Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#1076
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dicnstao, 1y. Jnni 1902. Grstes Blatt.

44. Jchrgnng. — .4-t 132.

rscheint täglich Soiintogs ansgenovivien. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Hans gebracht, bci dcr Expedition nnd den ZweigsleLcn abgeholt 40 Psg. Durch die Post be-
g, zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr. " iW

^nzeigenpreis: L0 Pfg. sür die Ispaltige Petitzeile oder dercn Ranm. Reklamczeile 40 Pfg. Für hiefige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bcstimmt
^vjgeschriebencn Tagen wird keine Derantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Aas neue sranzöstsche Mnisterium.

Das mugcbildete sranzösische Ministerium ist das 41.
leit Gründung der Republik

Der neue Ministerprästdcnt Justin Louis Emile Combes
^urde 1835 in Roquccoulbc im Departewent Tarn geboren.
-nachdcm er in der Medizin peomoviert hatte, erwarb er
°uch noch das litterarische Doktorat. Jn seincm heimat-
uchen Departement war er zuerst Mitglied, dann Vorsitzcnder
vcs Gcneralrats. Nachdem er 1876 zum Bürgermeister
Pons gcwählt worden war, setzte ^ihn die Staalsstreich-
^egierung Mac Mahons während dcr Krisis von 1877
worauf er in demselben Jahrc wiedergewählt wurde.
^ur Jahre 1885 wurde er zum ersten, 1894 zum zweitcn
^ale m der Untern Charente zum Senator gewählt, dessen
Aorstand er 1893 und 1894 als Vizc-Präsident angehörte.
^orn November 1895 bis April 1896 war er Unterrichts-
^inister im Kabinet Bourgcois; in dieser Eigenschaft be-
sarnpfte er die Lehrthätigkeit der religiösen Orden, und es
'u für die gegenwärtige Richtung der französischeii Politik
°^eichnend, daß seine damalige Haltung jetzt seine Berusung
?u die Spitze des Kabincts mit veranlaßt hat. Emile
9°la hat Combes zum Modell geuommen, als er die Ge-
ualt des Landarztes in seinem Roman „Germinal" schuf.
^ur hat Combes neben seiner ärztlichen Gewissenhaftigkeit
'och viele andere Vorzüge, iu erster Linie den, seine Gegncr
^u Worte kommen zu lassen. Combcs hat, bevor er Medizin
^ob, ein wenig auch Theologie studiert. Die Frucht dieser
ü!"rdings kurzen Seminarthätigkeit war sein Buch über
^hoiuas von Aquino. Von Combes' rcdnerischer Begabung
u nicht vicl Aushcbens zu machen. Das bckannteste Mit-
wied des neucn Kabincts ist der Finanzministcr R o u v i e r,
^ stch erst nach längerem Besinnen zur Ucbernahrne dcs
?-ortefcu!lles enrschlossen hat. Rouvier gehörte 1877 zu
^u 363, die Mac Mahons rückschrittliche Staatsstrcich-
^ontik be kämpften. Vom November 1881 bis Januar 1882
^'leidete er als Handels- und Kolonialminister in Gambettas
? oßern Ministerium seinen ersten Kabinetsposten. 1887
ertrug ihm Grevy die Bildung cines Kabinets, in dem
, dcn Vorsitz und die Finanzen übernahm. Als Gr«vy
uoch den Ordensschacher seines Schwiegersohnes Wilson
urnögiich geworden war, war es Rouvier, der durch das
^ullassungsgcsuch des Kabinets den Rücktritt Grävys her-
^luhrte. Jm zweiten Kabinct Tirard nahm Rouvier das
^uanzministerium cin, das er unter Frcycinet, Loubet und
'vot drei Jahre lang, bis zum Tezember 1892 behielt.
y/'ne Verwicklung in den Panamahandel führte zu einer
s^'llage gegen ihn und zum Verlust seines Amtes. Aber
^orr 1893 wurde er in den See-Alpen, die ihm bis hcute
geblieben, wiedergewählt.

s,. Der Arbeitsminister Maruöjouls ist früher Staats-
^"tär des Handels gewescn. Dem Kolonialminister
^ "uuresque wirft d!e Oppositionspresse Schwärmerei sür
dx, "uisation nach englischcm Muster vor. Der neue Han-
A>.?uiinister Trouillot war der vielverlästerte Referent des
cuionsgcsetzes. Der Unterrichtsminister Chaumi« und
N-.v btan sind iür lebreifffie.cioltu

sind für schroffste Haltung in kirchlichen Angelegen-
. Pellctan, der zuerst daS Portefeuille des Arbeits-
^ Ueriums übernehmcn sollte, wurde bewogen, das der

heiten.

Marine zu übernehmen, weil er als Arbeitsminister der
schroffsten Feindseligkeit der subventionierten Bahnverwal-
tungen zu gewärtigen hatte. Er hat nunmehr volle Ge-
legenheit, seine Vorliebe für Goubets Unterseeboot zu be-
kräftigen.

Jm allgemeinen wird nach dem „Temps" das ncue
Kabinett sich der Kammer als der politische Erbe dcs
Wcrkes Waldeck-RousseauS vorstellen und die repu-
blikanische Verteidigung fortsetzen. Dement-
sprechend werde es also das Vereinsgesetz ohne Heraus-
forderung, aber auch ohne Schwäche anwenden, die Ab-
schaffung der klerikalen Unterrichtsfreiheit fordern, es werde
darauf bedacht sein, die Militärlasten herabzusetzen und sich
besonders die Aufbesserung der Finanzlage des Landes
angelegen sein lassen. Es werde eine Politik strenger
Sparsamkeit treiben, aber diese auch ergänzen durch fiskalische
Reformen und eine Herabsetzung der StaatSschulden. Es
werde nach Mitteln suchen, um mehr Gerechtigkkit und
Verhältnismäßigkeit iu die Verteilung der Stenern zu bringen
und in der Eisenbahnfrage den mehrfachen Abstimmungen
der Kammer Rechnung tragen. Jm übrigen urteilt der
Temps über das neue Kabinet: Das Kabinet ist radikal,
gewiß nicht so homogen, wie Jaurss es wünschte, denn
Combcs hat in den radikalen Geist Elemcnte der Mäßignng
gemischt durch die Beibehaltung Delcassös, Chaumios und
Rouviers. Leidcr ist aber die Mehrheit immer noch aus-
gcsprochen radikal oder sozialistisch-radikal. Die „Petite
Röpublique" erklärt, die Sozialiste<seien'entschlossen, das
Ministerium Combes noch kräftiger zu unterstützen als das
Ministerium Waldeck-Rousseau, vorausgesetzt, daß es das
radikale Programm auch wirklich durchführe.

Aie AoLschast Schakk Murgers und Wotyas
an die ZSnren.

London, 9. Juni. Der „Standard" veröffentlicht
den Wortlaut der vom 31. Mai datierten Botschaft
Schalk Burgers und Bothas: Offener Brief an
alle Offiziere, Beamte uud Burghers, die bis zum heutigen
Tage ihre Pflicht gegenüber dem Lande und Volke treu
erfüllt haben. Kameraden, Brüder, Landsleute! Wir
danken Euch herzlich für den Heroismus und für die
Hinopferung von so Vielem, was Euch teuer und lieb
war. Wir dankcn Euch für den Gehorsam und die treue
Pflichterfüllung in Allem, was dem Afcikandervolke zur
Ehre und zum Ruhme gereicht. Wir raten Euch Allen,
Euch in den Frieden zu schicken, Euch ruhig und fried-
fertig zu verhalten und der neuen Regierung Gehorsam
und Achtung zu erweisen. Von den Vertretern beider
Staaten ist eine Kommission ernannt zur Beschaffung von
Geldmitteln u. s. w. für die Witwen und Waisen, deren
Gatten und Väter ihr Lebcn ließen im Kampfe für Frei-
heit und Recht und die in unserer Gcschichte ewig fort-
leben werden. Wir sprechen unser ivniges Mitgefühl denen
aus, welche trauern, und bitten Gott, daß er ihnen Kraft
geben möge, das Kreuz zu tragen. Auch unseren Weibern
und Kindern möchten wir unsern Tank aussprechen, die so
tapfer Opfer gebracht und bitteres Leid getragen haben,

jetzt, da der Friede geschlossen ist, wenn auch nicht ein
Friede, wie wir ihn ersehnten. Lasset uns da
beharren, wohin Gott uns geführt hat. Mit gutem Ge.
wissen können wir crklären, daß zwei und einhalb Jahre
lang das Volk den Kampf in einer Weise führte, wie es
die Geschichte bisher kaum kannte. Laßt uns nun einander
die Hände reichen für einen anderen großen Kampf
der vor uns liegt, für dic gei stig e und soziale Wohl'
fahrt des Volkes. Lasset uns allen bitteren Gefühlen
entsagcn, lasset uns vergessen und vergeben, auf daß die
tiefen Wunden heilen mögen.

Deutsches Reich.

— Reichskanzler Gras Bülow hat sich kürzlich
gegendenpolitischenPessimismus ausgesprochen.
Der „Schles. Ztg." zufolge erklärte er, bei einem Teil der
narionalen Presse bestehe ein Hang zu künstlicher Schwarz-
seherei, den er nicht als berechtigt anerkennen könne. Ge-
rade die nüchterne Beurteilung des allgemeinen Zustandes
der cinzelnen Großmächte müsse doch feststellen, daß keine
mit dem Gangc ihrer öffentlichen Angelegenheiten im
Jnnern wie nach außen so zufrieden sein könne, wie gerade
Deutschland. Der vorteilhafte Abstand gegen die Verhältnisse
in anderen Staaterc sei doch so bedeutend, daß ein Vergleich
ernstlich kaum in Frage komme. Er müsse es als geradezu
grotesk bezeichnen, wenn ein Dentscher die Zustände seines
Vaterlandes trostlos nennen wolle.

— Ein Reserveregiment in kriegsmäßiger Stärke
von etwa 3100 bis 3200 Mann wird in dcr Zeit vom
3. bis 16. Juli d. I. auf dem Truppenübungsplatz Munster
zusammengestellt. Die Mannschaften der Reserve und
Landwehr ersten Aufgebotes gelangen auf 14 Tage zur
Einziehung; die Entlassung erfolgt direkt von Munster aus.
Die Offizierstellen werden durch aktive, Reserve-, Landwehr-
uud inaktive Offiziere besetzt.

Aeulscher Weichstag.

Berlin, 9. Juni.

Präsident Graf Ballestrem teilt dem Hause den Tod
des Abgeordneten Bayer (Zentrum) mit. Das Haus er-
hebt sich von den Sitzen.

Hierauf wird in dritter Lesung der Gcsetzeutwurf betr.
Aufhebung des Diktaturparagraphen debattelos
erledigt.

Es folgt die zweite Beratung der Brüsscler Zucker-
konvention. Die Kommission beantragt deren Annahme;
doch soll die Ratifizierung des Vertrags nicht früher er-
folgen, als bis das Gesctz betreffend Abänderung des Zucker«
steuergesetzes im „Reichsgesetzblatt" veröffentlicht ist.

Abg. Speck (Zentr.) bcrichtet über die Kommissionsbe--
rarung.

Abg. Graf Kanitz (Kons.) bczeichnet dcn Zvll von
6 Franken für den Toppclzcntncr für nicht ausrcichcnd, nm die
heimischc Erzcugnng zu schützcn. Er hoffe auf eine Verstän-
diguug mit Rutzland; ehe einc solche nicht stattgefundcn habe,
tönne cr der Vorlage nicht zustimmcn.

Abg. Wicmer (fr. Vp.) bcdanert, daß die Rcgicrungs-
borlagc in dcr Kommission kcinc Annahme gcfundcn habe.

Arauen in der Kerveröe-Znfstcht.

Von Helenc Simon.

(Nachdruck verboten.)

'vcuigen Jahrcn noch verhielt man sich in Deutsch-
^»iric, '»»d gcgcn die Anstcllung wciblicher Fabrikinspek-
England eine raschc Popnlarität gewonnen,
Egensrcich gewirkl l)attcn. llm die Jahrhnndert-
Seit bg., " dcr Widcrstand gcbrochen. Der Geist einer neucn
'Nspeftj i ^ ^csicgt. Ilnd heute ist dic Bemntin in die Gewcrbe-
»Ur größercn Bnndcsstaatcn cingezogcn. Abcr

p - i,„s, ^ -lssistcntin. Auch sah man außer in Badcn davon
i^'Eu»cn Vorbild akadcmisch gcschultc Kräftc zu

Hessc.f Preußcn, Baycrn, Württcmberg, tcilweise anch
„an, ^ nnd mit einigcm Erfolg, die Wahl wenig-
l N oincr gcwisscn-Oualifitätion. Man sah auf prak-
^'N»c„ u»d cntschicd sich für gcwescnc Buchhal-

k, Pcrt^nnd Fraucn in ähnlichen Stellungcn,
nshs niit dcn Verhältnissen dcs gcwcrblichcn Le-

s/kßc,, ,?Nusctzcn. Nur für die hessischen Bczirke Mainz,
?»nns.hat cin Mißgcschick vorgclegcn, den der Per-
k..»»dec^ ! ' dicses Jahres anscheincnd beseitigt hat. Eine
'ncibi/!'^ dehauptet Sachscn. Es crsann sich mit scincn
Äu ^'c " Vertrauenspersoncn, ohne andere Befugnisse

»egmnahme von Beschwerdcn, ein so ausgcsucht un-
daß es als Probe anf das Exempcl
i», ^!?crbc Vctracht kommt. Nur die württcmbergische

iiii,^,c>rjnbre ^sf^'oiis-Assistentin" trat bishcr in dieseni wic
^lir^m sclbständige Bcrichterstattcrin an die Ocffcnt-

" ' izeugt Aus-

Sinne auch

i>>,^->>. .vcinurcrnarrcrin an rae ^-c,,cni-

i>j/si»»ikcä iscrat ist flott geschricbcn. Es bezeugt Auf-
silu iicschgi-si' Zud Willcnskraft, in manchcm Sinne auch
sst cchtz, b..,-.,.,Ij"fi'üst dev Frau für die Bcdürfnisse ihrcs Ge-
fl>r so^ic>n"»^.auch der jungen Mädchen. Dagegen steht

chi>?" so-i der jungcn Mädchen.

Äirc 'iufaj,,- ^o/itilchcm Wcitblick, an originaler Erfassung
öc>- Man,e?"^V^'^^sihcn und amcrikanischen Kolleginnen
" 'v diescn, !vü^^"üntzcr dcs vorjährigcn Berichts sind in-

cm R.

K>ahre vermicdcn und so darf man cin mehr und

mehr erfolgreiches Wirkcn bei wachscnder Reife erhoffen. Für
dic Thätigkcit dcr weiblichen Beamtcn in Prcuhcn, Bayern
und die hessischen Bezirke Darmstadt und Offenbach lantet das
llrteil dcr vorgesetztcn Jnspcktoren vorwiegend, zum Teil außcr-
ordentlich günstig. Trotzdcm — von ticfgehcndcr Bedcntung
war sic bishcr wohl nicht. Das war bei dcr Kürze der Zcit
auch kaum denkbar. llnd sclbst ungcwöhnlich begabte und
vorgeschulte Frauen — und um sulche handeli es sich keines-
wegs — habcn bci dcr gröhercn Abhängigkeit und bcengtercm
Thätigkcitsgcbict in Deutschland eincn ungleich schwercrcn
Stand als in England, wobei auch die dort allgcmcin kolle-
gialerc Bezichung dcr Geschlechtcr zucinandcr cine Rollc spielt.
Wie cntschcidend indes die Persönlichkcit ist, zcigt Baden.
Nach dcm Ilrtcil des Bcrichtcrstattcrs scheint dic Assistentin
jene Eigcnart zu besitzen, von dcr wir Bcretcherung und viclsci-
tigere Gestaliung der Aufsicht crwarten. Mit Schnelligkcit,
Bcstimmthcit nnd Vcrstand verbindct sie Takt und Licbcns-
würdigkeit. Sic versteht die Arbeitcrinneu und ist bcmüht,
sic in öffentlichen Versammlungcn mit ihre» Jnteresscn bckannt
zu machen. Sic spricht klar, cinfach leicht verständlich. „Na-
mcntlich criveckte die vertraulich licbenswürdige Form, in die
die Rcdncrin ihrc Wortc zu kleidcn wußte, soglcich das Ver-
traucn dcr Arbeitcrinncn." Fränlcin von Richthofcn über-
ragt ihre Kollcginnen zweifellos au volkswirtschaftlicher und
allgemcincr Bildung. Vor allem aber hat sie nicht der Zufall,
sondern ein tiefinnercr Drang geradc auf dicsen Bcruf ver-
Ivicscn. Warme Licbe für ihre Aufgabc, eine wahrhaft soziai-
ethische Veranlagung Machen sie dafür besondcrs gecignct und
gcwinnen ihr schncll die Hcrzcn dcr ?lrbciter. llebcrblickt
man das Gesamtergebnis ciner zwci, z»m Tcil dreijäbrigen
Thätigkcit, so kann man sagcn, daß dcr Vcrsuch trotz viclfacher
Iliigunstcu der llmständc gcglückt ist. Wo wie in Badcn Ouali-
fikation, wohlwollcndc Vorgesetzte und zweckmäßige Gesral-
tnng dcs Amtcs zusammenrrcffcn. ist die iveidliche Kraft er-
wieseneriuaßeii cin bclebendcs Element des Arbeiterinncn-
schutzcs und wird mit der Zcit cin unentbehrliches Glied znr
Erfüllung scincr besondercn Anfordcrung bildcn.

Kleine Zeitung.

— Das Darmstädter Defizit. Die endgiltige Ab-
rechnung über die Ausstellung der Künstlerkolonie 1901
ergiebt, wie jetzt verschiedene Blütter zu melden wissen, em
Defizit von 252 288 Mark. Da der Garantiefonds
262 800 Mark beträgt, so müssen die Garantiezeichner
96 pCt. des gezeichncten Betrages zahlen. Das große
Defizit überrascht umsomehr, als die Einnahme aus Ein-
trittsgeldern, Festen und Konzerten 58 800 Mk. mehr be-
trug, als veranschlagt worden war.

— Dresden, 9. Juni. Vor dem altcn Salvatorfriedhof
in Peterhagen fuhr heute früh cin elektrischer Wagen in
eine Gruppe Leichenträger, die eine Leiche nach dem Fried-
hof brachten. Der Metallsarg stürzte auf vier Träger,
die so schwer verletzt wurden, daß an ihrem Auf-
kommen gezweifelt wird. Auch mehrere andere Personen
sind verletzt.

— Unter dem Gefolge des Schah von Persie» be»

findet sich auch der wegen seiner Klugheit und seines
schlagfertigen Witzes berühmte Abbas-Mirza. Ein ameri-
kanischer Journalist machte vor kurzem bei Gelegenheit einer
Festlichkeit in übermütiger Sekilaune mehrmals den Ver-
such, dem Perser alle möglichen Ungeheuerlichkeiten in Be-
zug auf Amerika nnd amerikanische Verhältnisse auf»
zubinden, — abcr erfolglos. Mirza wies jeden Versuch
mit überlegener Schlagfertigkeit und liebenswürdigem Humor
zurück, „Jhnen hat wohl uoch niemals im Leben Jemand
etwas weiß gemacht?" rief endlich der Amerikaner.
„Doch", erwiderte Mirza lüchelnd, indem er sein blendendes
Gebiß sehen ließ, „Od ol" — meine Zähne!"
 
Annotationen