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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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Dsnuerstag 19. Juui M2. Iweites Blatt. 44. Jahrgüug. — Air. 1L0.

«rscheinr täglich, Sonnrags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 5V Psg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

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Chromk.

(Vom 1. bis zum 14. Juni.)

Luni 1.: Die Königin von Holland ist soweit hergestellt,
daß sie einen Tetl des Tages im Freien zubringen
kann.

» 1.: Die neugewählte französische Deputierten-
kawmer tritt zusammen.

» 2.: Dcr König von England erläßt wegen des Fried enS-
schlusses in Südafrika eine frohe Botschaft an
sein Volk. Die Bevölkerung Englands ist vor Freude
über den Friedensschluß nahezu außer sich.

» 2.: Jm preuß. Abgeordnetenhause lehnt der
Reichskanzler, Graf Bülow, namens der Regierung
die Teilnahme an der Beratnng der konservativen An-
träge, betr. höhere Zollsätze, ab.

» 2.: Nach den Bedingungen des Friedensschlusses in
Südafrika sollen dte sogenannten Kaprebellen das
Wahlrecht dauernd verlieren, thre Führer nach den Ge-
setzen deS Landes, abcr nickt mit dem Tode, bestraft
werdcn. Transvaal und Oranjestaat verlieren ihre
Selbständtgkeit.

» 3.: Dcr König von Sachsen ist bedenklich erkrankt.

,, 4.: DieZwcitebadischeKammer beginnt die Be-
ratung des Entwurfs betr. Veränderung des Eesetzes
über den Elementarunterricht.

» 5.: Das Kaiserpaar trifft in Marienburg znr
Feier der Wicderherstellung des dortigen Schlosscs ein.
Abeuds auf dem Bankett sagt der Kaifer in einer Rede,
polntscher Uebermut wolle dem Deutschtum zu nahe
treten und er sei gezwungen, sein Volk aufzurufen zur
Wahrung seiner nationalen Güter.

» 5.: LordKitchener wird zum Viscount und General
befördert und crhält eine Lotation in Höhe von etner
Million Mark.

, 6.: DieZweitebad. Kammer nimmt die Gesetzes-
novelle, betr. den El em ent a r u n t e r r i ch t, an.

,, 7.: Das preuß. Abgeordnetenhaus nimmt ohne Debatte
das O stm a r k e n g e s e tz in dritter Lesung an.

» 8. rJnFrankretch tritt an Stelle des freiwillig ab-
dankenden Ministeriums Waldeck-Rousseau ein Kabinet
Combes, das einen ausgeprägt radtkalen Charakter
zeigt.

» 10.t Dte Zweikc hessischc Kammer genehmigt das Ueber-
einkommen bctr. die Ma in-Neckarbahn.

» 11. : Der Reichstag nimmt die Zuckerkonvention, das
Saccharingesetz und das Branntweinsteuergesetz an und
vertagt sich bis zum 14. Oktober.

»11.: Die Kö nigin von H o l l a nd trifft in Balduinstein
an der Lohn zur Erholung ein.

» 13.: Jmungarischcn Abgeordnetenhause erklärt Mini-
sterpräsident Szell, der neue Dreibund-Vertrag
fei ganz gletchwertig dem ersten.

,, 14.: Bisher legten 16500 Buren die Waffen nieder.

Schukfragen in der ersterr öad. Kammer.

(Aus der Sitzung vom 14. d.)

... Geh. Rat Lcwald: Wenn bei der Erörterung des Budgets
die Hochschulen anf den blühenden Stand derselben habe
^Uigewiesen wcrden tönncn, so biete auch die allgemeine Ent-
A'Aung der M ittclschulen kcin unerfrenliches Bild.
^ustatt wie früher nur zwci Artcn dcr Mittelschulen (Gym-
i^fium und Bürgerschnlcn) bcsützen wir jetzt cin wohlgeglie-
crtes Syftem von Viittclschulen, das dcm erwciterten Bil-
.stngsbedürfnis genüge. Jm letzten Jahrzehnt seicn ncben
Gelehrtenschuleii (Ghmnasium und Progymnasium) die
Z^listische» Schulcn gctrctcn, die haupifächlich der Jnitiative
Städte zn verdankcn seien. Jn der Mitte ftänden die z
^cal- nnd Rcalprogymnasicn, die hauptsächlich auf den Besuch !

technifchcn Hochschulen vorbcreiten. Es scr nicht zu ver- i
^nen, datz dic Bestrebungen, gerichtet auf die realistische !


Der Forstmeister.

Eine Olcschichte vom Walchensce.

Von FricdrichDolch (f).

(Fortsetzung.)

s^ Der Ankömmling, cin baumstarker Bursche von nngcfähr
l.Dundzwanzig Jahren, stietz eincn Fluch aus. „Gm sein
iNlen?" ries er wild. „Da kennst mich schlecht, mein licbcr
g/udel, wenn du daA glaubstl Der grüne Hund mutz dwan
/'ubsti und wcnn ich glcich selüer nachher Bekanntschaft mit
yfu Scharfrichter inach'n mützt'. Der soll mich nct umsonst
Zuchthaus 'bracht hab'n, und ich steh' gut dafür, datz er
r^fhaupt kein' Wildüratschütz'n mehr hineinbringt. Aber jetzt
und sag', wo du dich denn so elend lang herumtrcibst!
gjÄ hbjj- Weillang g'fressen in mcin'm Bau. Ein

uur, datz ich 'was bei mir g'habt hab' für mein Schnabel."
^„"Red' net dahcr, wie a Mo' ohile Kopf," sagte Hauscr,
hi Arm dcs Burschcn nehmcnd und ihn tiefer tn dcn Wald
irj, ^Uiführend. „Hab'n wir denn net ausg'macht g'habt, datz
«b /frst nach Walchensee hinüberschau' und Nachfrag' halt',
hqb' )u Häusl noch auf'm altcn Flcck stcht odcr net. No, das
llyn 'than. Jch hab' dcin Hüusl ang'schaut nnd mich auch
tz'- ' dix cekundigt. ,Jesses, der Berger Sepp,' hab'n d' Lcut'
,Der Lumpazi.I Der is im Zuchthaus, weil er unscrm
lsthfu Forstmcistcr, dcr'n beim Wildschietz'n crwischt hat, ans
dq ffhat woll'n. Die Tag' mutz er wieder 'rauskommen und
i>hGircut sich's ganze Ort schon d'rauf.' No, ich hab' wciter
8's„^ehr wisscn woll'n, und hab' mir nachhcr dein Häusl au-
dyg^ut. Das is am Einfall'n und a Hundshaus is a Palast
hst,,llcn. Aber das macht nix l Die Hauptsach' is, datz a paar
fEück' dabei sind. Die wenigstens kannst alleweil ver-
und viclleicht a tausend Markl odcr so 'was einuehmen
Also? Bleibt's dabei, was mir im Zuchthaus mitein-
stig-7 ausg'macht haben? Du verkaufst dein Anwcsen und
d«Z u,,-) ich uehm' dafür das G'schäft mit'm

Bildung, im letzten Fahrzehnt mehr in den Vordergrund gc-
trcten seien. Es entsprcche dies der ganzen Entwicklung un-
sercr Zeit. Der Anteil der Realschulen an der Gesamtzahl der
Schüler sei cin verhältnismätzig großer. Es sei dies nicht zu
bcklagen, vielmehr insofcrn zu begrützcn, als dcn Ghmnasien
dadurch eine gewisse Entlastung verschafft werde, insofern als
Schüler, die früher die Gymnasicn nur bis zur Erlangung
der Berechtigung zum Einjährig-freiwilligen Dienst besucht
hätten, jetzt von dieser Anstalt fernblieben.

Für die Ausbildung des weiblichen Geschlechtes scieu die
Höheren Töchterschulcn bestimmt. Es seicn dies
Städteanstaltcn, die aber vom Staate subventioniert werden.
Es sei nun staatlich'erscits in Aussicht genommen, diese Schu-
len ausgiebigcr dadurch zu unterstützen, dah der Staat ein
Drittel des ungedeckten Aufwanbs und zwar ohne Limitierung
übernehme. Die Kommission 7önnte sich mit diesem Plans
einverstanden erklären. Die Fürsorge der Regierung für die
Ausbildung dcs weiblichen Geschlcchts zeige sich auch darin,
datz die Mädchen zu den Gymnasicn zugelassen würden. Ein
übermätzigcr Gebrauch sei von dieser Befugnis bis jetzt nicht
gemacht worden, auch lasse sich ein abschliehendes Urteil übcr
dicse Matznahme jetzt noch nicht fällen. Zu begrützeu sei es
aber, datz die Regicrung in dieser Richtung vorgcgangcn sei.
Sehr crfreulich sei der Stand der Gewerbc- und F a ch -
schule n, insbesondcre die Gewcrbcschulen uähmcn an Zahl
und Umfang zu. Einen trefflichen Bcweis über die Lcistungs-
fähigkeit dieser Schulen habe die kürzlich stattgehabte Aus-
stellung hier gegeben. Die Kaufmannsschulcn seicn zum grötz-
tcn Tcil noch in der Hand von Vereinen und Korporationen;
doch bcstünden schon 10 als Gemeindeanstalten mit Schul-
zwang für die männlichen Besucher. Die Einführung des
Schulzwangs auch für die Schülcrinnen an diescn Anstalten
wcrde von der Regierung in eincr Vorlage in Antrag gcbracht.
Nach dcn Erklürungen dcr Regierung in der Zweiteu Kammer
beabsichtige dieselbe, den Haiidelsschulcn eiiigeheude Fürsorge
zn gewähren, insbesondere solle der Einrichtung dieser Schu-
lcn und der Ausbildung der Handelslehrer Aufmerksamkeit
gcschenkt werden.

Was die Volksschulen anlange, so habe der Herr
Oberschulratsdirektor im anderen Hohen Hause selbst erklärt,
datz sie kcine gleich günstige Entwicklung genommcn hättcn
wie die Hoch- und Mittelschulen. Als die wichtigsten Auf-
gabcn zur Hebung des Volksschulwesens kämen in Betracht
cinmal die Ncuregelung der Vorbildnng der Lehrer und dann
die Aufbesscrung der Einkommcnsverhältnisse derselben. Jn
crstcrer Bezichung sei die Regierung mit der Frage beschäftigt;
cs bestehe die Absicht, dcr Ausbildung eine Realschulbildung
zu Grunde zu legen und daran die fachliche Ausbildung in
den Lehrerseminarien anzuschlietzen. Ein derartiges Vor-
gchen sei richtig, mehr zu thun wäre von Uebcl, insbesondere
erschcint es Redner als cine Absurdität, für die Lehrer eine
akadcmische Vorbildung zu verlangcn. Mit der Aufbesscrung
dcs Einkommens' der Lchrer werde sich das Hohe Haus dcm-
nächsi zu befassen haben.

Geh. Rat Freiherr vou Dusch: Wclche Bcurtcilung dic
Zulassung der Mädchen an d e n Mittelschu-
lcn zu crfahrcn habe, das liche sich. wohl erst in dcr Zukunft
übcrsehen. Es werde fich dann auch zeigen, ob das gegen-
wärtige System durchführbar sei, oder ob für die Mädchen, die
sich für das Studium vorbcreitcten, nicht bcsonderc Anstalten,
wie bas bereits in Karlsruhe bestehende Mädchengymnasium,
zu crrichten seien.

Den Ausführungen des Herrn Berichterstatters über d i e
Vorbildung der Lehrer könne cr dnrchaus beitrctcn;
insbcsondere habe der Herr Berichierstatter die Grenzen richtig
bezeichnet, innerhalb deren fich das geplante Vorgehen dcr
Rcgicrung auf diesem Gebiete zu bewcgen haben werde.

Seitcns der Regierung müsse ancrkannt werden, datz die
gcgeuwärtige Zahl der Kr eis s chu l v isit at ur e n
zu gering sei. Jn das gegenwärtige Budget habe die bercits
in Nussicht genommene Vermehrung nicht aufgenommcn wcr-

Forstmcistcr auf mich. Es is ja alles so gut eingefüdclt, datz
rein der Tcufcl seine Hand im Spicl hab'n mützt, wcn» nct
alles gut 'nausgeh'u thüt'."

„Am Geld soll's net fehl'n, das wär' dir sichcr," sagte
Scpp. „Wenn nur erst das Gütcl verkauft wär', abcr da
wird's halt cin' Hakcn hab'n, mein' ich."

„Gar net," crwidcrte Hanscr. „Thu' uur so, wie ich dir
gcraten hab'. Du machst dich jetzt auf dcr Stcll' auf und
gchst schnurgjrad' hcim. Jn Walchensce latzt' dich dann bei
dcin'in Hänsl und noch fleitziger im Wirtshaus seh'n, verzählst
auch alle Lcut', dah du dei» Gütcl gern so bald als möglich
verkäufcn möcht'st, weil du's Aus'wandern im Siun hütt'st.
Deine Hcimatgemcind' wär' g'wih froh, weiin's dich loswcrd'n
tliät', und bringt' dir schon cin' Käufer zu oder kauft dir dein
<Zachl am End' gleich selbcr ab. Verstehst? Und auf dich kann
nachhcr auf kein' Fall cin Verdächt fall'n, wenn's morgcn be-
kannt wird, dah 'm Forstmeister heut' Nacht 'was passiert is.
Jch äbcr pass' auf in der Näh von Urfcld, und wenn ich ihm
's Licht aus'blascn hab', wcrf' ich die Lcich' insti Walchenscc
unb fütcr' d' Fisch damit. Da kommt er nachhcr in Ewigkeit
nimmer zuin Vorschcin; wenn'I andcrs wahr is, was d' mir
oft verzählt hast, dah der Walchensee nix mehr 'rausgicbt,
was cr cinmal eingsfchluckt hat. Js das g'scheh'n, nachher
schlcich' ich mich in dcr Dunkelhcit in dcin Häusl. Da wcrd'
ich mich schon so lang versteckt halten können, bis dcr erstc
Lürm vorbei is und du dcin Häusl verkauft hast. Wcnn wir
unscr Gcld hab'n, nachher mach'n wir uns bei Ilacht und Nebel
davon, hinüber nach MittenwHld und hinein ins T>rol. Und
sind wir iiur crst amal so wcit, nachhcr sind wir auch in Sichcr-
hcit und kcin Tcufcl soll uns mehr 'was anhaben. Viellcicht
abcr is's gar net amal notwcndig, daß wir uns aus'm Stanb
mach'n. Vielleicht nimmt mir gar ein anderer das Geschäft
ab odcr cs gclingt mir, den Vcrdacht auf ein' nndcrn ab-
z'wälzen."

„Oho! No, und was wär' das für c!n anderer? Da wär'
ich doch wirklich ncugierigl"

den können, doch glaube cr zusagen zu köunen, datz im nächsten
Budget eine nicht unerhcbliche Vermehrung der 51reisfchul-
visitaturen werde in Vorfchlag gebracht werden.

Geh. Hofrat Dr. Schäfer bespricht eiuige wichtige Fragen,
die mit dem zur Beratung vorliegenden Budget in Zusammen-
hang stchen.

Das Gebiet des Mittelschulwescns sei lange Zeit hindurch
dcr Tummelplatz heftiger Kämpfe geweseu. Begonnen hätten
dicselbcn mit der U e b e r b ü r d u n g s f r a g e. Heute sei
dicse Frage als erledigt zu betrachten; es werde auch in weiten
und gerade in den zunächst zum Urteil berufenen Kreisen
zugegeben, datz sie stark aufgebauscht worden sei. Es bestehe
viclmehr die Gefahr, datz die Schülcr zu wenig in An-
spruch genommen würden, datz sie nicht lernen, was vor allem
auf einer guten Mittelschule gelernt werden soll, ernst und
selüständig zu arbeiten. Er würde es mit Freudcn begrützen,
wcnn dicse Auffassung auch in der Schule durchaus zur Gel-
tung käme.

Jm Zusamcnhange mit dcr Ueberbürdungsfrage habc der
Kampf gegen die a l t e n Sprachen gestanden, deucn
dic Ucbcrbürdung zugeschricben 'worden sei. Redner will sich
aiif cine eingehende Wcrtschätzung der alten Sprachen nicht
cinlasscn; er will nur hcrvorheben, daß, was in dem lctzten
glorreichcn Jahrhundert von uns errungen worden sci, unter
dcr Vorherrfchaft der Gymnasialbildung habe erreicht werden
könncn. Auch das fci nichr zu übersehen, daß unsere Erfolge
im Auslande vielfach dcr in nnserem Volke vcrbreitcten tüch-
tigcn klcissischen Bildung zugcschrieben wcrden, und datz man
sich bemüht habe, dicsen Unterschied durch Rcformen im An-
schlutz an dentsche Muster auszugleichen.

Redner gicbt dem Wunsche Äusdruck, den G h m n a s i a l-
untcrricht auf seinen derzeitigen Grundlagen
u n v crändertzu bewähren. Der Unterricht in dcn k l a s-
s i s ch e ii Sprachen sollte in keiner Weise verkürzt, son-
dcrn, wenn möglich, noch verstärkt werdcn. Neben den klas-
sischen Sprachen bilde die Pflege der Mathematik die
Grundlage eincr tüchtigcn Gymnasialbildung. Die stärkere
Betonung andcrer Lehrfächer an den Gymnasien halte cr für
nicht angezeigt. Es sollte insbesondere dem weitcren Vor-
dringen dcr neueren Sprachcn, der beschreibenden Naturwissen-
schaftcn und der Geographie auf den Gymnasien ein Riegel
vorgeschobeu werden; auch der Gcschichtsunterricht bedürfe
kcincr grötzeren Stundenzahl. Das, was dem Lehrplane nach
hicr gelehrt wcrdcn müssc, sei vollig ausreichend. Für die
Geschichte sci allcrdings die Forderung aufzustellen, datz der
Lchrplan auch für die Ercignisse nach 1815 stets zur vollen
Durchführung komme.

Er halte die Zulassung der Abiturienten
aller n e u n k l a s s i g e u S ch u l c n z u m Studium
für kcine glückliche Mahnähme, müsse abcr ausdrücklich hinzu-
fügen, datz er damit kcinerlci Tadel über die verantwortliche
Bchörde aussprechen wolle. Er würde, wenn befragt, felbst
nicht in dcr Lage scin, einen befriedigendcn Auswcg aus dcn
vorhandenen, verwickclten Zuftänden zu zeigeu. Er befürchte
aber, datz sich nicht uur für den Universitätsuntcrricht, son-
dcrn auch für dic jungen Leute selbst Schwierigkeitcn ergeben
könnten. Fn der philosophischcn Fakultät, dic doch die zu-
künftigcn Mittelschullehrer zumeist heranbilde, seicn dem
Obcrrcalschnlabiturienten ohne Nachexamcn so gut wie alle
Fächcr vcrschlosscn und mit Nachexamen nur uutcr schweren
Opferu an Zeit und Kraft erreichbar. Auch von der Pro-
motion sei nach der neuen Ordnung ein Oberrealschulabitu-
rient ausgeschlosscn. Er wolle bci diescm Anlasse wiederholen,
was cr schon bci früherer Gelcgenhcit bcmcrkt hab'c, datz cs
die Universitäten dauernd ablehncn mützteu, eine mangclhafte
Vorbildnng durch ihre Organc zu ergänzen.

Zu eincm nndcrn Punkte übergehcnd, führt Redner aus,
daß wohl bci keinem andercn Bcrufe cine so lose Verbindung
zwischcn der auf der Univcrsität g e n o s s e n c n
Vorbildung und d c n E r f o r d e r n i s s e n der
spätcren A m t s t h ä t i g k c i t b e st e h e, wic bei

„Latz dir's erzähl'n! Wie ich vor a paar Stund' hinüber
hab' woll'n nack^ Walchensee, is mir bci Urfcld ein Jager bc-
gcgnet — der Hornegger Franzl."

„Dcr Tropf! Mit dem hätt' ich eigentlich auch noch ab-
zurechncn."

„Das kann lcicht g'scheh'n, datz wir bci der Gclegcnhcit nct
blotz mit 'm Herrn Forstmcistcr, sondcrn. auch mit 'm Hoxncgger
Franzl abrechncn könncn. Lus' nur zul Also ich bin dem
Franzl bcgegnet und hab' gleich Bekanntschaft mit ihm g'macht.
Das is mir auch nct schwer 'wordcn, dcnn der Franzl is ci-
gcntlich a ganz guter dummer Kerl, dem ich lcicht hab' die
Würmcr aus der Nascn zieh'n können. Wir sind auch bald
gute Freund' g'wesen, hab'n nachher später im Postwirtshaus
mit cinandcr 'trunkcn und cinander allerhand vcrzählt, und
auf dic Wcis' bin ich hinter Sach'n 'kommen, die nns vou
grohem N'utzen sein können. Der Franzl hat nümlich ein'
Schatz, die Gricsinger Marei, die d' wohl auch kcnncn wirst..
N'a, und weil der Herr Forstmcistcr alleweil gar z' freundlich
is mit der Marei, hab'n die zwei Licb'sleuteln Streit g'habt
mitcinander, und der Franzl hat eine Schandwnt auf sein'
Herrn Vorg'setzten. Das hab' ich benutzt und haü' den Franzl
aus Leibest'räften aufg'hctzt. G'rad vonch is er voller Wut
und Zarn fort, und lcicht, mcin' ich, könnt's daher sein, datz
die zwei cinander auf'm Hcimweg auf'n Leib ruck'n und cin-
andcr dcn Garaus mach'n. Das wär' freilich 's allerbeste.
Viclleicht bin ich nachher g'rad' zufällig in der Näh' und känu
auch mein' Truinpf dazu gcb'n. Fallt abcr 'm Franzl, wie
cin'm rcchtcn Tranminet, 's Herz in d' Hosen, nachhcr bleibt
freklich die ganz' G'schicht' an mir allein hüngcn. Aber es macht
nix, ich bring's allein auch fertig und werd' nachhcr schon dafür
sorg'n, datz dcr Verdacht auf'n Horncgger Franzl fällt. So,
und jctzt mach', daß d' heimkommst und halt dich ninderst
(nirgcnds) lang auf unterwcgs. Jch schau »achhcr noch
einmal ein bisl ins Postwirtshaus hinüber, und wenn dcr
Forstmeister sich auf'n Hcimweg macht, lauf' ich ihm schou
 
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