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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#1122
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Dienstag, 17. Jvni 19V2. beftes Blatt. L4. Iahraana. — 138.

^rschcint täglich Soimtogs lmsgenowmcn. Prcis uiit Faviilienblättcrn nionallich bO Psg. in's Hans gebrccht, bci lnr Expedition und dcn Zweigstellen abgeholt 40 Psg. Durch die Post be»

» zogcn vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

Elnzcigcupreis: 10 Pfg. für die Ispaltige Petitzeilc oder dercn Rauv,. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschasts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für dic Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
^vrgeschriebenen Tagen wird keine Perantwortlichkeit überuommen. — Anschlag der Znserate aus den Plakattaseln der Heidelberger Zeitung und dcn städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Aöonnemenls-Kintadung.

Von Ncncm das Blatt bcstcllcn vdcr nicht'?

Das isl jetzt die Frage für viele Zeitungsleser, na-
^wnllich aus dem Lande. Letzteres zu th u n wäre
6 anz u u d g a r l h ö r i ch t. Auch wenn die Hochslut
??r politischen Tagcsgeschichte abzuebben begvnnen hat,
heute die Zeitung mehr denn je sür Iedermann un-

entbehrlich. ^

Diejenigen Berufsklassen, die jetzt der arbeitsreichsten
Eit des Jahres entgegengehen, sollten sich nicht aus
^conate hinaus vom Zeitungslesen abwenden mit öer
^ntschi,ldjHi,,ig: „Wir haben im Sommer keine Zeit zum
^sen!" Ein Viertelstündchen bleibt täglich übrig, nm
^uch die Zeit n n g e n zu ihrem Rechte koinmen zu
tassen.

^ Hören wir einige Antworten, die einem bayerischen
"oiatte zngegangen sind auf die Preissrage:

Svll dcr Landwirt im Sommcr cinc tnglichc
Zeitnng hnlten?

.,Ein Mensch, der henlzutage keine Zeitung liest,
^'Nsriert nicht. Das gilt, wie für jeden Kultnrmenscheii,
ssuch sür den Landmann, ja für diesen weit mehr als
Ufe für die meisten städter, wenn man seinen Beruf be-
fUcksichtigt. Einmal hat die Zeitung, oder besser gesagt
Pr Inhalt sür ihn allgemein menschliches und politisches
vniteresse, wenn anders er es nicht vorzieht, mie eiu
Zülder Innerasrikas dahinzuleben. Tagtäglich passiert
u dxx sg viel hos Neuen, Wissensmerten und ?Nerk-
uurdigen, was man als zivilisierter Mensch wissen muß.
Uid sollte es dem Landmanne gleichgiltig sein, was in
Welt vorgeht? In den Parlamenten wird über das
-ufohl nnd Wehe des Reiches, des Staates und der Land-
, Ptschast beraten. Dort werden Gesetze erlassen, die
Pc>ist tief in seine Sphäre eingreifen, dort wird über den
"duushalt des Staates beschlossen. Die Entscheidungen
-Uer, die im Winter in den Parlamenten fallen, bereiten
! R schon im Sommer vor, denn die Politik der Parteien
ansloxt nicht den Lommer iiber. Wer deshalb seine
uaatsbürgerlichen Pflichten ernst nimmt, wer mit der
fUu'lt fortschreiten und nicht hinter seinen Mitbürgern
'Urilckbleiben mill, der mus; eine tägliche Zeitung halten!

^ Wer ein Blatt lesen will, das anf allen Gebi e-
^ u das Wiss e n swerte bringt, der

abonniere auf die ^

Hei-elberger Aeitung

^^Ui nüt den Hilfsmitteln des modernen Zeitungswesens
sch^gerüstct, vermag die „Heidelberger Zeitung" hin-
^ chtlich der L> ch n e I l i g k e i t ihrer Berichter -
E u t t n n g sowohl wie in Bezug auf Reichhaltig -
i t wie auch auf Z u v e r l ä s s i g k e i t allen Anfor-
-„-^ngen gerecht ch, werden, die man an eine Tages-
llnng stellen kann.

Heidelbe r g er Zcit u n g" erscheint täg-

licl

Die

tind kostet mit ihren

Gratis-Veilaqen

''Heidelberger Fanrilienblätter" und „Land-
, wirtschaftl. Zeitgeist"

y/Ugtlich 5l> Pfg., auswärts 1.35 Mk. vierteljährlich
Postgebühr.

^i i^coch stn darauf aufmerksam gemacht, daß die Ein-
ZcitnngSgcldcr dnrch die Briefträgcr gcgcn
x,.st'^giltige Qnittnngcn in der Zeit vom 15.—25. Juni
Tainit in der Zustellung des Blattes keine Un-
i>c?^chung eintritt, empsiehlt es sich, die Ernenernng
Abonnenients in dieser Zeit zu bewirken.

Ar. Ueters üöer die deutsch-ostafrikanische
Kiserröaöri.

Neber „Die Deut s ch - O st a s r i k a n i s ch e Ei -
j e n bah n" schreibt Dr. Earl Pete r s in der jüngsten
Nnmnier dei: „Finanz - C h r o n i k":

Etwa einc Woche nach der Meldung oon dem endgil-
tigen siege Großbritannicns in Südafrika kommt die
Nachricht, die deutsche Regicrung werde die Vorlage im
Reichstage über die ostafrikanische Eisenbahn voriänfig
nicht zur Abstimmung bringen, weil sich „die Chancen
für ihre Durchbringung nicht verbessert hätten". Die
beiden dtachrichten stehen nicht in einem direkten Zusam-
menhang: aber sie ergänzen sich trotzdem. L>ie beknnden
das Emporstcigen Großbrit anniens und
den dt i e d e r g a ng Dent s ch Iand s in der a f r i-
k a n i s ch e n Politit.

Wenn der Reichstag sür die Regiernngsvorlage, nne
sie ist, lücht gewonnen werdcn kann, so würde ich dcr Ko-
ioinaiabteiliing des dlnswärtigen Amtes raten, nunmehr
eine zentralafritanische Eisenbahnkonzession ohne Rück-
sicht auf das Geschrei, weiches entstehen mag, an eine
ansländische Gesellschast zu vergeben. Es ist zwar trau-
rig, daß die deutsch-ostasrikaiiische Bahn nicht mit dent-
schem Kapital gebant werden kann, aber es würde noch
tranriger sein, wenn die Kolonie dauernd ohne die erfor-
derlichen Verkehrswege bleibcn müßte. Eine fremdlän-
dische Bahn ist jedenfalls noch das kleinere der beiden
Uebel. Wenn man mit der Eisenbahn eine starke Land-
konzession verbindet, gleichzeitig vielleicht den Zoll im
Ausgangshafen dazu thnt, etwa nach Analogie der Beira-
Biashonaland-Bahn, wird man voraussichtlich das inter-
nationale Kapital dafür interessieren können.

Lehr viel einfacher wäre es freilich, wenn die dentsche
Kolonialleitung die für den Eisenbahnbau erforderliche
Zinsgarantie durch eine Ersparnis an den Verwaltungs-
kosten von Deutsch-Ostafrika erzielte. Der Reichstag
würde sicherlich zustimmen, wenn ihrn eröffnet würde,
daß von den bisher bewilligten Summen in Zuknnft
zwei dNillionen Mark jäbrlich nicht mehr für den Unter-
halt von Assessoren und Lentnants, sondern für den Bau
von Eisenbahnen verwendet werden sollen.

Dr. Peters zieht hier die englische Kolonialpolitit zum
Vergleiche heran, bei der staatüche llnterstützungen stets
in der Hauptsache fiir Koliiiiiunitationsnüttel Verwen-
dnng finden.

„Während Großbritannien," sagt er, „der Annexion
regelmäßig die Erwerbnng durch den Schienenstrang fol-
gen läßt, sei es in Südafrika. sei es am nnteren oder
oberen Nil, beginnt in D.entschland allemal ein ekelhaftes
Broschiirengezänk über das eine, das not thut, und da-
rüber geht die schaffende That in die Brüche."

Der erfahrene Kolonialpolititer schließt seinen Ar-
titel mit folgender Warnnng:

„Der Besitz afritanischer Gebiete ist moralisch an die
Aussührnng gawisser w irtschaftliche r Arbeiten
znm Zweck ihrcr Erschließiing geknüpft. Nicht, wie mir
1886 eininal ein Berliner Geheimrat erösfncte, an die
Eiiiführnng einer „g eordneten Ad m inistra -
ti on". Darnach kräht anf der Erde weder Hund noch
Hahn. Sondcrn an die Schaffnng der m o d e r n e n
Grnndlagen sür eine g e s u n d e Erwer b S-
t h ä t i g t e i t, nnd gleichzeitig an das Prinzip der
„Offenen Thür" für alle Söhne der enropäischen Völ-
kerfamilie. Dentschland allein wird sich diesem ailge-
meinen Gesetz nicht entziehcn können. Solche moderne
Grnndlage des Vertehrswesens aber besteht znnächst imd
vornehmiich in deui Banen von Eisenbahnen und Fahr-
straßen.

Wir besinden nns in Deutschland augenscheinlich in

Stadttheater.

Heidclberg, 16. Juni.

lijst!?ostspiel des Nationaltheaters aus Mamihcim. „Tar-
' "Fouberics de Scapin" (Spitzbubcnstrcichc), Lustspiele

ichysM nltesten Teil dcs Louvre erregt der Saal des Erdge-
den Goujou mit Karyatiden geschmückt hat, durch eine

stc,,- , l'i.ne Anzahl seiner Gegner hier hinrichten, zum andern

!5i^ iii NnA'iK jDO PNtl

Die Zeit der

Crinncrimg das Jnteresse: einmal lietz der Herzog von

'üi^,. Ker Saal die crste Stätie in Paris, r

Aesj . -truppe eiuc Bühne aufschlagen durfte. _—

Aiyp^nsivirrcii lag uoch nicht lange zurück, eine Zeit, gemacht
Ait st^nchtcn, nicht zum Dichten, da unternahm dieser Äkann,
"A- schönstcn dichterischcn und menschlichen Waffcn in
Ac>„^nnd, xin Wagnis. La Bruysrc mcint einmal: Jeder-
st'txx, jntzt voii cincm Geckcn, datz cr cin Geck sei; allein keiner
d,- 'inn solches sclber zn sagen. Nun Moliere be-
melnl ^nt, cincr viclköpfigcn und gcfcihrlichcii Gattung der
'dcn, istnft den Spicgcl vorzuhaltcn. Ein Scheinheiligcr, hat
^«iiigb^fagt, ist cin Mensch, der unter cinem freigeisterischen
Frcigcist sein würdc. Nun, Tartüff, der des bor-
Mhx Zrgon schwache Seite kennt, versteckt sorgfältig alle
cMt Hochstaplers, sucht Butzkleid nnd Strick hervor und

Kickc,, 'ZZ pfer, das cr zur Ausbeutung crkor, mit Frömmlcr-
^», "jder >nic srhr cr sich maskiere, scin Gesicht verrät
rs liebt, sich bis zur Rundheit vollzustopfen, mit Be-

hagen zu schmatzen uud die Hände auf weichen Kleiderstoffeii
spiclen zu lassen. Man verzieh es Moliöre, dem „herge-
laufenen Komüdiantcn", nicht, dah er bei der Zeichnung, dio
cr entwarf, genau die Natur befragt hatte. Gegcn Religion
und Frömmigkeit war nichts in dem Stück gerichtct. Eine
ernstreligiöse Seele mutz vielmchr ihrc Freudc an ihm haben.
Nnr jener Geist ist getroffcn und in seiner vollen Bosheit bloh-
gestcllt, dcr die Frömmigkeit zum Gewcrbe erniedrigt nnd
die Enthaltsamkeit vor voÜcn Schüsseln lobt. Dic sollen vor
der Satire des Dichters zittern,- die sich mit dem Himmel ab-
zufinden verstehen und sich dic Kunst schufcn, „das Gewissen je
uach Bedarf zu dehnen nnd sich, wenn ihre Handlmigen Lautcr-
keit vermissen laffen, auf den guten Willen zu berufenl" So
wirft es denn ein bezcichncndes Licht auf den Geist jencr
Zeit, dah der Pfarrec von St. Bartholomac im August 1667
Moliere wegen seines Angriffes auf die Religicm znm hölli-
schen und irdischen Feuer vcrdammt hat.

Die beiden crste Akte mit den kleinen Familienintrigiien
in Orgons Hause unterhalteu gut und lustig, sobald aber
Brudcr Tartüff, der unsterbliche excmplarisckic Träger mora-
lischer Zweideutigkeit, eintritt, wird dem Zuschauer, als sähe
er mit dem Auge eines, vor dcm die Jahrtausendc mit ihrcn
weltgcschichtlichen Siegen mid Jrrwegen sich ihrer Hüllen mid
Ncbcl zii befrcien beginnen. Bruder Tartüff kommt vom Be-
ten oder Ivill gerade beteu gehen: Mit Klarheit und Sicher-
hcit in festen scharfen Zügen zcichnete Herr C ck c l m a n n die
Gestalt vor uns auf. Sein oberstes Vcrdieust war die vor-

viner Epoche des Epig o n o nt n in s in Litteratur,
Knnst nnd Politit. Das Zeitalter der Bismarck,
L-chopenhauer nnd Wagner ist dahin. Die niedergehende
Generation hat uns die nationale Einheit und das Reich
erkämpft; scheinbar sehlt unserer Generation die Befähi-
gnng, die Erweiternng zu einer Weltpolitik nnd zu eiuem
weltwirtschaftticheu Volkshaushalt durchzuführen. Wenn
dies der Fall seiu sollte, würde Deutschlaud, trotz aller
Tüchtigteit nuö all seiner nüütärischen Kraft, im Wett-
lauf der Völkcr endgültig geschlagen werden."

Deutsches Reich.

Lade«.

Karlsruhe, 16. Juni. Wie die „Frankf. Ztg." hört,
tritt Landgerichtspräsident Fieser in Freiburg in dcn
Ruhestand und an dessen Stelle kommt Landgerichtspräsident
Weizel, bisher in Karlsruhe. Weitere Veränderungen
in dcn höheren Richterstellen stehen bevor.

Madischer Landtag.

L.6. Karlsruhe, 16. Juni. (105. Sitzung der
Zweiten Kammer.) Präsident Gönner eröffnet die Sitzung
um ^5 Uhr.

Eingcgangcn ist cine Petition betr. die Erbauung einer
Bahn von Philippsburg nach Mingolsheim.

Zur Beratung steht zunächst der Gesetzentwurf betr.
die Abänderung des Gesetzes übcr den Besuch des gewcrb-
lichen und kaufmännischenFortbildungsunterrichls.
dessen Annahme Berichterstatter Weygoldt (natlib.)
beantragt.

Die Verpflichtmig zum Besuch einex Gcjverbeschulc, ge-
werblichen oder kaufmämnschcii Fortbildungsschule erstreckt sich
nur auf die mämiliche, nicht auch auf die weibliche Jugend.
Der Entwurf dcs vorlicgendeii Gesctzcs schlägt daher vor, in
Paragraph 1 Abs. 2 dcs Gesetzcs vom 5. August 1898 zu-
nächst hinter dcn Worten: „Jn gleicher Wetse kömicn fort-
bildmigspflichtige Handlungsgehilfen und Lehrlinge" die Worte
einzufügcn: „beiderlei Gcschlechts". Da im gleichen Absatze
für alle kleineren Gemcinden die Möglickkeit eines ortsstaiu-
tarischen Schulzwangcs für dic Handlnngsgehilfen auch zum
Besuche einer Gewcrbeschule oder gewcrblichcn Fortbildungs-
schule vorgesehen ist, dic Ausdehnung cines derartigen Zwan-
ges auf Mädchen sich aber nach dem Lchrplanc mid dcr ganzcn
Art dcr genannten Lehranstalten nicht cmpfichlt, so mntzte
fcrner cine entsprechende Einschränkung vorgeseheu wcrden,
und es schlägt dcshalb der Entwurf vor, nach dcn Worten:
„Handelsschule und, wo eine solchc nicht besteht," die Worte
einzufügen: „die männlichen Gehilfen und Lehrlingc."

Dic Kommission begrüht es, dah die Einsicht in die Ziveck-
mätzigkcit und Notivendigkeit einer schulmätzigen Ansbildung
auch der weiblichen Handlungsgehilsen in der Bcvölkerung
Boden gewoniicn hat mid datz dieser Unterricht nunmehr auch
landesgesetzlich garantiert und sicher gxstellt werden soll.

Abg. Neuhaus (Zentr.) tritt für bcssere Ausbildung
der jungcn Kaufleute cin. Die Lehrliiigc sollten mindcstens
12 bis 16 Stmiden ivöchentlich llnterricht erhaltcn.

?Ü>g. Geck (Soz.) begrützt den Entwurf, der den weib-
lichcn Ängcstelltcn die Möglichkeit cröffne, an dem Fortbil-
dungsunterricht tcilzmiehmcn. Durch eine Vcrkürzung der
?lrbeitszeit könnte man viel Zcit für dcn Untcrrickst gcwinnen.

?lbg. Wilckens (Natlib.) bctont, datz gerade in dcn
letzten Jahrcn auf dem Gebietc des Fortbildmigswcsens
viel geschehcn ist. Dcn Gcmcinden müsse man cs jetzt übcr-
lassen, von dem Gcsctz vernüiiftigeii Gebrauch zu machcn. Zu
weitcrgeheudeu ?liiträgcu liege keiu ?lulatz vor.

Das Gesetz ivird uacki ciuem Schluhwort des Bcrichtcrstat-
ters eiiistimmig aiigeiiommeii.

Abg. Binz (Nat.-lib.) berichtet sodann über den Gc-
setzentwurf betr. Abänderung des Gebäudeversiche-
run asgesetzes.

Der Entwurf bringt i» der Hauptsache folgcnde Norschläge:

bildliche Schlichtheit im Wort, dic Knappheit der Gcstc, die
klnge Oekonomie dcr mimischcn Schattierung. llnd zog allcs
an der Art, wie er diesen Gauner mit dem Himmel spiclcu
lietz, an, so waren besondets cinige Momente von grotzer Wir-
kung: so sein stummcs Betcn, seine laucrnd vorgebrachte Liebes-
erklärmig, so im Spiel mit Elmiren ein letztes vorsichtiges
Zögern, che er in die Falle der schoiicii Frau geht, als wenn
elwas in der Luft läge, so sein Auftreten im lctzten ?lkt, da
er deii Herrn spielt und scinc Frechheit mit seincm Bernf:
„Jch habe Gott zu rächen", entschuldigt. Dorinens wichtige
Rolle lag in dcn Händen der Frau De L a u k. Sie gab, wie
es völlig richtig war, die scharfsinnige, muntere, unbefaugene
Kammerfrau. Frl. Burger stellte Mariamineu, das ern-
geschüchterte Tnubchen, mit Empfiiiduug dar. Frl. L. ihl
war cinc klug-ruhige, behagliche Clmire. Brudcr Orgon mit
dem ivcitcn Gesichtskreis, dcssen Phantasie Heiratspläne schmie-
dct und Schenkungcn plaut, gcwann kräftiges Lebcu iu der
iiiteressanten Darstellmig dcs Hcrrn T i c t s ch. Herr E r n st
gab cincn feineii, klugen Cleant. Fran von R othenb e r g
belustigte als das Familienorakcl Madamc Pernclle. Herr
K ö h l c r imd Herr Lös ch ivaren dic bciden Jünglinge des
Stückcs, der feine nnd der polternd-migcbcrdige. Äuch tzhnen
gelang die Darstellmig zmn Besten. Hcrr Iakobi leitete
die vorzüglichen Darbietmigcn als Regiffcnr, als Darsteller
in den Fouberies de Seapin war er schr liebenswürdig. Er
hattc die Rollc des alten hilflosen Vaters cines leichtlcbigen
jnngcn Herrn, der allzu vorschncll war, cincn Ehebnnd zn
 
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