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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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nötigt war, dem Minister gegenüber Verwahrung gsgen
einen wider die Parteien crhobenen Vorwurf cinzulegen,
so wird man nicht finden, daß seine Bemerkung über dcn
„schcrzenden Minister" zu weit ging. — Zm weiteren wendet
sich Herr Wacker, der Oberzensor, gegen den Abg. Obkircher,
dem er abstotzende Rncksichtslosigkeit vorwirft, er, der als
rücksichtsvoll bekannte Wackcr. Dann fährt er gegen die
Sozialdemokraten los, die, was alleidings nicht schön
ist, Herrn Wacker gegenüber Ketzerriecherei betrieben
haben. Sie haben beobachtet, wie er sich beim
Hoch auf den Großherzog benommen habe und nachher im
„Volksfreund" erzählt, was nach Wacker nicht einmal der
Wahrheit entspricht: der Abg. Wacker habe bei diesem Hoch
den Arm nur ein wenig erhoben nnd die Lippen fest zu-
sammengebissen. Besonders der Vorwurf der selbstge-
fälligen Gespreiztheit scheint Herrn Wacker sehr zu
kränken, denn er schtebt ihn als Retourkutsche zum Abg.
Eichhorn zurück. Die „Bad. Korrespondenz", welche sich
mit den Kilometer-Artikel des Abg. Wacker befaßt, meint
der „Volksfreund" habe nicht unrecht. Wacker, sagt sie,
verlegt sich auf's Kritisieren und Kontrollieren der Ab-
geordneten und Minister und spielt sich gewissermaßen als
parlamentarischer Anstandslehrer auf. Dabei hätte er sehr
nötig, sich selber etwaS mehr zu kontrollieren. Erst neulich
mußte er sich eine Rüge gefallen lassen wegen deS Schimpf-
wortes „Unverschämtheit", das er einem Kollegen in's
Gesicht schleuderte; für einen Parlamentarier und so „ge-
feierten" Parteiführer gewiß ein sehr „parlamentarisches"
Benehmen und für einen frommen Priester ein „doppelt-
feiner" Ausdruck. Und dieser Herr kritisiert Ton und
Miene von Ministern und Abgeordueten! Jn der That
der Stern des „Löwen" ist im Erbleichen. wenn er, wie
in Abgeordnetenkreisen erzählt wird, ernstlich beabsichtigt,
nicht mehr zu kommen — Landtag und Land würden
keinen Verlust dabei erleiden!

Aus der Karlsruher Zeitung.

Karlsruhe, 6. Juni. Am 4. Juni, uachmittags halb
8 Uhr entgleiste die Lokomotive des Personenzugs Nr.
835 uutcrhalb der Station Weiseubach, da unmittelbar oor
dem heranfahreuden Zuge infolge Unwetters das Geleise
mit Saud uud Steinen überschüttet wurde. Verletzt wurde
riiemaud, der Schaden ist ganz uuerheblich. Der Verkehr
tvurde durch Umsteigen an der Unfallstelle aufrecht erhalten,
um halb 11 Uhr abends war die Störung gehoben.

Die Aestttchkeiten in Wannßeim.

!I.

Ms Ehrengäste der Stadt Mannheim hiehmeu an
den Festlichkeiten theil: 1. Der Prästdent des Großherzoglichen
Staatsministeriums, Herr Staatsminister von Brauer Exzellenz
in Karlsruhe. 2. Finanzminister Bnchenberger, Exzellenz
in Karlsruhe. 3. Der Minister des Jmisrn, Schenkel, Ex-
zellenz in Karlsruhe. 4. Der Präsident des Justizministeriums,
Geheimerat Freiherr v. Dnsch, Exzellenz in Karlsrnhe. 5. Das
Mitglied des Staatsministeriums, Geheimerat Dr. Reinhard,
ilrxzellenz in Karlsrnhe. 3. D r Präsidcnt der Gcneralintendanz
der Großherzoglichen Civiliste Dr. Nicolai in Karlsruhe.
7. Der Generaldirektor der Großherzoglichen Staatseisenbahnen,
Staatsrat Eisenlohr in Karlsruhe. 8. Der Direktor der Groß-
herzoglichen Oberdirektion des Wasser und Straßenbaues, Ge-
heimerat Honsell in Karlsruhe. 9. Der Geheime Ober-
regierungsrat Krems im Ministerinm des Jnncrn in Karlsruhe.
10. Regiernngsrat Hafner im Ministerinm des Jnnern >n
Karlsrnhe. 11 Der Präsident der Zweiten Kammer, Herr Ober-
bürg'rmeister Gönner in Baden-Baden. 12. Der Präsident
des Landwirtschaftsrats Landtagsabgeordneter Klein in Wert-
heim. 13. Bürgermeister Krafft in Lndwigshafen. 14 Bezirks-
amtmanu Bachmeyr in Ludwigshafen. 15. Der Präsident der
Handelskammer, Herr Bankdirektor Waguer in Ludwigshafen.
16. Der Direktor der Pfälzischen Eisenbcrhneu, Kgl. Geheim-
rat von Lavale in Ludwigshafcn. 17. Der Direktor der
Badischcn Anilin- und Sodafabrik, Kommerzienrat Dr.
Brunck in Ludwigshafen. 18. Der Generaldirektor der
Pfälzischen Bank, Kommerzienrat Esweiu in Ludwigs-
hafeu. 19. Herr Regierungspräsident Freiherr v. Helser,
Exzellenz in Speyer. 20. Der Vorstand des Kgl. Straßen-
und Flußbauamts, Banamtmann Risser in Speher.
21. Oberbürgermeister Habermehl in Pforzheim. 22.
Oberbürgermeister Schnetzler in Karlsruhe. 23. Ober-
Lürgermeister Stritt in Bruchsal. 24. Oberbürgermeister
Dr. Wilckens in Heidelberg. 25. Oberbürgermeister Dr.
Winterer in Freiburg. 26. Oberbür'germeister Köhler
in Worms. 27. Oberbürgermeister Mvrneweg in Darm-
stadt. 28. Oberbürgermcister Gassner in Mainz.
29. Bürgermeister Serr in Speyer. 30. Freiherr Heyl
zu Herrnsheim in Worms. 31. Der Außerordentliche
Gesandte und bevollmächtigte Ministcr Geheimrat Dr. Frei-
herr von Bodmann, Exzellenz in München, 32. Ober-
bürgermeister Dr. Mülberger. 33. Bürgermeister Herr-
m a n n in Offenburg.

lZL Mannhcim, 5. Juni. Die Eröffnung der L a n d-
tv i r t s ch a f t l i ch e n Ausstellung erfolgte heute
Mittag 'durch den G r o tz h e r z o g. Zu dem Festakt hatten
sich die Minister und zahlreiche andere hohe Staatsbeamte,
Vertreier der auswärtigen Regierungen und viele Mitglieder
der Zweiten nnd Ersten badischen Kammer und der Deutschen
Landwirtschaftsgesellschaft mit ihren Damen auf der großen
Festtribüne eingefunden. Um 12 Uhr erschien-das Groß-
herzogspaar in vierspänniger Equipage, gefolgt bon den
Prinzen Karl und Max, den Erbgroßh. Herrschaften, der
Kronprinzessin von Schweden und den Hofstaaten. Der Groß-
herzog lies; sich zunächst die Herren bom Hauptausschutz der
Landwirtschaftsgesellschaft vorstellen und verlas dann folgende
Ansprache:

Meine verehrten Herren Mitglieder der Deutschen

Landwirtschaftsgesellschaft. Jch begrüße Sie als sehr will-

mittelbar wirkende „Kuhherde im Wasser" ausgestellt. Was soll
man aber über das F Keller - Kabinet sagen? Kellerist offenbar
so sehr Bewunderer Bö cklin's, daß er auf Eigenes völlig
verzichtet. Man wäre nach längerem Beschanen beinahe gezwun-
gen, das harte Wort: „Schablone" auszusprechen und sich unwillig
abzuwenden.wenn nicht die brillanteTechnik und die rasfinierteFarben-
verwendung bestechend wirkte. So geht cs eben vielen mit Kellers
Bildern, wie dem, der sich am süßen Südwein übernommen hat:
der Katzenjammer bleibt nicht ans. Man könnte sich darüber him
wegsetzen, wenn nicht bei einzelnen der Jüngeren, wie z. B. G ö h-
ler bei sonst guten Anlagen Keller's Einfluß nicht gerade vor-
teilhaft sich bemerkbar machte.

So mnß es denn gesagt sein, daß in der badischen Abteilnng
lokale Einflüffe nicht haben ganz vermieden werden können. Das
Mißbehagen darüber wird aber reichltch ausgeglichen durch den
nichtbadischen Teil der Ansstellnng, über den wir ein andermal
berichten werden. vr. N.

kommen in nnserem teneren Lande Baden und freue mich
berufen zu scin, das Präsidium über Jhre Gesellschafts-
taguug uud üüer die damir vebuudene Wauderaussrelluug
zu führeu. Die Verdieuste, ivelche sich die deursche Laud-
wirtschaflsgesellschaft durch ihre auregende Thäiigkeir er-
ivorveu hat, siud allgemeiu auerkanur, und von Erfolgeu
vegleitet, die sich iu stetigeu Fortschritten bekundeu. Es
ist daher besonders schätzbar, daß Sie meiue Hauptstabt
Maunhcim für Jhre dermalige Taguug gewählt haben.
Das erfreutiche Aufblühen dieser Stadt beruht zwar auf
ciucm auderen Wirtschaftsgebiete — ihre wirtschastliche
Kraft uud ihr Weltruhm ist auf dem Grotzhandel begrüu-
det uud verbuuden rnit eiuer rcichen Fülle verschiedcuarrig-
ster großiudustrieller Unteruehmuugen. Zu einem guten
Teil ist aber das wirtschaftliche Gedeihen der Stadr Mauu-
heim dadurch gefördert lvvrdcu, daß sie von eiuem Ge-
viet reich eurwickelter Laiidwirtschaft umgeben ist.

Der fruchtüare Bodeu der Pfälzischeu Rheiuebeue uud
die souuigcu Abhänge der sie begrenzenden Bergkette habe»
bou jeher zur rntensiven Bvdemiutzuug eingeladen. Schon
seit Jahrhuuderten faudeu die laudwirtschaftlicheu Kleiu-
besitzer durch den erleichtertcn Absatz in die Stadt eiu
rciches Feld erfolgreicher Arbeit. Die Verschiedenartig-
keit der Produkriou ist durch eiueu mildeu Himmel üegüu-
stigt uud gestartet daher ebcusowohl deu Anbau von
Körnerfrüchten und Futtergewächsen, als auch die Pslege
vou Handelspflcmzeu uud Gemüsen und ganz besonders
die lohueuden Erträge der Obstbaumzucht und der Berg-
straße emlaug den Weiubaubetrieb.

Im Verlauf weniger Jahrzehnte hat die Stadt Akanu-
heim uutcr den für Haudel und Jndustrie besonders güusti-
geu Lcbensbedingungeu ihr Gebiet uud ihre Eiuwohner-
schaft verbielfacht und sich zu ciuer Großstadt von 150 000
Eiuwohueru entwickelt. —> Die Landwirtschaft der um-
liegeudcu Gebiete kouute uatürlich uicht in dem Maße forr-
schreiteu. Denn auch hier wirkteu die allgemeiu herr-
scheudeu Verhältuisse mit ihren für die Landwirtschaft uu-
güusligen Folgeu.

Akit freudiger Geuugthuung kami ich aber feststelleu,
daß dem Gedeihen des Handels- uud Judustriemitielpmik-
tes keinesivegs eiu Rückgang der Landwirtschaft in den
muliegenden Bezirken gegenüber steht. Wenn auch laug-
sam mid trotz maucher Hemmuugen schreitet doch iu den
gesegueteu Gaueu, dercu Mittelpuukt Mannheim ist, die
Laudlvirtschaft vorwärts. — Jm Grohen uud Gauzen ist
bie Lage der Pfälzischen Kleiubesitzer dadurch gebessert,
daß ihueu technische uud wirtschaftliche Hilfsmittel zur
Beuützuug geboten sind, und daß sie die vermehrten Ab-
satzgelegenheiteii zu verwcrten ivissen.

Irs ist das em ersreulicher Beweis dafür, daß die Laud-
wirtschaft sich nicht in eiuem uotwcndigen Widerstreit der
Juteressen zu Handcl und Jndustrie befindet. Das Ge-
deihcu des eiuen Wirischaftszwciges steht vielmehr in un-
lösbarem Zusammeuhaug mit dem anderen.

Vou solcheu Gesichtspuukten ausgehend, war meiue
Regieruug seither bemüht, ihre auf Förderung des wirt-
schaftlichcn Lebens gerichteten Maßnahmcn zu gestaltcn.

— Die Organe des Neiches lvirken auf gleicher Grundlage.
Die Hcherste Gewühr für das Gedeihen der deutschen Volks-
wirtschaft und insbesondere auch der Landwirtschaft
liegt in dem Reiche nud seiner auf Schutz und
Förderung miseres Volkslebens sowohl im Jnnern als im
Wettstreit der Nationen gerichtetcn Thätigkeit.

Jch gedenke daher in dieser Stunde, von treuer natio-
naler Gesinnung erfüllt, unseres Reichsoberhauples, Sr.
Majestät des Kaisers, welcher iu unerniüdlicher Fürsorge
und mit fcster Hand das Steuer des Reiches lenkr, und
uns hente auch als Protektor der Deutschen Landwirt-
schafts-Gesellschast vor Augen steht. Vereinigen wir uns
zn dem Ruf der Treue: Seiue Majestät der Deutsche
Kaiser lebe hochl

N'achdem die Hochrufe berkluugeu wareu, ergriff der Miui-
ster des Jnueru Schenkel das Wort uud schildcrte deu
eigeuartigcn Betrieb der badischcu Laudwirtschaft, der sich
wcseutlich vou dem der uorddeutschen Grundbesitzer unter-
scheidet. Sein Hoch galt dem treuen Förderer der badischen
Landwirtschalft, dem Grotzherzog. De-c Präsident jdes
badischen Landwirtschaftsrates Klein entbot den Land-
wirten einen Willkommengrutz und gab der Hoffnung Aus-
druck, daß die Ausstellung Anerkennung finde mid daß die
Landwirte in Mannheim frohe Tage verleben mögen. Ober-
bürgermeister Beck überbrachte die Grüße der Stcrdt Mann-
heim, welche stolz darauf sei als erste unter den badischen
Städten die einzig dastehendc Organisation der Landwirt-
schaft in ihren Mauern b'eherbcrgen zu dürfen. Der Präsi-
dent der Landwirtschafts-Gesellschaft Rittergutsbesitzer von
Arnim dankte sodann dem Grotzherzog für das Wohl-
wolle», das er der Lmidwirtschast entgegeirbringe, ferner
deu Staatsbehörden, speziell der Eisenbahuverwaltung für
die weitgehende Unterstützung uud allen, welche zum Gelin-
gen der Ausstellung beigetragen haben, besonders aber der
Stadt Mannheim für die freundliche Aufnahme. Damit war
der Festakt beendigt.

Leider hatte ein in der Nacht niedergegangenes Gewit-
ter den Festplatz in einen förmlichen Sumpf ver-
wandelt, so datz der Rundgang dnrch die Ausstellung kein
Vergnügen war. Jmmcrhin genügte schon ein oberfläch-
licher Blick, um sich ein Urteil zu bilden über den Umfang
nnd die weittragende Bedeutung dieses gewaltigen Untcr-
nehmens, das eine Fläche von über 22 Hektar einnimmt.
Von kompetenter Seite wird bersichert, daß die Mannheimer
Ausstellimg eine der glänzendsten ist, welche die dentsche
Landwirtschafts-Gesellschaft bis jeht beranstaltet hat. Die
Ausstellung macht den Eindruck einer ZeUstadt. Jmposant
ist namentlich die Maschinenausstellung; sehr gut und stark
vertreten sind ^>ie badischen Zuchtgenossenschaften. Jn dcr
Abteilmig Obst- und Weinbau nehmen autzer Baden die
Nachbarländer Württemberg und Pfalz einen hervorragen-
den Plah ein.

Jm Laufe des Nachmittags fand eine Gesamtausschuß-
sitzung im Moll-Schulhause statt. Hente Abend veranstaltcn
die Vereine einen Lampionzng nach dem Schlotz und die Ge-
sangbereine eine Serenade.

Ubl. Mannheim, 5. Funi. Prinz Max und Karl von Baden
reisten heute Nachmittag gegen 4 Uhr wieder von hier nach
Karksruhe ab. Auf der von den Großherzoglichen Herr-
schaften zwischen 5 und halb 7 Uhr durch die resichgeschmückte
Stadt unternommenen Rundfahrt wurden dieselben von einer
nach bielen tausenden zählenden in den Straßen Spalier
bildenden Menschenmengc mit jubelnden Zurufen begrüßt. Um
7 Uhr fand im Großherzoglichen Schloß Empfang zahlreicher
Damcn der hiesigen Gesellschaft durch die Großherzogin statt.
Itach Eintritt der Dunkelheit wohnten das Großherzogliche
Paar nnd die noch hier anwesenden Fürstlichkeiten vom
Schloßbalkon aus dem Lampionzng und der Gesangsserenade
bei. Das Kaiserdenkmal, der Monumentalbrunnen und die
Neckarbrücke erstrahlten in prächtiger Beleuchtung.

Aus Stadt und Land.

Heidelber g, 6. Juni.

Vo. Eröffnungsvorstcllung im Zirküs Lobe. Mit einem
lvahrhast glänzenden Programm hat der Zirkns Lobe gestern
Abend scine Vorstellungen eröffnet nnd sich die Gunst dcs

Publitüms erworbeu. Alle Nummeru, welche geftern Abend
auf dem Programme sranden, wurden durchweg rnir grotzer
Eleganz und Akkuraresse durchgeführr. So wurden die plm'n-
schen Stellungen auf zwei neveneinander laufenden Pferden
von Frl. Eugenie und Herrn Alexander Lobe so geschickt aus-
gcführt, dah das Publ'kum sie mit lebhaftem Beifall auszeich-
uete. Was die Dressur der Pferde anbetriffr, so har man
hier schwerlich besseres gesehen. Es iväre zu viel, wollie
mau über älle Dressuruummeru einzeln berrchten, besondere
Anerkenuung muß mau jedoch Hern Direktor Lobe sür
seiue Leistung mit seiueu vicr Freihcrtspferdeu zollen, welche,
wie man meiuen möchte, jeüeu Blick versteheu. Als eme
Attraklion ersten Rauges steyt Mr. Rannie, geuannt das
menschliche Rätsel, da, welcher mit nackteu Füßcn auf schar-
feu Kavalleriesübelu sowie auf einem Brett, welches mir
tauseudeu von Nägeln üeschlagen ift, läuft, wobei er uoch eiu
paar Maun au sich häugeu hai. Auch scheiur derselbc eiu
recht starkes Gebiß zu habeu, so daß er üamir ciue Eisen-
skange krumm biegeu kaun. Am Drahtseil briugt Frl. Ale-
xandra recht schvuc Sacheu, als Equilibristiu produzieri sich
Mlle. Martha auf einer hoheu, rotierendeu Goldsäule. Eine
vorzügliche Akrobatcntruppe ist die The Dollar-Trupve.
Dieselbe briugt vicle ueue Triks uud ihre Salkomortales
dürften cinzig dastehcu. Nls kühner Reirer sei uoch Herr
Poltafzeff hervorgchoüen, welcher durch scine im rascnden
Tempo ausgeführten Reifsprünge dem Publikum wahre Bei-
fallssalven zu eutlocken wußte. Etwas zum Lacheu, war
die Nummer der Marcellys Musikal Excenrrique - Clowns
sowie der dumme August, mit seinem Partuer, dem Clown
Mcrkel. Den Schluß dcr Vorstellung bildete das hübsche
Ausstattimgsstück „Unsere Mariue", welches bon dem ganzen
Personal ausgeführt wurde, und einen recht guten Eindruck
auf das Pulilikum machte. Der Besuch des Zirkus karm
nur bestens empfohlen Iverderi.

* Sonder- und Erqänzungsjiige inich und bou Muimheiin
werdeu von der badischen Bahn am Snnistag, Sonntag unS
Montag ausgeführt. Ein Verzeichuis der Kurse ist auf den
Stationen angeschlagen. Zwischen Heidelberg uud Mamiheüu und
zurück gehen am Montag drei besoudere Züge.

Wiesloch, 5. Juui. (W o l k e n b r u ch.) Die „Wiesl.
Zeitung" berichtet des Näheren: Das in vergaugeuer Rackst
gegeu 12 Uhr hier niedergegangene schwcre Gemitter crrtete
auf dem Staatsbahuhof zu eiucm regelrechten Wolkenvruch
aus. Die Wassermassen überfluteten alles, der Bahudamw
der Nebenbahn wurde bei der Sängerschen Bahuhofrestau-
ration auf eine Läuge vou ca. 60 Meter uuterspült, während
Herrn Sänger dcr gauze Kcller voll Wasser lief, so datz
er in seinem Betrieb aufs empfindlichste gestört war. Aber
noch schlimmer spieltc das Uuwetter unsercr elcktrischeu ZeM
trale mit. Der Blitz schlug mehrmals in das Leiiungsnetz
eiu, wodurch umfangreiche Wiederherstelluugsarbciten erfor-
derlich werden, so datz die Stromlieferung erst morgcn im
ganzen Umfange wicder aufgeuommen werdeu kann. Dec
Betrieb der elektrischen Strahenbahn Wiesloch - Heidelberg
erlitt burch diese Störung naturgemäß ebeufalls eine Unter-
brechung. Der Schienenstraug dieser Bahn war mit ange-
schwcmmtem Schutt und Steinen auf weite Strecken bedeckr
uud der Hauptfaktor für deu Betrieb, der elektrische Stronu
fehlte ebeufalls. 'Die Nebeubahn muhte uuter solchcn Ulst'
stänbeu ihren Lokalverkehr an Stelle der Motorlvageu
der Lokomotive bewerkstelligen. .

? NeckarbischofSheim, 5. Juni. (Gewitter uuo
^ o l k e n b r u ch.) Die heißcn Tage der letzten Woche faw
dcn heute Nacht durck, ein sehr schwcres Gewitter einen voV
läufigen Abschluß. Dassclbe ist leider nicht ohne beträcht^
licheri Schaden vorübergegangen. Das Donnerii und Blitzeck
dauerte von Vo12 Uhr bis gegen 3 Uhr. Jn der Gegend vo>
Obergimpern fiel cin Wolkenbruch, der riesige Wassermapeu
das Krebsbachthal hcrabwälzte und das Thal überschwemmte'
öa das Bachbett dic Wassermcngen nichi fassen konnte.
mußte gegen 3 Uhr — nachdcm sich die durch das sckiwer^
Gcwitter aufgeschreckten Einwohner gerade wieder zur RuM
bcgeben hatten — die Feucrwehr alarmiert iv e
den, da die plötzlich cmkommcnden Wassermassen den mitV
leren Stadtteil sehr bedrohten. Auch in Wastst
stadt soll die Gefahr groß gcwesen sein. Hier hat das Wasffr
in Gärten uud auf Wieseu ganz erheblichen Schaden vcrur-
sacht. Die Stauwehreu an dcn verschiedeneu Krebs- uä
Schwarzbachmühleii konnten nicht mehr rechtMtig gezogru
werden. -

X Schwehinqen, 5. Juni. (V e r s ch i e d e n e s.) Aist
dem Spargelmarkte hat die anfangs so grotze
frage bedeutend nachgelassen. Es ist deshalb auch die schöu»
Wcire sehr billig (20 Pfemiig) zu habcn. Wundervoll stehr^
zur Zeit die Getrcidefelder, Wmter- wie Somnrr^
frucht. Bei dcm letzten Schweiuemarkt wurden 83 StU.a
Milchschweine angeboten; davon wurden 70 Stück zum PrsN
von 36—40 Mark verkauft. — Das 3. Bad. Feldart
lerieregiment wird am 9. Juni bei seinem Hininaist
zu den Schießübungen hicr und in den nächsten Orten ru.
quarticrt, bei seinem Rückmarsch am 10. Juli dagegeu
Hvckenheim und Umgeburig.

8O Dnrlach, 5. Juni. (Das gestrige Gewitte ^
hat schweren Schaden angerichtet. Die Hagelkörner hatu
die Größe von Nüssen. Viele Feldsrüchte sind total veriuu
tet. Das wcnige Obst, das von dem Frost und der naßkalu^
Witterimg noch übrig gcblieben, ist jetzt durch das AA.ß
wetter vernickstet. Seit langen Jahren ist hier ein sol"
Unwctter nicht erlebt woLden.

80. Durmcrshcim, 6. Juni. (Blitzschlag.)
rend des gestrigen Gewifters fuhr der Blitz mi dem B>u
ableiter der Krrche herab und betäubte zivci in der Nähe "
sindliche Männer, ohne sie indessen gefährlich zu verletzem ^

80 Dietlingen, 4. Juni. (Eine unangenehv
Ueberraschung) erlcbte eine hiesige Frau, alS
dieser Tage ihr Sparkassenbuch aus der Kommode
wolltc. Vor einigen Tagcn war deren 22jLhrige TockN ^
welche schon einmal iu Amerika ivar, wieder von AuZU'ck ^
derungslust ergriffen worden und, um die Reise antreten V
könneii, hatte sie von dem ersparten Geld ihrer Mutter
lich 1200 M. auf der Pforzheimer Sparkaffe erhoben.
dem Vorwande, nach Pforzheim gehen zu wollen, verschin
das Mädchen, um die Reise übers Wasser cmzutreten, n ^
dem es mit Hilfe des Geldes sich alle nötigen Papiere
die Schiffskarte hinter dem Rücken der Mutter besorgt

Areibuea. 3. Jmii. (Militärisckies Fest.) Heute


tilleriekasinvs y
s Reiterfest veranstw „

wurde anläßlich der Einweihnng des Ar
der Reitbahn des Reqiments ein qlänzendes Reiteneft verai'v-- ,l
zu dem seitens des Regiments zahlreiche Einladimgen ergan»
waren. ? r, lift

8dl. Freivurg, 5. Juni. (Bom Blihe a r s a> ^
g e n.) Beim Heuen auf offenem Felde wurde gestern
mittag während eiue Gewitters der 32 Jahre alte Zsts^g.
Gutmann aus Hochstetten bei Breisach vom Blitze erschwv^H
Jn Kappel wurde der Landwirt Tritschler, während er
auf dem Felde befand, vom Blitze getötet. Der Dedane x,
werte entstammt aus der Gegend von Waldcm und mn
Nrßt neun Kmder. ,

Aus Vade«. Jn Hinterrarten schlug am 4. d. btt e K.
beftigen Gewitter der Blitz in das Haus der Wittwe Stem^K
Besitztum brannte vollständig nieder, wie verlautet, war »
versichert.
 
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