Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI chapter:
Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#1040
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Mitttooch, 4. Juni 1902. Zweites Blatt. _ 44. Jahrgang. — wr. 127.

Erscheint täglich, Sonntags ansgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich bv Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be»

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ifpaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiefige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
dorgcschriebcnen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — AnschIag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Chronik.

(Vom 11. bis zum 31. Mai.)

Mai 11.: Der Kaiscr hat von der Hohkönigsburg aus angc-
kündigt, daß die Aufhebung des für die Reichslande
bestehenden sogen. Diktaturparagraphen bean-
tragt werden wird.

. 11.: Zur Einweihnng der Johauneskirche trifft das Gro ß-
herzogspaar in Heidelberg eiu.

., 12.: Die Wahlen znr französischen Deputierten-
kammer haben eine Verstärkung der repnblikanischen
Regierungsmehrheit gebracht.

„ 13.: Jn Wiesb ad en finden in Anwesenheit des Kaisers
besonders glänzende Festaufführungen im Theater statt.

, 16.: Der Kaiser stiftet aus Dankbarkeit für die gast-
sreundliche Aufnahme, dic Prinz Heinrich in Amerika
gefunden hat, den Amerikanern eine Broncestatue
Friedrichs des Großen.

„ 17.: Der 16jährige König Alfons XIII. von Spa nicn
tritt die Regierung seines Landes an.

„ 18.: Auf den Gouverncur von Wilna, Generalleutnant
Wahl werdeu von einem Altentäter zwciRevolver-
schüsse abgegeben. Der Gouverneur wird leicht
verletzt.

„ 20.: Prästdent Loubet trifft zu Schiff in Petersburg
cin.

„ 21.: DaS französischc Ministerium Waldeck-Rous-
seau giebt scinen Entschluß zurückzutreten kund,
da seine Aufgabe, d!e Republik aus den Fährlichkeiten
herauszuführen, durchgeführt sei.

„ 21.: Der Kaijer, in Lothringen weilend, ernennt den
Präfidenten des elsaß-lothringischen Landesausschusses,
Schlumberger, zum Äirklichen Geheimen Rat mir
dem Titel Exccllenz.

„ 22.:Der Kaiser wird im Metzer Dom vom Bischof
Benzler mit einer sehr würdigen Ansprache begrüßt.

„24.:Jm ungarischen Abgeordnetenhause verteidigt
Minister Szell energisch den Dretbund.

„ 25.: Loubct spricht auf der Rückreise von Petersburg in
Kopcnhagen vor.

„ 26.: Durch die Generalversammlung der Hambutg-Amerika-
Linie wird Näheres über das Dampferkartell
bekannt. Es bestätigt sich, daß die nationalen Jntereffen
Deutschlands in dem Vertrag wohl gewahrt worden sind.

„ 26.: Die hälftigen Kammerwahlcn iu Belgien sind für
die Ultramontanen günstig ausgcfallcn.

„ 27.: Das preuß. Abgeordnetenhaus weist die
neue Polenvorlage, die 850 Millionen zum An-
kauf von Grundbesitz fordert, ohne erheblichc Diskussion
an eine Kommission-

„ 28.: Jn England ist man überzeugt, daß die Verhandlungen
mit den Buren zum Ziele führen werden.

« 28.: Der Schah von Persien trifft in Potsdam ein.

„ 30.: Die Zweite badische Kammcr nimmt den
Gesetzentwurf betr. dic Gemeindebesteuerung
und daS Gemeindewahlrecht an.

„ 31.: Lord Kitchener telcgraphiert aus Pretoria, daß die
Bedingnngen der Uebergabe der Buren von
diescn und den Vertretern Englands unterzeichnet
seien.

Deutsches Reich.

Berlm, 2. Juni. Der 8tuä. xkil. Erich Woth, der
Aeußerungen dcs Professors Dr. Schmoller in einer Vor-
^iung in Zeitungen brachte, wurde vom akademischen
Senat nicht, wie erst gemeldet, mit der Entfernung von
^er Universität bestraft, sondern cs wurde ihm die Ent-
lernung nur angcdroht. Gegen die gcrichtliche Verurteilung
Woths ist Revision beantragt worden.

Baden.

Radolfzcll, 2. Juni. Kaum hat sick bier ein

liberaler Verein gegründet, da suchen auch schon die
Herrscher der Zentrumspartei, welche ihren „allein maß-
gebenden Willen" nicht mehr Zur Geltung zu bringen be-
fürchten, die Getreuen, deren Zuverlässigkeit ihnen doch nicht
ganz über alle Zweifel erhaben zu sein scheint, mii noch
engeren Banden an sich zu fesseln. Außer einem katholischcn
Volksverein haben die Herrcn vom Zentrum auch einen
katholischen Turnverein gegründet und an den Stadtrat
das Ersuchen gestellt, demselben die städtische Turnhalle
zur Verfügung zu stellen. Als sich nun einer der Stadt-
räte, der zugleich Feuerwehrkommandant ist, erkühnte, Be-
denken dagegen geltend ^u machen, da wurde nach dem
christlichen Grundsatz: „Und thust du's nicht willig, so
brauch' ich Gewalt" verfahren. Der Herr erhielt, wie die
„Konst. Ztg." berichtet, aus dem Zentrumslager ein Schrei-
ben, worin demselbcn kurz und bündig mitgeteilt wurde,
daß die katholischen Vereine mit Rücksicht auf seine Ab-
stimmung nicht in der Lage seien, der Feuerwehr zum be-
vorstehendcn Jubiläum Festführer zu stellen. Da muß sich
doch jedcr nicht ultramontane Bürger im Jnnersten empören;
gegen einen solchen ultramovtanen Terroismus müssen alle
liberal gesinnten Männer energisch Stellung nehmen.

Prenße».

— Das Disziplinarverfahren, dasder Kultus-
minister Dr. Studt gegen den Professor Lehmann-
Hohenberg in Kiel angeordnet hat, nimmt, dem „B. T."
zufolge, seinen Fortgang. Es handelt sich bekanntlich um
einen offenen Bricf an den Reichskanzler in Sachen des
blindgeschossenen Hauptmanns Luthmer: in dem Briefe
wird eine schwere öffentliche Beleidigung des KriegSministers,
des Justizministers und dcr deutschen Juristen gefunden.
Am 28. Mai erfolgte dle erste Vernehmung Professor
Lehmanns durch den Universitätssyndikus in Kicl. Profeffor
Lehmann gab dabei, wie wir erfahren, die Erklärung zu
Protokoll, „daß er gegen seine Aburteiluug durch das
Disziplinargericht Protest einlege. Die Mitglieder des
Disziplinargerichtes seien lauter Juristen. Er greife aber
gcradc die aus dcr Handhabung der Formalien hervor-
gehende Unwahrhastigkeit unseres bestehenden Rechtswesens
an. Einem solchcn Gerichtshofe fehle somit die nötige
Unbefangenheit. Auch könne er den Kultusminister Preußens
nicht für autorisiert erachten, die Juristen des Deutschen
Reiches zu vertreten. Eine politische Aeußerung — und
nichts Anderes set sein im „Volksanwalt" der Oeffent-
lichkeit unterbreitetes Schreiben an den Rcichskanzler —
könne überhaupt nicht Gegcnstand einer Disziplinarunter-
suchung sein; das habe mit seiner Eigenschaft als Be-
amter gar nichts zu thun. Die Kritik politischer Vorgänge
sei sein verfassungsmäßiges Rccht, das auch Beamten nicht
verkürzt werden dürfe. Andernfalls könne jede von Be-
amten ausgehende mißliebige Acußerung übcr Handlungen
von Ministern unterdrückt werden, und damit würde der
Willkür Thür und Thor geöffnet".

Sachsen.

— Das sächsische evangelisch-lutherische Landes-
konsistorium hat sich endgiltig gegen die Errichtung von
Krematorienim Bereiche der Landcskirche ausgesprochen,
und zwar auch in dem Falle, wo auf einem der kirchlichen

Zuständigkeit nicht unterworfenen Grundstück der Bau eines
Krematoriums erfolgen sollte.

Ausland.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 2. Juni. (Franks. Ztg.) Jn Lemberg kam
es heute zu einem Zusammenstoße zwischen streikenden
Maurern und Militär, welches zwei Salven abgab und
zwanzig Maurer schwer verletzte. — Jm Abgeordneten-
hause brachte Daszynski (Soz.) einen Dringlichkeits»
antrag cin, die Regierung möge ungesäumt Aufklärnngen
über die heutigen Straßcnexzesse in Lemberg geben.
Daszynski ncnnt die Regierung ein Ministerium der Massen-
morde. Die österreichische Armee sei immer mutig vor dem
Feinde geflohen und habe ihre Flintenläufe unverschämter-
wcise gegen die Brust des Volkes gekehrt. (Widerspruch
und Zwischenrufe; Redner erhält dcn Ordnungsruf.)

! Ministerpräsident v. Körber erklärt, er habe keine Nach-
richten und wisse nicht mehr, als was i» den Zeitungen
stehe; es sei deshalb voreilig, Angriffe gegen die Regierung
zu erheben. Die Regierung finde gewiß nicht ein Ver-
gnügen darin, die Ordnung mit derartigen Mitteln auf-
recht zu erhalten. Sodann wurde der Dringlichkeitsantrag
angenommen.

Asien.

— Der Shantung-Gesellsch aft ist es gelungen
die Arbeiten so zn beschleunigen, daß am 1. Juni 1902
der Eröffnungszug in die Station Weihsten, welche
184 Kilometer von Tsingtau entfernt liegt, einfahren konnte.
Die Unruhen deS Jahres 1900 hatten namentlich die Vor«
arbeiten, die damals schon biS Weihsten gediehen waren,
vernichtet und die Jnangriffnahme des Banes westlich von
Kaumi unmöglich gemacht, sodaß es aller Kraft bedurfte,
um das vorgestrcckte Ziel der Bahneröffnung bis Weihsien
zum 1. Juni 1902 einzuhalten, wie es die Konzesston ver-
langte. Die vollständige Ruhe, welche von Ende 1900
ab in den von der Bahn berührten Gegenden herrschte, die
freundliche Haltung der chinesischen Bchörden sowie der
Bevölkerung erleichterten die Arbeit. Der Grunderwerb
machte kcine Schwierigkeiten; Arbeiter waren immer in
genügender Zahl zu finden.

Aus Stadt und Land.

Dic Hitze. Vergnügte Gesichtcr machen imsere Bier-
braucr und Schcukwirte, dcmi wer kaim sich bei Ler herr-
schcnden Hitze deu Geuutz eincs frischeu, gutmuudeuden
Glas Meres vcrsagen. Die sonst schr sparsame Hausfrau»
die im täglicheu Lcbeu das Biertrinken gewöhnlich als grötzte
llntugend bezcichuet, lätzt es stillschwcigeud gescheheu, werm
der Familieuvatcr eincs sciucr Kindcr mit dcm Bierkrug
uud dem uötigen Kleingeld ausrüstct, um eine „frische Scn-
duug" holcu zu lassen. Die Familieumutter triukt eben
auch mit, cbeuso die Kiuder, vom ältesteu bis zum jüugsten,
und zwar, ohuc ob des Hopfcugeschmackcs das Gcsicht zu ver-
zieheu.

** Fernsprech Verkehr. Koblenz ist zum Sprechverkehr mit
Heidelberg zugelaffen. Die Gebühr beträgt 1 Mark.

* Anszeichnnng. Bei der in KaiserSlautern vom
17.-27. Mai veranstalteten Bayr.-Pfälz.-Hotel und Restaurattons
l'ckeiünbe Ausstellung erhiell dte „Erste Heidelberger

^ Aus avschüssiger Bahn.

Romau von B. C o r o u y.

(Fortsctzung.)

, „Fa, was koumist dcuu Du jctzt so oft daher, Mathias?"

hio Kartcu-Lore uuwirsch, uud Gertrud, die auf dcm
^nsterrrttt nicdergetaucrr ivar uud düster vor sich hinstarrte,
mUnnelte: „Euer Geschwätz weckt niir blos den Jungen aus
^ur Schlas."

- „Schick' doch das Weiberwolk hiuausl" flüsterte Marburg
jriiieni Schwiegersohn zu. „Die braucheu ihre Nase auch
"cht iu alles zu jtecken."

„Geh schlafeu uud nimm den Peter mit," sagte Reiner.
"^re Muhme kaun sich ja auch hinlcgen."

»So? Wenn Du's uur erlaubstl" krcischte die Mte.
»^odmüd' üin ich freilich, aber was gutes steckt nicht hinter
^Uren gauzen Hcimlichkciten. Nimm Dich uur in acht, Justl
Dtathias war alleweil ein schlechter Ratgebcr."

»Mach, daß Du 'naus kommstl" fuhr der Genaimte auf.
«l.Dio alte Lorc kehrte wieder zurück, ballte die hagere,
^lschlosc Hand inid hielt sie ihm dicht vor das Gcsicht.

^ »Wcitzt, Du hast mir gar uichts zu befehlcnl Jch geh'
Itz^.bleib', wie's mir patzt. Keiuem Meuschen auf der Welt
v Uchch' ich was schlimmes, aber wenu damals das Schiff,
Dich heimbringen sollte, mit Dir uutcrgegangen wär' —-
^uhrt'"^ ^irkt's was geschadet, aber manchen vor Leid be-

»Weu deim, alte Hexe?"

s»i »"Da brauch' ich gar nicht lauge zu suchcn. Zum Bei-
hül ^uieu, der ganz dicht neben Dir sitzt. Komm. Trude,

- ' wir tzch Wiege anfasseiil"

la krag' sic schou allein, Muhmc. Der Kleinc schläft
fcst. Ach Gott, wie hab' ich meinen Buben lieb!"
»tzid'' I^bst 17,jx kxi7E7i Giitenachikutz, Trudc?" rief Reiner;
sjx ging, scheiubar ohue die Frage gehört zu haben,
brtter auf uud stützte die Stirne iu beide Hände.

„Na, Jhr führt gerade auch keine Turtcltauben-Ehe",
bemerkte Nivrburg hämisch. „Das macht aber blotz, wcil die
alte Krähe iinmer dazwischeu hackt."

„Da kannst' schon Recht habcu, aber der Aiangcl ist ja
au allem schuld. Weun man dem ein Ende macheu köunt' —"

„Ja, weim ma» das Geld hätt', was der atrc Breuer
besitzt — ich sag' Dir, was dcr eiunimmt, davou köimteu
zwanzig andere iu Saus uud Braus leberi. So'u Blut-
sauger, so'n Halsabschnciderl Schade wär's wahrlich uicht,
wenu ihn einer totschlüg oder erdrosselte und cinen festeu
Griff iu seine Kasse machte, dcnn was der Alte zusammen-
scharrt, das ist doch nur gestohlen und erlistet, das gehört
ihm so Ivcuig, wie uus. Darauf habeu wir schlietzlich das
gleiche Anrecht. Verstehjt Du?"

Just zuckte mit deu Schultern. „Was hilft's, darüber
zu reden? Ehrlich verdieut oder erschwindclt — daS Geld
ist scin Eigcntum, und meine armseligeu Groschen nimmt
er auch noch dazu."

„Jch sag' Dir, die Tascheu köiiut' sich einer vollstopfcu
bei dcm — mit ein paar Griffen —"

„Was geht das Dich und mich au?" fuhr Rciuer auf.
„Zeig' mir lieber eiuen Weg, wie ich mir aus meincm Eleud
helfen kaun. Vielleicht weuu ich fortziehen würd' mit Weib
uud Kind — über's Meer, mein' ich."

„Hast ja geseheu, wie reich ich zurückgekömmen bin,"
höhnte Mathias.

„Du? Du hast Dich immcr vor schwerer Arbeit gescheut.
Aber ichl Allcs thät' ich, alles — imd ich brächt' nrich doch
vielleicht wieder iu die Höhel"

„Meinetwegen versuch'sl" sagte Marburg, sich uochmals
eiiischänkend.

„Dann müßt' ich aber erst die Uebersahvt bezahlen
köimen."

„Wär' ja möglich, daß der Obersörster das uötige hcr-
gicbft" warf der andere scheinbar gleichgiltig hiu.

„Was — der? Neiu, lieber verhimgern, als dem Herrn
Baron mit so was kommenl Jetzt uimmerl Vor eineru

hawcn Jahr uoch — ja, da hätt' ich's thuu sollcu, aber jetzt
— jetzt kst's vorbci damir. Nicht iu's Auge könnt' ich meiuem
Wohlthäter mehr seheu. Wenn wir ims im Wald begeguen
uud ich schon vou weitem seiue hohe Gestalt mit dem grauen
Haar uud dem festeu Schrüt gewahre — da — da kriech'
ich wie eiu feiger Huud hinter das uächste Gebüsch uud bleib
zusamniengekauert liegen, bis er ovrüber ist. Ach Gott, was
für cincn erbärmlicycn Kerl habt Jhr aus mir gemacht l"

„Ja, ein erbärmlicher Kerl bist schou," sagte Mathias,
ihu mit eigentümlich verächtlichen Blicken streifeud.

Jn dciusclbcu Momeut packte ihn Just mit beidcu Häuden
bei den Schultern und schrie: „Vou Dir laß ich mir so was
uicht gesallen! Mehr wcrt als Du biu ich alleiveil nochl
Das merk' Dir, das —"

Da flog die Thür auf und Gertrud stürzte herciu.

„Was ist denn? Vaterl Justl Um Gotteswillen, was
gicbt's denn hier?"

Reiner sank aus die Ofenbank nieder und starrte wie
geistcsabweseud vor sich hiu. Marburg raug uach Atem»
lachffe dann brutal auf und sagte: „Deincm Maun ist der
Schnaps zu Kops gestiegeu. Er mutz noch in die Nachtlust
'naus." ^

„Nem, er soll licber jetzt zu Bett gehen."

„Ah bahl Schaut einer, der schlasen kauu, so aus wie
der Just? Leg' Du Dich mir hinl Dir thut's not. Unter
anderem — morgeu ist Soimtag. Was habt Jhr dcim füv
einen Braten?"

Gevtrud schossen die Thräueu iu die Augeu. „Nichts
haben wir. Jch will ganz früh, bevor die Kirche angcht, ins
Dorf hiuunter iiud scheu, ob ich eiu Srück Fleisch bckormnen
kaun. Mir selber liegt ja uichts drau, abcr weuu ich schlecht
esse, kriegt das Petcrcheu auch keiue kräftige Nahruug. Die
Muhme hat sich crkältet und kauu das liuke Bein nicht vor-
wärks schleppeu, sonst würd' ihr das Kartcnlegcu wohl was
eiubringen. Aver —"

(Fortsctzuug folgt.)
 
Annotationen