedingtem ötachgebeu berechtigen würde.
Falls aber wirklich gute Anssicht aus das Zustandckoni-
men des Friedens bestünde, daun müszten — so meint
man hier — die Eugländer weitgehende Koiizessionen
gemacht haben, soust würde mau es für unmöglich halten,
daß Steijn, de Wet, Botha nud Delareh sür die Waffen-
streckiing zu haben wären. Soviel weiß man jedoch hier,
daß die Burenführer jedeufalls eineu bestimniteu (even-
tuell gch-antierteu) Terniin für die Einführiiiig der
Selbstverwaltung und die feste Zusicherung eincr allge-
meinen Anmestie für die Rehellen verlangen werden. Im.
Laufe dieser Woche wird eiu ueuer Bericht des Generals
I. C. Smilts (Staatsprokurator vou Trausvaal) crschei-
n.m über dcsseu Opcrationen in der Kapkolonie. Wie
dcr Berliner „Lokalanzeiger" erfährt, beschreibt der Ge-
neral iu diesem Berichte die Lage der Koinmaudos von
der Eiiinahme Pretorias im Iüni 1900 ab bis auf den
Tag der Vollendung des Berichtes im Jaunar 1902,
um uachziimeisen, daß die allgemeiue Lage der Kommau-
dos durchaus günstigcr und ihre Aussichteii hoffnlliigs-
voller seien als iu der^zweiten Hälfte des Iahres 1900.

England.

L o n d o u, 13. Mai. Nach einer Meldiing der
„Dailp Pkail" aus Kiiigstou auf Jamaika, sagte in der
gesetzgebenden Versammlung der Kolonialsekretär Oli-
vier gestern, es sei wabrscheinlich, daß Englaud infolgc
der verschiedeneu Katastrophen St. Vincent ausgebeii und
die Bevölkerung nach Guyana, Trinidad und Jamaika
überführen werdc. Olivier bemerkt serncr, daß er,
als er als Sekretär der Zuckerkomlnissiou die Autillen
besuchte, das Volk von St. Vincent furchtbar verarmt
gefundeu habc. Seitdem habe ciu Orkan stattgefnu-
dcn, iniolge dessen die euglische Regieruug große Kosten
gehabt babe, uni das Volk am Lebeu zu erhaltcu; nuu
sei das Vulkauunglück eiugetreten. Olivier glaubt, die
englische Rcgierung werde den Kampf gegen das Schick-
sal aiiigeben! Die Lage auf St. Vincent verbirgt sich hiu-
ter einem Wall von Feuer. Die F-lüsse sind durch Lava
verunreiiiigt uud dic Menscheu sterben vor Durst.

RnUand.

-.Schwcizer Blättern ging aus Rußland von zuver-

lässiger Seite folgende tltachricht zu: Der Minister des
Juneru v o n P leh w e (Nachfolger des getöteten
Ssipjagin) habe einc geheime Verordiiuug erlassen, wo-
rin befohleu wird, iu allen Städten bei Post- und Tele-
graphenbureaus s chwarze Kabincte zu errich-
ten; alle aus dem Auslaud sowie aus Petersburg kom-
menden Bricfe seieu zu öffnen und zu lescn.

Schwcdcn.

Stockhol ni, 13. Mcii. Die Bchördeu ordnetcn
angesichls des bevorstcheiiden A ns st a n d c s die Ab-
sperrnng einigcr innerer Stadtteilc au; ferner wnrdc
dem Piibliknm der Aufeuthalt nnmittelbar an der Ab-
sperrungsgrenze nntersagt. Fu einer zahlreich besuchten
Arbeirerversammlung ert'lärte der sozialistische Reichs-
tagsabgcordnete Braiiting, die Stimmung des Reichs-
tages trage das Gepräge dcr Unsicherheit nnd Ratlosig-
kcit. Auf die Frage, ob sich die Auwesendcn au dem
Ausstande betciligen wollen, erscholl eiu lantes Ja! Rleh-
rere Redner forderten die Arbeiter zur Ruhe und Ord-
iiung auf. In Upsala beschlosseu die Arbeiter, die Arbeit
drei Tage einznstellen, auch dic Bäckcr werden sich au-

Kraushaar, das sich doch immer wieder herdorstahl und ihr tief
in dic Stirn hing.

„Komml" hcrrschtc Reincr sie an. „Es wird Zrit."

„Es wär' schon längst Zeir gewesen."

„Warum sprichst du denn nichts?" fragtc er, als sic einc
Strccke in den Wald hinein gcgangen Ivaren.

„Jch wüßt' nicht, was ich reden solltl"

„Ah so — wenn sich's um Lügen handelt, da fällt dir inimer
allerlei cin."

„Um Lügen?"

„Ja^ war die Geschichte üon der Münzc etwa nicht
crlogen?"

„Wcnn ciner so eifersüchtig ist, wie du, gctraut man sich
schon das Unschuldigste nicht zu sagcn!"

„Gieb dic Münze her!"

„Warum?"

„Wcil du sie nicht um den Hals tragen sollst!"

„Ta kann ich sie ja im Schrank aufhebcn."

„Nein! Du sollst mir das Ding gcben und jetzt glcich auf
der Stclle!"

„W'enn ich will!"

„Du muszt!"

„Fällt mir ja gar nicht ein. Befehlen laß ich mir bon
kcinemA

„Gertrud!"

„Was denn?"

„Ein slammendcr Blitz hüllt den Wald in schwefelgelbes
Licht und zeigte Just das hübsche, trotzige Gesicht sciner jüngen
Frau.

„Mach mich nicht rasendl"

„Ha, ha, hal Als ob ich mich vor dir fürchtetel Du
hast zuviel gctrunken. Schäme dich! Dcr Herr Oberförster
wird hcute 'ne gute Mcinung von dir gekricgt haben."

Tas hieß Rcincr an der empfindlichsten Stellc fassen.

„Wcnn cr wüßte, wie's in mir ausschaut —"

„Und wenn cr wüßte, daß du gar keine Ursache hast,
dich wie cin Vcrrückter anzustellen —"

„Fst's wirklich so, dann gieb dic Münze her!"

„Ncin. Sic ist was bcsondercs und ich will sie bchalten."

»MS Andenken, nicht wahr?."

j schließeii. Jii Mnlmö erschcincir voii morgen ab während
des Ausstnndes keine Zcitungen. Tie Restaurationcn
nnd Llnsfees wurdcn bis auf Wcitcres geschlossen. Dic
Arbeiter der Stnntsbnhnwcrkstättcn in Malmö schließcn
sich dem Ausstaiide nn.-

Amerikii.

— Der Präsident der nordamerikanischen Vereinigung
der Reisenden sagte vor der Kommission der Bundesregierung
aus, daß infolge der verschiedenen Trustbildungen 35 0 00
Reisende ihre Stelle verloren und 25000 in
ihrem Gehalt herabgesetzt wurden. Er schätzt den Verlust,
den die Reisenden erlitten, in einem Jahre auf 240 Mill. M.
und den der Hotels, die sie besuchten, auf 80 Mill. M.
in einem Jahr.

Aus Stadt und Land.

Maunhcim, 14. Mai. lS t ä d t i s ch c s.) Obcrbürgcr-
meister Bcck hat deu Mitgliedcru dcs Stadtverorduetcnkollc-
giums eiue Darstcllung über dic E i u u a h m e n und Aus -
gaben aus der östlichen Stadrerwciterung zugehcu lasscn,
aus welcher hervorgcht, daß die sämtlicheu auf dicscs llntcr-
uehmen verweudctcu Summcn nicht uur vollständig durch dic
aus dcm ncuen Stadttcilc geflosscucn Einuahmcn gedcckt, son-
dern außerdcm bercits Millioucn der Stadtkassc als Rcin-
cinuahmc zu Gutc gctommcn sind und daraus noch vicl crheb-
lichere Betrügc in Zukunft der Stadigemeinde zufließcu wcrdcn.
Für Hcrstcllung dcr Straßcn in dcm neucn Staditcilc, dcr
Kanälc, sowic für Parkaulagcn und frcic Plätze sind bis jctzt
4 768 000 Mark verausgabt wvrdcn. Der Erlös aus ver-
kauften Bauplähcu betrug bis jetzt 8 070 358 Mark. Somit
kam dcr Stadtkassc cin Ucbcrschuß von 3 301 000 Mark zu
Gutc. Zu verkaufcn ist noch der größcrc Teil der Bauplätze,
nämlich 218 444,63 Quadratmctcr für geschlossenc und
27 200 Quadratmetcr für offcue Bauweise.

ß Karlsruhe, 14. Mai. (L a n d e s a u s st e l l u u g
dcr gewcrblichcn uud k a u s m ä n n i s ch e u
U n r e r r i ch t s a n st a l t e n .) Jn der Zeit vom 21. bis
einschlicßlich 2g. ds. findet in dcr Festhalle in Karlsruhe aus
Anlah dcs fünfzigjährigen Regicrungsjubiläums Seiner Kgl.
Höheit dcs Großhcrzogs eine Landesausstellung der gewerb-
lichcu und kaufmäunischcii Unterrichlsaustalten des Großher-
zogtums statt, an dcr sich sämiliche der gewerblichen Unter-
richtsvcrwaltuug uuterstcheude Schulcn (dic Kunstgewcrbe-
schulcn Karlsruhe und Pforzheim, die Baugewerkschule, die
Uhrmachcrschule und Schnitzcreischule in Furtwangen, die Gc-
werbeschulen, die gcwerblichen uud kaufmännischen Fortbil-
dungsschuleu) beteiligen. Dicsc Ausstellung, die ein vollstäu-
diges Bild der Organisation, der Lehrziele und der Unter-
richtscrfolge dcr eiuzelncu Schulcn gebcn wird, dürfte bei der
Bcdcutung, die dcm gcwerblichen Unterricht in fortgesctzt
steigendcm Maße bcigelegt wird, das Interesse dcr betciligten
Krcise im wcitcstcu Umfaug in Ansvruch uehmen, so daß jeden-
falls aus dcm ganzen Laude cinem zahlreichen Besuch ent-
gegcngeschcu wcrdcn kaun.

— Dienstnachrichten- Versetzungen und Ernennunaen im
Bereiche des Schulweiens. Ludwla B aum a n n . Hauvtlebrer,
von Mannheim nach Heldelberq; Albert Baur. Schulkandidot.
alS Unterlehrer nach Rauenberg; Nlbin Beschle, Unterlebrer,
von Wiesenthal nach Mamcheim; Helmuth Vraun. Hilfslebrer
in Meckesheim, wlrd Schulverwalter daselbst; Theodor Eck,
Schnlkandidat, als Unterlebrer nach Wiesenthal; Heinr. Ernst,
Schulkandidat, als Unterlehrer nach Gaiberg; Berlhold H a r-
brecht. Schulkandidat. als H>lfslehrer nacki Sandhaulen.

X Patentbericht fiir Baden vom 13. Mai 1902. mit-
geteilt vom Jnterriationalen Patentbureau C. Kleyer in
(karlsruhe lBaden), Kriegsstraße 77. (Auskünfte ohne Recherchen
werden den Abormcnten dieser Zeitung kostenfrei erteilt.
Die Ziffcrn vor den betreffenden Nummern bezeichnen die Klaffe.
Patentanmeldnngen- 51b. H. 27345. Repetitions-
meckanik für Pianinos. Carl Hauk, Mannheim. 14. Januar
1902. 63 g. H. 26 856. Vorrichtung zum Reinigen von Fahr-
rädcrn. Wilhelm Henn jr.. Bretten. 18. Oktober 1991.
Kebrouchsmuster-Eintragungen:3b. 174 204. Damen.
kleider-Aufschürzer, bestehrnd in der Kombination von Gürtel-
haken, Kette und Klemmvolrichtung. Gottlteb Fr. Burkhardt,
Pforzheim. 1. Avril 1992. B. 19 077. 44b. 173 931. Tabaks-
pfeifenkovf mit Waffersack, bestehend aus Aluminium. Georg
Dörich, Eveking. 1. April 1902 D. 6369. 44b. 173 988. Zi.
garren- und Zigarettenspitze mit Jnfanteriegewehr-Patronenhülse
als Mittelstück Eugen Julius Mechler, Pforzheim u. C. Kleyer,
Karlsruhe i. B.. Krtegstcaße 77. 13. März 1902. K. 16 254.
44 b. 174185. Als Ziggrrenabschneider dienendes Zündnadel-
gewehrschloß mit Schilderhaus als Geld- und Zigarrenspitzen-
sammler. Eugen Julius Mechler, Pforzheim. 18. März 1902.
M. 12 978.

Hründung einer dentschen Wationalschute in
Wertheim a. W.

Man schrcibt dcr „Badischen Lcmdeszitcung": Am 10. ds.

„Ja, als Andcnken und auch so."

„Sobald ich aber sage: Du mutzt sie hergeben —"

„Thu' ich's crst rccht nichtl Jesusl"

Zetzt ertöntc cin Donncrschlag, als sollten die Felsen zer-
bcrsten. Eine fcurige Schlange fuhr in blcndendcm Zickzack-
linien aus dem rabcnschwarzen Gcwölk herab und zerschmcttcrtc
den Stamm einer mächtigen Buche, der sich krachend in zwci
Hälften teiltc. Rcgen, mit Hagelkörnern untermischt, störmte
nicdcr, als crgieße sich cine förmlichc 'Sintflut über die
Erdc.

„Jesiis, Jcsusl" schrie Gertrud und suchte das flatterudc
Tuch fest zu halten, aber der Stnrm riß cs ihr aus den
Händen und peitschte ihr das nasse, zerzauste Haar wie schwarze
Schlangen um Gcsicht und Schultern. Halb betäubt, taumeltc
sie an Reiners Brust.

Doch er achtetc kaum anf das Toben dcr entfesseltcn Elc-,
mente. Jn seincm Jnnern raste ein noch wilderer Aufrnhr.

„Giebst du mir jetzt gutwillig die Münze?" klang es drohend
in ihr Ohr.

Aber Gcrtruds Trotz siegte noch Lber Angst und Schrecken.

„Nein, nein, neinl Jch gcbe sie dir nichtl Nun geradc
nicht, weil du mich zwingen willst! Jch bin doch dein Wcib
und keine Magd, auf die du losschreien und der du befehlen
darfst."

„Du bist mcin Weib und eben deshalb bestehe ich auf
meinem Recht! Her mit dcm Dingl"

Ein kurzes Ringcn, dann hielt cr das durchgerissene, rote
Band mit dem mattschimmcrndcn Gegenstand in der Hand
und schlcuderte es zornig auflachcnd in eine Felsenspalte.

„So! Da untcn licgt sie! llnd wer künstig noch
zwischen uns steht, kann nachfliegen. Jetzt weißt du, daß ich
nicht immcr der gutmütige Tölpcl bin, zu dem du mich seit
ein paar Jahren gcmacht hast!"

Sie stand ganz stumm, ganz in sich zusammcn gesunkcn da,
triefend vor Nässe, zitternd vor Kälte und starrte in den
Abgrund hinab.

„Es thut dir wohl leid um das teure Andenken," höhnte
Reiner.

„Um die Münze? Neinl — Aber mit ihr hast du unsern
Frieden und unser Glück da hinab geworfen. Jch vertrag's

vollzog sich hicr die Gründung cines ncuartigen natio»^
Schulunternchmens. Aus Eiuladung des Vorsitzcndcn 'j
hicsigcu Ortsgruppc dcs Allgemciucn deutschcn Schulvccc',-
haben sich im Verlaufe mehrerer Mvnate etwa dreißig natm-
gesinuie Männer zu einer Gründungsgruppc vereinigr, uw.K
Unternehmcn ins Lcbcn zu rufcn, welches sich die AE
slcllt, durch besonders organisiertc Erziehung und Unlcc>()
sung Knaben und Jünglingc deutscher Abstammung, H
Unrcrschied dcr Konscssion, besonders auch solche, deren EAj
Vvrübergehcnd oder daucrnd im Auslande leben, zu Tr'äi!)'
und Vorkämpfern deutscher Kultur und Zivilisation uÄ.,:
tüchtigen Gliedcrn wirtschaftlicherThätigkcit in dcr wcitcn
hcraiizubildcn. Es wird daüci Vvn dcr Ueberzcugung ai>)7
gangen, daß der dcutschen Nativn je länger je mehr die
bildung solcher Kräfte znm dringenden Bedürfnisse gewvbj
ist.

Die Gründungsgruppe setzt sich auS verschicdencn
dcs Volkes zusammen und cnthält, nebcn höheren BeaW?,
dic Vorsitzcndcn der vier großen nationalcn Vcreine uvff^
Stadt, namcntlich abcr anch Vertrctcr dcs Grotzgcwerbcs,
-Großhandels und der Landwirtschaft.

Eino Anzahl der Mitglieder dieser Gruppe hielt nu>>
erwähnten Tage cine konstituicrcndc Sitzuug ab und besarI
aus Grund der schr günstigen thatsächlichcn Mitteilungcn
eingehenden Darlegungcn des zum Vorsitzendcn gewÄsti
Major Kreßmann einstimmig dicGründungdcr Dcutschen Na
nalschule und zwar in dcr mit landschaftlichcn Reizen, kul»!)
gcschichtlichcn Denkmälern wie mir klimatischen Vorzügen aA
gcstattetcn kleinen Sradt Wcrthcim am Zusammcnflusse Z
Taubcr nnd des M'ains. j

Dic Anstalt soll in ihrer dreijährigen Oberstufe (sieb(>jj
bis iieuntes Schuljähr) später dic Form cines Jnternare-' I
großen Stile annehmen, währcnd dic llnterstufe in teillvH
Vcrviudung mit dcn bestehcndcn Schulcn gesetzt wird. M

Die Staatsbehörden haben wicdcrholr ihr Wohlivvb)
gegcnübcr dcm geplantcn Untcrnehmen ausgcsprochcn. .'I
Stadtgcmcindc Wcrthcim hat durch uncntgeltlichcHergabc c>> i
großen vortrefflichen Grnndsiückes, sowie durch sonstige
günstigungcn wcitgehendes Entgcgcnkommcn bcwicsen. . 7t
Leiter der Ortsschulen haben ihre Mitwirkung bereirwiiU-I
zugesagt. — Vorcrst soll bis zur Ausführung der Anstalts^j


ren der Bctricb des Jntcrnats in klcinercm Maßstabc und ä.,,
schon vom kommcndcn Herbste ab, anfgcnommcn werdcn, w»>,1
private Libcralltät ein früheres Familienhotel zur Vcrfüih!)

Zu gleicher Zeit tritt auch die Unterftufc

gcstellt hat.

Leben.

Die Leitung der Anstalt ist dem Schöpfcr der Jdee UZ

sclbcn, Herrn Dr. Kapff, übcrtragcn, wclcher bcreits >>U

Werthcim übergesiedelt ist. Die nötigen Lehrkräfte sind iu
Mehrzahl bereits gewonnen. Die Finanzierung dcs U»A!
ncbmcns, das zu geeigneter Zeit die angemcssen zu wählc»s
Form eincr Gesellschaft annehmcn soll, wird in zweckdicnl»

Wcise in dic Wege geleitet werden. Schon jctzt haben


flußrcichc und kapitalkräftige Private in größerer Zahl

Unternehmcn das lebhafteste Jnteresse gewidmct. . „

Dcmnächst wird die Gründungsgruvvc mit einem NufjTj
an die Oeffcntlichkeit treten untcr glcichzcitigcm Ersche»,
einer, von Herrn Major Kreßmann verfaßten, ausführlifli
Denkschrift uber das Wesen der gcplanten Anstalt nnd "
Grundlinicn ihrer Organisation. „

Das vorstehend bcsprochene nationale Unternehmcn
dient dic hochste Beachtnng und wärmste Förderung sciP.,
aller Vatcrlandsfreunde und insbcsondcre jener, welchc av.L
dcutschen Auslandsthätigkeit in irgend einer Richtung bete»-
sind.

UeberL» ru ksbon

unsntbekrlioks lakn-vi'eme

srLLIt LIs rsi», vsiss u»L xssuuL.

Kleine Zeitung.

— Wiesbadener Kaiserworte. Auf den Aufeiu»,
des deutschen Kaisers in Wiesbaden könnte man ganz ^

das Wort anwendcn: „Hier bin ich Mcnsch, hler darf - .
sein", denn wie man weiß, ist der beinahe jährliche Auft^
halt in der schönen Bäderstadt geradezu ein PrivatvergnöS
des Herrschers. Von seinem jetzigen Besuche werden
in Wiesbaden, wie stets bei solchen Gelegenheiten, alleu,
Aeußerungen des Kaisers kolportiert, von deuen
einige nach dem „Rhein. Kur." wiedergeben: So sagte .
Kaiser, als er auf dem Deckengemälde des Foyers
Figur bemerkte, di: etwa eincn würdigen Lehrer der scho^
Künste vorstellt, scherzend zu den Personen seiner UmgebE

>WWWEW^WW»W^»^MWWW«^^^^^^^^^^^WWM^^

nicht, daß mich einer bcschimpft und schlecht mit mir mEij
wo ich's nicht vcrdiene. Es war oiclleicht dumm, aber »sti
hintcrlistig nnd bös gemeint, wcnn ich dir sagte: ich
das Geschenk von meiner Muhmc. Du hättest cs mir
schon glcich wcggenommen. Jch frcuc mich nun einmal >>.;
so ein ncttes Schmuckstück. Aber ein gutes, freundlr^,.
Wort von dir, Just — und ich würde es dir gegcben hm'sti
Es mir jedoch bom Hals zu reißen, daß cr mich sch>N ,j
und ganz tvnnd gerieben ist, das ist unnötig. Das brc>
mehr noch in der Seele, als anf der Haut. — Mit
jungen Herrn hab' ich Ivohl öftcr gcschwatzt und gelacht,
weiter war nichts. Jhm liegt gar nicht an mir — gar ni«^i
Doch jetzt hast du mich behandelt, als ob ich Gott weitz
schlecht wär' — und das gcdenk' ich dirl Das war gerv>,,,
roh und ungerccht. Das verzeih' ich dir nun und nim>»
mehr!" . „(st

„Ungerechtl Wenn ich's nur glauben könnte. Ju.S,U

Morast wollt' ich niederknieen und dir meine Heftigkeit abbm
Aber


Wieder glühte der Wald in fcnriger Lohe, wiedcr mis^-l

sich Donner unb Sturm wie das Geheul zorniger, kämpfe»
Riesen. . ,>>'

„.Komm weg dal" schrie Rciner dcm jungen Weibe^.«
-- —ir - . — ^— -----. e>»

an dem Stamm

das mit regcnschweren Gewändern

Tanne lehnte. u.

„Komm weg da!" wiederholte er, als sie sich nicht rÄsv,
„Jch wollte, ber nächste Blitz schlüge mich totl" rief >
ihrc Arme nach dem dunklen Firmament ausbreitend.

„Frevle nichtl"

„Es ist nicht gefrevelt! Ja, ich wollte, das Feuer vo»

oben führe herunier und machte allem ein Endel

war's doch aus mit dem ewigcn Streit und Vorwürfen.
dem Unfrieden und dem Elend. Der Vater hat schon
wenn cr sagt, die ganze Welt müßte in Scherben gehen.

Leben, wie es manch' einer dahin schleppt, ist ja zu erböNj!

lich. Jch hab's satt, aber satt bis da herauf, wo du
jetzt den Hals wund gerissen hast."

(Fortsetzung folgt.
 
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